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Bewusstsein ohne Grenzen
James A. Long
Auszug aus der Einleitung des Buches vom Verfasser
In jedem Zeitalter haben Männer und Frauen über das Geheimnis des Daseins nachgedacht. Woher kommen wir? Warum sind wir hier? Und was ist letztlich unsere Bestimmung? Wo können wir uns hinwenden mit unserem Verlangen nach einer praktischen Lebensphilosophie, die sich als gültig erweist?
Wenn wir ernsthaft dem Guten in der Welt dienen wollen, führt die Kraft unseres Strebens unausweichlich die erforderlichen Gelegenheiten herbei, mit deren Hilfe wir unser Ziel erreichen. Vielleicht löst ein Buch, eine Zeitschrift oder ein anscheinend zufälliges Ereignis – irgendein Mensch oder eine Sache – in unserem Bewusstsein eine Kettenreaktion aus, die uns, ähnlich wie ein Magnet Eisenspäne ordnet, zu einem völlig neuen Denken und selbst in andere Verhältnisse führt, wodurch sich, wenn wir standhaft bleiben, der Lauf unseres Lebens ändert.
Die Wahrheit ist vorhanden, in dieser Tatsache liegt unsere größte Hoffnung. Wie ein Fluss, dessen Ursprung im Unbekannten liegt, kam sie durch die Jahrtausenden zu uns. Manchmal fließt ihr Strom stark und rein auf der Erde und bereichert die Menschenherzen. Zu anderen Zeiten, wenn keine aufnahmebereiten Seelen da sind, versickert sie und fließt still unterirdisch weiter, und das Land, das sie einst fruchtbar machte, liegt brach. Doch ihr Strom fließt unaufhörlich.
Wie wurde uns diese ‘Weisheit der Zeitalter’ bis heute übermittelt? Zweifellos durch das Leben und Wirken der großen Lehrer der Vergangenheit: durch Meister Jesus, Gautama Buddha, Krishna, Mohammed, Konfuzius, Laotse, Plato und andere. Jeder einzelne wirkte für dasselbe Ziel: die göttliche Veranlagung des Menschen erneut bewusst zu machen und die in den heiligen Überlieferungen des Altertums verankerten spirituellen Werte wieder darzulegen. Jeder half auf seine Weise, dass der Wahrheitsfluss abermals in die Felder menschlicher Bemühungen einströmte und die ausgedörrten Seelen all derer erquickte, deren Glaube schwach geworden war.
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Welche Bezeichnung oder äußere Form diese archaische Überlieferung in den Ländern des Nordens oder Südens, des Ostens oder Westens in den vorchristlichen Zeitaltern auch hatte, vom dritten Jahrhundert n. Chr. an wurde sie bekannt als Theosophia – ‘Weisheit über göttliche Dinge’ – wie durch Ammonios Sakkas in Alexandrien gelehrt. Da sich das Denken der frühen Kirchenväter, deren theologische Streitigkeiten verbürgt sind, schon zunehmend in Schablonen bewegte, floss diese Weisheit der öffentlichen Kenntnis verborgen als stetiger Strom der Führung weiter. Er leitete nicht nur die Kabbalisten – die während der dunklen Perioden des Mittelalters insgeheim ihre ‘Theosophie der Engel’ studierten –, sondern er wirkte auch anregend auf die führenden Geister der Renaissance: auf Paracelsus, Pico della Mirandola, Leonardo da Vinci, Bruno, Kepler und auf zahlreiche andere Wissenschaftler, Philosophen, Dichter und Künstler.
War es ein Zufall, dass Saint-Martin durch die Schriften Jakob Böhmes, des ‘Teutonischen Theosophen’ des 16. Jahrhunderts, angeregt wurde, in den Jahren nach 1790 mit einem Schweizer Freund und Philosophen eine ‘theosophische Korrespondenz’ zu führen; und dass diese Briefe im Jahr 1863 in England neu aufgelegt wurden – in der Hoffnung, das Interesse für ‘die in diesen Ideen enthaltene theosophische und reine Evangelienwissenschaft’ wiederzuerwecken? Und ebenso, dass Emerson und andere, von den kosmischen Einsichten der Bhagavad-Gita bewegt, die Bewegung der Transzendentalisten in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts in Amerika anführten?
