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Colonel Arthur L. Conger

Theosophie

Während seiner Zeit in Harvard entdeckte Conger die Theosophie. Am 16. Juni 1892 1 wurde er als Mitglied der Theosophischen Gesellschaft eingeschrieben. Diese frühe Periode beschrieb er folgendermaßen:

Claude Falls Wright, ein freiwilliger Mitarbeiter der Amerikanischen Theosophischen Gesellschaft, kam nach Boston und machte den Vorschlag, einen Studenten-Zweig der TG in Harvard einzurichten. Er konnte sechs von uns für ein organisatorisches Treffen gewinnen und beantragte die Gründungsurkunde. Mr. Judge hatte Zweifel, ob etwas dabei herauskommen würde, aber er stellte eine Gründungsurkunde aus. Die neue Loge hielt im Frühling diesen Jahres ungefähr ein Dutzend Zusammenkünfte ab, bis die Prüfungen und das heiße Wetter den Versammlungen ein Ende setzten. Mr. Wright wurde an einen anderen Ort abberufen, und ich wurde dann von der Harvard- zur Cambridge-Loge versetzt, die damals als Zweig bezeichnet wurde. 2

Wem auch immer sie begegneten, mit jedem diskutierten Arthur Conger und George Lodge in dieser Zeit über verschiedene Aspekte orientalischer Religion und Philosophie. Sie taten ihr Bestes, um die jungen, episkopalen Priester zu bekehren, von denen sie zum Essen und zu abendlichen Gesprächen eingeladen wurden. 3

Gegen Ende des Jahres 1892 wurde Conger im Alter von 20 Jahren, von George D. Ayers für die Esoterische Sektion der Theosophischen Gesellschaft (ES) vorgeschlagen. W. Q. Judge wartete zwei Jahre, bis zum November 1894, bevor er ihn aufnahm. 4 Eine seiner Sponsorinnen war damals Margaret Loring Guild (geb.?-1945), eine Theosophin aus Boston, die später Mrs. A. L. Conger werden sollte. 5 1894 war sie Sekretärin der New England Theosophical Corporation, Boston, Massachusetts, und eine der gewandteren theosophischen Rednerinnen jener Zeit.

Im selben Jahr machte Conger seinen Abschluss in Harvard und stand schwierigen Problemen mit seinen Eltern gegenüber. Am 12. Dezember 1887, während seiner Prüfungsvorbereitungen, erhielt er einen Brief von seinem Vater, in dem dieser den Wunsch zum Ausdruck brachte, einer seiner beiden Söhne solle ihm in seinem Verlagsgeschäft nachfolgen.

Mein lieber Whittie – Meinem Versprechen Folge leistend nehme ich die erste Gelegenheit wahr, dich darüber zu informieren, dass ich ein sehr erfreuliches Gespräch mit dem ehrenhaften William Henry Smith, General Manager der Associated Press, hatte; und er stimmte zu, mir die Nachmittags-Berichterstattung für Akron zu überlassen, wann immer ich möchte, aber aufgrund des langen Dienstes bei der Beacon konnte er mir das Exklusivrecht nicht einräumen, aber das macht mir nichts aus. Er möchte, dass ich einen Pool gründe, um den Cleaveland Leader aufzukaufen – aber das ist sehr vertraulich. Ich werde es mir überlegen. Irgendwann möchte ich, dass einer von euch Jungen eine Zeitung übernimmt – aber das liegt in weiter Ferne. Als erstes muss Harvard abgeschlossen werden. Dann werden wir eine Co-Partnerschaft von „Conger & Sons“ bilden und werden alle in allem zusammenhalten und zusammenstecken und uns immer zur Seite stehen; und das [ist], was ich von euch Jungs jetzt und für die Zukunft erwarte, denn in Einigkeit liegt große Stärke – ich freue mich jeden Tag, dass du in Cambridge so gut untergebracht bist. Mit sehr viel Liebe für Euch alle, glaube mir, wie immer dein Vater.

A. L. C.

Beide Eltern hatten jedenfalls erwartet, dass Arthur (oder Whit, wie er von der Familie seiner ständigen Schnitzereien wegen [to whittle = schnitzen, Anm. d. Ü.] als Knabe genannt wurde) Priester werden wollte. Er sagte, dass er nicht länger an diese Dinge glaube. Seine Mutter entgegnete ihm, dass er nicht genügend über das Christentum wisse, um es abzulehnen, dass er nicht Priester werden müsse – er könnte alles werden, was er wollte –, aber er sollte zumindest versuchen, seinen Eltern zuliebe herauszufinden, was die Religion bedeutet. Im Alter von 22 Jahren schrieb er sich als Anwärter für die Priesterweihe in das Episcopal Theological Seminary in Cambridge ein und schloss das erste Jahr ab. Die Dinge liefen so gut, wie man es erwarten konnte. Er studierte die Sacred Books of the East, das Griechische Neue Testament und die Hebräische Torah. 6

