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Himmelsbahnen

Die Philosophen früherer Zeiten lehrten, daß das Universum beseelt ist und daß alles im Raum aus Körper, Seele und Geist besteht. Sie stellten sich den Körper als vorübergehende Vereinigung von Atomen vor, die in beständigem Wechsel, wie Ebbe und Flut, alle Augenblicke ihre Plätze verlassen und durch andere ersetzt werden, die wiederum an dieselbe Stelle hingezogen werden. Demnach muß also ein magnetisches Gerüst vorhanden sein, um das sich die hereinkommenden Atome anordnen, denn sonst gäbe es in der Tat vielgestaltige Veränderungen der Form. Der seelische Teil wurde als zweifach angesehen: Er war der Kampfplatz für materielle Einflüsse von 'unten', wie auch für die spirituellen Eigenschaften von 'oben'. Das Ganze aber war von magnetischer Energie erfüllt, die im Geistigen ihren Ursprung hat und das Vehikel eines göttlichen Bewußtseins am Herzen des Wirkens der Natur ist.

In Übereinstimmung mit diesen Ideen wurde vor etwa neunzig Jahren die Vermutung ausgesprochen, daß die physische Energie der Sonne das Resultat eines langsamen chemischen Verbrennungsprozesses ist, nicht einer physischen Verbrennung, gleich dem Verbrennen von Holz oder Kohle. Doch diese Anschauung fand wenig Anklang. Heute haben wir nun Bilder, die deutlich die gewaltigen Ausbrüche elektromagnetischer Kräfte zeigen, die infolge der Auflösung und Wiederverschmelzung von Atomen an der Oberfläche der Sonne entstehen. Wir nehmen an, daß diese Ausbrüche durch gigantische Wirbel erfolgen, die irgendwo im Kern der Sonne ihren Ursprung haben - das bedeutet, daß die Sonne ein natürlicher Kernreaktor ist. Die Bänder der Korona, von denen wir einst dachten, es seien Flammen, haben alle die charakteristischen Merkmale der Funken, die wir in unseren Laboratorien zwischen zwei elektrischen Klemmen auslösen. Sonnen-'Winde', die sich weit ausbreiten, verstreuen jeden Augenblick Ströme von Atomen und Molekülen im Raum. Doch trotz allem offensichtlichen Verlust an Substanz und dem wilden Umherwirbeln von Partikeln ist an der äußeren Erscheinung kein sichtbarer Verschleiß wahrzunehmen - die Beobachtung zeigt, daß die Sonne in jeder Hinsicht die gleiche bleibt.

 

In einer Reihe von Vorträgen, die Dr. G. von Purucker in den zwanziger Jahren gehalten hat, und die 1932 erstmals in Buchform1 veröffentlicht wurden, wies er auf die Lehren der Astronomie des Altertums hin, wo die Planeten als "heilig" betrachtet wurden. Manchmal wurden sieben erwähnt, ein andermal zehn oder sogar zwölf. Er wies darauf hin, daß der Planet Merkur "der Sonne am nächsten sei (mit Ausnahme von einem)" und fügte beiläufig hinzu, daß ein intramerkurischer Planet gesehen wurde, als er "am 26. März 1859 an der Sonnenscheibe vorüberzog", und daß einige Astronomen diesen Himmelskörper Vulkan nannten. Der Planet wurde nicht mehr beobachtet, aber auch Dr. v. Purucker ist der Meinung, daß solche Erscheinungen, wie die Störungen in der Laufbahn des Merkur, wohl auf die Existenz eines solchen Planeten schließen lassen, ganz gleich, ob das als Folgerung aus Einsteins Relativitätstheorie erklärt werden kann oder nicht.

Der Arbeit des französischen Astronomen Leverrier, der im Jahre 1846 durch mathematische Berechnung der Abweichungen in den Bewegungen des Uranus den Neptun entdeckte und später seine Aufmerksamkeit dem Merkur zuwandte, wird wieder mehr Beachtung geschenkt. Er hatte berechnet, wo der Merkur stehen müßte und fand eine auffällige Abweichung zu seinen tatsächlichen Positionen. Seine Erfahrung mit dem Uranus ließ ihn annehmen, daß die Ursache dieser Schwankungen ein kleiner Himmelskörper sein muß, der seine planetarische Bahn zwischen dem Merkur und der Sonne zieht. Er berechnete, daß ein solcher intramerkurischer Planet in 33 Tagen einmal um die Sonne kreisen würde und sagte voraus, daß man am 22. März 1877 sein Passieren der Sonnenscheibe werde wahrnehmen können. Man wartete auf die Erscheinung, sie wurde aber nicht gesehen und die sorgfältigen Arbeiten Leverriers wurden mit den gelehrten Zeitschriften jener Zeit vergessen.

