Informationen über Theosophie in anderen Sprachen:     ENGLISH    ESPAÑOL    ITALIANO    NEDERLANDS    РУССКИЙ    SVENSKA  

Band 7: Die Lehre von den Zyklen

TP07

Die Lehre von den Zyklen, wie sie in der theosophischen Literatur beschrieben wird, ist ein sehr wichtiges, fesselndes und erhellendes Thema. Wenn wir uns mit den Zyklen beschäftigen, erkennen wir, dass sie von logischen und umfassenden Gesetzen regiert werden, die nicht nur mit unserem täglichen Leben eng verknüpft sind, sondern auch einen universalen Wirkungsbereich haben. Außer auf unsere eigene Existenz beziehen sie sich ebenso auf jedes andere Wesen im Universum. Kurzum, das Gesetz der zyklisch wiederkehrenden Ereignisse erweist sich als Grundlage oder als der Regulator von Ereignissen und Handlungen – sichtbaren und unsichtbaren, spirituellen und materiellen, in Zeit und Raum. Es lehrt uns schließlich, warum die Dinge in einem bestimmten Moment geschehen. Im Altertum verstand man den mächtigen Einfluss des Naturgesetzes der Periodizität und wusste, dass es einen Bestandteil im kosmischen Plan der Einheit bildet, indem man sagte: „Wie oben, so unten.“

H. P. Blavatsky, die zur Reihe der großen Lehrer gehört, welche der Menschheit periodisch einen Teil der Alten Weisheitslehren wiederbringen, wies darauf hin, dass dieses Gesetz uns aufmerksam macht auf …

… ist die absolute Universalität des Gesetzes der Periodizität, Fluss und Rückfluss, Ebbe und Flut, von der Naturwissenschaft auf allen Gebieten der Natur beobachtet und registriert. Wechselfolgen wie Tag und Nacht, Leben und Tod, Schlafen und Wachen, stellen eine so allgemeine, so vollkommen universale und ausnahmslose Tatsache dar, dass es leicht nachvollziehbar ist, warum wir in diesem Gesetz eines der absolut fundamentalen Gesetze des Universums erkennen.

          – H. P. Blavatsky, Die Geheimlehre, Band 1, S. 17

Zyklen sind so alltäglich, dass wir sie für ebenso selbstverständlich halten wie die Luft, die wir einatmen, das Wasser, das wir trinken und den festen Boden unter unseren Füßen. Wir können uns gar nicht vorstellen, wie die Welt ohne das alle vierundzwanzig Stunden stattfindende vertraute Wechselspiel von Helligkeit und Dunkelheit und die regelmäßigen Jahreszeiten aussehen würde – Ereignisse, die mit der täglichen Rotation der Erde und dem jährlichen Lauf um die Sonne in Zusammenhang stehen. Auch wir folgen demselben rhythmischen Lauf der Dinge; am Abend gehen wir schlafen und erwachen am nächsten Morgen zu einer neuen Periode der Aktivität. So verläuft in etwas größerem Maßstab unser ganzes Leben. Wir beginnen in der nebelhaften Morgendämmerung eines Kleinkindes, erwachen allmählich zum Stadium des heranreifenden Kindes, gelangen in das volle Tageslicht der Jugend und so weiter, bis zur Mittagsstunde der Reife. Dann folgt die Umkehr auf dem Bogen dieses einen Lebens und wir werden allmählich langsamer, um in den länger werdenden Schatten des Alters Ruhe zu finden. Aber der Pulsschlag des spirituellen Selbst tief in uns hört nie auf, ob wir hier verkörpert oder von der Erde befreit sind. Wenn uns der Tod vom Körper erlöst, beginnt in der Heimat der Seele ein neuer Zyklus der Wiedergeburt.

Theosophische Perspektiven
Band 07: Die Lehre von den Zyklen
Frei überarbeitet nach Lydia Ross, M. D.

© 2000 Theosophischer Verlag der Stiftung der Theosophischen Gesellschaft Pasadena, Eberdingen


Einleitung

Die Lehre von den Zyklen, wie sie in der theosophischen Literatur beschrieben wird, ist ein sehr wichtiges, fesselndes und erhellendes Thema. Wenn wir uns mit den Zyklen beschäftigen, erkennen wir, dass sie von logischen und umfassenden Gesetzen regiert werden, die nicht nur mit unserem täglichen Leben eng verknüpft sind, sondern auch einen universalen Wirkungsbereich haben. Außer auf unsere eigene Existenz beziehen sie sich ebenso auf jedes andere Wesen im Universum. Kurzum, das Gesetz der zyklisch wiederkehrenden Ereignisse erweist sich als Grundlage oder als der Regulator von Ereignissen und Handlungen – sichtbaren und unsichtbaren, spirituellen und materiellen, in Zeit und Raum. Es lehrt uns schließlich, warum die Dinge in einem bestimmten Moment geschehen. Im Altertum verstand man den mächtigen Einfluss des Naturgesetzes der Periodizität und wusste, dass es einen Bestandteil im kosmischen Plan der Einheit bildet, indem man sagte: „Wie oben, so unten.“

H. P. Blavatsky, die zur Reihe der großen Lehrer gehört, welche der Menschheit periodisch einen Teil der Alten Weisheitslehren wiederbringen, wies darauf hin, dass dieses Gesetz uns aufmerksam macht auf …

… die absolute Universalität des Gesetzes der Periodizität, von Bewegung und Gegenbewegung, von Ebbe und Flut, welches die Naturwissenschaft in allen Bereichen der Natur beobachtet und aufgezeichnet hat. Ein Wechsel wie der zwischen Tag und Nacht, Leben und Tod, Schlafen und Wachen, ist eine so allgemeine, so vollkommen universale und ausnahmslose Tatsache, dass es leicht zu verstehen ist, dass wir darin eines der absolut fundamentalen Gesetze des Weltalls erkennen.

– H. P. BLAVATSKY, The Secret Doctrine, I: 17

Zyklen sind so alltäglich, dass wir sie für ebenso selbstverständlich halten wie die Luft, die wir einatmen, das Wasser, das wir trinken und den festen Boden unter unseren Füßen. Wir können uns gar nicht vorstellen, wie die Welt ohne das alle vierundzwanzig Stunden stattfindende vertraute Wechselspiel von Helligkeit und Dunkelheit und die regelmäßigen Jahreszeiten aussehen würde – Ereignisse, die mit der täglichen Rotation der Erde und dem jährlichen Lauf um die Sonne in Zusammenhang stehen. Auch wir folgen demselben rhythmischen Lauf der Dinge; am Abend gehen wir schlafen und erwachen am nächsten Morgen zu einer neuen Periode der Aktivität. So verläuft in etwas größerem Maßstab unser ganzes Leben. Wir beginnen in der nebelhaften Morgendämmerung eines Kleinkindes, erwachen allmählich zum Stadium des heranreifenden Kindes, gelangen in das volle Tageslicht der Jugend und so weiter, bis zur Mittagsstunde der Reife. Dann folgt die Umkehr auf dem Bogen dieses einen Lebens und wir werden allmählich langsamer, um in den länger werdenden Schatten des Alters Ruhe zu finden. Aber der Pulsschlag des spirituellen Selbst tief in uns hört nie auf, ob wir hier verkörpert oder von der Erde befreit sind. Wenn uns der Tod vom Körper erlöst, beginnt in der Heimat der Seele ein neuer Zyklus der Wiedergeburt.

Nach dem Tod erwacht unser besseres Selbst in höheren Regionen, wo es von erhebenden Visionen und einer segensreichen, erfrischenden Ruhe erfüllt wird, die für eine weitere Periode irdischer Erfahrungen Kraft und Mut verleihen. So kommen wir immer wieder zurück – mit dem frischen Körper und Gehirn eines Neugeborenen, bereit für die nächste Runde in jenem Prozess, der uns dem erhabenen Ziel entgegenführt. Alle unsere vielen Leben sind Mini-Kreisläufe auf dem majestätischen Bogen des Lebenszyklus des Sonnensystems. So kommen auch die unzähligen Universen ins Dasein. Nachdem die mächtige kosmische Bewegung einer manifestierten Lebensperiode ihren Höhepunkt erreicht hat, wendet sie sich dem Ende ihres Kreislaufs zu. Für eine kosmische Ruheperiode löst sich schließlich das gesamte Universum in das Meer des Raumes auf, wo sich alles für eine neue, großartigere Runde manifestierten Lebens bereit macht. „Wie oben, so unten.“

Die vorüberziehenden Augenblicke können wir sozusagen als Zeit-Atome betrachten, als sich drehende Zeiteinheiten. Ihre rhythmischen Wiederholungen sind während der Lebensperiode eines Universums wie ein ständiger Pulsschlag der Zeit, mit all seinen miteinander verbundenen Rädern innerhalb von Rädern der Zeit, des Raumes und des Bewusstseins. Der menschlische Pilger ist ein Funken der göttlichen Flamme, die durch alle Reiche der Materie herabsteigt, um später wieder durch ein vervollkommnetes Mensch-Sein zum Gott-Sein auf dem Weg zurück zum Göttlichen aufzusteigen.

Ein Zyklus bedeutet einen Ring oder eine Umdrehung. Er ist kein geschlossener Ring, sondern ein fortschreitender Kreislauf, der sich ausbreitet und vorwärts strebt, so dass der Pfad jeder vorhergehenden Runde durch einen größeren Bogen des Fortschritts überdeckt wird. Die Form eines Zyklus gleicht einer Wendeltreppe, und wenn wir hinauf- oder hinuntergehen, befinden wir uns immer oberhalb oder unterhalb des Niveaus der vorigen Stufe oder der verschiedenen Stufen, die gemeinsam eine Runde bilden. Ebenso erkennen wir die Form eines Zyklus in der Weise, wie sich das Gewinde einer Schraube von ihrer kleinen Spitze hochwindet. Wieder ein anderes Beispiel ist eine Spiralfeder oder die flache Feder, die in einer Armbanduhr oder Standuhr das Gleichgewicht aufrecht erhält.

Aber keine symbolische Form könnte auch nur einigermaßen die komplizierten Bewegungen und den komplexen Charakter der unzähligen Räder innerhalb von Rädern der Zeit, der Bedingungen und des bewussten, sich entfaltenden Lebens darstellen, die immer gemeinsam tätig sind. Universale Bewegung folgt auf allen Ebenen des Seins einer spiralförmigen Bahn, materiell und über-materiell. Derselbe evolutionäre Pfad setzt sich durch die materiellen, mentalen und spirituellen Reiche fort. Zeigt nicht auch das tägliche Leben ein Zusammenspiel der Aktivität von Körper, Seele und Geist im Menschen?

Wie wir sehen werden, umfassen die größeren Zyklen zahllose kleinere von unterschiedlichem Umfang, unterschiedlichem Charakter und aufeinanderwirkenden Einflüssen. Es gibt nichts Zufälliges bei alledem, denn alles bewegt sich mit der koordinierten Präzision intelligenter Führung. Wir befinden uns in einem Universum, das Naturgesetzen und einer natürlichen Ordnung untersteht. Wir wissen, dass die Natur in ihren Bewegungen keine unregelmäßigen und unbegründeten Sprünge macht. Das Kind wächst nicht an einem Tag heran, noch wird der Winter über Nacht zum Sommer. Jedes Ding und jedes Ereignis spielt seine Rolle in einer größeren Runde, geht jedoch trotzdem seinen eigenen Weg, der karmisch1 auf das Ganze abgestimmt ist.

