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Quelle des Okkultismus

Die Einheit allen Lebens

Das spirituelle Ego des Menschen bewegt sich in Ewigkeit wie ein Pendel zwischen den Stunden des Lebens und des Todes. Aber während diese Stunden die begrenzte Dauer der Perioden des irdischen und spirituellen Lebens kennzeichnen, und wenn auch in Ewigkeit die Anzahl solcher Stadien zwischen Schlaf und Erwachen, Illusion und Wirklichkeit, ihren Anfang und ihr Ende hat, ist andererseits der spirituelle „Pilger“ ewig. Deshalb sind die Stunden seines post-mortem Lebens – wenn er entkörpert von Angesicht zu Angesicht der Wahrheit gegenübersteht und nicht den Selbsttäuschungen seiner vorübergehenden irdischen Existenzen während der Periode dieser Pilgerfahrt, die wir den „Kreislauf der Wiedergeburten“ nennen – die einzige Wirklichkeit in unserer Vorstellung. Solche Intervalle hindern trotz ihrer Begrenzung das Ego nicht daran, unentwegt dem Pfad zu seiner letzten Umwandlung zu folgen. Dabei vervollkommnet sich dieses Ego immer mehr, wenn auch gradweise und langsam, bis es sein Ziel erreicht, das göttliche ALL zu werden.

HPB in Lucifer, Januar 1889, S. 414

Es gibt in der modernen Welt wohl kaum etwas, über dessen Wert so wenig bekannt ist und das trotzdem die Gefühle und Gedanken so tief bewegt wie der Tod. Wie sehr wir auch versuchen mögen, die unangenehme Tatsache der Auflösung des Körpers zu ignorieren, und wie sehr wir auch aus Gewohnheit über unbekannte Dinge spotten mögen, so ist doch jeder daran interessiert, er spekuliert darüber und will mehr über den Tod erfahren.

Die Lehren der esoterischen Philosophie in Bezug auf diese Phase des universalen Lebens, Tod genannt, sind im Allgemeinen leicht zu begreifen, jedoch schwierig in ihren weniger bekannten Aspekten. Das Hauptthema aller großen Mysterienschulen des Altertums und der Zeremonien, die in drama­tischer Form diese inneren Lehren widerspiegeln, waren die „Abenteuer“, denen die menschliche Wesenheit begegnet, wenn der physische Körper beiseite­gelegt wird. Der stärkste Nachdruck lag auf der Tatsache, dass Tod und Schlaf im Grunde das Gleiche und nur im Ausmaß verschieden sind; dass Schlaf ein unvollkommener Tod und Tod ein vollkommener Schlaf ist. Dies ist der Hauptschlüssel zu allen Lehren über den Tod; denn wenn wir verstehen, was während des Schlafes geschieht, besitzen wir den Ariadne-Faden zu einem relativen Verständnis dessen, was bei, während und nach dem Sterben geschieht.

Dies ist der Pfad des Studiums und der Schulung, auf dem die Neophyten schließlich fähig werden, voll selbstbewusst zu bleiben, während der Körper schläft; und der Adept oder der hohe Chela, der die gleiche, jedoch länger dauernde Schulung durchläuft, ist fähig, auf den inneren Ebenen voll bewusst und aktiv zu bleiben, nachdem der Körper stirbt. Der Mensch, der sich auf diese Weise mehr oder weniger mit den Funktionen und Eigenschaften seiner eigenen Natur vertraut machte, kann während seiner Lebenszeit selbstbewusst außerhalb seines Körpers zu anderen Teilen der Erde reisen und, mit zunehmender Fähigkeit, sogar zu anderen Planeten. Größer als dies ist jedoch die Fähigkeit, selbstbewusst die inneren Welten, die uns umgeben, zu besuchen und eine verhältnismäßig vollständige Erinnerung an die so gewonnenen Erfahrungen und Kenntnisse zurückzubringen. In Wirklichkeit beruht jede Initiation auf dieser Tatsache.

Der Tod ist nicht das Gegenteil des Lebens, sondern in Wirklichkeit ist er eine der Arten des Lebens – eine Änderung des Bewusstseins, ein Übergang von einer Phase des Lebens zur anderen, abhängig von der karmischen Bestimmung. Es wäre für keine Wesenheit möglich, auch nur einen Augenblick zu leben, ohne gleichzeitig zu sterben; wie Paulus es ausdrückt: „Ich sterbe täglich.“ Jeder Mensch „stirbt“ jedesmal, wenn er schläft. Weil sich unsere Körper in einem Zustand fortwährenden Wandels befinden, sind deren Atome einem fortwährenden Erneuerungsprozess unterworfen, der nichts anderes als eine Art Sterben ist und der für die Atome nicht ein relativer, sondern ein vollständiger Tod ist. Selbst während wir verkörpert sind, leben wir inmitten zahlloser winziger Tode. Wie Heraklit zu sagen pflegte: Panta rhei, „alles fließt“ oder alle Dinge befinden sich in einem Zustand ständigen Wechsels.

Dieser unaufhörliche Wechsel von Tod und Wiedergeburt wird letzten Endes vom majestätischen Herzschlag des kosmischen Lebens regiert und ist sein Ausdruck, wobei es gleich ist, ob diese Zyklen Bruchteile von Sekunden oder Millionen Jahre dauern. Von diesem kosmischen Leben ist jede Wesenheit oder Kreatur jedoch nur ein mehr oder weniger evolviertes Lebensatom.

Es war gerade dieses allgemeine Bild der unfassbar großen zusammenwirkenden und ineinander verwobenen Kreisläufe der Heerscharen von Wesen, das die alten initiierten Philosophen, wie z. B. diejenigen von Indien, im Auge hatten, wenn sie sich mit unendlichem Sehnen der Seele dem Nirvāṇa zuwandten, um die äonenlange Seligkeit des Jīvanmukta zu erlangen und den verschlungenen Umläufen des Lebensrades zu entrinnen, wie dies der Buddha zum Ausdruck brachte.

Wir können das oben Gesagte ebenso auf unsere eigenen Leben anwenden, da wir alle in diese wirbelnden Zyklen der evolutionären Bewegungen des kosmischen Lebens verwickelt sind, und daher sind unsere Inkarnationen und Tode nur eine neue Fassung unseres karmischen Geschicks. Daraus ersehen wir, dass weder die christliche noch die wissenschaftliche Ansicht über den Tod wahr ist, weil beide das Aufnehmen und das Ablegen der Körper als für sich allein stehende Ereignisse missverstehen, anstatt als Episoden, die wir als Schauspieler in dem ununterbrochenen evolutionären Fortschritt unserer Seelen spielen.

Der Tod ist nur ein Wechsel, ein Sinken in den „großen Schlaf“, dem nicht nur eine Reinkarnation oder Reproduktion von sich selbst auf der Erde in einem künftigen Punarjanman1 unvermeidlich folgt, sondern dem auch dazwischenliegende karmische Wiedergaben von sich im Kleinen in all den verschiedenen Häusern des Lebens folgen, die die äußeren und inneren Reiche des zwölffachen Universums bilden. Auf dieses Wirbeln oder Kreisen der Monade durch Raum und Zeit wird in den buddhistischen Schriften als Saṃsāra2 und in der Kabbala als das Gilgūlīm sowie von den griechischen Mystikern gewisser philosophischer Schulen als Kuklos Kosmou, „Kreisläufe des (oder durch den) Kosmos“, Bezug genommen. Sie alle schildern auf verschiedene Weise die ununterbrochenen Pilgerfahrten der Monade während des kosmischen Manvantara in und durch alle Häuser des Lebens. Während sich dies besonders auf die menschliche Monade bezieht, ist es ebenfalls auf alle anderen Monaden anwendbar. Denn, wie ich so oft gesagt habe, die Monade beginnt in einem beliebigen kosmischen Manvantara als ein unselbstbewusster Gottesfunke und endet als ein voll erblühter selbstbewusster Gott in Bezug auf diese besondere Periode manvantarischer Zeit, weil sie durch ihre evolutionären Leben und Tode, ihre Einkörperungen und Metem­psychosen darin alle Lektionen, die ihr dieses kosmische Manvantara zu erfahren ermöglicht, gelernt hat.

Der Tod eines Menschen ist daher nur eine Reise durch die Räume des Weltraumes, da die Monade den Kreisläufen des Sonnensystems auf den und durch die sieben heiligen Planeten und der Sonne folgt, wonach sie längs der gleichen Pfade auf die Erde zurückkehrt, um einen neuen menschlichen Körper anzunehmen.

Es wäre sehr falsch, sich vorzustellen, dass die Monade sich hier auf Erden verkörpert und dass sie nach dem Tode wieder körperlos wird. In erster Linie befindet sich die Monade fortwährend auf ihrer eigenen hohen Ebene, sie wirkt durch die Schichten des Bewusstseins. Infolgedessen wird sie während ihrer nachtodlichen Wanderungen auf den inneren Ebenen in jeder Lebenssphäre, die sie besucht, wieder mit einer Hülle oder einem „Körper“ bekleidet, der genau den Kräften und Substanzen der verschiedenen Ebenen des Kosmos entspricht, durch die sie sowohl bei ihrem Aufstieg als auch bei ihrem Abstieg wandert. Auf den höheren Ebenen unseres Universums sind es sehr etherische Hüllen – Kośas im Sanskrit –, die sie annimmt und durch die sie arbeitet. Für uns sind sie arūpa, formlos, nur weil sie der groben Materie unserer physischen Körper so unähnlich sind, dass sie wie Hüllen blendenden Lichtes erscheinen. Alle Dinge sind relativ; das heißt, während wir von diesen hoch etherischen oder tatsächlich spirituellen Sphären und deren Bewohnern als arūpa sprechen, würden andere Wesenheiten in und auf göttlichen Ebenen, die höher als diese sind, jene erhabenen Wesen als in Rūpas oder Formen gekleidet ansehen.

Die spirituelle Tragödie des Westens war der Verlust des Bewusstseins, dass das kosmische Leben mit der gesamten manifestierten Existenz eine Einheit bildet. Infolge von jahrhundertelanger falscher religiöser Erziehung und später durch irrtümliche wissenschaftliche Belehrung sieht sich der Mensch heutzutage beinahe instinktiv als etwas vom Universum Verschiedenes an. Es war Descartes, der französische Philosoph des siebzehnten Jahrhunderts, der zu diesem Verlust des Bewusstseins in der menschlichen Seele von der spirituellen Übereinstimmung des Menschen mit dem Universum beitrug, denn seine philosophische Lehre basierte auf einem angenommenen Unterschied zwischen Geist und Materie; und dies, unterstützt durch den Verlust an Spiritualität in den Lehren und im Leben der christlichen Kirche, beeinflusste jede nachfolgende Philosophie und Wissenschaft des Westens negativ. Glücklicherweise kehren die größten Exponenten der modernen wissenschaftlichen Theorie erneut, wenn auch unbewusst, zu den archaischen Lehren zurück, dass die menschliche Seele ein Funke der Anima Mundi ist und dass Energie und Materie nur zwei Aspekte der gleichen fundamentalen Wirklichkeit sind.

Die kausalen Aspekte des Todes

Den verschiedenen Körpern oder Hüllen in der menschlichen Konstitution ist im Ganzen genommen zu viel Wert beigemessen worden. Sie sind jedoch nur zeitlich bedingte Vehikel, die vom inneren Menschen übergeworfen werden. Dieser innere Mensch ist eine Monade, ein flammender Strahl von der Sonnen-Gottheit, ein Strahl, der durch alle Sphären des kosmischen Lebensbewusstseins herabsteigt, bis er diese physische Ebene erreicht, wo er sich hauptsächlich durch die Substanzen des Herzens und Gehirns des verkörperten Menschen manifestiert. Hingegen bestehen der Tod und seine Phasen darin, dass eine Bewusstseinshülle nach der anderen, in die sich der Strahl eingeschlossen hatte, beiseitegelegt wird.

Wenn der Mensch sein Schicksal nach dem Tode erfahren möchte, muss er den Wanderungen des monadischen Bewusstseins per se folgen, denn der Tod ist in erster Linie ein Wandel des Bewusstseins, ein Erweitern seines Tätigkeitsgebiets. Er muss anfangen, sein wahres Selbst, das seine innere indivi­duelle Essenz ist, zu studieren, und in Gedanken diesem Strahl fortwährend aufwärts und einwärts längs der verschiedenen Brennpunkte oder Bewusstseinszentren seiner Konstitution folgen.

Die zyklische Tätigkeit in der Natur ist nur eine Methode, durch die sich das kosmische Karma ausdrückt. Zur Veranschaulichung: Der Prozess des Todes im Menschen ist mit dem Tod von Lebensatomen seiner physisch-astralen Konstitution identisch. Wenn ein Lebensatom „stirbt“, was bedeutet, dass seine äußerst kurze Lebenszeit der Verkörperung endet, fließt es aus dem physischen Körper in den Astralkörper. Dort unterliegt es mit gleicher Schnelligkeit gewissen Umwandlungen, bevor das Jīva oder die Monade dieses Lebensatoms durch die höheren Element-Prinzipien der mensch­lichen Konsti­tution aufsteigt. Dann, nach einer kräftigenden Erholungs­periode steigt ein solches Lebensatom erneut durch die Element-Prinzipien der inneren menschlichen Konstitution in sein Liṇga-Śarīra hinab und von dort in das physische Vehikel, wo es während seiner kurzen Lebenszeit erneut den menschlichen Körper aufbauen hilft.

Die menschlichen Monaden folgen in ihrem eigenen Lauf dem gleichen allgemeinen Charakter des Aus- und Einströmens, der Assimilierung und Ruhe im Devachan und dem darauf folgenden Einfließen in das Astrallicht und die Erdsphäre. Was das Lebensatom für den physischen Körper des Menschen ist, das ist von einem bestimmten Gesichtspunkt aus und nach streng analogen Linien das menschlich-spirituelle Lebensatom oder die menschliche Monade für den Erdglobus. Dies ist für alle anderen Wesen­heiten entsprechend anwendbar. Hierin liegt das Geheimnis der wahren Natur des Todes, der so gesehen nur eine andere Phase des wunderbar verschlungenen Gewebes der Funktionen des universalen Lebens ist.

Das menschliche Leben auf Erden ist nur eine Station auf der Reise eines sich ständig entfaltenden bewussten Ego, des sich wiederverkörpernden Ego durch die physische Sphäre, und der Tod ist lediglich die Fortsetzung dieser Reise aus der Sphäre des irdischen Daseins in eine andere. Der physische Tod wird zu einem sehr großen Teil dadurch herbeigeführt, dass das sich entfaltende Feld des menschlichen Bewusstseins sich über das Fassungsvermögen des Körpers hinaus ausbreitet, der dieses Bewusstsein enthält. Der Körper fühlt dann die dieserart auf ihn ausgeübte Beanspruchung und altert allmählich, um schließlich wie ein abgetragenes Gewand beiseitegelegt zu werden. Kurze Zeit, bevor das Ende eintritt, fangen die inneren Prinzipien der niederen Vierheit an, sich auf ihren eigenen Ebenen zu trennen, und der Körper antwortet automatisch auf diese beginnende Trennung. Dadurch tritt der physische Verfall des Alters ein. Dieser Punkt ist von großer Bedeutung, denn er zeigt, dass nicht der physische Tod die Auflösung der Verbindung der niederen Element-Prinzipien verursacht. Im Gegenteil, der Körper stirbt, weil diese niederen unsichtbaren Kräfte, Substanzen und Energien – insgesamt gesehen: das innere und kausale Leben der menschlichen Vierheit – bereits begonnen haben, sich zu trennen, und der physische Körper sich mit der Zeit natürlich und unvermeidlich anschließt.

Der unsterbliche Teil des Menschen übt offensichtlich in ursächlichen Bereichen unvergleichlich mehr Macht und durchdringenden Einfluss aus als das rein menschliche Ego. Daher besteht ein ständiger Zug aufwärts zu den höheren Sphären, in denen die höhere Triade des Menschen heimisch ist. Diese mächtige spirituell-intellektuelle Anziehung, die im höheren Teil der Zwischennatur der menschlichen Konstitution wirkt, verbunden mit dem Verschleiß der physisch-astralen Verbindung während des Erdenlebens, sind die beiden Ursachen, die hauptsächlich zum physischen Tod beitragen. Folglich wird der Tod primär von innen heraus verursacht und erst sekundär von außen. Mit ihm wird das sich wiederverkörpernde Ego zu spirituell-göttlichen Sphären emporgezogen und das astral-vital-physische Gefäß immer mehr zersetzt.

Es sollte klar sein, dass nicht ein Mangel an Vitalität den physischen Tod oder in Wirklichkeit dessen Zwillingsbruder, den Schlaf, verursacht, sondern vielmehr ein Überfluss an prāṇischer Aktivität. Wie W. Q. Judge feststellte: Es ist dieses Übermaß an prāṇischer Kraft, das durch Jahre hindurch die Organe mit der auf sie ausgeübten Belastung und Überanstrengung durch den vitalen Fluss, dessen Träger sie sind, so schwächt, dass ihre Kohäsion und molekulare und sogar atomare Kraft, die dazu dienten, ihre entsprechenden „Aufgaben“ und Funktionen zu erfüllen, am Ende zerstört werden.

Es wurde oft gesagt, dass jedes Individuum einen bestimmten begrenzten Vorrat an Vitalität besitzt, und dass, wenn dieser erschöpft ist, der Mensch sterben muss. Gemeint ist, dass der vital-astral-physische Organismus als eine zusammengesetzte Wesenheit nicht nur eine gewisse Widerstandskraft gegenüber den Strömen prāṇischen Lebens, die durch ihn fließen, besitzt, sondern er hat auch seine eigene kohäsive Kraft, die aus den Prāṇas der einzelnen Moleküle und Atome stammt, die in ihrer Vereinigung den Körper bilden. Mit anderen Worten: Wenn die prāṇischen Energien der gesamten Konstitution den Körper erschöpfen, sodass er nicht mehr länger reibungslos funktionieren kann, beginnt er schwach, vielleicht krank zu werden. Es kann hinzugefügt werden, dass dies in gleicher Weise für jedes Organ des Körpers zutrifft. Wird ein beliebiges Organ außerordentlich beansprucht, führt das zunächst zu einer Schwächung dieses Organs. In Extremfällen werden dadurch die restlichen Organe derartig in Unordnung gebracht, dass Krankheit und sogar der Tod eintreten können.