Unter dem für seine Klavierstücke wohlbekannten amerikanischen Komponisten Edward MacDowell (1861-1908) setzte er auch sein Studium der Musik-Komposition fort. Sie wurden enge Freunde, und Arthur wurde wie ein Familienmitglied behandelt. 1895 luden ihn die MacDowells ein, sie im Sommer nach Vevey in der Schweiz zu begleiten, und er willigte freudig ein. Sie arbeiteten bis vier Uhr am Nachmittag und kamen dann zusammen, um Tennis zu spielen oder Rad zu fahren. Nach dem Abendessen diskutierten sie oder spielten manchmal eine Runde Cœur. 7

Während seines Aufenthalts in Europa schrieb er an seine Mutter, dass er sich eine eindeutige Meinung gebildet habe – er könne nichts anderes sein als ein Theosoph – es wäre Zeitverschwendung, die Vorlesung weiter zu besuchen. Als er mit dem Dampfer nach New York zurückkehrte, erwarteten ihn seine Eltern und sie verbrachten in einem Hotelzimmer drei stürmische, tränenreiche Stunden zusammen. Letztendlich wurde ein Kompromiss erzielt: ein weiteres Jahr im Seminar, nach dessen Ende er jeden von ihm gewünschten Weg einschlagen könnte. 8

In dieser Zeit durchlebte die ganze Klasse von 25 Teilnehmern eine schwierige Phase mit Diskussionen über die bedingten Verdienste von Theosophie und Christentum. Der Schulleiter musste sich wohl beschwert haben, denn der Bischof von Ohio wusste von den Diskussionen, dass Conger Theosoph war und dass er bei dem lokalen Zweig Vorträge über theosophische Themen hielt. Der Bischof teilte Conger mit, dass eine derartige Teilnahme für einen Anwärter des Priesteramts unangebracht wäre. Arthur wurde ein Ultimatum gestellt: die Theosophie – soweit es aktive Teilnahme betraf – aufzugeben oder das Seminar zu verlassen. 9

Mein Vater und meine Mutter vertraten dieselbe Ansicht wie der Bischof, was die Entscheidung leicht machte. Ich trat aus, ging nach New York und bot im Hauptbüro der Gesellschaft meine Dienste als unbezahlter Mitarbeiter an. Niemals habe ich diese Entscheidung bedauert. 10

In einem Brief an J. H. Fussel vom 17. Mai 1896 schrieb der junge Conger:

Meine Familie hat schließlich ihre Einwilligung dazu gegeben, dass ich offiziell Mitarbeiter der TG bin, nach New York gehe oder irgendetwas für Theosophie tue – nur, so lange sie gegen Theosophie sind, möchten sie nicht, dass ich Geld, das ich von ihnen erhalte, für die Sache oder für theosophische Bücher ausgebe. … Von nun an sind dieser arme Körper und seine Fähigkeiten, so wie sie sind und was auch immer aus ihnen gemacht werden kann, Diener der Loge und der Menschheit. Ich werde gewiss alles tun, was ich kann, und wenn du irgendetwas weißt, was ich tun kann – Schuhe putzen oder Botendienste –, was weiter hilft, werde ich glücklich sein, es zu tun.

Nach dem Tod von W. Q. Judge (21. März 1896) kamen Katherine Tingley und ein Beraterstab von 12 Personen täglich zusammen, um sich über die Zukunft der Theosophischen Gesellschaft Gedanken zu machen. Viele Jahre später erzählte sie von ihren Eindrücken über Arthur Conger beim ersten Treffen in den Büroräumen der Theosophischen Gesellschaft:

Ich kann mich an den Tag erinnern, als Oberst Conger seine Dienste in der Madison Avenue 144 anbot. Er war von sehr bescheidenem Charakter, von Natur aus eher zurückhaltend. Er schien mir irgendwie ein Mystiker zu sein, weil er so wenig sagte, und doch trug er in seiner Gegenwart, ohne Worte, eine bestimmte Qualität von Vertrauen mit sich – als ob er durch seine eigene Seele ein Wissen besäße, das andere vielleicht nicht erlangt hatten. 11

Bei einer morgendlichen Ratsversammlung, einige Tage vor dem jährlichen Konvent, der im Madison Square Garden vom 26. bis 27. April 1896 abgehalten wurde, bat Katherine Tingley – wohl wissend, dass aus Boston und anderen Gegenden 54 Mitglieder und Delegierte angereist waren – eines der anwesenden Mitglieder, so nett zu sein, hinunterzugehen und einen jungen Mann aus New England mit Namen Arthur Conger zu suchen und ihn zu dem Treffen zu holen. 12 Zu diesem Zeitpunkt oder kurz danach wurde Conger Katherine Tingleys Sekretär. 13

Ungefähr sechs Wochen nach dem Konvent, im Juni, schrieb E. T. Hargrove an Conger:

Es ist wirklich beruhigend für mich zu wissen, dass du an der Hauptstelle bist und Fussell unterstützt, der jetzt wirklich unter Druck steht und Hilfe braucht. Es war eine mutige Veränderung, aber eine mutige Veränderung ist oft erforderlich. Die Öffnung, die deine Chance war, kam und du hast sie nicht verfehlt. 14

Ein Jahr später wurde beim jährlichen Konvent von 1897 beschlossen, dass die von W. Q. Judge begonnenen Lotus Zirkel von nun an selbständig und unabhängig von der offiziellen Arbeit der TG sein würden. Während des Konvents brachte E. T. Hargrove seine Anerkennung für Congers Arbeit in seinem Bericht an den Präsidenten zum Ausdruck:

Ich muss auch Bruder A. L. Conger jun. erwähnen, der während der Abwesenheit der Crusaders Bruder Fussell seine gesamte Zeit zur Verfügung gestellt hat. Er tat das, indem er einen beträchtlichen Teil der Arbeit, die sich kein Mensch alleine hätte aufladen können, auf sich nahm. 15

Drei Tage nach dem Konvent, am 29. April, fand in der Hauptstelle in New York eine Versammlung statt. Dort wurde beschlossen, einen neuen Versuch für die praktische Ausübung von Bruderschaft zu organisieren. Rund um eine breit angelegte, nicht sektiererische Arbeit mit Verurteilten, den Armen in den Städten und den Kindern in den Lotus Zirkeln wurde The International Brotherhood League gestaltet. Am folgenden Tag, bei der Wahl der leitenden Vertreter der neuen Organisation, wurde Arthur Conger zum Sekretär gewählt. 16

Neun Monate später, am 13. Januar 1898, wurde bei einem Treffen bekannter Theosophen in der Wohnung von Katherine Tingley die Satzung einer neuen theosophischen Organisation vorgestellt. Sie wurde The Universal Theosophical Brotherhood genannt, was einen Monat später in Universal Brotherhood geändert wurde. Unter den Unterzeichnern waren Basil Crump, E. August Neresheimer, Robert Crosbie, Joseph H. Fussell und Arthur L. Conger jun. 17

Alle Bücher und Zeitschriften und alle Briefe und Dokumente, auf die hier nicht besonders verwiesen wird, befinden sich im Archiv der Theosophischen Gesellschaft Pasadena in Kalifornien.

Fußnoten

1. Mitgliedsregister der TG, 1875-1878, 514. [back]

2. „Reflections“, The Theosophical Forum (25:9), September 1947; 521. [back]

3. Ebenda, 522. [back]

4. Die folgenden Punkte stammen aus den Akten der Esoterischen Sektion:
George D. Ayers empfiehlt William Q. Judge am 14. Dezember 1892, ALC in die ES aufzunehmen.
WQJ an ALC, 28. November 1894: „Nachdem du dein Gelöbnis abgelegt hast, übersende ich dir hiermit das Zertifikat der Zulassung zur EST, … .“
WQJ & JHF an ALC, 23. February 1895, ES-Probezeit endet.
WQJ an ALC, 5. März 1895, ES-Korrespondenz: „Es freut mich sehr dir mitzuteilen, dass du nun ein volles Mitglied 1. Grades der E.S.T. bist. … .“
Sekretär der EST an ALC, 28. August 1896: „Du bist nun ein Mitglied 2. Grades.“ [back]

5. M. L. Guild an WQJ, 4. September 1894, empfiehlt ALC der ES. [back]

6. ALC an Rev. John Gaynor Banks, 10. Juni 1946, und „Reflections,“ The Theosophical Forum (25:9), Sep. 1947, 522. [back]

7. Harvard Report, 103-4. [back]

8. „Reflections,“ The Theosophical Forum, September 1947, 522-3. [back]

9. Ebenda, 523. [back]

10. ALC an Rev. John Gaynor Banks, 10. Juni 1946. [back]

11. The Theosophical Path (34:1), Januar 1928, 84. [back]

12. Abbott B. Clark an Miss Cor den Buitelaar April 1948. Mr. Clark war der junge Mann aus Kalifornien, den Mrs. Tingley bat hinunterzugehen, um ALC zu holen. [back]

13. Erwähnt in The Theosophical Path (24:2), Februar 1923. [back]

14. E.T. Hargrove an ALC, 19. Juni 1896. [back]

15. Report of Proceedings, Third Annual Convention of the Theosophical Society in America, President’s Report, New York, 25-26. April 1897, 7. [back]

16. The Theosophical News: A Weekly (1:47), 10. Mai 1897, Boston, 1. [back]

17. Aus dem Originalprotokoll des Treffens vom 13. Januar 1898 und der Resolutions, Preamble and Constitution of the Universal Brotherhood, angenommen beim Konvent von Chicago am 18. Februar 1898. [back]