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H. P. Blavatsky an die Amerikanischen Konvente 1888–1891

Diese Botschaften an die Konvente amerikanischer Theosophen sind nicht nur von historischer Bedeutung; sie behandeln viel mehr viele Themen, mit denen wir auch heute konfrontiert werden: der wachsende Psychismus, die spirituelle Entwicklung der Menschheit, die Notwendigkeit der Bruderschaft und des Altruismus, sowie die Rolle der Theosophen und der Theosophischen Gesellschaft in der modernen Welt.

Eine Abhandlung von Kirby Van Mater, Mitarbeiter der Hauptstelle, liefert den historischen Hintergrund und schildert wichtige Ereignisse von der Gründung der Theosophischen Gesellschaft bis zum Tode von H. P. B. im Jahre 1891.

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H. P. Blavatsky an die Amerikanischen Konvente 1888–1891

mit einem Historischen Überblick von Kirby van Mater

© 2004 Theosophischer Verlag der Stiftung der Theosophischen Gesellschaft Pasadena, Eberdingen


Vorwort

„Handelt wie die Götter, wenn sie verkörpert sind. Empfindet euch als Vertreter der ganzen Menschheit als einen Teil von euch und handelt entsprechend.“ Das sind aufrüttelnde Worte. Sie bilden den Grundton einer Reihe von Briefen, die H. P. Blavatsky im Laufe der vier letzten Jahre ihres Lebens an die amerikanischen Theosophen richtete. Während diese Briefe außerhalb der theosophischen Kreise kaum bekannt sind, sind sie aus sich selbst heraus klassisch; erstens wegen ihres historischen Wertes, da sie während einer Zeit intensiver Aktivitat geschrieben wurden, als sich die Theosophische Gesellschaft aus einer kleinen Schar im Jahre 1875 von Amerika aus nach Europa und Asien ausgebreitet hatte; und zweitens – nicht weniger wichtig – wegen ihrer außerordentlichen Bedeutung für den gegenwärtigen Zyklus. Wenn man ihre Worte liest, hat man das Gefühl, sie wären im Hinblick auf dieses [20.] Jahrhundert geschrieben worden, so zwingend befassen sie sich mit der Notwenigkeit einer sicheren Führung im spirituellen und psychischen Umbruch unserer Tage.

H. P. Blavatsky ist die Sphinx des 19. Jahrhunderts genannt worden, und sie ist auch heute noch ein Rätsel. Dass sie viel mehr war, als sie selbst ihren nahen Gefährten zu sein schien, ist offensichtlich. Das ist Grund genug, ihre Schriften mit dem Auge der Intuition zu studieren. Ihr Lebensweg und der Aufbau ihres Werkes verliefen keineswegs glatt. Während bemerkenswerte Fortschritte gemacht wurden, mussten sowohl von HPB wie auch von der Gesellschaft schwere äußere und innere Krisen überwunden werden. Die Theosophie hatte jedoch tiefe Wurzeln in den Boden des menschlichen Bewusstseins gesenkt, so dass keine Verleumdung und kein Verrat die Kraft hatten, das zu zerstören, was zu leben bestimmt war.

Es war eine geistige Bewegung, zu der die Lehrer H. P. Blavatskys als Freunde der Menschheit in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts den Anstoß gegeben hatten. Ihr Hauptanliegen war es, in der modernen Welt ein lebensfähiges Gebilde zu gründen, das widerstandsfähig genug sein würde, um in den nachfolgenden Jahrhunderten fortzuwirken. Dafür benötigten sie ein Instrument, einen Gehilfen, der bereit und fähig war, die Weisheitslehren der Zeitalter in einer vollständigeren und umfassenderen Weise zu übermitteln, als es seit Jahrtausenden möglich gewesen war. Darüber hinaus mussten sie jemanden finden und schulen, der erfüllt war mit allesverzehrender Liebe für die seelisch, körperlich und geistig Enterbten.

Diese Briefe zeigen H. P. Blavatsky in ihrem wahren Licht – als die Stimme ihrer Lehrer, die Trägerin einer Botschaft von höchstem spirituellem Wert: dass Göttlichkeit kein isoliertes, nur auf einen Christus begrenztes Phänomen ist, sondern das innere Wesen in jedem Lebensfunke im ganzen Kosmos; dass die Menschen und die ganze Natur im Wesen, im Ursprung und im Ziel eine Einheit sind; dass folglich alle Wesen durch zyklischen Wechsel und Erneuerung der Form die gleiche Möglichkeit des Wachsens und Entfaltens haben und – als Wichtigstes – dass Bruderschaft universal ist und dass alle Nationen und Rassen sie im Leben ausüben müssen, wenn die gegenwärtige Zivilisation ihre Verheißung erfüllen soll.

Als sie den ersten Brief schrieb, waren wenig mehr als ein Dutzend Jahre seit 1875 vergangen, doch schon wurden die theosophischen Ideen von Schriftstellern und Denkern aufgegriffen und bewirkten einen deutlichen Wechsel im Zeitgeist. Nichtsdestoweniger hatte die Theosophie in ihrer einfachen Reinheit noch einen „Bergauf-Kampf“ vor sich, und die amerikanischen Mitglieder wurden daran erinnert, dass die Theosophische Gesellschaft, deren erstes Prinzip universale Bruderschaft ist, gegründet wurde, um die Menscheit zu spirituellem Erwachen anzuregen, und nicht „als eine Schule, um unbedingt Nachschub an Okkultisten zu erhalten“. H. P. Blavatsky und ihre Lehrer hatten die wachsende Kraft des Transzendentalismus vorhergesehen, welcher der Welle des bloßen Phänomenalismus folgen, die kommenden Dekaden erfassen und eine spirituelle Wiederbelebung beschleunigen würde. Sie hatten erkannt, dass es für den Fortschritt eine Gefahr bedeuten würde, wenn man den sich jetzt in Amerika schnell entwickelnden Psychismus ausarten ließe und ihn nicht unter der Kontrolle der edleren Fähigkeiten des Menschen hielte. Sie erklärte, dass ethische Grundsätze, die großen moralischen Wahrheiten der Thesophie, „für die Menschheit noch notwendiger sind, als die wissenschaftlichen Aspekte der psychischen Fakten über die Natur und den Menschen“, da ihre Ausübung zu den inneren Bereichen der Seele dringt und in der ewigen Essenz verbleibt, während die alleinige Kultivierung des Psychischen von vergänglichem Wert ist.

Wie prophetisch sind ihre Worte angesichts der Auswüchse astraler und psychischer Ausschweifungen, die heute von einem begierigen Publikum gesucht werden. Sie verleiten dazu, einen Schatten des Misstrauens auf die „echten Erforscher der psychischen Wissenschaften“ zu werfen, unter denen heute eine Anzahl gut motivierter, schöpferischer Menschen zu finden sind, welche die inneren Ebenen des menschlichen Bewusstseins erforschen. Immer und immer wieder ermahnt H. P. Blavatsky ihre amerikanischen Mitarbeiter, ihre Gelegenheiten zu ergreifen und zusammenzuarbeiten, um die aufkommende Flut psychischer Sensibilität lenken zu helfen, die in dieser Entwicklungsperiode unserer Menschheit erwartet wird: damit „es schließlich gut und nicht übel ausgehen möge“.

Wenn man diese Briefe, einen nach dem anderen liest – die beiden letzten wurden genau dreieinhalb Wochen vor ihrem Tod geschrieben –, empfindet man etwas von der Dringlichkeit, welche die Mahatmas fühlten, diese erhebenden Wahrheiten in den Jahren nach 1875 wieder einmal unter Menschen aller Gesellschaftsschichten in Umlauf zu bringen. Sie wussten, dass die Ideale des Mitleids und der Einheit aller Lebewesen Zeit benötigen würden, um das Bewusstsein des 20. Jahrhunderts zu durchdringen, noch bevor die Flutwelle psychischen Interessen und psychischer Entwicklung die Menschheit überwältigen würde.Wir fühlen auch intuitiv, warum sie nach fast einhundertjähriger Suche H. P. Blavatsky als ihren Beauftragten auserwählten zur Gründung einer Bewegung, deren heilige Pflicht es sein würde, „die selbstsüchtige Grundlage des menschlichen Lebens in eine selbstlose zu verandern“.

In ihre anfängliche Wahl schlossen sie Henry S. Olcott als ersten Präsidenten ein. Ohne sein Organisationstalent und ohne seine tiefe menschenfreundliche Gesinnung bei der Schaffung eines Trägers für den dynamischen Genius H. P. Blavatskys hätte die theosophische Bemühung vermutlich nicht den Erfolg gehabt, während ihrer Lebenszeit zu einer Organisation zu erblühen, die ihren Einfluss in allen Erdteilen des Globus ausdehnen konnte. Bis zum Ende seines Lebens blieb er „der gemeinsamen Sache, der Menschheit zu helfen“, treu ergeben.

Als jedoch im Jahr 1888, als Antwort auf einen Ruf der Mitglieder und als ein Mittel, den Kern der Theosophischen Gesellschaft zu stärken, die Esoterische Abteilung gegründet werden sollte, wandte sich H. P. Blavatsky an ihren amerikanischen Bruder und Mitgründer William Q. Judge. Um diese Maßnahme und weitere Maßnahmen in Zusammenhang mit den Ereignissen ihrer letzten Lebensjahre verständlich zu machen und auch, um den Hintergrund für die Briefe selbst zu liefern, hat der Archivar der Theosophischen Gesellschaft (Pasadena), Kirby Van Mater, einen historischen Überblick erstellt. Um bestimmte herausragende Elemente der Geschehnisse während des Aufbaustadiums der Gesellschaft zuverlässig aufzuzeigen, hat er die Dokumente mit großer Sorgfalt zusammengestellt. Damit enthüllen die Tatsachen selbst den kraftvollen Fluss der Inspiration, der die Anstöße für die theosophischen Anstrengungen durch HPB gab.

Es war nicht einfach, die Wahrheiten, für die andere in vergangenen Zeiten gestorben waren, in eine von Dogmen besessene Welt zu bringen. Eben das hat H. P. Blavatsky jedoch erreicht. Seit ihren Tagen haben Generationen von Theosophen aus dem Heroismus und Opfer H. P. Blavatskys Mut geschöpft und es freiwillig auf sich genommen, einen Teil der Verantwortung des Zeitalters zu übernehmen: das mentale und spirituelle Klima des Bewusstseins der Welt zu verändern und zu verbessern. Durch ihre Treue und Wahrnehmungsfähigkeit lebt die von den Adepten im Jahr 1875 eingeleitete Bemühung weiter. Und die lebenspendenden Wahrheiten, die sie erneut ausgaben, werden heute von einer wachsenden Zahl von Suchern begehrt, die nach einer Philosophie fragen, die inspiriert und ständig herausfordert.

GRACE F. KNOCHE

15. Juni 1979
Pasadena, Kalifornien



 

 

I – 1888

Zweiter Jahreskonvent – 22./23. April
Amerikanische Abteilung der Theosophischen Gesellschaft
Sherman House, Chicago, Illinois.

Brief von H. P. Blavatsky, datiert 3. April,
vorgelesen von William Q. Judge in der Nachmittagssitzung
am 22. April.

Vom maschinengeschriebenen Original in den Archiven der Theosophischen Gesellschaft, Pasadena, wortgetreu reproduziert.

Abbildung 1

 

AN WILLIAM Q. JUDGE
General-Sekretär der Amerikanischen Abteilung der Theosophischen Gesellschaft

 

LIEBSTER BRUDER UND MITGRÜNDER DER THEOSOPHISCHEN GESELLSCHAFT:

Ich richte diesen Brief an dich mit der Bitte, ihn dem zum 22. April einberufenen Konvent zu verlesen. Zunächst übermittle ich den versammelten Delegierten und treuen Gefährten unserer Gesellschaft und dir – dem Herz und der Seele dieser Körperschaft in Amerika – meine herzlichen und aufrichtigsten Glück- und Segenswünsche. Wir waren mehrere, als wir sie 1875 ins Leben riefen. Seit damals bist du allein übrig geblieben, der ihr Leben durch gute und schlechte Zeiten behütet hat. Die Theosophische Gesellschaft verdankt ihr Bestehen im Jahr 1888 hauptsächlich, wenn nicht ganz, dir. Lass mich also dir dafür zum ersten und vielleicht zum letzten Mal öffentlich aus dem Grund meines Herzens danken, das nur für die Sache schlägt, die du so gut vertrittst und der du so treu dienst. Ich bitte dich auch, daran zu denken, dass meine Stimme bei dieser wichtigen Gelegenheit nur das schwache Echo anderer, heiliger Stimmen ist, und die Zustimmung Jener übermittelt, deren Gegenwart in mehr als einem treuen theosophischen Herzen lebendig ist und die, wie ich weiß, ganz besonders in deinem lebt. Möge die versammelte Gesellschaft den herzlichen Gruß so ernsthaft empfinden, wie er gegeben wird und möge jeder anwesende Gefährte, der es wirklich verdient hat, aus den übermittelten Segenswünschen Nutzen ziehen.

Die Theosophie hat vor kurzem in Amerika einen neuen Anfang gemacht, der den Beginn eines neuen Zyklus in den Angelegenheiten der Gesellschaft im Westen kennzeichnet. Die Methode, die du jetzt anwendest, ermöglicht in vortrefflicher Weise die weiteste Ausbreitung der Bewegung. Sie ermöglicht, auf einer soliden Basis eine Organisation aufzubauen, die bei gleichzeitiger Förderung von brüderlicher Sympathie, sozialer Einheit und Solidarität, genügend Raum lassen wird für individuelle Freiheit und Betätigung in der gemeinsamen Sache: der Menschheit zu helfen.

Die Vermehrung örtlicher Zentren sollte in euren Erwägungen vorrangig sein. Wenn die innere Entwicklung eines Menschen einen bestimmten Punkt erreicht hat, wird er ganz natürlich jene, mit denen er Kontakt hat, dem gleichen Einfluss nahebringen. Ein Kern wird sich bilden, um den sich andere Leute sammeln werden. So entsteht ein Zentrum, von dem Informationen und spiritueller Einfluss ausstrahlen und auf das höhere Einflüsse gerichtet werden.

Aber lasst niemanden anstelle von Theosophie ein Papsttum errichten, denn das wäre selbstmörderisch und hat schon immer äußerst verhängnisvoll geendet. Wir sind alle mehr oder weniger fortgeschrittene Studiengefährten, aber kein Angehöriger der Theosophischen Gesellschaft sollte in sich bestenfalls mehr sehen als einen Lehr-Schüler, der kein Recht hat zu dogmatisieren.

Seit der Gründung der Gesellschaft hat sich der Geist unseres Zeitalters deutlich geändert. Jene, die uns mit der Gründung der Gesellschaft betrauten, sahen diese jetzt schnell wachsende Woge transzendentalen Einflüssen voraus, die der anderen Woge eines bloßen Phänomenalismus folgt. Selbst die spiritistischen Zeitschriften lassen allmählich die Phänomene und Wunder beiseite und ersetzen sie durch Philosophie. Die Theosophische Gesellschaft bildete die Vorhut dieser Bewegung; aber obwohl theosophische Ideen in alle Entwicklungen und Formen der erwachenden Spiritualität eingegangen sind, hat die reine und einfache Theosophie noch einen schweren Kampf um ihre Anerkennung zu erkämpfen. Die alten Tage sind dahin und kehren nicht mehr wieder, und es gibt viele Theosophen, die sich, durch bittere Erfahrungen belehrt, gelobt haben, aus der Gesellschaft nicht länger einen „Mirakelclub“ 1 zu machen.

Die Kleinmütigen haben zu allen Zeiten nach Zeichen und Wundern gesucht. Und wenn diese nicht gegeben wurden, weigerten sie sich zu glauben. Diese Menschen werden niemals die reine und einfache Theosophie verstehen. Aber es gibt andere unter uns, die intuitiv erkennen, dass die Anerkennung der reinen Theosophie – die Philosophie der vernünftigen Erklärung der Dinge und nicht die Lehrsätze – in der Gesellschaft höchst lebenswichtig ist, da nur sie das Leuchtfeuer unterhalten kann, das gebraucht wird, um die Menschheit auf ihrem wahren Pfad zu leiten.

Das sollte niemals vergessen, noch sollte die folgende Tatsache übersehen werden. An dem Tag, an dem die Theosophie ihre heiligste und wichtigste Aufgabe erfüllt haben wird – nämlich einen Kern von Menschen aller Nationen in brüderlicher Liebe und in einem rein altruistischen Werk fest zu vereinen, nicht in einer Arbeit mit selbstsüchtigen Motiven – an jenem Tag erst wird Theosophie mehr werden als irgendeine formelle menschliche Bruderschaft. Das wird in der Tat ein Wunder und ein Mirakel sein, denn es wäre die Verwirklichung dessen, worauf die Menschheit seit den letzten achtzehn Jahrhunderten vergeblich wartet, und was jeder Vereinigung zu erreichen bisher misslang.

Orthodoxie ist in der Theosophie weder möglich noch erwünscht. Gerade die Vielfalt der Ansichten innerhalb gewisser Grenzen ist es, welche die Theosopische Gesellschaft lebendig und gesund erhält, ungeachtet ihrer vielen anderen hässlichen Züge. Bestünde nicht auch ein beträchtliches Maß an Ungewissheit in den Köpfen der Studierenden der Theosophie, dann wären solche gesunde Divergenzen unmöglich und die Gesellschaft würde zu einer Sekte degenerieren, in der der lebendige und atmende Geist der Wahrheit und ein stets wachsendes Wissen durch einen engen und stereotypen Glauben ersetzt würde.

Neue theosophische Lehren werden in dem Maß erteilt werden, in dem die Menschen für ihren Empfang vorbereitet sind. Aber es wird nicht mehr gegeben werden, als die Welt auf ihrem gegenwärtigen spirituellen Niveau Nutzen daraus ziehen kann. Von der Verbreitung der Theosophie – von der Annahme dessen, was schon gegeben worden ist – hängt es ab, wie viel noch enthüllt werden wird und wie bald.

Es muss daran erinnert werden, dass die Gesellschaft nicht als ein Treibhaus zur beschleunigten Züchtung von Okkultisten gegründet wurde – als eine Werkstatt zur Herstellung von Adepten. Die Absicht war, den Strom des Materialismus, der spiritistischen Phänomene und der Totenanbetung einzudämmen. Sie sollte das jetzt beginnende spirituelle Erwachen leiten und nicht psychischen Süchten Vorschub leisten, die nur eine andere Form des Materialismus sind. Denn mit „Materialismus“ ist nicht nur eine anti-philosophische Verneinung des reinen Geistes gemeint und, was schlimmer ist, Materialismus im Verhalten und Handeln – Brutalität, Heuchelei und vor allem Selbstsucht –, sondern auch die Folgen aus dem ausschließlichen Glauben an materielle Dinge, ein Unglaube, der während des letzten Jahrhunderts enorm zugenommen hat und der viele Menschen, nachdem er jede andere Existenz außer der materiellen leugnet, zu einem blinden Glauben an die Materialisierung des Geistes führte.

