Informationen über Theosophie in anderen Sprachen:     ENGLISH    ESPAÑOL    ITALIANO    NEDERLANDS    РУССКИЙ    SVENSKA  

Die Masken Odins

22 – Lokasenna

(Lokis Zankrede1)

Ein Klick auf die unterstrichenen Begriffe öffnet eine neue Seite mit dem entsprechenden Glossareintrag oder einer zugehörigen Textstelle.

Anmerkungen der Übersetzerin

Die Aesir und Ásynjor (Gottheiten) waren in der heiligen geräumigen Halle, die durch glänzendes Gold beleuchtet war, versammelt, um sich an dem in Hymirs Kessel von Ägir gebrauten Bier gütlich zu tun. Thor war „auf östlichen Wegen“, und Loki ist nicht eingeladen worden. An diesem Punkt in der Evolution, als das Bier bereits gebraut wurde, war Loki, das menschliche Gemüt, stolz und selbstisch geworden, unnachgiebig gegenüber den Einflüsterungen der spirituellen Seele. Daher hatte Loki keinen Platz in der Festhalle der Götter inne. Elfen waren jedoch anwesend: die feinsten Eigenschaften der menschlichen Seelen, die ihre Essenz, ihren Ásmegir (Gottmacher), mit dem göttlichen Selbst vereinigt hatten, und die daher in die heilige Umgebung eintreten konnten.

Loki erschlug Fimafeng (Der Fingerfertige), erzwang seinen Weg in die Halle und bat, an den Feierlichkeiten teilnehmen zu dürfen. Er erinnerte Odin an ihre Verwandtschaft, nannte sich selbst Lopt (hochfliegend – aufstrebende menschliche Intelligenz). Auf Odins Geheiß trat Widar seinen Platz an Loki ab und versorgte ihn mit Bier, aber vor dem Trinken brachte Loki einen Trinkspruch auf alle Götter aus, wobei er Bragi (Intuition, bardische Inspiration) absichtlich ausließ. Er bezichtigte die edle Tugend (Bragi) der Feigheit und, als Bragi ihm Goldringe (solche, wie sie als Geld verwendet wurden) anbot und sogar noch sein Pferd und sein Schwert, um den Frieden des heiligen Platzes zu erhalten, weigerte sich Loki, noch weiterhin zu schweigen: Da erhob sich Idun, Bragi zu verteidigen, worauf auch sie zur Zielscheibe von Lokis schlagfertiger Zunge wurde, und bald, nachdem jeder Áse und jede Ásynja sich erhoben hatten, um einen anderen (niemals sich selbst) zu verteidigen, erhielten sie die Beleidigungen des Abtrünnigen. Schließlich intervenierte Frigg. Sie versuchte, die ungehaltene Gesellschaft zu besänftigen, ermahnte die Götter eindringlich, die Torheiten ihrer Jugend zu vergessen und damit aufzuhören, sich gegenseitig mit lange vergessenen Jugendsünden zu rügen, worauf sich Loki auch ihr zuwandte und sie als die Mutter der Götter der Untreue zu beschimpfen begann. Dieses brachte eine scharfe Erwiderung seitens Freyja, die Loki daran erinnerte, daß „Frigg das Schicksal jedes Wesens weiß, obwohl sie selbst nichts sagt.“ Als schließlich Thor die Szene betrat, wurde auch er in eine Auseinandersetzung mit Loki verwickelt, der, als er mit Mjölnir [Thors Hammer], dem Zermahler, bedroht wurde, schließlich aufhörte und ging.

Beim ersten Lesen scheint das Fest der Gottheiten eine sinnlose Reihe von Beleidigungen zu sein, aber bei genauerer Überprüfung veranschaulicht es, wie ein materialistischer und uninspirierter Intellekt auf die Natur schaut, und besonders, wie ein derart pragmatischer Geist die als Götter dargestellten Kräfte in mythischen Geschichten betrachtet. Lokis Schmähungen lesen sich wie die gemeine Sprache eines Fischweibes vom Billingsgate. 2

