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Herbst-Eindrücke

Mit dem Wechsel der Jahreszeiten ist unsere Gegend hier wieder einmal wunderschön geworden. Die Espen gleichen goldenen Bächen, die an den Berghängen herunterstürzen, und der erste Sturm hat die kahlen Berggipfel nur sanft gestreift, so daß sie so schön sind wie zuvor und die rauhe Jahreszeit Lügen strafen.

Der Herbst hat sein eigenes Fluidum: die Klarheit der Luft; der würzige Duft der Erde am Ufer der Bäche; die Felsen mit ihren verschiedenen Tönungen, wenn sie naß oder trocken sind. Die Berge ragen gen Himmel und ein Adler segelt darüber. Im klaren Wasser der Bäche kann man deutlich die Bachforelle sehen, wie sie langsam mit dem Kopf stromaufwärts schwimmt und auf ihre Mahlzeit wartet, die mit dem herabströmenden Wasser auf sie zukommt.

Der Regen hat die Erde gewaschen, und damit ist die Temperatur gefallen. Nun hat sich ein Teppich aus Blättern unter meinen Füßen ausgebreitet. Das Rascheln ist beruhigend, doch ein aufgescheuchtes Backenhörnchen hüpft auf einen Felsen (um sich das große daherkommende Geschöpf anzusehen, das der Grund für all den Aufruhr ist), ehe es sich eilig in seinem Heim in Sicherheit bringt. Ich entschuldige mich bei ihm wegen der Störung, und die Neugierde läßt es bald wieder erscheinen.

Ich setze meine Wanderung fort. Längs des Weges befinden sich Bilderschriften aus der Vorzeit, die von den Bewohnern längst vergangener Zeiten auf die Felswände dieser Berge in Utah eingraviert wurden und von deren Geschichte berichten. Jene Vorfahren sind damals genauso über diese Fluren gegangen. Sie haben ihre Schönheit gesehen und hielten an, um unter den überhängenden Felsen ein Feuer anzufachen. Sie fertigten eine Pfeilspitze, während sie das Ende eines Sturmes abwarteten, und hinterließen uns ihre Geschichte, sofern wir sie zu lesen verstehen. Einmal fand ich unter einem dieser Felsüberhänge eine Pfeilspitze aus Obsidian. Der Schnitzer hatte die eine Seite wunderbar bearbeitet, doch die andere durch allzu großes Bemühen verdorben. Mir war, als könnte ich die Worte hören, die der Kunstschnitzer damals gesagt hatte, als er erkannte, was geschehen war - und ich mußte darüber lächeln. In bestimmten Situationen ändern sich die Menschen nicht!

Jenseits der Schlucht liegt eine Höhle. Zu einem späteren Zeitpunkt des Jahres (ich werde mir eine Vormerkung machen), wenn der kleine Bruder Schlange schläft und ich sicher bin, daß ich ihn nicht stören werde (sowohl um meinet- als auch um seinetwillen), werde ich dort einmal hineinsehen und die Geschichte dieser Vorfahren lesen. Nun, das also ein andermal. Jetzt liegt ein Tal vor mir, wo ein Wasserfall vom Hochland herunterrauscht, und an dessen Ufern das Moos einen weichen Ruheplatz bildet. Bald sitze ich dort und hänge meine Füße über das dahinplätschernde, sprudelnde Wasser. Es trägt kleine Schiffchen aus gewellten Blättern mit sich fort - rote, gelbe und einige bräunliche, die verwelkt sind. Sie reisen ins Tal und vielleicht noch weiter.

Ich wollte, ich könnte die Liebe, die ich in mir spüre, weil ich über diese Schönheit innerlich so froh bin, jemandem - vielleicht einem abgehärmten Stadtbewohner - mitsenden, um ihn zu trösten. Doch Schluß mit diesen Träumereien. Auch jetzt fallen die Blätter um mich herum, und ich stehe verzaubert und schaue. Alles in mir lauscht und ich bin glücklich, lieben zu dürfen und wiedergeliebt zu werden, weil es mir vergönnt ist, diese Wunder, all diese wirklichen Wunder zu sehen. Selbstverständlich kann diese Liebe auch weitergegeben werden, um anderen zu helfen. Wir alle sind nur Teile von alledem: Luft, Berge, Tier, Mensch, Bäume - Mutter Erde. Jedes ein Teil ... wie klein sind wir im Universum, und doch, wie unendlich.