Die Tendenz der modernen Zivilisation ist eine Reaktion auf den Animalismus, auf die Entwicklung jener Eigenschaften, die dazu beitragen, das Leben des Menschen, wie ein Tier beim Kampf um die tierische Existenz, erfolgreich zu gestalten. Die Theosophie erstrebt – über das Animalische hinaus – die menschliche Natur im Menschen zu entwickeln, unter Verzicht auf die überflüssige Animalität, die durch das moderne Leben und durch die materialistischen Lehren in einem Maß gefördert wurde, das für den Menschen im heutigen Stadium seines Fortschritts abnormal ist.

Nicht alle Menschen können Okkultisten, aber alle können Theosophen sein. Viele, die nie etwas von der Gesellschaft gehört haben, sind Theosophen, ohne es selbst zu wissen; denn das Wesentliche der Theosophie ist, das Göttliche mit dem Menschlichen im Menschen vollkommen in Einklang zu bringen. Seinen gottgleichen Eigenschaften und Bestrebungen Richtung zu geben und sie über die irdischen oder animalischen Leidenschaften herrschen zu lassen. Freundlichkeit, das Nichtvorhandensein von allen üblen Gefühlen oder von Selbstsucht, Nächstenliebe, Wohlwollen gegenüber allen Wesen und vollkommene Gerechtigkeit anderen und sich selbst gegenüber sind die Hauptmerkmale. Wer Theosophie lehrt, predigt das Evangelium des Wohlwollens; und das Gegenteil ist auch richtig – wer das Evangelium des Wohlwollens predigt, lehrt Theosophie.

Dieser Aspekt der Theosophie ist auf den Seiten von The Path – eine Zeitschrift, auf welche die amerikanische Abteilung mit Recht stolz sein kann – stets gebührend und voll berücksichtigt worden. Sie wirkt als Lehrer und ist eine Kraft. Die Tatsache, dass eine solche Zeitschrift in den Vereinigten Staaten herausgegeben und unterstützt wird, spricht für den Herausgeber und ihre Leser beredtes Lob.

Amerika ist auch für die zur Zeit zunehmende Zahl von Zweigen oder Logen zu beglückwünschen. Es ist ein Zeichen dafür, dass die große amerikanische Republik sowohl in spirituellen als auch in weltlichen Dingen zur Unabhängigkeit und Selbstorganisation sehr befähigt ist. Die Gründer der Gesellschaft wollen, dass jede Abteilung, sobald sie stark genug geworden ist, um sich selbst zu verwalten, so unabhängig ist, wie es sich mit ihrer Treue zur Gesellschaft als Ganzem und zur Großen Idealen Bruderschaft, deren niederste formelle Stufe die Theosophische Gesellschaft repräsentiert, vereinbaren lässt.

Hier in England erwacht die Theosophie zu neuem Leben. Die Verleumdungen und absurden Erfindungen der Gesellschaft für Psychische Forschung haben sie, wenn auch nur für eine sehr kurze Zeit, fast gelähmt, und das Beispiel Amerikas hat die englischen Theosophen zu neuer Aktivität aufgerüttelt. Luzifer ließ den Weckruf ertönen und die erster Frucht ist die Gründung der „Theosophical Publication Society“ gewesen. Diese Gesellschaft ist von großer Bedeutung. Sie nahm die seit langem notwendige Arbeit in Angriff, die Schranken der Vorurteile und des Unwissens niederzureißen, welche die Verbreitung der Theosophie so stark behinderten. Sie wird als Werbeagentur für die Gesellschaft wirken, indem sie einführende Literatur über Theosophie unter den Menschen verbreitet, die in irgendeiner Weise für die Aufnahme vorbereitet sind. Die bereits eingegangene Korrespondenz zeigt das wachsende Interesse an dieser Sache und beweist, dass es in jeder großen Stadt in England genügend einzelne Theosophen gibt, um eine Gruppe oder Loge im Rahmen der Statuten der Gesellschaft zu gründen. Aber gegenwärtig wissen diese Schüler noch nicht einmal voneinander, und viele unter ihnen haben bis jetzt nie von der Theosophischen Gesellschaft gehört. Ich bin durchaus von der Nützlichkeit dieser neuen Gesellschaft überzeugt, die zum großen Teil aus Mitgliedern der Theosophischen Gesellschaft besteht und unter der Leitung solch hervorragenden Theosophen steht, wie du mein lieber Bruder W. Q. Judge, Mabel Collins und die Gräfing Wachtmeister.

Ich bin überzeugt, dass das heute so weitverbreitete Vorurteil gegen die Theosophie aussterben wird, wenn ihre wahre Natur verstanden worden ist. Theosophen sind notwendigerweise Freunde aller Bewegungen in der Welt, die intellektuell oder einfach praktisch für die Verbesserung des Zustands der Menschheit eintreten. Wir sind die Freunde aller, die gegen Alkoholsucht, Tierquälerei, Ungerechtigkeit Frauen gegenüber, Korruption in der Gesellschaft oder der Regierung kämpfen, mischen uns aber nicht in Politik ein. Wir sind die Freunde jener, die praktische Nächstenlieben ausüben und versuchen, die schreckliche Last des Elends zu erleichtern, welche die Armen niederdrückt. Aber in unserer Eigenschaft als Theosophen können wir uns nicht speziell in irgendeiner dieser großen Aufgaben engagieren. Als Einzelne können wir das tun, aber als Theosophen haben wir eine größere, wichtigere und viel schwierigere Aufgabe zu erfüllen. Die Leute sagen, dass die Theosophen zeigen sollten, was in ihnen steckt, dass „der Baum an seinen Früchten erkannt wird“. Lasst sie Wohnungen für die Armen bauen, wird gesagt, lasst sie „Volksküchen“ eröffnen usw., dann wird die Welt glauben, dass an der Theosophie etwas dran ist, Diese gute Leute vergessen, dass die Theosophen selbst arm sind und dass die Gründer selbst ärmer sind als irgendjemand, und dass auf jeden Fall einer von ihnen, die bescheidene Schreiberin dieser Zeilen, kein Eigentum besitzt und für ihr tägliches Brot hart arbeiten muss, wann immer sie neben ihren theosophischen Pflichten Zeit dazu findet. Aufgabe der Theosophen ist es, das Herz und Verständnis der Menschen für Nächstenliebe, Gerechtigkeit und Großzügigkeit zu öffnen – Eigenschaften, die speziell zum Menschenreich gehören und dem Menschen angeboren sind, wenn er die Qualitäten eines Menschen entwickelt hat. Die Theosophie lehrt den tierischen Menschen, ein menschlicher Mensch zu sein; und wenn die Menschen so denken und fühlen gelernt haben, wie wirkliche Menschenwesen denken und fühlen sollten, dann werden sie menschlich handeln, und die Werke der Nächstenliebe, Gerechtigkeit und Großmut werden von allen spontan ausgeübt werden.

Nun zur Geheimlehre, um deren Veröffentlichung mich einige von euch vor einiger Zeit so dringend und mit so herzlichen Worten baten. Ich bin für die versprochene aufrichtige Unterstützung und für die Art und Weise, wie das zum Ausdruck kam, sehr dankbar. Die Manuskripte der ersten drei Bände sind jetzt druckfertig: Ihre Veröffentlichung wird nur dadruch verzögert, weil es schwierig ist, die erforderlichen Mittel zu beschaffen. Obwohl ich sie nicht im Hinblick auf Geld geschrieben habe, muss ich doch, nachdem ich Adyar verließ, leben und für meinen Aufenthalt in der Welt bezahlen, solange ich darin verbleibe. Außerdem benötigt die Theosophische Gesellschaft für viele Zwecke dringend Geld, und ich meine, dass ich nicht berechtigt bin, mit der Geheimlehre ebenso zu verfahren, wie mit Isis entschleiert. Für mein früheres Werk habe ich persönlich, alles in allem, lediglich ein paar hundert Dollar erhalten, obwohl neun Auflagen erschienen sind. Unter diesen Umständen suche ich nach Wegen, die Veröffentlichung der Geheimlehre dieses Mal unter besseren Bedingungen zu erreichen; und hier bietet man mir nur so gut wie nichts. So müsst ihr mir denn, meine verehrtesten Brüder und Mitarbeiter in den transatlantischen Ländern, die Verzögerung verzeihen und dürft nicht mich dafür tadeln, sondern die unglücklichen Umstände, in denen ich mich befinde.

Ich würde Amerika gerne wieder besuchen und werde es vielleicht eines Tages tun, wenn es meine Gesundheit erlauben sollte. Ich habe dringende Einladungen erhalten, meinen Wohnsitz in eurem großen Land zu nehmen, das ich seiner edlen Freiheit willen so sehr liebe. Oberst Olcott drängt mich ebenfalls sehr, nach Indien zurückzukehren, wo er fast allein den großen und schweren Kampf für die Sache der Wahrheit führt; aber ich glaube, dass meine Pflichten gegenwärtig in England und bei den westlichen Theosophen liegen, wo im Augenblick der härteste Kampf gegen Vorurteil und Unwissenheit gekämpft werden muss. Aber ob ich in England oder in Indien bin, ein großer Teil meines Herzens und viele meiner Hoffnungen für die Theosophie weilen bei euch in den Vereinigten Staaten, wo die Theosophische Geselschaft gegründet wurde und auf deren Staatsbürgerschaft ich stolz bin. Ihr müsst jedoch daran denken, dass es zwar örtliche Zweige der Theosophischen Gesellschaft geben muss, dass es aber keine örtlichen Theosophen geben kann; und so wie ihr alle zur Gesellschaft gehört, so gehöre ich zu euch allen.

Ich werde es meinem lieben Freund und Kollegen Oberst Olcott überlassen, euch alles über die Angelegenheiten in Indien zu berichten, wo nach meiner Information alle Dinge günstig aussehen; denn er wird zweifellos ebenfalls seine gute Wünsche und Gratulationen zu eurem Konvent gesandt haben.

Inzwischen nimm du, mein ferner und lieber Bruder, die herzlichsten und ernsthaftesten Wünsche für das Wohlergehen eurer Gesellschaften und für dich persönlich entgegen; und versichere allen deinen Mitarbeitern, während du ihnen meine brüderlichen Grüße übermittelst, dass ich – sofern ich noch lebe – in dem Augeblick, da du diese Zeilen verlesen wirst, in Geist, Seele und Gedanken bei euch allen sein werde.

In der Wahrheit der GROSSEN SACHE
für die wir alle arbeiten,

immer die Ihre
H. P. BLAVATSKY

London, 3. April 1888
17 Lansdowne Road

Abbildung 2

 

 

 



 

 

II – 1889

Dritter Jahreskonvent – 28./29. April
Amerikanische Abteilung der Theosophischen Gesellschaft
Palmer House, Chicago, Illinois

Brief von H. P. Blavatsky, datiert vom 7. April.
Vorgelesen von William Q. Judge in der Morgenversammlung
des 28. April.

Wörtlich wiedergegeben aus dem gedruckten Report of Proceedings, S. 14–20.

 

 

17. LANSDOWNE ROAD, HOLLAND PARK, LONDON W.
7. April 1889

Theosophische Freunde und Brüder:

Sie sind nun wieder einmal zum Kovent versammelt und wieder sende ich Ihnen meine herzlichsten Grüße und Wünsche, dass der gegenwärtige Konvent einen noch größeren Erfolg zeitigen möge als der letzte.

Es ist jetzt das 14. Jahr, seit die Theosophische Gesellschaft von uns in New York gegründet worden ist. Seitdem wuchs sie mit steter Beharrlichkeit und unbezwingbarer Kraft unter widrigen Umständen weiter, teils gut und teils schlecht beleumundet. Jetzt haben wir das letzte Jahr unserer zweiten Sieben-Jahres-Periode begonnen. Da ist es passend und richtig, gemeinsam die von uns erreichte Lage zu begutachten.

In Indien bilden sich unter Obhut von Oberst Olcott weiterhin Zweige, und wo auch immer der Präsident Vorträge hält oder eine Besuch abstattet, wird mit Sicherheit ein neues Interessenzentrum geschaffen. Durch den Geist, der ihn beseelt, sind seine Besuche wie ein Regen für den durstigen, von der Sonne ausgedörrten Boden; Blumen und Gräser sprießen im Überfluß, und die Saat einer gesunden Vegetation wird gesät. Jetzt ist er in Japan, wohin er von einer großen und einflussreichen Abordnung eingeladen wurde, um über Theosophie und Buddhismus zu sprechen, bei einem Volk, das sich krank und wie verrückt danach sehnt, sich die westliche Zivilisation anzueignen; das glaubt, sich nur dadurch zu erhalten, indem es das Christentum in selbstmörderischer Weise als nationale Religion übernimmt. O weh! Sie vernachlässigen ihre eigene natürliche nationale Religion zugunsten eines parasitären Gewächses – und zugunsten der westlichen Zivilisation mit ihren nur zu gut bekannten Segnungen!

Wahrlich, das junge Japan gleicht dem selbstgefälligen Griechen von Troja:

„Wir rühmen uns, viel bessere Männer zu sein als unsere Väter.“

Mit Bedauern habe ich vernommen, dass einem Besuch und einer Vortragsreise in Amerika, die Oberst Olcott im Anschluss an seinen Japanbesuch erwog, unumstößliche Hindernisse entgegenstanden.

Hier in England haben wir hart gearbeitet; wir sind auf einige Schwierigkeiten gestoßen und haben sie überwunden. Aber, wie die Köpfe der Hydra-Schlange bei den Arbeiten Herkules, scheinen bei jedem Schritt weitere Schwierigkeiten aufzutauchen. Ein entschlossener Wille und eine standhafte Hingabe an unsere große Sache der Theosophie müssen und werden jedoch jedes Hindernis niederreißen, bis der Strom der Wahrheit seine Dämme sprengt und jede Schwierigkeit mit seiner Flut hinwegschwemmen wird. Möge Karma diesen Tag beschleunigen.

Aber Sie in Amerika. Ihr nationales Karma hat Ihnen die Theosophie heimgebracht. Das Leben der Seele, die psychische Seite der Natur, ist für viele von Ihnen offen. Das altruistische Leben ist weniger ein hohes Ideal als eine Sache der Praxis. Instinktiv findet die Theosophie in vielen Herzen und Gemütern eine Heimat und erzeugt einen harmonischen Widerhall, sobald sie die Ohren jener erreicht, die bereit sind, zu hören. Hierin also liegt ein Teil Ihrer Arbeit: die geistige Freiheitsfackel der Wahrheit hochzuhalten, damit alle sie sehen und von ihrem Licht Nutzen ziehen können.

Deshalb ist die Ethik der Theosophie für die Menschheit noch notwendiger als die wissenschaftlichen Aspekte der psychischen Gegebenheiten von Natur und Mensch.

Es ist nur natürlich, dass die Gesellschaft unter so günstigen Bedingungen, wie sie zur Zeit in Amerika für die Theosophie herrschen, schnell wächst und dass ein Zweig nach dem anderen entsteht. Aber während die Organisation für die Ausbreitung der Theosophie stark wächst, müssen wir an die notwendige Festigung denken. Die Gesellschaft muss angemessen wachsen und nicht zu schnell, damit das Wachsen nicht wie bei manchen Kindern ihre Kräfte übersteigt und dadurch eine Periode der Schwierigkeiten und Gefahren eintritt, in der das natürliche Wachstum gestoppt wird, um die Zerstörung des Organismus zu verhüten. Das ist eine sehr reale Tatsache beim Wachstum der Menschen, und wir müssen sehr sorgfältig darauf achten, dass das „größere Kind“ – die Theososphische Gesellschaft – nicht aus dem gleichen Grund Schaden erleidet. Schon einmal wurde ihr Wachstum in Zusammenhang mit den psychischen Phänomenen gehemmt, und es kann noch eine Zeit kommen, in der die moralischen und ethischen Grundlagen der Gesellschaft in ähnlicher Weise zerstört werden könnten. Jeder Gefährte der Gesellschaft kann zur Verhütung eines solchen Geschehens etwas tun, indem er die Theosophie zu einem lebendigen Faktor in seinem Leben macht – sie verwirklicht, ihre Prinzipien fest mit seinem Leben verschweißt – kurz, sie zu seiner eigenen Angelegenheit macht und die Theosophische Gesellschaft so behandelt, als ob er sie selbst wäre. Eng verbunden damit ist die Notwendigkeit der Solidarität unter den Gefährten der Gesellschaft, der Entwicklung eines Identitätsgefühls mit jedem und allen unseren Brüdern, so dass ein Angriff auf einen von ihnen als Angriff auf alle empfunden wird. Denn vereinigt und verschweißt in solch einem Geist der Bruderschaft und Liebe werden wir wie Archimedes, ohne Hebel zu benötigen, die Welt bewegen.

Wir brauchen alle unsere Kräfte, um den Schwierigkeiten und Gefahren um uns herum zu begegnen. Wir müssen äußere Feinde in Form von Materialismus, Vorurteil und Verbohrtheit bekämpfen; Feinde in der Form von Herkommen und religiösem Brauch; Feinde, zu zahlreich um sie aufzuzählen, aber fast so dicht wie die Sandwolken, die der sengende Schirokko in der Wüste aufwirbelt. Bedürfen wir nicht unserer ganzen Kraft gegen diese Feinde? Doch, es gibt noch heimtückischere Feinde, die „unseren Namen leichtfertig verwenden“ und die Theosophie zum Gegenstand der Verachtung im Munde der Menschen und die Theosophische Gesellschaft zur Zielscheibe der Verleumdung machen. Sie verleumden die Theosophen und die Theosophie und verwandeln Moral und Ethik in einen Mantel, mit dem sie ihre eigenen, selbstsüchtigen Zwecke verhüllen: Und als ob das nicht genug wäre, gibt es noch die schlimmsten aller Feinde – die aus den eigenen Reihen – Theosophen, die der Gesellschaft und sich selbst untreu sind. So leben wir in der Tat inmitten von Feinden. Vor und um uns liegt das „Tal des Todes“, und wir müssen unsere Feinde angreifen – vielmehr ihre Geschütze, wenn wir siegreich sein wollen. Die Kavallerie – Menschen und Pferde – kann trainiert werden, bei einem Angriff auf irdischem Feld fast geschlosssen zu reiten. Sollen wir nicht kämpfen und die Schlacht der Seele gewinnen, kämpfend im Geiste des Höheren Selbst, um unser göttliches Erbe zu erringen?

