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Die göttlichen Rassen des alten Irland

In den keltischen Sagen Irlands gibt es nicht nur einen einzelnen heldenhaften Lichtbringer, sondern eine ganze Rasse göttlicher Wesen, deren Kultur und Wissenschaft die Grundlagen für die Zivilisation legen und früher oder später auch den Primitivsten anregen, seine Anlagen des spirituellen Denkens zu entwickeln.

Schätze an Informationen sind in den alten Erzählungen Irlands verborgen, z. B. Berichte über die körperliche und seelische Entwicklung des Menschen, und wie göttliche Könige und Helden, die Tuatha Dé Danann, zu den Sterblichen kamen, um sie zu lehren und zu erheben. Ihre Unterweisungen und ihr Beispiel ließen die junge Rasse "über sich hinauswachsen", ihr Vorstellungsvermögen wurde erweitert und sie war erfüllt mit Staunen und Verehrung für das Leben auf allen Stufen. Dazu gaben die Tuatha Dé Danann den Menschen noch "Werkzeuge", mit denen sie vorwärtskommen konnten: Ihre Handlungen, die Beispiele sittlichen Verhaltens und der Gerechtigkeit waren, gaben Muster vorbildlichen Verhaltens. Ihre Fertigkeiten, die vom Alltäglichen bis zum Schöpferischen reichten, ermutigten die Völker von Erin,1 ihre Fähigkeiten zu entwickeln, und verhalf ihnen, Wohlstand und Zufriedenheit zu erlangen. Diese Fähigkeiten schlossen die Künste des Rittertums und der Kriegsführung mit ein, die unbedingt notwendig sind, wenn die Kräfte der Unwissenheit, der Zerstörung und des Todes - innerlich und äußerlich - keine Macht haben sollen. Zu diesem Zweck brachten sie aus den mythischen Städten im Norden vier magische Talismane: das Schwert, den Speer, den großen Kessel und den Schicksalsstein - Symbole der Macht und der Autorität, die fortgeschrittene Menschen kennzeichnen.

Weiterhin regten diese erhabenen Männer und Frauen - nach den alten irischen Schriften - an, daß heilige Stätten errichtet wurden, an denen denjenigen Lehren erteilt wurden, die dafür würdig waren. Man erzählt sich, ein derartiger Ort habe in der Grafschaft Boyne bei Tara gelegen. Auf diese vorkeltischen Zentren bezieht sich höchstwahrscheinlich die spätere keltische Sage, wenn die "Sidhe-Paläste", "Inseln" und "Brunnen der Weisheit" erwähnt werden, ähnlich wie in anderen Religionen von ihren Mysterienschulen als den "Gärten des Entzückens", den "Städten", den "Bäumen der Erkenntnis" und von den "unterirdischen Höhlen" die Rede ist. In diesen heiligen Zentren, so glaubt man, unterzogen sich die Kandidaten, ob sie Könige, Druiden, Barden oder irische Richter waren, einer Schulung, die ihnen helfen sollte, ihre niedere Natur zu beherrschen und zu reinigen und die spirituellen Fähigkeiten ihrer Seele zu erwecken und zu entwickeln. Hier erhielten sie mündliche Instruktionen in Dingen wie Gesetzes- und Geschichtskunde, Mathematik, Musik und Poesie - alles wurde von den Schülern als in gegenseitiger Beziehung stehend, hoch geschätzt.

Wir können vermuten, daß sie die Wissenschaften über die Erde und über die himmlischen Sphären studierten, denn wie hätten sie sonst das rhythmische Wachsen und Sterben in der Natur verstehen können, wie hätten sie den Zeitpunkt der Saat und der Ernte wissen können, wenn sie nicht die Umläufe der Sonne, des Mondes und der Sterne und die Wechselwirkung ihrer Kräfte gekannt hätten? Sie beherrschten die wortlose Sprache der Symbole, so daß Geist zu Geist über zeitliche und räumliche Entfernungen "sprechen" konnte. Einige erreichten höhere Stufen, wo sie, nachdem sie die nötige Weisheit und Stärke erlangt hatten, die Grenzen der menschlichen Sterblichkeit überschritten und in der Lage waren, in "wachem Zustand" die Reise des Geistes durch den Tod zu bestehen und unmittelbar die Realität der inneren, höheren und niederen Reiche zu erfahren, die sie theoretisch schon studiert hatten. Möglicherweise bezogen sich die Dichter auf diese inneren Welten, wenn von den "Inseln" geschrieben wurde, wo:

Schmerz und Verrat unbekannt sind,

Ebenso Kummer, Trauer und Tod,

Krankheit und Gebrechlichkeit, ...

