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Band 8: Runden und Rassen

TP08

Der Ursprung des Menschen war bislang in diesem Zeitalter ein Mysterium, aber nun bricht die Theosophie das jahrhundertelange Schweigen und erklärt, dass der Mensch in seinem Inneren göttlich ist und dass er, seit der Zeit, da er mit Verstand begabt ist, sich selbst erschafft. Diese neue und gleichzeitig alte Lehre beruht auf der tatsächlichen Einheit allen Lebens und auf den Lehren von den Hierarchien.

An sich ist der Glaube an die göttliche Abstammung des Menschen nichts Neues, im Gegenteil, dieser Gedanke wird von vielen akzeptiert. Jede Religion stellt ihn in der einen oder anderen Weise vor. Der Mensch empfindet die Notwendigkeit, seine Existenz zu erklären.

Das von der Theosophie im neunzehnten Jahrhundert aufs Neue überbrachte Wissen betrifft die Art und Weise, wie die sogenannte Schöpfung zustande kam. Ausgehend vom Universalen zum Besonderen, entfaltet die Philosophie der alten Weisheitsreligion klar die Umrisse der Evolution. Sie ergänzt die modernen Theorien, wo diese Lücken aufweisen – und zwar in einer Weise, welche die Seele und den Verstand befriedigt, so dass Zweifel oder blinder Glaube innerer Gewissheit Platz machen. Die verwirrenden Fragen über den Sinn und Zweck des Lebens, den Ursprung und die Natur der ‘Sünde’ müssen wahrheitsgemäß beantwortet werden, wenn unsere Rasse vorankommen möchte.

Die Theosophie behauptet – und das könnte durch entsprechende Untersuchungen in der richtigen Richtung überprüft werden –, dass – sobald der Mensch auf diesem Planeten mit Verstand begabt wurde – hochentwickelte Wesen aus anderen, älteren Evolutionszyklen, die unseren Erdzyklus bei weitem übertreffen, erschienen und ihn unterwiesen. Diese Wesen schlugen den Grundton für die kommenden menschlichen Rassen an. Sie waren es, die das Wissen – wenig im Vergleich zu dem, was die heutige Menschheit zu empfangen fähig ist – den Auserwählten überbrachten, die dazu bestimmt waren, die Kinder der Erde zu führen. Tatsächlich existieren unvergängliche Aufzeichnungen dieser Wahrheiten, gehütet von jenen, die des Vertrauens würdig sind. In jedem Zeitalter gab es Individuen, die man Boten nannte. Sie wurden von diesen Hütern auserwählt, zu gewissen zyklischen Zeiten in die Welt zu gehen und so viel von dieser Weisheitsreligion zu überbringen, wie die Menschen erfassen konnten – in einer Form und Sprache, die zum Denken dieser Zeit passte.

Theosophische Perspektiven
Band 08: Runden und Rassen – unsere göttliche Abstammung und Bestimmung
Frei überarbeitet nach Gertrude W. van Pelt

© 2000 Theosophischer Verlag der Stiftung der Theosophischen Gesellschaft Pasadena, Eberdingen


Der kosmische Pfad der Evolution

Der Ursprung des Menschen war bislang in diesem Zeitalter ein Mysterium, aber nun bricht die Theosophie das jahrhundertelange Schweigen und erklärt, dass der Mensch in seinem Inneren göttlich ist und dass er, seit der Zeit, da er mit Verstand begabt ist, sich selbst erschafft. Diese neue und gleichzeitig alte Lehre beruht auf der tatsächlichen Einheit allen Lebens und auf den Lehren von den Hierarchien.

An sich ist der Glaube an die göttliche Abstammung des Menschen nichts Neues, im Gegenteil, dieser Gedanke wird von vielen akzeptiert. Jede Religion stellt ihn in der einen oder anderen Weise vor. Der Mensch empfindet die Notwendigkeit, seine Existenz zu erklären. Wie sehr die Religionen auch durch Streitereien über falsch verstandene oder von Menschen erdachte Lehrsätze an Reinheit eingebüßt oder sich in zahlreiche Sekten zersplittert haben – geblieben ist der Glaube an ein göttliches Wesen, einen ‘Schöpfer’ des Universums, ob das gelehrt wurde oder nicht.

Das von der Theosophie im neunzehnten Jahrhundert aufs Neue überbrachte Wissen betrifft die Art und Weise, wie die sogenannte Schöpfung zustande kam. Ausgehend vom Universalen zum Besonderen, entfaltet die Philosophie der alten Weisheitsreligion klar die Umrisse der Evolution. Sie ergänzt die modernen Theorien, wo diese Lücken aufweisen – und zwar in einer Weise, welche die Seele und den Verstand befriedigt, so dass Zweifel oder blinder Glaube innerer Gewissheit Platz machen. Die verwirrenden Fragen über den Sinn und Zweck des Lebens, den Ursprung und die Natur der ‘Sünde’ müssen wahrheitsgemäß beantwortet werden, wenn unsere Rasse vorankommen möchte. Der Schmerz des Zweifels, die Angst vor der Zukunft, mangelndes Selbstvertrauen, leichtsinnige Gleichgültigkeit, Verwirrung durch Unwissenheit – all das findet jeder von uns auf seinem eigenen Pfad. Bevor der Mensch seine innere Würde wiederfinden und seiner glorreichen Bestimmung folgen kann, muss er lernen, all das zu verstehen und zu überwinden.

Dieses großartige, überragende und umfassende Wissen, das im neunzehnten Jahrhundert durch den Kanal der Theosophischen Gesellschaft erneut hervorgebracht wurde, ist nicht eine Ansammlung essenzieller Gedanken aus den verschiedenen philosophischen Schulen, welche die Geschichte hervorgebracht hat. Vielmehr sind diese philosophischen Schulen mehr oder weniger klare Echos der Lehren der archaischen Weisheit. Die Theosophie behauptet – und das könnte durch entsprechende Untersuchungen in der richtigen Richtung überprüft werden –, dass – sobald der Mensch auf diesem Planeten mit Verstand begabt wurde – hochentwickelte Wesen aus anderen, älteren Evolutionszyklen, die unseren Erdzyklus bei weitem übertreffen, erschienen und ihn unterwiesen. Diese Wesen schlugen den Grundton für die kommenden menschlichen Rassen an. Sie waren es, die das Wissen – wenig im Vergleich zu dem, was die heutige Menschheit zu empfangen fähig ist – den Auserwählten überbrachten, die dazu bestimmt waren, die Kinder der Erde zu führen. Tatsächlich existieren unvergängliche Aufzeichnungen dieser Wahrheiten, gehütet von jenen, die des Vertrauens würdig sind. In jedem Zeitalter gab es Individuen, die man Boten nannte. Sie wurden von diesen Hütern auserwählt, zu gewissen zyklischen Zeiten in die Welt zu gehen und soviel von dieser Weisheitsreligion zu überbringen, wie die Menschen erfassen konnten – in einer Form und Sprache, die zum Denken dieser Zeit passte. Sie sind die ‘Boten der Loge’. H. P. Blavatsky, die eine von ihnen war, erschien im letzten Teil des neunzehnten Jahrhunderts. Es war ihre Aufgabe, ihr Vorrecht und ihre große Verantwortung, der Welt jener Zeit mehr zu geben als je zuvor. Die Mysterienschulen des alten Ägypten und Griechenland vermittelten tiefgehende Lehren, jedoch nur an Neophyten, die durch ein Gelübde gebunden waren; und die Jahrhunderte hindurch hat es immer fortgeschrittene Mystiker gegeben, die gleichfalls ihre zur Geheimhaltung verpflichteten Schüler hatten. Aber in gedruckter Form und öffentlich gelehrt kennt die Geschichte nichts, das mit H. P. Blavatskys Werk Die Geheimlehre zu vergleichen wäre. Diese Tatsache, die mit der zunehmenden Vereinheitlichung aller Teile der Welt in äußerer Hinsicht zusammenfällt, bietet Stoff zu tiefem Nachdenken. Madame Blavatsky sagt über ihr Buch:

Die Geheimlehre erklärt lediglich, dass ein System – bekannt als WEISHEITSRELIGION, als Werk von Generationen von Adepten und Sehern, das heilige Erbteil aus prähistorischen Zeiten – tatsächlich existiert, auch wenn es bis heute von den Initiierten unter größter Geheimhaltung bewahrt wurde. Und sie weist auf die verschiedenen Bestätigungen der Existenz dieses Systems bis zum heutigen Tag hin, die man in alten und modernen Werken finden kann. … In der Geheimlehre wird keine neue Philosophie entwickelt, sondern nur die verborgene Bedeutung einzelner religiöser Allegorien des Altertums gegeben. Ihre esoterischen Wissenschaften werfen Licht auf diese Allegorien und zeigen die gemeinsame Quelle, aus der alle Weltreligionen und Philosophien hervorgegangen sind. … Es wird ebenso behauptet, dass ihre Lehren und Wissenschaften, die einen integralen Zyklus universaler kosmischer Tatsachen und metaphysischer Axiome bilden, ein vollständiges und lückenloses System darstellen. Derjenige, der ausreichend Mut und Beharrlichkeit besitzt und dazu bereit ist, das Animalische in sich zu vernichten, das menschliche Selbst zu vergessen und es seinem höheren Ego zu opfern, wird immer seinen Weg finden, um in diese Mysterien eingeweiht zu werden.

– The Babel of Modern Thought Lucifer, S. 442-3, 1891

Es gibt noch eine Tatsache, die als Einführung für das Studium des göttlichen Ursprungs und der Bestimmung des Menschen erwähnenswert ist. Im Westen, der natürlich unter dem Einfluss der heutigen exoterischen Religionen steht, herrscht allgemein der Glaube, dass die sogenannte Schöpfung oder der Anfang des jetzigen Menschen auf diesem Planeten Erde stattgefunden hat. Aber wie wichtig uns das Leben hier auch vorkommen mag, es ist doch nicht mehr als ein vorübergehendes Ereignis in der ewigen Pilgerfahrt des Menschen durch den Raum. Ein Studium der theosophischen Lehren über die Lebensatome und die universale Evolution1 wird deutlich machen, dass jedes Atom als Teil des Universums ein Lebewesen ist, das im Universalsystem der Evolution seine eigene Rolle spielt. Es ist die letztendliche Bestimmung eines jeden Lebensatoms, ein Mensch zu werden. Jedes Atom als Teil der universalen allgegenwärtigen Realität – das heißt des Kosmos – trägt die Möglichkeiten des Ganzen in sich. Nie wurde es ‘erschaffen’, denn es war immer und wird immer sein.

Es liegt in der Natur des Atoms, sich langsam zu entfalten und all diese Möglichkeiten hervorzubringen. Diesen Prozess nennen wir Evolution. Versuchen wir einmal, uns die unzähligen Welten vorzustellen, die ein Atom durchlaufen muss, bevor es das menschliche Stadium erreicht. Sonnensysteme in unendlich vielen Entwicklungsabstufungen müssen es beherbergt und ihm Gelegenheit zu Wachstum geboten haben, während es im Laufe der Ewigkeiten von der einen in die andere Welt überging und in jeder einen vollständigeren Ausdruck seiner selbst erlangte. So steigen bewusste Wesen in zahllosen Entwicklungsabstufungen die immer höher emporragende Lebensspirale entlang auf; gehüllt in Myriaden von Formen bewegen sie sich zum menschlichen Stadium hinauf, schreiten weiter und werden schließlich zu Göttern. Höher und höher steigend nähern sie sich dem Licht, ohne je die Flamme, die unerkennbare Quelle von allem zu berühren.

Der Mensch – wahrhaftig ein Teil des Ganzen und mit den Möglichkeiten dieses Ganzen in sich – wurde nie ‘erschaffen’. Seine Evolution besteht darin, immer vollkommenere und komplexere Vehikel oder Körper zu bilden, die es ihm ermöglichen, sich selbst in zunehmendem Maße zu verstehen und zum Ausdruck zu bringen. In diesem Bestreben wurde jede auch noch so geringe Steigerung der Komplexität – und so wird es auch immer bleiben – mit der Unterstützung von Wesen oder anderen Teilen des Ganzen zustande gebracht, deren Ausdrucksmittel weiter entwickelt sind als sein Organismus auf seiner Reise entlang der ewig aufsteigenden Spirale. Das ist trotz der Tatsache gültig, dass – sobald der Verstand erwacht ist – der Mensch sich selbst erschafft.

Dieses kleine Buch möchte in kurzer Form die Veränderungen darstellen, die seit der Ankunft des jetzigen Menschen auf unserem Planeten Erde stattgefunden haben. Die alte Weisheitsreligion, so wie sie in unserer Zeit aufs Neue formuliert wurde, lehrt nur die Tatsachen und Einzelheiten, die sich auf uns, als Bewohner dieses Globus, beziehen. Unser Bewusstsein ist vermutlich nicht darauf abgestimmt, viel mehr als das zu verstehen.

