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Der Mensch, der Erbe der Zeitalter

Die These, daß die Seele in einer Reihe von Reinkarnationen zur Erde zurückkehrt, hat in jedem Zeitalter die Aufmerksamkeit nachdenklicher Gemüter erregt. Im Orient ist diese Lehre seit jeher fest verankert, aber im Westen fand sie keine leichte Annahme, weil sie während der ersten Jahrhunderte unserer Zeitrechnung aus der kirchlichen Glaubensvorschrift ausgeschlossen wurde. Und dies trotz der Tatsache, daß Dichter und Philosophen seit den Tagen Platos beharrlich den Glauben an die Unsterblichkeit zum Ausdruck brachten.

Im Jahre 1888 erschien Reincarnation - A Study of Forgotten Truth (Reinkarnation - eine Studie über eine vergessene Wahrheit). Es war das erste Buch, das sich eingehend mit diesem Thema befaßte. Es wurde von der Houghton Mifflin Co. in Boston herausgegeben und erlebte in den Vereinigten Staaten und in England eine Anzahl Neuauflagen. Über den Verfasser, Edward D. Walker, ist jedoch wenig bekannt, nur, daß er als junger Mann Vorträge über die Reinkarnation in den Dichtungen der mittelalterlichen und zeitgenössischer Literatur hielt. Ein frühzeitiger Tod durch Ertrinken beendigte 1890 eine Laufbahn als Philosoph und Schriftsteller, die bemerkenswert zu werden versprach.

Das Buch ist seit vielen Jahren vergriffen. Die Neuausgabe dieser wichtigen Anthologie1 wird heute besonders willkommen geheißen, da das Interesse für den Menschen und seinen wahren Platz im universalen System manchen veranlaßt, auf diesen alten Begriff zurückzugreifen. Nachfolgend drucken wir Auszüge aus Herrn Walkers Kommentaren ab.

- Der Herausgeber

 

 

 

Der alte angelsächsische Geschichtsschreiber Bede berichtet, daß während eines Banketts, das König Edwin von Northumberland seinen Adeligen gab, eine Diskussion darüber entstand, wie man den christlichen Missionar Paulinus aufnehmen solle, der eben vom Kontinent herüber gekommen war. Einige betonten nachdrücklich, daß ihre eigenen Religionen, die druidische und die altnordische, genügen und verlangten, daß der eindringende Missionar getötet werde. Andere waren dafür, seine Botschaft anzuhören. Schließlich fragte der König das älteste Mitglied seines Rates um seine Meinung. Der Alte erhob sich und sagte: "O König und edle Herren. Ihr habt alle die Schwalbe beobachtet, die in diese festliche Halle flog und Schutz vor dem kalten Winde draußen suchte, einige Augenblicke in der Nähe des Feuers umherflatterte und dann durch das gegenüberliegende Fenster verschwand. So ist das Leben des Menschen. Niemand kann sagen, woher er kam und wohin er geht. Wenn daher diese neue Religion Licht über ein so großes Geheimnis bringt, muß sie göttlicher sein als die unsrigen und sollte willkommen geheißen werden." Der Rat des alten Mannes wurde angenommen.

Wir sind in der gleichen Lage wie jene alten Vorfahren. Die Religion der Kirchen, Christentum genannt, ist für viele ernsthafte Seelen eine Schale. Wenn der keimende Wahrheitskern - so, wie er von dem Gründer des Christentums ausging - unter all seinen unfruchtbaren Hüllen entdeckt wird, reicht er tatsächlich aus, um uns mit dem Brot des Lebens zu speisen. Selbst mit seinen Schalen genügt er für alle wirklichen Nöte der meisten Menschen. Aber das Christentum läßt einige wesentlichen Fragen unbeantwortet, die uns dazu drängen, alles verstehen zu wollen, was Jesus lehrte - nicht aus bloßer Neugierde, sondern als Grundlage für weiteres Wachstum. Das göttliche Gesetz, das jede Lücke auszufüllen und letzten Endes jede Sehnsucht zu stillen verspricht, hat uns nicht ohne Hilfsmittel gelassen, um einen Teil dieser erhabenen Wahrheiten erfassen zu können.