Lassen Sie uns für einen Augenblich auf das hinter uns liegende Gelände zurückblicken. Wir hatten uns, wie schon erwähnt, im Namen der Wahrheit und der Spirituellen Wissenschaft gegen die Spiritisten zu behaupten. Nicht gegen die Forscher des echten psychischen Erkennens, auch nicht gegen die aufgeklärten Spiritualisten; aber gegen die geringere Gruppe der Phänomenalisten – die blinden Verehrer illusorischer Gespenster der Toten. Diese haben wir um der Wahrheit willen und auch im Interesse der Welt, die von ihnen irregeleitet wurde, bekämpft. Ich wiederhole nochmals:Wir haben nie gegen die echten Forscher der psychischen Wissenschaften „gekämpft“. Professor Coues trug letztes Jahr in seiner Ansprache an die Westliche Gesellschaft für psychische Forschung viel dazu bei, unsere wirkliche Position deutlich zu machen. Mit offenen Worten schilderte er die wirkliche Bedeutung psychischer Studien, wobei er auch in hervorragender Weise nachdrücklich auf die Schwierigkeiten, die Gefahren und vor allem auf die Verantwortung bei der Beschäftigung mit diesen Dingen hinwies. Wie er zeigte, besteht – besonders in unbefugten Händen – nicht nur eine Ähnlichkeit zwischen einer solchen Beschäftigung und der Herstellung gefährlicher Sprengstoffe, sonder die Versuche werden – wie der Professor richtig sagte – an, mit und von einer menschlichen Seele ausgeführt. Wenn der Experimentator nicht durch ein langes und spezielles Studium sorgfältig vorbereitet ist, setzt er nicht nur die Seele des Mediums aufs Spiel, sondern auch seine eigene. Die zur Zeit mit Hypnose und Mesmerismus unternommenen Experimente sind Experimente unbewusster, wenn nicht bewusster schwarzer Magie. Der Weg zu einer solchen Vernichtung ist weit und breit; und er ist allzuleicht zu finden; und nur zu viele gehen unwissend auf ihm ihrer eigenen Vernichtung entgegen. Es gibt jedoch ein praktisches Mittel dagegen, und zwar den Weg des Studiums, den ich vorhin erwähnte. Es klingt sehr einfach, aber es ist äußerst schwierig, denn das Mittel heißt „ALTRUISMUS“. Er ist der Grundton der Theosophie und das Mittel gegen alle Übel; er ist das, was die wirklichen Gründer der Theosophischen Geselschaft als deren Hauptziel unterstützen: UNIVERSALE BRUDERSCHAFT.

So muss die Theosophische Gesellschaft, selbst wenn sie nur dem Namen nach eine Körperschaft von Altruisten ist, alle diejenigen bekämpfen, die unter ihrem Schutz magische Kräfte zu gewinnen suchen, um sie für ihre selbstsüchtigen Ziele und zum Schaden anderer zu verwenden. Viele traten unserer Gesellschaft nur aus Neugierde bei. Sie suchten nur psychologische Phänomene und waren nicht gewillt, ein Jota ihrer eigenen Vergnügungen und Gewohnheiten aufzugeben, um Erfolg zu haben. Sie gingen sehr schnell mit leeren Händen fort. Die Theosophische Gesellschaft ist nie eine Schule für verworrene theurgische Riten gewesen, noch wird sie es je sein. Es gibt jedoch Dutzende kleiner okkulter Gesellschaften, die sehr leichtfertig über Magie, Okkultismus, Rosenkreuzer, Adepten usw. reden. Sie beteuern vieles, sogar dass sie den Schlüssel zum Universum besäßen. Am Ende führen sie jedoch die Menschen an eine leere Wand, statt zum „Tor der Mysterien“.

Sie zählen zu unseren heimtückischsten Feinden. Unter dem Deckmantel der Philosophie der Weisheitsreligion gelingt es ihnen, einen mystischen Jargon zu schaffen, der sich zur Zeit wirkungsvoll erweist, und es ihnen mit Hilfe eines geringen Hellsehvermögens ermöglicht, zum Mystischen neigende, aber unwissende Aspiranten des Okkulten zu schröpfen und sie wie Schafe in fast jede Richtung zu führen. Zeugen dafür sind die jetzt berüchtigte H B. von L. und die jetzt berühmte G. N. K. R. 2 Aber wehe jenen, die unter dem Mantel der Theosophie eine edle Philosophie in einen Hort widerlicher Unmoral, selbstsüchtiger Macht und Geldgier umzuwandeln versuchen. Karma wird sie einholen, wenn sie es am wenigsten erwarten.

Aber kann unsere Gesellschaft bereitstehen und geachtet bleiben, wenn ihre Mitglieder nicht wenigstens in Zukunft vorbereitet sind, geschlossen zusammenzustehen und solche Verleumdungen über sich als Theosophen und eine solch schändliche Karikatur ihrer höchsten Ideale, zu der diese zwei sie gemacht haben, zu bekämpfen?

Um nun aber imstande zu sein, diese Arbeit im Interesse unserer gemeinsamen Sache wirksam zu gestalten, müssen wir alle privaten Differenzen begraben. Viele tatkräftige Mitglieder der Theosophischen Gesellschaft wollen arbeiten und arbeiten hart. Der Preis für ihre Unterstützung ist jedoch, dass jede Arbeit auf ihre Weise und nicht auf die eines anderen getan werden soll. Und wenn das nicht so gemacht wird, verfallen sie wieder in Apathie oder verlassen die Geselschaft ganz, laut verkündend, sie seien die einzigen wahren Theosophen. Oder sie bemühen sich, wenn sie bleiben, ihre eigene Arbeitsmethode auf Kosten aller anderen ernsthaften Arbeiter zu verherrlichen. Das ist Tatsache, aber keine Theosophie. Es kann nicht anders enden, als dass das Wachstum der Gesellschaft bald in so viele verschiedene Sekten aufgesplittert wird, wie es Führer gibt, und ebenso hoffnungslos sinnlos, wie die 350 kuriosen, zur Zeit allein in Englang existierenden christlichen Sekten. Ist das eine Aussicht, auf die sich die Theosophische Gesellschaft freuen sollte? Ist diese „Zersplitterung“ mit dem gemeinsamen Altruismus der Universalen Bruderschaft vereinbar? Ist das die Lehre unserer Erhabenen MEISTER? Brüder und Schwestern in Amerika, die Entscheidung, ob es so kommen wird oder nicht, liegt in Ihrer Hand. Sie arbeiten und arbeiten hart. Aber bei der Arbeit für unsere große Sache ist es notwendig, alle persönlichen Meinungsverschiedenheiten über die anzuwendende Arbeitsweise zu vergessen. Lassen Sie jeden von uns auf seine eigene Weise arbeiten und uns nicht bemühen, unsere Arbeitsvorstellungen unseren Nächsten aufzuzwingen. Denken Sie daran, wie der Initiierte Paulus seine Briefpartner von einer sektiererischen Haltung in der frühen christlichen Kirche warnte: „Ich bin paulisch, ich bin apollisch“, und lassen Sie uns aus dieser Warnung Nutzen ziehen. Theosophie ist im Wesentlichen unsektiererisch und die Arbeit für sie dient als Eingang zum inneren Leben. Aber niemand kann dort eintreten, außer der Mensch im höchsten und aufrichtigsten Geist der Bruderschaft. Jeder andere Eintrittsversuch ist entweder aussichtlos oder wird schon an der Schwelle vereitelt werden.

Karma wird jedoch alle andere Meinungsverschiedenheiten schlichten. Über unsere tatsächliche Arbeit wird genau Buch geführt, und die verdienten „Löhne“ werden unserem Habenkonto gutgeschrieben. Aber ebenso genau wird über die Arbeit Buch geführt, von der jemand seinen Nächsten vielleicht abhielt, weil er persönlich Groll hegte. Glauben Sie, es wäre leicht, die Kraft der Theosophischen Gesellschaft, wie sie in der Person irgendeines ihrer Leiter repräsentiert wird, von der Ausführung der ihr bestimmten Arbeit abzuhalten? So gewiss es eine Karmische Macht hinter der Gesellschaft gibt, wird diese Macht den Ausgleich für ihre Behinderung erzwingen, und der Mensch, der ihr sein winziges Ich bei der Ausübung der ihr bestimmten Arbeit entgegenstellt, ist unbesonnen und dumm.

Darum also: „EINIGKEIT IST STÄRKE“; und aus diesem Grund müssen private Differenzen in der gemeinsamen Arbeit für unsere große Sache begraben werden.

Worin bestand nun unsere Arbeit im vergangenen Jahr? Bei uns haben wir mit Hilfe und im Auftrag des Gründungspräsidenten, Oberst Olcott, die Britische Abteilung der Theosophischen Gesellschaft organisiert. Anstelle einer Loge sind kleinere örtliche Zweige gebildet worden, die größere Wirkungskräfte bieten und Zusammenkünfte erleichtern. Was in Indien getan worden ist, haben Sie wahrscheinlich schon gehört. Und Sie haben gehört oder wissen, was in Ihrer eigenen Abteilung geleistet worden ist und wie sehr deren Stärke zugenommen hat.

Bezüglich der Medien zur Verbreitung unseres Wissens haben wir im Westen Luzifer, The Path und die T. P. S.-Schriften. Diese haben uns mit zahlreichen Personen in Verbindung gebracht, von deren Existenz wir sonst nichts erfahren hätten. Sie sind daher alle für die Sache notwendig, desgleichen auch der Versuch, die öffentliche Meinung mit Hilfe der allgemeinen Presse zu beeeinflussen. Ich bedauere, feststellen zu müssen, dass mehrere Mitarbeiter des Luzifer das Magazin und die Gesellschaft wegen eben solcher persönlicher Differenzen verlassen haben, wie sie oben angedeutet wurden, und sich jetzt nicht nur gegen mich persönlich, sondern auch gegen das Gedankensystem, das die Theosophische Gesellschaft vertritt, gewandt haben.

Wegen einer persönlichen Einstellung gegen Oberst Olcott hat sich auch der Lotus – die französische Zeitschrift – von der Theosophie getrennt;aber wir haben jetzt gerade La Revue Théosophique in Paris gegründet, um sie zu ersetzen. Sie wird von mir selbst herausgegeben und von der Herzogin d’fiAdhémar, einer amerikanischen Dame, geleitet, sie ist eine Freundin unseres Bruders Dr. Buck und wird von allen, die sie kennen, geschätzt und geachtet.

Wie viele von Ihnen wissen, haben wir die „Esoterische Abteilung“ gebildet. Ihre Mitglieder sind unter anderem verpflichtet, unter meiner Leitung für die Theosophie zu wirken. Wir haben uns bemüht, durch sie einige Solidarität in unserer gemeinsamen Arbeit zu sichern: eine starke Körperschaft zu bilden, die widerstandsfähig ist gegen Schädigungsversuche im Bereich der äußeren Welt und gegen Vorurteile über die Theosophische Gesellschaft und über mich persönlich. Mit ihrer Hilfe kann viel dazu beigetragen werden, um den in der Vergangenheit zugefügten Schaden an der Arbeit der Gesellschaft wieder gutzumachen und um ihre zukünftige Arbeit gewaltig zu fördern.

Ihren Namen würde ich gerne ändern. Die Bostoner Skandale haben den Begriff „Esoterisch“ völlig in Verruf gebracht; aber das ist eine Sache späterer Überlegung.

Unsere Hauptfeinde sind also, wie ich schon sagte: öffentliches Vorurteil und krasse Halsstarrigkeit einer materialistischen Welt, die starke „Persönlichkeit“ einiger unserer eigenen Mitglieder, die Verfälschung unserer Ziele und unseres Namens durch geldgierige Scharlatane, und vor allem die Abtrünnigkeit einstmals ergebener Freunde, die jetzt unsere erbittertsten Gegner geworden sind.

Jene weisen Worte, die Jesus in den Evangelien zugeschrieben werden, sind wahr. Wir säen unsere Samenkörner und einige fallen auf den Wegesrand und finden kein Gehör; einige fallen auf steinigen Boden, wo sie in einem Ausbruch emotionaler Begeisterung aufgehen und, da sie keine Wurzeln schlagen, bald absterben und „dahinwelken“. In anderen Fällen ersticken die „Dornen“ und Leidenschaften einer materialistischen Welt die Entwicklung einer ansehnlichen Frucht, die stirbt, wenn sie den „Lebensnöten und der Falschheit des Reichtums“ ausgesetzt wird; denn, leider, findet die Saat der Theosophie nur in wenigen Menschen guten Boden und trägt hunderfache Frucht.

Aber unsere Einigkeit ist und wird immer unsere Stärke sein, wenn wir unser Ideal der Universalen Bruderschaft bewahren. Der alte Spruch „in hoc signo vinces“ [unter diesem Zeichen wirst du siegen], sollte unsere Losung sein. denn unter seiner heiligen Flagge werden wir siegen.

Und nun ein letztes Abschiedswort:Meine Worte werden vergehen und mögen vergessen werden. Aber bestimmte Sätze aus den Briefen der Meister werden niemals vergehen, weil in ihnen die höchste praktische Theosophie verkörpert ist. Ich muss sie für Sie übersetzen:

„… Lasset nicht die Frucht guten Karmas Euer Motiv sein; denn da Euer Karma, ob gut oder schlecht, mit dem der gesamten Menschheit zusammenfällt und ihr gemeinsamer Besitz ist, kann Euch nichts Gutes oder Schlechtes widerfahren, das nicht von vielen anderen mitgetragen wird. Daher kann Euer Motiv, wenn es selbstsüchtig ist, nur eine doppelte, eine gute und eine schlecht Wirkung erzeugen; es wird entweder Eure gute Tat unwirksam machen oder sie einem anderen zugutekommen lassen.“ … „Es gibt kein Glück für einen Menschen, der immer an sich selbst denkt und alle anderen Selbste vergisst.“

„Das Universum stöhnt unter der Last solcher Handlung (Karma), und nichts anderes als selbstaufopferndes Karma erleichtert sie … Wieviele von Euch haben der Menschheit geholfen, auch nur ihre leichteste Bürde zu tragen, dass Ihr Euch alle als Theosophen ansehen dürftet. O Menschen des Westen, die Ihr Euch als Retter der Menschheit aufspielen wollt, ehe Ihr nicht einmal das Leben einer Schnake schont, deren Stachel Euch bedroht! Wollt Ihr göttlicher Weisheit teilhaftig werden oder wahre Theosophen sein? Dann handelt wie die Götter, wenn sie inkarniert sind. Fühlt Euch als Träger der ganzen Menschheit, empfindet die Menschheit als einen Teil von Euch selbst und handelt entsprechend ….“

Das sind goldene Worte; mögen Sie sie in sich aufnehmen! Das ist die Hoffnung derjenigen, die aufrichtig und als ergebene Schwester und Dienerin eines jeden echten Anhängers der theosophischen Meister unterzeichnet.

Brüderlich, Ihre
H. P. BLAVATSKY

 



 

 

III – 1890

Vierter Jahreskonvent – 27./28. April
Amerikanische Abteilung der Theosophischen Gesellschaft
Palmer House, Chicago, Illinois.

In Namem von H. P. Blavatsky von Bertram Keightley auf der Nachmittagsversammlung des 27. April vorgetragenene Botschaft.

Wörtlich wiedergegeben aus dem gedruckten Report of Proceedings, S. 27–30.

 

 

Das folgende Telegramm erhielt William Q. Judge kurz nach der Vertagung:

 

 

LONDON, 26. APRIL 1890

JUDGE, GENERALSEKRETÄR
GRÜSSE ZUM KONVENT, ZU KRANK UM PERSÖNLICH ZU SCHREIBEN

H. P. BLAVATSKY

 

 

IM NAMEN VON MADAME H. P. BLAVATSKY VON BERTRAM KEIGHTLEY MITGETEILTE BOTSCHAFT

H. P. Blavatsky hat mich angewiesen, Ihnen zu verlesen, was ich auf ihren Wunsch hin für sie zum Konvent sagen soll, da sie zu krank gewesen ist, um Ihnen ihre übliche Grußbotschaft zu schreiben.

Theosophische Brüder und Mitarbeiter!

Der neue Zyklus, der für die Theosophie angefangen hat, beginnt schon Früchte zu tragen. Der Fortschritt der Bewegung im letzten Jahr ist deutlicher als je zuvor. Aber während uns das ermutigt, ist es auch eine Mahnung, dass die Erntezeit schnell herannaht und bald der Winter mit Stürmen und Unwettern folgen wird. Obwohl ich Ihnen allen, meine ernsthaften und aktiven Mitglieder, für unsere edle Sache, und besonders Ihnen, mein lieber Mitarbeiter Mr. William Q. Judge, gratuliere, muss ich Sie doch drängen, Ihre Bemühungen eher zu verstärken als nachzulassen.

Wenn wir auf das vergangene Jahr zurückblicken, sehen wir, wieviel durch die Kraft der Eintracht und durch selbstlose, ergebene Arbeit errecht worden ist. 1888/89 waren nur sechs neue Zweige in Amerika gebildet worden; dagegen sind im vergangenen Jahr fünfzehn zusätzliche Zweige organisiert worden, und die Zahl der Mitglieder ist proportional noch schneller gewachsen. Aber noch wichtiger ist die bemerkenswerte geistige Veränderung unter den Mitgliedern bezüglich der Gesellschaft und ihrer Arbeit und der Bemühung, anderen zu helfen, als irgendein vorangegangenes Jahr in der Geschichte der Gesellschaft im Westen. Es gibt sichtbare Zeichen, obwohl sie nur allmählich erkennbar werden, dass ihre Mitglieder endlich aus ihrer Gleichgültigkeit erwachen und sich ernsthaft an die Arbeit machen, das erste Prinzip echter Theosophie – UNIVERSALE BRUDERSCHAFT – auszuüben. Allmählich regt sich in ihnen das Pflichtgefühl, anderen zu helfen, wie ihnen geholfen worden ist, indem sie die Kenntnis der lebenspendenden Wahrheiten der Theosophie allen erreichbar machen. Das ‘Tract Mailing Scheme’ [der Werbeschriften Postversand-Plan, Anm. d. Ü.] wird in zunehmendem Maß unterstützt; mehr Mitarbeiter bieten ihre Unterstützung an und mehr Geldmittel stehen zur Verfügung, um die Arbeit noch wirksamer und eifriger fortsetzen zu können. Die Zweige an der Pazifik-Küste haben ein Beispiel dafür gegeben, diese Aufgabe als Zweigarbeit in systematischer und organisierter Weise auszuführen;Würde und Eifer der dortigen Mitarbeiter verdienen viel Lob. Allen Dank verdienen auch die vielen treuen und ernsthaften Mitglieder in Amerika, die meinen Hilfe-Appell für die weitere Veröffentlichung des Luzifer so edel und großzügig beantworteten. Meinen herzlichsten Dank entbiete ich jedem einzelnen persönlich. Die Früchte ihrer Bemühungen werden in der zukünftigen Entwicklung der Zeitschrift erkennbar sein.

In England war das vergangene Jahr Zeuge eines schnellen Wachstums. Die Gesellschaft und ihre Arbeit haben sich stark ausgeweitet. Unsere Sache hat zwei edle und ergebene Anhänger gewonnen, deren Namen seit vielen Jahren im Zusammenhang mit allen Bemühungen, der leidenden Menschheit echte Hilfe zu bringen, wohlbekannt sind – Annie Besant and Herbert Burrows. Mit ihnen hat unsere Gesellschaft im Westen wort- und schriftbegabte Vertreter gewonnen. Sie füllen bis zu einem gewissen Grad die lang und schwer empfundene Lücke der Redner, die einer großen Zuhörerschaft die Theosophie in ihrem wahren Licht darstellen können, und ich bin besonders Annie Besant für ihre unschätzbare Unterstützung und Mitarbeit an der Leitung des Luzifer tief verpflichtet.