Die Schwierigkeit, die man immer hat, wenn man einen einzelnen Aspekt dieser Philosophie in Worte fassen will, liegt darin, womit man zuerst beginnen soll. Denn sie bietet ein Bild von Tatsachen in der Natur, in der jeder Teil in seiner Wirkung mit jedem anderen Teil verbunden und verwoben ist. Wo immer man beginnt – es gibt immer etwas anderes, das man wissen muss, um das Gesamte zu verdeutlichen. Mit anderen Worten, alle Aspekte eines Themas müssen gleichzeitig betrachtet werden, bevor man ein klares Bild bekommen kann. Andererseits sind die Analogien in diesem lebendigen Kosmos so vielsagend, dass – wenn man von einem einzelnen Teil etwas versteht – auch Licht auf andere Teile geworfen wird. Deshalb liefert das Studium über den Ursprung und die Bestimmung des Menschen bestimmte allgemeine Schlüssel, die auch auf andere Aspekte der Natur angewendet werden können.


Die Erdkette und ihre Bewohner

Um den wahren Ursprung des Menschen verstehen zu können, müssen wir etwas über die Erde wissen; denn das Leben und die Entwicklung des Menschen sind eng mit der Erde verknüpft. Der Mensch lebt nicht nur auf der Erde; sein Leben bildet einen Teil vom Leben des Planeten und sogar noch mehr – einen Teil seines Bewusstseins. Dass die Erde ein Lebewesen ist, ist eine alte Wahrheit, die meistens als Aberglauben betrachtet wird. Sie wird geboren, lebt und stirbt, um nach einer Ruheperiode des die Erde beseelenden Geistes – oder ihrer Seele, wenn Sie so wollen – wiedergeboren zu werden.

Darüber hinaus ist diese Erde mehr als die sichtbare, uns vertraute felsige Kugel. Den alten Lehren gemäß besteht sie aus einer Gruppe von sieben Globen, die man – technisch gesprochen – eine Planetenkette nennt. Wir sehen nur den Globus, auf dem wir leben, weil die anderen sechs aus immer feinstofflicherer Materie bestehen – zu fein, um mit unseren Sinnen wahrgenommen werden zu können. Diese unterschiedlichen Feinheitsgrade der Materie stehen mit der Existenz verschiedener Bewusstseinszustände in Zusammenhang, die das bilden, was in der Theosophie als Ebenen bezeichnet wird.

Der Kosmos ist auf natürliche Weise in eine Anzahl von solchen Zuständen oder Ebenen des Bewusstseins unterteilt; und jedes Wesen im Kosmos, auch eine Planetenkette, folgt demselben Muster. Die sieben Globen unserer Erdkette gruppieren sich in natürlicher Weise auf vier dieser kosmischen Ebenen. Folgendes Diagramm ist ein nützliches Hilfsmittel beim Studium der Beziehung zwischen diesen sieben Globen.

Es sollte unbedingt beachtet werden, dass die Darstellung nicht die tatsächliche Art und Weise zeigt, wie die Globen der Erdkette angeordnet sind, vielmehr handelt es sich dabei um eine symbolische Darstellung bestimmter grundlegender Tatsachen der Planetenkette.

TP 8 Diagramm 1

Auf der mit I bezeichneten Ebene befinden sich die Globen A und G (die Buchstaben wurden nur aus praktischen Gründen gewählt). Das bedeutet, dass zwischen diesen beiden Globen eine gewisse Übereinstimmung besteht, die wir zum besseren Verständnis auch als eine Ähnlichkeit in der Schwingungszahl bezeichnen können. Dasselbe gilt für die Paare B und F, C und E. Globus D steht alleine auf der niedersten oder vierten kosmischen Ebene.

Die ganze Globenkette stellt die Bühne für die majestätische Pilgerfahrt von sieben großen Klassen von Wesen dar, die man gewöhnlich Lebenswogen nennt. Das ist ein passender Name, denn er vermittelt uns die wellenartige Bewegung dieser Lebensströme auf ihrem planetarischen Umlauf, wobei Perioden der Aktivität und Passivität einander abwechseln.

Diese Lebenswogen bestehen aus Lebewesen, aus Funken der göttlichen Flamme im Herzen des Universums; und jede Gruppe befindet sich in einem anderen Stadium ihrer evolutionären Entwicklung. Auf jedem Globus bekommen diese Wesen Gelegenheit, bestimmte Eigenschaften aus der Schatzkammer ihres eigenen, inneren Seins zu entfalten. Diese sieben Klassen werden folgendermaßen bezeichnet:

  • Drei Elementalreiche
  • Das Mineralreich
  • Das Pflanzenreich
  • Das Tierreich
  • Das Menschenreich

Diese Bezeichnungen werden lediglich verwendet, um diese Naturreiche in einfacher Weise beschreiben zu können. Denn die verschiedenen Klassen haben während der langen, langen Dauer ihrer irdischen Reise (deren Ende noch Millionen Jahre entfernt ist) eine unendliche Vielfalt von Veränderungen erfahren, und sie haben schon viele Millionen Jahre gebraucht, um so zu werden, wie wir sie jetzt kennen.

Wir können diese Reiche darüber hinaus als Häuser betrachten, welche von den unterschiedlichen spirituellen Wesen bewohnt werden. Ein sehr wenig entwickeltes Wesen, das seine evolutionäre Reise erst vor kurzem begonnen hat, würde in einem Haus elementalen Lebens wohnen. Ein anderes Wesen, das weiter fortgeschritten ist, würde seinem Wachstum entsprechend in einem Haus mineralischen Lebens wohnen und so weiter. Diese alten Häuser werden für besser geeignete aufgegeben, sobald sie nicht länger als angemessen empfunden werden. Es ist mit den sieben oder mehr Klassen einer Schule vergleichbar: Die Schüler selbst schreiten von Klasse zu Klasse weiter, wenn sie alles gelernt haben, was in einer Klasse vermittelt werden kann.

Wir werden uns der Einfachheit halber auf den Umlauf der menschlichen Lebenswoge um unsere Planetenkette beschränken. Damit meinen wir jene Gruppe von spirituellen Wesen, die nach vielen wunderbaren Verwandlungen, welche nur in den geheimen Berichten der initiierten Weisen aufgezeichnet wurden, heute die Bewohner von menschlichen Körpern sind, ausgestattet mit menschlichen Gehirnen, begabt mit menschlichen Empfindungen, menschlichen spirituellen und intellektuellen Fähigkeiten – kurz, die Mitglieder der gegenwärtigen großen Menschenfamilie.

Wenn wir zu dem Diagramm zurückkehren, sehen wir, dass die Globen mehr oder weniger in einem Kreis stehen. Das ist eine symbolische Darstellung der Art und Weise, wie die Lebenswoge die sieben Globen durchläuft. Beginnend mit Globus A auf der linken Seite durchläuft die Lebenswoge den Bogen nach unten durch die Globen B und C bis D. Das nennt man den schattenhaften oder absteigenden Bogen, was aber nicht einen Fall durch den leeren Raum bedeutet – denn das wäre absurd –, vielmehr bedeutet es, dass die Lebenswoge immer weiter in die Materie hinabsteigt. Auf jedem Globus hat sie eine sehr lange Entwicklungsphase und baut sich Körper aus zunehmend grobstofflicherer physischer Substanz auf. Das Materielle zieht die Lebenswoge magnetisch an, und die Reinheit ihres ersten Zustandes auf Globus A löst sich in eine immer schwächer werdende Erinnerung auf.

Mit Globus D ist der niederste Punkt erreicht, der Wendepunkt, an dem sich Materie und Geist im Gleichgewicht befinden und eine entscheidende Anstrengung verlangt wird, um die zur Fortsetzung der evolutionären Reise notwendige spirituelle Kraft wachzurufen – diesmal aufwärts durch die Globen E, F und G.

Mit Globus G hat die Lebenswoge aufs Neue die kosmische Ebene I (auf unserem Diagramm) erreicht, dieselbe Ebene, die ihr Ausgangspunkt war – aber mit einem Unterschied. Die hohe Spiritualität der Wesen auf Globus A kann man mit der Reinheit und Unschuld eines Kindes vergleichen. Auf Globus G begründet sich ihre Reinheit darauf, dass der Bodensatz der Materie sozusagen durch die reine Flamme der Spiritualität weggebrannt wurde. Es handelt sich also um eine mit Weisheit und Kraft angereicherte Reinheit.

Unsere menschliche Lebenswoge muss diese Erdkette sieben Mal durchlaufen, und jeden solchen Umlauf nennen wir eine Runde. Wenn die sieben Runden vollendet sind, werden wir mit unserer Erde unseren ‘Sabbath’ oder Ruhetag verbringen. Danach werden wir uns mit der Erde wiederverkörpern – auf der Suche nach noch großartigeren und edleren Abenteuern in unserem Universum der unerschöpflichen Möglichkeiten.

Wenn der ‘Ruhetag’ anbricht, zerfällt die Erdkette zu kosmischem Staub, aber ihre Lebenskräfte übertragen sich auf neue Zentren im Raum, um sich zur rechten Zeit wieder als neue Globenkette zu verkörpern, die auch den weniger entwickelten Lebenswogen die Gelegenheit geben wird, ihre unendlichen Möglichkeiten zu einer vollkommenen Menschheit hin zu entfalten.

Unsere menschliche Familie hat bis heute drei Runden vollendet. Wir befinden uns gegenwärtig in der vierten Runde, und zwar auf Globus D; aber wir haben den kritischen Wendepunkt dieses niedersten Globus überschritten. Diese Tatsache ist für die Rasse von enormer Bedeutung. Diese Lehre zu verstehen kommt einem Wegweiser gleich, der uns zeigt, in welche Richtung wir uns bewegen sollten. Wir beginnen dann, den wirklichen Wert der Dinge zu erkennen. Indem wir diese abstrakte Lehre in unserem täglichen Leben anwenden, lernen wir, worauf wir verzichten können und was wir als unvergängliche und praktische Werte für die Zukunft festhalten müssen. Wir beginnen einzusehen, dass unser Anhaften an materielle Dinge eine Gewohnheit geworden ist, die nicht länger notwendig ist, und dass wir – wenn wir gerne bei den Empfindungen, Aufregungen und Reizen dieses gewöhnlichen irdischen Lebens verweilen – wertvolle Gelegenheiten versäumen, die jetzt vor uns liegen. Wir übersehen dann, dass die Schwierigkeiten, die wir auf unserem Weg finden, tatsächlich die Hilfsmittel bilden – wenn wir sie überwunden haben –, durch die wir auf dem Weg zu unserer göttlichen Bestimmung vorwärts schreiten können.


Vom Mond zur Erde

Genauso wie die Erdkette am Ende der siebten Runde sterben und nach einer Ruheperiode wiedergeboren werden wird, ist sie selbst die Wiederverkörperung einer früheren Planetenkette von einer niedrigeren Evolutionsstufe. Der Mond stellt den Rest von Globus D dieser früheren Kette dar, und daher nennen wir diese frühere Gruppe von Globen die Mondkette. Heute ist sie nicht mehr als ein Schatten oder Phantom, aber einst war der Mond ebenso lebendig wie die Erde heute. Als vitale Globenkette war er einst die Bühne für die Entwicklung von sieben Lebenswogen.

Als die Lebenswogen sieben Mal die sieben Globen der Mondkette durchlaufen und alle Erfahrungen assimiliert hatten, die dort möglich waren, begann der Sterbeprozess dieser Kette, ein Prozess völliger Auflösung der kohäsiven Kräfte aller sieben Globen. Nach einer langen Periode der Inaktivität begannen diese Energien, neue Zentren im kosmischen Raum zu vitalisieren. Diese sieben Zentren könnten wir die sieben Lebenssamen nennen, die dazu bestimmt waren, die sieben Globen der Erdkette zu werden, als sie Äonen später während der ersten Runde der neuen Kette von den zyklisch wiederkehrenden Lebenswogen erweckt wurden.

H. P. Blavatsky gibt in ihrem tiefgründigen Werk Die Geheimlehre (GL) eine schematische Darstellung, welche diesen Übergang der Lebenskräfte von einer Kette zur anderen darstellt (GL I). Wir übernehmen diese Darstellung, die natürlich nicht buchstäblich zu betrachten ist, obwohl aus ihr viele Anregungen gewonnen werden können.

TP 8 Diagramm 2

Abbildung 1 stellt die sterbende Mondkette dar, während Abbildung 2 für eine noch nicht manifestierte Reihe von Globen steht – die künftige Erdkette.