Wie Zyklen ineinander greifen und sich vermischen, zeigt sich deutlich in der Geschichte der großen Rassen. Auch hier gilt dieselbe Regel. Das Ende eines großen Rassenzyklus verschmilzt mit dem Beginn einer neuen Rasse; und diese Veränderung findet am Höhepunkt der Existenzperiode einer dritten Rasse statt, so dass sich gleichzeitig mit der bestehenden Rasse Überreste der vorigen, verschwindenden Rasse und Vorläufer der neuen aufkommenden Rasse auf der Erde befinden. Alles verhält sich ebenso natürlich wie die ineinander greifenden Veränderungen und Geschehnisse im täglichen Leben. Gestern, heute und morgen folgen gemeinsam ihrem Weg – wie eine fortwährende Bewegung. Unser eigenes Identitätsgefühl, das jetzt vollständig entfaltet ist, ist auch der Schnittpunkt eines verschwindenden Selbst aus der Vergangenheit und eines aufkommenden zukünftigen Selbst.

Die Zyklen der Rassen werden weiter hinten in diesem Buch besprochen, wir beschäftigen uns zunächst mit einem etwas vertrauteren Beispiel von ineinander greifenden und sich vermischenden Einflusssphären. Die periodische Rückkehr karmischer Bedingungen aus früheren Leben erklärt einen Großteil der verwirrenden Zustände der heutigen Welt. Während unsere moderne Zivilisation einen gewissen Höhepunkt in einer hervorragenden intellektuellen und materialistischen Evolution erreicht hat, verschwindet im Allgemeinen allmählich die alte Ordnung der Dinge bezüglich Regierung, Wissenschaft, Religion und Wirtschaft. Die Kämpfe des zu Ende gehenden Zyklus vermischen sich mit den Geburtswehen eines neuen, der den Weg zu einem gesünderen und ausgeglicheneren Fortschritt eröffnen wird. Die Weisen unter uns sehen vielleicht in den Zeichen der Zeit eine deutliche Herausforderung. Es liegt eine Gefahr darin, wenn man zurückblickt und sich im individuellen und kollektiven Leben an veralteteten Richtlinien festklammert. Wer sich auf die feineren Kräfte seiner eigenen Natur beruft, wird vorwärtsschreiten und sich an der mächtigen Kraft des universalen Lebens beteiligen, das beständig durch alles, was ist, und alles, was lebt, fortfließt.

Die heutigen Umstände scheinen in vielerlei Hinsicht eine Wiederholung dessen zu sein, was während des Höhepunkts der römischen Macht und Wissenschaft vorherrschte, vor dem Untergang und Fall des Kaiserreichs. Auch uns mangelt es an jenem ausgleichenden, spirituellen Wachstum, das für das natürliche Gleichgewicht zwischen den großen Errungenschaften auf mentalem und materiellem Gebiet wesentlich ist. Offensichtlich stoßen auch wir an die sicheren Grenzen der Kontrolle der Kräfte von Geist und Materie. Diese an sich neutralen Kräfte können eine große Macht ausüben –zum Guten oder zum Bösen. Zum Wohl der Menschheit angewendet sind sie ein Segen; selbstsüchtig angewendet führen sie zu Auflösung und Vernichtung. Wir brauchen die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen.

Für die Menschheit ist die Zeit gekommen, vollständigere Menschen zu werden und aus ihrer eigenen Natur die dazu benötigten feineren und edleren Eigenschaften und Kräfte wachzurufen. Zweifellos leben wir in einer kritischen Zeit. Wenn wir jedoch der damit verbundenen Verantwortung offen entgegentreten, könnte sie zu einer Zeit mit außerordentlichen Möglichkeiten für uns werden. Der Mensch ist eigentlich ein spirituelles Wesen; und er kann die Kräfte beherrschen, die er in seiner Selbstsucht zum eigenen Untergang anwenden könnte. Dieselben Kräfte können angewendet werden, um eine bessere und fortschrittlichere Welt aufzubauen. Denn hinter den verdunkelnden Wolken bricht bereits die Morgendämmerung eines neuen Zyklus von innerem Licht, von Frieden und Fortschritt an.

Die Meister der Weisheit sahen die heutigen chaotischen Verhältnisse voraus, unter denen wir jetzt auf der Erde leben – aufgrund ihrer Kenntnis und Einsicht in die Wirkungsweise des zyklischen Gesetzes. Sie sandten ihre Botin, H. P. Blavatsky, um die Menschheit auf die unabwendbare Verwirrung vorzubereiten, die mit jeder Übergangsperiode einhergeht. Sie gründete die Theosophische Gesellschaft mit dem Ziel, die vergessene Wahrheit über unser göttliches Geburtsrecht, das alle in einer Universalen Bruderschaft vereinigt, zurückzubringen. In Hinblick auf den gemeinsamen Ursprung der Menschheit, ihre gegenseitigen Interessen und ihre letztendliche Bestimmung ist es an der Zeit, von unwichtigen Dingen Abstand zu nehmen und mit dem neuen Zyklus vorwärtszuschreiten – mit dem Großen Plan zu arbeiten.

Während dieses zwanzigste Jahrhundert sein Tempo zu erhöhen scheint, erzählen uns die Astronomen, dass unser planetarisches Zuhause – die gute Erde – auf ihrer Reise durch den Raum ebenfalls ein neues Gebiet betritt. Mutter Erde bringt uns dahin, wo – in dem Zodiak genannten zwölfspeichigen Rad – der Einfluss von Aquarius vorherrscht. Tatsächlich bewegt sich alles entlang eines konischen, spiralförmigen Aufwärts-Pfades. Deshalb ist es unmöglich, dass irgendetwas – wie kurz oder lang sein Lebenspfad auch sein möge – an dieselbe Stelle zurückkehren kann wie in einem geschlossenen Kreis. Wir können an unseren Mond auf seinem monatlichen Lauf rund um die Erde denken, die ihrerseits jährlich eine Bahn um die Sonne beschreibt, deren Umlauf ein größeres Zentrum einer Galaxie umkreist, die auf ihrem Weg durch den grenzenlosen Raum herumwirbelt. Jeder Himmelskörper folgt – abgesehen von seinem eigenen Lauf – auch der größeren Bahn eines anderen, sich bewegenden Zentrums. In dieser ewigen Bewegung eines göttlichen Mechanismus gibt es unendlich viele Räder innerhalb von Rädern, die sich alle dem universalen Plan und dem universalen Ziel entsprechend drehen. Der Verstand ist zu beschränkt, um dieses großartige Bild überblicken zu können, aber es ist deutlich, dass die Bahn eines Himmelskörpers an jedem Punkt, den er erreicht, auf seinem Wege im Kosmos weiter fortgeschritten ist als bei seiner vorigen Runde. „Es gibt weder einen Anfang, noch ein Ende.“

Es ist ein stimulierender und befreiender Gedanke zu wissen, dass wir alle in solch guter Gesellschaft durch das Universum reisen, denn jeder Planet und jede Sonne und jeder Stern ist der Körper oder der Wohnsitz eines erhabenen himmlischen Wesens. ‘Ein freundliches Universum’ ist nicht nur so eine Redensart, sondern eine buchstäbliche Wahrheit. Der ganze Zweck der Dinge ist so vollkommen, so gerecht und so natürlich, dass die einzige Frage lautet: „Wie könnte es anders sein?“


Mensch und Natur – verbunden in zyklischem Fortschritt

Es liegt ein Zweck in jeder Handlung der Natur, deren Handlungen alle periodisch und zyklisch sind.

The Secret Doctrine, I : 640

Die Natur wiederholt sich überall. Sie folgt dem eingefahrenen Geleise der Tätigkeit, das bereits vorher gelegt wurde; sie folgt immer und überall dem Weg des geringsten Widerstandes. Und auf dieser Methode der Wiederholung unserer großen Mutter, der Universalen Natur, gründet das Gesetz von den Zyklen, also dem Geschehen von Ereignissen, die es früher gab, wenngleich jede solche Wiederholung, wie gesagt, bei jeder neuen Manifestation auf einer höheren Ebene stattfindet und ein größeres Tätigkeitsfeld umfasst.

– G. DE PURUCKER, Man in Evolution, S. 158

Die Natur bewegt sich wie ein großes, ständig kreisendes Rad, auf dessen Reise durch Zeit und Raum jede seiner Speichen regelmäßig an die Reihe kommt – aufwärts und vorwärts, abwärts und rückwärts. Während das Rad des Universums weiterrollt, kommt jedes seiner Atome voran, gewinnt Erfahrung und fügt dem allgemeinen Vorwärtsdrängen seinen Impuls hinzu. Im Menschen wird dieser evolutionäre Drang mehr oder weniger durch den Verstand und das Selbstbewusstsein natürlich verstärkt. Deshalb kann er den unterhalb von ihm stehenden Wesenheiten helfen, so wie ihm seinerseit von weiseren und größeren Wesen geholfen wurde.

Auf den ersten Blick scheint dieses großartige Bild des Fortschritts vielleicht zu unbestimmt und zu wenig vertraut, um uns zu interessieren oder zu berühren, selbst wenn wir es verstehen könnten. Natürlich übersteigen die Einzelheiten des Universums unser menschliches Fassungsvermögen. Dennoch zeigt sich das Gesetz der Zyklen in seinen universalen Auswirkungen so überdeutlich, dass es die Einheit von Mensch und Natur beweist, die sich mit einem gemeinsamen Ziel entwickeln. Es gibt viele vertraute Dinge in unserem täglichen Leben, die diese in der Natur wirkende Periodizität deutlich zeigen. Wir müssen nur den Ablauf des zyklischen Gesetzes, das sich vor unseren Augen abspielt, erkennen, um zu verstehen, dass es hinter dem Horizont unseres Gesichtskreises genauso wirksam ist. Für die periodische Wiederkehr von Tag und Nacht – eine Zeit des Wachens und Schlafens – braucht es keinen Beweis. Dieses vertraute und für uns so einfache Beispiel findet seinen Ursprung in der Umdrehung der Erde um ihre Achse – eine gewaltige Bewegung, die minutengenau abläuft. Es ist klar, dass niemand übersehen kann, was diese eine Umdrehung der Erde für alles, was sich darauf befindet, bedeutet. Für Land und Wasser, für alle Pflanzen, Tiere und Menschen ist nach jeder Umdrehung nichts mehr genau so, wie es am vorigen Tag war. Der springende Punkt ist, dass sich alle gemeinsam weiterbewegt haben, jedes der unzähligen Dinge hat seinen eigenen Erfahrungszyklus innerhalb der einen Umdrehung des irdischen Rades durchlaufen. Durch Anwendung der Analogie wird der Universalprozess der spiralförmigen Bahnen im Prinzip genau so einfach und verständlich wie das ABC und das Einmaleins aus unserer Kindheit. Dieselben Buchstaben, die wir in der ersten Klasse erlernen, werden von den Weisen gebraucht, um die tiefsinnigsten Wahrheiten zum Ausdruck zu bringen; und die einfachen Zahlen, die wir für unser Kassenbuch benutzen, werden ebenso genau in wissenschaftlichen Berechnungen verwendet.

Die Wissenschaft von heute bewegt sich mit dem Strom des neuen Zyklus und studiert die wiederkehrenden Bedingungen nicht nur in den verschiedenen Gebieten der Naturkräfte und -phänomene, sondern auch im Ablauf des menschlichen Daseins. Die Wissenschaft beginnt sich sehr wohl der engen Beziehungen zwischen ihren eigenen Untersuchungen, dem täglichen Leben und dem allgemeinen Wohlergehen der Menschheit jetzt und in Zukunft bewusst zu werden. Außerdem gibt es eine wachsende Tendenz, die Resultate der Untersuchung der Periodizität des einen Wissensgebietes mit den Ergebnissen ähnlicher Forschungen auf anderen Gebieten zu vergleichen. Je weiter diese Untersuchungen sich erstrecken, um so deutlicher zeigt sich die fundamentale Einheit von Mensch und Natur. Um ein Beispiel zu geben: Man untersucht den Zusammenhang zwischen den Aktivitäten der Sonnenflecken und dem Wetter, dem Wachstum der Pflanzen, Kriegen, Schwankungen im Geschäftsleben, dem Radioempfang und so weiter.