Wo die Jungen überhaupt nicht alt werden...2

Vieles von diesem Wissen blieb die Jahrhunderte hindurch erhalten und veranlaßte Cäsar, über die Kelten zu schreiben: "Sie wollen, daß sich als eine ihrer wichtigsten Lehren einprägt, daß die Seelen nicht ausgelöscht werden, sondern nach dem Tod von einem Körper in einen anderen übergehen, und sie glauben, daß die Menschen durch diese Lehre vielmehr zur Tapferkeit angeregt werden, weil sie keine Todesfurcht haben" (Der Gallische Krieg, Buch VI).

Einige, die die Schleier des Traum- und Erdenlebens "halb und halb" durchschritten hatten, waren nicht in der Lage zurückzukehren, oder wollten es nicht. Die wenigen, die es zum Wohl ihres Volkes taten, wurden ollam genannt, "Meisterpoeten"; sie waren den Königen gleich, und wurden in der malerischen Ausdrucksweise der Kelten als Lachse der Weisheit begrüßt. Andere Mythologien verehrten zurückgekehrte Eingeweihte als Söhne der Sonne, Göttliche Könige, Bäume des Lebens und Fischer.

Wer waren sie, diese strahlenden Tuatha Dé Danann, die auf den Inseln im Norden der Welt gelebt hatten, die in Magie, Druidismus, Zauberei und Weisheit bewandert waren und die, so sagt man, aus dem Himmel in dunklen Wolken, die die Sonne verhüllten, herbeikamen, um sich auf einem Berg von Conmaicne Réin niederzulassen?

Einige glauben, daß sie die mächtigen Baumeister und Magier einer vorzeitlichen Ära waren, die reiche Schätze druidischen Wissens zurückließen, sowie seltsame megalitische Monumente, deren Zeichen heute noch allen Rätsel aufgeben, außer den wenigen, die in ihre verborgene Bedeutung eingeweiht sind. Die irischen Sagen beschreiben diese Tuatha Dé Danann als stattlich, schön, weise, tapfer und als die Begabtesten im Denken und in der Lenkung, die je ihren Fuß auf die Insel Erin setzten. Ihr Titel besagt noch mehr: Tuatha Dé Danann wird übersetzt als "die Leute der Göttin Danu" und als "Männer der Wissenschaft, die Götter waren"; dán bedeutet hier Wissen. Diese Tuatha Dé Danann, ein Volk, das hohes esoterisches Wissen besaß, sollen sich unter den Menschen verkörpert haben und bei diesen die Feuer des rationalen Denkens und die schlummernden "verborgenen" Fähigkeiten der höheren Intelligenz entzündet haben - Fähigkeiten, die in den keltischen Märchen als zweites Gesicht bezeichnet werden; als Zauberei, Blendwerk, Formenumwandlung, körperliche Verwandlung, Wiedererweckung der Toten zum Leben, die Fähigkeit, Winde, Nebel und Stürme entstehen zu lassen und dergleichen mehr. Es gibt unzählige Sagen und Lieder, die an die Tuatha Dé erinnern, die in früheren Zeiten als hochangesehene Könige dienten, als Krieger, Dichter, Seher und als Druiden, deren überragende Intelligenz, Inspiration und magische Kräfte die Entscheidungen an manchem Königshof bestimmten; und die später als "Feen", die unter der Erde in Erdhügeln, in Höhlen und "Palästen aus Kristall und Gold" lebten und Wunder vollbrachten, für die es keine menschliche Erklärung gibt.

Übrigens waren die Tuatha Dé Danann nicht die erste göttliche Rasse, die nach Irland kam. Vor ihnen waren andere dagewesen - möglicherweise, um die Erde und die Menschen auf die Erweckung des Geistes vorzubereiten. Zwei von ihnen, Partholón und Nemed, waren in Schiffen "von anderen Welten" gekommen. Als die Rasse des Partholón kam, war Irland eine unfruchtbare, baumlose Ebene, ohne Gras - wie das Leben der Menschen, wenn die geistigen Fähigkeiten und die Kenntnisse fehlen, die die Menschen leiten. Doch während der dreihundert Jahre ihrer Herrschaft blühte die Erde, "dehnte sich aus und vergrößerte sich" auf wunderbare Weise, um der wachsenden Bevölkerung zu genügen, und als Reaktion auf ihre Arbeit. Sie konstruierten nicht nur Bauwerke, bauten Feldfrüchte an, jagten und fischten - sie kochten sogar zum ersten Mal die Nahrung, die sie aßen -, sie führten auch Krieg gegen die verräterischen "Nichtgötter"; Feinde, die möglicherweise keine fremden Kräfte verkörpern, sondern Elemente, die in uns selbst und in unserer Umgebung sind und ständig unter Kontrolle gehalten werden müssen.

