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Darwinismus

Ich glaube, ein Grashalm ist nicht geringer als das Tagwerk der Sterne,

Und die Ameise ist nicht minder vollkommen, und des Zaunkönigs Ei, und ein Sandkorn,

Und die Baumkröte ist ein Meisterstück vor dem Höchsten,

Und die Brombeerranken könnten die Hallen des Himmels schmücken,

Und das schmalste Gelenk meiner Hand spottet aller Technik,

Und die Kuh, die wiederkäut mit gesenktem Kopf, übertrifft jedes Bildwerk,

Und eine Maus ist Wunders genug, um Sextillionen von Ungläubigen wankend zu machen.

- Walt Whitmann, Gesang von mir selbst, 31

 

Die darwinsche Evolution ist "mehr unlogisch als biologisch", sagte Professor John N. Moore, Naturwissenschaftler an der staatlichen Universität von Michigan, im Dez. 1971 auf einer Tagung der amerikanischen Vereinigung für den Fortschritt der Wissenschaft in Philadelphia. Er berichtete weiterhin, daß sie bei einer neuerlichen Prüfung versagt habe, die sich auf die Anzahl der Chromosomen im Kern einer Zelle bezog, und daß daher sehr wohl die Möglichkeit bestehe, daß das Leben auf Erden mehrere Ursprungszellen hatte.

Charles Darwin veröffentlichte 1859 seine Evolutionstheorie in seinem Werk On the Origin of Species (Über die Entstehung der Arten). Dieses Werk wurde eine Sensation, aber nicht alle Wissenschaftler teilten seine Anschauung. Unter jenen, die ihn angriffen, befand sich der berühmte französische Naturwissenschaftler und Ethnologe Jean Louis de Quatrefages, der in verschiedenen Punkten nicht mit Darwin übereinstimmte. Besonders beanstandete er, daß Darwin überhaupt keinen Beweis für seine Voraussetzung der "fehlenden Glieder" zwischen den Arten der Erdgeschöpfe hatte.

Darwin behauptete erstens, daß sich die Formen oder Körper aller Geschöpfe auf unserem Globus eine oder einer aus dem andern entwickelten, wodurch sie sich den verändernden Bedingungen der Umgebung und dem treibenden Instinkt zum Überleben anpaßten. Zweitens verfocht er die Meinung, daß die ganze Vielzahl der Wesen, die heute leben oder zu irgendeiner Zeit gelebt haben, aus der einen ursprünglichen Zelle entstand, die vor Millionen von Jahren als erste existierte. Das ist die "monophyletische" Theorie, wonach sich alle bestehenden Formen aus einer Urform entwickelten. Drittens, daß die Veränderungen und die Vervielfältigung der Urformen in Übereinstimmung mit dem Prozeß stattfanden, den er "Natürliche Auswahl" nannte - das heißt, daß charakteristische Merkmale, die erlangt wurden, weil sie in einer bestimmten Umgebung zum Überleben vorteilhaft waren, nach und nach auf nachfolgende Generationen übertragen worden waren.

Professor Moore wies darauf hin, daß, wenn alle Wesen auf Erden von der einen ersten lebenden Zelle stammen - der 'einen', die so vielzellige Organismen, wie den Menschen, hervorbringt - mit zunehmender Komplexität auch eine Vermehrung der Chromosomen und eine Verbesserung der Qualität des Genmaterials hätte stattfinden müssen. Es ist jedoch "absolut kein Fall nachweisbar, wo die Anzahl der Chromosomen, die aus weniger Teilen bestanden, zu komplexeren, also aus mehreren Teilen bestehenden geworden wären." Er stellte fest, daß die Anzahl der Chromosomen beim Menschen niedriger sei als bei Fröschen und Kröten!

Weiter erklärte Professor Moore: "Es entsteht nun die Frage: 'Begann das Leben nur einmal aus freiem eigenen Antrieb oder mehrmals?' Nach den Lücken und Widersprüchen in den Forschungsergebnissen haben wir allen Grund zu vermuten, daß es mehrere Impulse für neues Leben gab." Professor Moore sagt nur das gleiche wie de Quatrefages, wenn er erklärte, daß es keinen wissenschaftlichen Beweis für die Verbindungsglieder zwischen den Hauptarten der Pflanzen gibt und daß das Studium der Fossilien keine Verbindung zwischen Pflanzen und Tieren an den Tag brachte.