In der ganzen christlichen Welt herrscht anscheinend die allgemeine Idee, daß die Seele eigens für die Geburt in dieser Welt geschaffen ist und nach Ablauf ihrer Lebenszeit auf dieser Erde in ein spirituelles Reich von unendlicher Dauer eingeht. Das ist ein sehr bequemer, von der Erscheinung der Dinge abgeleiteter Glaube, und jene, die an ihm festhalten, können mit vollem Recht sagen, "meine Meinung stimmt mit den Erscheinungen überein, und wenn du anders denkst, ist es deine Aufgabe, den Beweis zu erbringen." Diese Verantwortlichkeit übernehmen wir. Aber ein sorgfältiger Beobachter weiß, daß die wahre Erklärung von Tatsachen in der Regel sehr verschieden ist von ... Erscheinungen. Ptolemäus glaubte, er könne mit seiner geozentrischen Theorie alle Bewegungen am Himmel erklären, und seine Lehren wurden von seinen Zeitgenossen sofort angenommen. Die tieferen Forschungen von Kopernikus und Galilei mußten jedoch ein Jahrhundert warten, ehe sie angenommen wurden, obgleich sie eine Astronomie von unermeßlich edlerer Art einleiteten. Ist es nicht ein Überbleibsel des alten Vertrauens in die Erscheinungen, wenn wir glauben, daß der Bereich der menschlichen Seele so beschränkt sei wie unsere engstirnige Meinung über sie?

Die gegenwärtige Ratlosigkeit der gesamten Christenheit in bezug auf die tiefsten Probleme des Lebens, das Gefühl eines die Menschheit niederdrückenden blinden Schicksals, die verzweiflungsvolle Unruhe mancher führender Dichter, das Fehlen erhabener Ideale in der Kunst, das Vorherrschen des Materialismus und Agnostizismus (wo nicht in der Philosophie, dann in der lebenswichtigsten Form des praktischen Lebens). All das nährt eine steigende Flut des Unbefriedigtseins, der das Christentum vergeblich entgegenzuarbeiten sucht, und weist darauf hin, daß der Westen dringend eine neue Wahrheit braucht. ... Wir glauben, daß ein Teil davon in der Lehre enthalten ist, die abwechselnd Reinkarnation, Metempsychose und Transmigration genannt wird.

Einst glaubte die ganze zivilisierte Welt an Reinkarnation. Seit dem Beginn der Geschichte war der Glaube daran unter dem größten Teil der Menschheit unerschütterlich vorherrschend. ... Die uralte Zivilisation Ägyptens, deren Größe nicht überbewertet werden kann, war auf diese fundamentale Wahrheit gegründet. Pythagoras, Empedokles, Plato, Vergil und Ovid lernten sie als ein kostbares Geheimnis von den Ägyptern und verbreiteten sie in Griechenland und Italien. "Die Seele ist älter als der Körper", sagt Plato. "Die Seelen werden fortwährend aus dem Hades in dieses Leben wiedergeboren." Seiner Anschauung nach ist alles Wissen ein Wiedererinnern. Zu forschen und zu lernen bedeutet einfach, die Bilder dessen wieder zu beleben, was die Seele in ihrem präexistierenden Zustand in der Welt der Wirklichkeiten sah.

Die Idee der Reinkarnation ist im Neuplatonismus von Plotin und Proklus enthalten. ... Sie war ein wichtiger Bestandteil der Religion der persischen Priester. ... Cäsar fand die Lehre unter den Galliern verbreitet. Der Kreis der Metempsychose war ein wesentliches Prinzip des druidischen Glaubens und wurde unseren Vorvätern, den Kelten, den Galliern und den Britanniern eingeprägt. ... Die Lieder der walisischen Barden sind durchdrungen von diesem Gedanken.