Im Lichte der heutigen bedeutsamen Entwicklung auf dem Gebiete der Astronomie wird das Interesse für all das wieder geweckt. Ein New Yorker Astronom gab kürzlich bekannt, daß auf photographischen Aufnahmen, die er während der Sonnenfinsternisse 1966 und 1970 gemacht hatte, Bahnen zum Vorschein kamen. Nach Dr. Henry C. Courten, Professor der Astronomie am Dowling College auf Long Island, deuten diese Bahnen entweder auf einen kleinen Planeten oder auf einen Planetoidengürtel hin, dessen Kreisbahn zwischen dem Merkur und der Sonne verläuft. Das alles erfordert noch ausgedehntere Überprüfung. Jedoch die bereits schon sehr verfeinerten Analysen der photographischen Aufnahmen, bei denen Spezialbildabtaster und Rechenautomaten benutzt wurden, bestätigen, daß an der angegebenen Stelle irgend etwas vorhanden ist.

Dr. Courtens diesbezügliche Vorstellungen wurden nicht vorbehaltlos angenommen. Dr. Brian Marsden vom Smithsonian Astrophysical Observatory in Cambridge, Massachusetts, ist nicht davon überzeugt, obgleich er hofft, daß die Untersuchungen fortgesetzt werden. Dieser neue 'Planet' wird jedoch nicht leicht nachzuweisen sein, denn Dr. Courten sagt, seine Bahnen deuten an, daß er möglicherweise nur einen Durchmesser von 500 Meilen hat. Dadurch wird es, bei der Helligkeit und Größe unserer Sonne, tatsächlich sehr schwierig, ihn beim Durchgang wahrzunehmen, sind doch sogar die in zyklischen Intervallen erscheinenden Sonnenflecken manchmal hundertmal größer!

Wenn wir bedenken, daß die Menschen in früheren Epochen die Sonne und ihre Planetenfamilie auch noch von anderen Gesichtspunkten als nur vom rein physischen Aspekt aus betrachteten und sich diese vor allem als beseelte Wesenheiten, ähnlich uns Menschen, vorstellten, dann können wir verstehen, warum unser Radar und unsere moderne, in der Astronomie verwendete Technik Aufzeichnungen von 'etwas dort draußen' im Raum liefern - ausgestrahlten Energien, die aber für unsere Augen noch unsichtbar sind. Ohne Zweifel ist es möglich, daß sich bestimmte Materie in einem Stadium befindet, das wir gegenwärtig noch nicht wahrnehmen können, denn was uns durch unsere Sinne vermittelt wird, ist nur ein schmaler Streifen einer sich weit und breit ausdehnenden, unermeßlichen Komplexität.

 

Eine andere, ebenso aufregende Spekulation ist die Forschung nach Anzeichen von Intelligenz und Zivilisation in den Welten, die nicht zu unserem Sonnensystem gehören. Vor einigen Monaten wurde in Moffett Field in Kalifornien, das "Project Cyclops" eingeweiht. Das ist eine Reihe riesiger Radioteleskope, die aufgestellt wurden, um die Milchstraße abzutasten und sich auf alle Signale einzustellen, die von "denkenden Wesen" irgendwo unter den 100 Milliarden Sternen ausgestrahlt worden sein könnten. Mindestens 10 Millionen davon könnten Planetensysteme haben, die demjenigen unserer Sonne ähnlich sind.

Dabei erhebt sich die Frage: Wie würden die Wesen beschaffen sein, die Nachrichten ausstrahlen könnten? Langsam beginnen wir über die Anmaßung unserer Zeit hinauszuwachsen. Jedenfalls sind wir nicht mehr ganz so sicher, ob unsere eigenen technischen Errungenschaften und unsere komplizierten Maschinen die einzigen Kennzeichen eines fortgeschrittenen Geistes sind; oder daß die gegenwärtige menschliche Gestalt die einzige Form ist, durch die Selbstbewußtsein sich äußern kann. In alten Zeiten wurde behauptet, daß die Natur durch eine kleine Anzahl grundlegender Modelle mit zahllosen unbedeutenden Abweichungen arbeitet, die auf der relativen Ätherhaftigkeit oder Stofflichkeit der in Frage kommenden Wesenheiten begründet sind. Die Wissenschaft ist in den vergangenen hundert Jahren in Riesenschritten vorwärts gekommen, wobei sie eine materialistische Philosophie aufgegeben hat und sich jetzt jener Grenzlinie nähert, wo die Hand des Bewußtseins, die in einem Handschuh aus Substanz steckt, wahrgenommen werden kann.

Fußnoten

1. Fundamentals of the Esoteric Philosophy, Theosophical University Press (Grundlagen der Esoterischen Philosophie). [back]