Eng damit verbunden ist die Tatsache von den „Leben“ oder Lebens­atomen, aus denen jeder Teil unserer Konstitution aufgebaut ist. Einmal können sie Erbauer oder Bewahrer sein und ein andermal können dieselben Lebensatome wegen übermäßiger Beanspruchung oder aufgrund irgendeines anderen zersetzenden Einflusses zu Zerstörern werden. Extreme sind jedoch immer gefährlich: Wenn zum Beispiel eine Gruppe von Lebensatomen gewaltsam gezwungen wird, ihre atomare und daher natürliche und gesunde Arbeitsweise zu ändern, dann werden sie da und dort – entweder sofort oder nach und nach – zu Zerstörern anstatt zu Erbauern oder Erhaltern. In der Tat beruhen der Tod, der durch ein Übermaß an Vitalität verursacht wird, und ebenso das In-den-Schlaf-Fallen des Menschen auf der Tatsache, dass die Lebensatome des Körpers einen Punkt erreicht haben, an dem deren Widerstand dahinschwindet oder abnimmt wie im Schlaf. Daher kommt es, dass die Lebens­atome in einem Moment als Erbauer oder Erhalter und in einem anderen als Zerstörer – in einem gewissen Sinn sogar als Erneuerer – funktionieren.

In den meisten Fällen geht dem Tod eine gewisse Zeit voraus, in der sich die monadische Individualität oder vielmehr das sich wiederverkörpernde Ego zurückzieht. Dies findet zufällig gleichzeitig statt mit der Trennung der Prinzipien des siebenfältigen Wesens, welches der Mensch ist.3 Das sich wiederverkörpernde Ego gehorcht der Anziehung nach innen zu der unaussprechlichen Seligkeit der inneren Welten so stark, dass der goldene Faden des Lebens, der es mit der niederen Triade verbindet, abreißt. Diesem folgt sofortige Bewusstlosigkeit; denn die Natur ist in diesen Dingen sehr barmherzig, da sie sozusagen von unendlicher Weisheit geleitet wird.

Das Alter ist folglich nur das physische Resultat davon, dass sich das wiederverkörpernde Ego von der selbstbewussten Teilnahme an den Angelegenheiten des Erdenlebens vorbereitend zurückzieht. Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit kann dies mit der Periode – die sich über Monate, ja sogar Jahre erstreckt – verglichen werden, die der Geburt eines Kindes vorausgeht. In dieser Zeit hat sich das zurückkehrende Ego quasi bewusst auf seinen „Tod“ im Devachan und seinen Abstieg durch die niedrigeren Zwischenreiche in den für seine Verkörperungen auf dieser Erde geeigneten Zustand vorbereitet. Die charakteristischen Bedingungen dessen, was als zweite Kindheit bekannt ist, stellen einen Aspekt der verschiedenen natürlichen Wege des Hinscheidens aus diesem Erdenleben dar. Es ist nichts Nachteiliges damit verbunden; das Leben verebbt ganz einfach, während sich in den unsichtbaren Welten eine „Geburt“ vorbereitet.

Die Ursache des Alterns oder der Altersschwäche in unserer gegenwärtigen fünften Wurzelrasse ist, dass die Buddhi und der Ātman in ihren Kräften nur geahnt werden, wenn der Einzelne über das mittlere Alter hinausgeht. Daher ist das Alter durch diese höheren Prinzipien noch nicht erleuchtet und gestärkt. Ebenso manifestierte sich in der vierten Wurzelrasse, als Kāma und Kāma-Manas sich entfalteten, das mānasaputrische oder das höhere manasische Element nur schwach als ein entferntes Strahlen. Daher hatte der Durchschnittsatlantier, obwohl er im Großen und Ganzen physisch viel länger lebte als wir heute, ein intensives und außerordentlich aktives und leidenschaftliches physisches Leben bis zum mittleren Lebensalter. Dann trat nach einer gewissen Zeit ein rascher Verfall der Kräfte ein, dem ein langes und sich hinziehendes Alter folgte.

Gegen Ende der siebenten Wurzelrasse dieser Runde werden wir gelernt haben, wenigstens teilweise so in jedem unserer sieben Element-Prinzipien oder Monaden zu leben, dass, wenn sich der Tod nähert, nicht nur die spirituellen und intellektuellen Fähigkeiten, sondern auch die psychischen Eigenschaften ständig zunehmen. Mit anderen Worten, es wird keine „alten“ Menschen mehr geben, weil die einzelnen Menschen in jedem Teil ihres Wesens ständig größer, stärker und leistungsfähiger werden – bis auf eine sehr kurze Zeit, die dem „Tod“ vorausgeht. Dies bedeutet dann ein sofortiges Sinken in Bewusstlosigkeit, in einen plötzlichen Schlaf-Trance-Zustand, wonach die physischen Hüllen abgelegt werden.

Der Prozess der Entkörperung

Wenn ein Mensch todkrank ist, umgeben ihn seine Verwandten, und um ihm Zuneigung zu beweisen, sagen sie: „Erkennst du mich? Erkennst du mich?“ Solange seine Sprechfähigkeit nicht in sein Gemüt (Manas) eingeht, sein Gemüt in das Leben (Prāna), das Leben in die Glut (Tejas), die Glut in die Höchste Gottheit – so lange erkennt er sie.

Wenn nun seine Sprechfähigkeit in das Gemüt eingetaucht ist, das Gemüt in das Leben, das Leben in die Glut, die Glut in die Höchste Gottheit – dann erkennt er sie nicht.

Das, was seine Winzigkeit (Ani) ist, das ist seine eigene Essenz, das ist alles, das ist die Wahrheit (Satya), das ist Ātman. Das bist du, oh Śvetaketu.

Chāndogya-Upanishad, VI, 15, 13

Jeder, der die Schriften von HPB studiert hat, wird feststellen, dass all die verschiedenen Teile der menschlichen Konstitution in der ākāśischen Aura, die den menschlichen Körper durchdringt und umgibt, dargestellt werden und dass jedes dieser Teile seine eigene Schwingungsrate hat, seine eigene Farbe und tatsächlich seine eigene musikalische Grundnote. Während des Lebens stellt diese ākāśische Aura – die der physischste Ausfluss des Aurischen Eies ist – ein wirklich wunderbares Farbenspiel dar, das sich von einem Moment zum anderen entsprechend dem Spiel der Gedanken oder Gefühle ändert. Dadurch kann der geschulte Seher nach einem einzigen Blick sagen, in welchem Gemüts- oder Gefühlszustand sich der Mensch gerade befindet und welches sein evolutionärer Zustand auf der Leiter des Lebens ist. Diese Tatsache wurde von unerfahrenen Mystikern wahrgenommen und derart übertrieben und überstrapaziert, dass man zögert, auch nur kurz dabei zu verweilen.

Im Hinblick auf diese ākāśische Aura werden die Ausdrücke „die goldene Schnur“ oder „der Silberfaden“ des Lebens angewandt. Wenn sich der Tod nähert, der ein Zurückziehen der vitalen Essenz vom inkarnierten Menschen bedeutet, wird diese ākāśische Aura in gleichem Maße eingezogen. Sie wird somit in ihrer Tätigkeit ständig schwächer, und im Moment des vollstän­digen Todes, der das Trennen der vitalen Aura vom physischen Körper bedeutet, wird diese ākāśische Aura zu einer einfachen Schnur oder einem Faden reduziert, der schließlich reißt. Dieser Faden ist in der einen oder anderen Farbe gefärbt; manchmal sieht er golden aus, manchmal silbern oder er ist bläulich, gelegentlich bräunlich oder rot oder grün und wieder ein anderes Mal ist er von einer schmutzig-dunklen Farbe. Die Farbe hängt in jedem Fall von den letzten Gedanken ab, die durch den Kopf des sterbenden Menschen fluten. Oft sieht der Seher den Faden auch verschieden gefärbt – golden in seinen höchsten Teilen, übergehend in indigoblau mit gelegentlichem grünem Aufflammen oder manchmal mit einem Schuss Rot, und der niederste Teil kann silbern oder violett sein.

In allen Fällen spielen die verschiedenen Prāṇas mit, weil sie das vitale Feld sind, in dem die Elemente der menschlichen Konstitution arbeiten und sich ausdrücken. Tatsächlich besteht diese Schnur aus der Substanz verschiedener Prāṇas, die nach und nach die Gewebe und schließlich die vitalen Organe des Körpers verlassen. Wenn somit dem Körper sein psycho-vital-magnetisches prāṇisches Leben entzogen ist, ist er „tot“. Dieser Vorgang ähnelt sehr einer Glühbirne: Wenn der elektrische Strom abgeschaltet wird, glüht sie für eine kurze Zeit nach und wird dann dunkel.

Der Faden reißt nicht genau mit dem letzten Atemzug ab, auch nicht mit dem letzten Herzschlag, obgleich beide als wahrnehmbare Anzeichen für den Moment des Sterbens betrachtet werden können, was dem Moment des Verschwindens des größeren Teils des Lebensfadens gleichkommt. Denn so lange, wie das Panorama der vergangenen Lebenserfahrungen durch das Gehirn zieht, was in allen Todesfällen geschieht, verbleibt immer noch eine dünne Faser des Fadens. Erst wenn das Panorama am Ende zur völligen Bewusstlosigkeit wird, verschwindet diese letzte, schwach glimmende Faser – und dies ist der vollständige Tod des Körpers. Dann beginnt sofort Rigor Mortis [Leichenstarre]. Dies ist die automatische aurische Reaktion, die sich als eine zeitweilige Unbeweglichkeit oder „Steifheit“ der latent im Körper befind­lichen Prāṇas ausdrückt, die in einem vegetativen Zustand zurückbleiben, ehe sie verschwinden.

Es besteht ein merkwürdiger Zusammenhang zwischen dem Abreißen des Lebensfadens beim Tod und dem ersten Eintritt des Lebensstromes in den Fötus. Genauso, wie das Abreißen der letzten Faser des Fadens den Beginn des vollständigen Todes bedeutet, so bedeutet die erste Bewegung des Kindes in der Gebärmutter den ersten Moment des wirklichen Eintritts des mona­dischen Strahls des Ego von oben in den ungeborenen Körper. Wenn das Kind dann geboren ist, ist sein erster Atemzug eine mehr oder weniger automa­tische astral-physische Reaktion auf den Anreiz von innen, verbunden mit dem Anreiz von außen.

Der Prozess des Todes ist kompliziert. Im Allgemeinen „stirbt“ das Herz zuerst und das Gehirn ist das letzte Organ, das der Lebensfaden verlässt. Jedoch auch nachdem das Herz stillsteht, verbleibt dort ein glühender Punkt, der mit dem immer noch im Gehirn funktionierenden aktiven Ākāśa verbunden ist und das Panorama des vergangenen Lebens hervorbringt. Dieser glühende Punkt im Herzen vergeht, einen Augenblick bevor die letzte Faser des Lebensfadens verschwindet. Als allgemeine Regel beginnt das Zurückziehen der aurischen Essenz an den unteren Extremitäten und schreitet allmählich weiter nach oben zum Herzen, wo es kurz anhält und dann dem Rückenmark entlang ins Gehirn steigt.

Es wäre jedoch ein Irrtum anzunehmen, dass alle Prāṇas des inkarnierten Menschen als Gesamtheit gesehen nur über das Gehirn austreten. Jede Körperöffnung wird während des Sterbevorgangs ein Ausgang oder ein Organ, um das entsprechende Prāṇa, das während des Lebens in und durch eine solche Öffnung arbeitet, auszustoßen. Die der Fortpflanzung dienenden Wege, der After und der Nabel lassen gewisse niedere Teile der menschlichen vitalen Aura austreten, während das Herz, wie gesagt, einen Ausgangsweg durch das Rückenmark zum Gehirn findet. Der Teil des verkörperten Astrals, welcher der Träger der höheren zwischenbereichlichen Ausströmungen des Ego ist, verlässt den physischen Träger in der Weise, wie eine Dampfwolke erscheinen würde, die hauptsächlich durch den Mund und die Nasenlöcher hinausgeht. Ein anderer Teil der Lebenskraft tritt hauptsächlich durch die Ohren und die Augen aus. Der Teil des Astralmenschen, der während der Verkörperung das Organ der spirituellen und edleren intellektuellen Elemente der Konstitution war, verlässt den Körper durch das, was in alten Hindu-Schriften als das Brah­ma­randhra bezeichnet wird, das allgemein als ein Spalt oder eine mystische Öffnung am Scheitelpunkt des Kopfes, in der Nähe der Zirbeldrüse, beschrieben wird. Auf diese Weise lockern die Prāṇas des Körpers und des Liṇga-Śarīra ihre Gewalt über die Moleküle und Atome des physischen Körpers, und indem sie diese mit ihren eigenen besonderen Prāṇas verlassen, ziehen sie sich in das Aurische Ei der scheidenden Wesenheit zurück.

Wenn wir vom Astralmenschen sprechen, beziehen wir uns speziell auf das Liṇga-Śarīra und sein Zurückziehen vom Körper des sterbenden Menschen. In der Tat, wenn einmal der Tod stattgefunden hat, schwebt das Liṇga-Śarīra um den und über dem Leichnam, obgleich es mit diesem noch durch unzählige feine Fäden von astral-prāṇischer Substanz verbunden ist – was man elektrischen oder magnetischen Stoff nennen könnte. Tatsächlich gibt jede Öffnung des Körpers, wie erwähnt, ihren eigenen entsprechenden Teil des Astralmenschen wie eine Dampfwolke von sich; und desgleichen gibt jedes Molekül und Atom des Körpers des sterbenden Menschen seinen Anteil der allgemeinen Prāṇas ab, wodurch diese von derartigen molekularen und atomaren Bindungen befreit werden. Auf diese Weise wird die „Explosion“, der Lichtausbruch oder die Strahlung hervorgebracht, die im Moment des Todes stattfindet.4

Es mag von Interesse sein, hier einige Bemerkungen über die verschiedenen Methoden zur Beseitigung des toten Körpers anzufügen. Die Praktiken der Mumifizierung oder der Einbalsamierung, wie sie von verschiedenen alten Völkern ausgeübt wurden und sogar noch in unserer Zeit von denjenigen ausgeübt werden, die den Körper so lange wie möglich vor der Zersetzung bewahren möchten, sind nicht gut, weil sie ein Versuch sind, die Transmigration der Lebensatome zu verhindern.

Diese Praktiken stammen aus den degenerierten Zeiten von Atlantis, als die Devachan-Aufenthalte kurz waren und die Wiederverkörperungen wegen des weitverbreiteten Mangels an Spiritualität unter den Völkern, die damals die Erde bewohnten, ziemlich rasch aufeinander folgten. Die Zauberer und Magier jener Zeit versuchten aus eigenen unheiligen Gründen in die reinigen­den Prozesse der Natur einzugreifen, indem sie ihre Toten einbalsamierten und mumifizierten. Sie hofften, dass bis zu der Zeit, in der das Ego das nächste Mal wieder inkarnieren würde, diese mumifizierten Körper immer noch intakt wären. Manchmal, wenn dies tatsächlich geschah, wurden die mumifizierten Kadaver verbrannt, um damit die Lebensatome zu befreien, sodass diese die Möglichkeit hatten, in den neuen Körper des wieder inkarnierenden Ego zurückzukehren.

Das Einbalsamieren und Mumifizieren des Körpers war teilweise wirkungslos, weil keinerlei Wirkung irgendwelcher Art auf irgendwelche Lebens­atome bestand, die höher oder etherischer als die niedrigsten astralen und physischen waren. Der Versuch war jedoch teilweise auch erfolgreich, denn die gröbsten und physischsten Klassen der Lebensatome, die sonst die materiellsten Zirkulationen der Transmigration fortgesetzt hätten, wurden an solchen Kreisläufen gehindert.

Wenn daher die Wesenheit nach einigen tausend Jahren zur Reinkar­nation zurückkehrte, erhielt sie die Lebensatome – so weit, wie deren Art der Erfahrung in Betracht kam – in beinahe dem gleichen Zustand, in dem sie vorher waren. Diese bestimmten Lebensatome wurden damit in ihrer eigenen natürlichen evolutionären Reise verzögert. Es genügt zu sagen, dass diese Praxis ohne jede moralische Berechtigung ist.

Wie gerade gesagt, die Mumifizierung hatte ihren Ursprung in einem Akt von atlantischer schwarzer Magie – einem Versuch, die allweisen und gerechten Prozesse der Natur zu durchkreuzen; und sie stammte auch aus einer sehr typisch atlantischen Ansicht von der großen Bedeutung des materiellen Universums und des materiellen Lebens. Diese Sitte bestand zeitalterlang, lange, nachdem ihre Bedeutung vergessen war. Sie wurde von vielen atlanto-arischen Völkern, wie z. B. von den Peruanern, den Ägyptern und anderen, beibehalten. (Die Ägypter und die Peruaner waren jedoch keine echten Atlantier, aber sie gehörten zu einigen der herübergebrachten atlantischen Stämme, die mit den neuen Völkern der arischen Wurzelrasse lebten.) Es war ein Teil des schweren atlantischen Karma, das noch immer in unserer fünften Wurzelrasse vorhanden ist und das sich in materieller Form ausdrückt.

Weit besser war dagegen der Brauch der frühesten Arier, die Körper ihrer Toten der reinigenden Flamme zu übergeben und auf diese Weise die Lebensatome so schnell wie möglich zu befreien und es dem inneren Glanz zu ermöglichen, seinen Weg in die inneren Welten zu nehmen, ohne auch nur den Schatten einer Anziehung erdwärts, die ein toter Körper hervorruft. Staub zu Staub, Seele zur Sonne und Geist zum Elternstern – das war der Glaube unserer arischen Vorväter.

Die Feuerbestattung hilft dem Astralkörper, sich schneller zu zersetzen, als es der Fall ist, wenn der physische Körper im Grab verwesen muss, weil sowohl der Astralkörper als auch der Leichnam physisch und magnetisch sehr eng miteinander verbunden sind. Tatsächlich zersetzen sie sich beinahe Atom um Atom. (Die einzige Ausnahme ist, dass das Skelett infolge seiner schweren mineralisch-chemischen Zusammensetzung selbst das Astral-„Skelett“ des Liṇga-Śarīra überdauern kann.) Solange der Körper sich in seinem Sarg zersetzt, schwebt das Liṇga-Śarīra um ihn; und genau so lange wird der Kāma-Rūpa in gewissem Ausmaß psychomagnetisch in die Nähe des Grabes gezogen.

Feuer ist ein elektrisches Phänomen, eine Manifestation prāṇischer Elek­tri­zi­tät. Sein Einfluss ist gewöhnlich zerstörend, aber es ist auch der große konstruktive Erbauer des Universums, und deshalb verehrten einige der Alten das Feuer. Das physische Feuer kann nichts außerhalb seines eigenen Wirkungsbereichs auflösen. Es löst die physischen Moleküle auf, bricht die Kohäsion der chemischen Atome auf und setzt sie frei. Daher hat die Einäscherung nicht die geringste Wirkung auf die Lebensatome, ausgenommen die, den Prozess der chemischen Trennung eines Atoms vom anderen zu beschleunigen. Anstelle des langsamen „Verbrennens“ durch Oxidation über Jahre ist die Einäscherung eine rasche Methode, um das Gleiche zu bewerkstelligen.

