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Das Erbe des Menschen

Es ist nicht einzusehen, warum spirituelle Erklärungen nicht ebenso brauchbar und logisch sein sollten, wie die der anerkannten Wissenschaften. Auch die Wissenschaftler errichten Tempel aus Theorien, um darin die Tatsachen unterzubringen, die sie entdeckt haben. In diesen Tempeln verehren sie ihre besonderen Götter, und es sind deren viele. Darunter befinden sich mächtige, aber auch widerspruchsvolle Gottheiten, wie Zufall und Gesetz, die dennoch harmonisch Seite an Seite wirken. Der ganze Kosmos wurde von der Wissenschaft in zwei Teile geteilt, in den lebenden und den leblosen. In der lebenden Welt sind die bestimmenden Hauptfaktoren seltsamerweise unsichtbar. Es sind die übermächtigen Gene und Chromosomen, von denen angenommen wird, daß sie mit ihren, dem Zufall überlassenen Kombinationen für die vollständige Ausstattung aller Geschöpfe, für ihr Körper, ihre Intelligenz und überhaupt für alles verantwortlich sind.

Ein anderer Gott im Tempel der Wissenschaft ist als Organisation bekannt. Man hat versucht, lebenden Stoff mit den üblichen chemischen Namen zu beschreiben, aber die Organismen sind weit komplizierter als leblose Substanzen. Die Begründung dafür liegt darin, daß sie viel höher organisiert sind - was aber in Wirklichkeit auch keine Erklärung ist. Die Idee von der Evolution hat wahrscheinlich mehr Anhänger als irgendeine andere, denn dadurch wenden wir den Ausdruck nicht nur auf das Leben oder auf den Menschen an, sondern auch auf den Kosmos und auf alle Schöpfungen des Menschen: auf die Evolution der Zivilisation, der Religion, der Kunst, der Wissenschaft, der Regierungsform und sogar auf die Evolution der Evolution. Es ist jedoch äußerst zweifelhaft, ob der Ausdruck, wie er gewöhnlich verstanden wird, so allgemein angewandt werden kann; denn auf Wachstum folgt unvermeidlich Verfall und sogar Untergang - schließt das Wort Evolution auch diese Phasen ein?

Der Tempel der lebendigen Wissenschaften beherbergt noch viele kleinere Götter wie Umgebung, Vererbung, Mutation, Überleben des Tauglichsten, Auswahl, Anpassung, sowie Spezialisierung, Fortpflanzung, Krankheit, Hungersnot und so weiter. Diese verschiedenen wissenschaftlichen Gottheiten werden als Gesetz, Wirkungen und Kräfte dargestellt, die im Kampf gegeneinander und dann wieder zusammenwirkend die lebendige Welt erzeugten.

Für das unbelebte Universum gibt es in einer geweihten Nische des Tempels immer noch ein altes, einst überaus wichtiges anorganisches Pantheon, obgleich die Bedeutung dieser früheren Gottheiten im Verlauf der Zeit immer unklarer wird. Es handelt sich dabei um Materie, Bewegung, Raum, Zeit, Masse, Gravitation, Elektrizität und ähnliche Götter. Fügt man ihnen den im Innern weit ausgedehnten Kosmos der Atome und Moleküle hinzu, die mit ihren funkelnden Energiepartikeln und ungeheuren Kräften von jener seltsamen Verbindung von Zufälligkeit und Determinismus beherrscht werden, so hat man die Schöpfer der toten Welten, die in den leeren Feldern des Raumes umherwirbeln, und aus denen durch irgendein zufälliges Wunder unsere lebende Welt irgendwie entsprungen ist. Das alles ist sehr mysteriös.