Unter den arabischen Philosophen war Reinkarnation eine bevorzugte Idee. Sie kann noch bei vielen mohammedanischen Schriftstellern gefunden werden. Bei den alten Zivilisationen von Peru und Mexiko war sie allgemein verbreitet. Die priesterlichen Riten der ägyptischen Isis, die eleusinischen Mysterien in Griechenland, die bacchantischen Prozessionen Roms, die druidischen Zeremonien Britanniens und die kabbalistischen Rituale der Juden, alle brachten diese große Wahrheit für ihre eingeweihten Zuschauer mit besonderer Kraft zum Ausdruck. Johannes der Täufer war für die Juden ein zweiter Elias. Von Jesus wurde allgemein angenommen, er sei die Wiedererscheinung von ... einem der alten Propheten. Der Talmud und die Kabbala befassen sich eingehend mit dieser Lehre.

Präexistenz spielte eine wichtige Rolle im Denken des Origenes und verschiedener anderer Führer unter den ersten Kirchenvätern. Sie bildete einen wesentlichen Teil des Glaubens der Gnostiker und der Manichäer. Im Mittelalter waren viele Scholastiker und ketzerische Sekten Verfechter der Reinkarnation. Bei vielen westlichen Theologen ist sie spontan in Erscheinung getreten. ... Im siebzehnten Jahrhundert wurde sie von Dr. Henry More und anderen Platonikern in Cambridge freimütig angenommen. ... Viele metaphysisch tief schürfende Philosophen, wie Scotus Erigena, Kant, Schelling, Leibniz, Schopenhauer und der junge Fichte billigten die Lehre. Genies von edler Ausgewogenheit, wie Giordano Bruno, Herder, Lessing und Goethe haben sich zu ihr bekannt. Wissenschaftler ... theologische Führer haben sie ernsthaft vertreten. ... Bei besonders intuitiv veranlagten Naturen, wie Böhme und Swedenborg, ist ihr Festhalten daran augenscheinlich. Die meisten Mystiker glauben an sie. Die lange Reihe der Platoniker von Sokrates bis Emerson zweifelten nicht daran. Fast alle Dichter sprechen von Präexistenz oder von Reinkarnation.

Die Lehre von der Reinkarnation ist im gesamten Osten der große Leitgedanke ... das Hauptprinzip der Hindu-Metaphysik - die Grundlage all ihrer inspirierten Bücher. Eine so erhabene, durch die ehrwürdige Autorität der Zeitalter aufrechterhaltene Philosophie, die seit dem Anfang der Zeit den Großteil des Denkens der Welt beherrscht und in irgendeiner Form von den Jüngern jeder großen Religion verehrt wird, ist sicherlich der größten Achtung und des Studiums wert. Es muß irgendeine lebendige Wirklichkeit geben, die ein so wunderbares Fortbestehen bewirkt.

Die Evolution hat durch Erweiterung unserer Auffassungen von Psychologie, Astronomie und Geschichte das Denken der Christenheit neu geformt. Je mehr dieses Gesetz studiert wird, desto mehr findet man, wie universal seine Anwendung ist. ... Nachdem wir jetzt über die Entwicklung des Körpers Bescheid wissen, ist es an der Zeit, daß wir die Entwicklung der Seele kennen lernen ... wieso ist es nicht wahr, daß die Merkmale unserer Seele die Resultate früherer Tätigkeiten sind? Die Evolution beweist, daß der physische Teil des Menschen das Produkt einer langen Reihe von Veränderungen ist, während welcher jede Stufe die Wirkung früherer Einflüsse und die Ursache nachfolgender Geschehnisse ist. Braucht der immaterielle Teil des Menschen nicht eine ebenso ausgedehnte Entwicklung? ... Wenn es Zeitalter und Tausende von Leben dauert, um aus einer Tiergattung eine andere hervorzubringen, dann erfordert die Erweiterung der menschlichen Seele von einer niederen zu einer höheren Beschaffenheit sicherlich sehr viele Leben.

Wenn ein Erdenleben für alles ausreicht, welch winzige Erfahrung genügt dann für die unermeßliche Anzahl derer, die als Kinder vorzeitig sterben! Die Menschen glauben bereitwillig an eine ewig währende spirituelle Entwicklung nach dieser Welt; aber ist es mit dem Gedanken der Allmacht vereinbar anzunehmen, daß der göttliche Plan durch die Vorbereitung während weniger rasch dahineilender Jahre in nur einem irdischen Körper erreicht wird? ... Das Dogma der Kirche über zukünftige Bestrafung und Belohnung muß gleicherweise im Lichte der Wiedergeburt geprüft werden. Bei einer vernünftigen Betrachtung bietet sich keine Erklärung an, wie der Sprung vom gegenwärtigen Stand der Dinge in ewiges Leid oder ewige Seligkeit vollbracht werden kann - wie ihn die göttliche Theologie beansprucht.