Die Rasse des Nemed (wörtlich "heilig", "rein") folgte auf die des Partholón und setzte die Bemühungen fort, die das Land vergrößerten und verbesserten und die "Nichtgötter" unterdrückten. Dann "kehrte auch sie dahin zurück, woher sie gekommen war, oder sie starb" - diese beiden Möglichkeiten sind in der mythologischen Sprache identisch. Jetzt waren Irland und seine einheimischen Bewohner bereit, die Tuatha Dé Danann und die Talismane zu empfangen, die diese aus den Städten des Nordens mitbrachten.

Aus Findias brachten sie Nuadus "unbesiegbares Schwert", dessen Hieben niemand entkommt oder sich davon erholt. Es war der nämliche Nuadu, der später seine Hand im Krieg gegen die Fir Bolks verlor, und zur Abdankung gezwungen wurde, weil nach dem Gesetz kein König regieren durfte, dessen Person mit einem Makel behaftet war. Seine Ärzte versorgten ihn jedoch zunächst mit einer künstlichen Silberhand, die "sich in allen Gelenken bewegte und so stark und so beweglich war" wie seine eigene. Sieben Jahre später, als sein Handgelenk eiterte, gruben sie seine eigene Hand aus und befestigten sie wieder mit Geschick und Zauberkraft, so daß er wieder heil war und sein Königsamt erneut übernehmen konnte. Nuadus unbesiegbares Schwert, das offensichtlich die unfehlbare Gerechtigkeit der karmischen Wiedervergeltung darstellt, wurde unter Rittern und Pilgern das oberste Wahrzeichen für Gerechtigkeit, Mut und Reinheit der Seele. Seine Schneide ist wie der "eiserne Wille" des Menschen wunderbar gearbeitet und im Feuer der Erfahrung gehärtet. Es kann die Verderbtheit ausmerzen, die Knoten persönlicher Furcht und Verwirrung lösen, um das spirituelle Selbst zu befreien.

Der "unsterbliche" Tuatha Dé brachte Lugs3 "schrecklichen Speer" aus der Stadt Gorias, der sowohl tötet als auch heilt. Offensichtlich war dieser Speer die Andeutung für den Gedanken, der auf einen Punkt gerichtet ist - der Lug den Namen "Far Shooter" (Weitschießender) und "Long-handed" (Langarmiger) einbrachte, denn wenn der Speer in der Schlacht geworfen wurde, dann hatte er allem Anschein nach ein Eigenleben und flog weg wie ein Flammenpfeil, um das Gewünschte auszuführen. Während Lug unter den keltischen Gottheiten der Sonnengott ist, ist er unter den Menschen ein alles überwindender Held, wie er in einer anderen Geschichte gezeigt wird, die ebenfalls den hohen Stand der Geschicklichkeit der Tuathas schildert und den Vorteil, wenn alle Seiten der menschlichen Natur entwickelt werden:

Die Legende berichtet, daß Lug in seiner Jugend zufällig und ohne daß er erwartet wurde, in den Palast von Tara kam. Es war zur selben Stunde, als Nuadu und sein Hofstab die Wiedereinsetzung auf den Thron feierten. Der Torhüter, durch die ungelegene Störung verärgert, fuhr den jungen Mann barsch an und fragte ihn nach seinem Namen und nach seinen Fähigkeiten, denn nur wer befähigt war, wurde in Tara aufgenommen. "Ich bin Lug, ein Zimmermann", erwiderte der Bursche. "Tut mir leid", sagte der Wächter und schloß die Tür vor seiner Nase, "wir haben einen Zimmermann und brauchen keinen anderen!" "Aber", rief Lug, "ich bin auch ein Schmied, ein Fachmann für Arbeiten in Gold, Bronze und alle anderen Metalle." "Wir haben einen Schmied", knurrte der Torhüter. Lug ließ sich nicht entmutigen und erklärte, er sei auch Krieger, Harfenist, Dichter, Athlet, Historiker, Arzt und in Magie und Zauberei eingeweiht. Da dies alles abgelehnt wurde, fügte er hinzu: "Frage Deinen König, ob er einen Mann hat, der in jeder Kunst erfahren ist. Wenn er jemanden hat, will ich sofort gehen."

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Bildtext: Rapier aus Bronze.

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Bildtext: Lanzenspitze.

