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Unsere aufgehende Sonne

Heut ist der Frühling der Seelen; Christus hat seinen Kerker gesprengt, und ist aus dreitägigem Todesschlaf wie eine Sonne auferstanden.

- Alte christliche Hymne

 

 

 

Wieder einmal huldigt die christliche Welt ihm, der den Weg gewiesen hat. Wollen wir aus Mangel an Selbstvertrauen dazu beitragen, daß das Opfer von Gethsemane zu einem Fehlschlag wird? Zu wem sprach Jesus als er lebte und unter den Menschen wirkte? Sprach er allein zu seinen Jüngern oder auch zu den 'Vielen', die um ihn versammelt waren und ihm zuhörten und ihn bewunderten? Nein, er sprach zu der ganzen Welt, indem er an die Seelen aller Menschen appellierte, damit sie aus ihrer Lethargie geweckt werden und ihr Erbe in Anspruch nehmen. Das Erdenleben ist kein Kindergarten für schwache Seelen. Es ist lange her, daß wir die ersten Anfänge, wobei unsere Schularbeiten von den Eltern und dem Lehrer überwacht wurden, hinter uns ließen. Heute sind wir auf uns selbst gestellt und die Aufgaben, die uns zuteil werden, gibt uns das Leben selbst auf, sie sind selbstauferlegt, weil sie von unserem inneren unsterblichen Selbst vorgebracht wurden.

Man mag Bücher lesen, Predigten hören oder Unterricht nehmen, um im Spirituellen Fortschritte zu machen, wird das an sich aber genügen, um die Seele zu stärken? Es spielt keine Rolle, welches Etikett diese oder jene Wahrheit tragen mag, kein menschliches Wesen kann den Geist des Göttlichen durch seine Adern fließen fühlen, außer durch seine eigene selbstangetriebene Aspiration. Sicherlich hatten weder Christus noch Buddha die Absicht, daß der lebendige Strom ihrer Botschaft im Sande verlaufen sollte. Es sind weder die Bethäuser noch die doktrinären Lehren, sondern die Atmosphäre ihres dargebrachten Opfers, welche die Herzen berührt. Sie wendet sich direkt an den inneren Gott, um unser ganzes Sein zu durchstrahlen und unser Leben zu erleuchten.

Dennoch gibt es Gedankensysteme, die die gegenteilige Methode anwenden. Sie betäuben die Seele und versuchen das Licht einer kosmischen Sicht von ihr fernzuhalten, indem sie sie mit bleierner Furcht umschließen und zur Puppe machen, damit sie den Launen eines selbstsüchtigen Willens folgt. Das ist teuflisch - und wird letzten Endes fehlschlagen. Die Aufgabe der Großen und jener, die den wenigen starken Händen helfen, den Vorhang der Finsternis zurückzuhalten, ist genau entgegengesetzt: ihr Ziel besteht darin, die Seele von Unwissenheit zu befreien und durch Erkenntnis die Furcht zu verbannen, so daß sie schließlich selbständig und frei von Furcht im Lichte ihrer Göttlichkeit aufgeht. Auf diese Weise muß jede Unze spiritueller Stärke gewonnen werden.

Aber laßt uns im Hinblick auf die Unermeßlichkeit der Aufgabe nicht schwach werden. Es wird von uns nicht verlangt über Nacht zu Helden zu werden, oder in nur einem Leben so wie Christus. Aber wenn wir wirklich im Innersten göttlich sind, sind wir dann nicht auch potentielle Helfer der Rasse? Das Leid der Welt ist unser Leid und die Fesseln des Hasses, der Selbstsucht und Habgier sind die Ketten, die Sie und ich und alle menschlichen Wesen geschmiedet haben. Die Tatsache jedoch, daß wir heute hier sind als ein Teil des anschwellenden Lebensstromes der Menschheit, der selbst ein wesentlicher Teil des fließenden Laufes der Evolution ist, ist Beweis genug, daß jede menschliche Seele etwas Schöpferisches und spirituell Wertvolles anzubieten hat. Und da es wahr ist, daß einige von uns die Kraft haben die Welt zu verändern, kann es da jemanden geben, der so schwach wäre, daß er sich selbst nicht ändern könnte?

"Führt die Straße fortwährend aufwärts? Ja mein Freund, zum wahren Ziel." Zweifellos wird sie zuweilen rauh und gefährlich sein. Aber ist der Weg der Stärke je sanft gewesen? Aus leuchtendem Mitleid heraus treten die Christusse aller Zeiten in das irdische Gefängnis ein, um uns, "die Geister in Ketten", zu befreien. Während wir jetzt noch in unseren selbsterrichteten Zellen eingeschlossen sind, steht das Beispiel ihres unvergleichlichen Opfers klar vor uns, und eines Tages werden auch wir aus unserem "Todesschlaf" erwachen und zu "einer aufgehenden Sonne" werden.