In den vergangenen zwölf Monaten sind hier neue Zweige gegründet worden. Eine große Anzahl von Mitgliedern ist zu uns gestoßen, während die Zunahme des allgemeinen Interesses an Theosophie im veränderten Ton der Presse und in den häufigen Briefen und Artikeln über das Thema Theosophie sichtbar wird. Das Interesse in London ist so stark gewachsen, dass wir eine große Versammlungshalle in der neuen Hauptstelle bauen müssen, wohin wir im August unsere wöchentlichen Versammlungen der Blavatsky-Loge verlegen werden,weil unser altes Heim viel zu klein ist, um die Zahl der Fragesteller unterbringen zu können, die die Versammlungen besuchen.

Oberst Olcotts verlängerter Aufenthalt in England war eine große Hilfe für unsere Arbeit. Seine Vorträge in England und Irland waren der Anlass zur Gründung mehrerer neuer Zweige. Sein Beispiel und sein Einfluss haben nach allen Seiten hin viel Gutes bewirkt. Für mich war seine Anwesenheit eine große Freude und Befriedigung. Die vermehrte Kraft machte sich in allen Teilen unserer Arbeit bemerkbar, als die „beiden Gründer“ wieder einmal Seite an Seite standen. Ich bedauerte es sehr, ihn nach Indien abreisen zu sehen, ohne seinen versprochenen Besuch in Amerika wahrnehmen zu können. Aber die Gesellschaft im Osten benötigt seine Anwesenheit am meisten, und der Tod von Mr. Powell machte seine direkte Rückkehr unumgänglich. Obwohl ich Mr. Powell nicht persönlich kannte, kann ich nicht umhin, mit tiefempfundener Dankbarkeit für die ausgezeichnete Arbeit, die er für die Gesellschaft leistete, und für die Vornehmheit seiner völligen Aufopferung im Dienste der Menschheit seiner herzlich zu gedenken. Auf der Rückreise nach Indien wurde Oberst Olcott von zwei Mitarbeitern unseres hiesigen Stabes begleitet, Mr. Bowles Daly and Mr. E. D. Fawcett, deren Anwesenheit in Adyar, wie ich glaube, für meinen geliebten Mitarbeiter, unseren Gründer-Präsidenten von großem Wert sein wird.

Ein großer Teil dieser Ergebnisse ist der zusätzlichen Kraft und vor allem dem verstärkten Geist der Solidarität zuzuschreiben, den die Tätigkeit der Esoterischen Abteilung der Theosophischen Gesellschaft zugeführt hat. Den Mitgliedern dieser Abteilung sage ich: Seht und erkennt die bedeutenden Ergebnisse, die durch jene erzielt werden können, die es wirklich ernst meinen und sich selbstlos zusammentun, um für die Menschheit zu arbeiten. Das Ergebnis dieses Jahres sollte Ihnen mit unverkennbaren Zeichen die gewichtige Verantwortung zeigen, die auf Ihnen nicht nur gebenüber der Gesellschaft, sondern gegenüber der ganzen Menschheit ruht. Lassen Sie deshalb nicht einen Augenblick in Ihren Bemühungen nach; rücken Sie jeden Tag Schulter an Schulter enger zusammen; stehen Sie alle wie ein Mann, was auch kommen mag, schönes Wetter oder Sturm, und der Sieg der Sache, der Sie sich verpflichtet haben, ist sicher. Wenn Sie sich so im Gleichklang mit Ihrem Höheren Selbst bemühen, müssen und werden Ihre Anstrengungen für die Gesellschaft für Sie selbst und für die Menschheit Gutes erbringen. Die kommenden Jahre werden ein stetiges, gesundes Wachstum, eine starke, geeinte Organisation, ein dauerhaftes, zuverlässiges und wirksames Instrument hervorbringen, bereit für die Hände der Meister. Wenn Sie erst einmal in echter Solidarität, im wahren Geist Universaler Bruderschaft vereint sind, kann keine Macht Sie besiegen, kein Hindernis Ihren Fortschritt aufhalten, keine Schranke den Vormarsch der Theosophie im kommenden Jahrhundert hemmen.

Doch genug von der Vergangenheit. Möge uns die Ermutigung aus dem Rundblick über die Ergebnisse des vergangenen Jahres als Ansporn zu größeren Leistungen und eifrigeren Anstrengungen dienen. Macht allen fühlbar, dass hinter der Gesellschaft eine Macht steht, die uns die nötige Stärke gibt und uns befähigt, die Welt zu bewegen, wenn wir nur einig sind und als ein Herz und eine Seele arbeiten. Die Meister verlangen nur, dass jeder sein Bestes tut, und vor allem, dass jeder sich tatsächlich bemüht, mit seinen Mitarbeitern einig zu sein. Stupide Übereinstimmungen in intellektuellen Fragen oder unmögliche Einstimmigkeit in allen Arbeitsdetails sind nicht notwendig, sondern eine echte, herzliche, ensthafte Hingabe an unsere Sache, die jeden veranlasst, seinen Bruder nach besten Kräften in der Arbeit für diese Sache zu unterstützen, ob wir mit der Arbeitsmethode genau übereinstimmen oder nicht. Der einzige Mensch dessen Methode absolut falsch ist, ist derjenige, der nichts tut. Jeder kann und sollte mit allen und alle mit jedem bei der Förderung der Aufgabe, Theosophie jedem Mann und jeder Frau im Land nahezubringen, in einem großherzigen Geist der Kameradschaft zusammenarbeiten.

Lassen Sie uns vorwärtsschauen und nicht zurück. Was bringt das kommende Jahr? Zuerst ein warnendes Wort. Mit dem Voranschreiten der Vorbereitung für den neuen Zyklus und mit dem Erscheinen der Vorläufer der neuen Unterrasse auf dem amerikanischen Kontinent beginnen die latenten psychischen und okkulten Kräfte im Menschen zu keimen und zu wachsen. Daher das schnelle Anwachsen solcher Bewegungen wie Christian Science, Mentalheilung, Metaphysische Heilung und Geistheilung usw. Alle diese Bewegungen sind lediglich verschiedene Phasen der Anwendung dieser heranwachsenden Kräfte – die nur zu oft unwissentlich missbraucht werden, weil sie noch nicht verstanden werden. Begreifen Sie ein für allemal, dass in keiner dieser Bewegungen irgendetwas Spirituelles oder Göttliches ist. Die durch sie bewirkten Heilungen sind einfach ein Ergebnis der unbewussten Anwendungen okkulter Kräfte auf den niedrigeren Ebenen der Natur – gewöhnlich von Prāṇa oder Lebensströmen. Die widersprechenden Theorien all dieser Schulen beruhen auf missverstandener und falsch angewandter Metaphysik und oft auf grotesken, absurden, logisch falschen Schlüssen. Den meisten von ihnen ist jedoch ein Merkmal gemeinsam, das die größte Gefahr für die nahe Zukunft darstellt! Sie besteht darin, dass der Grundton der Lehren dieser Schulen die Leute dazu führt, den Heilungsprozess als etwas anzusehen, das auf das Denkvermögen angewendet wird. Hierin liegt die Gefahr, denn jeder solcher Vorgang – wie schlau er auch immer in Worte verkleidet und hinter Masken verborgen wird – bedeutet einfach eine psychologische Beeinflussung des Patienten. Mit anderen Worten, immer wenn der Heiler – bewusst oder unbewusst – in die freie mentale Tätigkeit seines Patienten eingreift, ist das – Schwarze Magie. Schon werden die sogenannten Wissenschaften des „Heilens“ zum Erwerb des Lebensunterhalts verwendet. Bald wird irgendeine gerissene Person herausfinden, dass mit der gleichen Methode das Bewusstsein anderer in viele Richtungen beeinflusst werden kann. Und wenn dem selbstsüchtigen Motiv persönlichen Gewinns und Gelderwerbs erst einmal erlaubt wurde Fuß zu fassen, kann der ehemalige „Heiler“ unmerklich dazu verlockt werden, seine Fähigkeiten zur Erlangung von Reichtum oder eines anderen Wunschziels einzusetzen.

Das ist eine der Gefahren des neuen Zyklus, die durch den Wettbewerbsdruck und den Existenzkampf enorm verstärkt werden. Zum Glück entstehen auch neue Bestrebungen, die darauf abzielen, die Grundlage des täglichen Lebens der Menschen von der Selbstsucht zum Altruismus hin zu verändern. Das Nationalist Movement ist eine Anwendung von Theosophie. 3 Aber denken Sie allen daran, wenn Nationalismus eine Anwendung der Theosophie ist, dass Theosophie von Ihnen stets an erster Stelle gesehen werden muss. Theosophie ist in der Tat das Leben, der innewohnende Geist, der jede echte Reform zu einer vitalen Realität macht, denn Theosophie ist Universale Bruderschaft und sowohl das wahre Fundament als auch die Hauptstütze einer jeden Bewegung zur Verbesserung unserer Lage.

Was ich letztes Jahr sagte, bleibt auch heute wahr: Die Ethik der Theosophie ist wichtiger als jede Enthüllung psychischer Gesetze und Fakten. Letztere beziehen sich ganz auf den materiellen und vergänglichen Teil des siebenfältigen Menschen. Aber die Ethik senkt sich in den wirklichen Menschen – das reinkarnierende Ego – und ergreift ihn. Äußerlich sind wir nur ein Eintagsgeschöpf; innerlich sind wir ewig. Lernen Sie also gut die Lehren von Karma und Reinkarnation und lehren, praktizieren und verkünden Sie das System des Lebens und Denkens, das allein die künftigen Rassen retten kann. Arbeiten Sie nicht bloß für die Theosophische Gesellschaft, sonder durch sie für die Menschheit.

Möge die Theosophie mehr und mehr zu einer lebendigen Kraft im Leben eines jeden unserer Mitglieder heranwachsen und möge das kommende Jahr noch mehr gute Arbeit und gesunden Fortschritt zeitigen als das gerade zu Ende gehende. Das ist der Wunsch Ihrer bescheidenen Mitarbeiterin und Gefährtin.

 



 

 

IV – 1891

Fünfter Jahreskonvent – 26./27. April
Amerikanische Abteilung der Theosophischen Gesellschaft
Steinert Hall, Boston, Massachusetts.

Brief von H. P. Blavatsky, vorgelesen von Annie Besant in der Nachmittagversammlung, 26. April.

Wörtlich wiedergegeben aus dem maschinengeschriebenen Original im Archiv der Theosophischen Gesellschaft, Pasadena.

 

 

AN DEN BOSTONER KONVENT, TG 1891

Zum dritten Mal seit meiner Rückkehr nach Europa im Jahr 1885 kann ich meinen theosophischen Brüdern und Gefährten in den Vereinigten Staaten einen Vertreter aus England zum jährlichen theosophischen Konvent entsenden, um meine Grüße und herzlichen Glückwünsche mündlich zu übermitteln. Ständig körperlich leidend, bleibt mir als einziger Trost, vom Fortschritt der Heiligen Sache zu hören, der ich meine Gesundheit und Kraft gegeben habe; nachdem diese dahinschwinden, kann ich der Sache jetzt nur meine leidenschaftliche Ergebenheit und niemals nachlassenden guten Wünsche für ihren Erfolg und ihr Wohlergehen darbieten. Mehr als Worte erzählen können, ermuntern und erfreuen mich deshalb als Beweise des Wachstums die Nachrichten, die mit jeder Post aus Amerika eintreffen und über neue Zweige und wohlerwogene und geduldig ausgearbeitete Pläne zur Förderung der Theosophie berichten. Theosophische Gefährten, ich bin stolz auf Ihre edle Arbeit in der Neuen Welt; Brüder und Schwestern in Amerika, ich danke und segne Sie für Ihre unermüdliche Arbeit für die gemeinsame Sache, die uns allen so teuer ist.

Lasst mich Sie alle nochmals daran erinnern, dass diese Arbeit heute notwendiger ist denn je. Die Periode, die wir jetzt in dem Zyklus erreicht haben, der zwischen 1897- 98 endet, ist und wird weiterhin voller großer Konflikte und fortgesetzter Spannungen sein. Wenn die TG sie durchstehen kann, ist es gut; wenn nicht, wird die Gesellschaft – vielleicht höchst unrühmlich – verschwinden, und die Welt wird leiden, während die Theosophie unversehrt bleiben wird. Ich hoffe inbrünstig, dass ich in meinem derzeitigen Körper keine derartige Katastrophe erleben möge. Die kritische Natur des Stadiums, in das wir eingetreten sind, ist den gegen uns kämpfenden Kräften ebensogut bekannt wie denen, die auf unserer Seite kämpfen. Keine Gelegenheit wird versäumt werden, um Zwietracht zu säen, aus Irrtümern und Fehlern Vorteile zu ziehen, um Zweifel einzuflößen, Schwierigkeiten zu vermehren und Verdächtigungen auszustreuen, um mit allen möglichen Mitteln die Einheit der Gesellschaft zu zerbrechen und die Reihen unserer Gefährten zu lichten und durcheinander zu bringen. Niemals war es für die Mitglieder der TG notwendiger als heute, sich die alte Parabel des Halmenbündels zu Herzen zu mehmen; lose werden sie unvermeidlich, einer nach dem anderen, zerbrechen;vereint gibt es keine Macht auf Erden, die unsere Bruderschaft zerstören könnte. Mit Betrübnis habe ich jetzt sowohl unter Ihnen als auch unter den Theosophen in Europa und Indien eine Tendenz bemerkt, über Kleinigkeiten zu streiten und zu gestatten, dass Sie sich gerade durch Ihre Ergebenheit für die Sache der Theosophie zu Uneinigkeit hineinführen lassen. Glauben Sie mir, dass abgesehen von solchen natürlichen Tendenzen, die zur Unvollkommenheit der menschlichen Natur gehören, unsere stets wachsamen Feinde gerade aus Ihren edelsten Eigenschaften sehr oft Vorteile ziehen, um Sie zu verraten und irrezuführen. Skeptiker werden über diese Behauptung lachen, und selbst einige von Ihnen mögen nur schwach an die tatsächliche Existenz der schrecklichen Kräfte dieser mentalen und daher subjektiven und unsichtbaren, aber dennoch lebendigen und mächtigen Einflüsse um uns herum glauben. Aber es gibt sie, und ich kenne mehr als einen unter Ihnen, der sie gespürt hat und tatsächlich gezwungen worden ist, diesen von außen kommenden, mentalen Druck anzuerkennen. Auf diejenigen, die selbstlos und der Sache ernsthaft ergeben sind, werden sie, wenn überhaupt, nur wenig Eindruck machen. Für einige andere, die ihren persönlichen Stolz über ihre Pflicht gegenüber der TG und sogar über ihr Gelöbnis gegenüber ihrem göttlichen SELBST stellen, ist die Wirkung im Allgemeinen verhängnisvoll. Niemals ist Wachsamkeit sich selbst gegenüber nötiger, als wenn der persönliche Wunsch zu führen und verletzte Eitelkeit sich mit den Pfauenfedern der Ergebenheit und altruistischer Arbeit schmücken. In der gegenwärtigen Krise der Gesellschaft kann mangelnde Selbstkontrolle und Wachsamkeit in jedem Fall tödlich wirken. Die teuflischen Versuche unserer mächtigen Feinde – unversöhnliche Feinde der jetzt bekanntgegebenen und sich durchsetzenden Wahrheiten – können jedoch vereitelt werden. Wenn jeder Gefährte in der Gesellschaft damit zufrieden wäre, eine unpersönliche Kraft für das Gute zu sein, ohne auf Lob und Tadel zu achten, solange er den Zielen der Bruderschaft dient, würde der erzielte Fortschritt die Welt erstaunen und die Arche der TG aus der Gefahr heraussteuern. Ihr Motto des Verhaltens für das kommende Jahr lautet: „Friede mit allen, welche die Wahrheit aufrichtig lieben,“ und der Konvent 1892 wird beredtes Zeugnis für die Stärke ablegen, die aus Einigkeit hervorgeht.

Ihre Position als Vorläufer der sechstenUnterrasse der fünften Wurzelrasse bringt sowohl ihre eigenen speziellen Gefahren als auch ihre besonderen Vorteile mit sich. Das Psychische mit allen seinen Verlockungen und Gefahren entwickelt sich notwendigerweise unter Ihnen, und Sie müssen sich davor hüten, dass die psychische nicht der manasischen und der spirituellen Entwicklung vorauseilt. Vollkommen unter Kontrolle gehaltene psychische Fähigkeiten, die vom Manas-Prinzip überprüft und geleitet werden, sind wertvolle Hilfen in der Entwicklung. Wenn aber diese Fähigkeiten wild wuchern und die Herrschaft übernehmen, statt kontrolliert zu werden, und wenn sie uns benützen, statt benützt zu werden, dann führen sie den Schüler in die gefährlichste Verblendung und in den sicheren moralischen Untergang. Beobachten Sie deshalb diese in Ihrer Rasse und Evolutionsperiode unvermeidliche Entwicklung sorgfältig, damit Sie sich schließlich zum Guten und nicht zum Üblen auswirken möge; und nehmen Sie im Voraus den aufrichtigen und mächtigen Segen Jener entgegen, deren Wohlwollen Sie niemals verlassen wird, wenn Sie sich nicht selbst im Stich lassen.

Ich freue mich, Ihnen berichten zu können, dass hier in England stetige und rasche Fortschritte gemacht werden. Annie Besant wird Ihnen Einzelheiten unserer Arbeit erläutern und Sie über die wachsende Stärke und den zunehmenden Einfluss unserer Gesellschaft unterrichten. Die Berichte, die sie von den europäischen und britischen Abteilungen überbringt, sprechen mit ihren Aufzeichnungen über die Tätigkeit für sich selbst. Der schwer zugängliche englische Charakter, der, wenn einmal erweckt, solide und ausdauernd ist, fügt unserer Gesellschaft ein wertvolles Element hinzu. In England werden starke und feste Fundamente für die TG des zwanzigsten Jahrhunderts gelegt. So wie bei Ihnen werden hier erfolgreiche Versuchen unternommen, hinduistisches Gedankengut im englischen Denken einwirken zu lassen, und viele unserer Hindu-Brüder schreiben jetzt für Luzifer kurze und klare Artikel über indische Philosophien. Da es eine der Aufgaben der TG ist, den Osten und den Westen näher zusammenzubringen, so dass jede Seite die Eigenschaften beitragen kann, die der anderen fehlen, und sich auf diese Weise brüderlichere Gefühle zwischen den so verschiedenen Nationen entwickeln können, wird sich diese literarische Verbindung für die Veröstlichung des westlichen Denkens hoffentlich recht dienlich erweisen.

