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Alt–Amerika, 2. Teil

Wenn wir das riesige Gebiet der Vorgeschichte überblicken, dann gibt es keinen Zweifel, wir stehen wahrhaftig noch ganz am Anfang, wenn wir die lange Reise des Menschen vom Ursprung der Rasse bis zu dem Stand und der Bedeutung unserer gegenwärtigen Zivilisation mit einiger Genauigkeit bestimmen wollen, und viel Forschungsarbeit in allen Wissensgebieten ist notwendig, wenn wir alles vollständig verstehen wollen. Professor Gordon, ein anerkannter Experte in den alten Sprachen, die in Mesopotamien und am Mittelmeer gesprochen wurden, verwendete seine Kenntnisse für sein Buch Before Columbus (Vor Kolumbus), worin er recht eindrucksvoll zeigt, welche Schätze an Informationen aus einer vorurteilsfreien Verwendung der Sprachwissenschaften in Verbindung mit anderen Gebieten der vorgeschichtlichen Forschung gewonnen werden können. Ein ganzes Kapitel widmet er einer überraschend großen Anzahl etymologischer Ableitungen von Wörtern und damit den in der Sprache gefundenen Beweisen, wobei er auch auf die Beziehungen hinweist, die die alten Völker Mesopotamiens mit jenen in Mittelamerika verbinden.

Über das Krokodil zum Beispiel, das in der Alten und Neuen Welt beheimatet ist, sagt Dr. Gordon, daß der Name dieses Tieres in Ägypten sbk (gewöhnlich sobek ausgesprochen) gewesen sei. Der aztekische Name für das Reptil ist cipactli, dessen Stamm cipac- (ausgesprochen sipac-) ist, wozu dann noch die Endung -tli kommt. Er schreibt:

Was die Konsonanten betrifft, so besteht keine Diskrepanz zwischen dem ägyptischen sbk und dem spk in Nahuatl, weil die Buchstaben b und p nicht unterschieden werden. - Seite 135

Dann erwähnt er das Wort teo-tl der zentralamerikanischen Nahuatlsprache, Gott, und stellt ihm das ähnliche griechische Wort theo-s und das lateinische deu-s gegenüber, wobei er meint, daß der Vergleich, den Alexander von Humboldt vor mehr als 150 Jahren zwischen dem teo-calli in Nahuatl (Gotteshaus) und dem griechischen theoukalia (Gotteshaus, Schrein) anstellte, wohlbegründet sei. Auch das Nahuatlwort papalotl und das lateinische papilio sind einen Vergleich wert. Beide Worte bedeuten Schmetterling.

Ein weiteres Beispiel sollte hier erwähnt werden, denn es spielt eine Rolle für die Glaubwürdigkeit einer Reise, die möglicherweise im sechsten Jahrhundert v. Chr. stattgefunden hat und kanaanitische Händler vom Roten Meer nach Brasilien führte. Der Autor meint, daß das Wort für "Eisen" in den meisten semitischen Sprachen - abgesehen von der arabischen - barzel (ugaritisch brzl, akkadisch parzillu) heißt und seinen Weg in die atlantische Gemeinschaft fand. In Mittelengland bedeutet brazil "Eisenkies". Alte irische Überlieferungen sprechen von Hy Brasil, "Die Insel Brazil", draußen im Atlantischen Ozean, weit entfernt von Irland. Er ist der Meinung, daß Hy Brasil das gleiche ist wie das nordwestsemitische Î BRZL oder "Die Eiseninsel":

Ob "Die Insel Brazil" einen Teil des heute als Brasilien bekannten Landes bezeichnete, wurde noch nicht bewiesen. Man könnte aber meinen, daß kein Land der Welt den Namen BRZL, "Eisen", mehr verdient als Brasilien, dessen größter Reichtum immer noch das Eisen ist. - Before Columbus, S. 119

Dr. Gordon bringt diese Wortforschung mit einem beschrifteten Stein in Verbindung, der 1872 in Brasilien gefunden wurde und von dem er glaubt, daß er von einer Überfahrt berichtet, die 534-531 v. Chr. von Kanaan nach Brasilien stattfand. Das Ganze wurde anfänglich als Fälschung bezeichnet, aber nachdem die aus acht Zeilen bestehende Inschrift im Jahre 1968 ein zweites Mal übersetzt wurde, ist er überzeugt, daß der Text echt ist. Seine Überzeugung beruht auf der Tatsache, daß die Inschrift über Dinge berichtet, die 1872 noch unbekannt waren, inzwischen aber durch andere, im vergangenen Jahrhundert entdeckte Inschriften bestätigt wurden. Der Stein berichtet, daß ein kanaanitisches Schiff aus Sidon von einer aus zehn Schiffen bestehenden Flotte getrennt worden war, die zwei Jahre lang westwärts um Afrika fuhr und schließlich an die Küste der "Eiseninsel" (oder Brazil) verschlagen wurde.