Diese Betrachtungen sollen nicht dazu dienen, sich lustig zu machen. Sie sollen vielmehr darlegen, daß die wissenschaftlichen Gesetze, Prinzipien und Theorien genauso anfechtbar sind wie die Richtlinien anderer Disziplinen. Versuchen die Wissenschaftler, solche ungelegenen metaphysischen Ideen wie Bewußtsein, Leben, Sein und so weiter, zu umgehen, dann schreiben sie meist der Organisation, dem Zufall oder den Genen intelligente, beinahe göttliche Fähigkeiten zu. Bezeichnungen und Namen sind wichtig, aber was bedeuten diese Namen schon? Haben wir unsere Geheimnisse wirklich gelöst, oder haben wir ihnen nur einen Namen gegeben? Es ist ein Glück für die Wissenschaft, daß sie in ihrer modernen Wiederbelebung noch ziemlich jung ist; so gibt es immer noch Menschen, die die Basis ihrer Annahmen in Frage zu stellen vermögen.

Im Verlauf der Zeit wird jedes philosophische, religiöse oder wissenschaftliche System, mit dem wir uns beschäftigen, so sehr zu einem Teil unseres Gedankenlebens, daß sich unser Geist daran gewöhnt, nur in bestimmten Geleisen zu denken. Ohne uns darüber im klaren zu sein, nehmen wir eine Reihe Ideen an, die den Geist einengen, und blicken auf andere Anschauungen mit überheblicher Geringschätzung herab. Die Wissenschaftler sollten die ersten sein, die diese Zeichen erkennen, denn gerade sie sind aus einer Zeit hervorgegangen, in der die dogmatische Religion versuchte, ihre veralteten, aus Trümmern bestehenden Strukturen vor dem endgültigen Zusammenbruch zu retten. Manche Sparten der Wissenschaft sind nahe daran, der gleichen Starrheit zu verfallen, während andere flexibler zu sein scheinen.

Wir sollten uns nicht scheuen, nach dem "Warum?" zu fragen. Auch wenn wir den Dingen Namen gegeben haben, sollten wir nicht aufhören, uns über die vermeintlich einfachsten Erscheinungen des Lebens zu wundern. Diese zwei Eigenschaften kennzeichnen den wahren Wissenschaftler und Philosophen, sie zeigen auch den echten religiösen Geist. Einer der Gründe für Dr. Julius Sumner Millers große Beliebtheit unter den jungen Leuten, deren Geist noch gebildet werden muß, und die in ihren Anschauungen noch nicht festgefahren sind, ist, daß er sie anregt, zu denken und zu fragen: "Was ist Bewegung? Unbeweglichkeit? Masse? Zeit? Gebraucht dafür nicht meine Worte, denkt selber darüber nach. Möglicherweise findet Ihr bessere Antworten." Man bekommt den Eindruck, daß er selbst nach vielen Jahren des Studiums, Experimentierens und Nachdenkens immer noch bereit ist, über das Geheimnis der Naturerscheinungen zu diskutieren, die der Nichtdenkende fälschlicherweise als erwiesen annimmt.

Wenn wir einen solchen Tempel mit festgelegter Gedankenrichtung betreten, so lassen wir gleichzeitig die wirkliche Welt hinter uns, verlieren den Kontakt mit ihr und verbringen immer mehr Zeit damit, die Wände auszubessern, sie mit Fresken zu versehen und andere Menschen zu veranlassen, mit uns in das Gebäude zu kommen, anstatt uns dafür zu interessieren, wie weit unser Gedankentempel dem Wirklichen Universum ähnlich ist, dem er in erster Linie gleichen sollte. Immer und immer wieder ist das in der menschlichen Geschichte vorgekommen. Wir fühlen uns in unseren selbstgebauten mentalen Heimen sicher und fürchten uns davor, uns in das Unbekannte hinauszuwagen, obwohl es gerade das Unbekannte ist, das uns helfen wird, "erhabenere Wohnungen", majestätischere Gebäude zu errichten, die die wirkliche Natur der Dinge, wie sie sind, in einer richtigeren Art widerspiegeln und nicht so, wie sie sich unsere Vorfahren oder wir selbst uns vorstellten. Die Schwierigkeit ist, daß wir uns selten als Gefangene unserer eigenen Zeit sehen, deren Erkenntnisse uns zwar Nutzen bringen, deren Begrenzungen uns aber auch hemmen.

