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Colonel Arthur L. Conger

Rückkehr zu aktiver theosophischer Arbeit

Gegen Ende des Jahres 1922 kehrte Oberst Conger zur aktiven theosophischen Arbeit zurück, zwei Jahre bevor er Militärattaché wurde. Am 23. November 1922 verließ Mrs. Tingley Point Loma, um die westlichen und südlichen US-Staaten zu bereisen. Die Reisegesellschaft war zwei Tage lang zu Gast bei Oberst William O. Gilbert in San Antonio. 1

… während sie in San Antonio, Texas, weilte, wurde ein Militäroffizier von hohem Rang angekündigt, und er stellte sich als Oberst Arthur Conger vor. Die Freude der Leiterin der TG hätte nicht größer sein können, wäre es ihr eigener Bruder gewesen, denn Oberst Conger war als junger Mann, nachdem er gerade das College verlassen hatte, in früheren Tagen in New York ihr Sekretär gewesen ... 2

Zwei Botschaften von Katherine Tingley an Oberst Conger kennzeichnen dieses Ereignis für uns. Die erste ist folgendes Telegramm vom 8. Januar 1923: „In stetem Gedenken an jene glücklichen Stunden mit dir freue ich mich auf eine weitere glückliche Zeit in unserem sonnigen Kalifornien. Alles Liebe … .“ Die zweite Botschaft ist ein Brief vom darauf folgenden Tag – hier ein Auszug:

Ich bin der Meinung, mein lieber Gefährte, dass du in einem größeren Ausmaß Theosophie in deinem Herzen und in deinem Leben getragen hast, als ich angenommen habe; und dass die ganze gute Saat, die du im rechten Handeln ausgesät hast, dir notwendigerweise reiche Ernte bringen muss. …

… Joseph Fussell, mit Tränen in den Augen und einem riesengroßen Lächeln, schien ganz ‘aus dem Häuschen’, weil ich dich getroffen habe. So viele Fragen stellte er mir über dich! Er erzählte über deinen Besuch in meinem Haus, als ich zu meiner ersten Europa-Tournee verreist war … und von den alten Tagen. …

P. S.: Lieber Arthur Conger: Obwohl du äußerlich für so viele Jahre von uns getrennt warst, musst du auf inneren Ebenen mit der Universal Brotherhood Organisation sicherlich auf eine sehr aktive Art verbunden sein; denn ich erinnere mich daran, dass du bei ihrer Gründung in meinem Wohnsitz in West End Avenue, New York, im Jahr 1898 anwesend warst. Das muss sicherlich etwas bedeuten.

Vier Monate später verweilten der Oberst und seine Frau mehrere Monate lang als Gäste von Mrs. Tingley in Point Loma. Der Besuch begann offiziell damit, dass der Oberst und Mrs. Conger im Rahmen eines Abendkonzerts im Lomaland Tempel des Friedens am 21. Mai geehrt wurden. Darauf folgte ein Empfang und die Wiederbegegnung mit vielen älteren Mitarbeitern der ersten Tage in Boston und New York. 3 Am 16. Juli eröffnete Mrs. Tingley die vierte Sitzung des ‘International Parliament of Peace and Universal Brotherhood’. Oberst Conger hielt – ebenso wie einige andere Redner, darunter Kenneth Morris, Joseph H. Fussell und G. de Purucker – eine kurze Ansprache über den Frieden. 4 Von diesem Tag an bis zu Katherine Tingleys Tod 1929 korrespondierten die beiden ununterbrochen. Das Hauptthema der Briefe war die Wichtigkeit seiner Arbeit für Theosophie.

Nach der Rückkehr von ihrer Vortragsreise durch Europa am 26. Oktober 1924 besuchte Mrs. Tingley Conger in Boston. Sie erfuhr von ihm, dass er bald zum Militärattaché der US-Botschaft in Berlin ernannt werden würde. Anfang 1925 war der Oberst in Washington, DC; Monate später kehrte er nach Berlin zurück. Im folgenden Jahr, am 31. März 1925, schilderte Mrs. Tingley in einem Brief an den Oberst die genauen Pläne für eine weitere Vortragsreise durch Europa und fügte hinzu:

Jetzt belaste ich dich mit all dem, denn du und Margaret, ihr seid so eng mit der Arbeit verbunden, dass ich gewagt habe, euch die ganze Situation anzuvertrauen.

Am 26. Mai des Jahres lesen wir in einem Brief des Department of State an ihn:

Sie werden hiermit zum Militärattaché der amerikanischen Gesandtschaft in Bern in der Schweiz ernannt – zusätzlich zu Ihren Pflichten als Militärattaché bei der amerikanischen Botschaft in Berlin.

