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Die Suche nach Gott

Es war einmal ein Pilger, der viele Jahre umherwanderte, immer auf der Suche nach Gott. Und gerade weil er in Gott lebte, sich bewegte, und sein Wesen in Gott ruhte - denn das war sein Glaube -, hätte Gott ihm doch seine Gegenwart zeigen müssen. An einem Winterabend, als die Sonne am weitesten vom Norden entfernt war, kam er an einen Ort, der ihm bekannt vorkam. Er war, ohne es selbst zu wissen, ganz dicht zu dem gekommen, was er suchte: er stand vor dem Auge Gottes. Erfüllt von einem verwirrenden strahlenden Glanz, der ihn blendete, stolperte der Pilger in die Dunkelheit. Als er wieder sehen konnte, verlor er seinen Weg und war ernsthaft betrübt. So nahe war das Licht in seiner Erinnerung ... und doch so weit weg. 

Traurig, aber klüger geworden, erkannte er, daß das, was er suchte, nicht die Erscheinung Gottes war. Voll schmerzlichen Sehnens begann er erneut zu suchen, stets nach einem Weg zur Gottheit Ausschau haltend. Er wanderte viele Wege, viele Monde lang, langsam aus dem Zwielicht in die Sonne tretend. Und an einem Sommertag, dem längsten des Jahres, kam er an einen Ort, der ihm fremd und doch vertraut schien: er stand vor dem Mund Gottes. 

Dann ... vernahm er den Logos, und Erkenntnis erfüllte ihn, ein so tiefes Wissen, daß er die Musik der Sphären vernahm. Doch der Atem hinter dem Wort blies den Pilger um und warf ihn besinnungslos zu Boden. Die Stille war betäubend. Was er suchte, war nicht die Stimme Gottes. 

Enttäuscht blickte er zurück auf seine Suche nach Erkenntnis und Erleuchtung. Sie trieb ihn nicht mehr weiter. Er kehrte um und ging heimwärts. 

Der Weg zu seinem Haus war von Sonnenschein überflutet, und eine angenehme Brise erfrischte ihn. Im Garten begegnete er seinen Eltern. Er sah das Strahlen in ihren Augen und hörte die Musik ihrer Stimmen. Liebe erfüllte ihn. 

Plötzlich fühlte er die Gegenwart von etwas, das alles Leben einschloß. Dies war kein scheinbares Erkennen - er wußte: er stand vor dem Herzen Gottes.