Wenn ein Mensch wirklich tot ist, ist absolut nichts in ihm, was auch nur im Entferntesten sich dessen bewusst wäre, was vor sich geht, wenn der Körper verbrannt wird – ausgenommen möglicherweise ein vages und angenehmes Gefühl, befreit zu werden. Dieses Gefühl entsteht, weil das Vernichten des Körpers durch das Feuer und infolgedessen auch des Liṇga-Śarīra den Kāma-Rūpa rasch befreit. Im Falle eines Durchschnittsmenschen steigt der Kāma-Rūpa aus dem astralen Abfall in die höheren Regionen des Kāma-Loka auf.

Wenn einmal der goldene Lebensfaden zerrissen ist, gibt es nichts Physisches mehr auf Erden, wodurch das Hinübergehen der Seele gestört werden könnte. Dennoch sollten mindestens sechsunddreißig Stunden zwischen dem letzten Atemzug und dem Beseitigen der physischen Hülle vergehen. Die Beerdigungszeremonien sollten kurz sein, einfach und mit Ehrerbietung für die Liebe, die der Verstorbene in den Herzen anderer Menschen hervorrief.

Bei Menschen, die den Tod fürchten, die erwarten, in den „Himmel“ einzugehen und dennoch mit jedem Atom ihres Wesens vor dieser glückseligen Erfahrung zurückschrecken, scheint es ein paradoxer Instinkt zu sein, dieses so natürliche Ereignis als eine Zeit des Leidens und der Trostlosigkeit anzusehen. In Wirklichkeit müsste man bei der Geburt eines kleinen Kindes mehr trauern als beim Sterben eines Menschen, der in die überirdische Glückseligkeit eingegangen ist.

Die panoramische Vision

Im letzten Augenblick spiegelt sich das ganze Leben in unserer Erinnerung und taucht aus all den vergessenen Winkeln und Ecken auf, Bild für Bild, ein Ereignis nach dem anderen. Das sterbende Gehirn jagt mit einem letzten sterbenden Impuls die Erinnerung auf, und das Gedächtnis stellt getreu jeden Eindruck wieder her, der ihm während der Zeit der Aktivität des Gehirns anvertraut worden war. Jener Eindruck und jener Gedanke, der der stärkste war, wird naturgemäß der intensivste und überlebt sozusagen alle übrigen, die nun dahinschwinden und für immer verschwinden, um erst im Deva-Chan wiederzuerscheinen. Kein Mensch stirbt im Wahnsinn oder in Bewusstlosigkeit – wie einige Physiologen behaupten. Selbst ein Verrückter oder jemand in einem Anfall von delirium tremens wird im Zeitpunkt des Todes seinen Augenblick vollkommener Klarheit haben, wenn er auch unfähig sein mag, dies den Anwesenden kundzutun. Der Mensch mag oft schon tot erscheinen. Aber vom letzten Pulsschlag an, vom und zwischen dem letzten Schlag seines Herzens und dem Augenblick, in dem der letzte Funke animalischer Wärme den Körper verlässt – denkt das Gehirn, und das Ego durchlebt in diesen wenigen kurzen Sekunden sein ganzes Leben noch einmal. Sprecht darum im Flüsterton, ihr, die ihr an einem Sterbebett steht und euch in der feierlichen Gegenwart des Todes befindet. Verhaltet euch besonders still, nachdem der Tod soeben seine kalte Hand auf den Körper gelegt hat. Sprecht flüsternd, sage ich, damit ihr nicht die ruhigen Wellen des Denkens stört und hindert, dass das eifrige Wirken der Vergangenheit seine Spiegelung auf den Schleier der Zukunft wirft.

The Mahatma Letters, S. 1701

Die panoramische Rückschau beginnt gewöhnlich, wenn alle Aktivitäten und Funktionen des Körpers geendet haben, manchmal sogar schon vor dem letzten Herzschlag, und sie setzt sich in der Regel fort, nachdem das Herz zu schlagen aufgehört hat und der letzte Atemzug ausgehaucht wurde. Es ist unmöglich festzustellen, wie lange dies andauert, weil die Länge der Rückschau bei jedem Menschen äußerst verschieden ist. Bei jenen mit hoher Spiritualität ist der gesamte Prozess innerhalb weniger Stunden beendet; bei anderen kann er bis zu zwölf Stunden dauern, möglicherweise noch länger. Wahrscheinlich sind durchschnittlich sechs Stunden für diese letzte Schau der Māyā des gerade beendeten Lebens erforderlich. Aber in allen Fällen findet die panoramische Vision statt, weil das Gehirn von den fliehenden Funken durchflutet wird, die es immer noch von den federleichten Fasern der Lebensschnur erreichen, die im Laufe der vorübereilenden Stunden fortschreitend dünner und dünner wird.

Ein solcher Rückblick findet selbst dann statt, wenn ein Mensch infolge eines schrecklichen Unfalls plötzlich stirbt, z. B. wenn das Gehirn in Stücke gerissen wird oder wenn der Körper lebend verbrennt. In diesen Fällen findet der Rückblick in den höheren Teilen des Astralgehirns statt, das, obgleich es besonders in seinen materielleren Teilen stark angegriffen ist, trotzdem als ein zusammenhängendes Organ etwas länger als das physische Gehirn fortbesteht.

Bei sehr hohem Alter beginnt die Übersicht in undeutlicher und zögernder Weise bereits einige Tage oder möglicherweise auch Wochen vor dem physischen Tod, und dies ist in Wirklichkeit die Ursache des verwirrten Zustandes, in den sehr alte Menschen oft fallen, kurz bevor sie sterben.

Jedes Vorkommnis, jede Tatsache, jedes Ereignis, jeder Gedanke und jede Emotion im Leben eines Menschen ist in den verschiedenen Teilen seines Wesens verzeichnet: die emotionalen Ereignisse im kāma-manasischen Teil, die mentalen im manasischen Aspekt seiner Konstitution, und die spirituellen im buddhi-manasischen etc., während das Liṇga-Śarīra und der physische Körper selbst durch die während der Inkarnation gemachten Erfahrungen ständig geprägt und oft merklich verändert werden.

Die Rückschau findet in allen ihren erstaunlichen Einzelheiten statt – wobei kein Gedanke und keine entscheidende Handlung ausgelassen werden –, weil sie das Resultat instinktiver Tätigkeit der menschlichen Monade ist, die für sich nahezu unbewusst alle Einzelheiten des eben vergangenen Lebens aus jedem geheimen Winkel ihrer inneren Aufzeichnungen, so wie diese ihrer eigenen vitalen Substanz eingeprägt sind, entreißt. Aufgrund der wirksamen spirituellen Kräfte, die streng harmonisch und karmisch sind, funktioniert das Bewusstsein automatisch. Es eröffnet die Rückschau, indem es mit dem ersten Ereignis beginnt, das das Gedächtnis im letzten vergangenen Leben aufgezeichnet hat, und fährt danach mit der prachtvollen Schau der Bilder fort, bis der letzte Gedanke erreicht ist, die letzte Emotion gefühlt, die letzte Intuition erlebt wurde – und dann tritt vollkommene, plötzliche und unendlich barmherzige Bewusstlosigkeit ein. Dies ist der wirkliche Tod.

Es ist nicht möglich, dass eine derartige Rückschau während der normalen Lebenszeit des Menschen vollständig stattfinden kann, weil sein Bewusstsein durch die mannigfaltigen Ereignisse, in denen er lebt, derart abgelenkt wird, dass keine Gelegenheit dafür besteht. Was wir Gedächtnis nennen, ist nur die Fähigkeit, die mentalen und physiologischen Eindrücke mehr oder weniger genau zu lesen, die in unserem Aurischen Ei eingeprägt sind. Diese Eindrücke werden durch den aurischen Fluss zum Körper getragen, wo sie in das Gewebe des physischen Gehirns und des Nervensystems eintreten und sich durch Reaktion oft als Erinnerungen an die Vergangenheit bemerkbar machen.

Es ist eine höchst wunderbare Angelegenheit, dass das menschliche Bewusstsein durch seinen Körper und dessen verschiedene Organe nicht nur mit erstaunlicher Genauigkeit jede mentale und emotionale Begebenheit, die tagtäglich vorkommt, registriert, sondern auch auf den Registern des inneren Seins eine unvorstellbar große Zahl von Sinnes-, Gehirn- und nervlichen Eindrücken vermerkt und fotografiert, deren sich das Tagesbewusstsein kaum bewusst ist. Während der Vision zieht jedoch jedes einzelne Ereignis unmittelbar vor dem Hinübergehen von dieser Ebene rasch an dem betrachtenden Auge des inneren Menschen vorbei.

Diejenigen, die bei den Sterbenden sind, hören diese oft undeutlich von den Ereignissen der frühen Kindheit murmeln, aber da sie dies nicht verstehen, nehmen sie an, es sei eine himmlische Vision oder etwas Ähnliches. Der Mund wiederholt nur, was das Gehirn sieht – Erinnerungen, die in einer Schau vorüberziehen. Dahinter steht das sehende Selbst und urteilt über das vergangene Leben und sein Urteil ist unfehlbar richtig. Es sieht die Aufzeichnungen der getanen und der nicht getanen Dinge; die Gedanken, die man gehabt hat, die Gefühle, denen man folgte, die besiegten Versuchungen oder diejenigen, denen man unterlag, und wenn das Ende der Panoramaschau erreicht ist, sieht es die Gerechtigkeit von allem. Angesichts seiner Vision des vergangenen Karma weiß es, was im nächsten Leben eintreten wird.5

Es gibt eine ähnliche panoramische Vision des vergangenen Lebens bei dem, was der zweite Tod im Kāma-Loka genannt wird, jedoch in einem weniger lebendigen und vollständigen Ausmaß. Das ist jedoch nicht alles, denn es gibt eine dritte Wiederkehr eines derartigen Panoramas vor der Wiedergeburt, d. h. gerade bevor die menschliche Monade ihren devachanischen Traumzustand aufgibt und vor der Wiedereinkörperung in der menschlichen Gebärmutter erneut unbewusst wird. Die Vollständigkeit und Genauigkeit der Einzelheiten hängen in jedem Fall von der Art des Ego ab, denn es gibt keine strenge Regel, die für jeden anwendbar ist. In allen diesen Visionen gibt es Variationen in der Qualität und Intensität, je nach dem Grad der von dem menschlichen Ego erreichten Entwicklung.

Bei Menschen mit einem ungewöhnlichen spirituellen Status enthält das Panorama, das dem Tod vorausgeht (und ebenso dasjenige, das vor dem Verlassen des Devachan stattfindet), oft kurze Einblicke in das zweite oder dritte vorhergehende Leben und möglicherweise in eine noch entferntere Periode der Vergangenheit des menschlichen Ego. Die Fähigkeit, panoramisch in die nahe oder ferne Vergangenheit des menschlichen Ego zu sehen, entspricht dem Grad der Spiritualität, die entfaltet wurde. Je spiritueller das Ego, desto größer ist seine Fähigkeit, in die Vergangenheit zu blicken; und tatsächlich wird bei hohen Chelas oder Mahatmas diese Fähigkeit sogar während der Verkörperung in diesem Leben aktiv. Wie weit der Mahatma in die zurückliegende Vergangenheit eintauchen kann – falls er es wünscht –, hängt nicht nur von den von ihm entwickelten Fähigkeiten ab, sondern von seinem Willen, es zu tun; denn die meisten von ihnen wollen gar nicht in ihre früheren Leben schauen.6

Selbst der Durchschnittsmensch hat dann und wann flüchtige Einblicke nicht nur in ein vergangenes oder in vergangene Leben, sondern auch prophetische in die Zukunft. Er ist jedoch so wenig geschult, diese Visionen als das zu erkennen, was sie tatsächlich sind – Aufzeichnungen, die in das Gewebe seines eigenen Aurischen Eies oder in das Astrallicht eingeprägt sind –, dass er diese gewöhnlich nur als einen Traum oder eine Fantasie ansieht. Da er nicht genügend evolviert ist, entweder das zu verstehen, was er vielleicht sieht, oder auch nur im geringsten Grad der Genauigkeit zwischen Einbildung und tatsäch­lichen aurischen Aufzeichnungen zu unterscheiden, ist es für ihn aus­gesprochen gefährlich, zu versuchen, in die Vergangenheit oder in die Zukunft zu blicken. Zugleich darf nicht übersehen werden, dass manchmal während einer Krankheit oder in Trance, die oft durch Krankheit hervorgerufen wird, der Leidende verzerrte Visionen oder Bilder von den Aufzeichnungen im Astral­licht oder in seinem Aurischen Ei haben kann. Aber in diesen Fällen, die von dem wahren, während des Todes stattfindenden Panorama so verschieden sind, ist die Vision verworren und verzerrt und manchmal von solch entsetzlicher Art, dass der Unglückliche schweißgebadet unter hilflosem Entsetzen leidet.

Diese unglücklichen Menschen, die ihre vergangenen Leben sehen wollen, wissen ganz einfach nicht, was sie begehren. Wenn sie dies tun könnten und verstehen würden, was die Aufzeichnungen zusammen mit dem offensichtlich Guten, das sie getan haben, enthalten, so ist es wahrscheinlich, dass sie alles in ihrer Macht Stehende tun würden, um die Bilder gänzlich aus ihrem Gedächtnis auszulöschen. Welcher normale Mensch möchte auf alle die schwachen, herzlosen und unedlen Gedanken und Taten zurückblicken, die von ihm in der Bildergalerie der Natur während der vor langer Zeit gelebten Leben aufgezeichnet wurden?7

Viele Menschen haben auch Zeiten der Rückerinnerung, wenn Ereignisse aus früher Kindheit einzuströmen scheinen. Die Erinnerungen lassen jedoch später nach. Das hat überhaupt nichts mit der Situation zu tun, die beim Tode eintritt, auch nicht mit dem Sehen der vergangenen Leben. Es ergibt sich ganz einfach, weil das Nervensystem und das Gehirn gerade mit den Aufzeich­nungen im eigenen Aurischen Ei harmonisch schwingen und das Gehirn daher diese ungenauen und vorübergehenden Bilder des Gedächtnisses automatisch registriert, wodurch es einem solchen Menschen möglich wird, für eine Weile im zurückgekehrten Bewusstsein früherer Jahre zu leben. Diese Fälle sind ziemlich häufig. In einer Stellungnahme zur Frage des Erinnerns im Moment des Todes sagt HPB in einem ihrer Artikel:8

Tatsache ist, dass das menschliche Gehirn lediglich der Kanal zwischen zwei Ebenen ist – der psycho-spirituellen und der materiellen –, durch den jeder abstrakte und metaphysische Gedanke vom Manasischen bis zum niedrigeren menschlichen Bewusstsein durchsickert. Folglich liegen die Gedanken über das Unendliche und Absolute nicht im Fassungsvermögen unseres Gehirns, noch können diese darin sein. Sie können nur getreulich durch unser spirituelles Bewusstsein gespiegelt werden, von wo sie mehr oder weniger schwach auf die Tafeln unserer Wahrnehmungen auf dieser Ebene projiziert werden. Obwohl die Aufzeichnungen selbst von bedeutenden Ereignissen oft aus unserem Gedächtnis ausgelöscht sind, kann auch nicht die geringste Tätigkeit unserer Leben aus dem Gedächtnis der „Seele“ verschwinden, weil es für sie keine ERINNERUNG ist, sondern eine immer gegenwärtige Wirklichkeit auf der Ebene, die außerhalb unserer Vorstellungen von Raum und Zeit liegt, … während das physische Erinnern in einem gesunden, lebenden Menschen oft verdunkelt ist und eine Tatsache eine andere, schwächere verdrängt, scheint im Moment der großen Wandlung, die die Menschen Tod nennen – das, was wir „Gedächtnis“ nennen, in all seiner Kraft und Frische zu uns zurückzukehren.

Kann dies nicht, wie gerade gesagt, lediglich auf die Tatsache zurückzuführen sein, dass wenigstens während einiger Sekunden unsere beiden Gedächtnisse (oder vielmehr die beiden Zustände, der höchste und der niederste Zustand des Bewusstseins) ineinander übergehen und so eine Einheit bilden, und dass das sterbende Wesen sich auf einer Ebene befindet, wo es weder Vergangenheit noch Zukunft gibt, aber alles eine Gegenwart ist? Wie wir alle wissen, ist das Gedächtnis hinsichtlich seiner frühen Erinnerungen dann am stärksten, wenn der künftige Mensch nur ein Kind und mehr eine Seele als ein Körper ist; und wenn das Gedächtnis ein Teil der Seele ist, dann muss sie, wie Thackeray irgendwo sagte, notwendigerweise ewig sein.

Diese wunderbaren Vorgänge des Bewusstseins, bei denen der Mensch die Gesamtheit des gerade beendeten Lebens sieht und die äußerste Gerechtigkeit von allem, was er erlitt oder was ihn erfreute, erkennt, sind keinesfalls eine Anstrengung des Willens des sich wiederverkörpernden Ego, sondern sie sind automatische Verfahren des Funktionierens seiner eigenen Substanz. Das Seelen-Bewusstsein des Ego, das diesen Rückblick auf das Leben hält, vergisst während der betreffenden Zeit alles vollständig, ausgenommen diese panoramische Vision. Das Ego erhält einen unauslöschlichen Eindruck, der ihm während der devachanischen Zwischenzeit verbleibt und ihm hilft, dass es zu der richtigen Umgebung für seine nächste physische Wiedergeburt geführt wird.

Um es zu wiederholen: Jedes menschliche Wesen, das „durchschnittlich“ ist – weder hochspirituell und weit fortgeschritten noch äußerst grob und materialistisch –, hat drei panoramische Visionen: die erste gerade vor dem vollständigen Tod des physischen Körpers; die zweite gerade vor und zur Zeit des zweiten Todes auf den höheren kāma-lokischen Ebenen, was die Abtrennung des Kāma-Rūpa und den Beginn des Eintritts in das Devachan bedeutet; die dritte nach dem Verlassen des Devachan und bevor die darauf folgende Bewusstlosigkeit beginnt, die dem Eintritt des egoischen Strahls in die Gebärmutter unmittelbar vorangeht. Diese dritte panoramische Vision hat auch etwas von einer prophetischen Eigenschaft an sich, denn das mensch­liche Ego sieht, wenn es sich für die Schwangerschaft vor der Geburt in den physischen Körper vorbereitet, nicht nur seine Vergangenheit, sondern es hat auch flüchtige Einblicke in die Zukunft und erkennt die Gerechtigkeit und die karmische Notwendigkeit der Art der physischen Umgebung und des Körpers, in die es eintritt.

