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Die Herausforderung der Liebe

Wie fühlt man sich als siebenjährige Schwester eines behinderten Kindes? Was können feinfühlige Eltern tun, um diesen Schmerz zu mildern? Wichtiger noch, was können diese Eltern tun, um diese Familiensituation für alle in eine gute wachsende Erfahrung umzuwandeln? Das Buch A Special Kind of Sister1 beschreibt diese Lage in einer schönen Weise durch Sarah, deren jüngerer Bruder Andy behindert ist.

Sarah teilt uns ihre Gedanken und Gefühle mit, von denen viele negativ, aber dennoch natürlich und ehrlich sind. Sie ist zum Beispiel eifersüchtig, wenn Andy mehr Aufmerksamkeit erhält als sie. Wenn sie träumt, sie könnte ihm ähnlich werden, hat sie Angst. Sie ärgert sich, wenn er ihr auf einem Jahrmarkt die Freude verdirbt, und sie fühlt sich innerlich krank, wenn sie mit einem Freund streitet, der Andy einen "komischen Kauz" nennt. Gleichzeitig sind viele gesunde, positive Gedanken und Gefühle vorhanden. Sarah ist froh, wenn sie Andy in der Schule helfen kann. Sie fühlt, daß man sie braucht, wenn sie lernt, wie sie ihm bei seinen Schulaufgaben helfen kann. Jede Situation wird zu einem Segen für alle. Eines Tages, als die Familie einen Park besuchte, zog Andy einen Mann am Rock. "Was ist mit dem Kind los?", fragte der Mann Sarah. "Ich hielt nach meinem Papi Ausschau, aber er war zu weit weg. So raffte ich mich auf und sagte: 'Er ist behindert und kann nicht sprechen. Aber ich glaube, er versucht Ihnen klar zu machen, daß er Sie mag'."

Ein weiterer Segen war es, daß die Eltern Verständnis für Sarahs Nöte haben und ganz offen über ihre eigenen Probleme sprechen. Sie können miteinander darüber sprechen, wenn sie unglücklich sind, sie können zusammen weinen und daran denken, sich zeitweise von Andy zu trennen. Während Sarah ihre Eltern braucht, um Trost und Unterstützung zu finden, brauchen ihre Eltern Sarahs Freude und Ermutigung, die sie zur Erfüllung der elterlichen Rolle beiträgt. In kluger Weise arbeiten die Eltern daran, eine schwierige Familiensituation in realistischer Weise umzuwandeln, so daß sie für jeden voller Hoffnung wird.

Eine Familie mit einem behinderten Kind steht vor einer klaren Herausforderung. Die Bestrebung, diese Herausforderung zu bewältigen, kann zu einer wertvollen Erfahrung werden, in der die höchste Natur des Menschen zur Entfaltung kommen kann. Sarah lernte durch diese Erfahrung, ein tiefes Gefühl des Mitleids zu entwickeln. Ihr Selbstvertrauen und ihre Toleranz wuchsen. Sie lernte, in einer gesellschaftlichen Welt, die nicht immer gleich versteht, neue Wege zu finden. Sie lernte auch, daß ihr Bruder, trotz seiner Behinderung, die sie oft in Verlegenheit brachte, ein menschliches Wesen war, das verstehen und lieben konnte.

Diese Geschichte, deren Kern der Wirklichkeit entnommen ist, könnte den Eindruck erwecken, als sei sie für Kinder geschrieben. Ihre Tiefe an Empfindung und Verständnis kann anderen Eltern jedoch eine beachtenswerte Erfahrung vermitteln. Diese Geschichte kann für Familien, die auch ein solches behindertes Kind haben oder eines hatten, von besonderer Hilfe sein.

Fußnoten

1. (Eine besondere Schwester) von Lucia B. Smith, illustriert von Chuck Hall, Holt, Rinehart and Winston, 1979, $ 5.95. [back]