Während jenen Jahres traf Mrs. Tingley in Europa ein. Oberst Conger verbrachte Zeit mit ihr auf und half auch bei der Öffentlichkeitsarbeit in Deutschland. 1926 machte Mrs. Tingley erneut eine Vortragsreise durch Europa; und während sie sich in Berlin aufhielt, wohnte sie bei den Congers. In einem Brief vom 6. Juni 1926 schreibt sie:

Mein Besuch hier im Haus von Oberst und Mrs. Conger war unerwartet und stellte sich in jeder Hinsicht als Segen für mich und die Mitarbeiter heraus. …

Oberst Conger ist dieselbe großartige, edle, vertrauenswürdige Seele wie eh und je, und tritt begeistert für die Ziele unserer Arbeit ein, … . Es ist so wunderbar zu sehen, dass er in all diesen Jahren der Ablenkung, Enttäuschungen, der Unruhe und der Anspannung so verlässlich an der Theosophie festgehalten hat wie damals, als er als junger Mann seinem Vater und seiner Mutter erklärte, dass Theosophie von nun an sein Leitstern im Leben sein und er uns nicht verlassen würde. Er hat seinen Kampf gewonnen und wird nun aufgrund seiner früheren Loyalität Hilfe für eine größere Arbeit bekommen. 5

Am 21. Juni 1926 schrieb Mrs. Tingley über Oberst und Mrs. Conger, die ihr zu Ehren einen Empfang in ihrem Haus gaben. Dieser Empfang wurde „von vielen der im privaten und öffentlichen Leben bekanntesten Menschen der Stadt besucht und war ein riesiger Erfolg.“ 6 Während dieser Reise muss der Oberst Mrs. Tingley begleitet haben, da er ein Telegramm nach Point Loma aus der Tschechoslowakei unterschrieben hat.

Am 4. November 1927 war der Oberst wieder in Point Loma. Im Verlauf eines Empfangs für ihn in ihrem Haus gewährt uns Mrs. Tingley folgenden Einblick:

Während er seine äußere Pflicht als Staatsdiener der amerikanischen Regierung voll erfüllt, hat dieser andere Teil seiner Natur die ganze Zeit über mit uns gearbeitet. So haben wir den stillen Wächter oder den stillen Gefährten immer auf unserem Wege mit uns gehabt, um uns zu helfen; … 7

Conger-und-Tingley

Abbildung 3 Oberst Conger mit Katherine Tingley

 

Im Jahr 1929 schrieb Mrs. Tingley einen langen Brief, in welchem sie ihre Pläne für eine weitere Europareise beschreibt. Zu dieser Zeit war Conger, der den Militärdienst im Oktober 1928 quittiert hatte und sich nun im Ruhestand befand, Gast bei Katherine Tingley in Point Loma. Er reiste ab, nicht nur um sich von einem schweren Asthmaanfall zu erholen, sondern auch um sein Buch mit dem Titel The Rise of U. S. Grant fertigzustellen. 8 Im Juni 1929 erhielt er Briefe, die über Mrs. Tingleys Verletzungen bei einem Autounfall in Deutschland berichteten und kurz danach Nachricht von ihrem Tod in Visingsö, Schweden. Ziemlich lange empfand Conger tiefe Trauer, denn im Laufe der vielen Jahre hatten sie eine tiefgehende und seltene Beziehung aufgebaut.

Nach Katherine Tingleys Ableben schrieb Purucker am 30. Juli 1929 einen Brief, in dem er seine Freundschaft zu Conger zum Ausdruck brachte. Im November, immer noch mit dem Gefühl des Verlusts von Mrs. Tingley, schrieb der Oberst eine kurze Notiz an Dr. de Purucker und schloss mit der Erklärung seiner Loyalität ihm gegenüber als dem neuen Leiter der Theosophischen Gesellschaft. 9 Fünf Tage später schrieb ihm Purucker über Mrs. Tingleys Tod und endete mit folgenden Worten:

Ich danke dir von ganzem Herzen, lieber Conger, für deine freundlichen Worte der Loyalität, mit denen du deine Notiz beendest. Ich verstehe dich ganz gewiss; und da ich dich in diesen Dingen kenne, bedeuten die wenigen kurzen Wort für mich mehr, als ein langer Brief von jemand anderem. Du hast den wahren Geist, da der buddhische Glanz in deinem Herzen leuchtet! Ich weiß, dass du einer der Verlässlichen bist, auf die ich immer zählen kann. Danke! 10