Von A nach D werden die Globen immer dunkler, was auf die stufenweise Vergröberung von Substanz und Bewusstsein von Ebene I bis IV hinweist. Jeder Globus der Erdkette ist heller als der entsprechende Globus der Mondkette dargestellt, was darauf hinweist, dass die Erde etwas etherischer ist als der Mond. Die neue Erdkette ist also eine etwas feinstofflichere Offenbarung als die alte Mondkette. Dies beweist das Naturgesetz der Wiederholung in Verbindung mit einer gleichzeitigen Vorwärtsbewegung –das Prinzip der Spirale. Dies ist kein willkürliches Gesetz, sondern wird von dem inneren Drang jeder Wesenheit verursacht, das zum Ausdruck zu bringen, was sie im Inneren ist.

Der Mond ist jetzt ein toter Astralkörper und trotzdem sendet er noch immer etwas zur Erde, was man als die Überreste von Lebenskräften bezeichnen könnte, die das Leben auf diesem Planeten stark beeinflussen. Diese Tatsache trägt zur Erklärung vieler Phänomene bei, die uns rätselhaft erscheinen. Die Wirkung der Gezeiten ist allgemein bekannt, genauso wie die Rolle, die der Mond bei der Empfängnis und bei der Schwangerschaft spielt. Der Zyklus vieler Krankheiten stimmt mit den Mondphasen überein, und der Einfluss des Mondes auf das Pflanzenwachstum kann beobachtet werden. Heute wird immer mehr über diese Beziehung gesprochen und geschrieben.

Seit Äonen ist es dem Mond bestimmt, seinen ‘Sprösslingen’ zu folgen. Aber bevor die siebte Runde dieser Erdkette beginnt, wird er sich völlig aufgelöst haben, weil die letzten Reste seiner Energie von der Erde aufgenommen und zu erneuernden Kräften umgewandelt sein werden, die beim allmählichen Aufstieg der ganzen Kette jetzt eine Rolle spielen und den Lebenswogen helfen, die auf dem Weg zu ihrem spirituellen Ziel sind. Da Merkur und Venus in ihren Runden weiter fortgeschritten sind als die Erde, haben sie keine Monde mehr.

Die Geschichte der sieben Lebenswogen während der dreieinhalb Runden, die sie bereits zurückgelegt haben, gehört zu den schwierigsten Lehren der Alten Weisheit. Wir umreißen hier einige allgemeine Ideen, die denjenigen als Einführung dienen können, die das Thema in weiterführenden theosophischen Werken studieren wollen.

An erster Stelle müssen wir bedenken, dass alle Wesenheiten, die nach dem Ende der Mondkette und einer entsprechenden Pause für ihr Wachstum und ihre Evolution eine passende neue Umgebung suchten, zwei Dinge vollbringen mussten. Sie mussten Körper gestalten – innere und äußere –, mit denen sie arbeiten konnten, und sie mussten die Globen der Kette selbst aufbauen. Sie fingen sozusagen hüllen- und obdachlos an. Alle Klassen von Wesenheiten halfen beim Aufbau, jede lieferte ihren Beitrag in Form von Fähigkeiten, die sie während des langen Aufenthalts auf der Mondkette erworben hatte. Auf diese Weise wurde in der Ersten Runde die Strecke markiert, und die Bahnen für den siebenfältigen Planetenumlauf wurden festgelegt.

Was jedoch den Prozess komplizierter macht und ihn gleichzeitig von einem rein mechanischen Vorgang unterscheidet, ist die Tatsache, dass am Anfang jede Klasse von Wesenheiten – wie zum Beispiel die Klasse, die dazu bestimmt war, die Menschheit dieser Erdkette zu werden – ihre früheren Erfahrungen in Kürze wiederholen musste, indem sie erst alle niedrigeren Formen zu durchlaufen hatte. Das ist eine in der Natur immer wiederkehrende Regel, und zwar eine sehr weise: nämlich dass zu Beginn einer neuen Lebensperiode die Wesen, die den Lebensfaden da wieder aufnehmen, wo sie ihn in der vorhergehenden Periode zurückließen, erst kurz auf die früher erreichten Zustände zurückblicken müssen. So weben die Wesen alle in der Vergangenheit erworbenen Kenntnisse in das Gewebe ihres gegenwärtigen Bewusstseins ein und helfen damit gleichfalls den weniger fortgeschrittenen Klassen von Wesenheiten.

Das bedeutet, dass diejenigen, denen es bestimmt war, zum Menschenreich zu gehören, in ihrem Wachstum nicht ohne Unterstützung blieben. Woher kamen diese höheren Wesen, die uns geholfen haben?

Als das Leben des Mondes zu Ende ging, waren nicht alle seine Bewohner in gleichem Maße evolviert – was jetzt auch auf die Erde zutrifft. Und so muss es notwendigerweise sein, wenn unser Planet seine Lebensspanne beendet. Immer schon gab es einige Wesen, die in ihrer Entwicklung die Gesamtheit an Möglichkeiten in einem bestimmten Manvantara oder in einer bestimmten Entwicklungsperiode repräsentierten. Sie waren die Führer, sie trugen die schwerste Verantwortung und am Ende waren sie die für jenes Stadium der Evolution vollkommen gewordenen Wesen.

Solche vollkommenen Wesen – die entwickelte Menschheit der Mondkette – waren die ersten, die auf Globus A der Erdkette ankamen und die in den dreieinhalb Evolutionsrunden die Führung übernahmen, in denen sich die neue Menschheit entwickelte. Sie beaufsichtigten die Erbauer von Formen. Diese letztere Gruppe waren Wesen, die nach der Vollendung ihrer Reise im Tierreich der Mondkette nun versuchten, das Menschenreich zu betreten. Sie waren es, welche die Elementalreiche, das Mineralreich, das Pflanzen- und Tierreich durchwanderten, so dass sie ein instinkthaftes Wissen über diese niederen Formen besaßen. Als sie jedoch in der vierten Runde (und besonders zu der Zeit, als sie Globus D erreichten) bereit waren, den Bau des menschlichen Vehikels zu vollenden, erwiesen sich ihre Fähigkeiten als zu eingeschränkt. Sie waren nicht imstande, etwas Besseres oder Höheres hervorzubringen, als den astralen, leidenschaftlichen Menschen; das entsprach ihrem Erbe von der Mondkette.

Das Wachstum der menschlichen Rasse wäre vollständig zum Stillstand gekommen ohne die Vermittlung und die Hilfe jener spirituellen Wesen, die das Höchste der Mondkette repräsentierten und die in der unvollkommenen Menschheit das Feuer des Denkens entzündeten. Sie ermöglichten es der Menschheit, die Lücke zwischen dem niederen Vehikel und dem inneren göttlichen Funken zu überbrücken, wodurch sie sich aus den Mühsalen der Materie zu den strahlenden Reichen des Geistes emporheben kann.2

Bisher haben wir jedoch den wahren Wert dieses göttlichen Geschenks noch nicht erkannt. Zu oft haben wir es für niedere Zwecke preisgegeben. Nur zu oft beschränken wir uns in unserem Bewusstsein auf den Menschen, der isst, persönlich liebt und hasst, der leidet und sündigt, der sich abmüht, um für die Bedürfnisse seines Körpers zu sorgen, und für den alles, was seine kurze Lebensspanne übersteigt, ein Mysterium ist.

Diese niedere Natur ist in sich unfassbar komplex, mit trügerischen Kräftezentren, die jene Menschen, deren Bewusstsein hauptsächlich im Gehirnverstand zentriert ist, in ein Labyrinth der Verwirrung führen, wenn sie versuchen, sie zu erforschen. Trügerische Kräfte, die beim Schlafwandeln, in der Hypnose, bei einer gewissen Art von Hellsehen zutage treten; geheimnisvolle, ans Licht kommende Aspekte des Bewusstseins, wie die doppelte Persönlichkeit und andere abnormale Phänomene – sie alle gehören zu dem unentwickelten, wachsenden, niederen Teil des Menschen, zu seiner Mondnatur.

Es ist diese Natur, die mit Hilfe höherer Wesen innerhalb und oberhalb von uns im heutigen Erdzyklus geschult wird und dazu bestimmt ist, verfeinert, gestärkt und gereinigt zu werden, um sich schließlich mit der spirituellen Sonne innerhalb der menschlichen Konstitution zu vereinen und damit die vollkommene Menschheit der siebten Runde dieser Erdkette hervorzubringen.


Der Beginn des Lebens auf Erden

Es wurde bereits erwähnt, dass alle Lebenswogen vom Mond sieben Mal um die sieben Globen der Erdkette wandern müssen, aber diese Reisen dauern so unvorstellbar lange, dass sie uns wie viele Ewigkeiten erscheinen würden. Bei der Betrachtung dieser Philosophie beeindruckt die Gründlichkeit und die Präzision der Arbeitsweise der Natur zutiefst. Alles wiederholt sich, bis es für Fehler keine Möglichkeit mehr gibt; und dennoch bringt jede Wiederholung eine geringfügige Variation zum Vorangegangenen mit sich, einige neue Bedingungen und Gelegenheiten. Die Lebensperiode auf jedem Globus ist enorm lang, und beim Übergang vom einen auf den nächsten Globus gibt es auch noch eine Ruheperiode. Es ist also klar, dass wir in der Vergangenheit auf all diesen Globen gelebt haben, dass wir das aufs Neue tun werden und dass auf jedem Globus die Arbeit der Schöpfung des Menschen langsam voranschreitet.

Die Lebenswoge durchläuft in jeder Runde auf jedem Globus sieben große Wurzelrassen, deren Lebensdauer im Durchschnitt jeweils etwa neun Millionen Jahre beträgt. Jede Wurzelrasse hat sieben Unterrassen, jede Unterrasse sieben Familienrassen, die sich ihrerseits wieder in Nationen, Stämme und so weiter verzweigen. Gegenwärtig befinden wir uns in der vierten Runde auf Globus D, in der vierten Unterrasse der fünften Wurzelrasse und haben infolgedessen in dieser Runde den aufsteigenden Bogen zur Spiritualität begonnen. Am Mittelpunkt des Lebens auf diesem Planeten, nämlich in der Mitte der vierten Wurzelrasse dieser Runde, wurde die Tür geschlossen, die den Zutritt zum menschlichen Stadium ermöglichte – mit einer Ausnahme, auf die wir später zurückkommen werden. Deshalb ist die menschliche Familie für das gegenwärtige Manvantara oder den jetzigen Evolutionszyklus annähernd vollständig.

Wir müssen uns stets vor Augen halten, dass es der dem göttlichen Ursprung entstammende Gottesfunke ist, der sich in all den Veränderungen in Hüllen mineralischer, pflanzlicher oder anderer Art kleidet. Durch diese enge Beziehung lernt er immer kompliziertere Körper zu benutzen. Diese fortwährende Anpassung hört niemals auf. Im Universum bleibt nichts auch nur für eine Sekunde im Status quo. Diesem vorwärtsdrängenden Impuls zu widerstehen, bedeutet sich rückwärts zu bewegen. In diesem Prozess fortwährender Veränderung wirken sich immer zwei Faktoren aus, was ewig gültig ist, vom niedersten bis zum höchsten. Es gibt immer einen inneren Impuls und eine äußere intelligente Kraft, welche die Entfaltung führt und begleitet.

Die niederste Daseinsform ist ein Leben in Materie, die selbst nichts anderes ist als der Gegenpol des Geistes und die weniger entwickelten Leben umfasst. Wir leben in einem spirituellen Universum, das in all seinen unendlichen Reichen durch eine endlose Reihe niederer und höherer Intelligenzen arbeitet. Auf der höchsten Sprosse der Leiter dieses Globus befindet sich ein wunderbares Wesen. Es befindet sich an der Schwelle zum LICHT, die es nicht verlassen wird, solange es noch Erdenkinder gibt, die ihren Pfad verlieren könnten. Dieses Wesen wird als der Stille Wächter bezeichnet, obwohl er in Wirklichkeit namenlos ist. Die Erde kann ihn nichts mehr lehren, aber von seinem selbst erwählten Posten aus führt er die unterhalb von ihm stehenden Großen, die in einer ununterbrochenen Reihe geringerer Gottheiten, Herrscher, Lehrer und göttlicher Dynastien zu unserer halberwachten Menschheit herabsteigen. In den unzähligen Hierarchien der Natur muss absolute Harmonie herrschen. Die Aufgabe des Menschen besteht darin, seinen Platz in diesem Universum zu finden, von dem er ein wesentlicher Teil ist, und diesen Platz in vollkommener Weise einzunehmen.