Das bisher Gesagte soll nur beweisen, daß es zur Untermauerung der spirituellen Auslegung der Geschichte ebensoviele Beweise gibt, wie für die rein materielle - und dabei brauchen sich beide nicht einmal zu widersprechen und sollen es auch nicht. Bei dieser Kombination gibt es nichts, was gegeneinander arbeitet, denn wenn es das gäbe, dann hätten weder die Seele noch der Körper ihre gegenwärtige Entwicklungsstufe erreicht. Statt dessen sehen wir auf der einen Seite ein Bewußtsein, ein Ego, einen Bewußtseinssinn und auf der anderen Seite das Instrument dafür, durch das alles wirkt und wahrnimmt. Wir wollen hier nicht darüber debattieren, ob der Mensch eine Seele hat oder nicht, oder ob eine solche Annahme überhaupt notwendig ist, um das menschliche Leben und seine Entwicklungsgeschichte zu erklären. Nehmen wir lieber an (wie es fast alle Alten taten), daß der Mensch eine Seele hat oder vielmehr eine Seele ist, die auf Erden viele Leben gelebt, viele Ursachen gesät und viele Ernten geerntet hat; und überprüfen wir, wie diese Erkenntnis unsere Auslegung der Geschichte beeinflussen würde. Könnten dadurch grundlegende Fragen beantwortet werden? Wenn ja, dann verdient das alles größere Beachtung.

Es gibt eine Anzahl Probleme, die den anthropologischen Geschichtsforscher verwirren, der versucht, dem Ursprung der Entwicklung und Zivilisation nachzuspüren. Das Wort zivilisiert wird vielfach interpretiert. Nicht immer können wir fortgeschrittene Kulturen mit großen Gebäuden, technischen Errungenschaften, Bibliotheken, oder auch mit Kunstwerken in Zusammenhang bringen. Ohne Zweifel hat es viele Rassen gegeben, deren ganzes Leben hauptsächlich dem Ackerbau gewidmet war, ja, die sogar Nomaden waren, deren Moralkodex, religiöser Glaube, Gesetze, Sprachen und deren mündlich weitergegebene Überlieferungen jedoch einen hohen Stand zeigten. Viele große Epen der Welt, zum Beispiel die Ilias und die Odyssee, sowie das herrliche Mahâbhârata und das Râmâyana des Ostens, die von der Geschichte der Erde und der Vergangenheit ihrer Rasse berichten, wurden Generationen hindurch von Barden und Geschichtenerzählern nur aus dem Gedächtnis weitergegeben. In manchen Fällen sind diese Epen und andere legendäre Überlieferungen praktisch die einzige greifbare Hinterlassenschaft jener geschichtlichen Perioden. Mit anderen Worten: es hat Zeitalter gegeben, in denen talentierte und in einigen Fällen kultivierte Völker aus irgendeinem Grunde ein einfaches Leben gelebt haben. Sie erreichten ihren Gipfelpunkt, starben und hinterließen uns wenig oder gar nichts, außer ihren mündlichen Überlieferungen, die später gesammelt und in einem Zeitalter, in dem man des Schreibens mehr kundig war, aufgezeichnet wurden. Diese Zeugnisse aber, die in fast jedem Teil der Erde gefunden werden, beweisen uns, daß sie keine stümperhaften Bemühungen des Menschen aus seinem Anfangsstadium sind, denn was sie enthalten überrascht durch erhabenen Stil und Geist.