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Als Nuadu die Botschaft erhielt, war er erfreut und bot dem Prinzen einen Ehrenplatz an, denn er sei "ein Meister in allen Künsten." Und tatsächlich erhielt Lug auf Grund seiner Weisheit und Tapferkeit bald den Beinamen Samildanach, Meisterschüler, Krieger, Künstler und Handwerker.

Bildtext: Der Stein von Fál.

Aus der mythischen Stadt Falias trug der Tuatha Dé den prophetischen Lia Fáil, den "Stein des Wissens", fort, der einen menschenähnlichen Schrei hören läßt, wenn er vom rechtmäßigen Thronerben berührt wird. Im Volksglauben war dieser Stein von Fál der Stein des Schicksals. Er war von der ägyptischen Prinzessin Scota nach Schottland gebracht worden, und im Jahr 1296 schaffte ihn Edward I. von Scone in die Westminster Abtei, wo er ein Teil des Krönungsthrones sein soll. Irische Historiker bestreiten das jedoch und haben Beweise, daß dieses bedeutende Relikt niemals das Heiligtum von Tara bei Dublin verlassen hat.

bild_sunrise_31981_s174_1Es ist interessant, daß Irland einst die "Ebene von Fál" genannt wurde und seine Bewohner "die Leute von Fál", was mit der Überlieferung übereinstimmt, daß dieses Land ein altes Zentrum mystischen Wissens war. In diesem Zusammenhang fragt man sich, ob der prophetische Stein von Fál von den Barden des Altertums nicht als die innere Stimme des Menschen gedeutet worden ist. Weiter möchte man wissen, ob die Ähnlichkeit zwischen der keltischen Legende von den Wackelsteinen Blocc und Bluigne, die diesen heiligen Lia Fáil bewachen, und der griechischen Sage von den Symplegaden oder den zusammenstoßenden Felsen rein zufällig ist? Oder sind sie, wie einige versichern, Bestandteile der Einweihungsriten in den keltischen und griechischen Mysterien? Wie die riesigen Felsen, die sich öffnen und schließen, auf die Jason und seine Argonauten auf ihrer Reise stießen, so hinderten die keltischen Wackelsteine, die so nahe beisammenstanden, daß kaum eine flache Hand zwischen ihnen hindurchgesteckt werden konnte, die Unwürdigen daran, sich dem Stein zu nähern. Wenn jedoch ein würdiger Kandidat nahte, dann öffneten sie sich weit, um ihn zum Lia Fáil hindurchzulassen, der mit einem Schrei sein Verdienst anerkannte - oder stumm blieb. Nach einer anderen Auslegung stellen derartige Steinpaare die Konflikte zwischen Verstand und Gemütsbewegung dar, zwischen Aggression und Ergebenheit, die aufgelöst werden müssen, bevor man sicher weitergehen kann.

Bildtext: Alter Bronzekessel.

Aus Murias brachten die Götter Dagdas "unerschöpflichen Kessel" mit, dessen Überfluß jedem nach seiner Neigung und seinem Verdienst Nahrung spendet. Dieses Gefäß war, wie der heilige Gral, eine beständige Quelle der Inspiration und der geistigen Verjüngung. Dagda (wörtlich "der gute Gott") war der Bruder von Lug und einer der größten Könige der Tuatha Dé Danann. Manchmal galt er als Himmelsgott und als Herr großen Wissens, manchmal als Gott der Erde, der besonders das Getreide und die Milch schützte. Sein unterirdisches Sidhe (Königreich) war ein reiches Elysium, wo Tod und Verlangen unbekannt waren, wo man die melodischen Töne seiner "lebenden Harfe" hören kann, die den Ablauf der Jahreszeiten veranlassen, die Lachen und Tränen bringen und jenen Schlummer, aus dem man erwacht und entdeckt, daß nur ein Augenblick verstrichen ist oder ein ganzes Leben.

Es wird erzählt, daß Dagda eine bemerkenswerte Frau, Boann, hatte und eine Tochter, Brigit, die von allen keltischen Gottheiten einer Feuergöttin am nächsten kommt. Brigit war als Göttin des Feuers und des Herdes beliebt, als Göttin der Dichtkunst, der Musik und der Heilkunst, lange bevor sie als heilige Brigitte christianisiert und Schutzheilige des heutigen Erin4 wurde. Die zahllosen Legenden über diese Tuatha Dé Danann verhüllten offensichtlich völlig die mystischen Tatsachen - Frauen und oft auch Töchter sind in Ost und West Symbole von Gestalten oder von Kräften und Mächten des Geistes oder der Götter. Eine Geschichte von Dagdas Frau Boann aus dem Book of Leinster / Buch von Leinster (12. Jahrhundert) scheint sich genau auf das Erwachen des Geistes zu beziehen:

