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Band 8: Runden und Rassen

Die dritte Wurzelrasse

Die dritte Wurzelrasse wurde Zeuge großer Veränderungen. An erster Stelle entwickelten sich diese ‘Schweißtropfen’ der zweiten Wurzelrasse zu großen Eiern, die von der Sonne erwärmt und zur Entwicklung gebracht wurden – ein Vorgang, der mit dem unserer heutigen Vögel verglichen werden kann. In diesen Eiern wuchsen die Föten mehrere Jahre heran. Auch die menschliche Form durchlief eine Reihe von Veränderungen ihrer Gestalt. So gab es in dieser hermaphroditischen Periode eine Zeit, in welcher der Mensch vier Arme und drei Augen hatte. Aber diese Varianten entstanden natürlich sehr allmählich, in einer Zeit von mehreren Millionen von Jahren. Schließlich fand im letzten Teil dieser Rasse die Trennung in die beiden Geschlechter statt.

Das wunderbare Ereignis, der Wendepunkt, der den gesamten Verlauf der Geschichte verändern sollte, die großartige Epoche im Leben der Menschheit, auf die zahllose Hierarchien zeitalterlang hingearbeitet hatten, stand nun unmittelbar bevor. Drei Runden und beinahe die Hälfte der vierten hatten die Vorbereitungen zu diesem glorreichen Erwachen in Anspruch genommen. Im Verhältnis betrachtet, trat es plötzlich ein. Wer die Theorie unterstützt, dass sich der Verstand im Tierreich entwickelte, übersieht dabei, dass Ewigkeiten erforderlich sind, um auch nur den menschlichen Körper und die niederen Prinzipien zu entwickeln.

Bis zu dieser Zeit hatten sich nur zwei der evolutionären Ströme manifestiert, die durch die Natur tätig sind – und zwar der physische und der spirituelle, der durch die monadische Essenz, den Gottesfunken, zum Ausdruck kommt. Dieser steht zu hoch über dem physischen Strom, um ohne das Verbindungsglied des Verstandes einen Austausch zustande bringen zu können. In der Geheimlehre wird behauptet, dass – wenn die spirituelle Monade eines Newton mit der spirituellen Monade des größten Heiligen auf Erden verbunden und die beiden in einem vollkommenen Körper inkarnieren würden, jedoch ohne das dazwischen stehende Prinzip des Verstandes zur Vereinigung der spirituellen Monade mit dem physischen Körper – das Resultat auf dieser Ebene ein Idiot wäre. Alles ist latent vorhanden, sogar im Atom, und so war es auch der Verstand in der dritten Wurzelrasse im menschlichen Tier.1 Um ihn zu erwecken, bedurfte es der höheren Götter und der Zeit.

Dieses Ereignis der Erweckung des Verstandes im Menschen war engstens verknüpft mit dem Schicksal anderer Wesenheiten aus dem vorhergehenden großen Manvantara – Wesen, die im Vergleich zu den niederen Menschen Götter waren. Die niederen Wesen der Mondkette hatten erreicht, was sie konnten. Sie und ihre Scharen von Helfern hatten alles gegeben, was ihnen möglich war. Verstand hatten sie jedoch nie besessen. Aber es gab andere, bekannt als die Mānasaputras oder Söhne des Denkens, die dazu bereit waren, in die für sie vorbereiteten Tempel einzutreten. Und diese Tatsache bedeutet, dass sie zu ihnen gehörten, dass sie karmisch mit ihnen verbunden waren. So traten jene Wesen, die zuvor auf der Mondkette das Prinzip des Verstandes vollständig entwickelt hatten, in den niederen Menschen ein, um seinen latenten Funken zur Tätigkeit zu erwecken. Nach dieser Inkarnation fanden scheinbar wunderbare Veränderungen statt.

Dieses Geschehen wird in dem Mythos von Prometheus symbolisch dargestellt. Er brachte den Sterblichen das spirituelle Feuer und wurde an den Felsen der Materie, unseren menschlichen Körper, gekettet, wo er die Äonen hindurch verweilen wird, bis der Mensch selbst zu seiner Höhe emporsteigen und ihn erlösen wird. Die Geschichte von Adam und Eva im Garten Eden hat dieselbe Grundlage, wo Luzifer, der Lichtbringer, als Satan getarnt ist, eine böse Macht.

Diese Inkarnation der Söhne des Denkens brachte dem niederen Ego Schmerz und Leiden, aber auch die Möglichkeit, das Göttliche zu erlangen. H. P. Blavatsky behauptet, dass wir ohne die Hilfe dieser höheren Wesen noch immer nicht weit über dem Animalischen stehen würden. Seit jener Zeit hat es immer zwei Stimmen im Menschen gegeben, die sich Gehör verschaffen wollen – bis zu dem Tag, an dem die eine die andere absolut beherrscht. Und doch ist der niedere Mensch nie ohne Hilfe. Er ist mit freiem Willen und einem Gewissen begabt – die Stimme des Gottes im Inneren kann von jenen immer vernommen werden, die Ohren haben zu hören.