Die Menschen, die außerordentlich grob und materialistisch sind, haben kein Devachan und infolgedessen keinen echten zweiten Tod und daher so gut wie keine zweite panoramische Vision. Sie werden beinahe sofort zur erneuten Reinkarnation auf Erden hingezogen. Sie haben die erste panoramische Vision, eine Andeutung der zweiten, aber keine dritte Vision vor der Wiedergeburt. Andere, wie die verlorenen Seelen oder Zauberer niedriger Grade, haben in jedem Fall die panoramische Vision beim Tod, immer entsprechend ihrem psycho-intellektuellen Vermögen, aber sie können kein Devachan haben. Von Geburt an Geisteskranke und Kinder, die sterben, haben überhaupt keinerlei panoramische Vision, weil sie in dem gerade beendeten Erdenleben nichts haben, was selbstbewusst zu erinnern oder zu überschauen ist; entweder „schläft“ die manasische Fähigkeit oder sie ist in ihnen noch nicht erwacht.

Natürlich haben alle diejenigen hochspirituellen Wesen, die noch nicht gelernt haben, nach dem Tod selbstbewusst zu leben, alle drei panoramischen Visionen.

Die Prāṇas oder die vitalen Essenzen

Dieses Leben (Prāna) ist aus Ātman geboren.

Wie bei einer Person dieser Schatten dort ausgebreitet ist, so ist es hier der Fall. Durch die Tätigkeit der Seele kommt es in diesen Körper.

So, wie ein oberster Lehnsherr seinen Aufsehern den Befehl gibt: „Beaufsichtigt dieses und jenes Dorf“, gerade so beherrscht dieses Leben (Prāna) die anderen Lebensatem, einen nach dem anderen.

Der ausgehende Atem (Apāna) ist in den Ausscheidungs- und Zeugungsorganen. Der Lebensatem (Prāna) als solcher lässt sich im Auge und Ohr zusammen mit Mund und Nase nieder. Während in der Mitte der ausgleichende Atem (Samāna) ist, denn dieser ist es, der alles ausgleicht, was als Nahrung angeboten worden ist. Daraus entstehen die sieben Flammen.

Im Herzen, wahrlich, ist das Selbst (Ātman). Hier sind diese hundert und eine Arterien. Zu jeder von ihnen gehören einhundert kleinere Arterien. Zu jeder von ihnen gehören zweiundsiebzigtausend abzweigende Arterien. In ihnen bewegt sich der ausgebreitete Atem (Vyāna).

Nun, indem er durch eine dieser [Arterien] aufsteigt, führt der Aufwärtsatem (Udāna) infolge von gutem Werk zur guten Welt; infolge von üblem Werk zur üblen Welt; infolge von beiden zur Welt der Menschen.

Die Sonne (Āditya) erscheint wahrhaftig sichtbar als Leben; denn sie ist es, die dem Lebensatem im Auge hilft. Die Gottheit, die in der Erde ist, trägt den ausgehenden Atem einer Person (Apāna). Was dazwischen ist, nämlich Raum (Ākāśa), ist der ausgleichende Atem (Samāna). Der Wind (Vāyu) ist der verstreute Atem (Vyāna).

Wärme (Tejas), wahrlich, ist der aufsteigende Atem (Udāna). Daher geht einer, dessen Wärme aufgehört hat, mit seinen im Gemüt (Manas) versunkenen Sinnen der Wiedergeburt entgegen.

Was auch immer einer denkt, mit diesem Gedanken tritt er ins Leben (Prāna) ein. Sein Leben, verbunden mit seiner Wärme, gemeinsam mit dem Selbst (Ātman) führt zu allem, was in der Welt [in Gedanken] gebildet wurde.

Praśna-Upanishad, III, 310
(nach einer Übersetzung von R. E. Hume).

Die Funktion und der Charakter der Prāṇas im menschlichen Körper werden in der Esoterik mit zehn und sogar mit zwölf angegeben. Es wird aber auch davon gesprochen, dass es sieben seien, und zwar aus den gleichen Gründen, aus denen die Planetenkette gewöhnlich mit sieben Globen angegeben wird anstatt mit der vollen Zahl Zwölf. Wir benutzen jedoch den Ausdruck Prāṇa als verallgemeinerndes Wort, um die Gesamtheit der psycho-vital-­astralen Ströme anzugeben, welche die Prāṇas in Wirklichkeit sind. Andererseits können wir sie auch die Lebensessenzen nennen.

Auch im mittelalterlichen Europa – das seine Ideen natürlich aus alten griechischen und römischen Schriften bezog – herrschte bis in jüngste Zeit ziemlich genau die gleiche Vorstellung, dass der menschliche Körper ein mit vitalen Geistern und mit Körpersäften angefülltes Wesen sei. Dies wurde jedoch von der medizinischen Wissenschaft, die über den Aberglauben unserer Vorfahren lachte, abgelehnt. Dennoch entsprachen diese Lebensgeister und Körpersäfte, wenn auch unvollkommen, den prāṇischen Säften der alten Hindu-Lehre – die sowohl als etherische Essenzen wie als physische Körpersäfte angesehen wurden. Vom frühen Mittelalter an bis zur Gegenwart lehrte die Medizin durchweg, dass die normale Gesundheit im menschlichen Körper aufrechterhalten werde, wenn diese Lebensgeister und Körpersäfte im Gleichgewicht arbeiteten, und dass Krankheit und sogar der Tod das Resultat seien, wenn sie schlecht funktionierten. Die archaischen Generationen hatten in diesen Punkten die gleiche Meinung.

Die exoterischen Hindu-Schriften geben ihre Zahl gewöhnlich mit fünf an: (1) Prāṇa,9 „ein Ausatmen“ und daher die Lebensessenz, die die Atmung regelt, besonders das Ausatmen. Das Einatmen oder die Reflextätigkeit der Lungen wird als ein automatisches Regulieren der Funktion angesehen. Sein Organ oder Sitz sind die Lungen. (2) Vyāna, „ein umlaufendes oder gesondertes Atmen“, der vitale psycho-astral-physische Fluss, der die Zirkulationen des Blutes und auch der Nerven lenkt, und daher sind seine Organe einerseits die Venen und Arterien und andererseits die Nerven als die höheren Aspekte der allgemeinen Kreislauffunktion. (3) Samāna, „ein gemeinsames oder umlaufendes Atmen“, der Atem oder die Essenz, die mit der Regelung der Verdauungsfunktion sowie mit der Assimilierung und Verteilung der Säfte zu tun hat; seine Organe sind der Magen, die Eingeweide, etc. (4) Apāna, „ein Hinunter- oder Hinweg­atmen“, was ein Ausscheiden bedeutet und die Ausscheidungsorgane beherrscht. (5) Udāna, „ein Aufwärts- oder Nach-oben-Atmen“, die Lebensessenz, die die Aufwärts-Kreislaufbewegung verursacht. Ihr Sitz ist im Nabel mit den entsprechenden sympathischen Stellen im Herzen und in der Wirbelsäule. Sie regelt die Bewegung der Lebensessenz von den unteren Organen aufwärts in den Schädel.

Es gibt zwei höhere „Prāṇas“: Das Organ des einen befindet sich im Herzen und das andere im Kopf. Des Weiteren gibt es fünf andere, geheime „Prāṇas“, die nicht so sehr zum Körper gehören wie zu dem Kreislauf-„Atem“ oder den Bewegungen des ātmischen Geistes und des Buddhi-Manas in der und durch die menschliche Konstitution.

Aus allen den verschiedenen Prāṇas des ākāśischen Lebensstromes setzt sich tatsächlich der vollständig verkörperte Mensch zusammen, weil sie die vitalen Felder sind oder das, was manchmal als die Nervensäfte bezeichnet wird, in und durch welche die feineren spirituellen, intellektuellen und psychischen Essenzen wirken und sich manifestieren. Wenn alle Prāṇas richtig im Gleichgewicht stehen und keines derselben weder überstimuliert noch unteraktiv ist, dann ist der Mensch in seiner ganzen Konstitution gesund. Aus diesem Grunde führt jeder Versuch, sich mit diesen prāṇischen Strömen – durch Yoga oder psychische Übungen – zu befassen, eine Änderung in der menschlichen Konstitution herbei. Diese Übungen haben, wenn sie durch unkundiges Experimentieren vorgenommen werden, wie es meistens der Fall ist, unweigerlich Krankheit und sehr wahrscheinlich den nachfolgenden Tod oder eine sonstige, psychische oder mentale Störung zur Folge.

Die verschiedenen Prāṇas sind nicht nur vitale Winde, wie der Ausdruck gewöhnlich übersetzt wird, sie sind vielmehr Ströme oder Flüsse von psycho-astra­ler Substanz, die im Körper als substanzielle Energien arbeiten. Sie sind alle aus äußerst kleinen Teilchen oder atomaren Einheiten oder Wesenheiten gebildet, die tatsächlich das Gleiche sind wie die Lebensatome.

Letzten Endes ist der menschliche Körper aus diesen prāṇischen Strömen von Atomteilchen aufgebaut. Außerdem sind alle Prāṇas, die sich im menschlichen Körper manifestieren, der psycho-astral-physische Ausdruck entsprechender und verursachender Ströme der Vitalität im Aurischen Ei. Tatsächlich sind sie die vitale Energieform, die das Aurische Ei auf der physischen Ebene annimmt; und die Auras, die diese Prāṇas absondern, die manchmal so etwas wie Dampf oder Nebel um den Körper bilden, sind ihre psychomagnetische Atmosphäre. Mit anderen Worten, die Prāṇas sind das Ausdrucksmittel für alle höheren Merkmale und Eigenschaften der menschlichen Konstitution.

Die Prāṇas finden ihre entsprechenden Tätigkeitsfelder im Aurischen Ei, von dem aus sie sich im physischen Körper manifestieren, der die materiellste Masse der gröberen Aspekte des Aurischen Eies ist. Entsprechend den verschiedenen physischen Organen, einschließlich der verschiedenen Nervenganglien oder Nervengeflechte, gibt es entsprechende aktive Zen­tren, Brennpunkte oder Ganglien im Aurischen Ei; und tatsächlich sind diese Letzteren die Verursacher oder aurischen Ursachen, die ihre Wirkungen als entsprechende Zentren oder Organe im physischen Körper hervorrufen.

Auf diese Weise erhält der physische Körper die sieben oder zehn Prāṇas vom Aurischen Ei, das diese seinerseits von den monadischen Zentren in der menschlichen Konstitution bekommt – die sich vom Ātman hinab bis zum physischen Körper erstrecken. Infolge der ununterbrochenen Tätigkeit der Kräfte oder Energien, die im Menschen wirken, fließen diese Kräfte aus den verschiedenen monadischen Brennpunkten seiner Konstitution als Ströme der Vitalität, d. h. Ströme von Lebensatomen, in die verschiedenen Schichten des Aurischen Eies. Diese Ströme der Lebenskraft bilden gemeinsam in Wirklichkeit das Aurische Ei mit seinen zusammengesetzten vitalen Säften und deren charakteristischen aurischen Eigenschaften oder Svabhāvas; und daher finden diese prāṇischen Auras aus den verschiedenen Schichten des Aurischen Eies ihren Niederschlag in den verschiedenen Organen oder Zentren oder Chakras des physischen Körpers.

Auf diese Weise stellt also der vollständige Mensch während der Inkarnation, wenn er als objektive Wesenheit angesehen wird, ein wunderbares Bild von ineinander wirkenden und fortwährend aufblitzenden Strömen prāṇischer Vitalität dar, die in den höheren Bereichen wie Ströme fließenden Lichts und in ihren niederen Bereichen wie Ströme von quasi-materieller Vitalität sind.10 Was wir Magnetismus und Elektrizität nennen, von denen jedes das Alter Ego des anderen ist, sind nur prāṇische oder vitale psycho-magnetische Ströme des Lebens. Im manifestierten Kosmos sind sie zwei Aspekte der vitalen Tätigkeit unseres Sonnenhierarchen. Sie vermischen und vereinen sich mit dem vitalen Magnetismus und der Elektrizität unserer Planetenkette und auch mit dem Magnetismus und der Elektrizität unseres Globus Erde. Diese kosmischen Kräfte repräsentieren im Sonnensystem das, was die verschiedenen Prāṇas in der menschlichen Konstitution sind.

Folglich ist der Mensch auf Erden, und entsprechend andere Wesen auf anderen Planeten, nicht nur von allen Prāṇas des Sonnensystems und der Planetenketten umgeben, sondern desgleichen von den zwölf kosmischen Magnetismen oder Elektrizitäten, die aus den sie umgebenden Tierkreis-Konstellationen in das Sonnensystem einfließen. Wenn man hieran denkt und sich daran erinnert, welche Planeten durch welche Häuser des Tierkreises beherrscht werden – moderne Astrologen des Abendlandes sagen unrichtigerweise, dass die Planeten diese Zeichen beherrschten –, so sollte der Schüler die Svabhāvas der verschiedenen menschlichen Prāṇas nicht nur mit den Svabhāvas der Planeten in Wechselbeziehung bringen, sondern auch mit den prāṇischen Svabhāvas der Tierkreis-Häuser oder Konstellationen.

Während der Lebenszeit eines Menschen wirken alle diese Prāṇas mehr oder weniger in seiner Konstitution. (In einem gewissen Sinne ist der einzige Unterschied zwischen einem Mahatma und einem Durchschnittsmenschen der, dass der Mahatma sein Bewusstsein in seinen höheren Prāṇas kon­zen­triert und die anderen Prāṇas ihre quasi-automatischen Arbeiten in den niederen Teilen seiner Konstitution verrichten lässt.) Dies ist der Grund, warum der Mensch während der Inkarnation wie eine Säule blendenden Lichtes ist, von der der höchste Teil sich in der farblosen Herrlichkeit der Unendlichkeit zu verlieren scheint, während die Zwischen- und niederen Teile allmählich farblich immer konkreter und ausgeprägter werden, bis die Prāṇas, wenn der Körper erreicht ist, grob und schwer werden und den kombinierten Svabhāva der verkörperten tierischen Monade ausstatten.

Wenn ein Mensch stirbt, werden diese Prāṇas nacheinander in regel­mäßigen Abschnitten vom untersten Teil nach oben eingezogen, bis das menschliche Ego den zweiten Tod im Kāma-Loka erlebt, in seinen Traum- oder Svapna-Zustand fällt und in das Devachan im Busen der spirituellen Monade eintritt. Die Prāṇas, die imstande waren, so weit aufzusteigen, treten dann erneut in die Monaden ein, die sie ursprünglich hervorgebracht haben, als das Ego vorher aus seinem Devachan in die Inkarnation hinunterstieg. Dies ist mit der Feststellung gemeint, dass die Prāṇas zu ihrer entsprechenden Quelle in der Natur zurückkehren.

Schließlich kann gesagt werden, dass selbst die höchsten Tätigkeiten des menschlichen Wesens, wie Bewusstsein, Denktätigkeit, Intuition etc., nur verschiedene Arten der Beschreibung der Svabhāvas, von göttlichen und spirituellen prāṇischen Kräften sind, die aus den Monaden, welche sich auf ihrer höheren Ebene befinden, in die menschliche Konstitution einströmen. Dies bedeutet, dass alles in der Natur nur verkörpertes Leben ist oder, anders ausgedrückt, verkörpertes Bewusstsein, Denken, Intelligenz. Das Höchste bringt das Niedere hervor, sodass die vitalen Ströme oder Säfte auf den manifestierten Ebenen und daher im und durch den physischen Körper nur der Ausdruck der höheren Vitalität sind, die sich auf den niederen und niedersten Ebenen manifestiert.

Der physische Tod – ein elektromagnetisches Phänomen

Nachdem das Selbst (Ātman) in einen Zustand der Schwäche gefallen ist und sozusagen in Bewusstlosigkeit eintritt, vereinigen sich die Lebensströme (Prānas) um es herum. Indem es diese leuchtenden Elemente gänzlich in sich aufnimmt, dringt es dann in das Herz ein. Wenn der Geist des Auges in einem Kreis sich hinwegbewegt, verliert er die Kenntnis der Form.

„Er wird eines, er sieht nicht“, sagen sie. „Er wird eines, er riecht nicht“, sagen sie. „Er wird eines, er schmeckt nicht“, sagen sie. „Er wird eines, er spricht nicht“, sagen sie. „Er wird eines, er hört nicht“, sagen sie. „Er wird eines, er denkt nicht“, sagen sie. „Er wird eines, er fühlt nicht“, sagen sie. „Er wird eines, er weiß nicht“, sagen sie. Dann wird der Eingang des Herzens leuchtend. Mittels dieses Strahlens tritt das Selbst aus, entweder aus dem Auge oder aus dem Kopf oder aus anderen Teilen des Körpers. Wenn es dahinscheidet, so scheidet das Leben (Prāna) nach ihm; wenn das Leben scheidet, scheiden alle Lebenswinde dahin. Es wird mit Wahrnehmung ausgestattet; es tritt in diese Wahrnehmung ein; Kenntnis und Taten und die Wahrnehmung der Vergangenheit vereinigen und durchdringen es.

Bṛihadāraṇyaka-Upanishad, IV, 4, 12

Es gibt keinen wesentlichen Unterschied zwischen dem Tod einer Sonne und dem eines Menschen oder des kleinsten Atoms. Die Einzelheiten sind verschieden, das ist alles. Der Tod einer Sonne bewirkt ein sofortiges Verschwinden des Lichtkörpers der Sonne, der gröber ist als das Licht der spiri­tuellen Reiche, aber dennoch Licht ist; und Licht ist Energie, und Energie ist Materie. Ebenso ist der Körper eines Menschen oder der Körper eines Atoms, in der Tat alle physische Materie, nur verdichtetes Licht. Da die Sonne ein göttliches Wesen ist, umkleidet sie sich mit einem entsprechenden Träger aus reinem etherischem Licht, nicht aus grobem oder verdichtetem Licht, so wie es unsere Körper sind. Infolgedessen werden, wenn die göttliche Flamme der Sonne zurückgezogen wird (was der Tod ist), ihre Atom-Elemente im Nu zerstreut, und diese Zerstreuung verursacht einen Glanz, eine Lichtausbreitung durch enorme Gebiete des Raumes.

Wenn beim Menschen die göttliche Flamme zurückgezogen wird, was ebenfalls wie ein Lichtblitz geschieht, bleibt der Körper, der zu grob und zu schwer ist, um sofort auseinanderzufallen und zu vergehen, noch als ein Leichnam zusammengehalten, bis er durch die chemische Tätigkeit der Atome untereinander physisch aufgelöst wird.