In den nächsten zehn Jahren bekam die Arbeit der Gesellschaft eine andere Richtung. Die Betonung lag auf öffentlicher Aktivität, organisatorischem Wachstum und besonders darauf, dass die Mitglieder die Lehren der Theosophie und ihre Beziehung zum Pfad des Altruismus erlernten. Angesichts der Tatsache, dass am 15. Januar 1932 der Präsident der Amerikanischen Sektion, J. Henry Orme, plötzlich zurücktrat, bat Dr. de Purucker Oberst Conger, „einen der Vertrauten der ‘Alten Garde’ … und Diener Jener, denen wir alle dienen“, sich um den Posten zu bewerben, „für den du so besonders geeignet bist“. 11 Der Oberst antwortete zustimmend, zunächst per Telegramm und dann in einem Brief, den er in Takoma Park, DC, am 24. Januar 1932 schrieb:

Es kann nur eine Antwort auf deinen Brief vom 15. geben und ich bin überzeugt, dass mein Telegramm meine Position völlig klar gestellt hat. …

Und doch gibt es zwei Umstände, die meine Nützlichkeit für die Position, die du mir vorschlägst, einschränken und die ich erwähnen möchte – nicht weil sie mich in meiner Antwort zögern lassen, sondern weil du über sie Bescheid wissen solltest. Der eine ist mein schlechter Gesundheitszustand – das Leiden, das ich mir Anfang 1929 zugezogen habe, schwebt noch immer über mir; der andere betrifft meine momentan finanziell eingeschränkte Lage, die sich etwas beeinträchtigend auswirken wird auf die Art und Weise, wie ich ‘weitermachen’ möchte.

Arthur L. Conger wurde am 1. März 1932 in dieses Amt gewählt. 12 Während der 30er Jahre kämpfte er gegen das Parkinson Syndrom an, das schon bald bedrohliche Ausmaße annahm und ihn nötigte, die Präsidentschaft der Amerikanischen Sektion im Januar 1933 aufzugeben. 13 Als sich sein Gesundheitszustand besserte und auf Drängen Puruckers, wurde er am 23. September 1939 wieder zum Präsidenten gewählt. 14

Während seiner Präsidentschaft förderte er das Studium theosophischer Philosophie und ermutigte zu kreativen Darstellungen dieser Ideen. Im Jahr 1938 wurde Lucifer das offizielle Organ der Amerikanischen Sektion und blieb es bis zum April 1951. 15 Ein Beispiel für die von Conger geförderten kreativen neuen Ansätze war Theosophical Nuggets (1940-1944), herausgegeben von James A. Long. Nuggets war ein Magazin in Taschenbuchformat, angefüllt mit theosophischen Vorstellungen, Briefen von H. P. Blavatsky, Zitaten aus den Mahatma Briefen und Originalartikeln von Mitgliedern sowohl der Amerikanischen Sektion als auch aus Europa.

In den 30er Jahren wurden Conger und Dr. H. N. Stokes, Herausgeber des O. E. [Oriental Esoteric] Library Critic und manchmal der ‘Wachhund der theosophischen Bewegung genannt’, enge Freunde. Dr. Stokes nahm regelmäßig an der Studiengruppe der Mahatma Briefe teil, welche die Congers in ihrer Wohnung in Jackson Ave, Takoma Park, leiteten. Im Jahr 1942 ernannte Dr. Stokes Conger zu seinem literarischen Leiter und James A. Long und Mrs. Goldberg (persönliche Assistentin von Dr. Stokes) als Mitarbeiter. 16

Wie in wachsenden Organisationen üblich, traten dann und wann Personalprobleme und andere Konflikte in der TG auf. Wegen dessen administrativer und persönlicher Fähigkeiten leitete Dr. de Purucker Fälle, welche die Amerikanische Sektion betrafen, an Conger weiter. Darüber hinaus hielt Purucker Conger über finanzielle und betriebliche Angelegenheiten in der Hauptstelle in Point Loma auf dem Laufenden. Das Kabinett hielt, während es die Leitung innehatte (1942-1945), an dieser Vorgehensweise fest. Im April 1940, bevor die Neuigkeiten an die Öffentlichkeit gelangten, schrieb Purucker an Conger, dass die Hauptstelle und alle Einrichtungen von Point Loma nach Los Angeles County, in die Nähe von Covina, umziehen würden. Kurz nach dem Umzug der Hauptstelle am 29. Juni 1942 informierte Purucker Conger über bestimmte, andauernde Probleme in der Amerikanischen Sektion:

Bitte, Arthur, betrachte es als selbstverständlich, dass alles, was du für die spirituelle und sonstige Gesundheit der Sektion am besten hältst, meine Zustimmung finden wird; und ich glaube, ich kann diesen Blankoscheck jederzeit ausstellen, da ich dich so gut kenne, deine äußerste Treue, deine hohe Intelligenz und dein diplomatisches Gefühl und deine Fähigkeit standzuhalten, sollte es notwendig sein, als der wahre Soldat, der du bist.