Es ist unmöglich, diese Philosophie ohne die Erkenntnis zu verstehen, dass das Universum aus unzähligen Abstufungen von Bewusstseinsarten zusammengesetzt ist, dass jedes Wachstum ein Wachstum des Bewusstseins bedeutet und dass überall im Universum in der Verschiedenheit die Einheit existiert. Etwas, das von irgendeinem anderen Teil unabhängig ist, existiert nicht. Alle Wesen tragen Verantwortung für die unterhalb von ihnen stehenden, und sobald das Stadium des Selbstbewusstseins erreicht ist, tragen sie auch für die über ihnen stehenden Wesenheiten Verantwortung. Historiker haben oft bemerkt, dass keiner seine Rasse über ein gewisses Maß hinaus übersteigen kann. So wie es auf Erden ist, ist es auch im Himmel. Wie oben, so unten. Die Großen verspüren die Last jener, die ihre Chancen vergeben und sich weigern zu wachsen.

Nicht alle menschlichen Rassen waren gleich weit entwickelt; einige blieben hinter anderen zurück. Strophe VII der Geheimlehre verweist folgendermaßen auf diesen Teil der Geschichte:

24. DIE SÖHNE DER NACHT, DIE SÖHNE DER WEISHEIT (hervorgegangen aus dem Körper Brahmas, als es Nacht wurde), BEREIT ZUR WIEDERGEBURT, KAMEN HERAB. SIE SAHEN DIE (intellektuell) SCHLECHTEN FORMEN DER ERSTEN DRITTEN (noch unvernünftigen Rasse). „WIR KÖNNEN WÄHLEN“, SAGTEN DIE HERREN, „WIR HABEN WEISHEIT.“ EINIGE TRATEN IN DIE CHHĀYĀS EIN. EINIGE SANDTEN EINEN FUNKEN AUS. EINIGE WARTETEN BIS ZUR VIERTEN (Rasse). AUS IHRER EIGENEN ESSENZ FÜLLTEN (verstärkten) SIE KĀMA (das Vehikel der Begierden). JENE, WELCHE NUR EINEN FUNKEN ERHIELTEN, BLIEBEN OHNE (höhere) ERKENNTNIS. DER FUNKE LEUCHTETE SCHWACH. DIE DRITTEN BLIEBEN GEMÜTLOS. IHRE JĪVAS (Monaden) WAREN NICHT BEREIT. DIESE WURDEN BEISEITE GESETZT UNTER DEN SIEBEN (ursprünglichen Menschenrassen). SIE WURDEN ZU DEN SCHWACHKÖPFIGEN. DIE DRITTEN WAREN BEREIT. „IN DIESEN WERDEN WIR WOHNEN“, SPRACHEN DIE HERREN DER FLAMME UND DER DUNKLEN WEISHEIT.

The Secret Doctrine, II:161

Diese Ereignisse erklären die Ungleichheiten in unserer menschlichen Art, die relativ hohen und niederen Möglichkeiten verschiedener Menschen. H. P. Blavatsky deutet auch darauf hin, dass diese Ereignisse den gesamten Schlüssel zum Geheimnis des Bösen darstellen.

Mit dem Erscheinen der Mānasaputras in diesem Drama unseres menschlichen Lebens wird der Mensch in Bezug auf seine Konstitution vollkommener. Er ist jetzt dazu bereit, seiner Bestimmung zu folgen und vereint in seiner Natur, bereit zur Entwicklung, alle Prinzipien des Kosmos. Das ist die wahre Bedeutung der Worte in der christlichen Bibel: „Und Gott schuf den Menschen nach seinem Ebenbild.“ Diese Inkarnation initiiert in der Menschheit den dritten evolutionären Strom – den intellektuellen. Genau an diesem Punkt begegnen sich im Menschen die Ströme von oben und von unten.

In den großen Kreisläufen des Kosmos steigt der Geist ewig in die Materie hinab, und die Materie steigt ewig zum Geist empor. Sie unterstützen sich gegenseitig. Keiner von beiden könnte sein Ziel ohne den anderen erreichen. Die niederen Leben können ihr Bewusstsein nur erweitern, indem sie Schale um Schale ihrer Umhüllung zerbrechen und in immer weiter reichende Räume des Denkens und des Geistes emporstreben. Die Großen Geister und Götter können das Mitleid, das tatsächlich ihre Essenz ist, nur zum Ausdruck bringen, indem sie ihren jüngeren Brüdern helfen. Sie können an Macht und Kraft nur gewinnen, indem sie den Widerstand der Materie und der Gedankenformen überwinden und immer größere Verantwortung auf sich nehmen. Diese Lebensströme befinden sich in einer universalen Bewegung. Sie sind nicht nur in den großen Kanälen wahrnehmbar, sondern sie sind überall vorhanden – in jeder Ebbe und Flut. Es gibt keinen Tropfen im Ozean des Seins, der nicht den Einfluss beider in sich verspürt. Von da an treten in der menschlichen Natur die relativen, als Gut und Böse bekannten Neigungen, zu Tage. Aus der komplizierten Wechselbeziehung zwischen diesen evolutionären Strömen erwuchsen der jungen Menschheit falsche Vorstellungen von sich selbst. In den letzten Jahrhunderten, als die alten Lehren immer mehr in den Schatten traten, entstand das irreführende Bild des ‘in Sünde geborenen’ Menschen, was eine lange Spur entwürdigender Einflüsse hinterließ. Verloren in den Nebeln der Unwissheit sind wir teilweise vom Weg abgekommen und das Bewusstsein unserer göttlichen Abstammung trat in den Hintergrund.

Fußnoten

1. Das Denkprinzip war zu diesem Zeitpunkt noch nicht zur Tätigkeit erweckt worden, deshalb war das menschliche Stadium noch nicht wirklich erreicht –der Mensch befand sich noch in einem mehr tierischen Stadium seiner Evolution. D. Ü. [back]