Unsere Körper strahlen ständig Licht aus, Licht in vielen Farben, manchmal schön, manchmal abstoßend. Ein Mensch in leidenschaftlichem Zorn oder Hass sendet zum Beispiel aus seinem ganzen physischen Wesen Licht in einem Strom aus, der grob, rot, feurig und abscheulich anzusehen ist, und durch Reaktion ruft er in anderen, die von diesem üblen Licht berührt werden, Gefühle des Hasses hervor. Andererseits strahlt ein Mensch, dessen Herz mit unpersönlicher Liebe erfüllt ist, diese fortwährend aus, besonders in jenen Momenten, wenn er unter dem Antrieb des Mitleids handelt. Selbst sein physischer Körper sendet dann Ströme des Lichts von unbeschreiblicher Schönheit, voll buntschimmernden Glanzes aus. Dies ist das Geheimnis des Nimbus oder des Heiligenscheins, von dem es heißt, dass er die Köpfe der Heiligen umgibt. Jeder Mensch hat einen solchen Nimbus. Licht ist jedoch nicht das einzige, was vom Körper ausströmt; es sind auch Gerüche. Manche Tiere sind gegenüber Lichtausstrahlungen sensibler, während andere Gerüchen gegenüber empfindlicher sind.

Während unserer Lebenszeit wird jede Gemütsbewegung von entsprechenden Lichtausstrahlungen begleitet, jede von eigener Qualität und Art. Alle bringen sich jedoch in Reaktionen durch die Aura des physischen Körpers zum Ausdruck. Aus diesem Grunde ist der Adept, der einen Menschen beobachtet, der sich unter emotionaler oder mentaler oder sogar spiritueller Anspannung befindet, fähig, genau festzustellen, welche Bewusstseinsbewegung gerade in solcher Weise auf die Aura einwirkt.

Der Mensch ist ein Dynamo von Energien. Alles, was er tut, jeder Gedanke, den er hat, jede Emotion, die er fühlt, erzeugt in seiner ganzen Konstitution eine entsprechende Wirkung. Beim Tod reißt der Lebensfaden als Resultat der Tätigkeit von Energie – Energie, die plötzlich freigesetzt wird, was diese Wirkung hervorrufen muss. Deshalb kann der Tod nicht stattfinden, ohne eine Explosion von Lichtatomen zu verursachen, die aus jeder Pore seines physischen Körpers hinausströmen. Diese Lichtexplosion, wenn der Körper für einen Augenblick in Herrlichkeit erstrahlt – unsichtbar für das gewöhnliche Auge –, ist nichts Einmaliges, denn das Gleiche gilt in größerem oder kleinerem Maße für jede Wesenheit, für Sonnen und Sterne bis zu Tieren und Pflanzen. Es ist nur eine umfassendere Veranschaulichung des Prozesses, der beim radioaktiven Zerfall gewisser chemischer Elemente, wie z. B. bei Uran, Thorium und Radium, stattfindet. Dieser Zerfall der Atome resultiert aus dem, was wir vielleicht anschaulich als den Tod der entsprechenden atomaren und subatomaren Teilchen beschreiben können.

Es ist eine höchst interessante Tatsache, dass jede Bewegung, ob in ma­kro­kosmischem oder mikrokosmischem Maßstab, von einer Lichtausstrahlung begleitet ist; und Licht ist eine elektromagnetische Erscheinung, die sich als Strahlung äußert. In der Tat, jede sich bewegende Wesenheit, jede Bewegung irgendwo, wie das Hochheben unseres Armes, das Schwenken eines Baumzweiges im Wind, der Funke, der durch das Reiben von Stahl an einem Feuerstein entstand, oder das Wirbeln eines Elektrons, verursacht unweigerlich ein Aufblitzen oder ein Konglomerat winziger Blitze, die alle einen elektro­magnetischen Charakter haben.

Unter dem Gesichtspunkt der Ursachen werden alle diese Bewegungen durch die elektromagnetische Vitalität unzähliger Scharen von Leben und lebender Wesen, die überall um uns herum sind, hervorgerufen. Magnetismus und Elektrizität sind nur Manifestationen der Vitalität sowohl des Sonnen­systems als auch unserer Erde, die sich in einem faszinierenden Gewebe mit allen aufeinander wirkenden Kräften der individuellen Vitalitäten der Wesenheiten vereinigen, die in diesen makrokosmischen Körpern enthalten sind. Das ist jedoch nicht alles: Der Gedanke selbst, der sich als Wille ausdrückt – ebenso wie derjenige, der die Bewegung des Armes herbeiführt –, setzt die Teilchen des Gehirns in vital-elektrische Tätigkeit, molekular, atomar und astral; und jede derartige winzige Bewegung der Atome des Gehirns sendet, indem sie dem Gedankenbefehl antwortet, ihren besonderen Strahlungsblitz aus.

Um zur Sache zu kommen: Die Lichtstrahlungen oder Lichtexplosionen, die den physischen Körper im Moment des Todes einhüllen, werden durch das plötzliche Zurückziehen oder durch die zerrissenen Verbindungen der verschiedenen Prāṇas der Moleküle und der Atome, die den Körper zusammensetzen, hervorgebracht. Ein solcher Lichtausbruch dauert nur einige flüchtige Augenblicke. Danach ist der Körper ein „unbelebter“ Leichnam, obgleich natürlich jedes einzelne seiner Moleküle und Atome seine eigenen svabhāvischen Prāṇas enthält.

Schließlich variieren die Intensität und die Menge des Lichts, das von dem Körper beim Tode ausströmt, im Grad und in der Qualität mit dem Charakter des sterbenden Menschen. Wenn der Tod plötzlich eintritt und bei einem Körper, der sich in der vollen Stärke und Reife der Jahre befindet, ist der Lichtausbruch entsprechend intensiv und groß und wahrscheinlich von sehr kurzer Dauer; wohingegen im Falle des Todes eines Menschen, der aus Altersschwäche stirbt oder der ruhig im Schlaf oder nach langer Krankheit hinscheidet, der Ausbruch der Lichtstrahlung entsprechend weniger intensiv und weniger groß ist, weil er sich zeitlich mehr hinauszieht. Die wissenschaftliche Auffassung hinsichtlich Elektrizität, Magnetismus, Licht, Ton und Wärme als verschiedene Oktaven der Strahlung nähert sich insofern sehr der esoterischen Philosophie in dem Sinne, dass alle diese Strahlungsformen nur verschiedene Aspekte einer fundamentalen und alles einschließenden vitalen Grundlage sind, die sich selbst in verschiedenen Intensitätsgraden äußert. Eines Tages wird man erkennen, dass Denken und Bewusstsein zu der gleichen vitalen Stufe der Strahlung gehören, obgleich sie in ihrem Ursprung höheren Ebenen des Universums als der physischen Ebene angehören.

Kāma-Loka und der zweite Tod

… denn für jemanden, der keine innere Wahrnehmung und keinen Glauben hat, ist Unsterblichkeit unmöglich. Um in der kommenden Welt ein bewusstes Leben zu leben, muss man vor allem an dieses Leben während der irdischen Existenz glauben. Auf diesen beiden Gedanken der Geheimen Wissenschaft ist alle Philosophie über das post-mortem Bewusstsein und die Unsterblichkeit der Seele aufgebaut. Das Ego reagiert immer entsprechend seinen Verdiensten. Nach der Auflösung des Körpers beginnt für das Ego entweder eine Periode des vollen klaren Bewusstseins, ein Zustand der chao­tischen Träume oder ein gänzlich traumloser Schlaf, der von Vernichtung nicht zu unterscheiden ist; und dies sind die drei Zustände des Bewusstseins. Unsere Physiologen finden die Ursachen der Träume und Visionen in einer unbewussten Vorbereitung derselben während der Stunden des Wachseins; warum kann das Gleiche nicht für die post-mortem Träume angenommen werden? Ich wiederhole es, Tod ist Schlaf. Nach dem Tod beginnt vor den spiri­tuellen Augen der Seele eine Vorstellung nach einem Programm, das wir gelernt und sehr oft unbewusst für uns selbst zusammengestellt haben: die praktische Ausführung von richtigen Überzeugungen oder von Illusionen, die durch uns selbst verursacht wurden. Ein Methodist wird ein Methodist sein; ein Muselmann, ein Muselmann, natürlich nur für eine gewisse Zeit – in einem vollkommenen Narrenparadies, das der Mensch für sich erschaffen und entwickelt hat. Dieses sind die post-mortem Früchte des Lebensbaumes. Natürlich ist unser Glaube oder Unglaube an die Tatsache bewusster Unsterblichkeit nicht imstande, die absolute Wirklichkeit der Tatsache selbst zu beeinflussen, wenn sie einmal existiert. Aber der Glaube oder Nichtglaube an diese Unsterblichkeit, wie an die Fortsetzung oder Vernichtung einzelner Wesenheiten, macht diese Tatsache für jede dieser Wesenheiten so bedeutsam.

HPB in Lucifer, Januar 1889, S. 413

Um die Lehren des Okkultismus über die Nachtod-Zustände zu verstehen, ist es wichtig, daran zu denken, dass der Mensch aus mehreren Element-Prinzipien zusammengesetzt ist, die die Tätigkeitsfelder des Aurischen Eies bilden, in dem die verschiedenen Bewusstseinszentren wirken. Alle diese Element-Prinzipien mit ihren dazugehörigen Monaden sind eng miteinander verbunden und jede Monade leitet sich als ein Strahl von ihrer höheren Monade ab. Wir haben also erstens eine göttliche monadische Essenz, die absolut unsterblich ist, von großer spiritueller, intellektueller und sogar physischer Kraft und mit einem kosmischen Tätigkeits- und Bewusstseinsbereich; zweitens, eine göttlich-spirituelle Monade mit ihrem Strahl oder Abkömmling von rein spiritueller Natur und Funktion; drittens, eine spiri­tuell-intellektuelle Monade oder höheres Ego; viertens, ein menschliches Ego, das seinerseits ein Strahl des vorhergehenden monadischen Zentrums ist; fünftens, den Modellkörper, das Feld der sogenannten astralen Monade; sechstens, einen physischen Körper, der um diesen Astralkörper herumgebaut ist und teilweise von ihm stammt; und siebentens und an letzter Stelle, die vitale Essenz oder das Leben, d. h. die vitale Kraft oder Energie, die durch alle diese Element-Prinzipien hindurchfließt und sie vereinigt. Diese Lebensenergie selbst wird in dem Maße, wie sie durch die niedrigeren Teile der Konstitution absteigt, fortschreitend weniger etherisch, und sie ist ihrerseits genauso wie die anderen Element-Prinzipien aus monadischen Einheiten zusammengesetzt: sozusagen aus vitalen Teilchen, Wesenheiten von winzigen Ausmaßen, die als Lebensatome bekannt sind.

In der letzten Analyse ist die menschliche Konstitution zwölffach. Sie besteht aus den sieben manifestierten und den fünf unmanifestierten Einheiten von weit höherem Charakter; und die sieben manifestierten können wieder in eine obere spirituelle Triade und eine niedere Vierheit unterteilt werden. Bei der zehnfachen Einteilungsart sollten wir an die anderen zwei Einheiten denken, von denen die eine das übergöttliche Verbindungsglied mit der Gottheit des Universums und die andere das polare Glied ist, das die Wesenheit mit den niederen Teilen des Universums verbindet; diese setzen die zwölf zusammen.

Wir müssen nicht glauben, dass die zwölffache Einteilung der mensch­lichen Konstitution der sieben- oder zehnfachen vorzuziehen sei. HPB konzentrierte sich mehr auf die siebenfache, weil es leichter ist, sie zu lehren und sie zu verstehen. Der entscheidende Punkt ist, dass alle Element-Prinzipien im Aurischen Ei eingeschlossen und enthalten sind, das seinen ursprüng­lichen Brennpunkt oder seine Quelle in dem allerhöchsten der zwölf Teile der Konstitution hat; und in einem gewissen Sinn ist das Aurische Ei wegen seines unaufhörlichen Fortbestehens in Wirklichkeit das objektive Sūtrātman oder das Fadenselbst.

Wenn die Bewusstseinsbereiche der verschiedenen Teile der menschlichen Konstitution in zwölf eingeteilt werden, sind sie ziemlich leicht zu verstehen. Die fünf unmanifestierten können wir typisch universal oder kosmisch nennen, zumindest die höheren Einheiten derselben, denn deren Tätigkeitsbereich dehnt sich viel weiter aus als unsere eigene Galaxie oder unser Heimat-Universum. Die Reichweite der göttlichen Monade, die essenziell die ātmische Monade mit ihrem buddhischen Gefäß ist, ist die Milchstraße; der Bereich der spirituellen Monade, des Buddhi-Manas, ist das Sonnensystem; während das Tätigkeitsgebiet des sich wiedereinkörpernden Ego die Planetenkette ist; und schließlich ist der Bereich der astralen Monade oder der niederen Vierheit, wie man sie kollektiv beschreiben kann, ein einziger Globus einer Kette, zum Beispiel unser Globus D.

In diesem Zusammenhang müssen wir einen Unterschied machen, selbst wenn es kein tatsächlicher Unterschied ist, zwischen dem sich wiederverkörpernden Ego, das seinen Bereich jenseits der Planetenkette hat, und seinem Strahl, dem reinkarnierenden Ego, das sich auf ein verkörpertes menschliches Wesen in seinem physischen Vehikel auf diesem Globus D bezieht.

Der Mensch ist in der Tat aus vielen Substanzen, Stoffen, Kräften und Energien zusammengesetzt – von denen jede in ihrem eigenen entsprechenden Teil des Aurischen Eies als ein integrierender Teil eines immerwährenden Bewusstseinsstromes wirkt. Der physische Tod bringt die vorübergehende Auflösung der niederen viereinhalb Prinzipien in dieser zusammengesetzten Wesenheit mit sich.

Wenn sich die menschliche Konstitution im Kāma-Loka beim zweiten Tod trennt, wird alles, was im vergangenen Leben edel und von spirituellem Charakter war – die schönen Bestrebungen und Ideale, die großen Erinnerungen, die die höhere Seele im Gewebe ihrer Substanz behält –, in die höchste Triade, die die unsterbliche monadische Essenz unserer Konsti­tution ist, zurückgezogen. Die Gesamtheit dieser eingezogenen Elemente wird korrek­terweise als die menschliche Monade angesehen, die als Embryo in der spirituellen Monade der höheren Triade bis zur nächsten Wiedergeburt auf dieser Erde bleibt.

Anders dagegen der niedere Teil des Menschen, der den niedersten Teil des menschlichen Ego an sich zieht, alle die leidenschaftlichen, emotionalen und rein selbstsüchtigen Teile. Diese lösen sich in ihre verschiedenen Klassen von Lebensatomen auf, aus denen sie tatsächlich zusammengesetzt sind. Diese Lebensatome verfolgen dann ihre Wanderungen durch die verschiedenen Naturreiche. Wenn der physische Körper stirbt und sich zersetzt, kehren seine Lebensatome zu den Elementen der Erde, der Luft, des Wassers, des Feuers und des Ethers zurück, die diese ursprünglich dem Körper überließen. Dann, zu einem späteren Zeitpunkt im Kāma-Loka des Astrallichts, geht jedes der Lebensatome, die die Zwischenschichten des entkörperten Wesens bilden, zu seiner entsprechenden kosmischen Sphäre über. Der Ausdruck „Erde zu Erde, Wasser zu Wasser, Luft zu Luft, Feuer zu Feuer“ etc. bezieht sich auf die Lebensatome der verschiedenen Teile der menschlichen Konstitution.

Die gleiche Regel gilt für die Monaden im Menschen, von denen jede nach ihrem eigenen Reich oder ihrer eigenen Sphäre strebt; die menschliche Monade tritt in ihr Devachan ein; die spirituelle Monade unternimmt ihre Wanderungen durch die Sphären; und im Moment des Todes wird der gött­liche Strahl, der mit der menschlichen Konstitution eng verbunden ist, von dem menschlichen Verbund befreit und kehrt schneller als ein Gedanke zu seinem Elternstern, zu der Sphäre der göttlichen Monade, unserem Innersten und Höchsten, zurück.11

Nun ist der Kāma-Loka nur derjenige Teil des Astrallichts, der unmittelbar mit unserem Erdglobus zusammenhängt und diesen vollkommen umschließt und durchdringt. In seinen gröbsten Teilen ist er tatsächlich eine halbmaterielle Ebene, obgleich wir ihn, weil wir ihn nicht beständig sehen oder fühlen können, unsichtbar oder „subjektiv“ nennen. Während der Kāma-Loka in verschiedene Grade der Etherhaftigkeit teilbar ist, hat er keine Bereiche, die wir entweder schön oder heilig nennen würden. Er ist der Aufenthaltsort der Schatten, derjenige Aspekt der Astralwelt, wo, um einen Ausdruck der ersten Christen anzuwenden, die ausgeschiedenen Dinge in den Schweinetrog gelangen. Dieser Ort enthält die Überbleibsel der astral-vitalen Überreste von Wesen, die es einmal gab. Was das Astrallicht betrifft, so enthält dieses nicht nur den Kāma-Loka, sondern es erstreckt sich ebenso in etherischer Qualität „aufwärts“ und wird allmählich spirituell. In einem gewissen Sinn ist das As­tral­licht in seiner Gesamtheit das Aurische Ei der Erde, während es in einem anderen Sinn für die Erde den gleichen Platz einnimmt wie der Modellkörper für den Menschen. Das Astrallicht selbst ist nur der Träger der Anima Mundi, der „Seele unserer Welt“. Mit anderen Worten, wir können von der Anima Mundi als der Seele des Astrallichts sprechen (welch Letzteres in seinen niedrigsten Teilen das Liṇga-Śarīra der Erde ist), und vom Kāma-Loka als dem gröbsten Bodensatz oder dem materiellsten Teil des Astrallichts.

Was die Reichweite vom Kāma-Loka im Raum betrifft, so kann gesagt werden, dass er sich in der einen Richtung etwas über die Sphäre unseres Mondes hinaus ausdehnt und in der anderen Richtung das Zentrum unserer Erde berührt. Wenn wir jedoch den Kāma-Loka als eine Reihe von Zuständen der Materie ansehen, die zeitweise von Wesenheiten besetzt sind, da sie infolge ihrer eigenen entsprechenden Qualität dorthin gezogen werden, so sehen wir, dass der Kāma-Loka als eine siebenfältige Gesamtheit sich in der Mitte zwischen Devachan und Avīci befindet. Weder Devachan noch Avīci sind jedoch Orte, sondern es sind Bewusstseinszustände, welche die Wesen durchmachen. Natürlich muss eine Wesenheit in jedem Bewusstseinszustand auch einen Standort haben.

Obgleich das Devachan und der Avīci nur Zustände oder Verhältnisse sind, hat Kāma-Loka einen dualen Charakter. Er besteht sowohl aus einer Anzahl von Ebenen im Astrallicht, das unsere Erde direkt umgibt und in ihr ist, als auch aus Eigenschaften oder Zuständen der Materie, sodass diese Ebenen als zeitweilige Wohnorte von Wesenheiten dienen, die sie durchqueren. Was vom Kāma-Loka unserer Erde gesagt wird, ist im Prinzip auf die Kāma-Lokas der anderen Globen unserer Kette anwendbar – und tatsächlich auf jede Kette des Sonnensystems –, weil jeder Globus sein eigenes Astrallicht hat.