Die Erwähnung des Luzifer erinnert mich daran, dass die nunmehr gesicherte Grundlage der Zeitschrift in weitem Maße der von amerikanischen Gefährten in einem kritischen Augenblick geleisteten Hilfe zu verdanken ist. Als mein einziges, völlig unabhängiges Kommunikationsmittel mit Theosophen in der ganzen Welt war ihr Fortbestand von großer Bedeutung für die ganze Gesellschaft. Auf ihren Seiten vermittle ich Monat für Monat die Unterrichtung in theosophischen Lehren, wie sie öffentlich möglich ist, und setze so das Wichtigste unserer theosophischen Aufgabe fort. Die Zeitschrift deckt jetzt eben ihre Kosten, und wenn Logen und einzelne Gefährten für ihre zunehmende Verbreitung sorgen würden, könnte sie noch umfassender von Nutzen sein als gegenwärtig. Aus diesem Grund, während ich aus tiefstem Herzen allen danke, die die Zeitschrift so großzügig auf eine solide Grundlage zu stellen halfen, würde ich mich freuen, wenn die Zahl der regulären Abonnenten zunähme, denn ich betrachte diese als meine Schüler, unter denen ich einige finden werde, die sich des Empfangs weiterer Unterweisung fähig erweisen werden.

Nun habe ich alles gesagt. Ich bin nicht kräftig genug, Ihnen eine längere Botschaft zu schreiben, und es ist auch nicht notwendig, da meine Freundin und vertraute Botschafterin, Annie Besant, die hier meine rechter Hand ist, Ihnen meine Wünsche vollständiger und besser zu erklären in der Lage ist, als ich sie schreiben könnte. Schließlich läuft jeder Wunsch und Gedanke, den ich äußern kann, auf diesen einen Satz hinaus, auf meinen niemals ruhenden Herzenswunsch: „Seid Theosophen, arbeitet für die Theosophie!“ – Theosophie zuerst und Theosophie zuletzt; denn nur ihre praktische Verwirklichung kann die westliche Welt von jener selbstsüchtigen, unbrüderlichen Gesinnung retten, die jetzt Rasse von Rasse und eine Nation von der anderen trennt, und von jenem Klassenhass und sozialen Streitigkeiten [das Wort strifes – Streitigkeiten – ist im gedruckten Report of Proceedings in considerations – Erwägungen – geändert worden. K. V. M.], die der Fluch und die Schande der sogenannten christlichen Völker sind. Allein Theosophie kann sie vor dem völligen Versinken in einen völlig luxuriösen Materialismus bewahren, in den sie wie frühere Zivilisationen verfallen werden. In Ihre Hände, Brüder, ist das Gedeihen des kommenden Jahrhunderts vertrauensvoll gelegt; und so groß wie das Vertrauen, so groß ist auch die Verantwortung. Meine eigene Lebensspanne mag nicht lang sein. Doch wenn jemand von Ihnen irgendetwas aus meinen Lehren gelernt oder durch meine Hilfe einen Schimmer von dem wahren Licht erhascht haben sollte, bitte ich Sie Ihrerseits um die Stärkung der Sache, durch deren Sieg das Wahre Licht, das durch Ihr individuelles und vereintes Bemühen noch heller und ruhmvoller gemacht wird, die Welt erleuchten und mich erkennen lassen wird, bevor ich mich von diesem abgetragenen Körper trenne, dass die Stabilität der Gesellschaft gesichert ist.

Mögen die Segnungen der früheren und gegenwärtigen großen Lehrer auf Ihnen ruhen. Nehmen Sie gemeinschaftlich die Versicherung meiner aufrichtigen, nie schwankenden brüderlichen Gefühle und den aufrechten herzlichen Dank für die von allen Mitarbeitern geleistete Arbeit entgegen

von Ihrer [der Lehrer] Dienerin bis zuletzt,
H. P. BLAVATSKY

Abbildung 3

 



 

 

V – 1891

Fünfter Jahreskonvent – 26./27. April
Amerikanische Abteilung der Theosophischen Gesellschaft
Steinert Hall, Boston, Massachusetts.

Brief von H. P. Blavatsky, datiert 15. April 1891,
vorgelesen von Annie Besant in der Nachmittagsversammlung
des 26. April.

Wörtlich wiedergegeben aus dem Original, das mit Ausnahme des Grußes am Schluss und der Unterschrift in der Handschrift von G. R. S. Mead geschrieben ist und sich im Archiv der Theosophischen Gesellschaft, Pasadena, befindet.

 

 

THEOSOPHISCHE GESELLSCHAFT: EUROPÄISCHE ABTEILUNG

19. Avenue Road,
Regent’s Park
London, N. W. 15:4:1891

 

 

AN DEN V. KONVENT DER AMERIKANISCHEN ABTEILUNG DER THEOSOPHISCHEN GESELLSCHAFT.

Theosophische Brüder: –

Absichtlich habe ich meinen ältesten Freund und Mitarbeiter, W. Q. Judge, in meiner allgemeiner Botschaft an Sie in keiner Weise erwähnt, weil ich glaube, dass seine unermüdlichen und selbstaufopferungsvollen Bemühungen für den Aufbau der Theosophie in Amerika eine besondere Erwähnung verdienen.

Wäre W. Q. Judge nicht gewesen, würde die Theosophie in den Vereinigten Staaten nicht dort stehen, wo sie heute steht. Er ist es, der in der Hauptsache die Bewegung unter Ihnen aufgebaut und der in tausendfacher Weise seine völlige Loyalität zum höchsten Nutzen der Theosophie und der Gesellschaft bewiesen hat.

Gegenseitige Bewunderung sollte auf einem Theosophischen Konvent keinen Platz finden; Ehre jedoch, wem Ehre gebührt. Und ich benutze gerne diese Gelegenheit, mündlich durch meinen Freundin und Mitarbeiterin Annie Besant meine tiefe Wertschätzung der Arbeit Ihres Generalsekretärs öffentlich zu erklären und ihm im Namen der Theosophie für die edle Arbeit, die er leistet und geleistet hat, meinen aufrichtigen und tief empfundenen Dank öffentlich zum Ausdruck zu bringen.

Abbildung 4

 

 



 

 

Historischer Überblick

Kirby van Mater

 

 

Alle zitierten Bücher und Zeitschriften und alle Briefe und Dokumente, bei denen nichts Besonderes vermerkt ist, befinden sich im Archiv der Theosophischen Gesellschaft Pasadena, Kalifornien.

 

 

Fast ein Jahrhundert ist vergangen, seit H. P. Blavatsky ihre Briefe an die Amerikanischen Konvente gesandt hat. Sie sind auch heute für uns wichtig geblieben, obwohl sich die Welt und die Struktur der theosophischen Bemühungen beträchtlich verändert haben. Während jeder von uns ihre Aussagen auf seine individuelle Situation anwenden kann, mag es aber hilfreich sein, kurz die allgemeine Situation zu betrachten, die ihre Feststellungen veranlassten, wobei an mehrere wichtige Ereignisse gedacht werden muss, die sich nach Beginn ihrer öffentlichen Arbeit entwickelten.

Die theosophischen Bemühungen von Mme. Blavatsky scheinen sich in drei Perioden zu gliedern: Amerika, 1873 bis 1878; Indien, 1879 bis 1885; und Europa, 1885 bis zu ihrem Tod im Jahr 1891. Die erste Periode begann im Juli 1873, als sie auf Anordnung ihres Lehrers von Paris in die Vereinigten Staaten kam. Anfangs versuchte sie, die Mitglieder der spiritistischen Bewegung für die Philosophie und Bedeutung hinter deren Phänomenen zu interessieren. Als dieser Versuch aber fehlschlug, wurde sie im Juli 1975 beauftragt, „eine philosophisch-religiöse Gesellschaft zu gründen und einen Namen dafür zu wählen – ebenso Oberst Olcott [als Vorstand] zu wählen“. 4 Infolgedessen gründeten H. P. Blavatsky und Henry S. Olcott, William Q. Judge und dreizehn weitere Personen in New York City die Theosophische Gesellschaft, mit Olcott als Präsident, der auf ihrem ersten offiziellen Treffen am 17. November 1975 die Gründungsansprache hielt.

Die in der Präambel und in den Statuten der Gesellschaft festgelegten Zielen und Zwecke waren noch nicht so definiert wie später. Grundsätzlich wollten die Mitglieder „Kenntnisse über die Gesetze, die das Universum regieren, sammeln und verbreiten“, und alle Philosophien, Religionen und Wissenschaften erforschen. Sie befürworteten selbstlose Hingabe, Mut, Reinheit, im Leben und Denken bei der Suche nach Wahrheit. Bei der Prüfung der Eignung von Bewerbern um Mitgliedschaft machte die Gesellschaft keinen Unterschied in Bezug auf Rasse, Geschlecht, Hautfarbe, Staatsangehörigkeit oder Glaubensbekenntnis. 5

Im September 1875 begann Mme. Blavatsky Isis Unveiled zu schreiben, als sie in Ithaca, New York, als Gast bei Professor Hiram Corson weilte. Sie schrieb fast ununterbrochen und hatte das umfangreiche, zweibändige Werk 1877 vollendet. Da sie nich fließend Englisch konnte, wurde sie bei der Herausgabe von Oberst Olcott und Dr. Alexander Wilder unterstützt. Neben dem Angriff auf Dogmatismus und Materialismus in Wissenschaft und Religion waren ihre Hauptziele, dem Menschen die verloren gegangenen Erkenntnis wiederzugeben, dass er essenziell ein spirituelles Wesen ist, und auf das Bestehen einer uralten Weisheit hinzuweisen, die allen Völkern in allen Zeitaltern bekannt war. Als der Vertrag mit ihrem New York Verleger unterschrieben war, sagte sie zu William Q. Judge: „Jetzt muss ich nach Indien gehen.“ Sie hatte schon immer erklärt, dass sie nach Indien gehen würde, sobald Isis fertig wäre und die Gesellschaft in Fahrt sei. Das geschah jedoch erst am Ende des nächsten Jahres.

Während dieser Zeit wurden die Ziele der Theosophischen Gesellschaft geklärt, wie die eine Seite umfassende, von Präsident Olcott im Mai 1887 herausgegebene Erklärung zeigt. Sie lautet auszugsweise:

Die Gesellschaft lehrt ihre Mitglieder und erwartet von ihnen, persönlich höchste Moral und religiöses Streben vorzuleben;dem wissenschaftlichen Materialismus und jeder Form dogmatischer Theologie entgegenzutreten …, die westlichen Nationen mit den lange unterdrückten Tatsachen über die religiösen Philosophien des Osten, ihre Ethik, Chronologie, Esoterik und Symbolik bekanntzumachen …; ein Wissen über die erhabenen Lehren jedes reinen esoterischen Systems der archaischen Periode zu verbreiten …; schließlich und hauptsächlich, bei der Errichtung einer Bruderschaft der Menschheit mitzuhelfen, in der sich alle guten und reinen Menschen jeder Rasse gegenseitig als die gleichen Wirkungen (auf diesem Planeten) einer Unerschaffenen, Universalen, Unendlichen und immerwährenden Ursache anerkennen sollen. 6

Im Dezember 1887 reisten H. P. Blavatsky und Oberst Olcott über England nach Indien und hinterließen eine relativ kleine Mitgliederschaft, die das Werk der Theosophischen Gesellschaft weiterführen sollte. General Abner Doubleday wurde zum Interims-Präsidenten ernannt und William Q. Judge zum Protokollführer. Während der nächsten Jahre wuchs die Gesellschaft in Amerika jedoch nicht sehr. Die Korrespondenz wurde mit Indien viele Monate geführt und General Doubleday fühlte sich für seine Aufgabe unvorbereitet und wenig über sie informiert. Wie er später an Dr. Elliot Coues schrieb:

Ich will Ihnen nun kurz meine eigene Darlegung über den N. Y. Zweig geben. Als H. P. Blavatsky abreiste, bat sie mich als Präsident des N. Y. Zweiges tätig zu sein. Ich war über das Ersuchen sehr erstaunt, denn ich war nur ein Interessent. Ich war erst vor kurzem in die Gesellschaft eingetreten und sehr unvollständig mit der Angelegenheit vertraut. In jener Zeit war ich zu keiner Aufgabe verpflichtet. Alle anderen waren zu sehr damit beschäftigt, ihren Lebensunterhalt zu erwerben, um der Theos. die gebührende Aufmerksamkeit zu schenken. Judge, der mit HPB und Olcott von Anfang an verbunden war, war die geeignete Person für die Aufgabe. Aber er war zu der Zeit in großer Not und wusste nicht, wie er seine Familie ernähren sollte. Wilder und Weisse waren Vize-Präsidenten. Es wurde vereinbart, dass im Augenblick auf Versammlungen der Gesellschaft verzichtet würde und alle Geschäfte von einem Rat getätigt werden sollen, bestehend aus Doubleday, Wilder, Weisse und Curtis (dem Zeitungsreporter). Judge war Schriftführer und Maynard Schatzmeister.

Ich nahm die Position auf das ernsthafte Ersuchen von HPB hin an und beabsichtigte, mich prinzipiell auf den Rat und die Unterstützung von Judge zu verlassen. Aber Judge glaubte, einen Bergwerksort in Venezuela gefunden zu haben, wo viel wertvolles Blei leicht abgebaut werden könnte. Er gind nach Campana in Venezuela und ließ mich, unwissend und unerfahren wie ich war, zurück, um die Gesellschaft zu leiten, ohne dass ich irgendetwas über die Menschen wusste, von denen sie gebildet wurde …

Ich konnte nie mehr als ein halbes Dutzend Mitglieder zu einer Versammlung zusammenbringen. Judge war stets abwesend. Sein Bruder ließ uns im Stich. Maynard fühlte sich beleidigt und ging. Wilder trat aus Armut zurück, Weisse trat zurück. Die Mitglieder aus Brooklyn wollten ohne eine genaue Erklärung über das, was ich auf den Versammlungen zu tun beabsichtigte, nicht nach New York kommen. Dann wurden wir zwei Jahre lang aufgehalten und warteten auf ein Ritual, von dem Olcott meinte, dass wir es haben müssten …

Ich nehme an, dass diese ganze Verzögerung zum Besten ist und diese Hindernisse absichtlich in unseren Weg gelegt worden sind … 7

In Indien fand die Theosophie einen beachtungswerten Widerhall, und es gab viel zu tun. Mme. Blavatsky und Oberst Olcott reisten kreuz und quer durch Indien und empfingen oft bis spät in die Nacht Besucher – Gelehrte, Leiter religiöser und verschiedener anderer Gesellschaften und auch Fragesteller. Sie führten eine umfangreiche Korrespondenz, die bald nicht mehr persönlich erledigt werden konnte. Als Folge gründeten sie im Oktober 1879 die Zeitschrift The Theosophist, nicht nur um der Forderung nach einer verständlichen Darstellung der alten Weisheit zu entsprechen, sondern auch als Forum für Gelehrte der philosophischen und religiösen Anschauungen in aller Welt. Die Zeitschrift wurde von Mme. Blavatsky geführt. Ihre Verbreitung in der ganzen Welt erreichte bald solche Ausmaße, dass sie sich selbst zu tragen begann.

Es sollte erwähnt werden, dass sich die Theosophische Gesellschaft, wenige Monate bevor Mme. Blavatsky und Oberst Olcott die Vereinigten Staaten verließen, mit der „Arya-Samaj von Arya-wart“ verbunden hatte. Das war eine neue und schnell wachsende Bewegung in Indien, deren Prinzipien und Ziele denen der Theosophischen Gesellschaft nahestanden. Olcott und , als sie bekannt wurde, auch HPB, arbeiteten innerhalb dieser Verbindung bis 1882, als sie sich wegen der immer engstirniger werdenden Ansichten ihres Leiters Swami Dya Nand Saraswati über jene Philosophien und Religionen, die nicht auf den Veden basierten, aus eigenem Antrieb zu einer Trennung gezwungen sahen. Da sich die Theosophen aus Amerika mit allen Völkern verbrüderten, wurden sie von der einheimischen Bevölkerung akzeptiert; und mehrere indische philosophische und literarische Körperschaften schlossen sich der Theosophischen Gesellschaft an. 8 Andererseits wurden sie von der anglo-indischen Gemeinde, besonders von Seiten der Mission, mit Misstrauen betrachtet.

Es ist nicht unsere Absicht, hier einen vollständigen Überblick über die vielen Tätigkeiten in Asien zu geben oder alle Auswirkungen von HPBs und Olcotts Bemühungen zu verfolgen. Aber es ist bemerkenswert, dass vom Februar 1879 bis Januar 1883 in Indien und Ceylon (Sri Lanka) 39 Zweige gegründet wurden, während in der übrigen Welt nur sechs bestanden. 46 neue Urkunden wurden allein 1883 in Indien und Ceylon ausgestellt, bei nur einem halben Dutzend neu beurkundeter Zweige in der übrigen Welt. Für die Wiederbelebung der Sanskrit-Gelehrsamkeit und die allgemeine Bildung wurden Schulen und Sanskrit-Klassen für Jungen, Mädchen und auch Erwachsene eingerichtet. 27 dieser Schulen waren in Indien Ende 1883 tätig, die Eröffnung von drei weiteren Schulen und eines College für Sanskritunterricht war in jenem Jahr geplant. Die Arbeit in Ceylon ist vielleicht das dramatischste Symbol für die Kraft des theosophischen Einflusses in Asien. Mit Hilfe der Theosophischen Gesellschaft, in erster Linie den Anstrengungen von Henry S. Olcott, erlangten die singhalesischen Buddhisten religiöse und kulturelle Freiheit, und ihr Glaube bekam in ihren eigenen Augen und in den Augen der Welt eine neue Gestalt und Bedeutung.

Die Statuten und Ziele der TG wurden in Indien verschiedentlich abgeändert und gewannen allmählich eine einfache und umfassende Ausdrucksweise, die das wachsende Verständnis der Mitgliederschaft widerspiegelte. Schon 1879 lautete die Überschrift der gedruckte Regeln „DieTheosophische Gesellschaft und Universale Bruderschaft“, und seit 1882 gab es drei erklärte Ziele: „Erstens – die Bildung des Kerns einer Universalen Bruderschaft der Menschheit, ohne Unterschied von Rasse, Glaube, oder Hautfarbe; Zweitens – das Studium von indoiranischer und anderer östlicher Literatur, von Religionen und Wissenschaften zu fördern und ihre Bedeutung zu bestätigen: Drittens – die verborgenen Geheimnisse der Natur und die im Menschen ruhenden psychischen Kräfte zu erforschen“. 9

Eines der vielleicht bedeutsamtsten Ereignisse jener Zeit war die Verbindung mit A. P. Sinnett, dem Herausgeber von The Pioneer, einer einflussreichen Zeitung in Allahabad. Nachdem er von Isis Unveiled gehört hatte und den Verfasser kennenlernen wollte, begann er mit Mme Blavatsky und Oberst Olcott kurz nach deren Ankunft in Indien im Februar 1879 einen Briefwechsel. Im Dezember luden Mr. und Mrs. Sinnett die Reisenden ein, sie in ihrem Heim in Allahabad zu besuchen, wo sie während dieser Zeit die Bekanntschaft mehrerer angesehener Persönlichkeiten machten, unter ihnen A. O. Hume, der im britischen Regierungsdienst tätig war. Während eines Besuches in deren Sommerhaus in Simla im Herbst 1880 begann der bekannte Briefwechsel zwischen Sinnett und Hume und den Meistern KH und M. 10 Weil Hume und Sinnett für psychische Dinge großes Interesse zeigten, erzeugte H. P. Blavatsky ihretwegen ziemlich viele Phänomene. Mit diesen Erfahrungen und den von den Meistern empfangenen Briefen verfasste Sinnett sein erstes Buch, The Occult World, das 1881 veröffentlicht wurde. Ein zweites Werk, Esoteric Buddhism, erschien 1883 und basierte auf dem weiteren Schriftwechsel mit den Meistern. In diesem Band schilderte er seine Ansicht über die Theosophie hinsichtlich der Geschichte und in Bezug auf den Menschen und das Universum. Beide Bücher erregten sofort großes Aufsehen in der westlichen Welt. So dankbar die Adepten für diese Veröffentlichungen waren, so gefielen ihnen doch Sinnetts Hervorhebung der „Brüder“ und die Phänomene in The Occult World und bestimmte irrtümliche Feststellungen über die Philosophie in Esoteric Buddhism nicht ganz. 11 Darüber hinaus verstärkten die Popularität dieser Werke und die okkulte Philosophie, die sie erläuterten, zusammen mit dem offentsichtlichen Erfolg der Theosophischen Gesellschaft in ganz Indien die wachsende Feindschaft der Missionare, die ein Klima schuf, das schließlich zu dem Angriff auf H. P. Blavatsky in The Christian College Magazine führte.