Solche heiligen Bücher, Mythen und epischen Erzählungen sind eine Art Rassengedächtnis und geben dem Forscher, der für eine vorurteilsfreiere Interpretation der menschlichen Vergangenheit aufgeschlossen ist, eine Fundgrube unschätzbarer Hinweise. In den alten Definitionen über das Leben war alles eingeschlossen: Alles war lebendig; alle Systeme, jede Zelle, ob kosmisch oder atomarisch, alle Blumen, Tiere, Menschen und Götter waren Wesen, die durch Körper wirkten. Die Evolution wurde als gradweise Entfaltung innerer Möglichkeiten in äußerer Manifestation angesehen, was in Perioden vieler Wiederverkörperungen vor sich geht; Geist und Materie, Tätigkeit und Ruhe, Verkörperung und Wiederverkörperung. Für sie bestand kein Zweifel, daß der Mensch von Anfang der Welt an da war, "als alle Sterne im Einklang sangen"; nicht der physische Mensch, sondern sein innerer Gott, der sich bis zum heutigen Zeitpunkt ein Vehikel geschaffen hat, das wir als den Menschen kennen - nicht bloß irgendein Mensch, sondern jede dieser individuellen Ausdrucksformen hat ihre einzigartige Vergangenheit und webt ihre ureigene Zukunft.

H. P. Blavatsky beschreibt in ihrer großartigen Synthese der traditionellen Weisheit des Altertums die Welt so, daß sie durch das Wirken von Hierarchien hoher Wesen ins Leben gerufen worden ist; ihre Tätigkeit stellt das dar, was wir als Gesetze und Symmetrie kennen. Die verschiedenen Reiche des Lebens sind Klassen von Wesen auf verschiedenen Stufen ihrer evolutionären Entfaltung. Der Angelpunkt ist die Evolution des Menschen, den man als Tier und als potentiellen Gott betrachtete. Die Sage berichtet, wie die Götter mit ihrem prometheischen Feuer sein Gemüt erleuchteten und wie sie als göttliche Könige unter den Menschen blieben und die Menschheit in ihrer Kindheit Künste und Wissenschaften lehrten. Später, als die nachfolgenden Zeitalter mehr und mehr ins Materielle sanken, zogen sich die Götter zurück, aber nicht ohne den Kern der Mysterienlehre in Form von Regeln zurückzulassen, mit deren Hilfe sich die Menschen selbst schulen konnten, um gottähnlicher zu werden.

Bemerkenswert ist die Tatsache, daß diese Mythen in der ganzen Welt einander erstaunlich ähnlich sind. Die sich daraus ergebenden, bedeutsamen Folgerungen werden in unserer Zeit, in der wir uns bereits "entschieden haben", übersehen. Für uns ist das Universum im großen und ganzen unbelebt; der sogenannte Anfang des Lebens war ein zufälliges Ereignis: der Mensch entwickelte sich aus dem Tierischen und sein Fortschritt die Zeitalter hindurch war ein führerloses Tasten. Man sollte meinen, daß auch der voreingenommenste Historiker (um nur ein Beispiel zu nennen) innehalten und nachdenken müßte, wenn er, nachdem er die sagenhafte Geschichte der Chinesen, die ihr ungeheures Alter beschreibt, als dichterischen Aberglauben abgelehnt hat, gerade aus jener geheimnisvollen Vergangenheit Bronzen auftauchen sieht, deren Kunstfertigkeit selbst heute nicht übertroffen werden kann, und deren Gestaltung nicht die sich bildenden Anfänge der Kunst zeigt, sondern ein Überbleibsel jahrhundertealter traditioneller ritueller Verehrung gewesen sein muß.