Die vier Zustände des Bewusstseins

Es gibt vier Grundqualitäten des Bewusstseins, in die ein Mensch sowohl im Leben als auch nach dem Tode eintreten kann. Im Sanskrit werden diese Jāgrat, Svapna, Sushupti und Turīya genannt12, und jeder der sieben Zustände oder Umstände, in denen sich das menschliche Bewusstsein befinden kann, enthält sein eigenes entsprechendes Jāgrat, Turīya, seinen Svapna und seine eigene Sushupti. Jede dieser vier Bewusstseinsarten ist ihrer passenden Stelle in der menschlichen Konstitution zugeteilt, sodass, während das gewöhnliche Gehirn-Bewusstsein des Menschen sich meistens im Jāgrat-Zustand befindet, ein anderer Teil im Svapna sein kann, wieder ein anderer in Sushupti, während der höchste Teil seines Bewusstseins, die Buddhi in ihm, beständig im Turīya-Zustand ist.

Darauf sind die vielfältigen Unterschiede des Bewusstseins zurückzuführen, die zwischen den verschiedenen Menschen und den Stimmungen, in denen die Menschen zu verschiedenen Zeiten sein können, existieren. Ein Mensch befindet sich deutlich im physischen Jāgrat-Zustand, während ein anderer, obgleich er in der Jāgrat-Qualität ist, im Traum-Schlafzustand des Svapna zu sein scheint, und ein Dritter mag äußerliche Ereignisse beinahe nicht wahrnehmen und kann daher zeitweilig in der Sushupti-Eigenschaft des Jāgrat sein, und so fort.

Wir wollen als Beispiel einen Durchschnittsmenschen betrachten: Während er auf Erden ist, befindet er sich in einem normalen Wachzustand; gleichwohl hat er Anzeichen von etwas Edlerem und Feinerem in sich, als die Jāgrat-Qualität erkennen lässt. Das ist das höhere Manas oder der Mānasa­putra in ihm, der in dieser Bewusstseinssphäre in der Svapna-Qualität erscheint, weil er sich in einem solchen Durchschnittsmenschen nur schwach aus­drücken kann, obwohl seine Macht auf seiner eigenen Ebene bereits voll manifestiert ist. Ebenso kann die Buddhi in ihm wegen der Unvollkommenheit des Menschen diesen nur gelegentlich mit einem leuchtenden Strahl von sich selbst erreichen und dies gewöhnlich nur vage und mehr oder weniger in der Sushupti-Eigenschaft, obgleich sie auf ihrer eigenen Ebene voll funktioniert. Schließlich wirkt der Buddha oder der Christus in ihm auf seiner eigenen erhabenen spirituellen Ebene. Er kann aber die Fülle seines Bewusstseins nicht der Seele des gewöhnlichen Menschen einprägen, und daher gehört für ihn sein innerer Buddha der Turīya-Qualität des Bewusstseins an.

Es gibt im Leben eines Menschen auch jederzeit jene sehr mystischen, wunderbaren und nur allzu seltenen „Offenbarungen“ oder Intuitionen, die in sein Bewusstsein wie spirituell-intellektuelle Erleuchtungen kommen. Diese momentanen Inspirationsblitze können sich ereignen, gleich nachdem das wahre Altern begonnen hat, und sie können sich noch fortsetzen, wenn der Mensch ein ordentliches Leben gelebt hat, bis – nur kurze Zeit vor seinem Tode – der „Aufstieg“ der höheren Teile der menschlichen Konstitution beginnt und ihre Auflösung ankündigt. Diese Auflösung ist vollendet, wenn der Körper beiseitegelegt wird.

Der besondere Teil des Menschen, der diese verschiedenen Bewusstseinsqualitäten erfährt, ist das menschliche Ego, das offensichtlich in der Jāgrat-Eigenschaft der physischen Existenz selbstbewusst ist. So geht bei Beginn sowohl des Schlafes als auch des Todes das Bewusstsein aus dem Jāgrat in Unbewusstsein über. Zuerst hat das menschliche Ego einen zeitweiligen Zustand von Svapna oder Schlaf-Träumen und dann beginnt schnell oder langsam, entsprechend der Konstitution, der „unbewusste“ Zustand der Sushupti – unbewusst von unserem Standpunkt aus nur, weil wir noch nicht gewohnt sind, selbstbewusst in unseren höheren Eigenschaften zu leben.

Diese Übergänge des Bewusstseins aus Jāgrat zu Svapna und dann zu Sushupti finden jedoch bei hohen Adepten und den noch Größeren nicht statt, weil diese gelernt haben, in den erhabeneren Bereichen ihres Bewusstseins zu leben. Wenn daher der Adept oder der Mahatma stirbt, kann er nach Belieben sein volles Selbstbewusstsein auf jede Qualität oder jeden Zustand, der ihm zusagt, übertragen und kurz danach die Wiedereinkörperung vornehmen oder in seltenen Fällen in ein kurzes Devachan fallen oder sogar, in den Fällen großer Adepten, in ein zeitweiliges Nirvāṇa.

Im Falle des Schlafes treffen genau die gleichen Beobachtungen auch für den Adepten zu. Er kann es geschehen lassen, dass sein Körper und sein Gehirnverstand in gänzliches Nichtselbstbewusstsein übergeht, und auf diese Weise deren erschöpfte Gewebe wiederherstellen, während sein selbst­bewusstes Ego auf den inneren Ebenen vollständig funktioniert. Der gewöhnliche Mensch hat jedoch nicht gelernt, sich so zu verhalten, weil sein ganzes Bewusstsein auf diese Ebene konzentriert ist, sodass sein Bewusstseinszustand beim Einschlafen dem entspricht, was sein unvollkommen entwickeltes inneres Leben ihm gestattet, nämlich: als Erstes ein Traum-Schlafbewusstsein, in Nichtbewusstsein sinken, dann vielleicht ein Zurückgleiten in den Svapna- oder Schlaf-Traumzustand und so weiter, bis er erwacht. Ebenso gleitet der gewöhnliche Mensch nach dem Tod in das Devachan, das ein Zustand von spirituellem Svapna ist – ein Traum-Schlafzustand des menschlichen egoischen Bewusstseins, aber auf einer spirituellen Ebene, wo nur Dinge von großer Schönheit und Sehnsüchte von hohem intellektuellem oder spirituellem Charakter wie flüchtige „Wirklichkeiten“ vor der Vision des Devachani vorbeiziehen.

Dies erklärt auch, warum der gröbere, mehr materialistische Mensch sehr wenig Devachan oder vielleicht überhaupt keines hat. Sein ganzes Selbst­bewusstsein war während seiner Lebenszeit so stark an die Materie und an die Sinnenwelt um ihn herum gebunden, dass er kein inneres Leben aufstrebender Gedanken aufbaute, die ein Quasi-Traumbewusstsein nach dem Tode hervorrufen. Wenn ein Mensch wünscht, während des Schlafes selbstbewusst zu bleiben, oder desgleichen auch nach dem Tode, muss er vorher gelernt haben, in seinem höheren Manas und seiner Buddhi zu leben. Wenn er sein Bewusstsein während seiner Lebenszeit in dieser Weise konzentriert, wird er gänzlich mit diesen höheren Prinzipien vertraut sein und mit ihnen verbunden bleiben, wenn der Körper sich im Schlaf erholt oder beim Tode abgelegt wird.

Nach dem Tod kann das menschliche Ego-Bewusstsein des Durchschnittsmenschen in den höheren Qualitäten seiner Konstitution nicht selbstbewusst bleiben oder werden. Daher ist der Teil, der unbewusst wird, das gewöhnliche Verstandesbewusstsein des täglichen Lebens. Es bleibt in diesem Zustand, ausgenommen die kurzen Zwischenzeiten im Kāma-Loka, in dem es mehr oder weniger unklar erwacht und dann erneut in Unbewusstsein sinkt, um dann vielleicht erneut zu erwachen, alles traumhaft und dunkel, bis zum zweiten Tod im Kāma-Loka, zu welcher Zeit das menschliche Ego in das Träumen von Devachan eintritt, wo es mehr oder weniger ununterbrochen verbleibt, bis der Antrieb für die nächste Inkarnation verspürt wird.

Kein Mensch ist sich dessen bewusst, was um ihn herum nach dem wirklichen Tod vor sich geht,13 und alle Behauptungen, dass dies der Fall sei, sind entweder Betrug oder in den Fällen von Trance Fehlauslegungen, die fälsch­licherweise für den Tod gehalten werden. Sobald der wirkliche Tod eingetreten ist, stellt sich in jedem Fall Bewusstlosigkeit ein, und dann nimmt der Mensch absolut nichts mehr von dem wahr, was um sein Totenbett herum vor sich geht, ganz im Gegensatz zu dem, was gelegentlich von „zurückkehrenden“ Kāma-Rūpas berichtet wurde, die sich als „Geister“ durch Medien manifestieren. Wenn ein Mensch in Trance ist, können jedoch die Verbindungen des Bewusstseins mit dem physischen Gehirn immer noch genügend wach sein, um das „Bewusstsein“ zu befähigen, vage zu empfinden, was um das Krankenbett herum vor sich geht. Wenn jedoch die goldene Lebensschnur erst einmal endgültig zerrissen und der Tod endgültig eingetreten ist, ist eine Wahrnehmung dessen, was vor sich geht, niemals mehr möglich, weil alle Verbindungen mit dem wahrnehmenden Gehirn oder sogar mit dem Liṇga-Śarīra zerrissen worden sind.

In einer der ältesten Upanishaden, der Bṛihadāraṇyaka (IV,v,13) sagt der weise Yājñavalkya zu seinem Gefährten Maitreyī: „Nach dem Dahingehen gibt es keine Sañjñā“ – das heißt kein gesammeltes, aktives selbstbewusstes Denken. Diese Fähigkeit des selbstbewussten reflektiven Denkens besitzt die Wesenheit in Kāma-Loka nicht, denn das Manas funktioniert dort nicht, weil es sich in einer Erstarrung des Unbewusstseins befindet; und selbst in jenen flüchtigen Momenten, wenn die kāma-lokische Wesenheit eine schattenhafte Andeutung von Selbstbewusstsein hat, kommt das nur daher, weil das Aurische Ei der Wesenheit sozusagen automatisch das wiederholt, was sie während des Lebens zu tun oder zu denken gewohnt war.

Folglich erstreckt sich das kāma-lokische „Bewusstsein“ von zeitweiliger Auslöschung des Selbstbewusstseins über alle Zwischengrade der Bewusstlosigkeit bis zur astralen, niederen Art des Selbstbewusstseins, das Elementarwesen und verlorene Seelen haben. Wenn der Durchschnittsmensch in Kāma-Loka ist, so befindet er sich entweder in Bewusstlosigkeit oder in einem Traumzustand mit vorüberhuschenden Bildern. Je reiner der Mensch, desto tiefer ist seine Bewusstlosigkeit.

Diejenigen, die stark mit irdischen Dingen und ihrem materiellen Ver­langen und ihren Leidenschaften verbunden sind, erwachen wohl in Kāma-Loka, und es ist eine Menge Leiden damit verbunden, weil sie sich in einer Art von Albtraum befinden, obgleich auch hier die Natur gütig ist; der Albtraum ist traumhaft, unbestimmt. Dagegen ist sich der wirklich spirituelle Mensch des Durchgangs durch den Kāma-Loka kaum bewusst und eilt hindurch wie ein Zug durch einen Tunnel. Er nimmt nichts von dem wahr, was übel oder unerfreulich ist. Bei Durchschnittsmenschen können diejenigen mit materialistischem Einschlag ein unklares Gefühl haben, dass sie einen schlechten Traum haben, während andere von spirituellerem Charakter nur eine traumhafte Wahrnehmung haben mögen, dass solche Verhältnisse existieren, aber sie erfahren sie nicht. Auf jeden Fall dauert der Kāma-Loka nicht lange, ausgenommen für böse Menschen und Hexenmeister. Diese leiden manchmal wirklich schrecklich – es ist kein physisches Leiden, so wie wir es verstehen, sondern ein entsetzlicher Albtraum, der sich mit Variationen wiederholt. Sie haben dies durch ihr fortwährendes Unheilausbrüten über sich selbst gebracht und der astrale innere Rekorder, der sozusagen aufgespult wurde, muss sich nun abspulen.

Andererseits gibt es für jene Adepten und Initiierten, die nicht zur höchsten Klasse, jedoch zu einer Klasse etwas oberhalb der spirituellen Menschen gehören, nach dem Tod wegen ihrer erwachten inneren Sinne und ihrer Vision ein gewisses Leiden. Das Leiden entsteht durch die Wahrnehmung des Entsetzlichen, das im Kāma-Loka um sie herum vor sich geht. Doch selbst hier dauert das nicht lange, vielleicht nur einige Momente oder Stunden; und es kann dem inneren Erwachen entsprechend leicht oder intensiv sein. Es ist eine Tatsache, dass Initiierte oder Chelas, auch wenn sie verkörpert sind, beinahe willentlich das Astrallicht oder den Kāma-Loka empfinden können (oder ihre Vision davon abschalten können).

Natürlich werden diejenigen, die noch höher stehen, überhaupt nicht vom Astrallicht berührt, auch nicht bevor sie sterben, weil ihnen alle seine Aspekte voll bekannt sind, und indem sie alle Zugänge für die Sinneswahrnehmung versperren, schießen sie wie ein Stern hindurch.

Das Leiden nach dem Tode, auf das HPB an einer oder an zwei Stellen hinweist, ist demjenigen sehr ähnlich, durch das der Neophyt während der Initiation hindurchgehen muss. Er muss zuerst lernen, persönlich alle Fakten der Unterwelt sowie der Oberwelt zu erfahren; und für den Neophyten, der in Kāma-Loka mit offenen Augen und hellwach eintreten muss, ist das Leiden wegen des Entsetzlichen und des Elends, das er um sich herum wahrnimmt, gelegentlich beinahe unerträglich. Aber, um zu wissen, muss man die Initiation erfahren. Wenn man sie einmal kennt, wird man Meister der Situation, und man wird danach nicht mehr so stark betroffen und beeinflusst.

Ein anderer Punkt, über den ich sprechen möchte, ist die durchschnittliche Zeitdauer, während welcher der Mensch nach dem Tode unbewusst ist, bevor er wenigstens ein schattenhaftes Selbstbewusstsein im Kāma-Loka zurück­gewinnt. Jeder einzelne Fall ist einmalig. Hochspirituelle Menschen kommen im Kāma-Loka zu keinem Selbstbewusstsein irgendeiner Art, ausgenommen für eine kurze Zeit im Zusammenhang mit der zweiten panoramischen Vision beim zweiten Tod, kurz bevor sie in Devachan eingehen. Andererseits gibt es Menschen von grob animalischem oder materialistischem Charakter, angefangen von jenen, die dazu bestimmt sind, Elementarwesen zu werden, bis zu jenen, die in sich genügend Spiritualität besitzen, um vor der Reinkarnation ein kurzes Devachan zu erlangen.

Ein solches partielles „Erwachen“ im Kāma-Loka hängt ausnahmslos von dem gerade beendeten Leben ab. Die Gedanken, die ein Mensch im Moment des Sterbens hat, die die Art seiner Nachtod-Zustände andeuten, sind nur das beinahe automatische Funktionieren seines Bewusstseins, das zeigt, was für eine Art von Mensch er ist; denn seine letzten Gedanken werden von der allgemeinen Art jener sein, die ihm am geläufigsten waren und denen er sich am meisten hingab.

Die Länge der Zeit zwischen dem physischen Tod und dem zweiten Tod hängt wiederum beinahe vollständig von der Natur des entkörperten Menschen ab.21 Hier sind die gleichen Regeln anwendbar: Der wirklich spirituelle Mensch wird einen äußerst kurzen Aufenthalt im Kāma-Loka haben, vielleicht geht er ohne Unterbrechung hindurch, und sein zweiter Tod wird bald kommen. Der durchschnittliche Mensch wird einen viel längeren Aufenthalt haben; während der Mensch mit starken materialistischen Instinkten und Gefühlen einen noch längeren Zeitraum im Kāma-Loka verbringen muss. Manche bleiben während einer großen Anzahl von Jahren, möglicherweise sogar hundert oder zweihundert Jahre darin, ehe sie den zweiten Tod erleiden und das folgende kurze Devachan erfahren. Alle diejenigen, in denen die spirituelle Natur keine Anziehung „nach oben“ ausübt – und dies schließt gewöhnlich von Geburt an geisteskranke Menschen ein und auch kleine Kinder, die einen vorzeitigen Tod erleiden –, werden natürlich keinen wirklichen zweiten Tod haben, der in Wirklichkeit eine neue Geburt in höhere Bewusstseinszustände ist.

In den sehr seltenen Fällen eines Elementarwesens oder einer verlorenen Seele – oder eines jeden anderen Menschen, dessen Leben so völlig animalistisch und in die Materie verwebt war, dass sein Bewusstsein daran angekettet ist – gibt es ein „Erwachen“ für eine längere oder kürzere Zeit, in der er selbstbewusst oder quasi-selbstbewusst wahrnimmt, dass er tot und nicht länger mehr ein physisch verkörperter Mensch ist.14 In keinem Fall bleibt jedoch ein solches Bewusstsein erhalten, bis die Wiederverkörperung eintritt, weil mitleidsvolle Bewusstlosigkeit über ihn kommt, ehe er einen neuen physischen Körper annimmt.

In normalen Fällen fällt, wenn der Mensch stirbt, sofort süß und schön und unendlich mitleidsvoll Bewusstlosigkeit wie ein einhüllender Schleier ākāśischen Schutzes auf ihn herab. Dann, ausgenommen die wenigen flüch­tigen Momente des Traumbewusstseins im Kāma-Loka, beginnt für den Devachani die Kette glückseliger spiritueller Tätigkeit, die sich nicht sehr von der Art des Bewusstseins unterscheidet, die ein Mensch bei erfreulichen Träumen hat. Wir können dies, wenn wir wollen, „Selbstbewusstsein“ nennen, denn in einem gewissen Sinn ist es das, aber es ist der Svapna-Zustand des Selbstbewusstseins und nicht der Jāgrat-Zustand des verkörperten mensch­lichen Wesens.

Der alte Spiritualismus im Vergleich zum modernen Spiritismus

Ein Medium zu sein ist keine Gabe, sie ist ein unheilvolles Missgeschick. Es gibt nichts, was den spirituellen Fortschritt mehr behindert. Sie bringt die Prinzipien der inneren Konstitution in Unordnung und trennt die läuternden Einflüsse des Höheren Selbst immer mehr vom niederen Selbst, sodass der Schicksalsweg eines Mediums immer mehr bergab führt und man von Glück sprechen kann, wenn er nicht in schwarzer Magie endet. Das Medium ist ein hilfloses Werkzeug in der Gewalt psychischer Kräfte und weiß gewöhnlich nicht, was er oder sie tut und was passiert. – Es ist jedem vorbeiziehenden Elemental oder psychischen Energiestrom im Astrallicht ausgesetzt und auch für jeden gut gelenkten und konzentrierten menschlichen Willen ein passives Subjekt.