Er sieht in der Tätigkeit universaler Kräfte nur die Reflektionen seiner eigenen begrenzten und getrübten Wahrnehmungen. Auf diese Weise betrachtet wird die Metapher ganz transparent. In der Tat, Lokis Beschuldigungen der Untreue und der Unmoral werden in zahlreichen Büchern der Mythologie heutzutage exakt kopiert, wo Ehebruch und Blutschande unter den Gottheiten buchstäblich und für bare Münze genommen werden. Wenn aber die Götter und Göttinnen mehr als überlappende, sich verstärkende oder abschwächende Kraftfelder betrachtet werden, die physikalisch eine Wechselwirkung aufeinander ausüben – schwerkraftmäßig und in anderer Weise quer durch das elektromagnetische Spektrum – dann können ihre kombinierten Wirkungen sehr wohl mit dem übereinstimmen, was die mythischen Geschichten erzählen. Wenn obendrein ihre verschiedenen Einflußsphären hinzugezogen werden, um spirituelle und göttliche Wechselwirkungen einzubeziehen, dann betritt ihre Bedeutung einen Bereich der heiligen Wissenschaft.

Der Verstand (mind) ist dualer Natur. Geboren von riesigen Vorfahren ist Loki auch einer der Aesir und ihr beständiger Begleiter, ihre Hilfe und ihr Erklärer, wenn sie in den Riesenwelten wandern. Seine Streiche sind an der Oberfläche eine reiche Quelle von Belustigungen, aber wenn wir seinen Platz in der Evolution der Wesen zu verstehen suchen, erkennen wir bald die Fallen, in die uns Loki, uninspiriert durch Bragi, allein führen kann. Verbunden mit poetischer Inspiration (Bragi) wird der niedere praktische Verstand (Loki) erhoben (Lopt), die Rettung der Menschheit, und stellt den Met für den inneren Gott zur Verfügung. Wenn allein, entfremdet er sich selbst vom Herzen des Seins; gleichgültig gegenüber der Intuition, schimpft er über die Götter, über das universale Gesetz, über die Gerechtigkeit, die Liebe und das Mitgefühl. Unsere eigene Zivilisation veranschaulicht das, denn, obwohl die meisten Menschen für mitleidvolle Taten wohl bereit und geneigt sind, wird häufig Schlauheit über Tugend gestellt und physische Fähigkeiten über Weisheit. Wenn die sanfteren Eigenschaften völlig fehlten, würde unsere Welt wahrlich eine Hölle sein, denn Technologie, die nicht durch Ethik gemildert wird, führt zur Katastrophe, (was buchstäblich bedeutet, daß sie uns von den Sternen trennt). Der menschliche Fortschritt wird nicht durch den Verstand allein gefördert, sondern durch eine Allianz von Verstand und Herz.

Als die Aesir bei ihren Feierlichkeiten an dem gesammelten spirituellen Gewinn des gerade vergangenen Lebens teilnehmen, bleiben die Elfen unter ihnen. Diese sind Seelen, die ihren Verkehr mit den Gottheiten verdient haben. Sie ließen „draußen“ jenen Teil vom Verstand – Loki – der seine eigenen und getrennten Ziele sucht. Aber die schlafenden Elfen sind in der Sphäre der Götter noch nicht bewußt und können keine aktive Rolle in den Feierlichkeiten spielen. Ihr Bewußtsein reicht nicht aus, um sich jener Bereiche zu erfreuen. Sie sind der Zuwachs an Gutem der Seelen. Sie träumen ihre himmlischen Träume in den höheren Hallen der Hel, während sie den Drang, einmal mehr in die Inkarnation als Männer und Frauen einzutreten, abwarten.

Es gibt auch noch eine andere Erklärung für die schlafenden Elfen. In den heiligen Überlieferungen hat jedes Reich der Natur seinerseits seine Blütezeit in irgendeiner Welt. Die anderen Lebensströme, die jener Welt angehören, sind relativ inaktiv. Unsere Erde konzentriert, wie wir beobachten, gegenwärtig ihre Lebenskräfte in der menschlichen Sphäre. Die Vertreter des Mineral- und Pflanzenreichs, obwohl vorhanden, sind für den größten Teil ruhig und relativ inaktiv. Man sagt, daß der Vulkanismus enorm vorherrscht, wenn das Mineralreich aktiv ist, und, wenn die Vegetation am meisten gedeiht, die Pflanzen nicht zahm verwurzelt sind, sondern sich frei über die Erde bewegen. Wenn die nächste Lebenswoge, die der menschlichen nachfolgt, zu unserem Planeten hereinkommt, wird unsere Lebenswoge in dem niedrigsten Reich der Götter „schlafen“, welche dann die vorherrschenden sich entwickelnden Wesenheiten des Globus sein werden und „das Bier“ des Lebens „trinken“.