Periodizität wird wahrgenommen und im Auftreten von Überschwemmungen, Trockenzeiten, Hungersnöten, Krankheiten, Katastrophen, magnetischen Stürmen, dem Polarlicht und Erdbeben aufgezeichnet; und ebenso beim Erscheinen großer Menschen und dem Fortschritt und Rückschritt auf dem Gebiet der Kunst und Wissenschaft; beim Aufstieg und Niedergang von Nationen und ganzen Zivilisationen; bei den Veränderungen der kontinentalen Küstenlinien und von Bergen, die sich langsam heben oder senken; bei Eiszeiten, die kamen und gingen, und Beweise für frühere tropische Klimate in nördlichen Gebieten hinterließen; bei den auf die Jahreszeiten abgestimmten Gewohnheiten von Tieren und vieles mehr. Dieses wissenschaftliche Interesse spiegelt sich in der Tagespresse wieder. Das eröffnet den Weg zu mehr Kenntnissen über das alte Gesetz der Zyklen, das den Schlüssel zu allen Bewegungen in der Natur bildet.

Weder wissenschaftliche Ausbildung noch eine besondere Vorstellungskraft sind erforderlich, um zu erkennen, dass sich die wiederkehrenden irdischen Veränderungen unvermeidlich im Leben der Bewohner widerspiegeln. Das ist an sich eine bemerkenswerte Tatsache. Und der Beweis, dass Mensch und Natur miteinander verbunden sind und unter denselben Gesetzen evolvieren, ist genauso einfach wie verständlich. Der Wirkungsweise des Gesetzes der Periodizität kann man auf zwei Arten folgen – vom Kleinen zum Großen und umgekehrt.

Betrachten Sie die wiederkehrenden ‘Ereignisse’ von Zeit, Materie und bewusstem Leben. Nehmen Sie zunächst die kreisenden Atome, welche Moleküle formen und sich zu Zellen vereinigen, die ihrerseits die Organe des menschlichen Körpers aufbauen, der ein Menschenleben lang existiert. Beim Tod zerstreuen sich die Atome, um ihren Weg durch andere Formen irdischer Materie fortzusetzen. Wenn der Mensch an den Punkt gelangt, eine neue Inkarnations-Runde zu beginnen, vereinigen sich die Atome wieder, um beim Aufbau seines neuen Körpers zu helfen. Nehmen Sie als nächstes den bewussten Lebensfunken –den inneren Menschen –, der sich durch den heranwachsenden Körper des Embryos, des Säuglings, des Kleinkindes, des Jungen oder Mädchens und des Erwachsenen entfaltet, dann den alt gewordenen Körper verlässt und von seiner hiesigen Existenz in einen Zyklus in etherischeren Reichen übergeht. Die vorübergehenden Augenblicke werden mittlerweile zu Stunden, Tagen, Wochen, Monaten, Jahren, die ihrerseits zu Jahrhunderten, Sonnenperioden und vollständigen Runden eines Universums werden und so weiter.

Diese winzigen Zyklen von ‘Atomen’ der Zeit, von bewusstem, sich entfaltendem Leben und von Materie sind die Wirkung dessen im Kleinen, was wissenschaftlich als das Raum-Zeit-Kontinuum zusammengefasst wird. Am Ausgangspunkt eines Universalzyklus beginnen diese Teile sich aus der Einheit heraus zu trennen und zyklisch nach unten zu bewegen – durch die aufeinander folgenden Reiche hindurch, bis hinein in die allerkleinsten Zyklen. Ob man das Große oder das Kleine betrachtet – alles folgt dem einen Plan des Fortschritts: Substanz wird vollkommenere Materie, kurze Zyklen werden zu längeren Perioden; und der sich wiederverkörpernde Mensch bringt mehr von seinem wahren, seinem unsterblichen Selbst, hervor. Eine lebendige, überall zirkulierende Kraft spornt alles dazu an, ‘sich selbst’ mehr zu verwirklichen.

Es ist das Eine Leben selbst, das in all den verschiedenen Formen der Substanz immer wieder kommt und geht. Es hat seine Bestimmung in einem endlosen Zyklus von Schöpfung, Erhaltung und Zerstörung seiner Formen. In der Erkenntnis dieser Tatsache haben einige große Denker die Geheimnisse der Natur mit dem Wort Bewegung zusammengefasst. Die Theosophie fügt dem hinzu, dass diese universale Bewegung eine Antwort auf den Rhythmus eines kosmischen Herzschlags ist. Die Antwort jedes Wesens auf diesen vitalen und zentralen Impuls ist sein eigenes, charakteristisches Schwingungsmuster. Alle inneren und äußeren Lebenssphären über, unter, um und in uns werden von einer bestimmten Schwingungszahl gekennzeichnet. Die Wissenschaft definiert die subtilen Kräfte der Röntgenstrahlen, des infraroten und Ultravioletten Lichts, die Radiowellen und so weiter durch die ihnen eigenen Frequenzen. Wir wissen alle, dass die verschiedenen Wellenlängen von Licht die prismatischen Farben verursachen und dass wir in einer Tonleiter eine Reihe verschiedener Schallwellen hören. Haben nicht auch wir eine eigene Schwingungszahl, die abwechselnd in Harmonie und dann wieder nicht in Harmonie mit den Bedingungen und Menschen um uns ist?

Die Natur hat ein erhabenes Ziel; dahinter steht eine kosmische Intelligenz, die das menschliche Schicksal auf das der universalen Mutter Natur einstimmt. Die alten Weisen verstanden diese mystische Wahrheit, sowohl in ihren einfachen wie auch in ihren erweiterten Bedeutungen. Sie erkannten in allem und in jedem Lebewesen das Wirken eines Universalgesetzes. Von alters her wurde gelehrt, dass der Mensch von allen natürlichen Vorgängen betroffen und an ihnen beteiligt ist, weil er einen untrennbaren Teil des Universums bildet. Diese Kenntnis ‘der Dinge, wie sie sind’ befreite die Menschen von der Angst vor dem Tod und von aller Furcht vor einem Jenseits des Leidens oder einem endgültigen Vergessen. Sie fürchteten nicht länger das Unbekannte, da sie ihre Einheit mit der Sonne, den Sternen und mit dem ganzen sich entfaltenden Panorama ihrer irdischen Heimat fühlten. Diese sorglose Zeit existierte im Goldenen Zeitalter, als die Erde jung war. Jetzt klingt das wie ein Märchen. Nun, die Märchen und Legenden, die unsere Kinder so gerne hören, beruhen auf Wirklichkeiten, in denen wir als junge Rasse existierten. Wenn diese Ideale niemals für uns real gewesen wären, wie könnten wir dann so spontan darauf reagieren, wie das der Fall ist, und sie durch die Jahrhunderte in Mythen und Legenden lebendig erhalten?

Einige unserer intuitiven Philosophen und Wissenschaftler erkennen allmählich, dass es eine Einheit geben muss, sogar eine bewusste Einheit, die allen Dingen zugrunde liegt. Diese Erkenntnis einer Naturwahrheit wurde schon vor rund einem Jahrhundert vorausgesehen, als H. P. Blavatsky in ihrem Werk Die Geheimlehre die vergessene Geschichte über den Ursprung und die Bestimmung des Menschen, des Planeten und des Universums wiederholte. Sie kam, weil die Zeit für uns reif war, etwas von unserem vergessenen Geburtsrecht der größeren Wahrheit zurückzugewinnen. In der gegenwärtigen Periode – dem Eisernen Zeitalter – haben wir ein wertvolles Erbe aus einer fernen Vergangenheit aus den Augen verloren und uns von der Natur gelöst. Das hemmte unser inneres Wachstum und trübte unsere Sichtweise des Lebens. Der Mensch hat sich von der Rolle, welche er in diesem Planeten-Drama spielen sollte, mental zurückgezogen. Er steht anscheinend abseits der nicht-menschlichen Dinge, die er als etwas für ihn Fremdes, wenn nicht sogar Feindliches, betrachtet. Und doch ist alles auf der Lebensleiter unter ihm auf dem Weg, Mensch zu werden, so wie er selbst schließlich dem menschlichen Stadium entwachsen wird, um die Ebene der Menschen-Götter zu erreichen, die ihm vorausgingen. Alles was ist, bewegt sich vorwärts – entlang einer der Windungen einer gewaltigen Spirale. Alle haben am gemeinsamen Wohlergehen anteil und allen wird geholfen, so dass allen – durch die Bewegung in Einklang mit dem Ganzen – geholfen wird. Das Universum ist in seinem Herzen freundlich.

Dem ursprünglichen Plan gemäß standen der Mensch und sein irdisches Zuhause anfangs unter der Obhut göttlicher Lehrer. Es handelte sich dabei um eine spirituelle Elternschaft, die der jugendlichen Menschheit einen guten Anfang bot. Später, als der Mensch selbstbewusst wurde und Kenntnis von Gut und Böse erlangt hatte, wurde er in moralischer Hinsicht für den Einfluss, den er auf sein irdisches Zuhause ausübte, verantwortlich. Die Sorge für alles wurde ihm übertragen, denn nur in ihm war das Feuer des Denkens entzündet, das ihm Einsicht und Vernunft verleiht. Sein Körper wurde aus demselben Stoff gemacht wie der von Mutter Erde, die ihn immer ernähren, kleiden und beschützen musste. Auch die elektromagnetischen und andere Naturkräfte wirkten in ihm und brachten ihn innerlich mit allem in Berührung.

Es war die Aufgabe der Natur, alle Formen aufzubauen, die nützlich und schön und notwendig waren, um dem durch alle Reiche zirkulierenden, unsichtbaren Lebensstrom Körper zu verleihen. Allmählich sorgten die Urkräfte und Stoffe für die Verdichtung und die Entstehung von etherischen Modellformen, die ihrerseits Urbilder von höheren schöpferischen Ebenen darstellten. Diese Astralmodelle aller Wesen und Dinge waren – und sind es heute noch – die Bindeglieder zwischen den spirituellen und materiellen Ebenen und verursachten Reaktionen zwischen den beiden Reichen. So wurde der Stoff der Erde auf subtile Art von den kräftigen Energien bewussten menschlichen Denkens, Wollens und Fühlens beeinflusst.

Durch die enge Verbindung des Menschen mit den unter ihm stehenden Reichen und seine Herrschaft über sie hat die Natur notwendigerweise auf den Einfluss und die Art seiner Führung reagiert. Das frühe kindliche Stadium des Menschen spiegelte sich in einer glücklichen ‘Garten Eden’-Atmosphäre wider. Später, als er seinen selbstsüchtigen Gedanken und Begierden freien Lauf ließ, reicherte sich die ihn umgebende Atmosphäre mit den ungeordneten Kräften von Stürmen, Krankheiten und Feindschaft an. Die Existenz dieser in Vergessenheit geratenen Verwandtschaft zwischen dem menschlichen Meister und den submenschlichen Reichen hat in der Geschichte der gewaltigen Zyklen von Runden und Rassen auf den verschiedenen Kontinenten immer eine wichtige Rolle gespielt. Auch unsere eigene Geschichte weist Beispiele dafür auf. War nicht der wenig reinliche Umgang mit dem Körper und seiner Umgebung der Auslöser der Pest im Mittelalter? Ist nicht die Zunahme von Geistes- und Nervenkranheiten in unserer Zeit die typische Reaktion unseres komplizierten Gehirn- und Nervengewebes auf die kräfteraubenden Spannungen des modernen Lebens? Werden nicht die heutigen Umbrüche in der Weltpolitik und so weiter in einem ungewöhnlichen Durcheinander der Naturkräfte widergespiegelt?