Diese überzeugenden Analysen, die hier nur kurz durch dieses Beispiel erläutert werden sollten, zeigten Professor Gordon und seinen zahlreichen beachteten und nicht beachteten Vorgängern jetzt viel klarer, daß die vordringlichste Aufgabe, der wir gegenüberstehen, darin liegt, die Entwicklung und die Begebenheiten jener immer noch geheimnisvollen Periode von ungefähr 13.000 bis 3.000 oder 2.000 v. Chr. zu enträtseln und aufzuklären. Höchstwahrscheinlich sind es diese Epochen, in denen die Schlüssel für die Existenz von Atlantis zu finden sind, und die Schlüssel zu jener fortgeschrittenen Gemeinschaft seefahrender Völker der Frühzeit und für die prähistorischen mittelamerikanischen Kulturen. Außerdem, und das ist vielleicht noch wichtiger, würde uns ein solcher Schlüssel Unterlagen für eine richtigere Einsicht über das wirkliche Alter des Menschen vermitteln.

Diese Vorstellung erhält eine viel größere Bedeutung, wenn wir uns vor Augen führen, daß die Mehrheit unserer Schulen, die über Anthropologie und Archäologie lehren, was die Zeit anbetrifft, immer noch nach einem seltsamen künstlichen Rahmen arbeiten. Die Zeit von etwa 13.000 bis 8.000 v. Chr. wird als primitives "mittleres Steinzeitalter" bezeichnet; die nächsten 4.000 Jahre ähnlich als "jüngeres Steinzeitalter" mit Ureinwohnern; und die Zeit von etwa 4.000 bis 2.000 v. Chr. wird als "Bronzezeitalter" betrachtet, das nicht viel mehr entwickelt war. Die Spezialisten beschränken sich dabei fast ausschließlich auf Formationskunde und die Sortierung primitiver Gebrauchsgegenstände und Fossilien, die sie als Beweismaterial für Art und Grad der Zivilisation der Menschheit jener Zeiten ansehen. Dr. Gordons Kritik an "der überskeptischen Ablehnung, die durch Überspezialisierung gefördert wird", hebt den Nachteil eines solchen Verhaltens ganz deutlich hervor, wobei er betont, daß dieses Verhalten auf die Grundlagenforschung abstumpfend wirkte, von der er glaubt, daß sie für die Entdeckung unserer unmittelbaren Vorgeschichte notwendig ist. Er schlägt vor, die vielen Beiträge menschlichen Wissens, die zu den ungelösten Problemen geliefert wurden, in einer bewußt koordinierten und sich gegenseitig ergänzenden Bemühung zu überprüfen. Sein Buch ist ein gutes Beispiel für ein großzügiges Verhalten gegenüber neuen wissenschaftlichen Zusammenhängen.

Die Bedeutung des Zeitraums von ungefähr 13.000 bis 2.000 v. Chr. für eine umfassendere menschliche Geschichte kann aus dem heutigen geologischen Wissen ersehen werden, denn diese Periode führt uns bis an das Ende der jüngsten Eiszeit zurück. In Europa wurde dieses Zeitalter die Würm- und in Nordamerika die Wisconsinperiode genannt. Von diesem Zeitalter der Vereisung vermutet man, daß vor ungefähr 50.000 bis vor weniger als 20.000 Jahren große Teile in diesen beiden Gebieten der nördlichen Hemisphäre mit einer massiven Eisschicht überdeckt waren. Von den Eisfeldern in Nordamerika, östlich der Rocky Mountains, nimmt man an, daß sie sich bis vor ungefähr 13.000 Jahren bis in das südliche Indiana und Illinois erstreckten und erst vor nicht mehr als 10.000 Jahren aus Zentralquebec verschwanden. In den westlichen Gebieten waren im Eiszeitalter hauptsächlich verstreute Berggletscher zu finden, die nicht die gleiche Schürfwirkung über große Landflächen hatten wie in den östlichen Gebieten.