Jede Runde hat ihr besonderes Oberhaupt, und darunter stehen jene Wesen, welche den einzelnen Globen dieser Runde vorstehen. Jede Rasse und jede Nation hat ihren eigenen Wächter, so auch jeder Mensch, der seinen eigenen inneren Gott hat. Der Mensch selbst ist das Resultat von Scharen von Schöpfern, von denen einige für seinen Körper, andere für seine psychische, seine mentale und seine spirituelle Natur sorgen. Seine Vervollkommnung vollzieht sich, solange dieser Planet besteht – ein Prozess der viele, viele Millionen Jahre dauert. So sehen wir, wie unvollständig der Mensch noch ist – eigentlich noch ein Kind, das praktisch nichts über seine eigene essenzielle Natur weiß und sich seiner wahren Beziehung zu anderen so wenig bewusst ist, dass es seine Mitmenschen bekämpft und vernichtet, obwohl sie einen Teil seines eigenen Wesens bilden.

In der ersten Runde waren die Globen der Erdkette und alles, was sie enthielten, noch sehr etherisch. Sie bestanden aus einer kalt leuchtenden, äußerst etherischen Substanz. Gegen Ende der ersten Runde entwickelte diese Substanz die Basis für das, was wir in unserer gegenwärtigen Runde als Feuer kennen. Als Runde zwei und drei Fortschritte machten, fand eine allmähliche Verfestigung statt. Das Element Luft wurde in der zweiten und das Element Wasser in der dritten Runde entwickelt. Aber erst in der gegenwärtigen Runde nahm unsere Globus D eine feste Gestalt an, und es entwickelte sich das Element, das wir Erde nennen.

Die ersten Runden der Lebenswoge können nur sehr allgemein dargestellt werden. Erst wenn wir bei Globus D unserer heutigen Runde ankommen, können wir uns einigermaßen ein Bild davon machen, was tatsächlich stattfand. Das bedeutet nicht, dass die langen Äonen der Vorbereitung für den Aufbau des Menschen an sich durch eine vage Passivität gekennzeichnet waren, wobei nichts Wesentliches geschah. Es bedeutet nur, dass Beschreibungen nutzlos sind, weil wir nichts kennen, womit wir die Prozesse vergleichen könnten.

Wenn wir in unserem Studium bei Globus D unserer heutigen Runde anlangen, nimmt unsere Vorstellung deutlichere Umrisse an, und die Einzelheiten werden zahlreicher. Gerade in dieser Periode wurde die Arbeit an der Gestaltung des menschlichen Körpers, so wie wir ihn jetzt kennen, in Angriff genommen. Dies war an sich keine leichte Aufgabe. Wir werden uns dessen bewusst, wenn wir die außerordentliche Präzision untersuchen, mit welcher der Körper aufgebaut ist und mit der er die unzähligen Hierarchien geringerer Lebensformen, aus welchen er zusammengesetzt ist, in vollkommener Harmonie koordiniert.

Dieses Zeitalter der ‘Vorbereitung des Vehikels’ wird in den Stanzen des Dzyan poetisch beschrieben, einem archaischen Manuskript, das von H. P. Blavatsky in ihrem Werk Die Geheimlehre zitiert wird. Die Erde wird dort als ungeduldig bezeichnet. Sie unternimmt selbst die Anstrengung, ihren Globus zu bevölkern. Dabei erschafft sie den ‘Wasser-Menschen, furchterregend und schlecht’, der von den höheren Dhyānis oder Planetengeistern, welche die Evolution der Erde leiteten, vernichtet werden musste. Wie fantastisch diese Erzählung manchen Menschen auch erscheinen mag – sie beruht auf einer wahren Begebenheit in einer frühen Übergangsperiode, als schwer zu beschreibende Ungeheuer aus der überreichlichen Energie von Mutter Erde entstanden.

Als die Erde allmählich gereinigt war, wurde die Gestalt des zukünftigen menschlichen Körpers ausgearbeitet und dabei das Muster der affenähnlichen, etherischen Formen korrigiert, welche die ‘Menschen’ der dritten Runde evolviert hatten. Das war die erste Wurzelrasse auf Globus D dieser Runde, bekannt als die ‘Selbst-Geborenen’, weil sie ihre Nachkommen durch einen Prozess hervorbrachten, den wir als ‘Teilung’ bezeichnen könnten, weil sich ein Stück vom Elternteil abtrennte – ungefähr dem Teilungsprozess heutiger Zellen entsprechend.

Ihre Heimat war in der Gegend des Nordpols, dem unvergänglichen Heiligen Land, das vom Beginn bis an das Ende dieses Erdzyklus oder Manvantaras besteht und auch die Heimat der letzten vollkommenen Rasse sein wird. Es ist schwierig, sich irgendeine Vorstellung von diesen Wesen der ersten Rasse zu machen, die kein Skelett, keine Haare und keine echte Haut hatten und die fast formlos waren. Sie sind als die Chhāyā-Rasse bekannt, was ‘Astralbild’ bedeutet. Im Laufe der Evolution verdichtete sich der Astralstoff allmählich und wurde halb-astral, als die zweite Rasse auf der Bühne erschien, die bereits deutliche, wenn auch noch unvollkommene Umrisse davon zu zeigen begann, was in späteren Zeitaltern, gegen Ende der dritten Wurzelrasse, zu Körpern menschlicher Gestalt werden sollte, auch wenn diese im Vergleich zur heutigen menschlichen Gestalt noch unvollkommen waren.

Die zweite Wurzelrasse pflanzte sich durch einen Prozess der ‘Knospung’ fort. Es trennte sich nur ein kleiner Teil ab, sozusagen eine ‘Knospe’, und diese fing an zu wachsen und sich zu einem Wesen zu entwickeln, das in allen wichtigen Hinsichten dem Elternteil glich.

Die Heimat der zweiten Rasse lag weiter südlich und umfasste Teile von Grönland. Im Laufe ihrer Evolution entwickelte sich ihre Fortpflanzungsweise zu dem, was jetzt die ‘Schweiß-Geborenen’ genannt wird. Große Tropfen traten aus dem Körper aus und entwickelten sich allmählich zu menschlichen Embryonen. Alle diese Veränderungen nahmen unzählige Zeitalter in Anspruch, aber Zeit bedeutete diesen träumenden Geschöpfen nichts; ‘für sie waren tausend Jahre wie ein Tag’. Sie schufen die dritte Wurzelrasse und verschwanden, ohne äußere Beweise ihrer Existenz zu hinterlassen.


Die dritte Wurzelrasse

Die dritte Wurzelrasse wurde Zeuge großer Veränderungen. An erster Stelle entwickelten sich diese ‘Schweißtropfen’ der zweiten Wurzelrasse zu großen Eiern, die von der Sonne erwärmt und zur Entwicklung gebracht wurden – ein Vorgang, der mit dem unserer heutigen Vögel verglichen werden kann. In diesen Eiern wuchsen die Föten mehrere Jahre heran. Auch die menschliche Form durchlief eine Reihe von Veränderungen ihrer Gestalt. So gab es in dieser hermaphroditischen Periode eine Zeit, in welcher der Mensch vier Arme und drei Augen hatte. Aber diese Varianten entstanden natürlich sehr allmählich, in einer Zeit von mehreren Millionen von Jahren. Schließlich fand im letzten Teil dieser Rasse die Trennung in die beiden Geschlechter statt.

Das wunderbare Ereignis, der Wendepunkt, der den gesamten Verlauf der Geschichte verändern sollte, die großartige Epoche im Leben der Menschheit, auf die zahllose Hierarchien zeitalterlang hingearbeitet hatten, stand nun unmittelbar bevor. Drei Runden und beinahe die Hälfte der vierten hatten die Vorbereitungen zu diesem glorreichen Erwachen in Anspruch genommen. Im Verhältnis betrachtet, trat es plötzlich ein. Wer die Theorie unterstützt, dass sich der Verstand im Tierreich entwickelte, übersieht dabei, dass Ewigkeiten erforderlich sind, um auch nur den menschlichen Körper und die niederen Prinzipien zu entwickeln.

Bis zu dieser Zeit hatten sich nur zwei der evolutionären Ströme manifestiert, die durch die Natur tätig sind – und zwar der physische und der spirituelle, der durch die monadische Essenz, den Gottesfunken, zum Ausdruck kommt. Dieser steht zu hoch über dem physischen Strom, um ohne das Verbindungsglied des Verstandes einen Austausch zustande bringen zu können. In der Geheimlehre wird behauptet, dass – wenn die spirituelle Monade eines Newton mit der spirituellen Monade des größten Heiligen auf Erden verbunden und die beiden in einem vollkommenen Körper inkarnieren würden, jedoch ohne das dazwischen stehende Prinzip des Verstandes zur Vereinigung der spirituellen Monade mit dem physischen Körper – das Resultat auf dieser Ebene ein Idiot wäre. Alles ist latent vorhanden, sogar im Atom, und so war es auch der Verstand in der dritten Wurzelrasse im menschlichen Tier.3 Um ihn zu erwecken, bedurfte es der höheren Götter und der Zeit.

Dieses Ereignis der Erweckung des Verstandes im Menschen war engstens verknüpft mit dem Schicksal anderer Wesenheiten aus dem vorhergehenden großen Manvantara – Wesen, die im Vergleich zu den niederen Menschen Götter waren. Die niederen Wesen der Mondkette hatten erreicht, was sie konnten. Sie und ihre Scharen von Helfern hatten alles gegeben, was ihnen möglich war. Verstand hatten sie jedoch nie besessen. Aber es gab andere, bekannt als die Mānasaputras oder Söhne des Denkens, die dazu bereit waren, in die für sie vorbereiteten Tempel einzutreten. Und diese Tatsache bedeutet, dass sie zu ihnen gehörten, dass sie karmisch mit ihnen verbunden waren. So traten jene Wesen, die zuvor auf der Mondkette das Prinzip des Verstandes vollständig entwickelt hatten, in den niederen Menschen ein, um seinen latenten Funken zur Tätigkeit zu erwecken. Nach dieser Inkarnation fanden scheinbar wunderbare Veränderungen statt.

Dieses Geschehen wird in dem Mythos von Prometheus symbolisch dargestellt. Er brachte den Sterblichen das spirituelle Feuer und wurde an den Felsen der Materie, unseren menschlichen Körper, gekettet, wo er die Äonen hindurch verweilen wird, bis der Mensch selbst zu seiner Höhe emporsteigen und ihn erlösen wird. Die Geschichte von Adam und Eva im Garten Eden hat dieselbe Grundlage, wo Luzifer, der Lichtbringer, als Satan getarnt ist, eine böse Macht.

Diese Inkarnation der Söhne des Denkens brachte dem niederen Ego Schmerz und Leiden, aber auch die Möglichkeit, das Göttliche zu erlangen. H. P. Blavatsky behauptet, dass wir ohne die Hilfe dieser höheren Wesen noch immer nicht weit über dem Animalischen stehen würden. Seit jener Zeit hat es immer zwei Stimmen im Menschen gegeben, die sich Gehör verschaffen wollen – bis zu dem Tag, an dem die eine die andere absolut beherrscht. Und doch ist der niedere Mensch nie ohne Hilfe. Er ist mit freiem Willen und einem Gewissen begabt – die Stimme des Gottes im Inneren kann von jenen immer vernommen werden, die Ohren haben zu hören.

Es ist unmöglich, diese Philosophie ohne die Erkenntnis zu verstehen, dass das Universum aus unzähligen Abstufungen von Bewusstseinsarten zusammengesetzt ist, dass jedes Wachstum ein Wachstum des Bewusstseins bedeutet und dass überall im Universum in der Verschiedenheit die Einheit existiert. Etwas, das von irgendeinem anderen Teil unabhängig ist, existiert nicht. Alle Wesen tragen Verantwortung für die unterhalb von ihnen stehenden, und sobald das Stadium des Selbstbewusstseins erreicht ist, tragen sie auch für die über ihnen stehenden Wesenheiten Verantwortung. Historiker haben oft bemerkt, dass keiner seine Rasse über ein gewisses Maß hinaus übersteigen kann. So wie es auf Erden ist, ist es auch im Himmel. Wie oben, so unten. Die Großen verspüren die Last jener, die ihre Chancen vergeben und sich weigern zu wachsen.

Nicht alle menschlichen Rassen waren gleich weit entwickelt; einige blieben hinter anderen zurück. Strophe VII der Geheimlehre verweist folgendermaßen auf diesen Teil der Geschichte:

24. DIE SÖHNE DER NACHT, DIE SÖHNE DER WEISHEIT (hervorgegangen aus dem Körper Brahmas, als es Nacht wurde), BEREIT ZUR WIEDERGEBURT, KAMEN HERAB. SIE SAHEN DIE (intellektuell) SCHLECHTEN FORMEN DER ERSTEN DRITTEN (noch unvernünftigen Rasse). „WIR KÖNNEN WÄHLEN“, SAGTEN DIE HERREN, „WIR HABEN WEISHEIT.“ EINIGE TRATEN IN DIE CHHĀYĀS EIN. EINIGE SANDTEN EINEN FUNKEN AUS. EINIGE WARTETEN BIS ZUR VIERTEN (Rasse). AUS IHRER EIGENEN ESSENZ FÜLLTEN (verstärkten) SIE KĀMA (das Vehikel der Begierden). JENE, WELCHE NUR EINEN FUNKEN ERHIELTEN, BLIEBEN OHNE (höhere) ERKENNTNIS. DER FUNKE LEUCHTETE SCHWACH. DIE DRITTEN BLIEBEN GEMÜTLOS. IHRE JĪVAS (Monaden) WAREN NICHT BEREIT. DIESE WURDEN BEISEITE GESETZT UNTER DEN SIEBEN (ursprünglichen Menschenrassen). SIE WURDEN ZU DEN SCHWACHKÖPFIGEN. DIE DRITTEN WAREN BEREIT. „IN DIESEN WERDEN WIR WOHNEN“, SPRACHEN DIE HERREN DER FLAMME UND DER DUNKLEN WEISHEIT.