Reinkarnation ist eine äußerst einfache Lehre, die in der Gewißheit der Unzerstörbarkeit der Seele wurzelt. Sie ... behauptet, daß der Säugling weder ein leeres Blatt Papier mitbringt, um einen irdischen Bericht zu beginnen, noch daß er das Ergebnis einer bloßen Anziehung atomarer Kräfte zu einer kurzlebigen Persönlichkeit ist, die sich bald wieder in die Elemente auflöst, sondern, daß die Seele mit altererbten Aufzeichnungen beschriftet ist, ... die bis in die entfernteste Vergangenheit zurückreichen. Diese Aufzeichnungen sind im allgemeinen unerklärlich, außer, wenn sie als formender Einfluß auf den neuen Lebensweg erkannt werden. Aber wie die von der Sonne aufgenommenen unsichtbaren photographischen Bilder von all dem, was sie sieht, werden sie, wenn sie im Laboratorium des Bewußtseins richtig entwickelt werden, deutlich offenbar. Die gegenwärtige Lebensphase wird ebenfalls in den geheimen Kammern des Gedächtnisses aufbewahrt werden und ihre unbewußte Wirkung auf kommende Leben haben. Alle Eigenschaften des Körpers, des Geistes und der Seele, die wir jetzt besitzen, sind die Resultate davon, wie wir frühere Gelegenheiten nützten. Wir sind tatsächlich "die Erben aller Zeitalter" und für unser Erbgut allein verantwortlich. Diese Verhältnisse erwachsen aus weit zurückliegenden, von unseren früheren Ichs erzeugten Ursachen, und die Zukunft fließt durch das göttliche Gesetz von Ursache und Wirkung aus der geballten Stoßkraft unserer früheren Impulse.

Kurz, wir selbst haben uns durch unsere früheren Handlungen zu dem gemacht, was wir sind, und wir gestalten unsere Zukunft in aller Ewigkeit durch unsere gegenwärtigen Handlungen. Es gibt kein Schicksal außer dem von uns selbst geschaffenen. Es gibt keine Erlösung oder Verdammung, außer derjenigen, die wir selbst zustandebringen. ... Auf dem Gebiet der ewigen Gerechtigkeit sind das Vergehen und die Strafe als das gleiche Ereignis untrennbar verbunden, denn es gibt keinen wirklichen Unterschied zwischen der Handlung und ihrem Ergebnis. Wer einem andern Unrecht tut, schädigt in Wirklichkeit nur sich selbst. ... Wenn wir die Ursachen vergessen haben, die die gegenwärtige Folge von Freude und Leid, von Fähigkeiten und Unvollkommenheiten, Erfolgen und Fehlschlägen hervorbrachten, ist das kein Beweis dafür, daß sie nicht vorhanden waren; es stört die Gerechtigkeit des Systems nicht. Zeitweiliges Vergessen ist das schmerzstillende Mittel, mit dessen Hilfe uns der gütige Arzt durch die düsteren Bereiche des Schmerzes zur vollständigen Gesundheit führt.

Die Idee der Wiedergeburt wird ... allgemein mit der Vorstellung identifiziert, daß menschliche Seelen zuweilen in niedere Tiere herabsteigen. Es ist daher für uns notwendig, die exoterische und grobe Art dieser grotesken Darstellung einer erhabenen und schönen Wahrheit richtig zu verstehen. ... Die intelligenten Führer östlichen Denkens waren weit davon entfernt, buchstäblich an Transmigration zu glauben. Es war niemals die okkulte Lehre der Isis-Priester, der Brahmanen, Buddhisten und Chaldäer, daß menschliche Seelen in Tieren wohnen, oder, daß Tierseelen von Menschen Besitz ergreifen, wobei zu sagen ist, daß viele Orientalisten nicht weiter als bis zum äußeren Vorhof der östlichen Lehre gelangten. ... Auf Grund der im ganzen Universum waltenden Kräfte müssen die Seelen immer einen entsprechenden Ausdruck der stärksten Seiten ihrer Natur finden und ... es würde so unmöglich sein, eine Gallone in einen Halbliterkrug zu füllen, wie es für den menschlichen Geist unmöglich ist, in einem Tierkörper zu wohnen.