Im Gegensatz dazu ist ein wahrer Vermittler ein seiner selbst voll bewusstes, hochentwickeltes Verbindungsglied zwischen einer spirituell-intellektuellen Kraft und dem Menschen. Diese Position ist selbstgewählt. Sie ist ehrenvoll, aber auch voller Gefahren eigener Art, und fast immer ist damit Selbstaufopferung verbunden. Außerdem ist der Vermittler im menschlichen Leben ein Abbild dessen, was in den göttlichen Reichen einige der höheren Götter sind. Sie opfern sich selbst, damit den nach ihnen Kommenden geholfen werden kann. Zwischen einem Vermittler und einem Medium besteht die gleiche spirituelle und ethische Parallele wie zwischen einem weißen und einem schwarzen Magier – wie zwischen einem Sohn der Sonne und einem Kind des Mondes.

In diesem Zusammenhang sollten wir uns daran erinnern, dass H. P. Blavatsky mit Instruktionen in den Westen kam, um in und mit der speziellen Gemeinschaft von Menschen zu arbeiten, die wahrscheinlich für die Lehren, die sie bringen sollte, am geeignetsten waren. Das waren damals die Spiritisten, die in gewisser Hinsicht zu den aufgeschlossensten Menschen jener Zeit zählten und die mehr oder weniger die Möglichkeit erkannten, dass in dem grenzenlosen Universum außer den toten, seelenlosen, materiellen Dingen noch mehr vorhanden ist. Sie schloss sich ihren Reihen an und verfocht in der öffentlichen Presse die Wahrheiten, die sie dort vorfand. Sie versuchte diese Menschen zu der Erkenntnis zu führen, dass es tatsächlich eine spiri­tuelle Welt gibt, dass diese allerdings weit über der astralen Welt liegt; dass ihr Sommerland eine vage und entstellte Vorstellung von Devachan ist und dass die vermeintlichen „zurückkehrenden Geister“ nur die astralen Trugerschei­nungen menschlicher Wesen sind – sich auflösende psycho-astrale Wesenheiten, die für einen Umgang völlig ungeeignet sind.

Die Spiritisten wollten nicht auf sie hören. Der Phänomenalismus nahm damals überhand. Ein wackelnder Tisch, ein Klopfen an der Wand oder auf dem Tisch waren ihnen Beweise für die Unsterblichkeit der Dahingeschiedenen. Die von HPB veröffentlichte Philosophie lehnten sie ab. Deshalb gründete sie die Theosophische Gesellschaft als den Vermittler, um die Botschaft der alten Weisheitsreligion in die Gemüter und Herzen der Menschen zu tragen. Die Spiritisten waren jahrelang HPBs bitterste Feinde. Sie konnten ihr nie verzeihen, dass sie ihre Reihen verlassen hatte, um an ihre eigene Arbeit zu gehen. Sie sprachen von Verrat, weil sie die Beweggründe und Ursachen für ihr Handeln nicht verstanden.

Die Einstellung des echten Okkultismus zum sogenannten Spiritismus und zum vermeintlichen Umgang mit entkörperten Wesenheiten ist unzweideutig in bestimmten tibetischen Briefen und Manuskripten festgehalten, die von HPB in ihrem Artikel Tibetische Lehren15 zitiert wurden. Nach ihrer Aussage handelt es sich bei den folgenden abgedruckten Auszügen um die Ansicht des ehrwürdigen Chohan-Lama, des „Leiters der Archivare“ der Bibliotheken, die Manuskripte über esoterische Lehren enthalten, die den Dalai- und Tashi-Lamas gehörten:

„ … wir behaupten, dass es für ein völlig reines Selbst, wenn es vom physischen Körper befreit ist, keine Möglichkeit gibt, in seiner Persönlichkeit, in der es auf der Erde lebte, in der irdischen Atmosphäre zu verbleiben. Für diese Regel gibt es nur drei Ausnahmen:

Das heilige Motiv, das einen Bodhisatwa, einen Sravaka oder Rahat veranlasst, jenen, die hinter ihm geblieben sind, den Lebenden, zum gleichen Segen zu verhelfen. In diesem Fall verbleibt er, um sie entweder auf innere oder äußere Weise zu belehren. Oder, zweitens, jene, die, obwohl sie während ihres Lebens rein, ohne Arg und verhältnismäßig frei von Sünde geblieben sind, sich so ausschließlich mit einer speziellen Idee im Zusammenhang mit einer der menschlichen Mâyâs beschäftigt haben, dass sie mitten in dieser völligen gedanklichen Absorption sterben; und drittens, Personen, in denen eine intensive und heilige Liebe, wie sie zum Beispiel eine Mutter für ihre verwaisten Kinder empfindet, einen unbezwingbaren Willen hervorruft oder erzeugt, und die, getragen von der grenzenlosen Liebe, sich mitten unter den Lebenden in ihren inneren Selbsten aufhält.

Die Zeitperioden, die diesen Ausnahmefällen zugeschrieben werden, variieren. Im ersten Fall besteht auf Grund des Wissens, das der Bodhisatwa in seinem Zustand des Anuttara Samyak Sambodhi – das heiligste und erleuchtetste Herz – erworben hat, keine festgelegte zeitliche Begrenzung. Da er daran gewöhnt ist, schon während des Lebens stunden- und tagelang in seiner astralen Form zu verweilen, hat er nach dem Tode die Macht, seine eigenen Bedingungen um sich zu schaffen, die darauf gerichtet sind, die natürliche Tendenz der anderen Prinzipien daran zu hindern, sich mit ihren betreffenden Elementen wieder zu verbinden, und er kann dann auf die Erde herabsteigen oder sogar Jahrhunderte und Jahrtausende dort verbleiben. Im zweiten Fall wird die Periode so lange dauern, bis die allmächtige magnetische Anziehung des Gedankengutes – dem im Moment des Todes die intensive Konzentration galt – sich abschwächt und allmählich abklingt. Im dritten Fall wird die Anziehung entweder durch den Tod oder durch die moralische Unwürdigkeit der geliebten Person unterbrochen. In keinem dieser beiden Fälle kann sie sich über die Zeit eines Lebens hinaus erstrecken.

In allen anderen Fällen von Erscheinungen oder Botschaften, ungeachtet der Methode, wird sich der Geist als ein böser Bhûta oder bestenfalls ein Ro-lang erweisen – als die seelenlose Hülle eines Elementarwesens. …

Da er lediglich von Unwissen zeugt, lehnen wir jedenfalls jeden Umgang mit den Ro-lang vorbehaltlos und absolut ab. Denn was sind die Zurückkehrenden? Was für Kreaturen sind es, die nach Belieben direkt oder durch physische Manifestation Verbindung aufnehmen können? Es sind unreine, grob sündhafte Seelen, a-tsa-ras, Selbstmörder, und solche, die durch Unfall vorzeitig starben und nun in der Erdatmosphäre verharren müssen, bis ihre natürliche Lebenszeit voll abgelaufen ist. …

Jene Wesen, die zu der zweiten und dritten Klasse gehören – Selbstmörder und Unfallopfer –, haben ihre natürliche Lebensperiode noch nicht vollendet. Infolgedessen sind sie, was nicht notwendigerweise nachteilig sein muss, erdgebunden. Die vorzeitig verdrängte Seele befindet sich in einem unnatürlichen Zustand. Der ursprüngliche Impuls, unter dem das Wesen evolviert und in das Erdenleben gebracht wurde, hat sich noch nicht erschöpft – der notwendige Zyklus ist noch nicht vollendet, muss aber nichtsdestoweniger erfüllt werden.

Obwohl erdgebunden, sind diese unglücklichen Wesen, ob freiwillige oder unfreiwillige Opfer, in der magnetischen Anziehung der Erde sozusagen nur festgehalten. Sie werden nicht, wie die erste Klasse, auf Grund eines ungezügelten Durstes, ihre Vitalität zu nähren, zu den Lebenden hingezogen. Ihr einziger Impuls – und zwar ein blinder, weil sie sich im allgemeinen in einem betäubten oder gelähmten Zustand befinden – besteht darin, so schnell wie möglich in den Wirbel der Wiedergeburt zu geraten. Ihren Zustand nennen wir ein falsches Bar-do – die Periode zwischen zwei Inkarnationen. Dem Karma des Wesens entsprechend – das von seinem Alter und seinen Verdiensten in der letzten Geburt bestimmt wird –, wird dieses Intervall länger oder kürzer sein.

Nichts außer einer übermächtigen, intensiven Anziehung, wie z. B. eine heilige Liebe für einen geliebten Menschen, der sich in großer Gefahr befindet, kann diese Wesen mit ihrer Zustimmung zu den Lebenden ziehen. Die mesmerische Kraft eines Ba-po, eines Nekromanten – das Wort ist bewusst gewählt, weil der nekromantische Bann Dzu-tul ist oder das, was Sie eine mesmerische Anziehung nennen –, kann sie jedoch in unsere Gegenwart zwingen. Diese Beschwörung wird indes von allen, die sich an die Gute Lehre halten, absolut verworfen; denn die so beschworene Seele muss außerordentlich leiden, auch wenn sie es nicht selbst ist, sondern nur ihr Bild, das von ihr abgezogen oder herausgerissen wurde, um die Erscheinung zu bilden. Da die jang-khog – animale Seele – durch Gewalt vorzeitig vom Körper getrennt wurde, ist sie noch schwer mit materiellen Partikeln beladen – eine natürliche Desintegration der gröberen von den feineren Molekülen hat noch nicht stattgefunden –, und da nun der Nekromant die künstliche Trennung (der Seele) erzwingt, wie man beinahe sagen könnte, muss sie so leiden, wie jemand von uns leiden müsste, wenn man ihm die Haut bei lebendigem Leibe abziehen würde.

Die Heraufbeschwörung der ersten Klasse – der grob sündhaften Seelen – ist daher für die Lebenden gefährlich. Die zweite und dritte Klasse zum Erscheinen zu zwingen ist eine unbeschreibliche Grausamkeit für die Toten.

Wenn ein Mensch eines natürlichen Todes gestorben ist, so herrschen vollständig andere Bedingungen: Die Seele ist fast, und im Falle von großer Reinheit völlig, außerhalb der Reichweite eines Nekromanten und deshalb jenseits des Bereichs eines Zirkels von Beschwörern oder Spiritisten, die, ohne dass es ihnen bewusst ist, eine echte nekromantische Sang-nyag oder eine magnetische Beschwörung praktizieren. …

Auf alle Fälle hat die Seele weder den Willen noch die Kraft, in dieser Zeit an die Lebenden zu denken. Wenn aber ihre Zeit der Verborgenheit vorüber ist und das neue Selbst in vollem Bewusstsein die gesegnete Region Devachans betritt – wenn alle irdischen Nebel zerstreut sind und die Szenen und Beziehungen des vergangenen Lebens klar vor sein geistiges Auge treten –, dann kann es geschehen, und es geschieht auch gelegentlich, dass, wenn dieses Selbst alle erspäht, die es liebte und von denen es auf Erden geliebt wurde, es die Geister der Lebenden allein durch die Anziehungskraft der Liebe zu sich emporzieht und mit ihnen vereint ist. Wenn diese Geister dann in ihren normalen Zustand zurückkehren, meinen sie, der Verstorbene sei zu ihnen herabgestiegen.

Wir unterscheiden uns deshalb grundlegend von den westlichen Ro-lang-pa – Spiritisten – in Bezug auf das, was sie sehen oder womit sie sich in ihren Zirkeln und durch ihre unbewusste Nekromantie verbinden. Wir sagen, es handelt sich nur um den physischen Abfall oder um das geistlose Überbleibsel des verstorbenen Wesens. Es ist das, was abgestoßen, weg­geworfen und zurückgelassen wurde, als seine feineren Teile aufwärts in das große Jenseits hinübergingen.

In diesem Abfall verbleiben noch Fragmente des Gedächtnisses und des Intellekts. Gewiss, einst war er ein Teil des Wesens und daher besitzt er noch ein klein wenig Anziehungskraft; aber in Wahrheit und Wirklichkeit ist er nicht das Wesen. Er ist aus Materie geformt, wie etherisch er auch immer sein mag. Früher oder später wird er daher zu den Strudeln hingezogen werden, wo die Voraussetzungen für seine atomare Auflösung vorhanden sind. …

So lautet die Lehre. Niemand kann Sterbliche überschatten, außer allein die Erwählten, die Vollendeten, die Byang-tsiub oder die Bodhisatwas allein – jene, die das große Geheimnis des Lebens und des Todes ergründet haben –, da sie imstande sind, ihren Aufenthalt auf der Erde nach dem Sterben beliebig zu verlängern. In gewöhnliche Ausdrucksweise übertragen bedeutet ein solches Überschatten wieder und wieder geboren zu werden, zum Wohle der Menschheit.“

Aus all dem geht hervor, wie unsinnig es ist anzunehmen, dass das exkarnierte Wesen mit den Hinterbliebenen, sei es durch Medien oder auf andere Weise, in Verbindung treten könne. Dennoch ist eine Verbindung mit „erdgebundenen“ Wesen wie den Elementarwesen möglich, wenn die Bedingungen für dieses sehr gefährliche, geistig und mental nicht förderliche Vorgehen geeignet sind.

Spiritismus ist der Menschheit seit Millionen Jahren bekannt. Von der Mitte der vierten Wurzelrasse an hat der Umgang mit abgeschiedenen Schatten und ihre Verbindung mit sogenannten psychischen Kräften im Menschen eine ganz bestimmte Art von Menschen schon immer angezogen. Die Verbindung mit den Bhūtas wurde jedoch in allen alten Zeiten und wird im Orient auch heute noch als unrein, falsch und moralisch verderblich angesehen. Das Wort Bhūta mit der Bedeutung „ist gewesen“ ist ein ungewöhnlich kennzeichnender und passender Ausdruck. Andererseits war der von HPB gelehrte „Spiritualismus“ die Lehre vom kosmischen Geiste: Spiritualismus im Gegensatz zu Materialismus.

Wahrer Spiritualismus hat nichts mit Nekromantie zu tun, denn der Spiritualismus des Altertums lehrte, dass die Welt eine große lebende, organische Wesenheit sei, zusammengesetzt aus kosmischen Wesen, und dass jeder Mensch in seinem Innersten ein solches kosmisches Wesen sei und die Pflicht und das unbeschreibliche Privileg habe, durch seinen eigenen inneren Gott mit den geistigen Reichen in Verbindung zu treten. Man war auch der Meinung, dass jeder Mensch ein Vermittler werden sollte – ein Bindeglied zwischen den göttlichen und den niederen Reichen; und ferner, dass jede selbstbewusste Wesenheit genau in dem Maße groß sei, wie sie als Vermittler zwischen der göttlichen Sonne und den Menschen diene.

Das ist in Kürze der Spiritualismus von H. P. Blavatsky, der Spiritualismus der Völker des Altertums, die Weisheitsreligion der Menschheit, den die Theodidaktoi – die „Gottgelehrten“ – in den Ländern um das Mittelmeer, etwa zur Zeit der Geburt von Jesus, dem Avatāra, und auch in den Tempeln Ägyptens, Persiens und Babyloniens gelehrt hatten. In Indien wurde er Brahma-Vidyā oder in einem mehr esoterischen Sinne Gupta-Vidyā genannt, die Theosophie, die auch bei den Druiden, bei den alten Amerikanern und Skandinaviern – ja, in der ganzen Welt gelehrt wurde.

Die Natur des Kāma-Rūpa

Das Kāma-Rūpa, das der Träger der unbewussten oder beinahe bewussten Wesenheit im Kāma-Loka wird, wird übrigens während des Lebens des einzelnen Menschen ständig geformt; mit anderen Worten, es befindet sich in einem ununterbrochenen Zustand der Modifikation oder Veränderung, wobei diese Änderungen beginnen, wenn die inkarnierte Wesenheit als ein Kind sich das erste Mal mentaler und emotionaler Zuneigungen, Anziehungen etc. bewusst wird. Nach dem Tod des physischen Körpers gibt es jedoch keinen weiteren Wechsel oder kein weiteres Wachstum der kāma-rūpischen Form. Sie bleibt mehr oder weniger statisch; alle Änderungen sind ihrer Natur nach Zerfall oder langsame Zersetzung. Es ist in Wirklichkeit der Teil der menschlichen Konstitution, welcher der kāma-manasisch-astrale Sitz oder Brennpunkt der leidenschaftlichen, emotionalen, niederen mentalen und psychischen Eigenschaften ist; und diese enthalten als ein Aggregat alle niederen Skandhas der menschlichen Konstitution, die gewöhnlich mit fünf angegeben werden.

Diese Gruppe von Skandhas hat ihren Brennpunkt in den niederen Teilen des Aurischen Eies und wirkt durch sie. Diese niederen Schichten dürfen jedoch nicht mit dem Liṇga-Śarīra oder Modellkörper verwechselt werden. Während des Lebens hat das sich ständig ändernde Kāma-Rūpa seinen Sitz im Liṇga-Śarīra oder benutzt dieses als Träger. Das Liṇga-Śarīra, das sofort auf die verschiedenen emotionalen und leidenschaftlichen Bewegungen im Kāma-Rūpa antwortet, übermittelt seinerseits diese als Impulse an den physischen Körper, der sodann mit entsprechender Tätigkeit antwortet.

Während der Inkarnation wirkt das menschliche Ego durch das Kāma-Rūpa, genauso wie das Kāma-Rūpa durch das Liṇga-Śarīra wirkt und dieses Letztere wiederum durch den Körper. Es ist in der Tat hinlänglich richtig, wenn man sagt, dass der persönliche Mensch, der die Widerspiegelung und allgemein die meistens verzerrte Ausstrahlung des reinkarnierenden Ego oder der menschlichen Monade ist, dieses Kāma-Rūpa selbst ist; weil das Kāma-Rūpa eine Sammlung von Skandhas ist, ist es der Ausdruck der rein persön­lichen Eigenschaften des menschlichen Ego.

Deshalb hält nach dem Tod und nachdem eine gewisse Zeit im Kāma-Loka vergangen ist, diese Sammlung von skandhischen Eigenschaften, die noch immer als das Kāma-Rūpa weiterbestehen, durch ihre Anziehungen das reinkarnierende Ego gefesselt, wobei der persönliche Mensch bewusstlos ist. Dieser Zustand bleibt bis zum Eintreten des zweiten Todes bestehen, was nur bedeutet, dass der Moment gekommen ist, in dem es dem reinkarnierenden Ego gelungen ist, alle und jedes Bindeglied sympathischer und psychomagnetischer Anziehung zu zerbrechen, die es mit dem Kāma-Rūpa des ehemaligen persönlichen Menschen vereint.