Lokasenna

Ägir, auch Gymir genannt, hat eine Zecherei für die Aesir vorbereitet, nachdem er den großen Kessel, wie bereits erzählt wurde (s. Hymirs Lied), erhalten hatte. Zu diesem Gelage kamen Odin und Frigg, seine Frau. Thor kam nicht, da er auf östlichen Wegen war, aber Sif, seine Frau, war da. Ebenso auch Bragi und seine Frau Idun. Tyr war auch anwesend. Er war einhändig, denn der Fenriswolf hatte seine Hand abgerissen, während er gefesselt war. Es waren noch Njörd und seine Frau Skadi, Freyr und Freyja, und Widar, Odins Sohn, anwesend. Loki war da wie auch Freyrs Diener Byggwir und Beyla. Die ganze Schar von Aesir und Elfen war anwesend.

Ägir hatte zwei Diener, Fimafeng3 und Elder. Glänzendes Gold ersetzte das Licht anstatt Feuer, das Bier servierte sich selbst, und der Platz war unverletzlich und geräumig. Die Anwesenden lobten die hervorragenden Eigenschaften von Ägirs Diener. Loki konnte dies nicht ertragen, so erschlug er Fimafeng, worauf die Aesir mit ihren Schilden drohten, Loki anschrieen und ihn in den Wald trieben, ehe sie zu trinken begannen. Loki kehrte zurück und traf Eldir draußen. Er sagte:

LOKI: Sag mir, Eldir, ehe du einen anderen Schritt setzt: wovon sprechen die Söhne der triumphierenden Götter auf dem Bierfest?

ELDIR: Sie bewerten ihre Waffen und ihre Kampfesehre, die Söhne der triumphierenden Götter. Von den Aesir und Elfen hier drinnen hat keiner ein gutes Wort für dich.

LOKI: Ich werde in Ägirs Halle eintreten und dieses Trinkfest sehen. Ich werde Hohn und Ärger Aesirs Söhnen bringen und so Übles in den Met mischen.

ELDIR: Wisse, wenn du in Ägirs Halle eintrittst, dieses Trinkfest zu sehen und Hohn und Beschimpfungen auf die edlen Götter häufst, so werden sie es an dir abwischen.

LOKI: Und du wisse, Eldir, wenn wir uns im Wortstreit messen sollten, so bin ich an Antworten besser gerüstet als du.

Darauf trat Loki in die Halle ein. Bei seinem Eintritt fiel alles in Schweigen.

LOKI: Durstig komme ich in diese Halle von weit her, die Aesir zu bitten, ob mir einer von ihnen einen Schluck des guten Mets gäbe. Warum seid ihr so stille, düstere Götter? Habt ihr nichts zu sagen? Zeigt mir entweder einen Sitz oder weist mich ab.

BRAGI: Einen Sitz an der festlichen Tafel wirst du nie von den Aesir erhalten, weil sie wohl wissen, mit wem sie von allen Wesen zu zechen gedenken.

LOKI: Gedenke, Odin, wie wir in alten Tagen beide das Blut mischten. Du sagtest damals, daß du nimmermehr Bier genießen wolltest, wenn es nicht uns beiden gebracht würde.

ODIN: Steh auf, Widar, und laß des Wolfs Vater sich in der Versammlung setzen, so daß Loki uns nicht mit Verachtung hier in Ägirs Halle begrüßen kann. Widar erhob sich und schenkte Loki ein. Ehe dieser trank, wandte sich Loki an die Aesir:

LOKI: Heil euch, Aesir, heil Ásynjor, heil allen heiligen Göttern, außer dem einen, der dort drinnen auf der Bank sitzt – Bragi!

BRAGI: Mein Roß und mein Schwert gebe ich dir freiwillig, auch einen Ring schenke ich dir, damit du die Aesir nicht mit Neid lohnst und die Götter zornig machst.