Jede neue Wurzelrasse (siehe Kapitel ‘Runden und Rassen’) begann mit einer verjüngten Erde, unter günstigem Klima, mit Frieden unter den Menschen und zwischen Mensch und Tier. Wurde eine Rasse massenhaft selbstsüchtig, grausam und kriegerisch, wurde das Klima hart, fruchtbares Land verkam zur Wüste und die Tiere wurden feindselig. Alle Wurzelrassen, die der Reihe nach in das materielle Leben abstiegen, prägten die Erde ihrer Art entsprechend. Die dominierende Eigenschaft der ersten Rasse war die des Goldenen Zeitalters, die der zweiten wies die dominierende Eigenschaft des Silbernen Zeitalters auf, die des Bronzenen Zeitalters war der dritten eigen, und die vierte schließlich wies die dominierenden Merkmale des Eisernen Zeitalters auf; aber jede Wurzelrasse durchlief individuell eine Entwicklung durch die komplette Reihe dieser vier Perioden.

Die Wissenschaft, welche die auffallenden klimatischen und geologischen Veränderungen der Vergangenheit untersucht, sieht darin selbstverständlich Faktoren, die den Menschen zu Veränderung und Anpassung zwangen. Die größere Wahrheit ist, dass – ob die Veränderung nun in einem auf- oder absteigenden Zyklus stattfand – die davon betroffenen Menschen die Folgen dessen ernteten, was sie selbst einmal in ihren Beziehungen zueinander und zur Natur gesät hatten. Es ist möglich, dass man dazu viele, viele Leben zurückgehen muss. Das karmische Gesetz, das die irdischen Naturkräfte benutzte, verursachte eine Periode mehr oder weniger günstiger Umstände. Desgleichen ist es die Ursache dafür, dass der Mensch zu einer bestimmten Zeit und an einem bestimmten Ort inkarniert, wo er hingehört. Die Egos wurden zu einer passenden Zeit und an einer geeigneten Stelle geboren, ob es sich nun um eine aufkommende oder eine zu Ende gehende Eiszeit oder andere geologische Auf- und Abstiege handelte. Der Mensch ist kein hilfloses Werkzeug der Elemente. Er ist verhältnismäßig frei, die Dinge nach den Wünschen des Verstandes und des Herzens zu gestalten; und ganz allgemein gesagt ist er es, der seine Welt zu dem macht, was sie ist. Deshalb geben ihm seine Schöpfungen, die karmisch seinen allgemeinen Charakter widerspiegeln, einen Schlüssel zu Selbstkenntnis, der auch der Schlüssel zu den Geheimnissen der Natur ist.

Auch wenn diese wunderbare Wahrheit, dass der Mensch zusammen mit allem anderen Teil einer kosmischen Einheit ist, das Auffassungsvermögen des Verstandes übersteigt, liegt diese Wahrheit nicht außerhalb des Bereichs der Intuition. Der innere Mensch erinnert sich an alles, was in seinen früheren Leben vorgefallen ist. Das ist die Schatzkammer des Wissens, von der ein bildender Künstler oder ein Dichter von Zeit zu Zeit einen Schimmer erhascht und die nicht nur ein Produkt seiner Fantasie ist. Im Gegenteil, es geht darum, dass der Mensch sich dessen bewusst wird, dass in ihm – in nicht-menschlichen Formen verborgen – ein alles durchdringendes Element einer Verwandtschaft mit etwas Stillem und Namenlosem vorhanden ist.

Der Dichter sucht nach Worten, die für andere ein Zeugnis seines Einsseins mit einer Wirklichkeit ablegen, welche sowohl die Erde als auch den Himmel durchdringt. Aber Worte reichen nicht aus. Es ist ein inneres Gefühl der Einheit, das nur von einem Menschenkind erfahren werden kann, das mit Mutter Natur in harmonischem Einklang steht, mit der es die Zeitalter hindurch die Zyklen auf der Erde miterlebt hat. Diese Liebe für die Natur wurzelt in grauer Vorzeit – eine spirituelle Erinnerung an ein Ur-Bündnis.

Die meisten von uns sind jedoch weder Dichter noch Mystiker. Das logische Denken verlangt nach grundlegenden Beweisen dafür, dass überall Zyklen wirken. Wenn wir vertraute Dinge zu beobachten beginnen, stellt sich heraus, dass wir diese Periodizität überall wahrnehmen können. Nehmen wir zuerst das Wasser: Der Ozean bringt mit der Regelmäßigkeit eines Uhrwerks überall auf der Welt Ebbe und Flut mit sich, wie ein riesiges Atemschöpfen. Die Wellen brechen sich an der Küste ungefähr in dem Tempo, in dem wir atmen; diesen Rhythmus kann keine menschliche Kraft ändern. Das Regenwasser, das die Erde durchtränkt, von Bäumen und Pflanzen aufgenommen wird und als Dampf aufsteigt, verdichtet sich zu Wolken, Regen und Schnee und kehrt so wieder auf seinem Pfad zurück, um damit den heranwachsenden Dingen zu helfen, die uns ernähren, kleiden und schützen. Die Säfte der Pflanzen steigen aus ihren allzeit tätigen Wurzeln empor und arbeiten zur Förderung des Wachstumsprozesses mit dem Sonnenlicht zusammen, um dann wieder direkt oder nach Vollendung des Zyklus ihren Weg zur Erde zurückzufinden. Der Lebenssaft der Bäume arbeitet in Einklang mit den Jahreszeiten an der jährlichen Feier von neuen Blättern, Blüten und Früchten; und dann zieht er sich wieder zurück um zu ruhen, bevor eine neue Periode der Aktivität beginnt. Nur die Einheit, der ein gemeinsames Ziel zugrunde liegt, kann diesen harmonischen und stetigen Strom von Lebenskräften gewährleisten. Der kleine Grashalm hat – genauso wie der riesige Baum – seinen eigenen Pulsschlag. Diese tagtäglichen Mysterien sind so allgemein, dass wir das Wunder übersehen.

Sogar eine verhältnismäßig niedrige Lebensform, die sich vorübergehend in einer Raupe verkörpert, beendet nach kurzer Zeit ihre Periode des Kriechens. Dann baut sie sich einen kleinen Kokon und löst sich in etwas auf, das nicht mehr ist als ein protoplasmisches Gelee. Aus dieser formlosen Masse nimmt sie die Form eines zierlichen Schmetterlings an, um als Bewohner der Lüfte, vom Honig der Blumen nippend, eine neue Lebensrunde zu beginnen. Seine kleinen Eier legt er zu einem Zeitpunkt, der den dreifältigen Zyklus der Formveränderung ermöglicht. Der rhythmische Lebenslauf dieses winzigen Insekts ist auf seine Weise ebenso wunderbar wie der von Passatwinden und Strömungen des Ozeans, die stets ihren eigenen Wegen folgen.

Wir finden es selbstverständlich, dass sich der irdische Film im Laufe der Jahreszeiten regelmäßig abspult – von der Winterkälte, die in das Frühjahr übergeht, vom Erwachen der Dinge, die im Sommer reifen und im Herbst geerntet werden, um den jährlichen Kreislauf von Erfahrung und Fortschritt zu vollenden. Inzwischen hat das große Rad der Erde seine eigene Bahn beschrieben, die so abgestimmt ist, dass beim Passieren des Frühlingspunktes genau fünfzig Sekunden gewonnen sind. Dieses winzige Zeitteilchen ist sozusagen der Same des platonischen großen Jahres, eines Zyklus von 25.920 unserer Jahre. Die natürliche Bewegung von kleinen Rädern innerhalb mächtiger Räder erinnert uns an das alte hermetische Sprichwort: „Nichts ist groß, nichts ist klein in der göttlichen Ökonomie.“ Die Astronomen sprechen von ‘pulsierenden Sternen’, die unsere Sonne in Bezug auf Größe und Glanz ganz und gar in den Schatten stellen. Alle Himmelskörper sind auf das kosmische Uhrwerk abgestimmt, welches das kreisende Universum reguliert.

Die sogenannten ‘Naturgesetze’ sind rhythmische Auswirkungen von gemeinsamen Willensäußerungen großer himmlicher Wesen, die in Harmonie mit dem göttlichen Willen tätig sind. Wir sind buchstäblich lebende Zellen im Organismus eines großen Wesens, so wie wir die Leiter und das Gesetz für Trillionen von in unserem Körper evolvierenden Zellen sind. Überall findet man das gleiche Muster und das gleiche Ziel.

Diese unsichtbare, aber intelligente Führung, die in der Natur mit so großer Regelmäßigkeit wirkt, liegt allen Phänomenen zugrunde, die nicht durch ‘reinen Zufall’, durch ‘natürliche Zuchtwahl’ oder durch aktive chemische Verbindungen erklärt werden können. Nehmen wir zum Beispiel den Zug der Vögel. Wie wissen die Vögel, wann sie mit ihrer Reise beginnen sollen oder wohin sie fliegen müssen? Wie können sie ihren Weg über enorme Distanzen finden, ohne zu rasten, und dann noch überleben? Manchmal zieht die jüngste Generation, selbst auf ihrer ersten Reise, von den anderen getrennt und auf einer anderen Strecke zu ihren fernen Brutstätten. Dass diese Vogelzyklen durch ‘Instinkt’ geregelt werden, erklärt etwas derartig Zweckmäßiges nicht. Diese nicht selbstbewussten Wesen reagieren instinktiv auf einen alten Impuls, der dieser Art stark eingeprägt wurde.

Die Idee, das Polargebiet wäre das ursprüngliche Zuhause von dort brütenden Vögeln, hat man mit der präglazialen Periode in Zusammenhang gebracht, als der hohe Norden ein frühlingshaftes Klima aufwies. Diese Theorie bezieht sich auf die Vor- und Rückwärtsbewegungen der letzten großen Eiszeiten, die ihre Spuren auf dem Körper der Erde zurückgelassen haben. Den Beweis für die radikalen Veränderungen findet man in den Fossilien von Pflanzen und Tieren. Natürlich veränderte sich mit den Bewegungen der trostlosen Eiswüsten auch das menschliche Leben. Vielleicht ist die merkwürdige Anziehungskraft des ‘hohen weißen Nordens’, die manche arktische Entdeckungsreisenden verspüren, das Erwachen einer alten Erinnerung an ihr ‘Zuhause’, als die Rasse noch jung war. So wie bei den Zugvögeln, die einer alten Naturgewohnheit folgen, schlummert tief in manchem von uns menschlichen Zugvögeln etwas Ähnliches.

Ein anderes Beispiel für unterhalb des menschlichen Reiches stehende Wesen, die mit der Flut schöpferischer Lebensströme mitschwimmen, finden wir in der Wanderung mancher Fische und anderer Tiere. Die Lachse, die tausende Kilometer stromaufwärts schwimmen, kommen mager und erschöpft an den Laichplätzen an. Sie scheinen von einer Gewohnheit angetrieben zu werden, die ihrer Art am Anfang eingeprägt wurde. Offensichtlich behalten sie den Eindruck einer früheren natürlichen Heimat, der so alt ist, dass die Erde seitdem ihr Aussehen geändert hat.