Das Zurückgehen der Eisdecke, deren stärkste Stelle auf mehr als eine Meile geschätzt wird, hatte viele bedeutsame Auswirkungen. Als das Land von dem ungeheuren Druck des Eises befreit worden war, erhoben sich riesige Teile, Hunderte von Fuß hoch, während das in die Meere abfließende Wasser den Meeresspiegel um 350 Fuß hob. Mit dem Schmelzprozeß kamen radikale Veränderungen des Klimas. Es wurde trockener, viel wärmer und milder. Flora und Fauna wanderten nordwärts, gleichzeitig fanden größere Veränderungen durch ungewöhnliche vulkanische Ausbrüche und Erdrutsche statt, die die Verschiebungen verschiedener Landmassen begleiteten.

In diesem Zusammenhang ist das Datum des Unterganges von Poseidonis vor 11.536 Jahren von großem Interesse. Die beträchtliche Anhebung des Meeresspiegels hatte die Ausdehnung der Seefahrt für die zivilisierten Menschen der damaligen Zeit nicht nur begünstigt, sondern auch erforderlich gemacht. Die allgemeine Verbesserung der klimatischen Verhältnisse in der gemäßigten Zone ließ nun eine größere Tätigkeit und Forschung zu, was während der langen Jahrtausende, wo alles mit Eis bedeckt war, nicht möglich war. Wahrscheinlich konnte sich dadurch die gesamte Menschheit bedeutend vermehren.

Die neuesten geologischen Entdeckungen zeigen, daß während mehreren tausend Jahren, bis etwa 3.000 v. Chr. - d. h. vor 5.000 Jahren und früher - im allgemeinen Wärmehaushalt der Erde ein "Klimatisches Optimum" bestand. Die Temperaturen waren damals viel höher als jetzt, so daß selbst die arktischen Meere eisfrei waren und die Gletscher auf den Bergen, bis auf einige Reste auf den höchsten Gipfeln, zusammengeschmolzen waren. Dieses "Klimatische Optimum", das wir beobachten können, hat wahrscheinlich einige tausend Jahre bestanden und entspricht genau der Periode, in der nach den Professoren Brøgger, Stefansson, Hapgood und Gordon - die andere Beweise heranziehen als die auf Geologie begründeten - eine hochentwickelte Kultur einer weltweiten Gemeinschaft existierte, mit fortgeschrittenen Kenntnissen der Astronomie und der Navigation. Auf der Seite des Pazifischen Ozeans hätte dann genau zur gleichen Zeit eine ebenso hohe Zivilisation existiert. Nach alten indischen Erzählungen besuchte Arjuna von Asien aus Amerika, und chinesische Aufzeichnungen über die geographische Beschaffenheit der Welt und ihre Erforschung berichten, vielleicht etwas später, von den Abgesandten, die in die Neue Welt kamen, ganz zu schweigen von den Japanern, die anscheinend zur gleichen Zeit Ecuador besuchten.

Fügen wir nun diesem Bild noch weitere geologische Informationen hinzu, so erfahren wir, daß vor ungefähr 4.000 Jahren innerhalb dieser verbreiteten Wärmeperiode eine "kleine Eiszeit" entstand. Die arktischen Meere froren wieder zu, und die neuerstandenen Berggletscher kamen wieder bis in die fruchtbaren Täler der gemäßigten Zone herab. So gesehen ist es zu verstehen, daß die durch die Kälte isolierten Völker bald das Wissen über die Existenz ihrer Nachbarn verloren und warum wir kein umfassenderes materielles Beweismaterial für die Möglichkeit mehrerer voreiszeitlicher Kulturen haben. Einige Wissenschaftler sind der Meinung, daß diese "kleine Eiszeit" seitdem in kleineren Zyklen vorrückte und wieder zurückwich. Doch die Experten stimmen noch nicht überein, ob unsere Zeit tatsächlich eine vierte zwischeneiszeitliche Periode oder ein Teil eines neuen Eiszeitalters ist. (Man sagt, daß in den letzten 900.000 Jahren zwischen vier Eiszeitaltern, von denen das Würm-Wisconsin-Zeitalter das jüngste ist, drei Zwischenperioden vorkamen.)