Wie überliefert wurde, prophezeite der große tibetanische Reformer Tsong-kha-pa (1357?-1419), dass ab diesem Zeitpunkt besonders im Westen während des letzten Viertels eines jeden Jahrhunderts ein markanter spiritueller Impuls erkennbar würde. Dieser neu belebende Strom ist zwar in den unmittelbar darauf folgenden Jahrhunderten nicht so recht nachzuweisen, er ist jedoch, wie man annehmen darf, durch hochgebildete Persönlichkeiten wie auch in den geheimen Gemächern der Feuerphilosophen, Alchimisten und Kabbalisten zum Ausdruck gekommen. Im 18. und 19. Jahrhundert lässt sich der Impuls deutlicher verfolgen – nicht dass eine neue Religion gegründet worden wäre, aber es wurden Samen in den Boden der heraufziehenden Jahrhunderte gesät, die später in einem vertieften Bewusstsein für Moral zur Blüte kommen sollten.
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Der Höhepunkt dieses Impulses wurde erreicht, als H.P.Blavatsky im Jahr 1888 Die Geheimlehre1 veröffentlichte. Ihre umfassende Untersuchung der heiligen Schriften der Welt (nicht nur der christlichen) erweist, dass die in ihnen vorkommenden Schlüsselideen sich wie Juwelen auf einen einzigen goldenen Faden reihen: den göttlichen Ursprung und die göttliche Bestimmung des Menschen. Sehr wesentlich war auch, dass die einst allgemein anerkannte Reinkarnationslehre – die Lehre, dass die Seele zwecks irdischer Erfahrung periodisch wiederkehrt – erneut in das westliche Gedankengut eingeführt wurde. Damit floss der alte Strom, der so lange durch den Treibsand dogmatischer Ablagerungen verdeckt gewesen war, wieder oberirdisch.
Jeder menschliche Fortschritt entstand aus der wiederholten Anstrengung der menschlichen Seele, jenen ursprünglichen spirituellen Ideen Ausdruck zu verleihen, die tief in das Menschheitsgedächtnis eingeprägt worden waren, als die Menschenrasse anfänglich auf diesem Globus ihre Heimstatt fand. Der lange Weg unserer Pilgerfahrt führte uns vom Zustand der Unbewusstheit zum Selbstbewusstsein und schließlich zur Erkenntnis unserer individuellen moralischen Verantwortlichkeit – eine Verantwortlichkeit, die sehr mannigfaltige Wandlungen erlebte.
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Im Laufe der vergangenen Jahre war es mir vergönnt, in verschiedenen Teilen der Welt mit einzelnen Menschen und mit Gruppen ‘laut zu denken’. Als ich mit ihnen sprach, stand eines absolut im Vordergrund: ihre Suche nach einer anwendbaren Lebensphilosophie, auf die sie sich innerlich fest verlassen können, und das einhergehende Bedürfnis nach einer Bestätigung ihres intuitiven Gefühls, dass es tatsächlich eine Erklärung für die vielen rätselhaften Lebensprobleme gibt. In der Erkenntnis, dass die Zivilisation nur das Wachstum und die Entwicklung des menschlichen Charakters widerspiegelt, befassten sich unsere Diskussionen mit jenen spirituellen Prinzipien, die man auf jede Lage anwenden kann, ganz gleich, welchen Glauben, welche politische Überzeugung, welche Erziehung oder welchen sozialen Hintergrund man hat, denn welchen Weg der Erfahrung der einzelne auch beschreiten mag, es wird immer eine gemeinsame Grundlage von Werten geben, auf der man sich begegnen kann.
Ein großer Teil des in diesem Buch verarbeiteten Materials, das die Ernte eines Gedankenaustausches mit Hunderten von Männern und Frauen darstellt, erschien in der Zeitschrift Sunrise. Trotz umfassender Bearbeitung haben wir versucht, die zwanglose Form der ursprünglichen Diskussion beizubehalten. Sollte aber jemand eine fixierte und fertige Lehrformel für seine Erleuchtung suchen, wird er enttäuscht sein. Jeder Mensch ist einzigartig, ein individueller Ausdruck seines eigenen inneren Selbst; jeder muss daher letztlich selbst den Weg des Strebens finden und beschreiten, der ihm und nur ihm allein zugehört.
Es gibt keine vorrätige Antwort, die die Bedürfnisse aller befriedigt – kein Buch, keinen Lehrer, keine außerhalb dem Menschen liegende Quelle – denn wer kann einem anderen sagen, was für sein Wachstum notwendig ist? Der einzige Führer und Mentor ist das Leben selbst. Sobald ein Mensch durch die natürlichen Prozesse seines erwachenden Bewusstseins den Prüfstein der Wahrheit in sich selbst findet, weiß er, dass die Autorität nicht von irgendeinem Menschen stammt, dessen Schriften oder Gespräche ihm vielleicht gefielen, sondern dass sie den Tiefen der eigenen Seele entspringt.