The Secret Doctrine, II:161

Diese Ereignisse erklären die Ungleichheiten in unserer menschlichen Art, die relativ hohen und niederen Möglichkeiten verschiedener Menschen. H. P. Blavatsky deutet auch darauf hin, dass diese Ereignisse den gesamten Schlüssel zum Geheimnis des Bösen darstellen.

Mit dem Erscheinen der Mānasaputras in diesem Drama unseres menschlichen Lebens wird der Mensch in Bezug auf seine Konstitution vollkommener. Er ist jetzt dazu bereit, seiner Bestimmung zu folgen und vereint in seiner Natur, bereit zur Entwicklung, alle Prinzipien des Kosmos. Das ist die wahre Bedeutung der Worte in der christlichen Bibel: „Und Gott schuf den Menschen nach seinem Ebenbild.“ Diese Inkarnation initiiert in der Menschheit den dritten evolutionären Strom – den intellektuellen. Genau an diesem Punkt begegnen sich im Menschen die Ströme von oben und von unten.

In den großen Kreisläufen des Kosmos steigt der Geist ewig in die Materie hinab, und die Materie steigt ewig zum Geist empor. Sie unterstützen sich gegenseitig. Keiner von beiden könnte sein Ziel ohne den anderen erreichen. Die niederen Leben können ihr Bewusstsein nur erweitern, indem sie Schale um Schale ihrer Umhüllung zerbrechen und in immer weiter reichende Räume des Denkens und des Geistes emporstreben. Die Großen Geister und Götter können das Mitleid, das tatsächlich ihre Essenz ist, nur zum Ausdruck bringen, indem sie ihren jüngeren Brüdern helfen. Sie können an Macht und Kraft nur gewinnen, indem sie den Widerstand der Materie und der Gedankenformen überwinden und immer größere Verantwortung auf sich nehmen. Diese Lebensströme befinden sich in einer universalen Bewegung. Sie sind nicht nur in den großen Kanälen wahrnehmbar, sondern sie sind überall vorhanden – in jeder Ebbe und Flut. Es gibt keinen Tropfen im Ozean des Seins, der nicht den Einfluss beider in sich verspürt. Von da an treten in der menschlichen Natur die relativen, als Gut und Böse bekannten Neigungen, zu Tage. Aus der komplizierten Wechselbeziehung zwischen diesen evolutionären Strömen erwuchsen der jungen Menschheit falsche Vorstellungen von sich selbst. In den letzten Jahrhunderten, als die alten Lehren immer mehr in den Schatten traten, entstand das irreführende Bild des ‘in Sünde geborenen’ Menschen, was eine lange Spur entwürdigender Einflüsse hinterließ. Verloren in den Nebeln der Unwissheit sind wir teilweise vom Weg abgekommen und das Bewusstsein unserer göttlichen Abstammung trat in den Hintergrund.


Das Mysterium von Gut und Böse

Der sogenannte Sündenfall des Menschen – in der Bedeutung, die man ihm meistens beimisst – bezieht sich auf das Ereignis im Garten Eden, als die Schlange Adam und Eva dazu verführte, die verbotenen Früchte vom Baum des Lebens zu essen. So erlangten die Menschen Kenntnis von Gut und Böse. Sie fielen in Ungnade, mussten das Paradies verlassen und waren von nun an gemeinsam mit ihren Nachkommen mit der Erbsünde belastet. Nach der Alten Weisheit steht der Garten Eden für jene Periode in der Entwicklungsgeschichte der Menschheit, die mit dem Kindheitsstadium verglichen werden kann. Die Menschheit war noch nicht im Besitz des Selbstbewusstseins, das in der Genesis durch die Schlange geweckt wird, die in ihrer Rolle als Lichtbringer (was die Bedeutung des Wortes Luzifer ist) auftritt. Der Sündenfall ist also in Wirklichkeit ein wichtiger Schritt in der Evolution der Menschheit, durch den sie befähigt wurde, zielbewusst zu wählen und ihre eigene Evolution selbstständig zu beginnen.

Das ist das Licht, das die Weisheitsreligion auf das Mysterium von Gut und Böse wirft, das überall, wo das Wissen über die alten Lehren verloren geht, die Menschen verwirrt. Die meisten von den Menschen verfassten Theorien zur Erklärung dieses Mysteriums beachten die göttliche Seele im Menschen nicht. Der Mensch, ein potenzieller Gott im Äußeren, ein wirklicher Gott im Inneren, hat sich selbst die Überzeugung aufgedrängt, ein Wurm im Staube zu sein. Anstatt das Augenmerk nach innen zu lenken, haben wir den Blick nach außen gewendet und sehen allein die tanzenden Schatten der Illusion. Wir haben unseren Weg im Labyrinth der Materie verloren und den Faden fallen gelassen, der uns zu unserer Heimat zurückführen könnte.

Hat Gott die Menschen tatsächlich ‘böse’ erschaffen? Sind sie unwiderruflich und hilflos zur Bestrafung verdammt? Zum Glück beginnen wir in zunehmendem Maße, den erniedrigenden Charakter dieser Vorstellung einzusehen. Manche Menschen vertrauen auf ihre Intuition und suchen erst gar nicht nach einer Lösung; sie wenden sich unbewusst an ihren inneren Gott. Andere kümmern sich nicht um Konsequenzen und folgen im Leben nur ihren Wünschen. Die Theosophie gibt eine Antwort, die ernsthafte Erwägung verdient.

Das, was mit der großen Linie der Evolution übereinstimmt, was die Entfaltung göttlicher Möglichkeiten fördert, was nach stets größerer Vollkommenheit strebt – das ist gut. Das ganze Universum unterstützt diese Richtung. Aber das, was sich dieser Richtung widersetzt, was das Muster der Natur zu behindern trachtet, ist falsch und wird früher oder später untergehen. Diese Widerstände sind zwar notwendig, um Kraft und Wissen zu entwickeln, aber die Gegenkräfte gehören im Plan der Natur normalerweise zum Bereich der Unwissenheit. Wenn wir also über Hindernisse stolpern, die wir infolge unserer dualen Natur in uns selbst finden müssen, lernen und wachsen wir. Wenn sich jedoch das persönliche Ego bewusst mit der niederen, materiellen Seite der Natur verbindet, werden die Folgen mit dem Wachstum immer ernsthafter und müssen – wenn darauf beharrt wird – zur Vernichtung dieser Persönlichkeit führen.

Bevor die Mānasaputras in die Menschheit inkarnierten, konnte es keine Sünde oder moralischen Fehler geben, aber in dem Moment, als der Verstand erwachte, entstand das Bewusstsein von Gut und Böse, es gab einen freien Willen, aber auch Unerfahrenheit und Unwissenheit. Wie gesagt besteht der richtige und einfache Weg darin, in Harmonie mit den großen Strömen der Evolution zu arbeiten. Wer das tut, hinter dem steht das Universum, und er findet keine Hindernisse in sich. Falsch ist es, in die andere Richtung zu rudern.

Jedoch muss die Frage beantwortet werden, warum ein Mensch gegen das moralische Gesetz verstoßen möchte. Dr. G. de Purucker sagt in Studies in Occult Philosophy, Seite 72:

„Was ist es im Menschen, das ihn sündigen lässt?“ Welcher Teil des Menschen sündigt? Ist es sein Körper? Offensichtlich nicht, denn sein Körper ist nicht mehr als ein Sklave, ein Werkzeug für den innewohnenden Geist. … Ist es sein Geist? Offensichtlich nicht, denn er ist ex hypothesis makellos, ohne Sünde und aus der Essenz des Göttlichen. Es ist auch weder der Astralkörper, noch sind es die bloßen Lebenskräfte, denn letztere sind nur vitale Ströme, die durch den Willen getrieben und vom Denkvermögen geleitet werden. Nun könnte angenommen werden, es sei das Kāma im Menschen, das ihn sündigen lässt – seine Wünsche und Leidenschaften. … Nein. Was im Menschen sündigt, ist seine Intelligenz. Die Sünde liegt in der Wahl, in der Handlung. Es ist der Pfad zur rechten oder zur linken Hand. In dieser Wahl liegt Sünde oder Übeltun.

Nehmen wir zum Beispiel ein Kind; ein Kind, das noch nicht gelernt hat, zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden, sündigt nicht, was es auch immer tut. Es ist intellektuell unbewusst, unwissend. Ein Tier sündigt nicht, es besitzt nicht die Kraft der menschlichen Wahl. Diese Kraft entwickelt sich langsam, weil die mānasischen Kräfte ihrerseits allmählich in Tätigkeit treten, aber die Fähigkeit zur Wahl, die einem Tier innewohnt, ist im Vergleich mit der menschlichen nur unbedeutend. Deshalb sagen wir, dass ein Tier nicht sündigen kann. Der Mensch sündigt, weil er die Wahl trifft, die inneren Kräfte zu missbrauchen.

… Und genau aus diesem Grund fiel die vierte Wurzelrasse. Weder das Kāma, das in der vierten Wurzelrasse am stärksten entwickelt oder evolviert war, noch die ungeheuren Kräfte, die durch die üble Wahl hervorgerufen wurden, brachten die schrecklichen Folgen zuwege. Das Übel lag in der falschen Anwendung des Verstandes. Der Mensch sündigte in seinem Intellekt, in seinen Imaginationen, seinem Denken und Wählen. Es gibt ein altes lateinisches Sprichwort, das seit frühen Zeiten von den Christen angenommen wurde: Ubi voluntas est, peccatum est; ubi voluntas non est, peccatum abest. Wo der Wille ist (das heißt die Wahl), ist Sünde; wo kein Wille ist (das heißt keine Wahl), ist keine Sünde. Ein völlig geisteskranker Mensch sündigt nicht, was auch immer er tut, denn für ihn gibt es keine Wahl. …

Sobald die Söhne des Denkens auf dem absteigenden Bogen in den unbewussten ‘Menschen’ jener Zeit das Feuer entfacht hatten, konnten diese sündigen und sie taten es. Da sie aber noch verhältnismäßig etherisch und wenig evolviert waren, war ihre Wahl schwach und schwankend, ohne viel Kraft hinter ihrem Kāma. Die treibende Kraft war noch nicht voll zur Geltung gebracht. Erst in der vierten Wurzelrasse stand sie in voller Blüte, und der Intellekt konnte kraftvoll wählen und handeln. Darum wird in der fünften Wurzelrasse die große Zeit der Entscheidung kommen, sobald der Intellekt voll entwickelt sein wird.

Für jene Wesen, die sich ober- oder unterhalb der Ebene befinden, auf der das menschliche Bewusstsein sich gegenwärtig bewegt, gibt es keine Empfindung des Getrenntseins. Die über das menschliche Stadium hinaus gestiegenen vollkommenen Wesen erkennen in ihrer Individualität ihre Einheit mit allem Leben. Der Durchschnittsmensch lebt jedoch zum größten Teil in seiner Persönlichkeit; und gerade diese beschränkte und unentwickelte Persönlichkeit unterliegt einer Täuschung, wenn sie meint, sie könne etwas nur für sich allein erlangen oder festhalten. Selbstsucht ist Sünde und Torheit und wahrlich die Wurzel des sogenannten Bösen. Wenn das weit genug geht, verengen sich die Kanäle, durch welche dem Menschen die Lebenskräfte zufließen, und am Ende welkt er wie ein Blatt im Herbst, wenn der Saft es nicht länger erreicht. Und dennoch könnte es keinen moralischen Fortschritt ohne die Kraft geben, die aus der Überwindung dieser Täuschung gewonnen werden kann. Wenn bestimmte grobe Formen der Selbstsucht überholt oder besiegt sind, werden sie umgestaltet in Bestrebungen, die sich mit dem Grad des Wachstums erweitern, bis der Mensch mit vollem Verständnis und ausreichend erwachtem spirituellem Willen in den größeren Zyklus übergeht und sich selbst als Teil des Ganzen erkennt.

