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Im Zentrum des Sturmes

Dasein ist Bewegung. Bewegung bringt Wechsel. Also ist Leben mit Wechsel untrennbar verbunden. Was aber bedeutet der Wechsel für einen jeden von uns?

Obwohl wir wissen, daß auf der niedersten Ebene sich alles in Bewegung und alles im Wechsel befindet, daß nichts statisch, nichts unbeweglich ist, so wird der Wechsel doch auf der Ebene, auf der wir leben und unsere Erfahrungen machen, meist zu einem großen Ereignis. Diesem gehen Zeitabschnitte von unterschiedlicher Dauer voraus und folgen Zustände anscheinender Tatenlosigkeit und Ruhe. Wir "ruhen aus" von den Bedrängnissen des Wechsels und erwarten den nächsten Angriff manchmal ängstlich, manchmal freudig. Daher wird der Wechsel zumindest auf einer Ebene ein einmaliges Ereignis; das wissen wir aus Erfahrung.

Da sich der Wechsel aber immer wieder einstellt, wenn auch nicht immer regelmäßig, so muß doch ein Grund dafür vorhanden sein, warum die Natur diese Stürme und Ruhepausen geplant hat. Im Leben eines jeden von uns kommen Zeiten, in denen wir nur einen schwachen Windhauch des Wechsels spüren, und dann wieder Zeiten, in denen wir merken, daß die Winde der Veränderung zunehmen und immer stärker werden, bis die volle Wucht des Sturmes über und durch uns hindurch fegt und die Gewohnheiten, die Pläne und den Verlauf unseres Lebens ändert. In solchen Zeiten ist es möglich, mit dem Wind und dem Sturm dahinzutreiben, mit vollen Segeln sich am großartigen Spiel der Natur zu freuen, und aus den neuen Gelegenheiten Gewinn zu ziehen. Man kann aber auch die Segel einziehen, sich unter Deck verkriechen, verzweifeln, alle Hoffnung aufgeben und untergehen. Die meiste Zeit befinden wir uns irgendwo zwischen diesen beiden Extremen, aber alle Möglichkeiten stehen uns offen.

Wenn der Sturm vorüber zu sein scheint, dann segeln wir manchmal in ein Meer der Ruhe - alles ist still, alles ist klar. Es kann aber auch sein, daß das eine der größten Täuschungen des Lebens ist. In Wirklichkeit könnte es sein, daß wir in das Zentrum des Sturmes eingetreten sind. Möglicherweise ist das die Art der Natur, uns in der Gewalt der Veränderung festzuhalten und von ihr eingeschlossen, uns zur gleichen Zeit mit jenen Augenblicken oder Jahren zu beschenken, die notwendig sind, den Schaden auszubessern, mit unseren Kräften hauszuhalten und uns darauf vorzubereiten, wieder in die äußere, aktive Zone treten zu können, die Anregungen zum Wachstum bietet.

Doch alles ist Bewegung: Auch im Zentrum des Sturmes, wo man vom Wind des Schicksals verschont bleibt, obwohl man von ihm umgeben ist; nichts ist statisch. Hier liegen die Gelegenheiten für die größten Veränderungen: Die Veränderungen, die während der Zeit anscheinender Inaktivität stattfinden. Es ist der Prozeß, der sich im inneren Menschen vollzieht, wenn die Ereignisse, die Eindrücke und die Wirkung des Sturmes ausgewertet und verarbeitet werden; ein unbewußtes Lernen setzt ein und bewußtes Denken und Verstehen nehmen zu.

Wieder einmal wird die Wirksamkeit des gesamten Lebensplanes deutlich. Es gibt keine vergeudete Anstrengung, keine verschwendete Zeit. Jede Erfahrung ist intensiv, notwendig und in sich abgeschlossen. Unsere große Gelegenheit besteht darin, jeder Möglichkeit entsprechend zu leben: Mutig und wendig, wenn die Winde der Veränderung wehen; bereit zu lernen und zu verstehen, während wir im Zentrum des Sturmes beschützt werden.