Der Zug der nordeuropäischen Lemminge ist ebenfalls ein solches Naturrätsel. Mit unregelmäßigen Unterbrechungen strömen diese kleinen Nagetiere massenweise aus den Bergen in die Ebenen herunter und fressen dabei alle Pflanzen auf ihrem Weg. Ungeheure Mengen von ihnen schwimmen ins Meer, wo sie umkommen. Dieses zum natürlichen Selbsterhaltungstrieb in Widerspruch stehende Verhalten wird von H. P. Blavatsky erklärt, indem sie Folgendes darüber sagt:

Tatsächlich kommen sie aus allen Teilen Norwegens, und ein mächtiger Instinkt, der durch die Zeitalter als ein Erbe ihrer Vorfahren fortbesteht, treibt sie an, einen Kontinent zu suchen, der einst existierte, aber jetzt unter den Ozean versunken ist, und ein wässriges Grab zu huldigen.

The Secret Doctrine, II: 782

Diese Geschehnisse in der Tierwelt zeigen Spuren früherer ‘Pfade der Vergangenheit’, die dem Körper der Erde eingeprägt sind. Untersuchungen des Meeresbodens habe viele alte Flussbetten nachgewiesen. Auch unsere eigenen Körper weisen Überreste von Organen auf, die wir nicht mehr benötigen. Sie sind der biologische Beweis für vollkommen andere Zustände im menschlichen Körper bei alten Rassen. Die Natur um uns erzählt die Geschichte einer wunderbaren Vergangenheit, die tief in uns mit der Gegenwart verbunden ist – wie Inseln, die unter dem Meeresspiegel mit dem Festland verbunden sind.


Runden und Rassen

Aus dem Ozean der Zeit und aus dem Ozean des Lebens geht die Manifestation der menschlichen Rasse zu Leben und Licht hervor. Von alters her stand es geschrieben, in den ältesten Büchern. Das Verständnis dafür ist jedoch dem Auge und dem Verstand verborgen.

– Aus dem Vorwort des Popul Vuh (Altes Amerika)

Nach den alten Lehren über die Evolution des Menschen gibt es sieben Wurzelrassen, von denen unsere Rasse die fünfte ist. Unsere Rasse als solche begann vor etwa 1 000 000 Jahren, und wir befinden uns jetzt ungefähr in der Mitte ihres Zyklus. Jede Wurzelrasse ist in sieben Unterrassen unterteilt, die wiederum in Familienrassen mit einer Dauer von ungefähr 30 000 Jahren unterteilt sind.

Jede Rasse und Unterrasse durchläuft ihre eigenen Runden von Geburt, aktiver Reife und Verfall. Dieselben Perioden finden wir sowohl in den Zivilisationen jeder Unterrasse als auch in den sich fortsetzenden Aufteilungen der Menschheit in verschiedene Nationen, Staaten, Gesellschaften und Familiengruppen. In Übereinstimmung mit den verschiedenen Zyklen der menschlichen Existenz vermehrt sich die Anzahl sich manifestierender Formen und Kräfte in den Naturreichen, wenn der spirituelle Mensch in das materielle irdische Leben herabsteigt.

Diesen Abstieg nennt man den Schattenbogen eines Entwicklungszyklus. In der Mitte oder am niedersten Punkt dieses Zyklus beginnt sich die irdische Materie zu verfeinern, und die menschlichen Egos beginnen ihre allmähliche Reise aufwärts – dem aufsteigenden Bogen zu einem erhabenen, spirituellen Zustand folgend. Der gesamte Vorgang wird als planetarisches Manvantara bezeichnet, das alle neunundvierzig Runden der sieben Rassen der Menschheit enthält und auch die Lebensdauer der Erde kennzeichnet. Die Alten nannten diesen planetarischen Zyklus einen Tag Brahmās, eine Periode manifestierten Lebens von 4 320 000 000 Jahren. Dieser grobe Umriss einer sich wiederholenden Zeitperiode zeigt dieselbe rhythmische Bewegung im großen Rad, welche die gesamte irdische Reihe von ‘Ereignissen’ kennzeichnet. Dieses Universalgesetz des Fortschritts, das durch aufeinanderfolgende Perioden der Aktivität und der Ruhe wirkt, deutet in jeglicher Evolution auf ein und dasselbe Ziel hin. H. P. Blavatsky sagt über das Verhältnis zwischen der Menschheit und der Erde:

… es ist eine Sache des Abstiegs in die Materie, der Anpassung – sowohl im mystischen als auch im physischen Sinn – der beiden und ihrer Vermischung für den großen, kommenden „Kampf ums Dasein, der beide Wesenheiten erwartet“. „Wesenheit“ mag als ein sonderbarer Ausdruck erscheinen, wenn er für einen Globus gebraucht wird; aber die alten Philosophen, die in der Erde ein mächtiges „Tier“ sahen, waren in ihrer Generation weiser als unsere modernen Geologen in der ihren; und Plinius, der die Erde unsere gütige Amme und Mutter nannte, das einzige Element, das dem Menschen nicht feindlich gesinnt ist, stand der Wahrheit näher als Watts, der in seiner Phantasie in ihr den Fußschemel Gottes sah. Denn die Erde ist bloß der Fußschemel des Menschen bei seinem Aufstieg in höhere Regionen, … .

The Secret Doctrine, I: 154.

Unsere Erde muss sieben Runden durchlaufen.

Während der ersten drei [Runden] bildet und konsolidiert sie sich; während der vierten gewinnt sie an Festigkeit und wird härter; während der letzten drei kehrt sie stufenweise zu ihrer anfänglichen, etherischen Form zurück. Sie wird sozusagen spiritualisiert.

Ihre Menschheit entwickelt sich erst in der vierten – unserer gegenwärtigen Runde – vollständig. Bis zu diesem vierten Lebenszyklus wird sie nur in Ermangelung eines angemessenen Ausdrucks als „Menschheit“ bezeichnet. Gleich der Raupe, die zur Puppe und zum Schmetterling wird, geht der Mensch während der ersten Runde – oder vielmehr das, was zum Menschen wird – durch alle Formen und Reiche. Während der zwei folgenden Runden durchschreitet er alle menschlichen Formen. Mit dem Beginn der vierten Runde erreicht der Mensch unsere Erde und ist in der gegenwärtigen Reihe von Lebenszyklen und Rassen die erste Form, die auf derselben erscheint, wobei ihm lediglich das Mineral- und das Pflanzenreich vorausgehen – selbst das letztere muss seine weitere Evolution durch den Menschen entwickeln und fortsetzen.

– Ebenda, I:159

Wenngleich das Absolute, aus dem die Universen hervorgehen, für den begrenzten Verstand immer das Unbekannte bleiben muss, können wir doch im Falle des Menschen und der Erde etwas über den periodischen Anfang ihrer Manifestation wissen. Das betrifft und interessiert uns natürlich am meisten. Die Erde stellt die Wiederverkörperung jener Lebensatome dar, jener Kräfte und bewusster Wesenheiten, die einst die Planetenkette des jetzt toten Mondes beseelten. Die Lebenswogen vieler Arten – von den Mineralien bis zum Menschen – verließen die Globenkette des Mondes, als die Zeit für seine lange, interplanetarische Ruhe im Raum gekommen war.

Als das kosmische Uhrwerk die Stunde für den Anbruch einer neuen Manifestationssperiode schlug, fühlten die Atome und die intellektuellen, materiellen und spirituellen Kräfte des schlafenden Universums den Drang, sich zu einem neuen ‘Tag’ planetarischen Lebens zu versammeln. Wie immer arbeiten Natur und Mensch für den großen neuen Zyklus zusammen. So wie die künftige Erde anfangs ‘formlos und leer’ war, so waren die frühesten Formen des künftigen Menschen vage und etherisch. Dann, als der innere Mensch seine zyklische Reise durch immer dichter werdende Stufen von Materie hinab machte und sich in einen physischen Körper kleidete, war es die Erde, die ihn mit ‘Kleidern von Fellen’ versah. Diese physischen ‘Kleider’ tragen wir heute, mit dem unsichtbaren Astral- oder Modellkörper im Inneren, Zelle um Zelle.

Der Mensch drückt den materiellen Atomen, die in seinem Körper zirkulieren, seinen Stempel auf; und sie nehmen diesen Eindruck mit sich, wenn sie ihn wieder verlassen, um aufs Neue als Bausteine in der Natur benutzt zu werden. Daraus lässt sich die große Verantwortung des Menschen und seine Verbundenheit mit allen übrigen Naturreichen erkennen.

Hilf der Natur und arbeite mit ihr zusammen. Dann wird die Natur dich als einen ihrer Schöpfer betrachten und dir gehorsam sein.

– H. P. BLAVATSKY, Die Stimme der Stille, S. 29

So wie alles in der Natur ist die Erde eine siebenfältige Wesenheit. Darum besitzt die sichtbare Erde, die ihre eigenen sieben verschiedenen Abstufungen von Substanz und Charakter hat, noch sechs weitere Globen, die mit ihr durch das Universum kreisen. Gemeinsam bilden sie das, was eine Planetenkette – und in diesem Fall die ‘Globenkette der Erde’ – genannt wird. Die Globen stimmen mit den verschiedenen Zuständen des menschlichen Bewusstseins überein, das dazu bestimmt ist, in seiner evolvierenden siebenfältigen Natur tätig zu sein. Für den Menschen ist nur sein grober Körper sichtbar, weil er auf dem vierten, festen Globus Erde verkörpert ist, der seinen Körper repräsentiert. Die Globen durchdringen einander und „sind MITEINANDER VERBUNDEN, aber nicht SUBSTANZGLEICH MIT UNSERER ERDE“ (The Secret Doctrine, I: 166).

Dieses Thema betrachtet man am besten in seinem metaphysischen und spirituellen Aspekt, der mit dem inneren Reich unseres Wesens korrespondiert. Sind nicht die Zyklen der materiellen Existenz mit den unsichtbaren Welten des Denkens und Fühlens verbunden? Und ist es nicht auch im Traumzustand so, dass wir dann in einer Welt sehen, denken und handeln, in der Zeit, Raum und Schwerkraft vollständig auf astrale Vibrationen eingestellt sind, unabhängig von den bekannten Gesetzen der Physik? Im tiefen, traumlosen Schlaf und in extatischen Visionen betritt man eine spirituelle Welt. Der Mensch ist letztendlich dazu bestimmt, seinen Zyklus durch all diese Globen hindurch bewusst in Übereinstimmung mit den verschiedenen Zuständen seiner eigenen zusammengesetzten Natur zu vollenden. Und dann, am Ende des großen planetarischen Zyklus, wird der Horizont des vollkommen gewordenen Menschen alle seine früheren Erfahrungsrunden in vollem Bewusstsein miteinschließen.

Der dreifältige evolutionäre Drang, der sich im Menschen physisch, mental und spirituell entfaltet, stammt aus dem göttlich-spirituellen, monadischen Einfluss oder Strahl, der im Herzen jedes Dings und jedes Lebewesens ist. Der Strom menschlicher Egos, der auf unserer Erdkette evolviert, ist begrenzt, obwohl die tatsächliche Zahl für uns nicht berechenbar ist. Diese Egos kamen als eine ‘Lebenswoge’ in aufeinander folgenden Strömen von der Mondkette. Der erste Strom von ‘Leben’ begann auf dem ersten Globus A und durchlief dort sieben lange Runden der Evolution in Körpern, die für den Zustand der Materie auf diesem Globus geeignet waren. Als dieser Strom zu Globus B, oder dem zweiten Globus, weiterging, begann ein anderer ‘Strom’ von weniger entwickelten Egos seinen Weg auf Globus A. In einer geordneten Reihe durchliefen alle den Zyklus von Globen, die gewöhnlich der Einfachheit halber mit A, B, C, D, E, F und G bezeichnet werden.