Die Komplexität der menschlichen Natur ist nicht bloß eine Redensart. Es gibt tatsächlich verschiedene Selbste im Menschen, in verschiedenen Stadien der Evolution und mit unterschiedlichen Wünschen, die erfüllt werden wollen – in der Tat ein Mysterium, aber eines, das gelöst werden kann. Die evolvierende Seele kann und soll ihren richtigen Platz finden und die Führung über die zügellosen Kräfte übernehmen, die nur all zu gerne die Macht ergreifen und im menschlichen Tempel Chaos verursachen würden. Wenn der Mensch diesen Platz und die Führung erreicht, wird er wahrlich zu einem Gott.

Aber so lange dies noch nicht der Fall ist, wird das niedere Denken, das wächst und sich entfaltet, Fehler machen. Es benutzt sich selbst auf verkehrte Weise, da es noch nicht gelernt hat, in Harmonie mit dem universalen Denken zu handeln, von dem es ein Teil ist. Schmerz, Krankheit und Leiden gehen aus diesem wachsenden Verstand hervor, das heißt, sie sind auf seine Fehler zurückzuführen, die zu Disharmonie im Körper und zu Krankheit führen. Physische Fehler verursachen physische Schwierigkeiten. Mentale Störungen verursachen mentale und später physische Qualen. Durch Schmerz und Leiden lernen wir. Es gibt jedoch eine Möglichkeit, etwas schneller zu lernen. Leider unterstützen wir oft verkehrte Gedanken, halten sie fest und nähren sie solange, bis ihre Kraft ungeheuer groß ist. Glücklich ist derjenige, der erwacht und beschließt, mit seiner höheren Natur zusammenzuarbeiten, bevor diese niederen Kräfte die Oberhand gewinnen. In Theosophy: The Path of the Mystic (Seite 22-25) von Katherine Tingley finden wir folgende Worte – erfüllt von Inspiration, Ermutigung und – Warnung:

Es gibt eine große Entdeckung, die ein jeder selbst machen muss: dass die menschliche Natur dual ist und dass im Menschen unablässig ein Kampf tobt zwischen dem höheren und dem niederen Selbst, zwischen dem Engel und dem Dämon. …

Diese beiden Kräfte – die physische Kraft, geführt durch die spirituelle, und das Denken, erleuchtet durch Schätze von Wahrheit und Inspiration aus dem Höheren Selbst – diese beiden führen zu unglaublichen Ergebnissen, wenn sie zusammenarbeiten. Es wird auch keine Ewigkeit dauern, diese Dinge zustande zu bringen. Selbst die Atome unseres Körpers können vom Feuer göttlichen Lebens berührt, mit dem Denken und mit der Seele in Einklang gebracht und durch das Höhere Selbst beherrscht werden, genau wie ein Meister der Musik sein Instrument beherrscht.

Denn Leben ist Licht und Licht ist Leben und der Christos-Geist ist in entsprechendem Maße überall. … Könnten wir unser Denken von falschen Auffassungen befreien, von der Natur lernen und der inneren Christos-Stimme lauschen – welche Offenbarungen würden uns zuteil werden! Wir wären dann in der Lage zu sagen: Dieses ist unsterblich, jenes ist sterblich, das gehört zur animalischen Natur des Menschen und das zur spirituellen. Die Macht dazu, das ist die Macht, welche wir brauchen, welche uns sozusagen vom Tod auferweckt und uns zu Licht und Erleuchtung geleitet. …

Von der Zeit an, wenn der Jünger ein Gelübde4 ablegt, wird er stets von zwei Kräften begleitet: zwei unsichtbare Gefährten, gebildet aus seiner eigenen Essenz – die eine bösartig, die andere göttlich. Die Absonderung oder Objektivierung der entgegengesetzten Pole seines Selbstbewusstseins stellen seine guten und bösen Engel dar, den Augias und sein Gegenstück, und jeder der beiden versucht, das Wesen des Jüngers zu beherrschen. Einer von beiden muss schließlich die Oberhand erlangen; durch jede Handlung und durch jeden Gedanken im Leben des Jüngers wird entweder der eine oder der andere gestärkt. Es sind seine höheren und niederen Fähigkeiten, die langsam in Machtfülle übergehen, dem entsprechend, wie die Energien (sowohl die guten als auch die schlechten) erweckt werden.

Unsere Aufgabe liegt darin, immer mehr von uns auf das wirkliche Schlachtfeld zu verlegen. Dieses Feld besteht aus den Gefühlen und Gedanken der Menschheit, deshalb wird der Kampf mit rechtem Fühlen und rechtem Denken geführt. Unsere Stärke liegt darin, positiv zu bleiben, in unseren Herzen eine beständige Freude zu bewahren, jeden Augenblick über alle die umherflutenden großen Ideen zu meditieren, bis wir sie erfasst und uns zu eigen gemacht haben; in einer Meditation mit der Vorstellung der Erhabenheit des zukünftigen Lebens der Menschheit; indem wir bei dem Konzept der Bruderschaft verweilen.

Wir können jedoch diesen Punkt spiritueller Unterscheidung niemals erreichen, bevor wir nicht in unserem Herzen etwas Neues gefunden haben: eine umfassendere Sympathie für alles, was lebt, und eine breitere, tiefere, erhabenere Vorstellung vom menschlichen Leben und den herrlichen Gesetzen, welche es regieren.

Ich bin überzeugt, dass jeder Mensch in gewisser Hinsicht ein Brennpunkt all der guten und bösen Elemente ist, denen wir in der Vergangenheit bewusstes Leben verliehen haben. In jedem Augenblick, in dem wir uns bewusst der guten oder der schlechten Seite zuwenden, nistet sich das eine oder andere von beiden in unser Gemüt ein und füllt es aus. Und es ist einleuchtend, dass unsere Verbindung mit dem einen oder anderen, zu dem wir mehr neigen, zu Sieg oder Niederlage führen. Wie geringfügig diese Verbindung auch sein mag, sie muss – sobald sie unterstützt wird – zur betreffenden Seite unserer Natur und des Universums hinführen und alles mit einbeziehen, was sich dort befindet. Wenn dies wahr ist, so folgt daraus, dass unser bewusstes Wollen, irgendeinen Fehler oder irgendeine Schwäche zu dulden und zu unterstützen, eine unermesslich gewichtige Abwärtsbewegung darstellt.

Wenn jedoch die Bemühungen fortgesetzt werden, wenn sich der Schüler durch Fehlschläge oder Schwächen nicht entmutigen lässt und immer ‘ebensoviel unerschrockene aufwärtsgerichtete Bemühungen’ folgen, bekommt er stets die Hilfe und den Rat des göttlichen ‘Daimon’, des ‘Kämpfers’. Der Sieg, wie entfernt er auch sein mag, ist gewiss. Denn das ist eine unüberwindbare Kraft, ‘ewig und zuverlässig’, eine tatsächliche Gegenwart und Inspiration, wenn wir sie nur erkennen wollen und auf sie vertrauen, vertrauen, vertrauen.


Die dritte Wurzelrasse – (Fortsetzung)

Wir kommen zurück auf die verschiedenen Entwicklungsstufen der menschlichen Rasse, wie sie in der auf Seite 38 abgedruckten Strophe VII der Geheimlehre erwähnt werden. Die Gruppe, die nur einen ‘Funken’ empfing, bildet unsere gegenwärtige Durchschnittsmenschheit. Diejenigen, die nicht bereit waren, deren Evolution nicht bis zu dem notwendigen Punkt fortgeschritten war, blieben verstandeslos. In der langen Übergangsperiode, als sich im Menschen- und Tierreich die Trennung der Geschlechter vollzog und die Trennungslinie zwischen den beiden Reichen noch nicht so scharf war, vermischten sich die verstandeslosen Menschen mit den Tieren. Aus dieser Verbindung gingen die Urahnen der verschiedenen Affenarten hervor. Sie werden als grässliche, behaarte Ungeheuer beschrieben – „eine Rasse, die stumm blieb, um die Schande nicht zu verkünden“. Sie stellen die zuvor erwähnten Ausnahmen dar und sind dazu bestimmt, in einer Zeit nach dem kritischen Mittelpunkt dieser vierten Runde in die menschliche Familie aufgenommen zu werden. Da sie teilweise menschlicher Natur sind, ist es möglich, dass einige von ihnen in der siebten Wurzelrasse auf diesem Globus D vollständig menschlich werden, aber die meisten müssen auf die fünfte Runde warten.

In einem Teil der menschlichen Familie inkarnierten die Mānasaputras vollständig, und sie wurden die Führer und Lehrer der Menschheit in der dritten Wurzelrasse. Worte können die Veränderung kaum angemessen beschreiben, die im Leben der Menschen nach diesem Ereignis stattfand. Die träge, halbbewusste und sich in einer Art Traumzustand befindende Welt erwachte und begann, sich selbst kennenzulernen. Der schlafende Same des Denkens wurde von einer mächtigen Kraft wachgerüttelt. Der Funke traf das, womit er verwandt war – und siehe, das Tier wurde zum Menschen!

Diese Rasse von Arhats (die im obigen Absatz erwähnten Führer der Menschheit) pflanzten sich nicht durch Vereinigung der Geschlechter fort – wie diejenigen, die nur einen Funken empfangen hatten –, sondern durch die Kraft des Willens. Es wird gesagt, dass diese Fähigkeit in uns allen latent vorhanden ist, dass allerdings bis zu ihrer Entwicklung in der Menschheit noch viele Zeitalter vergehen werden. Die Nachkommen dieser Rasse sind bekannt als die ‘Söhne von Wille und Yoga’. Sie leben noch immer und wachen über die Menschheit; sie fördern und behüten die künftigen menschlichen Adepten auf Erden. Man nennt sie auch die ‘unsterbliche Rasse’. Es wird gesagt, sie könnten ebenso gut im Wasser, in der Luft oder im Feuer leben, weil sie die Naturkräfte vollkommen kontrollieren. Sie waren eine heilige Rasse von göttlicher Kraft und Schönheit. Sie wurden zu Lehrern der heranwachsenden Menschheit und inspirierten sie; sie sind die wahren spirituellen Eltern der Menschheit. Sie waren es, welche die frühen Rassen, während sie heranwuchsen, in der alten Weisheitsreligion unterrichteten. Diese Weisheitsreligion wurde schon immer in zyklischen Perioden der Menschheit gebracht und ist heute unter dem Namen Theosophie bekannt.

Dieser unsterblichen Rasse wurde auch das Zeichen und der Beweis ihres göttlichen Ursprungs und ihrer göttlichen Abstammung eingepflanzt – das dritte Auge. Mit seiner Sehkraft ist das Leben ein offenes Buch. Die bedeutende Vergangenheit, die ruhmreiche Zukunft, sie waren wie das ewige Jetzt. Jene Tage waren das Goldene Zeitalter, in dem die Götter – die spirituellen Väter der Menschheit – unter ihren Kindern wohnten. Anfangs kannten diese das Gefühl des Getrenntseins nicht und fühlten sich in Harmonie mit allem, was existierte. Liebe, Ehrfurcht und Freude erfüllte ihre Herzen. Streit hatte in das menschliche Leben noch nicht Einzug gehalten, aber so konnte es nicht bleiben. Auf diese Weise werden keine Götter geboren. Dieser Himmel auf Erden muss mit Gewalt genommen werden, um ein bleibender Besitz sein zu können. Durch eine lange und mühevolle Pilgerfahrt muss der Mensch den verlorenen Zustand der Reinheit und des Glücks zurückgewinnen, der spirituelle Kraft, ein reiches und vollkommenes Verständnis des Lebens in all seiner Vielfalt und grenzenloses Mitleid für alle Lebewesen mit sich bringt.

Langsam kamen Wolken auf und die Sonne des Lebens verdunkelte sich. Als diese Kinder der Unschuld und Freude begannen, ihre Kraft zu spüren, als ihr latenter Verstand von den Wesen über ihnen erweckt worden war, wuchs das Animalische in ihnen schnell heran. Der Krieg nahm seinen Anfang. Das dritte Auge wurde schwach; und im Laufe der Zeit wurde der Mensch, der erst einäugig und später dreiäugig war, ein Wesen mit zwei physischen Augen. Das dritte Auge zog sich in das Gehirn zurück. Davon zeugt heute die Zirbeldrüse. Bei den ‘Großen’ ist dieses Auge tätig, wenngleich auch unsichtbar. Und in ferner Zukunft wird es bei der Menschheit in ihrer Gesamtheit wieder aktiv werden. Legenden aller Rassen, die das ‘Gedächtnis’ der Vergangenheit bilden, erwähnen die Geschichte des dritten Auges auf verschiedene Art. Die drei ‘Einäugigen’ Zyklopen, von denen Hesiod berichtet, symbolisieren die letzten drei Unterrassen der dritten Rasse oder Lemurier. In Mythen begegnen wir ab und zu Gestalten, deren Vision keine Grenzen kannte.

