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Auf der Schwelle

Wenn wir uns umschauen, scheint das Leben von großer Vielfältigkeit zu sein, wie ein mit vielen Mustern bedrucktes Tuch: aber die Variationen in den einzelnen Teilen werden als ein Ganzes zusammengehalten. Die Welt ist eine organische Einheit: in ihr ist ein schöpferischer und bewußter Drang, wodurch Leben und Geist von einem potentiellen zu einem manifestierten Dasein wurden und weiterhin das Wachstum und die Entfaltung der Lebenstätigkeit ermöglicht wird.

Je weiter unsere Wissenschaft in die immer kleiner werdenden Welten unserer physischen Komponente eindringt, desto mehr müssen wir wohl zu der Überzeugung gelangen, daß es nutzlos ist, über den letzten Ursprung des Lebens per se zu sprechen. Es wird immer offenkundiger, daß eine lebenspendende Kraft das eigentliche Herz des Kosmos ist, die beständig aus einem unsichtbaren Ort oder Zustand in Erscheinung tritt. Sie stärkt sowohl den kleinsten Teil des Atoms, so, wie sie auch die ungeheuren Energien, die von der Sonne und allen anderen Sternen und Spiralnebeln in der Milchstraße ausgestoßen werden, vorwärts treibt. Nichts stirbt ab zu absolutem Nichts - es verschwindet nur von einer Position oder einem Zustand des Seins, um in einen anderen umgewandelt zu werden. Es scheint ein beständiger Prozeß des In-Erscheinung-Tretens in einer Region und des allmählichen Verschwindens in eine andere stattzufinden. So sind die Zeiten des Neu-Beginnens nur relativ.

In diesen Tagen stehen wir an der Schwelle eines neuen Jahres, einer Zeit der Erneuerung, einer schon im Altertum heiligen Zeit. Die Menschen machen wieder Inventur, wie oft sie sich vom idealen Charakter, den sie gerne hätten, entfernten und beschließen wieder einmal, ihre Schwäche in Stärke und ihre Selbstsucht in Wohlwollen für Andere umzuwandeln. Im Lichte wissenschaftlicher Entdeckungen nehmen diese traditionellen Entschlüsse eine neue Bedeutung an. Die Sonnenfleckenzyklen sind eine der zeitgemäßen Ausströmungen, die nicht nur den Planeten in magnetischen Kräften baden, sondern, den Wirkungen nach zu urteilen, die wir in uns selbst beobachten können, auch in feineren Energien, die wir aufnehmen und unserem Charakter entsprechend anwenden.

Der Mensch wird von der Natur geboren, wird von ihr erhalten und ist nicht imstande, sie zu verlassen, so sehr er sich auch darum bemühen mag. Es gibt keine Eigenschaft, die er haben mag, die nicht ein Teil des Kosmos ist, von dem er ein Kind ist, und der ihm nicht nur Geburt gab, sondern auch weiterhin ihn in jeder Hinsicht mit allem versieht, was er braucht. Alles, was er ist und sein wird, wurde und wird ihm von einem großzügigen Universum gegeben, und was er denkt, hat er von ihm 'genommen' und benützt es nur als ein Agent.

Alles das erhöht die Bedeutung der Idee, daß wir zur inneren Vervollkommnung und Neuorientierung zum Busen der Natur zurückkehren müssen, so wie die Zugvögel, deren Leben nicht vollständig ist, wenn sie nicht schließlich zu dem Nestplatz zurückkehren, an dem sie geboren wurden, um einen Zyklus zu vollenden und einen neuen zu beginnen. Im Heraufdämmern eines neuen Jahres fühlen wir den Drang frischer, schöpferischer Impulse, die später hervorbrechen wie die grünen Blätter und die Blume aus der sich öffnenden Knospe oder wie die Vögel an einem Frühlingsmorgen. Bei diesen Wogen neuen Wachstums haben auch wir unsere Gelegenheiten zur Erneuerung von Zweck, Ziel und Richtung. Es kommt die Gelegenheit, uns von neuem den mehr oder weniger unbestimmt verspürten Anregungen, die unser Alltagsselbst vom 'Inneren Menschen' aus erreichen, hinzugeben. Zu dieser Zeit können wir alle auf dem Gipfel der Woge unserer Möglichkeiten reiten und die Welt mit der Qualität unseres Bemühens umfassen.