Im kosmischen Drama, das jede Menschheit selbst gestaltet, hat alles seine eigene Zeit, seinen eigenen Platz und seine eigenen Voraussetzungen. Mehr Einzelheiten über unsere Reise bis heute können wir in dem kleinen Buch Runden und Rassen finden und in der Geheimlehre und anderen Standardwerken der theosophischen Literatur. W. Q. Judge schildert den Prozess mit folgenden Worten:

Diese Reise ging weiter, wobei das Ganze viermal umrundet wurde, womit dann der gesamte Strom oder die ganze Armee von Egos von der alten Mondkette angelangt war; da die Armee damit komplett war, traten nach der Mitte der vierten Runde keine weiteren Egos mehr über. Der gleiche Kreislaufprozess dieser zu verschiedenen Zeiten eingetroffenen Klassen geht weiter, bis sieben vollständige Runden durch alle sieben planetarischen Bewusstseinszentren durchlaufen sind; und wenn diese sieben Runden beendet sein werden und die in dieser ungeheuren Zeit mögliche Vollkommenheit erreicht sein wird, dann wird diese Kette oder Masse von ‘Globen’ ihrerseits sterben, um wiederum einer weiteren Siebenerkette ein neues Dasein zu geben.

Jeder der Globen dient dem Evolutionsgesetz zur Entwicklung von sieben Rassen, Sinnen, Fähigkeiten und Kräften, die den jeweiligen Zuständen der Materie entsprechen. Für eine vollständige Entwicklung ist die Lebenserfahrung aus allen sieben Globen notwendig. Daher durchlaufen wir die Runden und Rassen. Eine Runde ist ein Umlauf durch die sieben Zentren des planetarischen Bewusstseins; eine Rasse bedeutet die rassische Entwicklung auf einem dieser sieben Zentren. Es gibt sieben Rassen für jeden Globus, aber die Summe von 49 Rassen ergibt tatsächlich nur sieben große Rassen, weil die speziellen sieben Rassen auf jedem Globus oder planetarischen Zentrum in Wirklichkeit nur eine Rasse mit sieben Konstituenten oder speziellen Eigenheiten der Funktion und Kraft bilden.

Das Meer der Theosophie, S. 42-43

Es hat keinen Sinn, eine Darstellung der frühen Zustände des Menschen und Globus zu versuchen. Das Leben und die Materie waren gänzlich verschieden von allem, was wir jetzt kennen. H. P. Blavatsky sagt, dass erst in unserer Rasse auf unserem heutigen Globus D, in unserer vierten Runde, die Zustände für uns einigermaßen verständlich werden.

Der lange Werdegang jeder der großen Wurzelrassen spielte sich auf einem besonderen Kontinent ab. Der erste Kontinent wurde ‘das Unvergängliche Heilige Land’ genannt. Geografisch liegt es am Nordpol und soll bis an das Ende des planetarischen Manvantara bestehen bleiben. Über diesen geheimnisvollen Ursprung des ersten Menschen wird sehr wenig gesagt.

Für den zweiten Kontinent wurde der Name hyperboräisches Festland gewählt. Es war „das Land, dessen Vorgebirge sich südwärts und westwärts vom Nordpol erstreckten, um die zweite Rasse aufzunehmen, und umfasste das gesamte jetzt als Nordasien bekannte Land“. Die ältesten Griechen sprachen von den ‘Hyperboräern’, die irgendwo im fernen Norden wohnten und jedes Jahr von Apollo besucht wurden, der astronomisch die Sonne war – der Gott des Lichts.

Lemurien war der riesige dritte Kontinent, der „einst die Oberherrschaft über den Indischen, Atlantischen und Stillen Ozean hatte“ und die Heimat der dritten Wurzelrasse war. Die Lemurier waren die Nachfolger oder die Nachkommen der zweiten Wurzelrasse. Sie waren dieselben sich verkörpernden Egos, die gemeinsam den zyklischen Abstieg in die irdische Materie begonnen hatten. Sie brauchten enorme Zeitperioden, bis sie an den Punkt gelangten, an dem ihre gigantischen Astralkörper allmählich materiell wurden und Formen annahmen, die auf ihrem weiteren evolutionären Weg zunehmend fester und kleiner wurden, was in den gegenwärtigen Zustand der Menschheit mündet. Die Kontinente wurden abwechselnd durch Feuer und Wasser vernichtet. Lemuriens Schicksal wurde durch Vulkanausbrüche, durch eine Reihe unterirdischer Erschütterungen und das Auseinanderreißen des Meeresbodens vollzogen. Einige Überreste von Lemurien sind ein Teil Kaliforniens, Australien mit seinen Ureinwohnern und seiner zurückgebliebenen Fauna und Flora und einige jener Inseln, „die über die Oberfläche des Stillen Ozeans verstreut liegen“.

Atlantis ist der vierte Kontinent, dessen Geschichte in den alten Überlieferungen aller Völker beschrieben wurde. Sein Schicksal wird in der biblischen Geschichte von Noah und der Sintflut dargestellt. Platos berühmte Insel Atlantis war nur der letzte Teil des Kontinents, der unterging.

Der fünfte Kontinent war Amerika; aber da es bei den Antipoden gelegen ist, so sind es Europa und Kleinasien, die mit ihm fast gleichaltrig sind, welche allgemein von den indoarischen Okkultisten als der fünfte bezeichnet werden. Wenn ihre Lehre dem Erscheinen der Festländer nach ihrer geologischen und geographischen Ordnung folgen würde, so müsste diese Klassifikation geändert werden. Aber da die Reihenfolge der Kontinente der Entwicklungsfolge der Rassen angepasst ist, von der ersten bis zur fünften, unserer arischen Wurzelrasse, so muss Europa der fünfte große Kontinent genannt werden.

The Secret Doctrine, II: 8

Die großen rassischen Zyklen überschneiden sich, so dass die Geschichte der beiden ersten wirklich menschlichen Rassen – das heißt der letzten Lemurier und der ersten auftretenden Atlantier – mehr oder weniger vermischt ist. Die frühe dritte Rasse war hermaphroditisch und ‘vernunftlos’ in dem Sinne, dass ihr Bewusstsein mehr intuitiv als mental und physisch beschaffen war. Aber während die Zeitalter der Entwicklung verstrichen, wurde das Feuer des Verstandes von den Mānasaputras, von erhabenen Wesen aus höheren Sphären, entzündet. Die Geschlechter wurden getrennt, und die Körper bekamen ein knöchernes Skelett, während der Astralkörper zum inneren Modellkörper wurde – heute der Sitz der fünf Sinne. Diese evolutionären Veränderungen sind eine Erklärung für die Allegorie vom ‘mentalen’ Schlaf Adams, welcher der ‘Trennung’ der Rippe voranging,◊√ aus der dann Eva entstand.

Die späteren Lemurier wurden von göttlichen Dynastien regiert. Diese erhabenen Herrscher lehrten sie die Künste und Wissenschaften, so dass sie „Astronomie, Architektur und Mathematik vollkommen beherrschten“.

Diese ursprüngliche Zivilisation [der Lemurier] entstand nicht – wie man annehmen könnte – unmittelbar nach ihrer physiologischen Umwandlung. Zwischen dem Abschluß dieser Entwicklung und der ersten erbauten Stadt verstrichen viele hundertausende von Jahren. Und doch stellen wir fest, dass die Lemurier in ihrer sechsten Unterrasse ihre ersten Felsenstädte aus Stein und Lava erbauten. Eine dieser großen Städte von ursprünglicher Struktur war ganz aus Lava errichtet, etwa dreißig Meilen westlich von der Stelle, wo jetzt die Osterinsel ihren schmalen Streifen unfruchtbaren Bodens erstreckt. Die Stadt wurde durch eine Reihe von vulkanischen Ausbrüchen vollkommen zerstört.

The Secret Doctrine, II: 317

Als Beweis für die Kenntnisse und das Können dieser gigantischen Erbauer verweist die Geheimlehre auf die zyklopischen Ruinen und Monumente, die überall auf der Erde verstreut zu finden sind. Diese archäologischen Überreste legen nicht nur Zeugnis von der außergewöhnlichen Kraft und dem außergewöhnlichen Können ihrer Erbauer ab, sondern auch von ihrer größeren Kenntnis mächtiger, unsichtbarer Kräfte, als der moderne Mensch sie heute kontrollieren kann. Weitere Untersuchungen der Archäologie, Geologie, Ethnologie und der feineren Naturkräfte werden einstimmig die alte Geschichte der menschlichen Rasse bestätigen, die uns in universalen Traditionen überliefert ist.

Es war das „Goldene Zeitalter“ in jenen Tagen des Altertums, das Zeitalter, da die „Götter auf Erden wandelten und sich frei unter die Sterblichen mischten“. Danach verschwanden die Götter (das heißt, sie wurden unsichtbar) und spätere Generationen wurden zu Verehrern ihrer Reiche – der Elemente. …

So teilten sich die ersten atlantischen Rassen, die auf dem lemurischen Kontinent geboren waren, von ihren frühesten Stämmen an in die Gerechten und die Ungerechten; in jene, welche den einen, unsichtbaren Geist der Natur verehrten, dessen Strahl der Mensch in sich fühlt – oder die Pantheisten; und in jene, welche den Geistern der Erde fanatische Verehrung entgegenbrachten, den dunklen kosmischen, anthropomorphen Mächten, mit denen sie sich verbündeten. Diese waren die frühesten Gibborim, „die Helden der Vorzeit, die berühmten Männer“ (Genesis, 6, 4), die bei der fünften Rasse zu den Kabirim wurden, zu den Kabiren bei den Ägyptern und Phöniziern, Titanen bei den Griechen und Rākshasas und Daityas bei den indischen Rassen.

So war der geheime und mysteriöse Ursprung aller folgenden und modernen Religionen,… .

The Secret Doctrine, II: 273-4

Hier wird mit wenigen Worten erklärt, wie die Menschen das Böse in die Welt brachten. Als ihnen von spirituellen Führern ihre ‘Augen geöffnet wurden’, wurden sie mit dem Licht des Verstandes begabt, welches ihnen Kenntnis von Gut und Böse verlieh. Selbst in der dritten Rasse benutzte eine Anzahl von Menschen ihren freien Willen und wählte den Pfad der rechten Hand, den Pfad des Lichtes. Einige ihrer Brüder wandten sich ab und folgten dem Pfad der linken Hand, dem Pfad des Schattens. Letztere missbrauchten immer wieder ihre Kenntnisse und ihre Macht – Leben um Leben. Das waren die Lemuro-Atlantier, die „stolzerfüllt prahlten“. Sie benützten ihre Kontrolle der Natur mit selbstsüchtigem Ehrgeiz und zu schlechten Zwecken. Sie wurden zu einer mächtigen Rasse von Zauberern, stets im Krieg mit ihren rechtschaffenen Brüdern. Der Streit dauerte an, Zeitalter um Zeitalter, während die Menschheit in immer dichtere Ebenen der Materie abstieg, bis zur Mitte des atlantischen Zyklus. Zu dieser Zeit hatte die Rasse eine glänzende Zivilisation entwickelt, die zum größten Teil aus schwarzen Magiern bestand.