Im alten Irland, so erzählen die Barden, gab es einen so heiligen Ort, daß niemand, weder Gott noch Mensch, sich ihm nähern durfte. Denn dort, im Schatten von neun Haselnußsträuchern verborgen, war ein geheimnisvoller Brunnen, in dessen Tiefe Lachse lebten. Sie hatten die Kenntnis von allem, was in der Welt geschieht, erworben, weil sie die hochroten Nüsse verzehrt hatten, die vom Baum fielen. Boann, die neugierig war, entschloß sich, zu diesem Brunnen zu gehen, aber als sie hinkam, stieg das Wasser, um sie zurückzutreiben. Sie rannte und entkam, aber die Wasser waren zu einer Flut angewachsen und konnten nicht mehr zurück. Sie strömten als Fluß weiter, der Boyne5 genannt wurde, und seine weisen Lachse mußten dahin schwimmen, wohin er sie führte. Glücklich zu preisen ist der Fischer, so glaubt man, der einen dieser Fische findet, denn der Genuß seines Fleisches verhilft nicht nur zu universalem Wissen, sondern auch zur erhabenen Inspiration eines Dichters und Sehers, wie es dem berühmten Finn mac Coul erging.

In dieser Geschichte können wir einen Garten Eden in den friedlichen und in den verbotenen Bereichen des Brunnens wiederfinden. Er bedeutet den Zustand der Unschuld und Reinheit des Menschen, bevor sich seine Verstandesfähigkeiten entwickelten; ein heiliger Brunnen, der wie Flüsse und Seen die "andere Welt" des Menschen darstellt, seine unermeßliche spirituelle Möglichkeit und wie man Zugang zu ihm erhält. Neun Haselnußsträucher: in vielen Religionen sind Bäume Symbole kosmischer Wahrheiten; hochrote Nüsse (Äpfel) oder die geistigen Vorstellungen, die, wenn sie von einem mutigen, fragenden und beherrschten Geist ergriffen werden, die Erkenntnis des Selbstbewußtseins vermitteln, das Wissen der Götter, und von Gut und Böse. Sie bringen, in anderen Worten, Unterscheidungsvermögen, eine der hervorragendsten menschlichen Eigenschaften. Wenn wir sie anwenden, ist unsere Lebensweise unfehlbar lauter - und unser Verstand wird spirituell erleuchtet.

Eine Botschaft dieser Geschichte und der reichen keltischen Tradition ist die Versicherung, daß spirituelle Lehrer, Lachse der Weisheit, immer in den "Flüssen" des Lebens vorhanden waren, um unseren Hunger nach Wahrheit zu befriedigen; oder wie platonische Philosophen sagen würden, sie stehen zur Verfügung, um die erwachenden Ideen zur Oberfläche zu bringen, die von den Göttern in den Geist der frühen Menschheit eingepflanzt wurden.

 

 

Bibliographie:

Evans-Wentz, W. Y., The Fairy-Faith in Celtic Countries (Der Glaube an Feen in keltischen Ländern), Oxford University Press, London, 1911.

MacCulloch, J. A., The Religion of the Ancient Celts (Die Religion der alten Kelten), T. and T. Clark, Edinburgh, 1911.

MacManus, Seumas, The Story of the Irish Race, (Die Geschichte der Irischen Rasse), Devin-Adair Company, New York, 1921.

Markale, J., Celtic Civilization (Keltische Zivilisation), Gordon and Cremonesi, London, 1978.

Rees, Alwyn und Rees, Brinley, Celtic Heritage: Ancient Tradition in Ireland and Wales (Keltisches Erbe: Alte Tradition in Irland und Wales), Thames and Hudson, London, 1961.

Spence, Lewis, The Magic Arts in Celtic Britain (Die magischen Künste im keltischen Britannien), Rider, London, o. J.

Squire, Charles, Celtic Myth and Legend, Poetry and Romance (Keltische Mythe und Legende, Poesie und phantastische Geschichte), Gresham Publishing Co., London, o. J.

Fußnoten

1. Das alte Irland war nach Erin benannt, der Frau eines der ersten Könige der Tuatha Dé Danann. [back]

2. J. Markale, "Ancienne Poésie d'Irlande", Cahiers du Sud, Nr. 335, S. 27. [back]

3. Das geheime Wissen der Kelten von Lancelot Lengyel. [back]

4. Siehe Celtic Civilization, Seite 275. [back]

5. Dieser Brunnen wird auch als die Quelle des Shannon und auch der sieben Hauptflüsse Irlands geschildert. [back]