LOKI: Beraubt, Bragi, wirst du stets des Rosses und der Ringe sein! Von allen Aesir und Elfen bist du der feigste.

BRAGI: Wär’ ich draußen statt drinnen in Ägirs Halle, ich würde dein Haupt bald in meiner Hand halten. Das wäre deiner Lüge Lohn.

LOKI: Du bist tapfer, wenn du sitzt, Bragi, Bankzierde! Komm und kämpfe, wenn du es wünschst. Ein tapferer Mann zögert nicht.

IDUN: Ich bitte dich, Bragi, bei deinen Kindern und Wunschsöhnen, reize Loki tadelnd nicht hier in Ägirs Halle.

LOKI: Halte den Mund, Idun. Von allen Frauen scheinst du mir die mannstollste zu sein, seit deine blendenden Arme deines Bruders Töter umschlangen.

IDUN: Ich will Loki nicht mit Beschuldigungen hier in Ägirs Halle tadeln. Ich möchte vielmehr Bragi besänftigen, der aufgebracht ist. Ich möchte nicht, daß ihr beide zornentbrannt kämpft.

GEFJON:4 Warum müßt ihr, Aesir, harte Worte zwischen euch austauschen! Lopt weiß nicht, wie sehr er über die Götter Witze macht und sie in Versuchung führt.

LOKI: Schweig doch, Gefjon, laß uns nicht vergessen, wie du durch den weißen Jungen, der dir den Schmuck gab, verführt wurdest, und den du mit deinen Gliedern umschlangst.

ODIN: Wirr bist du, Loki, wahnsinnig, da du Gefjons Groll erweckst, denn sie weiß der Zeiten Schicksal wie ich.

LOKI: Schweig doch, Odin, du hast nie gewußt, wie du unter den Kriegern gerecht wählen solltest. Oft gabst du den Sieg jenen, den Schlechtesten, denen du ihn nicht geben solltest.

ODIN: Und wenn ich den Sieg den Schlechtesten gab, den ich ihnen nicht geben sollte, so verbrachtest du acht Winter in der Unterwelt, als Melkerin von Kühen, eine Frau, und da hast du Kinder geboren, Nachkommen des Bösen. Dies gibt mir Grund, dich einen Schuft zu heißen.

LOKI: Doch von dir erzählt man, daß du auf Erden Wahrsagerei getrieben hast, mit sibyllinischer Weisheit betrogen hast, und in Zauberers Gestalt durch die Welt gewandert bist.

FRIGG: Ihr solltet nicht über eure Taten in Jugendzeiten sprechen, was ihr beiden Aesir in der Vorzeit getrieben habt. Die Leute vergessen alten Groll.

LOKI: Schweig Frigg, du bis des Fjörgynns Tochter, Widrirs Gattin. Du hast stets nach Tändelei gesucht und Wili und We an deinen Busen gedrückt.

FRIGG: Hätte ich einen Sohn wie Balder hier in Ägirs Halle, so würdest du den Söhnen der Aesir nicht entkommen, ohne schlimm verprügelt zu werden.

LOKI: Willst du, Frigg, daß ich noch mehr von meinen verletzenden Runen erzähle? Mein Werk wird es sein, daß du Balder nicht mehr zu den Hallen reiten sehen wirst.

FREYJA: Von Sinnen bist du, Loki, da du deine Schandtaten selbst erzählst. Frigg, so weiß ich, kennt das Schicksal eines jeden Wesens, obwohl sie selbst nichts sagt.

LOKI: Schweig doch, Freyja, ich kenne dich gut. Auch du hast Fehler: mit den Aesir und Elfen, die hier drinnen sind, mit allen hast du gehurt.

FREYJA: Deine Zunge ist falsch und ich glaube, daß du dir in der Zukunft Böses und Unheil anschwatzen wirst. Du hast die Aesir und Ásynjor erzürnt. In Schande wirst du deinen Heimweg antreten.

LOKI: Schweig, Freyja, du bist eine Hexe voll von Bösem. Als die milden Götter dich mit deinem Bruder bei der Zauberei ertappten, übel schnaubtest du dann.