Das Jahr 1884 brachte für die Theosophische Gesellschaft Schwierigkeiten und Veränderungen. Es wurde beschlossen, dass Oberst Olcott nach England reisen sollte, um die Differenzen in der Londoner Loge zwischen ihrer Präsidentin Dr. Anna Kingsford und Mr. Sinnett zu lösen. Gleichzeitig wollte er im Auftrag der Buddhisten in Ceylon gewisse wichtige religiöse und schulische Angelegenheiten mit der Britischen Regierung regeln. Im letzten Augenblick wurde beschlossen, dass HPB mit ihm nach Europa reisen sollte. Sie verließen Bombay in Richtung Marseille am 20. Februar und kehrten erst zum Jahresende zurück. Während ihrer Abwesenheit von Adyar konspirierten Mr. und Mme. Coulomb, Angehörige des Haushaltstabes, um Mme. Blavatsky in Misskredit zu bringen. Da es ihnen nicht gelang, mit theosophischen Angelegenheiten beauftragte Mitglieder an der Hauptstelle durch die Drohung zu erpressen, sie würden gewisse Aussagen veröffentlichen, die geeignet schienen, die Existenz von HPBs Lehrern und die Echtheit der von ihr erzeugten Phänomene zu bestreiten, wandten sich die Coulombs an die christlichen Missionare. Später, am 11. September 1884, druckte The Christian College Magazine eine bösartige Geschichte ab, die auf Aussagen und gefälschten Dokumenten der Coulombs beruhte, die behaupteten, dass H. P. Blavatsky nicht nur auf betrügerische Weise Phänomene erzeugte, sondern auch Briefe im Namen der Meister schrieb.

Es ist interessant zu beachten, dass Judge zur Zeit der Veröffentlichung dieser Beschuldigungen in Indien weilte. Der Beginn seiner Reise war mit HPBs und Olcotts Reise nach Europa zusammengefallen, so dass sich die drei Mitbegründer Ende März in Paris trafen. Judge weilte drei Monate bei ihnen und nahm einen engen Anteil an allen Vorgängen; er schrieb auf HPBs Ersuchen ein Kapitel über Elementale für die geplante Secret Doctrine (obwohl es, wie er später erzählte, nicht verwendet wurde). Gegen Ende Juni setzte er seine Reise nach Indien fort, ausgerüstet mit Dokumenten von Olcott, um im Namen des Präsidenten in allen der Hauptstelle betreffenden Angelegenheiten zu handeln und, wenn er es für ratsam hielt, das Board of Control in Adyar aufzulösen.12 Aber Judge blieb nur wenige Monate dort. Kaum lange genug, um eine wahrnehmbare Veränderung in der grundlegenden Situation in Adyar zu bewirken. Nach seiner Rückkehr aus Indien widmete er seine ganze Energie dem Aufbau des Werkes in Amerika.

Inzwischen war Mme. Blavatsky im Dezember nach Madras zurückgekehrt. Sie erklärte sofort ihre Absicht, gegen ihre Ankläger gerichtlich vorzugehen, wurde daran aber trotz ihrer leidenschaftlichen Aussprüche von Oberst Olcott gehindert. Olcott schrieb zur Verteidigung von H. P. Blavatsky mehrere Jahre später folgende Erklärung:

Man hat viel aus der Tatsache gemacht, dass sie nicht vor Gericht ging, um sich wegen der eindeutigen Verleumdungen der Missionare und der mit ihnen verbundenen Kreise zu rechtfertigen. Aber daran ist sie nicht schuld: ganz im Gegenteil. Wären nicht meine lebhaften Protesten erfolgt, würde sie gleich ihre Gegner vor den Gerichtshof von Madras geschleppt haben, als sie 1884 von London via Kairo zurückkam. Ein Freund hatte ihr 10 000 Rupien zur Deckung der Kosten angeboten. Es war dies knapp vierzehn Tage vor dem Jahreskonvent unserer Gesellschaft – am 27. Dezember 1884 –, als ich darauf bestand, dass sie warte, bis ein unparteiisches Sonderkomitee des Konvents ihr zu einem geeigneten Schritt raten würde. Wir wären, sagte ich ihr, das Eigentum der Gesellschaft und verpflichtet, unsere privaten Vorlieben und Ichs für das öffentliche Wohl zurückzudrängen. Sie war in einem solchen Maß hartnäckig, dass ich mit der Zurverfügungstellung meines Amtes drohen musste, bevor sie Vernunft annahm. Der Konvent fand statt und der Fall wurde einem Komitte vorgetragen, das sich aus Hindu-Richtern und anderen juristischen Herren von hohem Amt und privatem Stand zusammensetzte. Sie stimmten einmütig dagegen, dass HPB vor Gericht ginge; … 13

Zur gleichen Zeit traf ein junger Mann, Richard Hodgson, in Adyar ein, den die Society for Psychical Research (SPR) zur Untersuchung der Beschuldigungen gegen H. P. Blavatsky von London aus gesandt hatte. Ein Jahr später bezeichnete das Komitee, das berufen worden war, seinen Befund zu studieren, sie als „eine der vollendetsten erfinderischten und interessantesten Betrügerinnen der Geschichte.“ 14 Olcott fährt fort:

An dem Tag, an dem die Beschuldigung gegen sie erstmals in der Times veröffentlicht wurde, schrieb sie – damals in London – an jene Zeitung eine empörte Zurückweisung. Ich habe seitdem keinen Beweis gesehen, der das Gegenteil aufrechthielt. Die angeblichen Briefe an Mme. Coulomb wurden ihr oder mir nie gezeigt;die Coulombs stehen unter der Selbstanklage eines unerhrenhaften Charakters. Mr. Hodgsons Bericht spricht für seine damalige völlige Unkenntnis über psychische und mediumistische Gesetze und über die unumgänglichen Regeln für die spiritualistische Untersuchung, selbst von den allgemeinsten Regeln einer legalen Beweisführung: … 15

Der Coulomb-Missionars-Angriff gegen HPB und der zusätzlich auf ihr lastende Druck, weil es ihr nicht erlaubt war, die Ehre ihrer Lehrer zu verteidigen, zerbrach ihre stets labile Gesundheit. Gefährten und Freunde bangten um ihr Leben, und ihr Arzt drängte darauf, dass sie Indien sofort verlasse, denn ein gemäßigteres Klima sei die einzig mögliche Chance, sie am Leben zu erhalten. Im September, nachdem die Anschuldigungen in der Zeitung von Madras erschienen waren, reichte Mme. Blavatsky, die sich damals in Elberfeld in Deutschland aufhielt, ihren Rücktritt als Korrespondierende Sekretärin ein. Sie wurde aber „auf dringendes Ersuchen und Bitten von Freunden der Gesellschaft“ überredet, ihn zurückzunehmen. Nichtsdestoweniger bot sie ihn im nächsten Frühjahr, am 21. März, erneut an, und diesmal wurde er angenommen. Zehn Tage später verließ sie Indien, um niemals mehr in dieses Land zurückzukehren. 16 Sie reiste, alleingelassen, ab, nur mit dem Ziel, wenn möglich, ihre Gesundheit in Europa wiederherzustellen. In den Augen der Welt verließ sie das Feld ihrer Ankläger, ohne sich gegen deren Beschuldigungen zu verteidigen.

HPBs eigene Gefühle werden in ihrem Brief vom 11. April 1885 wiedergegeben, den sie an Bord der S. S. Pehio [Pei Ho], in der Nähe von Aden, an Olcott geschrieben hatte:

Wozu und weshalb ich weggehe, weiß ich bis zu diesem Tag nicht. Natürlich werden wir irgendwo in der Nähe von Neapel stoppen – und was dann? Was soll ich mit H. [Franz Hartmann] tun? Wie werden wir leben? Wenn ich die Kraft habe, werde ich für die russischen Zeitungen schreiben – und was, wenn ich keine mehr habe? Hast du mich weggeschickt, um weit weg zu sterben oder um zu … [Wort unleserlich] und zurückzukommen. Wenn das erstere, dann sage es und ich werde wissen, was zu tun ist; wenn das letztere, was muss dann geschehen, wie und unter welchen Umständen, dass ich heimkommen sollte. Denn wohlgemerkt, ich nehme an, du würdest es zulassen, dass die Leute glauben, die Gesellschaft habe mich weggeschickt, entlassen wie einen durchtriebenen Diener, wie die Coulombs. Denn genau das wünschten die Coulombs und die Patres. Sie haben laut danach geschrien, haben es gedruckt und diesen Wunsch veröffentlicht, in dem sie öffentlich erklärten, das die Gesellschaft „verpflichtet sei, mich hinauszuwerfen“ usw. Wolltest du diesem Wunsch nachkommen? Ich hoffe für dein Wohl und das der Gesellschaft, dass es nicht so ist. Denn der Meister sagte mir ausdrücklich, dass SIE jede Verbindung mit der Gesellschaft lösen würden, wenn diese mich nicht vor 1886 zurückrufe. Das gilt auch für die L. L. [Londoner Lodge] und andere europäische und amerikanische Gesellschaften. Es bedeutet auch, dass SIE jede Verbindung mit jedem Mitglied abbrechen würden, SIE wollen keine Undankbarkeit unterstützen, Olcott, so schuldig ich auch in den Augen von Dummköpfen erscheinen mag oder, was das betrifft, sogar klugen Menschen. ES GIBT SIE – mit oder ohne Phänomene; aber wie „Benjamin“ [Djual Kul] bemerkte – ich bin zur Zeit der einzige Mensch, der im vollen Besitz ihrer Lehren und bereit ist, soviel davon mitzuteilen, wie ich kann. Nach mir kommt Subba Row, der mehr weiß als ich, aber nicht für ein Königreich ein Tüpfelchen davon im richtigen Licht bekanntgeben würde. Die Gesellschaft braucht mich, während ich völlig ohne sie auskommen kann. Aber, es ist keine Frage des Interesses, sondern der GERECHTIGKEIT und des Stolzes. Es ist nicht Selbstsucht oder persönlicher Stolz. Aber ich wurde von IHNEN gesandt, und was auch immer mein Versagen sei, ich bin IHR Beauftragter: Wenn man mich beleidigt, beleidigt die Gesellschaft SIE – das ist alles. Gut, lass das traurige Experiment geschehen … 17

H. P. Blavatskys Übersiedlung nach Europa im Jahr 1885 bezeichnet den Anfang des letzten Stadiums ihrer Aufgabe. In den folgenden Jahre sollte sie den größten Teil ihrer literarischen Arbeiten schreiben und eine starke Gesellschaft im Westen begründen – sie in Europa und Judge in Amerika. Aber es gibt in allen Zyklen Überschneidungen: Während die Vitalität in der alten Periode schwindet, erfolgt eine fortdauernde Hauptaktivität unter einem frischen Impuls in die neue Zeit hinein. Um dem Bedürfnis nach einer verständlicheren Darstellung der theosophischen Lehren nachzukommen, die man verstreut in den Seiten von Isis Unveiled und The Theosophist fand, war im Januar 1884 im Supplement dieser Zeitschrift eine Anzeige erschienen, die erklärte, dass Isis Unveiled neu geschrieben und unter dem Titel The Secret Doctrine in Fortsetzungen herausgegeben werden würde. H. P. Blavatsky hatte mit der Arbeit am Manuskript schon in Adyar begonnen und sie fortgesetzt, nachdem sie im Frühjahr 1884 nach Europa ging. Als sie im folgenden Januar wieder in Indien war, erhielt sie von ihrem Lehrer „den Plan“ für The Secret Doctrine, und obwohl sie ständig daran arbeitete, konnten die Bände erst 1888 veröffentlicht werden. Erst nachdem Gräfing Wachtmeister im Dezember 1885 in Würzburg zu Mme. Blavatsky zog, ihre Gesellschafterin wurde und sich aller Haushaltsangelegenheiten annahm, konnte HPB echte Fortschritte in ihrer Arbeit machen. Sie konnte nun vom frühen Morgen bis zum Abend schreiben. Die Gräfin betreute ihre Freundin in jeder nur möglichen Weise und schrieb für sie die korrigierten Manuskripte in lesbarer Handschrift ab. Sie zogen im Mai 1886, mit einigen Unterbrechungen auf der Reise, von Würzburg nach Ostende und setzten dort die Arbeiten am Manuskript fort.

Anfang 1887 reisten Bertram Keightley und später sein Neffe Archibald nach Ostende, um HPB zu besuchen. Sie repräsentierten eine kleine Gruppe von Mitgliedern der Londoner Loge, die empfanden, dass die öffentliche Arbeit dort einen neuen Impuls benötige und drängten HPB, nach England zu kommen. Sie war damit einverstanden, wenn eine geeignete Unterkunft zur Verfügung gestellt werden könnte. Bald erkrankte sie jedoch schwer und es bestand Lebensgefahr. Zum Erstaunen ihres Arztes und ihrer Freune erholte sie sich wieder, und die Keightleys kamen wieder, um die letzten Vorbereitungen für den Umzug über den Kanal zu treffen. Im Mai führte ihr Weg per Schiff und Zug in das Haus von Mrs. Mabel Cook, vielen als Mabel Collins 18 bekannt, in Maycott, London. Hier wurde mit Hilfe mehrerer junger Mitglieder mit den letzten Vorbereitungen zu The Secret Doctrine begonnen. Am 28. desselben Monats schrieb Bertram Keightley an Judge:

HPB geht es ziemlich gut und sie arbeitet recht hart an The Secret Doctrine, die unheimlich gut ist, und ich bin sicher, dass sie dir ungemein gefallen wird. Obwohl ich dies von Linden Gardens aus schreibe, wohne ich mit HPB in Maycot, Crown Hill, Upper Norwood, S. E., wo sie, wie ich annehme, die nächsten zwei oder drei Monate bleiben wird. Wir haben einen Plan in Angriff genommen, HPB in einem Winterquartier in der Nähe von London unterzubringen, wo sie in Frieden leben und die wahren Arbeiter in der Gesellschaft um sich sammeln kann. Ob es aber klappt oder je richtig anfangen wird, kann ich nicht sagen. Ich weiß nur, dass wir unser möglichstes tun werden, um es zu verwirklichen. Doch erwähne nichts darüber, denn „man soll nicht über ungelegte Eier sprechen“, und man sagt am besten über diese Dinge nichts, bevor sie erledigt sind. Wie dem auch sei, wir beabsichtigen, dieser stumpfen L. L. neues Leben einzuhauchen, und die neue Zeitschrift ist der erste Schritt. Der zur Zeit favorisierte Titel ist Lucifer: the Lightbearer, aber es ist noch keine endgültige Entscheidung gefällt worden. Auf jeden Fall beabsichtigen wir zwei Dinge: Es HPB so angenehm zu machen, wie wir können, und ihr zu beweisen, dass es wenigstens einige gibt, die ihre unaufhörliche Aufopferung und unermüdliche Arbeit für die Sache wirklich zu schätzen wissen.

Der vorgeschlagene Umzug von Maycot nach Landsdowne Road Nr. 17 und die erste Ausgabe von Lucifer wurden im September verwirklicht. Ein Jahr später, am 1. Noverber 1888, wurde The Secret Doctrine in Englang und Amerika veröffentlicht.

In den frühen Jahren gab es Mitglieder in der Theosophischen Gesellschaft, die für die Förderung der Ziele der TG das Beste ihres Lebens hingaben und von deren hingebungsvoller Arbeit das Leben der Gesellschaft abhing. Einige Wenigen handelten zuweilen aus Motiven, die eine konfuse Vorstellung über die Ziele und Zwecke der TG widerspiegelten, und speziell diese Tätigkeiten führten gelegentlich zu ernsten Spannungen in der Gesellschaft. Als feinfühliges Herz des „Werkes“ war H. P. Blavatsky dazu gezwungen, zum Schutze der TG zu handeln, so wie sie auch dankbar jenen gegenüber reagierte, die deren wirkliche Aufgabe verstanden.

Während dieser Jahre (1885–1887), in denen sich Mme. Blavatsky von der direkten Teilnahme an den theosophischen Angelegenheiten zurückgezogen hatte, war die Gesellschaft aus dem Einflussbereich der Adepten weggetriftet. Das zeigt ein Gespräch, das sie mit einem ihrer Lehrer hatte, in dem dieser bemerkte, dass es Oberst Olcott, trotz seiner großen Anstrengungen während dieser Zeit, zugelassen hätte, dass sich die TG von ihrem Einfluss gelöst hatt, und dass die Gesellschaft seinen Tod nicht lange überleben würde. 19 Obwohl das Datum dieser Unterredung nicht angegeben wird, kann sie ungefähr auf die letzten Monaten von 1887 oder auf Anfang 1888 festgesetzt werden. Von dieser Zeit an bis zu ihrem Tod im Jahr 1891 spielte H. P. Blavatsky eine zunehmend wichtige Rolle in der Verwaltung der Gesellschaft, um das Werk im ursprünglichen Sinn wieder herzustellen und zu erhalten. Dadurch entstanden zwischen ihr und Oberst Olcott einige unglückliche Differenzen und Missverständnisse. Schließlich erklärte er 1890, von den Verhältnissen sehr erschöpft, er würde auf dem nächsten Konvent im Dezember sein Amt als Präsident aufgeben. Im letzten Augenblick kündigte er jedoch an, dass er seine Absicht geändert habe, und er hielt sein Amt in der Gesellschaft bei, obwohl seine Ansichten und sein fehlendes Vertrauen in HPBs Arbeitsmethoden unverändert blieben.

Die ernste Situation, die durch die Vernachlässigung des inneren Geistes des Werkes entstanden war, stellte nun HPB vor die Aufgabe, die Haltung der Mitglieder neu zu orientieren. Die nächsten vier Jahre, von Mai 1887 bis Mai 1891, waren eine Periode der Erneuerung für die theosophische Sache. Als sie Indien 1885 verließ, gab es nur wenige starke Zentren außerhalb Asiens. In den letzten Monaten von 1890 war der Westen unter ihrer Anregung jedoch erwacht und der aktivste Teil der Gesellschaft geworden.