Das alte Sprichwort stimmt: Der Mensch sieht nur, was er sehen will. Es gibt menschliche Wesen und es gibt Tiere, oder jene Wesen, die noch keine Menschen sind. Für die heutige Schule ist das Aufsteigen der Zivilisation ein recht neuzeitliches Ereignis, und der Unterschied zwischen dem primitiven Menschen und den höheren Tieren ist eine Brücke, die nicht allzuschwer zu überschreiten ist, wenn die richtige Zeit und die richtigen Umstände vorhanden sind. Vom Standpunkt der Alten aus gesehen ist der Unterschied, der diese beiden trennt, jedoch ganz deutlich mehr eine innere als eine äußere Kluft. Wenn ein Papagei oder Starmatz sich nicht mit uns unterhalten kann, so ist das nicht so sehr eine physische Unzulänglichkeit als eine mentale. In uns ist das Gemüt lebendig, wir sind selbstbewußt. Bei den Tieren ist das nicht der Fall. Das kann zu der Erklärung beitragen, warum unter der Haut des Wilden alle Möglichkeiten zur Zivilisation liegen, warum sich solche Menschen schnell einer zivilisierten Umgebung anpassen können. Weil sie eben Menschen sind und keine Tiere, ganz gleich wie primitiv ihr Leben ist. Es gibt natürlich junge und alte Rassen, das heißt physisch gesprochen, Völker, die erst im Aufstieg begriffen sind und sterbende Überreste vergangener Zeiten. Bei den letzteren bedeutet ein Zusammentreffen mit der Zivilisation gewöhnlich eher Aussterben als aufwärts drängen.

Vom Standpunkt der Seele aus betrachtet, besteht die menschliche Rasse aus weniger entwickelten Menschen, Durchschnittsmenschen und höherstehenden Menschen. Wenn Individuen reinkarnieren, bringen sie in das neue Leben mit, was sie sind und gehen in ihrer Entwicklung dort weiter, wo sie sie abgebrochen haben, als sie das letzte Mal hier waren. Wie könnte es anders sein? Sie werden psycho-magnetisch zu jener Umwelt hingezogen, die ihnen erlaubt, sich selbst zum Ausdruck zu bringen; und zu jenen Menschen, mit denen sie Verbindungen aus der Vergangenheit haben; zu jenen Rassen, in denen sie Rassenschicksale aus früheren Zeiten mit abarbeiten müssen. Das alles wirkt sich von Leben zu Leben unter dem unentrinnbaren Gesetz von Ursache und Wirkung aus. Beim Ernten der Früchte aus der Vergangenheit wird die Saat für zukünftige Ernten gesät. In manchen Zeiten sieht es aus, als ob primitive Seelen vorherrschten; dann scheint ein Verfall der Kultur und der Beginn der Barbarei einzutreten. Zu anderen Zeiten kann das Gegenteil der Fall sein: einige Jahrhunderte lang reinkarnieren zu einer bestimmten Zeit, an einem gewissen Ort, viele Talente auf einmal. Der Lauf der Geschichte ist daher abwechselnd Aufsteigen und Absteigen. Aber dadurch entwickelt die menschliche Seele nach und nach mehr von ihren höheren Möglichkeiten; und so werden die Zivilisationen im Verlauf von Tausenden von Jahren langsam verbessert.

Was sonst sollte den Menschen beständig vorwärts und aufwärts treiben, wenn nicht der in ihm Ausdruck suchende Gottesfunke? Wäre dieser nicht da, wäre der Mensch dann nicht nur ein Klumpen Materie? Wie verhält es sich mit jenen Menschen, die im Lauf der Geschichte fast Vollkommenheit erreicht haben, und deren Leben wie Lichter auf dem Wege des Schicksals scheinen, wie Christus und Buddha, Plato, Zoroaster, Konfuzius - ihre Namen sind Legion? Waren sie Launen der Natur oder erhabene Seelen, die höher entwickelt waren und von ihrer Weisheit weitergaben, um der Menschheit zu helfen? Diese überragenden Menschen sind der beste Beweis, daß alle Menschen königlicher Abstammung sind. Die Tatsache, daß ihre Weisheit trotz der weit auseinanderliegenden Zeitalter und Länder auffallend ähnlich ist, ist von den Forschern oft übersehen worden. Wenn verschiedene Wissenschaftler nach einer Anzahl getrennt angestellter Experimente zu dem gleichen Schluß kommen, dann wird das Ergebnis als Entdeckung begrüßt und ihr Urteil wird sehr wahrscheinlich als äußerst glaubwürdig geachtet. Wenn nun bei den größten Vorbildern an Menschlichkeit über den spirituellen Ursprung des Menschen, seine Geschichte und seine Bestimmung tatsächlich Einmütigkeit vorherrscht, was sollen wir dann dazu sagen?