Der zweite Tod ist daher eine astrale Reproduktion dessen, was beim physischen Tod stattfand. Denn geradeso, wie beim physischen Tod der Körper mit dem Liṇga-Śarīra und den groben animalischen Prāṇas abgelegt wird, so legt beim zweiten Tod das menschliche Ego, das alle seine Verbindungen psychomagnetischer Anziehung mit dem Kāma-Rūpa abgerissen hat, diesen ab und tritt in den devachanischen Zustand ein. Dabei nimmt es alle spirituellen Sehnsüchte, Sympathien oder Erinnerungen mit, die der persönliche Mensch während des Erdenlebens im Gewebe des Bewusstseins aufbewahrt hatte.

Dies ist der zweite Tod. Wenn der letzte spirituelle Gedanke oder das letzte spirituelle Bild in das reinkarnierende Ego aufwärtsgezogen wurde und nichts mehr bleibt, um es an das Kāma-Rūpa gebunden zu halten, dann wird das Letztere als ein kāma-rūpischer Leichnam oder eine entsprechende Hülle abgeworfen. Danach beginnt das Kāma-Rūpa zu zerfallen; sehr schnell im Falle von Menschen, deren Leben spiritueller Art war, weniger schnell bei gewöhnlichen Menschen und noch langsamer bei denen, die stark zu materiellen Dingen hingezogen wurden. Dies ist der Grund, warum nach dem zweiten Tod das Kāma-Rūpa als astrale Hülle bezeichnet wird. Außerdem, wenn die Hülle noch mehr oder weniger mit den automatischen leidenschaftlichen Impulsen eines grob materialistischen oder bösen Menschen durchtränkt ist, ist sie sogar eine gewisse Art von Elementarwesen, aber das wirkliche Elementarwesen ist das Kāma-Rūpa eines furchtbar bösen Menschen oder eines Hexenmeisters, der nicht in das Devachan aufsteigen kann.

Für eine gewisse kurze Zeitdauer, die in jedem Fall von dem Individuum abhängt, behalten Kāma-Rūpas eine unruhige, schattenhafte Art quasi-­animalischen Bewusstseins, infolge der Tatsache, dass sie manasische Lebensatome niederer Art enthalten, deren Gedankenimpulse und emo­tionelle Tätigkeit noch nicht abgelaufen sind, so wie eine Maschine noch für eine Weile läuft, nachdem die Antriebskraft abgeschaltet wurde. Während diese manasischen Lebensatome niederen Grades das Kāma-Rūpa verlassen, zerfällt es und ist danach wie die Schale eines Eies, aus dem der Inhalt entfernt wurde. Solche kāma-rūpischen Hüllen sind nicht einmal mehr Elementar­wesen einer schwachen Art, sondern vollständig von Bewusstsein entleert und lösen sich nach und nach wie eine Wolke auf. Einige Kāma-Rūpas zerfallen in einigen Monaten; jene von Durchschnittsmenschen können acht, zehn, fünfzehn, möglicherweise zwanzig Jahre dazu brauchen, während es bei jenen äußerst materialistischen oder bösen Menschen, die aber dennoch etwas spirituell Gutes in sich hatten, eine weit größere Anzahl von Jahren dauern kann.

Der Ausdruck Elementarwesen bedeutet allgemein zwei Dinge: (a) die Phantome, Gespenster oder astralen Trugbilder, d. h. Kāma-Rūpas aller entkörperten Personen, deren Wohnort der Kāma-Loka ist; und (b) was HPB die „entkörperten Seelen der Verdorbenen“ nannte16, das heißt, die verdorbenen Seelen jener, die, nachdem sie sterben, eine lange und schwere Zeit im Kāma-Loka haben, bevor ihre obere Dreiheit oder kollektive Monade sich für ihre devachanische Ruhe befreien kann.

Eine besondere Anwendung findet der Ausdruck Elementarwesen außerdem im Falle verlorener Seelen einerseits und hartnäckiger Hexenmeister andererseits, von denen keiner einen zweiten Tod und infolgedessen kein Devachan hat. Diese Elementarwesen sind wirklich entkörperte Menschen, deren Wohnort das Astrallicht ist und die, obgleich sie des Körpers und ebenso der spirituellen Monade beraubt sind, weder Bewusstlosigkeit noch Devachan finden können, sondern im Astrallicht bleiben bis zur Wiederverkörperung auf Erden, die gewöhnlich innerhalb kurzer Zeit stattfindet. Solche verlorenen Seelen und ausgesprochenen Hexenmeister verkörpern sich in Körpern von fortgesetzt schwächerer Leistungsfähigkeit; und wenn ihr Zustand als „verlorene Seelen“ so weit gediehen ist, dass sie vom Menschenreich nicht mehr länger angezogen werden, werden sie sich in ihrem hoffnungslosen Hunger nach physischer Verkörperung zu tierischen Gebärmüttern hin­wenden und sich in den übelsten Fällen sogar an Pflanzen hängen.

In diesen letzteren Fällen von vollständig verlorenen Seelen muss beachtet werden, dass diese in Wirklichkeit astrale Monaden sind, von denen jede von ihrer spirituellen Monade losgelöst ist. Sie werden richtig Elementar­wesen genannt, weil sie in einen Zustand von „elementarer“ Evolution zurückgeworfen werden. Sie kehren daher zu den Reichen zurück, durch die sie früher als „elementale Seelen“ gingen. Sie verkörpern sich in diesen niederen Reichen jedoch nicht als die Monaden solcher Tiere oder Pflanzen. Der Verkörperungsvorgang ist vielmehr der einer verlorenen Seele oder des Elementars, die astral, psychisch und magnetisch mit dem Aurischen Ei entweder des Tieres oder der Pflanze verschmelzen. Auf diese Weise sind sie in einem wahren, aber unbewussten Sinn „Gespenster“ oder „Bewohner“ dieser Tiere oder Pflanzen. Folglich wäre es falsch anzunehmen, dass dieses oder jenes Tier kein normales Tier mit seinen eigenen sieben Prinzipien ist; aber wo ein solches Ereignis eintritt, wird das Tier oder die Pflanze durch ihr Verschmelzen mit den astralen Lebensatomen, die zu dem Elementarwesen gehören, gequält.

Alle Elementarwesen gleich welcher Art, sind, allgemein gesprochen, Überreste oder Überbleibsel von dem, was einmal verkörperte menschliche Wesen auf Erden waren. Früher oder später werden sie durch die wirbelnden Ströme des Ausflusses erfasst, der sie in die Große Kloake unseres Globus trägt. Diese entarteten astralen Monaden werden schließlich aus der Erd­atmosphäre in den Abgrund, den Planeten des Todes, hinweggefegt.

Um den Gegenstand von einem etwas anderen Blickwinkel aus zu betrachten: Wenn ein Mensch stirbt, ist er immer noch ein menschliches Wesen, das allerdings seinen physischen Körper, das Liṇga-Śarīra und die grobe astral-prāṇische Vitalität abgeworfen hat. Er bleibt daher ein vollständiges menschliches Wesen in dem Sinne, dass alle höheren Qualitäten im Kāma-Rūpa vorhanden sind; er ist eine Vier-Prinzipien-Wesenheit. Der Ātman, die Buddhi, das Manas und das Kāma-Manas sind noch immer miteinander verbunden. Die menschlichen Eigenschaften und Attribute schlafen sozusagen im Kāma-Rūpa im Kāma-Loka und sind daher unbewusst – eine segensreiche Vorsorge der Natur!

Wenn der zweite Tod eintritt, befreit sich die dreifache Monade, das Ātman-Buddhi-Manas, von ihren niederen kāma-manasischen Substanzen und Energien. Diese vergänglichen Elemente bleiben in der Kāma-Rūpa-Hülle und verschwinden nach und nach wie das Leuchten des Himmels nach Sonnenuntergang. Die Energien, die dieses verlöschende Leuchten hervorrufen, verschwinden nach und nach „aufwärts“, und da sie verspätete Lebensatome sind, werden sie wie schlafende Samen oder tanhische Elementale an das Aurische Ei des menschlichen Ego geheftet, das nun in sein Devachan eingetreten ist. Diese schlafenden Saaten der niederen Attribute und Qualitäten, d. h. die schlafenden Skandhas sind es, die vor der nächsten Inkarnation aktiv werden und anfänglich den künftigen Astralkörper mitformen.

Bei der Trennung der dreifachen Monade vom Kāma-Rūpa werden alle höchst spirituellen und intellektuellen Attribute als ein noch glänzenderes Leuchten in das reinkarnierende Ego zurückgezogen; und dieses spirituelle Aroma, das wahre menschliche Wesen, wird der Devachani, der im Busen des reinkarnierenden Ego, der menschlichen Monade, schläft. Hier ist zu unterscheiden zwischen der menschlichen Monade und ihrem Strahl, dem menschlichen Ego.

So wurde nach dem physischen Tod der aus sieben Prinzipien zusammengesetzte Mensch ein aus vier Prinzipien zusammengefügter Mensch, der aus den zwei Duaden Ātma-Buddhi und Manas mit den spirituellen Teilen von Kāma besteht. Wenn nun der Vier-Prinzipien-Mensch beim zweiten Tod in Devachan eintritt, verschmelzen diese zwei Duaden zur oberen Triade von Ātma-Buddhi und dem höheren Teil von Manas, weil die niederen kāma-manasischen Attribute abfallen.

Was den göttlichen Strahl betrifft, so eilt er im Moment des wahren Todes heim zu seinem Elterstern. Da er unsere innerste Essenz ist, sind es nur die Fortgeschrittensten der menschlichen Rasse, die sich des Innewohnens dieser überirdischen Herrlichkeit in ihnen bewusst sind; und je mehr spirituelle und intellektuelle Kraft der verkörperte Mensch besitzt, um so vollkommener manifestiert sich der Einfluss des göttlichen Strahls in seinem Leben.

Durchschnittsmenschen werden heute nur gelegentlich durch Intuitionsblitze erleuchtet, dass etwas in ihnen wohnt, was höher ist als Intellekt, unvergleichlich herrlicher als Emotion oder Empfinden und welches „das Licht ist, das jedem Menschen leuchtet, der in die Welt kommt“ – das Licht der Ewigkeit. Solche seltenen Augenblicke innerer Erleuchtung sind der Ausfluss aus der spirituellen Monade im Inneren. Ferner gibt es die edelsten Menschensöhne, die durch eine plötzliche wunderbare und mystische Umwandlung ihres Bewusstseins diese lebende Gegenwart in ihrem Inneren als Wirklichkeit erfahren, die über Zeit und Raum hinausgeht.

Fußnoten

1. Ein zusammengesetztes Sanskrit-Wort: punar, „wieder“; Janman, „Geburt“. [back]

2. Ein zusammengesetztes Sanskrit-Wort, das aus der Vorsilbe sam – „mit“ und aus sāra gebildet worden ist. Sāra ist von der Verbalwurzel sri abgeleitet, was „entlangfließen“ heißt. Saṃsāra schließt, theosophisch angewendet, die Modifikation des Bewusstseins ein, die das körperlose Wesen durchläuft, wenn es mit den Flüssen der Leben „fließt“, anders gesagt: mit den Kreisläufen des Sonnensystems. Diese Lebensflüsse befinden sich in und auf allen ­Ebenen der sichtbaren und unsichtbaren Welten in ständiger Bewegung. Zur Erläuterung: Jedes Lebensatom einer jeden Klasse im Sonnenuniversum muss wenigstens einmal bei jedem Schlag des Sonnenherzens in die Sonne eintreten und sie wieder verlassen. Jeder Zyklus der Sonnenflecken ist ein solcher Herzschlag. [back]

3. Der Trennungsvorgang geht dem physischen Tod eine Anzahl von Monaten oder Jahren voraus, die von dem Einzelnen abhängen, und ist somit eine Vorbereitung für seine künftige Existenz in dem, was für ihn die nächstfolgende Sphäre der Wirkungen ist – das Devachan. [back]

4. Die physische vitale Elektrizität, wenn sie auch noch so etherisch und fein für unsere Wahrnehmungen ist, ist dennoch sehr substanziell; und tatsächlich sind die Prāṇas unserer physischen Ebene und beinahe ebenso die unserer astralen Ebene relativ materielle Sub­stanzen, wenn sie mit den Prāṇas der höheren Teile der menschlichen Konstitution verglichen werden. [back]

5. Die Übung, die Ereignisse des Tages zu überdenken, wenn man sich für den Schlaf vorbereitet, ist äußerst wichtig. Ihre Wirkung ist, dass man das Denkvermögen daran gewöhnt, sein Leben als ein Tätigkeitsfeld anzusehen, das Verantwortung in der Lebensführung einschließt und einem die Gelegenheit gibt, Lehren daraus zu ziehen. Desgleichen hat dies auf das Denkvermögen die Wirkung, eine Gewohnheit der panoramischen Vision einzuleiten. Auf diese Weise wird die selbstbewusste Vergegenwärtigung der Ereignisse, die im Moment des Todes vor dem Auge des Geistes vorbeiziehen, viel leichter, schneller und vollständiger. Diese Gewohnheit hat auch die höchst nützliche Wirkung, die zweite panoramische Rückschau, die dem zweiten Tod vorausgeht, zu verkürzen.
Eine derartige ethische oder moralische Prüfung der Tagesereignisse ist eine der bestmöglichen Hilfen, Weisheit bei der Lösung der Lebensprobleme zu erlangen und durch Nachdenken, selbst wenn dies mehr oder weniger unbewusst ist, einen Geist der Freundlichkeit und des Verständnisses für andere hervorzubringen. Ein großer Teil unnötiger Reibungen und Unannehmlichkeiten entsteht in der Welt aus der mechanischen Art, in der wir in unseren Gemütern leben, ohne entsprechende Selbstprüfung, mit keiner oder wenig Durchforschung unserer täglichen Handlungen und der Gedanken und Emotionen, die diese Tätigkeiten hervorbringen. Natürlich meine ich hier nicht eine unzuträgliche oder krankhafte Innenschau, sondern vielmehr die sorgfältige, ehrliche Praxis, als Beobachter die eigenen Gedanken und Taten unparteiisch und kritisch zu überdenken. Es ist eine große Hilfe für die Stärkung unserer moralischen Intuitionen. [back]

6. Vgl. The Mahatma Letters, S. 145. [back]

7. Soweit hier der normale Mensch gemeint ist, kann er sich an die Einzelheiten vergangener Inkarnationen erst erinnern, wenn unsere Erde von einer Rasse weit herrlicher evolvierter Wesen, als wir es sind, bewohnt ist; und das ist sehr gut so. Die Ausnahmen von dieser Regel sind, wie gesagt, die Meister und einige der hohen Chelas; nicht diejenigen, die diese sogenannte Fähigkeit oder Macht für sich beanspruchen. [back]

8. „Memory in the Dying“, Lucifer, Okt. 1889, S. 1289. [back]

9. Ein zusammengesetztes Sanskrit-Wort: pra, heraus; an, atmen; diese Zeitwortwurzel ist in den Ausdrücken für alle Prāṇas zu finden. [back]

10. In der theosophischen Literatur wurde häufig auf die „Nerven-Flüssigkeiten“ des physischen Körpers hingewiesen. Es ist eine Tatsache, dass es in dem physischen Gehäuse des Menschen so viele Nerven-Flüssigkeiten wie Prāṇas gibt. Diese sind nur ein anderer Name für die sieben oder zehn Prāṇas, die in und durch das Nervensystem wirken. Diese Prāṇas wirken mit bei der Produktion des allgemeinen Flusses von Nerven-Energie oder Nerven-Kraft oder Nerven-Vitalität. [back]

11. Es gibt eine große Zahl von Mysterien, die mit den Nachtod-Zuständen des Menschen verbunden sind. Zum Beispiel wurde gefragt: An welchem Punkt der verschiedenen Stadien des „Abstiegs“ der Monade oder der Wiederverkörperung tritt der Strahl der göttlichen Monade mit der Konstitution des dann sich aufbauenden künftigen Menschen in Verbindung? Vor allem variiert dies mit dem Individuum; aber um es allgemeiner aus­zudrücken, würde ich gerne sagen, dass, soweit ich diesen schwierigen Punkt der Lehre verstanden habe, der Moment der Wiederverbindung des göttlichen Strahls mit der spirituellen Monade in dem Augenblick stattfindet, wenn die spirituelle Monade, die den Höhepunkt ihrer Nachtod-Wanderungen erreicht hat, sich sozusagen in Vorbereitung für ihre erneute Pilgerschaft zu den Sphären der Materie zurückwendet. Jedoch darf nicht angenommen werden, obgleich dies zweifellos wahr zu sein scheint, dass die derart im Prozess des Wiederaufbaus begriffene Konstitution gänzlich unter dem Einfluss des göttlichen Strahls steht, denn wenn dies der Fall wäre, wäre es die Konstitution eines Gottes. [back]

12. Jāgrat, der normale Wachzustand; Svapna, der Traum-Schlafzustand; Sushupti, der Zustand tiefen und traumlosen Schlafes; Turīya, wörtlich „vierter“, der höchste von allen. [back]

13. Selbst gewaltsamer Tod, ob durch Selbstmord oder Unfall, zieht sofortige Bewusstlosigkeit nach sich. Natürlich gibt es einen bedeutenden Unterschied zwischen einem Menschen, der den Tod durch Unfall erleidet, und demjenigen, der sich das Leben nimmt, weil er Angst hat, der Welt gegenüberzutreten, oder dies nicht mehr tun will. Das Unfallopfer träumt nach einer Weile nebelhafte Träume, bis der Devachan-Zustand eintritt. Aber derjenige, der Selbstmord begeht, weil er zu schwach ist, weiterhin seine menschliche Pflicht zu erfüllen, tut dies durch seine eigene freie Wahl in einem Moment von intensivem emotionalem Stress, und Karma wird diese Tat peinlich genau vergelten. Wir wollen aber nicht vergessen, dass auf diese Weise das Individuum lernt, denn karmische Vergeltung ist nicht „Strafe“, sondern lediglich die Reaktion der Natur. Wenn ich meine Hand in die Flamme halte, wird meine Hand verbrannt werden. Ist das die Schuld der Natur? Genauso verhält es sich beim Selbstmörder: Er erhält, was er sich selbst angetan hat; das heißt, er verkürzt sein Leben, bevor sein Vorrat an Vitalität verbraucht ist, und dafür muss er in einer quasi-physischen Welt bleiben, sodass er dort die quasi-physische Vitalität erschöpfen kann, die beim Tod noch immer in seinem Astralkörper vorhanden war. Danach muss er durch Kāma-Loka gehen. [back]

14. Vgl. The Mahatma Letters, S. 128. [back]

15. Lucifer, September und Oktober 1894, S. 15, 98101. [back]

16. Theosophical Glossary, S. 112. [back]