Die Reorganisation und Ausdehnung der theosophischen Arbeit im United Kingdom und auf dem Kontinent waren in mancher Hinsicht in Amerika unter der Leitung von William Q. Judge vorgezeichnet worden und entsprachen der Arbeit in Amerika. Am 13. Mai 1884 war durch eine besondere Anweisung von Präsident Olcott ein American Board of Control (Aufsichtsrat) gegründet worden, als Judge auf seinem Weg nach Indien mit Mme. Blavatsky und Oberst Olcott in Paris zusammen war. Der Aufsichtsrat wurde gebildet, um die Arbeit zu leiten und örtliche Probleme für die Mitglieder in den Vereinigten Staaten zu behandeln und auch, um neue Mitglieder aufzunehmen und vorläufige Urkunden für neue Zweige zu verleihen ohne Bezug auf die zentrale Hauptstelle. Der Aufsichtsrat wirkte in dieser Eigenschaft zwei Jahre lang bis zum 6. Juni 1886, als Präsident Olcott auf Drängen von Judge und HPB um Auflösung des American Board of Control ersuchte. Statt dessen wurde eine Abteilung der Gesellschaft gebildet, die als American Section of the General Council of the Theosophical Society bekannt geworden ist. Die neue Organisation wurde auf einem Konvent aller Logen am 30./31. Oktober in Cincinati, Ohio, ins Leben gerufen, mit Judge als Generalsekretär und Schatzmeister. Am 24. April 1887 fand der erste Konvent der Amerikanischen Abteilung in New York statt, bei dem eine Verfassung und Statuten angenommen und die Verbindung zum Generalrat bestätigt wurden. Judge war wieder zum Generalsekretär für das folgende Jahr gewählt worden.

Von Judge in New York und dem Stab in Adyar wurden alle Versuche unternommen, eine arbeitsfähige Abteilung der Theosophischen Gesellschaft tausende Meilen von der Hauptstelle entfernt zu begründen. Die Probleme vervielfachten sich noch, weil Olcott während langer Zeiträume in theosophischen Angelegenheiten abwesend war und für letzte Entscheidungen nicht immer zur Verfügung stand. Judges Eifer, die Arbeit in Amerika voranzutreiben, verbunden mit den ständigen Verzögerungen an der Hauptstelle, erzeugte zwischen ihm und Olcott Spannungen, die die Zeit nicht milderte. Judges Brief an Oberst Olcott vom 24. Juli 1888 enthüllt die Enttäuschung, die viele westliche Theosophen und besonders Amtsinhaber gegenüber der Hauptstelle in Indien empfanden:

Es ist bedeutsam, dass die TG hier [in der USA] gestartet wurde. Indien ist für sie notwendig, wie ich in The Path sagte, und sie für Indien. Aber Indien kann nicht beanspruchen, alles zu sein. Ich glaube, es ist in der Tat im Begriff, zweitrangig zu sein, selbst wenn die Adepten noch dort wohnen. Ich stimme völlig mit dir über die Bedeutung der Bücherei und allem übrigen überein. Aber ich möchte daran erinnern, dass die TG, wenn sie ist, was sie zu sein beansprucht, eine Sache der ∴ Gründung, nicht da bleiben kann, wo sie anfangs war und wohin sie 1884 gelangte. Sie muss weitereilen und sie muss sich verändern oder – sie muss sterben. Daher wird in ihrem 14. Jahr eine Veränderung erwartet, die zu Beginn ihres 13. Jahres angekündigt und empfunden wurde. Dieses ist das 13. Jahr und es wird eine Veränderung erleben. Ich weiß nicht, ob du bereit bist, ihr zu entsprechen. Ich habe den Eindruck, dass du neuerdings eine Vorliebe für Formalien angenommen hast, und ich habe immer gemeint, dass du deine Kräfte zu sehr für Boards und Komitees verschwendet hast. Deine Vorstellung, dass die TG in eine solche Form gebracht werden muss, dass sie nach deinem Tod weiterleben kann, basiert auf der Annahme, dass du der einzige Mensch wärest, der sie weiterführen könnte, und dass sie nach deinem Tod eingehen würde, wenn ihre Regeln und ihre Verfassung nicht fixiert wären. Hiermit stimme ich nicht überein. Wenn du stirbst, werden andere bereit sein. Die TG ist dabei steckengeblieben und muss aus dem alten Trott herausgeholt werden. Das sind natürlich nur meine Ansichten. 20

Mit der Ausweitung der Arbeit in Europa wurden die Schwierigkeiten zwischen der Adyar-Hauptstelle und dem Westen beigelegt. Im nächsten Monat, am 16. August, schrieb Judge an Archibald Keightley, dass Olcott für Europa eine Organisation möchte, wie die in Amerika, und Keightley einen Konvent einberufen und HPB zum Präsidenten der neuen Abteilung machen sollte. 21 Die Europäsiche Abteilung wurde jedoch erst 1890 gebildet. Dafür wurde bereits im Dezember 1888 eine Britische Abteilung gegründet mit Hilfe von Präsident Olcott, der in jenem Herbst London besuchte.

Der wirkungvollste Schritt, den Mme. Blavatsky in jener Zeit unternahm, um die Arbeit der Gesellschaft mit den ursprünglichen Zielen in Einklang zu bringen, war die Organisation einer formellen Esoterischen Abteilung, obwohl die Esoterische Schule – eine Verbindung von Schülern zu Adepten – seit alten Zeiten bestanden hatte und ihr Einfluss in der TG von Anfang an offensichtlich war. Seitens der ernsthaften Schüler hatte seit jeher der Wunsch bestanden, den Meistern näherzukommen, und 1883 schrieb H. P. Blavatsky einen informativen Artikel mit der Überschrift „Chelas und Laienchelas“, der diesen Kommentar enthielt:

Seit Jahrhunderten wurde die Auswahl von Chelas – außerhalb der bestehenden Gruppe im Gon-pa [Tempel] – von den himalajischen Meistern aus der Gruppe der natürlichen Mystiker – in Tibet eine zahlenmäßig beträchtliche Gruppe – selbst vorgenommen. Die einzigen Ausnahmen bei den westlichenMenschen waren solche wie Fludd, Thomas Vaughan, Paracelsus, Pico de la Mirandola, Graf St. Germain usw. gewesen, deren veranlagungsmäßige Affinität zu dieser himmlischen Wissenschaft die weit entfernten Adepten mehr oder weniger zwang, persönlich Kontakt mit ihnen aufzunehmen, wodurch sie einen kleinen (oder großen) Teil der ganzen Wahrheit erlangen konnten, soweit es unter ihren gesellschaftlichen Umständen möglich war …

Aber seit dem Erscheinen der Theosophischen Gesellschaft, die neben anderen Aufgaben die mühevolle Aufgabe hatte, die schlafende Erinnerung an die Existenz dieser Wissenschaft und der transzendenten menschlichen Fähigkeiten im indogermanischen Denken wieder zu erwecken, sind die Regeln für die Auswahl von Chelas in einer Hinsicht etwas gelockert worden. Viele Mitglieder der Gesellschaft gelangten durch praktische Beweise in obigen Angelegenheiten zu der Überzeugung, und zwar berechtigterweise, dass auch sie – mit natürlicher Befähigung – durch Beschreiten des gleichen Pfades das Ziel erreichen könnten, da andere Menschen bisher das Ziel ebenfalls erreicht hatten, und daher drängten sie darauf, als Kandidat angenommen zu werden. Da es eine Einmischung zu Karma bedeutet hätte, ihnen die Chance, wenigstens zu beginnen, zu verweigern – wurde sie ihnen gegeben, weil sie so drängten. Die Ergebnisse waren bis heute wenig ermutigend gewesen, und weil diesen Unglücklichen die Ursache ihres Versagens ebenso gezeigt werden soll, wie andere davor gewarnt werden sollen, unbekümmert in ein ähnliches Schicksal zu rennen, wurde angeordnet, den gegenwärtigen Artikel zu schreiben. Die betreffenden Kandidaten, obgleich sie im Voraus deutlich davor gewarnt worden waren, fingen in falscher Weise an, indem sie selbstsüchtig auf die Zukunft schauten und den Blick auf die Vergangenheit verloren. Sie vergaßen, dass sie nichts getan haten, um die seltene Ehre einer Wahl zu verdienen, nichts, was ihre Erwartung eines solchen Privilegs rechtfertigte … 22

Im nächsten Jahr, 1884, baten Mitglieder der Londoner Loge die Meister, eine „Innere Gruppe“ zu bilden. Sie erhielten dazu die Erlaubnis, aber sie hielt nicht lange. 23 1887 schrieb Judge wieder an H. P. Blavatsky und fragte, ob esoterische Studien eingeführt werden dürften, um Wünschen, die er erhalten hatte, zu entsprechen. Er fügte Vorschläge für Richtlinien und Formalitäten zur Verwendung für sie bei, wenn sie sie für angebracht hielte. Sie antwortete, dass er ohne Dokument beginnen könne und dass sie bald weiteres unternehmen würde. 1888 lud sie ihn nach London ein, um ihr zu helfen, die Grundlagen für dieses Werk zu legen.

Mme. Blavatsky schrieb im gleichen Jahr an Olcott über den Plan zur Bildung der Esoterischen Abteilung. Da es einige Schwierigkeiten mit dem Isis-Zweig in Paris gab, ging er am 7. August an Bord der S. S. Shannon, um nach London zu reisen und mit ihr diese und andere Angelegenheiten zu besprechen. Später schrieb er an Judge, dass er an Bord des Schiffes einen Brief von KH erhalten habe und zwar einen Tag, bevor sie Brindisi erreichten, Dieser Brief ist hinsichtlich der Beziehungen der Meister zu HPB und zu Olcott informativ:

Wieder, da du dich London näherst, habe ich dir ein oder zwei Worte zu sagen. Deine Empfänglichkeit ist so veränderlich, dass ich mich in dieser kritischen Zeit nicht ganz darauf verlassen darf. Natürlich weißt du, dass die Dinge so in den Brennpunkt gerückt sind, dass die gegenwärtige Reise notwendig ist und dass die Inspiration, sie zu unternehmen, zu dir von außen kam, ebenso wie zu den Mitgliedern des Rates, sie zu gestatten. Gebiete deinen Gefühlen alle notwendige Zurückhaltung, damit du in diesem westlichen Wirrwarr die richtigen Dinge tun kannst. Beachte deine ersten Eindrücke. Die Fehler, die du machst, kommen daher, dass du das nicht tust. Lasse deine Handlungen weder von persönlichen Voreingenommenheiten, Zuneigungen und Argwohn noch durch Antipathien beeinflussen.

Zwischen Gefährten in London und Paris sind Missverständnisse entstanden, welche die Interessen der Bewegung gefährden. Man wird dir erzählen, dass der Haupturheber der meisten, wenn nicht aller dieser Unruhen HPB sei. Das ist nicht so, obwohl ihre Anwesenheit in England natürlich einen Anteil daran hat. Aber der Teil beruht auf anderen, deren gelassene Unkenntnis ihrer eigenen Mängel sehr eingeprägt und sehr zu tadeln ist. Einer der wertvollsten Wirkungen von Upāsikas 24 Mission ist, dass sie die Menschen zum Selbststudium drängt und ihre blinde Unterwürfigkeit Personen gegenüber zerstört. Betrachte zum Beispiel deinen eigenen Fall. Nur ist deine Revolte, guter Freund, gegen ihre Unfehlbarkeit – wie du sie einst angenommen hattest – zu weit gegangen, und du bist ungerecht zu ihr gewesen, wofür du künftig, wie ich leider sagen muss, zusammen mit anderen wirst leiden müssen. Gerade jetzt an Deck waren deine Gedanken über sie finster und sündhaft, und so fand ich, es sei der passende Augenblick dich zur Wachsamkeit zu ermahnen. Versuche, die Missverständnisse, die du vorfinden wirst, durch freundliche Überzeugung und einen Appell an die Gefühle der Loyalität zur Sache der Wahrheit, wenn nicht gegenüber uns, aus dem Weg zu räumen. Lasse alle diese Menschen verstehen, dass wir keine Lieblinge haben, noch Zuneigungen zu Personen, sondern nur zu ihren guten Taten und zur Menschheit als Ganzes. Aber wir benutzen Vermittler – die besten verfügbaren. Von diesen ist in den letzten dreißig Jahren die der Welt (aber uns in anderer Weise) als HPB bekannte Person das Haupt gewesen. Unvollkommen und sehr schwierig, ohne Zweifel, wie sie einigen bewies, besteht dennoch keine Wahrscheinlichkeit, dass wir in den kommenden Jahren ein besseres finden können – und deine Theosophen sollten lernen, das zu begreifen. Seit 1885 habe ich keinen Brief und keine Zeile an irgendjemand in Europa oder Amerika geschrieben noch zu schreiben veranlasst, außer durch ihre direkte oder indirekte Vermittlung, noch habe ich mich mündlich mit oder durch einen Dritten mitgeteilt. Theosophen sollten das lernen. Du wirst später die Bedeutung dieser Erklärung verstehen, behalte sie deshalb im Gedächtnis. Da ihre Treue zu unserem Werk beständig ist, und ihre Leiden von daher rühren, werden weder ich noch einer meiner Brudergefährten sie verlassen oder ersetzen. Wie schon früher einmal bemerkte, gehört Undankbarkeit nicht zu unseren Fehlern.

Mit dir haben wir direkte Verbindungen und zwar – abgesehen von den dir bekannten seltenen Ausnahmen wie der gegenwärtigen – auf der psychischen Ebene, und wir werden der Macht der Umstände entsprechend so fortfahren. Dass sie so selten sind – ist dein eigener Fehler, wie ich dir in meinem letzten Brief sagte.

Um dir in deiner gegenwärtigen Verwirrung zu helfen: HPB hat praktisch nichts mit administrativen Einzelheiten zu tun und sollte davon freigehalten werden, soweit ihre starke Natur davon abgehalten werden kann. Aber allen musst du sagen: – Mit den okkulten Angelegenheiten hat sie alles zu tun. Wir haben sie nicht aufgegeben; sie wird nicht „den Chelas übergeben“. Sie ist unser direkter Vermittler. Ich warne dich davor, durch deinen Argwohn und dein Ressentiment wegen „ihren vielen Torheiten“, deine Loyalität zu ihr beeinträchtigen zu lassen. Bei der Regulierung dieser europäischen Angelegenheiten wirst du zwei Dinge beachten müssen – die äußeren, administrativen, und die inneren, psychischen. Behalte erstere unter deiner Aufsicht und der deiner verständigsten Mitarbeiter, und überlasse letztere ihr. Du solltest die praktischen Details mit deiner gewohnten Begabung festlegen. Nur sei sehr achtsam, wenn man sich an dich wendet, weil sie sich in irgendwelche praktische Angelegenheiten einmischt, und unterscheide dann zwischen dem, was in Ursprung und Wirkung bloß exoterisch ist, und dem, was zwar im Praktischen beginnt, aber die Neigung zu Konsequenzen auf spiritueller Ebene in sich trägt. Für ersteres bist du der beste Richter, für letzteres sie.

Ich habe auch deine Gedanken über The Secret Doctrine bemerkt. Sei versichert, dass das, was sie nicht mit einem Hinweis auf wissenschaftliche oder andere Werke versehen hat, ihr von uns gegeben oder eingegeben wurde. Alle Fehler oder irrtümlichen Feststellungen aus den Werken anderer Theosophen, die sie korrigierte oder erklärte, wurden von mir oder nach meiner Unterweisung korrigiert. Es ist ein wertvolleres Werk als sein Vorgänger, ein Auszug okkulter Wahrheiten, die es für ernste Schüler vieler kommender Jahr zu einer Quelle der Information und Instruktion machen werden …

Du solltest besser diesen Brief einstweilen keinem gegenüber erwähnen – nicht einmal gegenüber HPB, es sei denn, sie spricht selbst zu dir darüber. Es reicht noch, wenn du die Gelegenheit kommen siehst. Er ist lediglich für dich als Warnung und Richtschnur geschrieben; für andere nur als Warnung, denn du kannst ihn diskret verwenden, wenn nötig. 25 – KH

Olcott kam Ende August 1888 in London an und fand H. P. Blavatsky in keinem guten Zustand und mit viel Arbeit vor. Einige Wochen später schrieb er am 3. Oktober an Judge, dass er ihr bei The Secret Doctrine und Lucifer helfe und die Angelegenheiten in Paris regle – dass er „im Sinne“ des Briefes handle, den er von KH an Bord der Shannon erhalten habe.

Die Gründung der Esoterischen Abteilung wurde von H. S. Olcott, Präiedent des Rates, und von H. P. Blavatsky bestätigt, in der Oktober- und November-Ausgabe des Lucifer angezeigt. Der einleitende Abschnitt enthielt den bedeutungsvollen Satz „organisiert nach den URSPRÜNGLICHEN, von den wahren Gründern der TG gegebene RICHTLINIEN“ – ein Hinweis auf HPBs fortgesetzte Bemühung, die Gesellschaft wieder unter den Einfluss der Adepten zu bringen. 26 Auf dem 1888 in Adyar abgehaltenen Konvent sagte Olcott, dass er als Präsident nun alle Verantwortlichkeiten wieder übernehmen würde, die er mehrere Jahre lang gemeinsam mit dem Executive Council (Verwaltungsausschuss) für die „praktische Verwaltung zur ständigen Förderung der Gesellschaft in Richtung der von ihr gewählten Zweckerfüllung“ ausgeübt hatte. Er sagte, es sei seine Aufgabe, „den Körper lebendig zu erhalten, der den innewohnenden Geist, genannt Theosophie, enthält“. Er habe niemals von sich behauptet, „ein kompetenter Lehrer zu sein. Das ist Frau Blavatskys Eigenschaft“. Deshalb hätter er „seine Anweisung herausgegeben …, eine Esoterische Abteilung unter ihrer alleinigen Leitung zu bilden, als eine von der eigentlichen Gesellschaft völlig getrennte und unterschiedene Körperschaft oder Gruppe …“ 27 Dennoch machte die Gründung der Esoterischen Abteilung mit der Zeit die Schwierigkeiten Olcotts sichtbar, HPBs Verbindung zur theosophischen Bemühung zu verstehen. Das Unvermögen, ihre wirkliche Position zu erkennen, erweckte seine Zweifel hinsichtlich ihrer Motive. Er befürchtete, die esoterische Arbeit würde die Gesellschaft spalten und ihr die Kraft nehmen.

In Amerika beantragten so viele Mitglieder die Aufnahme in die Esoterische Abteilung, dass Judge, darüber beunruhigt, sie verständen die altruistischen Ziele nicht, seine Sorge Mme. Blavatsky vortrug. Dr. A. Keightley gab ihre Antwort in seinem Brief von 11. September 1889 wieder:

Sie sagte, du habest völlig recht und doch auch nicht. Die zur Zeit geleistete Arbeit, wie sie verstand, ist für die Zukunft des nächsten Jahrhunderts. Sie ist sich dessen so gut bewusst wie du, dass ein wahlloses Ansammeln der E. S. nicht gut ist. Aber sie sagt, dass es absolut notwendig ist, eine große Menge zu haben, aus der die Leute sich selbst auswählen würden, und so müssen beide die TG und die E. S. weit geöffnet sei, um allen die Chance zu geben zu prüfen, woraus er oder sie gemacht ist …

Er schließt seinen Brief mit folgendem Kommentar:

HPB sagt, der Meister wird deinen Brief an sie beantworten.