NJÖRD: Wenig machts, ob eine Frau einen Ehemann oder einen Liebhaber umarmt, aber es ist ein Wunder, daß der Hermaphrodit der Aesir hier eintreten konnte, da er Nachkommen gebar.5

LOKI: Schweig doch, Njörd. Geschickt wurdest du ostwärts als Geisel für die Götter. Hymirs Mädchen benutzten dich als Nachttopf und machten dir in den Mund.

NJÖRD: Ich habe den Trost, daß ich, als ich ostwärts als Geisel für die Götter geschickt wurde, einen Sohn zeugte, den niemand haßt, einen tapferen Verteidiger der Aesir.6

LOKI: Hör auf, Njörd, halte deinen Mund. Nicht länger soll dies verschwiegen sein: mit deiner Schwester hast du solch einen Sohn gezeugt, wie es zu erwarten war.

TYR: Freyr ist der beste aller kühnen Aesir: keines Mannes Frau oder Maid klagt bei seiner Ankunft. Er befreit alle Gefesselten.

LOKI: Schweig doch, Tyr, du hast niemals Frieden zwischen zweien gestiftet. Laßt uns von deiner rechten Hand sprechen, die Fenrir dir abriß.

TYR: Ich verlor meine Hand und du deinen Sternzeugen. Der Wolf ist nicht besser daran, bleibt er doch in Fesseln bis zum Ende der Zeit.

LOKI: Schweig doch, Tyr, es geschah deinem Weib, daß sie einen Sohn mir gebar. Du erhieltest weder eine Elle noch einen Pfennig für die Schande, armer Narr.

FREYR: Ich sehe den Wolf an der Flußmündung liegen bis der Herrscher Herrschaft vergehet. Nicht anders wirst du, wenn du jetzt nicht schweigst, auch gekettet, Intrigant.

LOKI: Mit Gold hast du Gymirs Tochter gekauft und auch dein Schwert verschenkt; doch wenn Muspills Söhne über den Mirkwid [düsteren Wald] reiten, wie wirst du dann kämpfen?

BYGGWIR: Hätte ich die edle Geburt von Ingunar-Freyr und solch einen herrlichen Hof, ich würde dich feiner als Knochenmark zermahlen, du Unglücksvogel, und all deine Glieder lähmen.

LOKI: Wer ist das Kleine, das seine Nahrung sich erschlängeln ich sehe, eines, das Krumen beschnüffelt? Du tratschest in Freyrs Ohr und trittst die Mühle.

BYGGWIR: Byggwir heiß ich und werde flink unter den Göttern und Menschen genannt. Ich darf gutes Bier hier mit allen Söhnen Ropts trinken.

LOKI: Schweig doch, Byggwir, du konntest die Nahrung unter den Männern nie gut verteilen, und du verstecktest dich im Stroh unter der Bank, wenn Männer handgreiflich wurden.

HEIMDAL: Du bist trunken, Loki, und deines Verstandes beraubt. Warum hörst du nicht auf, Loki? Des Trunkes Übermaß betört jung und alt; sie verlieren die Kontrolle über ihre Zungen.

LOKI: Schweig doch, Heimdal. In der Urzeit hattest du ein häßliches Geschick, immer mit Wasser auf dem Rücken bespritzt, Wächter der Götter.

SKADI: Du bist lustig, Loki, doch nicht lange sollst du mit einem wedelnden Schweif schlagen, denn gefesselt mit den Därmen deines kalten Sohnes werden die zornigen Götter dich an einen scharfen Felsen binden.

LOKI: Wenn auf einen scharfen Felsen die zornigen Götter mich mit den Därmen meines frostkalten Sohnes binden, ich war der erste und der letzte in dem Kampf, als Thazi7 sein Leben verlor.

SKADI: Wenn du der erste und der letzte im Tumult warst, als Thazi sein Leben gab, dann wirst du von meinem Heiligtum, meinen heiligen Hainen nur kärglichen Rat erhalten.

LOKI: Lieblicher waren deine Worte zu Löfös [Laufeys] Sohn als du mich in dein Bett entbotst. Solche Dinge müssen erzählt werden, wenn wir alle unsere Fehltritte schildern sollten.

