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Aus eingegangenen Briefen – Den Haag

Den Haag, Holland, 28. November 1969

 

In fast jedem Land der Erde kommen Menschen zur Wintersonnenwende zusammen, um erneut die Geburt des Lichtes zu feiern - eines der heiligsten und freudvollsten Ereignisse des Jahres. Zu dieser Jahreszeit haben wir mehr denn je das Verlangen und die Gelegenheit, über den Menschen und seine Aufgaben hier auf Erden nachzudenken. Wenn man hört, wie manche Menschen Furcht vor der Zukunft haben, ja es beinahe zur Panik gegenüber "einer solchen Welt" kommt, so wäre es doch sicher besser, ein ruhiges Vertrauen in die großartige Bestimmung der Menschheit zu haben, die sich gewiß zeigen wird, wenn jeder seine Pflicht tut, welche Stelle er auch immer im Leben einnehmen mag. Ich glaube, es ist eine der wichtigsten Aufgaben jedes einzelnen Menschen, anderen bewußt zu machen, daß wir alle, jeder einzelne von uns, ungeachtet der Stellung oder des Standes, eine Kraft sein können, die wichtig ist.

In der ganzen Welt, und auch in meinem Lande, hat sich in allen sozialen Schichten eine Umwälzung gezeigt (und oft mehr als das!), manchmal mit Gewaltausbrüchen, die die Notwendigkeit zeigen sollen, daß die bestehende Ordnung und die Beziehungen zwischen den Menschen einer vollständigen Änderung bedürfen: Kinder-Eltern, Schüler-Lehrer, Studenten-Professoren, Soldaten-Offiziere, Arbeitgeber-Arbeitnehmer - all diese Beziehungen ändern sich in schneller Folge. Jene, die einsehen, daß eine Änderung notwendig ist, haben eine harte Zeit. Aber ihre Gegner, von denen viele noch nicht verstehen können, was vor sich geht, die aber trotzdem zu Zugeständnissen gezwungen werden, haben ebenfalls eine schwere Zeit.

Die verschiedenen Ansprachen der Professoren vor ihren Studenten an dem Tage, als die Semester der Universitäten hier wieder begannen, waren äußerst interessant. Einige zeigten ziemlich offen, daß sie nicht bereit waren, die neuen Beziehungen zwischen Studenten und Professoren anzuerkennen, wahrscheinlich weil sie einfach nicht zugeben können, daß eine andere Zeitepoche in der Geschichte der Menschheit beginnt. Andere machten ernsthaft einen Versuch, mit den Studenten zusammenzuarbeiten, um eine bessere Lösung zu finden.

Gestern las ich in meiner Zeitung über eine Versuchsschule, eine "offene Schule", wie die Gründer sie nennen. Sie soll, wenn möglich, 1971 ihre Tore öffnen, wobei man sie sich so vorgestellt hat, "daß jeder jedem begegnet"; wo Lehrer jeden Glaubens lehren und mit Schülern zusammenarbeiten werden, die sowohl akademische als auch berufliche Vorbildung haben, wobei nicht an Klassen, sondern an Gruppen gedacht ist. Auf diese Weise haben Schüler verschiedener Vorbildung engen Kontakt miteinander. Diese Aussichten sind faszinierend.

Es gibt also wirklich bereits viele dankenswerte Anzeichen, tatsächlich viele. Wohin wir schauen und wohin wir hören, können wir sie beobachten. Vor Wochen las ich in einer Fachzeitschrift, wie notwendig es doch sei, über die "Friedensbestrebungen" Unterricht zu geben, damit die Kinder angeregt werden über dieses Thema nachzudenken und sich darüber auszusprechen. Der Verfasser des Artikels machte sich Gedanken darüber, ob diese Idee in der Wirtschaftslehre, in Geschichte oder in Erdkunde untergebracht werden sollte! Natürlich ist Friede kein Thema, das gelehrt werden kann, denn unsere ganze Einstellung muß von echtem Frieden durchdrungen sein. Es ist jedoch ein weiteres Anzeichen, daß immer mehr Menschen ihre Herzen und Gemüter für die Auffassung offen halten, daß wir unser möglichstes tun müssen, um neue Wege für unsere individuellen, nationalen und internationalen Probleme zu finden, anstatt weiteren Haß zu säen, was zu dem schrecklichen Ergebnis des Blutvergießens und des Tötens von Menschen führt.

Ich hoffe, daß die bevorstehenden wundervollen Tage viele dazu führen, verstehen zu können, daß Bruderschaft eine reale Tatsache ist, weil wir tatsächlich Strahlen einer gemeinsamen göttlichen Quelle sind und in Übereinstimmung handeln sollten mit dem, was wir sind.