Nach der Veröffentlichung von The Secret Doctrine und dem Tätigsein der Esoterischen Abteilung in Europa und den Vereinigten Staaten ließ Mme. Blavatsky ihre beträchtlichen Energien in das Werk im Westen einfließen, das besonders in Amerika mit fast unkontrollierbarer Geschwindigkeit wuchs. Sie schrieb auch The Key to Theosophy (1889), eine Einführung in die grundlegenden Begriffe, die zur Korrektur falscher Vorstellungen über die Gesellschaft und den Ursprung ihrer Lehren dringend benötigt wurde. Kurz darauf folgte The Voice of the Silence, ein den ernsthaft Studierenden gewidmetes Buch. Sie bereitete Studienmaterial für die esoterischen Schüler vor, führte eine ausgedehnte Korrespondenz, gab Lucifer heraus, schrieb regelmäßig dafür, und steuerte für eine Anzahl anderer theosophischer Zeitschriften Artikel bei, während die weitgehend von Gräfin Wachtmeister geführte Theosophical Publishing Society, unterstützt von Judge in Amerika, ihre Tätigkeiten erheblich ausweitete. Es gab auch private und öffentliche Interviews und Treffen mit H. P. Blavatsky, bei denen sie Fragen beantwortete. In den ersten Monaten des Jahres 1889 wurde eine Reihe von Studienzusammenkünften über die Stanzen des Dzyan aus dem ersten Band von The Secret Doctrine veranstaltet, die später als Transactions of the Blavatsky Lodge herausgegeben und veröffentlicht wurde.

Im August des gleichen Jahres besuchte Olcott wieder Europa in der Hoffnung, der wachsenden Forderung der westlichen Abteilungen nach mehr Selbstständigkeit in ihrer Arbeit nachzukommen. Seit mehreren Monaten war in The Theosophist, in Lucifer und auch im Schriftwechsel viel über die Notwendigkeit diskutiert worden, ob es eine dominierende zentrale Hauptstelle geben sollte, das alle Angelegenheiten gesetzgebend regeln würde und an die sich alle Mitglieder als „Zentrum“ des Werkes wenden könnten, oder ob die verschiedenen Abteilungen der Gesellschaft einen größeren Handlungsspielraum haben sollten. Der Bericht des Britisch Section General Council vom 18. Dezember 1889 sagt aus, dass folgende Empfehlung vorgeschlagen wurde und dass der in der Versammlung anwesende Präsident Olcott seine Bereitschaft bekundete, „die verlangte Vollmacht an Mme. Blavatsky und an den Rat, den er zu ihrer Unterstützung ernennen würde“, zu geben.

Infolge der großen Entfernung der britischen Abteilung von der Hauptstelle wird es als ratsam erachtet, dass H. P. Blavatsky, unterstützt durch einen von Oberst Olcott ernannten Rat, ermächtigt werden soll, in dringenden Fällen alle auftauchenden Fragen zu behandeln, die eigentlich dem Präsidenten vorgelegt werden müssten, wenn eine durch die Länge der Zeit verzögerte Antwort aus Indien zu ernsten und sogar verhängnisvollen Folgen für die Abteilung führen könnte … 28

Im Laufe der Monate blieb jedoch die Beziehung zwischen dem Gründerpräsidenten zu den Logen und Mitgliedern in Britannien und auf dem Kontinent schwach. Deshalb gab Mme. Blavatsky auf Ersuchen „der aktiven Logen in Europa und … einer großen Mehrheit von Einzelmitgliedern“ ihre Zurückhaltung bezüglich der administrative Angelegenheiten der TG zögernd auf und übernahm die direkte Verantwortung für die europäische Arbeit. In der Juli-Ausgabe 1890 des Lucifer erschien folgende Ankündigung:

MITTEILUNG

DEM FAST EINMÜTIGEN RUF DER GEFÄHRTEN DER THESOPHISCHEN GESELLSCHAFT IN EUROPA FOLGEND, NEHME ICH H. P. BLAVATSKY, URHEBER UND MITGRÜNDER DER THEOSOPHISCHEN GESELLSCHAFT, DIE PFLICHTEN DER PRÄSIDENTSCHAFT FÜR GANZ EUROPA AUF MICH; KRAFT DIESER AUTORITÄT ERKLÄRE ICH, DASS DIE HAUPTSTELLE DER THEOSOPHISCHEN GESELLSCHAFT IN LONDON, WO ICH RESIDIERE, KÜNFTIG DIE HAUPTSTELLE FÜR DIE ABWICKLUNG ALLER OFFIZIELLEN TÄTIGKEITEN DER THEOSOPHISCHEN GESELLSCHAFT IN EUROPA SEIN WIRD.

H. P. BLAVATSKY

___________

Niemand möge glauben, diese Reform deute in irgendeinem Sinn auf eine Trennung von meinem Mitarbeiter in Adyar oder sogar auf eine Loslösung von dessen Amtsgewalt hin. Oberst H. S. Olcott bleibt, wie bisher der Gründerpräsident der Theosophischen Gesellschaft für die ganze Welt. Aber es hat sich für ihn als unmöglich erwiesen, auf eine so große Entfernung exakte Entscheidungen in den laufenden Führungsangelegenheiten der Theosophischen Gesellschaft zu treffen …

Olcott glaubte, dass die Europäische Abteilung „irregulär gebildet“ worden war, wie er später an Judge schrieb. Deshalb gab er zur Legalisierung der Angelegenheit am 9. Juli 1890 eine offizielle Anweisung heraus, mit der Bitte, dass eine Europäische Abteilung gegründet und H. P. Blavatsky die „volle Leitung“ derselben übertragen werde. Die neue Abteilung erhielt die gleiche Selbstständigkeit wie die Amerikanische Abteilung. 29

Inzwischen waren Judge und seine wenigen Helfer in Amerika in der Hauptstelle der Abteilung lange Zeit mit der TG- und ES-Korrespondenz, der Herausgabe von Büchern, Druckschriften und Abhandlungen und auch mit der Herausgabe seiner Monatszeitschrift The Path beschäftigt. 1889 wurde von Theosophen in New York und Chicago und mit Unterstützung der amerikanischen Mitglieder eine Druckmaschine gekauft. Mit dieser Hilfe wurde das Verlagsprogramm wesentlich erweitert. Mehrere kleine Zeitschriften wurden zur Unterstützung der Zweige und Einzelmitglieder verteilt: The Theosophical Forum, in dem Judge und verschiedene Schüler Fragen beantworteten; Department of Branch Work, das bei Zweigversammlungen verlesene Schriftstücke im Land bekannt machte; und später die Reihen der Oriental Department-Schriften mit Übersetzungen aus der Sanskrit-Literatur. Es erschienen auch die Yoga-Aphorisms von Patañjali, mit einer Einführung von W. Q. Judge, denen 1890 die Echoes From the Orient, die Bhagavad-Gītā und Letters That Have Helped Me folgten. Wegen des Erfolges ihrer Verlagstätigkeit wurde eine größere Druckmaschine gekauft und mit einem New Yorker Mitglied, James M. Pryse nach London geschickt, der sie bedienen sollte.

Es gab viele ergebene Theosophen, die HPB in ihren letzten Jahren unterstützten, aber keiner ging mehr auf die innere Richtung ihrer Bemühungen ein als William Q. Judge. Er schien die dringende Notwendigkeit der Arbeit, die sie so verzweifelt erfüllen wollte, vorauszusehen und stellte auf vielerlei Art die Mittel und Wege zur Ausführung für sie bereit. Angesichts ihrer Briefe, die sie während dieser Jahre an ihn richtete und von denen wir die folgende Auswahl wiedergeben wollen, sollten uns seine Einsicht und Hingabe nicht überraschen. Am 3. Oktober 1886 hatte sie ihm geschrieben:

Die Schwierigkeit bei dir ist, dass du die große Veränderung, die vor einigen Jahren in dir geschah, nicht erkennst. Andere haben gelegentlich ihre Astralkörper getauscht und mit solchen von Adepten (oder auch Elementarwesen) ersetzt, und diese beeinflussen den äußeren und den höheren Menschen. Bei dir verband sich der Nirmāṇakāya und nicht der „astrale“ mit deinem Astralen. Daher die duale Natur und der Kampf.

Im folgenden Jahr erhielt Judge ein Telegramm von HPB aus London, datiert 12. August 1887, mit folgendem Inhalt: „MEISTER SCHLÄGT DICH ALS SEKRETÄR AUF LEBENSZEIT VOR, WAS ICH BIN, WENN ZUM OPFER BEREIT, WIRD ER HELFEN. [gezeichnet] UPĀSIKA. Judge hat auf das Telegramm geschrieben: „Antwort – Bereit. Welcher Art ist das Opfer, Sekretär hier oder wo, wann“.

Über ein Jahr nach der Bildung der Esoterischen Abteilung schrieb HPB am 23. Oktober 1889 an Judge:

Die Esoterische Abteilung und ihr Leben in den USA hängen von WQ J ab, der ihr Bevollmächtigter bleibt und das, was er jetzt ist. An dem Tag, an dem WQ J zurücktritt, wird HPB für die Amerikaner faktisch tot sein. WQ J ist das Antaskaraṇa [Brücke] zwischen den zwei Manas (en), dem amerikanischen Denken und dem indischen – oder besser dem transhimalajanischen Esoterischen Wissen. DIXI

HPB ∴

PS: WQ J sollte lieber das alles denen zeigen und deren Gemüt einprägen, die es betrifft, HPB

In diesen letzten Lebensjahren von H. P. Blavatsky kam die Flut der Lehre, die für die Welt so wichtig ist. Theosophie war weder orientalisch noch westlich, sondern vielmehr eine Erneuerung der ewigen Tradition, der Urquelle der Weisheit. Diese Begriffe waren dem östlichen Denken nicht neu. Aber es bestand die Hoffnung, das schlafende Asien zu individueller religiöser Freiheit für alle seine Völker zu wecken, unabhängig von Kaste oder Geschlecht. Für den Westen, ein Land, in dem in Wissenschaft und Theologie Materialismus herrschte und keine gültigen Erklärungen für die psychischen Erscheinungen geboten wurden, war sie jedoch eine Offenbarung.

Die Zeitspanne gewährt eine bessere Übersicht, und wir können heute, nach über einem Jahrhundert, bis zu einen gewissen Grad H. P. Blavatskys Beziehung zur Theosophischen Gesellschaft erkennen und ihre Bemühung, sie davor zu bewahren, nur eine weitere Organisation außerhalb des Einflusses ihrer Lehrer zu werden. Wir können auch verstehen, warum sie so an die amerikanischen Mitglieder schrieb und William Q. Judge als einen ehrte, der ihre wahre Position und die tiefere Bedeutung der theosophischen Aufgabe richtig einzuschätzen vermochte, nämlich: Die Errichtung einer Körperschaft, durch welche die nötigen spirituellen Lebenskräfte und Ideen fließen würden, um die Menschheit zu erheben, nicht nur in ihrer Zeit und in dem kommenden Jahrhundert, sondern während des ganzen vor uns liegenden messianischen Zyklus. Dafür gab sie ihr Leben.

 

Fußnoten

1. [Im Mai 1875 versuchte Oberst Olcott „ein privates Forschungskomitee unter dem Namen ‘Mirakel-Club’“ zu organisieren, das psychische Phänomene studieren sollte. Der Plan misslang. In ihrem Scrap-Books (Band I, S. 27) schrieb H. P. Blavatsky, dass dieser Versuch auf Weisungen unternommen worden war, die sie zu dieser Zeit erhalten hatte, „um der Öffentlichkeit die Wahrheit über die Phänomene und ihre Medien zu sagen“. Siehe Old Dairy Leaves, Band 1, S. 25; auch H. P. Blavatsky: Collected Writings, Band I, S. 88–9, – K. V. M.] [back]

2. [„H. B. von L.“ ist die Abkürzung von „Hermetic Brotherhood of Luxor“, eine pseudo- „esoterische“ Gesellschaft, die etwa 1884 in England aufkam und sich später nach Amerika ausbreitete. „G. N. K. R.“, deren Initialen „Genii of Nations, Knowledge(s), and Religion(s)“ bedeuten, war eine weitere Schwindelorganisation, die in der Bostoner und New Yorker Presse Februar 1889 als betrügerisch entlarvt wurde. Siehe „Astral Plague and Looking-Glass“ von G. R. S. Mead, Lucifer, September 1889, S. 54–64, und auch The Path, August 1889, S. 150–152. – K. V. M.] [back]

3. [Im Januar 1888 veröffentliche Edward Bellamy Looking Backward, 2000–1887, indem eine neue Ordnung vorhergesehen wurde, die sich auf menschliche Bruderschaft und wirtschaftliche und soziale Gleichheit aller Menschen gründete. Als Folge wurden Nationalisten-Klubs zuerst in Boston, Mass., dann im ganzen Land organisiert. Diese Klubs fanden die Unterstützung der Theosophie, die in der Nationalistenbewegung ein praktisches Mittel sahen, ihr Ideal der Universalen Bruderschaft zu fördern. Als sich die Bewegung jedoch 1890 mit Politik verband, verlor sie die Unterstützung der Theosophen, und in wenigen Jahren war ihr Impuls verschwunden. Siehe Edward Bellamy von Arthur E. Morgan, 1948, S. 260–275; siehe auch The Key to Theosophy von H. P. Blavatsky, S. 44–45 der engl. Ausgabe. – K. V. M.] [back]

4. H. P. Blavatskys „Scrap-Books“ zitiert in The Golden Book of the Theosophical Society, S. 19. [back]

5. Präambel und Statuten der Theosophischen Gesellschaft, 30. Oktober 1875. An diesem Tag wurde Henry S. Olcott zum Präsidenten gewählt, H. P. Blavatsky zum korrespondierenden Sekretär und William Q. Judge zum Berater der Gesellschaft. [back]

6. Die Theosophische Gesellschaft: Ihr Ursprung, ihr Plan und ihre Ziele. [back]

7. Von Abner Doubleday an Elliot Coues gesandter Bericht. Er ist ohne Datum, aber wahrscheinlich 1885 geschrieben, als Professor Coues im Juli jenes Jahres Präsident des Amerikanischen Kontrollauschusses der TG wurde.
General Doubleday trat der Theosophischen Gesellschaft bald nach ihrer Gründung bei und unterstützte ihre Arbeit unentwegt bis zu seinem Tod im Jahr 1893.
Alexander Wilder, M. D., Platon-Gelehrter und Schriftsteller, wurde von Verlegern J. W. Bouton beauftragt, Isis Unveiled herauszugeben. Als Folge davon wurde er persönlicher Freund von H. P. Blavatsky und trat der Gesellschaft 1876 bei. Der von General Doubleday erwähnte „Rücktritt“ betraf nur seine Ernennung zum Vize-Präsidenten der Gesellschaft im Jahr 1897. Er meinte, dass die Gesellschaft einen wirkungsvolleren Beauftragten zur Förderung ihrer Sache benötigte. Er blieb bis zur Jahrhundertwende aktives Mitglied. [back]

8. H. P. Blavatsky an A. B. Griggs, 16. Februar 1881, Kopie in Doubledays Notizbuch Nr. 8, S. 104; siehe auch A Report of the Sixth Aniversary of the Theosophical Society, Bombay, 12. Januar 1882; S. 6.
Am 7. März 1879, drei Wochen nach ihrer Ankunft in Indien, mieteten Mme. Blavatsky und Oberst Olcott ein kleines Haus im Zentrum von Bombay in der Girgaum Back Road 108. Bis Dezember 1880 diente es als Hauptstelle für ihre theosophischen und redaktionellen Tätigkeiten. Dann bezogen sie einen geräumigeren Bungalow, „TheCrow’s Nest“ in Breach Candy in den Außenbezirken von Bombay. Hier blieben sie bis Dezember 1882, als eine formelle Hauptstelle für die Theosophische Gesellschaft in Adyar, Madras, errichtet wurde. [back]

9. Ebenda, S. 11. [back]

10. 1923 unter dem Titel The Mahatma Letters to A. P. Sinnett veröffentlicht, zusammengestellt und herausgegeben von A. Trevor Barker. [back]

11. Siehe The Mahatma Letters to A. P. Sinnett, S. 227, 292, 323, 356, 364. [back]

12. Das Board of Control war ein Exekutiv-Komitee an der Hauptstelle, das Oberst Olcott durch besondere Anordnung ernannt hatte und das für Finanzen, Verwaltung und Aufsicht der Gesellschaft zuständig war, während er in Europa weilte (siehe Supplement to the Theosophist, Februar und März 1884). [back]

13. „HPBs Abreise“ Lucifer, August 1891, S. 447. [back]

14. Proceedings of the Society for Psychical Research, Dezember 1885, S. 207; siehe auch Charles Ryans H. P. Blavatsky and the Theosophical Movement, Kapitel 13; und Obituary: The „Hodgson Report“ on Madame Blavatsky von Adlai E. Waterman. [back]

15. Lucifer, August 1891, S. 447. Es sollte daran gedacht werden, dass Oberst Olcott von Beruf Rechtsanwalt war und dass er während des Bürgerkrieges zum Sonderbeauftragten des Kriegsministeriums (USA), ernannt worden war und dafür verantwortlich war, Betrügereien seitens Vertragspartnern gegen die Regierung aufzudecken. [back]

16. Supplement to The Theosophist, Mai 1885, S. 195. [back]

17. The Theosophist, März 1925, S. 784-785. [back]

18. Verfasserin von Light on the Path, Through the Gates of Gold und weiteren Werken. [back]

19. Letters from the Masters of the Wisdom, Erste Serie, Brief 47, 5. Auflage. [back]

20. Siehe: Practical Occultism From the Private Letters of William Q. Judge, S. 109-110. [back]

21. Ebenda. S. 112. [back]

22. Supplement in The Theosophist, Juli 1883, S. 10. [back]

23. Siehe: H. P. Blavatsky: Colleted Writings, Band 6, S. 250-254. [back]

24. Upasika bedeutet „Schülerin“. Die Bezeichnung wurde von den Meistern oft für H. P. Blavatsky gebraucht. [back]

25. Letters from the Masters of theWisdom, First Series, Brief 19, 5. Auflage. [back]

26. Damals entstanden unvermeidlich „pseudo-esoterische und pseudo-okkulte Gesellschaften“ auf die sich HPB in ihrem Brief von 1889 als „unsere heimtückischsten Feinde“ bezieht. Gegen diese Pseudo-Theosophie protestierte sie heftig; siehe Lucifer, März 1889, S. 1-12. [back]

27. General Report of the Thirteenth Convention and Anniversary of the Theosophical Society, Adyar, Madras, 27. bis 29. Dezember 1888, S. 3-4. [back]

28. Supplement to the Theosophist, März 1890, S. CVII. [back]

29. Supplement to the The Theosophist, August 1890, S. 9. [back]