Der orthodoxe Darwinismus kann auch nicht erklären, wie sich die Symbiosen zwischen so ungleichen Gefährten wie zum Beispiel Seewalze und Nesselzelle nach und nach entwickeln konnten. Die Nesselzelle explodiert und verspritzt bei der bloßen Andeutung einer Berührung mit einem anderen Körper ein Reizmittel - nur nicht bei den Seewalzen. Diese nehmen die Nesselzelle auf und lassen sie durch ihren Körper passieren, bis zur Haut, auf der sie sich dann festsetzen. Die Nesselzellen ragen dann aus der Haut der Seewalze hervor wie die Stacheln beim Stachelschwein und schützen so die Seewalzen vor ihren Feinden. Der Naturforscher E. L. Grant Watson hat viele solche Beispiele beschrieben, darunter auch eine Anzahl über die Auswirkung des Zusammenlebens von Tieren und Pflanzen, die seiner Ansicht nach den Nachweis erbringen, daß hinter diesen Phänomenen der Natur auf der Erde irgendeine Art von Intelligenz stehen muß.

In dieser und ähnlicher Weise wurden die ursprünglichen Erklärungen Darwins in den vergangenen hundert Jahren mehrmals berichtigt, wobei manche Verbindung hergestellt und versucht wurde, die beträchtlichen Lücken auszufüllen. Die Neuentdeckungen der Wissenschaftler waren es, die eine Umformung seiner These erforderlich machten. Eine der letzten neuen Erkenntnisse ist die Hervorhebung der Arten als wichtigste Einheit der Evolution. Wir aber wollen die Hauptpunkte der darwinschen Evolutionstheorie betrachten.

Der Darwinismus behauptet, daß sich die Arten der Pflanzen und Tiere durch natürliche Auswahl bei den Veränderungen entwickeln, die dadurch entstehen, daß die Einzelwesen versuchen, sich den entstehenden Veränderungen der Umwelt anzupassen - Veränderungen, die die Leistungsfähigkeit des Organismus stärken, damit er weiterleben und sich fortpflanzen kann. Der Prozeß geht gradweise vor sich, und durch die Veränderungen entstehen Differenzierungen, so daß die Abkömmlinge einer Gruppe von Wesenheiten oder von Arten strukturell und physiologisch von den ursprünglichen Typen verschieden sein können. Die Theorie von der "natürlichen Auswahl" - als wichtiger Mechanismus in der Evolution betrachtet - übernimmt dabei die Übertragung aller zweckmäßigen charakteristischen Merkmale von einer Generation zur andern, wobei das Erbgut unter den Arten immer mehr zunimmt. Das heißt, es wird angenommen, daß sich aus einfacheren Wesenheiten komplexere Wesen entwickeln.

Dabei ist jedoch zu beachten, daß die Grundform der Zelle selbst, als Baustein für alle Tier- und Pflanzenkörper, unverändert geblieben ist. Während nun viele Geschöpfe, wie z. B. der Quastenflossenfisch, - von dem erst im Jahre 1938 lebende Exemplare entdeckt wurden - durch Millionen Jahre bis in unsere Zeit überlebten, sind andere Arten ganz und gar verschwunden. Natürliche Auswahl, oft verbunden mit dem falsch verstandenen Ausdruck "Überleben des Tauglichsten", erklärt das in Wirklichkeit nicht, und daher müssen wir annehmen, daß es irgendein lenkendes Bewußtsein geben muß, das über Zeitalter hinweg seine Fähigkeiten in verschiedenartigen Formen entfaltet und zum Ausdruck bringt. Diese Formen bestehen so lange, wie es Wesenheiten gibt, die durch sie Erfahrung gewinnen.