Und doch glauben die intelligentesten Orientalen in einem besonderen Zusammenhang an Transmigration, worin ihnen die westliche Wissenschaft beipflichtet, nämlich an die unumstößliche Wahrheit, daß menschliche Atome und Emanationen das ganze Gebiet niedrigerer Reiche durchwandern. ... Durch die nach unten gerichtete Tendenz der menschlichen Leidenschaften wandert jedes Partikel seines Körpers durch magnetische Anziehungen in entartetere Schichten des Daseins. ... Soweit die Wanderungen die Atome und Emanationen betreffen, die das äußere Individuum zusammensetzen, sind die verschiedenen Erklärungen über den Abstieg des Menschlichen in die tierische oder pflanzliche Natur wirkliche Tatsachen, ganz gleich ob sie nun von Hindus, Pythagoräern, Platonikern, Ägyptern, altnordischen Bewohnern oder Barbaren verbreitet wurden. Die herabziehenden charakteristischen Merkmale, die diesen ausgestreuten Atomen von ihrem Urheber aufgeprägt wurden, bleiben lange Zeit erhalten und führen sie zu dem, was ihnen am meisten angemessen ist.

Beim ersten Gedanken an Reinkarnation drängt sich die unwillkommene Idee auf, daß uns der Tod und die Wiedergeburten von unseren gegenwärtigen liebsten Bindungen abschneiden und uns als Fremde in neue Stadien der Tätigkeit einführen, in denen alles - Freunde, Wissen und Besitz - neu gewonnen werden muß. Das ist ein Irrtum. ... Unter den Tausenden von Bekanntschaften, die in einem Leben angeknüpft wurden, müssen wir zu den wenigen Freunden, mit denen wir bis in die verborgensten Tiefen der Seele innig verbunden sind, im nächsten Leben unwiderstehlich hingezogen werden. ... Obwohl die Erinnerung fehlt, wächst auf Grund dieser innigsten Bande ein Gefühl alter Verbundenheit. Die in Familien und Verwandtschaften vorherrschenden mächtigen Anziehungen können recht gut das Resultat alter Verbindungen sein, die die gleichen Individuen, wie in einem ständig wechselnden Kaleidoskop, in vielen früheren Vereinigungen verbanden. Kein Mensch steht allein, sondern er schleppt die unerledigten Wirkungen eines früheren Lebenswegs hinter sich her und ist so mit der Rasse verbunden, daß jeder für alle und alle für jeden verantwortlich sind. Keiner kann vollkommen frei werden, solange nicht alle erlöst sind.

Statt eine kalte heidnische Philosophie zu sein, als die sie oft betrachtet wird, stimmt die Reinkarnation mit dem lebendigsten Geist des Christentums überein. Sie ist so wenig Buddhismus, wie Güte das Christentum ist. Sie ist der verborgene Kern des Evangeliums Jesu wie aller anderen großen Religionen und Philosophien. ... Ihre Bedeutung geht weit über unser Verständnis hinaus, denn sie zeigt, daß jede Seele, von der des niedrigsten Tieres bis zu der des Erzengels, zu der unendlichen Familie Gottes gehört, daß die Seele in ihrer bewußten Essenz ewig ist und nur in ihren zeitweiligen Verkleidungen stirbt. Sie zeigt auch, daß jeder Handlung eines jeden Geschöpfes unvermeidliche Resultate folgen, die ein vollkommeneres Gesetz der Vergeltung darstellen: und daß alle Seelen durch gegenseitige Verwandtschaft eng miteinander verbunden sind. Auf diese Weise wird eine bestürzende Verwirrung zu einer göttlichen Harmonie.

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Fußnoten

1. University Books, Inc., New Hyde Park, New York. 308 Seiten, Bibliographie und Index, $ 5.00, 1965. [back]