Die Götter zogen sich zurück, und das Goldene Zeitalter verging. Es gab keinen ewigen Frühling mehr. Das Klima wurde kalt. Tiere, die den Menschen wohlgesinnt waren, wurden gefährlich. Allmählich gaben Schmerz und Leiden dem Gedankenstrom der Menschen eine andere Wendung, und ihren Herzen entrang sich eine flehentliche Bitte um Hilfe. Ihre spirituellen Eltern antworteten darauf. Göttliche Dynastien wurden gegründet, worauf eine ruhmreiche Zivilisation folgte.

Der Kontinent der dritten Rasse, bekannt als Lemurien, liegt heute unter dem Stillen Ozean, dessen Inseln, die sich wie Punkte auf der Oberfläche ausnehmen, einst die Gipfel der Berge dieses alten Landes waren. Es erstreckte sich von den beiden Amerikas bis an die Küsten des heutigen Asiens und darüber hinaus. Die ersten Städte waren aus Steinen und Lava gebaut. Bevor sich jedoch der Lebenszyklus dieser Rasse seinem Ende zuneigte, erhoben sich riesige Städte. Unter der Führung ihrer göttlichen Herrscher blühten Künste und Wissenschaften. Astronomie, Architektur und Mathematik wurden bis zur Perfektion erlernt. Die Zivilisation, die mit der dritten Wurzelrasse begann, war so glorreich, reich und glänzend, dass im Vergleich dazu die griechische, römische und sogar die ägyptische Zivilisation völlig unbedeutend sind. Verglichen mit der langen Zeit, die bis zur Entstehung dieser Zivilisation verstrichen war, schien es, als sei sie schnell und sogar plötzlich erschienen. Aber sie entwickelte sich nur allmählich und überdauerte viele Jahrtausende bis in die vierte Wurzelrasse hinein. Unterschiede gab es selbstverständlich damals genauso wie heute. Primitive und Genies kennzeichneten die beiden Extreme.

Vor dem Ende dieser Wurzelrasse hatte die Mehrheit der Menschen ihre spirituelle Reinheit verloren und sie versündigten sich auf diese oder jene Weise. Trotzdem gab es immer Menschen, die dem inneren Licht folgten und auf diese Weise die Grundlage für die Zukunft formten. Wenn die Rassen am Ende ihres Zyklus angelangt sind, werden sie abwechselnd durch Feuer oder Wasser zerstört. Nicht plötzlich, ausgenommen lokal, sondern langsam und über Zeiträume von hundertausenden von Jahren, während sich gleichzeitig die nachfolgenden Rassen allmählich entwickelten. Die dritte Wurzelrasse fand ihr Ende durch Feuer, das heißt durch die Wirkung unterirdischer Erdbeben und Vulkanausbrüche, denen Überschwemmungen folgten.


Die vierte Wurzelrasse

Vor ungefähr achtzehn Millionen Jahren gingen die menschlichen Egos auf ihrem Evolutionspfad langsam von der dritten in die vierte Wurzelrasse über; sie wurden zu den großen Atlantiern, deren riesiger Kontinent sich über ein Gebiet ausdehnte, das heute den Atlantischen Ozean ausmacht. Die Lebensmitte dieser Rasse fiel mit der Mitte der Lebensperiode dieses Planeten zusammen. Zu diesem Zeitpunkt wurde auch die Tür zwischen dem Tier- und Menschenreich geschlossen. Damals erreichte auch die Materie den Höhepunkt ihrer Evolution. Seit dieser Zeit befindet sich alles Leben auf dem aufsteigenden Bogen zum Spirituellen hin. Alles, was manifestiert war, war gewaltig. Sowohl Menschen als auch Tiere waren riesig groß. Die Menschen waren zwischen sechs und acht Meter groß. Sie besaßen eine hohe Intelligenz. Einen Hinweis darauf finden wir in der Behauptung, dass ihre degenerierten Nachkommen die ersten Pyramiden erbauten.

Am Beginn der vierten Wurzelrasse war das dritte Auge noch aktiv. Und so beherrschten die Atlantier viele der subtileren Naturkräfte, die für uns noch ein Geheimnis sind. In seinem Buch The Esoteric Tradition, Seite 1046, schreibt Dr. de Purucker:

Diese atlantische Rasse erreichte den Höhepunkt materiellen Reichtums ihrer Zivilisation und in ihrem materiellen Fortschritt vor etwa vier oder fünf Millionen Jahren. Jede Wurzelrasse ist durch ihre charakteristischen Entwicklungen sowohl in intellektuellen als auch in psychischen Gebieten gekennzeichnet. Das Hauptmerkmal aller atlantischen Völker war der Materialismus in seinen verschiedenen Arten und Ausdrucksformen. Es waren vielmehr materielle als spirituelle Dinge, die angebetet wurden. Allenthalben und zu allen Zeiten waren Beweise und Auswirkungen dieser dunklen, finsteren Anbetung zu bemerken. Materialismus und nicht Spiritualität – und zwar ein Materialismus, der mit einer vorsätzlichen Ausübung materieller wie auch psychischer Magie verbunden war – war der erklärte und anerkannte Glaube und das Ideal all der verschiedenen Unterrassen, als der Mittelpunkt der vierten Wurzelrasse erreicht war, welcher die atlantische Zivilisation kennzeichnete.

In jener fernen Vergangenheit war der gesamte Erdball derartig materialistisch geworden – nicht nur äußerlich, sondern tatsächlich, so in das Leben der Materie hinabgesunken, dass das Flüstern des Spirituellen im Menschen, das Flüstern seines inneren Gottes, die menschliche Seele nicht mehr so leicht erreichte. Trotzdem es während der langen Zeitalter, in welchen sich der Auf- und Abstieg der verschiedenen atlantischen Zivilisationen vollzog, Gruppen und Einzelne gab, die das geistige Leben aufrichtig und ernsthaft kultivierten, waren doch die Massen, die Menge, welche die individuellen Einheiten der atlantischen Stämme formten, eifrige Anhänger und oft tatsächlich Anbeter der dunklen, bösen Mächte, welche die Schattenseite der Natur bilden.

Wir können uns ein wirklich außergewöhnlich hochintelligentes Volk vorstellen – bei weitem intelligenter als wir in der arischen oder fünften Wurzelrasse –, aber mit einer gänzlich materiellen und oft das Böse suchenden Art von Intelligenz. Sie stellten das Materielle mit seinen Kräften und Früchten über das Spirituelle und sein Licht und beteten das Erstere an. Sie erreichten den Höhepunkt wirklichen Glanzes und Ruhmes, der zwar von gänzlich materieller Natur war, aber größer als alles, was unsere gegenwärtige fünfte Wurzelrasse bislang erreicht hat. Bei ihrem anschließenden rasenden Sturz in allgemeine Zauberei wurden sie nur durch die unaufhörlichen Anstrengungen gewisser Wesen gerettet, von denen wir als wirklich inkarnierte Gottheiten und Halbgötter sprechen können. Diese Großen und ihre Anhänger, von denen es im Ganzen viele gab, aber doch auffallend wenige im Vergleich zu den atlantischen Massen, gründeten zu einer Zeit, als Schandtaten und spirituelle Verderbtheit ihren Höhepunkt erreicht hatten, schließlich zur Rettung der Vielen und Einweihung der für würdig befundenen Wenigen die ersten echten spirituellen Mysterienschulen des Globus. Dies geschah – geologisch gesprochen – kurz bevor die Atlantier als Rasse durch ihr eigenes böses Tun untergingen.

Die ziemlich aufregenden Entdeckungen unserer eigenen Zeit sind nur schwache Erinnerungen an die Wunder und intellektuelle Größe der vierten Wurzelrasse. Und dies sind nur die Vorboten dessen, was kommen wird; wenn nämlich unsere gegenwärtige fünfte Rasse reifer wird, wird sie zurückgewinnen, was sie als Atlantier verloren hatte, aber dann mit größerer spiritueller Entwicklung und Einsicht. H. P. Blavatsky schreibt in einem Artikel, den sie The New Cycle nannte (aus La Revue Théosophique, übernommen in The Theosophical Path, September 1911):

Wir stehen den gesamten Möglichkeiten der Zukunft von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Die Stunde der großen zyklischen Wiederkehr der Gezeiten mystischen Denkens in Europa kehrt wieder. Auf allen Seiten sind wir vom Ozean der universalen Wissenschaft umgeben – der Wissenschaft des Ewigen Lebens –, der auf seinen Wellen die vergessenen und überfluteten Schätze von jetzt vergangenen Generationen mit sich führt, von Schätzen, die den modernen zivilisierten Rassen noch unbekannt sind. In den Tiefen des Ozeans ruhen prähistorisches Wissen und ebensolche Kunst, die zusammen mit den vorsintflutlichen Riesen verschlungen wurden, jenen Halbgöttern, die noch mit einem Rest von Sterblichkeit behaftet waren. Und aus den Tiefen dieses Ozeans steigt eine starke Strömung auf, schlägt in unser Angesicht und flüstert: „Das, was war, existiert wieder; das, was vergessen wurde und seit Ewigkeiten unter den Gesteinsschichten des Jura begraben liegt, kann aufs Neue ans Licht kommen. Bereite dich vor … . Der Kampf wird schrecklich sein zwischen grobem Materialismus und blindem Fanatismus einerseits und Philosophie und Mystizismus andererseits – einem Mystizismus, welcher der mehr oder weniger transparente Schleier ist, der die ewige Wahrheit verbirgt.

All diese Veränderungen, die während des sich entfaltenden Lebensdramas auftreten, zeigen, dass der Mensch während der Umdrehungen der zyklischen Schicksalsräder an einem Schöpfungsprozess teilhat. Jede Umdrehung des Rades fügt etwas hinzu. Wie bereits erwähnt, wird in jeder Runde ein Element evolviert, und der Mensch entwickelt sich physiologisch in Übereinstimmung dazu. Jede Wurzelrasse bringt einen neuen Sinn hervor – da wir uns jetzt in der fünften befinden, haben wir fünf Sinne. Wieder und immer wieder wiederholt jede Runde auf einem höheren Niveau die Erfahrungen, die in der vorigen Runde gemacht wurden, und dasselbe gilt für jede Wurzelrasse und Unterrasse. Die vierte Runde zum Beispiel zeigt eine Ähnlichkeit mit jeder vierten Rasse und mit jeder vierten Unterrasse in allen Runden.

Die Menschheit hatte jetzt genügend Kenntnisse und Verständnis erworben, um ihren eigenen Kurs zu bestimmen, aber leider zog eine große Mehrheit es vor, ihre Fähigkeiten für unheilvolle Zwecke anzuwenden, was für sie selbst und zukünftige Rassen ernsthafte Folgen hatte. Man sagt, dass wir noch immer unter den Folgen des Missbrauchs der Fähigkeiten als Atlantier leiden. Allmählich spaltete die Rasse sich in zwei Teile, die sich deutlich voneinander unterschieden; der eine Teil versuchte, zu einem Meister über sich selbst zu werden und verband sich mit den ‘Söhnen des Lichts’; und der andere Teil, der zum Sklaven von niedrigeren Kräften wurde, entwickelte sich zu Zauberern und Schwarzmagiern.

Während dieser Prozess vor sich ging, geschah in der Geschichte der Menschheit etwas, was die Tatsache verdeutlicht, dass Ursache und Wirkung nicht nur Individuen, Rassen und verschiedene Globen derselben Kette miteinander verbindet, sondern auch Planeten, Universen oder große Manvantaras. Tatsächlich wird nie eine in Bewegung gesetzte Kraft aufhören zu wirken, bevor sie nicht neutralisiert ist. Wir haben über die ‘Söhne des Lichts’ der heiligen Rasse gesprochen, welche die Menschheit stets beschützen und führen, soweit die Menschheit dies zulässt. Aber es gab auch andere mächtige Wesen, die sozusagen im Bösen vollkommen waren. Einer von ihnen war König Thevetat, der offensichtlich aus der Vergangenheit mit diesem Planeten verbunden war, und er wartete seine Zeit ab. Als seine Jünger erschienen – das heißt, als die Mehrzahl der Atlantier den falschen Weg einschlug und in ihrer niederen Natur lebte –, war er bereit, sie zu führen. Hätten sie einen anderen Weg gewählt, wäre er hilflos gewesen. Da das jedoch nicht der Fall war, gelang es ihm, eine Rasse von Zauberern zu erschaffen.