Schließlich gingen die Übeltäter nach kleineren Überschwemmungen, die sich über mehrere Millionen Jahre erstreckten, in einer letzten großen Flutkatastrophe unter. Inzwischen hatten sich ihre weiseren Brüder von ihnen getrennt und waren unter spiritueller Führung in ferne Länder gezogen, die von der Sintflut nicht betroffen waren. Von diesen Auswanderern stammen die Anfänge der heutigen fünften oder sogenannten arischen Rasse ab. Der Anfang unserer Rasse geht auf die Mitte des atlantischen Zyklus zurück. Ebenso entsteht der Keim der sechsten Wurzelrasse gegenwärtig unter uns in unserer vierten Runde.

Die unglücklichen, bösen atlantischen Egos waren durch ihre eigenen Taten dazu verurteilt, in wiederholten Inkarnationen die Folgen ihrer früheren Untaten zu erleiden. Durch Karma der mentalen und spirituellen Gaben, die sie verraten hatten, beraubt, verfielen viele von ihnen in unheilvolle Unkenntnis und Degeneration. Degenerierte Überreste dieser Rasse kann man unter manchen wilden und barbarischen Stämmen auf der Erde finden, die in ihrem Verhalten das Gegenteil der kindlichen Einfalt wirklich primitiver Völker sind. Spuren von ihnen findet man zum Beispiel in den verlassenen Höhlen in Frankreich und Spanien. Diese paläolithischen Menschen, die in einen primitiven Zustand zurückfielen, hinterließen Beweise einer hohen Kultur. Ihre Zeichnungen und Gravierungen auf den Felsenwänden ihrer Höhlenwohnungen sind Zeugen einer entwickelten Technik und eines künstlerischen Vermögens, das in kindlichen Kritzeleien nicht zu finden ist. Andere archäologische Funde einer Kultur auf einem niedrigeren Niveau aus viel späteren Zeiten können am besten durch die immer wiederauftretenden Höhen und Tiefen im zyklischen Verlauf der rassischen Evolution erklärt werden. Natürlicher Fortschritt vollzieht sich nicht in einer geraden Linie.

Andere Hinweise auf einen antiken Hintergrund finden sich bei bestimmten degenerierten afrikanischen Stämmen und bei einzelnen polynesischen Gruppen. Wenngleich Aberglaube und Betrug sicherlich bei vielem, was sie tun, eine Rolle spielen, beherrschen ihre Priester und Medizinmänner oft bestimmte Naturkräfte psychischer Art. Europäer besitzen diese Macht nicht, noch können sie diese bei anderen erklären. Die unwissenden Ausführenden verstehen die logische Grundlage der von ihnen hervorgerufenen Phänomene selbst nicht. Aber die gewöhnlich niedrigen Methoden, die sie in ihren Übungen befolgen, um ihren Willen und ihre Vorstellungskraft zu entwickeln, und ihre selbstsüchtigen oder schlechten Motive legen einen Niedergang mystischer Kenntnisse nahe. Ihre Kunststücke erscheinen wie armselige Echos der atlantischen schwarzen Magier, die spirituelles und intellektuelles Wissen und Kräfte zu ihren eigenen Zwecken missbrauchten.

Glücklicherweise haben manche der jüngeren menschlichen Egos keine alten Rechnungen schlechten Karmas mehr zu begleichen.

Dr. G. de Purucker spricht zum Beispiel über

… die Schwarzen, die anstatt degenerierte Abkömmlinge einst mächtiger Ahnen zu sein, ‘primitiv’ lediglich in dem Sinne sind, dass sie eine sich noch in ihrer Kindheit befindende menschliche Rasse darstellen, die dazu bestimmt ist, in der Zukunft einmal eine wahrhaftig zivilisierte Rolle in der Weltgeschichte zu übernehmen. Doch dann wird der Schwarze kein Schwarzer mehr sein, denn er wird sich mit vielen verschiedenen Rassenzweigen vermischt haben – ein Prozess der Rassenmischung, der sich schon jetzt vollzieht, trotz der Gesetze, die der weiße Mann in vielen Ländern erlassen hat – in dem hoffnungsvollen Bemühen, ihn aufzuhalten.

The Esoteric Tradition, I: 404

Überall weist die gemeinsame Wirkung von Karma, Reinkarnation und den Zyklen auf das ursprüngliche Ziel hin, alles in einen ausgeglichenen Zustand der Vollkommenheit zu bringen. In den niederen Reichen vollzieht sich die Entwicklung unter der Führung der Natur in normalerer und reinerer Art als beim Menschen. Nicht immer führen unsere menschlichen Eigenschaften zur Bildung eines ausgeglichenen Charakters. Der Tag der Begleichung kommt gewiss – je früher um so besser für unseren Fortschritt. Wie oft sehen wir, wie begabte und würdige Menschen scheinbar durch beschränkende und unangenehme Lebensumstände gehemmt werden! Vermutlich sind sie dabei, eine unbezahlte Rechnung aus früheren Leben zu begleichen. W. Q. Judge erklärt, dass

… wir in einem Leben vielleicht in einer fortgeschrittenen Unterrasse inkarnieren, entsprechend unseren zur Auswirkung kommenden Eigenschaften, jedoch dann bestimmte Mängel zum Vorschein bringen oder bestimmte Ursachen erschaffen können, die es nötig machen, im nächsten Leben in eine weniger fortgeschrittene Unterrasse zu wechseln – mit dem Ziel, die Fehler auszumerzen oder die Ursachen abzuarbeiten.

Auf diese Weise wird für genauen Ausgleich, für vollkommene Entwicklung, Regelmäßigkeit und Abrundung im weitesten Sinne vorgesorgt.

The Path, VII, 257

Würde sich nicht die Verarbeitung einer solchen Erfahrung einfacher, friedvoller und schneller vollziehen, wenn wir den Sinn der Gesetze unseres eigenen Wesen kennen würden? Nehmen wir einmal an, wir wären uns bewusst, dass Etwas in uns, das wirklich erkennt, nach nichts Geringerem als einer vollkommenen Arbeit ruhen wird!


Der Körper des Menschen: ein gewaltiger Resonanzboden

Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt … .?

– 1 Kor, 6, 19

Jedes menschliche Organ und jede Zelle in ihm hat seine eigene Tastatur, wie die eines Klaviers, nur dass sie anstelle von Tönen Empfindungen registriert und sendet. Jede Taste enthält das Potential des Guten oder Bösen, des Hervorbringens von Harmonie oder Disharmonie. Das hängt von dem gegebenen Impuls und den erzeugten Kombinationen ab, von der Kraft der Berührung eines ausübenden Künstlers – tatsächlich eine „doppelgesichtige Einheit“.

– H. P. BLAVATSKY, Lucifer, VII, 181

Wahrhaftig, dieser Körper – durch den Materialismus und den Menschen selbst so entweiht – ist der Tempel des Heiligen Grals, das Adyton der größten, ja aller Mysterien der Natur in unserem Sonnenuniversum. Dieser Körper ist eine Äolsharfe, die mit zwei Saitensätzen bespannt ist – einer aus reinem Silber gefertigt, der andere aus Darm.

– Ebenda

H. P. BLAVATSKY erklärt weiter, wie der Körper auf die Berührung seines innewohnenden Schöpfers, des dualen Menschen, reagiert. Die Qualität seines Denkens und Empfindens versetzt entweder die reinen silbernen Saiten oder die tierischen Saiten der Harfe durch die Wirkung seines besseren oder niederen Selbst in Schwingung. Der verkörperte ‘Künstler’ spielt fortwährend auf dem einen oder anderen Satz von Saiten. Damit erweckt er in diesen Saiten die Gewohnheit zu reagieren und mitzuschwingen. Der Einfluss seiner gewohnheitsmäßigen Spielweise, die dem Instrument eingeprägt ist, spiegelt sich natürlich in seinem Geist und in seinem Herzen wider. Nur zu oft gewinnen die Gewohnheiten unseres Körpers die Oberhand über unseren Willen und dann wird es schwer, sie zu unserem Besten zu verändern. Es verbirgt sich eine praktische Weisheit in dem Rat, den Salomon uns gab: „Mehr als alles hüte dein Herz; denn von ihm geht das Leben aus“ (Das Buch der Sprichwörter 4, 23).

Zum Glück hat die Natur, die das Material für den irdischen Körper des Menschen zur Verfügung stellt, mehr mit dessen Wirkungsweise zu tun, als der Mensch versteht oder beherrscht. Sein stiller Partner, die Natur, beherrscht seinen Körper so gut, dass der Mensch sein Funktionieren für selbstverständlich erachtet. Der Körper ist mit zwei Nervensystemen ausgestattet: erstens mit dem zentralen Nervensystem, das durch das Gehirn, die Sinne und die willkürlichen Handlungen tätig ist. Da dessen Schwingungen mit der menschlichen Natur in Verbindung stehen, sind sie im Allgemeinen nicht so geordnet wie die rhythmischen Wirkungsweisen des zweiten oder sympathischen Nervensystems, welches von der Natur kontrolliert wird. Da jedoch beide Systeme eng miteinander verknüpft sind, reagieren sie unentwegt aufeinander, indem sie die bewussten, die unterbewussten und die überbewussten Lebenskräfte reflektieren.

Es ist die Natur, die uns in Gang hält, vor der Geburt und auch danach, wenn wir schlafen oder wachen, bewusst oder unbewusst, geistig oder körperlich krank oder gesund sind. Die Natur wirkt durch das automatische Nervensystem, um wieder Ordnung zu schaffen, wenn wir mental oder physisch aus dem Gleichgewicht sind. Alle physiologischen Funktionen sind rhythmisch. Ihre Aktivitäten sind auf den natürlichen Rhythmus des kosmischen Herzschlags abgestimmt.

Medizinische Untersuchungen zeigen, dass in den Funktionen von Atmung, Kreislauf, Verdauung, Sektretion, Ausscheidung, Schwangerschaft und so weiter jedes Organ seine eigene Schwingungszahl hat, seine sich stets wiederholende Bewegung von Ebbe und Flut im Lebensprozess. Winzige, mit Flimmerhärchen versehene Zellen, wie zum Beispiel in den Bronchien, sorgen dafür, dass Feuchtigkeit abfließt, indem sie ihre feinen Härchen in ihrem eigenen Rhythmus vorwärts und rückwärts bewegen. Das Herz wiederholt seinen Zyklus von Kontraktion, Ausdehnung und Ruhe ungefähr viermal so schnell, wie der Luftstrom in den Lungen steigt und sinkt. Dennoch sind beide aufeinander abgestimmt, so dass das Blut aufgenommen, gereinigt und in seinen Kreislauf weitergeleitet wird. Es gibt eine wunderbar ausgewogene Beziehung zwischen den Schwingungen der Organe zueinander und dem ganzen Körper. Das koordinierte System ununterbrochener zyklischer Bewegungen in uns gleicht in seiner geordneten Präzision einem Sonnensystem. Vorsichtig ausgedrückt ist der Körper ein bewundernswerter, lebendiger Mechanismus sich gegenseitig beeinflussender Räder.

Die Mathematik, die in ihren astronomischen Berechnungen so exakt ist, zeigt, dass sich die Verhältnisse der Periodizität im Sonnensystem in unserem Körper wiederholen. Der Pulsschlag unserer Organe entspricht einem Vielfachen des Herzschlags der Sonne. Die Sonne beispielsweise ist das Herz des Sonnensystems. Am Beginn der elfjährigen Sonnenfleckenperiode gibt es etwas, das einer Zusammenziehung und einem Ausströmen der Lebenskraft der Sonne gleicht, ähnlich unserem Blutkreislauf. Die vitalen Sonnenströme erreichen die äußersten Grenzen ihres Systems, um dann allmählich in den nächsten elfjährigen Zyklus zurückzuschwingen.