Die treibende Kraft des evolutionären Prozesses scheint Bewußtsein zu sein. Der Gedanke an eine innewohnende Lebenskraft, an einen Zweck oder ein Ziel, wird immer noch verlacht. Doch nach dieser Anschauung werden die im Körper und im Aufbau, selbst in den mikroskopisch kleinen Geweben komplexer Wesenheiten, sich zeigenden organischen Verflechtungen ignoriert. Gewiß, manche Wissenschaftler betonen neuerdings, wie notwendig es sei, den ganzen Organismus und sein harmonisches Zusammenspiel in Betracht zu ziehen - dabei soll das Erforschen der einzelnen Teile als selbständige Einheiten nicht aufgegeben werden, sie sollen jedoch auch in ihrem Verhältnis zum Gesamten gesehen werden, im Zusammenhang mit dem Vehikel, bei dessen Zusammensetzung sie helfen. Man hat beobachtet, daß die Gesetze, die in den verschiedenartig zusammengesetzten Wesen wirken, anscheinend unterschiedlich von jenen Gesetzen sind, die für die Einheiten gelten, aus denen sie zusammengesetzt sind. Dieses Phänomen könnte dadurch entstehen, weil auf einen Teil der Funktionen der zusammenzusetzenden Teile verzichtet werden muß, damit er mit den anderen Teilen zusammenarbeiten kann.

Zweifellos sahen die alten Philosophen und die Philosophen des Mittelalters in der Analogie vom Mikrokosmos - vom kleinen Universum - als getreue Miniatur des größeren Systems, von dem es ein Teil ist, einen tiefen Sinn. Das kleine Universum enthält innerhalb seiner Grenzen maßstabgerecht alle Elemente, die auch zum größeren Bereich gehören. Was den Menschen von den sogenannten niedrigeren Arten des Lebens auf diesem Planeten unterscheidet ist das Selbstbewußtsein, das allerdings nicht greifbar ist und unter den Fossilien nicht gefunden werden kann. Wenn ein Enzephalograph - d. i. ein Apparat zur Aufnahme eines Röntgenbildes des Gehirns - die vom Gehirn eines denkenden Menschen ausgehenden elektrischen Impulse aufzeichnen kann, so sind die dabei entstehenden Störungen die Folge des Denkens und nicht die Ursache. Kontemplation geht von einer tieferen Sphäre des Bewußtseins aus als die Schwingungen der Zellen im Gehirn.

Wenn Professor Moore den Gedanken äußert, daß das Erdenleben zahlreiche Anfänge hatte, so kann uns das nicht überraschen, wenn wir bedenken, daß es doch ganz offensichtlich nur eine die ganze Welt durchdringende Lebenskraft geben kann, und nicht viele Lebenskräfte, die aus verschiedenen Quellen stammen. Diese Anschauung können wir wahrscheinlich mit Recht auf den ganzen uns bekannten Bereich des Universums ausdehnen. Die durch den Raum eilenden Himmelskörper scheinen jedenfalls mit sämtlichen Naturgesetzen harmonisch übereinzustimmen.

Neueste Forschungsergebnisse weisen auf komplexe organische Moleküle in vielen Teilen des Kosmos hin. Es besteht deshalb überhaupt kein Grund anzunehmen, daß nur unser Globus lebende Wesen hervorgebracht hat oder, um noch weiter zu gehen, daß nur auf ihm intelligente Wesenheiten, wie die Menschen, existieren. Wir brauchen auch nicht anzunehmen, daß unsere gegenwärtige Form die Vorbedingung für die Manifestation von Selbstbewußtsein oder Intelligenz ist. Wenn in allem Leben ist, vom elektrisch geladenen Atom bis zur in ähnlicher Weise magnetischen Übergalaxie, dann ist es auch möglich, daß Evolution der Ausdruck eines immer mehr wachsenden Bewußtseinsvermögens ist, und überall stattfindet. Evolution würde dann nicht als geheimnisvolle Vermehrung von verbesserten Körpern erscheinen, die aus geringeren oder sogar primitiven Formen hervorgegangen sind; es wäre vielmehr ersichtlich, daß sie ihren Ursprung auf der noumenonalen Seite der Natur haben. Das würde z. B. weitgehend erklären, warum die menschliche Anatomie primitiver ist als die der anthropoiden Affen. Weil eben die Entwicklungsrichtung des Menschen nicht physisch, sondern in den inneren Bereichen seines Wesens zu suchen ist - im Verstand und in der intuitiven Ausdruckskraft des Bewußtseins.