Nun aber wieder zurück zur Geschichte der Zivilisation. Jene, die die Vergangenheit im Lichte der Reinkarnation studieren, sprechen von Millionen von Jahren, die Hunderte von Zivilisationen umfassen, von denen die meisten schon lange vergessen sind und unter der Erde oder unter der ruhelosen See begraben liegen. Sie betrachten viele der oben erwähnten Götter der Wissenschaft so, als würden sie wahrhaftig Einfluß auf die Gestaltung der Geschichte des Menschen nehmen. Es wäre töricht, wollte man die Tatsache ignorieren, daß Umgebung, Auslese, Anpassung, Spezialisierung, Krankheit und andere Faktoren mitwirkend sind. Es wäre gleichfalls eine Torheit zu leugnen, daß verschiedenartige Kombinationen von Genen die Verschiedenheit der Personen erzeugen. Doch die Anhänger der Reinkarnationslehre machen dabei einen Unterschied, der wichtig ist. Für sie ist es das Wesen, die Seele, die diese oft selbstgestellten Aufforderungen angeht, sie überwindet oder unterliegt. Es ist das reinkarnierende Ego, das geboren wird, damit es Gelegenheit hat, früher gelegten Ursachen (Karman) gegenüberzutreten, das seinen Charakter bereits in früheren Leben gebildet hat und nun die genaue Anordnung jener Elemente in der Ursprungszelle bestimmt, die das hervorbringen wird, was zum Ausdruck gebracht werden soll. Nicht die Zelle wächst zu einem menschlichen Wesen heran, sondern das menschliche Wesen treibt die Zellteilung voran, damit es sich selbst manifestieren kann.

Bei diesen Gedankengängen ist ein Einklang zwischen Zufall und Gesetz unmöglich. Ganz gleich wie geringfügig der Zufall wäre, irgendwann würde er das Gesetz aufheben und Chaos wäre das Ende. Wenn die Seele durch Erfahrung lernt, mehr von ihren unbegrenzten Möglichkeiten zu entfalten, dann findet Evolution statt. Es ist ein Vorgang, wobei die Wesen die Hauptrolle spielen und nicht die Körper, die sie bewohnen, modifizieren, manchmal schwächen und sogar zerstören. Die Seele ist demnach beständiger als Berge oder Kontinente, auch beständiger als die Erde, die, wie viele Legenden berichten, eines Tages ihren Lauf vollenden, sterben und wiedergeboren wird. Doch die alten Schriften verheißen, daß, ehe ihre Zeit zu Ende gegangen ist, die Menschheit, wie wir sie kennen, ihre höhere Natur entwickelt haben wird. Die Menschen werden wie Brüder zusammen leben und Zivilisationen hervorbringen, in denen Weisheit, Reinheit und Mitleid ihr segensreiches Licht über unseren gesamten winzigen Planeten ausgießen werden. Und die Erde wird hell leuchten mitten unter den Sternen.

Gibt es wirklich spirituelle Wesen, Gesetze und strukturelle Gefüge? Hat jedes lebende Wesen ein göttliches Erbe und Schicksal, so wie es eine physische Vergangenheit und Zukunft hat? Können wir jemals hoffen, die menschliche Vergangenheit verständlicher machen zu können, ohne das sich wiederverkörpernde Element, dessen wiederholte Erfahrungen auf der Erde es läutern, mit in Betracht zu ziehen? Gibt es in der Vergangenheit des Menschen, in jenem ungeheuren Strom ständiger Veränderungen irgend etwas, das überdauert hat, außer der Seele, die bleibt, obgleich alles andere regelmäßig zerstört wird? Das Erbe des Menschen sind nicht die Dinge, die er aufgebaut hat und die blitzschnell wieder hinweggefegt werden können. Das Erbe des Menschen liegt im Menschen selbst.