Neben all diesen Dingen wie Eiszeit, Erdbeben und Überschwemmungen, gibt es natürlich noch viele andere Gründe, warum früher weitverbreitetes Wissen für unsere Generation unzugänglich wurde. Die vorsätzliche Vernichtung von Berichten durch den Menschen in den wechselvollen Zeiten könnte zum Beispiel dafür angeführt werden. Hapgood meint, es sei bewiesen, daß die Karten der frühen seefahrenden Völker in der großen Alexandrinischen Bibliothek gesammelt waren und dort studiert wurden, bis die meisten bei der katastrophalen Zerstörung im siebenten Jahrhundert n. Chr. schließlich verlorengingen. Edward H. Thompson berichtete von massenhaften Verbrennungen zusammengerollter Manuskripte aus Hirschhäuten und Magueyfasern in Chichén-Itzá auf der Halbinsel Yucatan, die von unschätzbarem Wert waren und von den weisen Männern der Mayas, den "Itzaes", gesammelt worden waren. Dafür und für die Zerstörung Tausender von Steinfiguren, Altarsteinen, Vasen und anderen Gegenständen, die von der hohen Kunstfertigkeit der Mayas zeugten, ist der damalige spanische Bischof de Landa verantwortlich. Auch von einem Herrscher der chinesischen Frühzeit, der die Vernichtung aller existierenden Bücher anordnete, damit die menschliche Geschichte mit seiner Regierung beginnen sollte, ist zu lesen.

Eine Parallele dazu ist das zu verschiedenen Zeiten auftretende Wachstum eines wissenschaftlichen, religiösen oder akademischen "Establishments", das von seinen eigenen Dogmen so besessen war, daß die Wahrheit lange Zeit hindurch wenig Beachtung fand. Man könnte zum Beispiel fragen, wie es möglich ist, daß die westliche medizinische Wissenschaft in unseren doch so aufgeschlossenen Zeiten die chinesische Technik der Akupunktur bisher so wenig beachtete und kein Interesse für sie hatte, wo doch Akupunktur Wissen über Betäubung und das Nervensystem bedeutet, das wir seit langem für unsere allgemeine Wohlfahrt hätten nutzen können?

So grundlegende Werke wie Before Columbus zeigen eindeutig, wie kaum etwas anderes, wie schlecht wir die Berichte aus der Vorzeit genützt haben, die glücklicherweise der Zerstörung entgingen und vollständig oder in Bruchstücken uns erhalten geblieben sind, besonders das Material, das ganz offensichtlich einen Schlüssel bildet, wie die Sprache und die überlieferten Legenden und Epen der frühen Völker.

Dabei kommt es uns schmerzlich zum Bewußtsein, daß nicht die Alten die Fehler gemacht haben. Ihre Bemühungen, eine vollkommene Darstellung ihrer eigenen Zeit und der noch früheren Zeiten zu übermitteln, waren weit besser, als wir glauben. Unsere eigenen Regeln der wissenschaftlichen Forschung tragen die Hauptschuld an diesem Versäumnis, charakterisiert durch übermäßige Engstirnigkeit und übertriebene Skepsis gegenüber der frühesten Literatur als Berichterstatter verbürgter Geschichte. Wir haben willkürlich Maßstäbe für die Beweisführung aufgestellt und uns dann geweigert, Funde, die gemacht worden sind, zu beachten, wenn sie mit diesen Maßstäben nicht übereinstimmten. Die Folge ist nun offensichtlich eine verzerrte und engstirnige Perspektive unserer Vergangenheit.

Wirklich erforderlich ist eine größere Weitsicht, die den gesamten Globus als Lebensraum betrachtet, wozu ein entsprechender Zeitplan gehört, der den Menschen als zivilisierten homo sapiens einbezieht, der aber viel ausgedehntere Perioden und Epochen für seine Entwicklung brauchte als die armseligen paar tausend Jahre, die ihm akademische Spezialisten zugestehen. Wissenschaftler wie Donnelly, Stefansson, Hapgood und Gordon bestehen darauf, daß eine umfassendere, unvoreingenommenere und aufgeschlossenere Erforschung der weit zurückliegenden Möglichkeiten der Vorgeschichte vorgenommen wird, was für sie der einzig mögliche Standpunkt der wissenschaftlichen Forschung ist. Sie lassen den intelligenten Laien und den unvoreingenommenen Berufsgelehrten hoffen, daß die Vergangenheit so gelesen werden kann, daß sie für alle brauchbar und zum Segen wird. Es wird immer offensichtlicher, daß eine solche unbehinderte Perspektive notwendig ist, nicht nur, um unser intuitives Wissen von in alten Zeiten existierender menschlichen Größe zu bestätigen, sondern auch, um zu zeigen, daß die alten Berichte, die Aufzeichnungen über archaische Rassengeschichte enthalten, einen großen Wert haben. Ihre Entzifferung kann vielleicht uns und unseren Bestrebungen, mit den Schwierigkeiten unserer eigenen Zeit und unserer Verhältnisse fertig zu werden, neues Ansehen verleihen.