Beyla/Sif trat heran und füllte den Humpen mit Met für Loki:

SIF: Heil dir, Loki, nimm diesen Becher mit lieblichem Met gefüllt, und möge ich von Aesirs Kindern allein von Schandtaten frei sein.

Loki nahm das Horn und trank.

LOKI: Die einzige in der Tat wärest du, wenn du so treu und aufmerksam deinem Ehegemahl gegenüber wärest, aber ich kenn’ einen, der in Hlorridis Bett ruhte, und das ist der schlaue Loki.

BEYLA: Die Berge zittern, ich glaube, Hlorridi ist auf dem Wege hierher vom Hofe: er wird den Verleumder von Gott und Mensch zur Ruhe bringen.

LOKI: Schweig doch, Beyla, du bist Byggwirs Weib, voll von Übel, keine unverschämtere Nervensäge kam je unter Aesirs Kindern, du schmutzige Milchmagd.

Da trat Thor ein und sprach:

THOR: Schweig, miserabler Wicht, ich werde mit Mjölnir, meinem Feuerhammer, dich zum Schweigen bringen. Ich werde dein Haupt vom Halse abhauen, verloren ist dein Leben dann.

LOKI: Nun ist der Erdensohn gekommen. Warum tobst du so, Thor? Du wagst nicht damit zu prahlen, den Wolf zu schlagen, der den Sieg-Vater ganz verschlingt.

THOR: Schweig, arger Wicht, mein Kraft-Hammer Mjölnir soll dir die Sprache rauben. Ich werde dich hoch schleudern in den östlichen Raum, so daß niemand dich wieder sehen kann.

LOKI: Von deinen Ostfahrten sollstest du, Krieger8 , vor Menschen nicht prahlen, seit du in des Riesen Däumling seines Handschuhs hocktest. Du schienst damals Thor ganz unähnlich zu sein.

THOR: Schweig, arger Wicht, mein Kraft-Hammer Mjölnir soll dir die Sprache rauben. Mit dieser meiner rechten Hand werde ich dich mit Hrungnirs Töter erschlagen, daß all dein Gebein zerbricht.

LOKI: Zu leben denk ich noch ein langes, langes Zeitalter, auch wenn du mich mit dem Hammer bedrohst. Schrecklich fest angezogen schienen dir Skrymirs Knoten, doch kräftig und stark war dein Hunger.

THOR: Schweig, arger Wicht, mein Kraft-Hammer Mjölnir soll dir deine Sprache rauben. Hrungnirs Töter wird dich zur Hel senden, hinter des Totenreichs Tor.

LOKI: Ich sang vor den Aesir und Aesirs Söhnen, was immer ich wollte, aber nur vor dir werde ich von hier weggehen, denn ich weiß, daß Thor schließlich schlagen wird. Bier brautest du, Ägir, aber nicht noch einmal sollst du ein Fest geben. All das, was hier dein Eigen ist, möge mit dir verbrennen und Feuer verbrennen deinen Leib.

Danach ging Loki in Gestalt eines Lachses in den Frananger Strom, wo die Aesir ihn fingen. Er wurde mit den Därmen seines Sohnes Nari gebunden. Narfi sein (anderer) Sohn wurde ein Wolf. Skadi hing eine giftige Viper über Loki auf. Das Gift tropft von ihr ab. Sigyn, Lokis Weib, sitzt bei ihm und hält eine Schale unter das Gift, und wenn sie die Schale ausleeren geht, tropft das Gift auf Loki. Er krümmt sich vor Schmerzen, so daß die Erde zittert. Dieses wird Erdbeben genannt.

Fußnoten

1. „Disput in Versform“ (Websters Wörterbuch) [back]

2. Fischmarkt in London [d. Ü.]. [back]

3. Der Flinke, Geschickte [back]

4. Gefjon ist ein Lunaraspekt Freyjas. [back]

5. In einem vergangenen Zeitalter verkörperte sich Loki als eine Stute und verhalf mit dem Hengst Swadilfari (swadil ein rutschiger Boden + fara Reise, daher Katastrophe) Sleipnir (Rutschender), Odins achtbeinigem Roß, zur Geburt. [back]

6. Freyr [back]

7. Skadis Vater [back]

8. Vgl. Thor und Loki in Jotunheim [back]