Elf Tage später schrieb er dem Oberst:

Erlaube mir zu sagen, mein lieber Bruder und Freund seit vielen Jahren und sogar seit Zeitaltern der Vergangenheit, dass alle deine Antworten auf diese Korrespondenz – ich meine diese, in die du mir Einsicht gestattet hast – Musterbeispiele für Standhaftigkeit, Freundlichkeit, Diplomatie und einen klaren Kopf sind. Und das sind keine leeren Worte, Arthur, denn ich meine jedes einzelne hundertprozentig. …

Natürlich stimme ich deinen Antworten in jeder Beziehung zu, im Allgemeinen und im Einzelnen, und ich wünschte nur, dass ich die Fähigkeit hätte, diese Situationen so zu handhaben wie du.

Zwei Monate später, am 27. September 1942, starb Gottfried de Purucker und die nächsten drei Jahre lang leitete das Kabinett die Theosophische Gesellschaft, während Oberst Conger der Leiter der Amerikanischen Sektion blieb. Während dieser Jahre – dem Höhepunkt des Zweiten Weltkriegs – waren das Reisen und die Kommunikation in den Vereinigten Staaten schwierig und mit Europa und anderen Ländern fast unmöglich.

Alle Bücher und Zeitschriften und alle Briefe und Dokumente, auf die hier nicht besonders verwiesen wird, befinden sich im Archiv der Theosophischen Gesellschaft Pasadena in Kalifornien.

Fußnoten

1. Oberst Gilbert war Kriegsgerichtsrat der 8. Corps Area, mit Hauptquartier in Fort Sam Houston, Texas. Er war oberster Berater in Fragen der Militärgesetzgebung für den kommandierenden General der American Expeditionary Forces in Frankreich zur Zeit der Unterzeichnung des Waffenstillstands. Oberst Gilbert war ebenfalls Theosoph. Eine Zusammenfassung seiner Militärlaufbahn findet sich in The Theosophical Path (23:3), März 1923. [back]

2. The Theosophical Path (24:2), Februar 1923, 188. [back]

3. The Theosophical Path (25:1), Juli 1923, 84-5. [back]

4. The Theosophical Path (25:2), August 1923, 195. [back]

5. The Theosophical Path (31:2), August 1926, 192-4. [back]

6. Ebenda, 195. [back]

7. The Theosophical Path (34:1), Januar 1928, 85. [back]

8. The Century Co., 1931; revidiert von A. H. Meneely in The Saturday Review of Literature, 11. Juli 1931. [back]

9. ALC an GdeP, 4. November 1929. [back]

10. GdeP an ALC, 9. November 1929. [back]

11. GdeP an ALC, 15. Januar 1932 [back]

12. Offizielle Mitteilung der International Theosophischen Hauptstelle, Point Loma, Kalifornien, 1. März 1932. [back]

13. ALC an GdeP, Telegramm vom 10. Dezember 1932: „Weitere Gründe für Präsidentenwechsel mein physischer Zustand unverbessert bin immer noch nicht in der Lage zu schreiben oder in der Öffentlichkeit zu sprechen Osteopath hofft auf Besserung abhängig von völliger Entspannung … .“ [back]

14. Telegramm, James A. Long an GdeP und GdeP an JAL, 23. Sept. 1939. [back]

15. Lucifer wurde ursprünglich am 15. September 1887 von H. P. Blavatsky gegründet, Mitherausgeberin war Annie Besant von Mitte 1889 bis Juni 1891. In der Folge wurde die Zeitschrift bis September 1895 von AB herausgegeben, danach wurde GRS Mead Mitherausgeber (bis August 1897). Zu diesem Zeitpunkt änderte die Zeitschrift ihren Namen in The Theosophical Review. Der zweite Lucifer wurde unter der Leitung von G. de Purucker von jüngeren Mitgliedern des Stabs der Hauptstelle von Jan/Feb 1930 bis Jan 1935 herausgegeben. Dann wurde er, genauso wie The Theosophical Path, mit The Theosophical Forum zusammengeschlossen. Die Amerikanische Sektion übernahm den Namen Lucifer im Januar 1938. [back]

16. Dr. Stokes an ALC, 23. April 1942. [back]