Als für diese Rasse schließlich die Zeit des Untergangs gekommen war, fegte eine ungeheure Naturkatastrophe die Körper jener Bösewichte vom Erdboden hinweg. Die erste große Sintflut fand im Miozän statt; aber kleinere Sintfluten, die der traurigen Geschichte ein Ende setzten, dauerten noch über 150.000 Jahre an. Die letzte Insel, Poseidonis, auf die sich Plato bezieht, versank vor etwa 11.000 Jahren. Die biblischen Erzählungen über die Sintflut sind auf diese großen atlantischen Katastrophen zurückzuführen.

Die spirituellen Eltern der Menschheit retteten jedoch den Samen für die kommende arische oder fünfte Rasse vor der Zerstörung. Es gibt eine Legende über eine ‘Heilige Insel’, mitten in Asien, nördlich des Himalaja-Gebirges, wo heute kahle Wüsten sind. Sie soll von überragender Schönheit gewesen sein und war als der Garten Eden (für jede Rasse gab es einen solchen Garten Eden) bekannt. Er war die Heimat der ‘Unsterblichen Rasse’, die dem Todeskampf von Atlantis entkam. Sie und ihre Vertreter waren es, die es den übriggebliebenen Atlantiern ermöglichten, ihre Reise als Arier zu beginnen.

Wir befinden uns gegenwärtig in der vierten Unterrasse der fünften Wurzelrasse und steigen noch immer zur Mitte oder dem kritischen Punkt dieser Rasse ab. Da jedoch der niedrigste Punkt der Runde in der vierten Rasse überschritten wurde, befinden wir uns auf dem aufsteigenden Bogen zum Spirituellen hin, allerdings noch mit einem schweren Karma beladen, das jeder Einzelne durch reine Gedanken und Taten zu erleichtern versuchen sollte.

Die fünfte Rasse als Ganzes wird vor ihrem Ende das Prinzip des Verstandes höher entwickelt haben als die Atlantier. ‘Manas’ oder der Verstand wird jedoch erst in der fünften Runde vollständig evolviert sein. Wenn diese Zeit anbricht, wird der große Moment der Wahl kommen – eine Wahl, die über Zeitalter hinweg vorbereitet wurde – in Wahrheit ein Tag des Urteils – und der Mensch allein wird sein eigener Richter sein. Das heißt, dass für alle ein Zeitpunkt kommen wird, an dem sie endgültig wählen, ob sie dem Pfad des Geistes folgen werden – hinauf zu ihrer eigenen wahren Natur – oder ob sie sich dem anderen Pol zuwenden, der in der schließlichen Vernichtung enden muss, nach langen Zeitaltern langsamer Auflösung. Denn das ist das Schicksal von evolutionären Fehlschlägen der Natur.

Die hier kurz umrissene Geschichte ist in der Geheimlehre von H. P. Blavatsky ausführlich ausgearbeitet. Die Überlieferung dieser Geschichte stellt einen Teil der Bemühungen dar, der von den Meistern der Weisheit in unserer Zeit gemacht wurde, den Vertretern der ‘Unsterblichen Rasse’, um in den Kindern der Erde das Wissen von ihrer Abstammung und Bestimmung zu erwecken. Diese Geschichte wäre ohne ihre Unterstützung verloren, denn unsere eigenen Aufzeichnungen – abgesehen davon, dass sie oft unzuverlässig und unvollständig sind – reichen nur ein paar Jahrtausende in die Familienrasse zurück, deren Lebensdauer ungefähr 30.000 Jahre beträgt.


Die göttliche Bestimmung des Menschen

Unser Blick in die Vergangenheit macht es etwas leichter, einmal in die Zukunft zu schauen. Wir verstehen, dass unsere Reise ohne Ende ist und daher auch keinen Anfang hat, denn eine Ewigkeit, die nur in eine Richtung reicht, ist undenkbar. Mit dem unvergänglichen Rollen der Zyklen werden wir allmählich zu all dem werden, was die Universen in sich enthalten, unser Bewusstsein wird sich stetig ausweiten, und wir werden immer in Gesellschaft der Götter sein. Sie sind immer in, um und über uns. Da der Schleier, welcher den Glanz verdeckt, aus unserer eigenen Persönlichkeit gewoben ist, können wir die Wolken nur vertreiben, indem wir die Persönlichkeit überwinden. Aber es gibt einen schmalen Pfad, der zum Ziel führt und den alle Religionen mehr oder weniger deutlich beschrieben haben, einen Pfad, den alle Mystiker erkannt haben und der ewig im Licht sein wird.

Manche Menschen glauben, der Pfad, auf dem man das spirituelle Ziel erreicht, sei weit weg hinter den Bergen der Zukunft, fast unerreichbar, während in Wirklichkeit nur eine verhältnismäßig schmale Grenze das gewöhnliche Leben von dem Leben trennt, das der Neophyt oder Chela führt. Der wesentliche Unterschied liegt in der Lebenseinstellung, und nicht im metaphysischen Abstand. Es ist derselbe Unterschied, der zwischen dem Menschen besteht, der der Macht der Versuchung unterliegt und ihr Sklave wird, und jenem Menschen, der der Versuchung erfolgreich widersteht und ihr Meister wird.

Jeder kann den Pfad betreten, wenn sein Wille, seine Hingabe und sein Streben darauf gerichtet sind, für andere eine größere Hilfe zu sein. Das einzige, was ihn daran hindert, diesen so wunderbaren Schritt zu tun, sind seine Überzeugungen, seine psychologischen und mentalen Vorurteile, die ihm ein verzerrtes Bild vermitteln. Wir alle sind Lernende, wir alle haben Illusionen. Selbst die Mahatmas und Adepten haben Illusionen, wenn auch von außerordentlich subtiler und erhabener Art, die sie daran hindern, noch höher zu steigen – und das ist einer der Gründe, warum sie so mitleidsvoll zu jenen sind, die sich bemühen, denselben erhabenen Pfad zu beschreiten, den sie in früheren Zeiten erfolgreich vorangegangen sind.

Der schnellst Weg, diese Illusionen zu überwinden, ist, sie an der Wurzel zu packen; und diese Wurzel ist die Selbstsucht in ihren tausendfachen Formen. Sogar das Verlangen nach Fortschritt, wenn es nur das eigene Ich betrifft, beruht auf Selbstsucht, und diese bringt wiederum ihre eigenen feinen und mächtigen Māyās hervor. Deshalb wird jegliches Erfolgsstreben sich unweigerlich selbst zunichte machen, solange es nicht frei von allem Persönlichen ist, denn der Weg des inneren Wachstums ist Selbstvergessenheit. Er bedeutet, persönlichen Ehrgeiz und Sehnsüchte jeglicher Art aufzugeben, und ein selbstloser und unpersönlicher Diener für alles zu werden, was lebt.

Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass der Zweck des echten Okkultismus nicht darin besteht, ‘Schüler zu produzieren’ oder widerspenstiges Menschenmaterial in Individuen umzuwandeln, die nur nach eigenem Fortschritt streben. Unsere unvollkommene menschliche Natur soll vielmehr gebessert werden, damit wir zuerst edle Menschen und schließlich gottgleich werden – im Sinne der überlieferten archaischen Methoden der Unterweisung und der Schulung, wie sie seit Jahrtausenden erkannt und angewandt wurden.

Quelle des Okkultimus, G. DE PURUCKER, I:17-18

Es wäre natürlich töricht, wenn wir uns selbst in die Irre führen würden; die Aufgabe des Menschen – individuell und kollektiv – ist nicht leicht. Aber die mutige Seele erfreut sich an Schwierigkeiten. Diese werden größer, denn sobald die höheren Teile stärker werden, trifft dasselbe auf die niederen zu, da sie alle Teil derselben Natur sind. Wenn wir wachsen wollen, müssen wir Widerstand leisten – bis der ‘Herr des Tempels’ mit starker Hand seine Würde gewinnt und seine Diener in passender Weise gebraucht, anstatt von ihnen gebraucht zu werden. Wenn er das tut und seiner Schar auf dem Weg zu der glorreichen Bestimmung voranschreitet, die uns allen beschieden ist, wird er ein wahrer Titan. Wenn er den siebten Zyklus auf dem Planeten, der seine ‘Mutter’ war, vollendet haben wird, wird die Erde für ihn keine Geheimnisse mehr haben. Sein Geist steht über allen Aufgaben, die sie ihm bot, und sein Mitleid wird die ganze Welt umfassen. Das ist unsere göttliche Bestimmung auf Erden. Aber bedeutet dies das Ende? Es fällt nur der Vorhang, der sich – wenn die Zeit gekommen ist – für die nächste Szene im großartigen Drama, in dem wir die ewigen Schauspieler sind, wieder öffnet.

… Leben ist endlos. Es hat weder Anfang noch Ende; und ein Universum unterscheidet sich im Wesentlichen keineswegs von einem Menschen. Wie könnte es auch, der Mensch stellt doch nur das dar, was das Universum als das Urgesetz verkörpert. Der Mensch ist der Teil, das Universum ist das Ganze.

Schaut hinauf in das violette Gewölbe der Nacht. Betrachtet die Sterne und die Planeten: Jeder von ihnen ist ein Lebensatom im kosmischen Körper, jeder von ihnen ist der organisierte Wohnort einer Vielzahl kleinerer Lebensatome, welche die leuchtenden Körper, die wir sehen, aufbauen. Überdies, jede funkelnde Sonne, die den Himmel schmückt, war zu irgendeiner Zeit ein Mensch oder ein dem Menschen gleichwertiges Wesen, das in gewissem Grade Selbstbewusstsein, intellektuelle Kraft, Bewusstsein, spirituelle Vision und einen Körper besitzt. Die Planeten und die Myriaden von Wesenheiten auf diesen Planeten, die solch einen kosmischen Gott, einen Stern oder eine Sonne umkreisen, sind jetzt die gleichen Wesenheiten, die in längst vergangenen kosmischen Manvantaras die Lebensatome dieser Wesenheit waren. Während sie viele Zeitalter hindurch hinterherzogen, lernten sie alle und schritten voran. Auf dem weiter zurückliegenden Pfade der Evolution waren sie jedoch ihr Führer, ihr Elter, die Quelle ihres Seins.

Durch unsere Handlungen beeinflussen wir ständig das Schicksal der zukünftigen Sonnen und Planeten, denn dann, wenn wir die eingeborenen Kräfte des Gottes im Inneren hervorgebracht haben und zu herrlichen Sonnen geworden sind, die in den kosmischen Tiefen strahlen, werden die Nebel und die Sonnen um uns herum die entwickelten Wesenheiten sein, die jetzt unsere Mitmenschen sind. Infolgedessen werden die karmischen Beziehungen, die wir miteinander auf Erden oder auf anderen Globen unserer Planetenkette oder sonstwo haben, mit Sicherheit ihr Schicksal ebenso beeinflussen wie unser eigenes.

Ja, jeder einzelne von uns wird in weit entfernten Äonen der Zukunft eine Sonne sein, die in den Räumen des Raumes leuchtet. Dies wird dann sein, wenn wir die Gottheit im Innersten unseres Wesens entwickelt haben und wenn diese Gottheit ihrerseits zu noch größeren Höhen fortgeschritten sein wird. Jenseits der Sonne gibt es andere Sonnen, die so hoch stehen, dass sie für uns unsichtbar sind, Sonnen, deren göttlicher Begleiter unsere Sonne ist.

Die Milchstraße, ein vollständiges und in sich abgeschlossenes Universum, ist als Gesamtheit nur eine kosmische Zelle im Körper einer superkosmischen Wesenheit, die ihrerseits wiederum nur eine von anderen unendlichen Größen ihrer Art ist. Das Große enthält das Kleine; das Größere enthält das Große. Alles lebt für und mit allem anderen. Dies ist der Grund, warum Sondersein die ‘große Ketzerei’ genannt wurde. Es ist die große Täuschung, denn es gibt kein Sondersein. Nichts kann für sich allein leben. Jede Wesenheit lebt für alle und das All ist ohne diese eine Wesenheit unvollständig und lebt daher für sie.

Der grenzenlose Raum ist unsere Heimat. Dorthin werden wir gehen, und dort sind wir tatsächlich auch jetzt. Wir sind nicht nur durch unzertrennliche Glieder mit dem wahren Herzen der Unendlichkeit verbunden, sondern wir selbst sind dieses Herz. Dies ist der stille, schmale Pfad, von dem die Philosophen des Altertums lehrten; der Pfad des spirituellen Selbst im Inneren.

– Ebenda, S. 132-133

Fußnoten

1. Siehe das Buch Evolution dieser Reihe. [back]

2. Das Erwachen des Denkvermögens wird später in diesem Buch ausführlicher besprochen. [back]

3. Das Denkprinzip war zu diesem Zeitpunkt noch nicht zur Tätigkeit erweckt worden, deshalb war das menschliche Stadium noch nicht wirklich erreicht –der Mensch befand sich noch in einem mehr tierischen Stadium seiner Evolution. D. Ü. [back]

4. Das Gelübde richtet sich an das eigene Höhere Selbst. [back]