Es ist durchaus möglich, daß bald die Zeit kommt, wo die wissenschaftlichen Forscher den Beweis für das durch Intelligenz geleitete Wirken in der Natur erbringen werden. Eines ist klar - Organismen sind bestens organisierte Zusammensetzungen von Wesenheiten, und diese Organisation kann nicht zufällig stattfinden oder das Resultat von gelegentlichen oder ziellos stattfindenden wechselseitigen Beziehungen von Molekülen sein. Außerdem ist die Bezeichnung "Zufallswahl" an sich ein Widerspruch, denn eine Wahl schließt Entscheidung ein. Kann eine lose Ansammlung molekularer Partikel die Entscheidung des sich Zusammenballens treffen? Oder geht das nicht vielmehr von einem Faktor aus, der sich durch eine solche Vereinigung zum Ausdruck bringt und imstande ist, alle einzelnen Bestandteile magnetisch zusammenzuhalten? Einige Wissenschaftler haben entdeckt, wie die Elemente wirken, die die Tätigkeit der DNS- und RNS-Moleküle kontrollieren. Das jedoch bringt uns nur mehr Details über die Mechanik des Vererbungsprozesses, aber nichts über die Ursache oder ihre Leitung. Wenn wir die Manifestationen des Lebens nur auf Proteine und dergleichen Stoffe zurückführen, so erfahren wir dabei nichts über jenes magische Ding, das Leben selbst.

Die uralte theosophische Darstellung des Evolutionsprozesses ist etwa folgende: Als es für unsere Welt an der Zeit war, ins Dasein zu treten, wurde ein Punkt im Raum zum Tor, durch das subjektive Energien als Ausdruck der Bewußtseinszentren strömten. Inaktive Substanz wurde in diesem Bereich aktiviert und durchlief die verschiedenen Stufen der Verdichtung vom Ätherischen bis zum Physischen, so wie wir sie heute kennen. Die magnetischen Kräfte der Zentren "schufen" das Feld für ihre Tätigkeit und steigerten in den darauffolgenden Zeitaltern die Entfaltung der inneren Fähigkeiten. Dadurch wurden automatisch mehr und mehr komplexere Vehikel erzeugt, die erschienen, um die Beziehungen zur Umwelt zu ermöglichen und potentielle Eigenschaften und Fähigkeiten in konkreter Form auszudrücken. Die Zentren, nicht die Vehikel, entwickelten sich. Die Gesamtheit intelligenter Energien steht in enger Beziehung zueinander und wird als das noumenonale Kontinuum des Universums betrachtet, wenn man diesen seltsam klingenden Ausdruck gebrauchen will. Es besteht nirgends eine Unterbrechung in den Verbindungen zwischen den Wesen und Kräften, und so gesehen geht die Evolution als kosmischer Prozeß weiter, indem sie die gesamten verborgenen Eigenschaften ständig mehr und mehr zum Ausdruck bringt. Unser Verstand kann das als richtig erkennen, wenn wir das Gesetz der Analogie auf irgendein Problem anwenden, mit dem wir uns beschäftigen. Oder wie H. P. Blavatsky es ausdrückt:

Von den Göttern zu den Menschen, von Welten zu Atomen, von einem Stern zu einem Nachtlicht, von der Sonne bis zur Lebenswärme des geringsten organischen Wesens - ist die Welt der Form und des Daseins eine ungeheure Kette, deren Glieder alle zusammenhängen.1

Wir alle sind ehrfurchtgebietend und wunderbar beschaffen - nicht nur die Menschen, sondern alles, was die Welt umschließt, das Sonnensystem, unser Heimuniversum und alles, was es darüber hinaus noch gibt. Unsere physische Sonne ist in ihrem Stadium aus strahlender Materie das Agens der realen Macht, die die planetarische Sonnenfamilie und ihre Bewohner zusammenhält. Die alten Philosophen machten zwischen dem Himmelskörper und dem Wesen, das ihn beseelt, einen Unterschied. So ähnlich ist in uns selbst ein magnetisches Zentrum, das all unsere Teile, aus denen wir zusammengesetzt sind, harmonisch vereint. Alle Bewohner der Erde entwickeln aus diesem Zentrum heraus weitere Möglichkeiten, um sie dann entsprechend nach außen hin darzustellen. Auf dieser Basis kann der Globus ökologisch als eine Biosphäre oder einzelne Wesenheit von miteinander verketteten Klassen von Wesen betrachtet werden, die in der Bruderschaft eines gemeinschaftlichen Lebens miteinander verbunden sind.

Fußnoten

1. Die Geheimlehre, deutsche Ausgabe, Band I, Seite 662. [back]