Die Sonne hat unserer Menschheit während des Kommens und Gehens der vergangenen vier Wurzelrassen Lebenskraft geschenkt. Jede Wurzelrasse evolvierte ihrerseits in einer regelmäßigen Reihe von vier Perioden verschiedenen Charakters und verschiedener Dauer. Unsere gegenwärtige fünfte Wurzelrasse wiederholt diese charakteristische zyklische Reihe. Ihre erste Periode dauerte 1 728 000 Jahre, die zweite 1 296 000 Jahre, ihre dritte 864 000 Jahre, während die vierte Periode, unser gegenwärtiges Zeitalter, 432 000 Jahre dauern wird – insgesamt 4 320 000 Jahre (siehe Okkultes Wörterbuch von G. de Purucker, S. 189-90). Diese Reihenfolge der Ziffern 4 3 2 erweist sich als eine Schlüsselzahl in bestimmten wiederkehrenden Runden, ‘oben und unten’. Die Präzession der Tagundnachtgleichen bedeutet sozusagen einen Vorlauf von ungefähr 50 Sekunden auf dem Bogen von 360 Grad, den die Sonne in ihrem jährlichen Lauf durch die Konstellationen durchschreitet. Dieser jährliche Bruchteil von einem Zweiundsiebzigstel Grad akkumuliert bis zu einem vollständigen Bogen von 360 Grad. Nach diesem Zeitraum ist die Sonne an den Ursprungspunkt des Zyklus von 25 920 Jahren zurückgekehrt und steht wieder unter der ursprünglichen Konstellation der Sterne – das ist das ‘Platonische Jahr’.

Diesen Zyklus der Himmelskörper findet man im Kleinen in unserem eigenen Körper. Das heißt, wir atmen ein und aus und das ungefähr achtzehn mal pro Minute. In vierundzwanzig Stunden atmen wir 25 920 mal. Unser kleiner Tag weist in der Atmung dasselbe zyklische Verhältnis auf wie die Präzessionsbewegung der Sonne. Unser Herz schägt durchschnittlich zweiundsiebzig mal pro Minute. Die Sonne braucht zweiundsiebzig Jahre, um sich auf der Bahn des Tierkreises ein Grad weiterzubewegen. Unser Herz schlägt pro Stunde 4 320 mal, womit die Ziffernfolge der alten Schlüsselzahl wiederholt wird. Die mathematische Analogie kann noch weiter ausgebaut werden, indem man die Universalität der Periodizität aufzeigt. Der wichtige Punkt ist die Vermischung von aktiven physischen und super-physischen Kräften. Über das sympathische Nervensystem werden unsere organischen Rhythmen von intelligenten Naturgesetzen auf das superbewusste Herz des Universums abgestimmt.

Die verschiedenen Körperzellen haben nicht nur ihren funktionellen Rhythmus, sondern sie kommen und gehen zeitlich aufeinander abgestimmt, indem sie sich zu neuen Zellen teilen. Diese einfache Teilung zu neuen Wesenheiten erkennen wir heute in den niedrigsten Formen tierischen und pflanzlichen Lebens. Das entspricht der Art, in der sich die etherische, kugelförmige erste Wurzelrasse vermehrte. Unsere Körperzellen werden sozusagen als Miniaturkopien der Urmethode der Rasse wiedergeboren. Manche Zellen teilen sich schnell, wie bei jungen Geschöpfen; andere verändern sich langsam, wie bei älteren Menschen und im Knochensystem, aber es existiert eine fortwährende Bewegung von Ebbe und Flut. Der ganze Körper wird in einem Zyklus von sieben Jahren erneuert. So hat sich ein siebzigjähriger Mensch sozusagen in einem Leben zehnmal wiederverkörpert. Er verlässt dann diese Erde, nur um später für einen weiteren Zyklus dorthin zurückzukehren.

Leben und Tod sind also nichts anderes als die Systole und Diastole des kosmischen Herzschlags, der für uns das spirituelle Selbst kommen und gehen lässt – hier und anderswo. Die okkulte Physiologie erklärt:

In der Natur existiert ein Gesetz, gültig auf allen Gebieten, ob moralisch oder physisch, welches heute als Wellenbewegung mit einer darauf folgenden Pause bezeichnet werden kann. Ein anderes Mal tritt es als Schwingung auf, dann wiederum bringt es sich als Wechsel von Anziehung und Abstoßung zum Ausdruck. Aber alle diese Veränderungen sind nur scheinbar, weil sie im Grunde genommen gleich sind. … In unserer eigenen Blutzirkulation erkennen wir, wie das Blut vom Herzen angetrieben wird und dass die Natur kleine Ventile eingerichtet hat, die nicht zulassen, dass es zum Herzen auf dem Weg zurückkehrt, wie es gekommen ist. … Der Okkultist … erklärt, dass der Impuls vom Herzen stammt und dass dieses Organ seinen Impuls aus dem großen Astralherzen des Ākāśa erhält, von dem alle Mystiker gesagt haben, es vollführe eine Doppelbewegung oder wechselweise Bewegung – die Systole und Diastole der Natur.

In diesem Sinne stellt das Ventil in der Zirkulation den Abgrund hinter uns dar, über den wir nicht wieder zurückkehren können. Wir befinden uns in der großen, allgemeinen Zirkulation und sind dazu gezwungen, ob wir es wollen oder nicht, ihrem Vorwärtsdrang zu folgen.

– W.Q. JUDGE, The Path, II, 292-3

Wir sind sowohl im Bewusstsein als auch mathematisch mit der Sonne, dem Mond und den Planeten verbunden. Die Positionen auf ihren Bahnen und ihre Wechselbeziehungen im Moment unserer Geburt beeinflussen den Verlauf einer Inkarnation. Aus dieser Familie von Himmelskörpern strömen die verschiedenen spirituellen, mentalen, psychischen, astralen und physischen Lebenskräfte, die durch die gesamte Natur und den Menschen zirkulieren, in Ebbe- und Flutbewegungen. Die Periodizität des Mondes hat einen deutlichen dualen Einfluss, der sowohl aufbauend als auch zerstörend ist. Seine wiederkehrenden Phasen stehen in einem Verhältnis zur Periodizität der gesamten Physiologie der Fortpflanzung, zu Veränderungen bei Krankheiten, zum Wachstum der Pflanzen und so weiter. Die psychischen und astralen Emanationen des Mondes spiegeln sich in mentalen und emotionalen Störungen wider. Alle diese Kräfte wurden von den Menschen des Altertums so gut verstanden, dass sie von der guten Wirkung dieser Einflüsse profitierten, während sie die schlechten Folgen mindern konnten. Wir tragen als menschliche Einheiten in der Sonnenfamilie unseren Teil zu den ungeordneten Elementen bei. Aber wir gewinnen an Kraft zum Guten und gleichen, im Verhältnis zu unserem individuellen Gleichgewicht zwischen Gut und Böse, unsere Schulden aus.

Die Qualität der Schwingungen unseres bewussten Lebens wird dem Gewebe unseres Körpers eingeprägt, wie eine Art mentaler und emotionaler Fossilien. Selbst der körperliche Unterschied zwischen einem edlen, rechtschaffenen Menschen und einem selbstsüchtigen, bestialischen Typ ist deutlich. Die Körper der bösen Atlantier waren grob und sinnlich. Auch die Erde hatte damals ihre niederste materielle Ebene erreicht. Von der Mitte der vierten Runde an begann das planetarische Rad, wieder dem aufsteigenden Bogen zu folgen, und die Materie begann sich zu verfeinern. Das findet im Prozess der Radioaktivität seinen Ausdruck, den die Wissenschaft in Gesteinen und Mineralien studiert.

… der Prozess der Radioaktivität wird in künftigen Zeitaltern in allen chemischen Elementen und Verbindungen auftreten – und zwar beginnend mit den schwersten und gröbsten Elementen die Skala hinauf bis zu den leichtesten und einfachsten. …

– G. DE PURUCKER, The Esoteric Tradition, 326

So kommt es, dass in dem Prozess des immer etherischer Werdens, den unser Globus jetzt durchläuft, die schwersten und gröbsten chemischen Elemente und Verbindungen zuerst radioaktiv werden, das heißt sie werden ihre Substanz mit zunehmender Geschwindigkeit verstrahlen, gefolgt von den weniger schweren und groben. Der Prozess wird insbesondere bis zum Ende der gegenwärtigen vierten Runde weitergehen … und dauert an, bis die siebente Runde ihren Höhepunkt oder ihr Ende erreicht hat. Bis dahin wird der Globus und alles auf ihm zu dem äußerst etherischen Stadium oder Zustand der Materie zurückgekehrt sein, der während der ersten Runde herrschte.

– Ebenda, 327 (Fußnote)

Das Bild des Menschen, der Schritt für Schritt mit der Materie seines Körpers und dem Körper der Erde evolviert, zeigt einen wissenschaftlichen Aspekt von „universaler Bruderschaft als einer Tatsache der Natur“. Das ist kein lediglich abstrakter Begriff oder Gemeinplatz. Es ist eine natürliche Tatsache, vereinbar mit der Essenz von Wissenschaft, Philosophie und Ethik – den drei Aspekten der einen Wahrheit. Die gegenwärtig den Körper der Erde bildenden Atome waren auch dabei, als wir unseren Kreislauf um die Mondkette vollzogen. Die Lebensatome des Mondes verkörperten sich hier aufs Neue mit unserer Rasse, und sie brachten die durch unseren früheren Einfluss hervorgerufenen Prägungen, nützliche wie auch schädliche, mit sich. In ähnlicher Weise kommen unsere individuellen Lebensatome aus früheren Inkarnationen jedes Mal wieder zurück, weil sie durch psycho-magnetische Kräfte zu uns hingezogen werden. Auf diese Weise sorgt die Natur dafür, dass die Ernte von nicht abgearbeiteten, in der Vergangenheit gesäten Ursachen eingebracht werden kann. Samen einer karmischen Krankheit werden zum Beispiel einen fertigen Nährboden in den körperlichen Zuständen des einen Menschen finden, während sie im Gewebe eines anderen Menschen nicht wachsen können, weil er karmisch frei ist. Wir finden musikalische, erfinderische oder andere Genies – oder ‘sogenannte Wunderkinder’ – mit jenem physischen Organismus, mit dem sie das Vermögen zum Ausdruck bringen können, das sie sich in vorhergehenden Lebens-Zyklen erworben haben. Auch da wiederholt sich das ‘Heimkommen’ der astralen Atome unseres Modellkörpers und der etherischen, mentalen und emotionalen Substanzen, die zu uns gehören. Dieselbe strenge Gerechtigkeit, die im All herrscht, wirkt auf allen Gebieten unseres Wesens.

Die chemischen Elemente, die sich in den Organen unseres Körpers vereint haben, die musikalischen Töne, die unser Gefühl für Harmonie befriedigen und die Farben, die unser Auge bezaubern, haben alle ihre mathematische Schwingungszahl.

Die Wissenschaft hat bewiesen, dass sich die verschiedenen Schwingungsraten als unterschiedliche Phänomene offenbaren. Mit der zunehmenden Popularität des Radios wurde sogar jedem der Begriff ‘Wellenlänge’ bewusst gemacht. Die Geheimlehre sah den außerordentlichen wissenschaftlichen Fortschritt auf vielen Gebieten voraus, welcher die enge Verbindung – wenn nicht die offensichtliche Einheit – von Energie und Materie aufzeigt. Dies bietet eine wissenschaftliche Grundlage für die Behauptung der Einheit von bewussten menschlichen Kräften und Materie, die heute ihrer Natur nach als elektromagnetisch bezeichnet werden. Ein Beispiel: Unsere heutigen fünf Sinne sind empfindlich für Schwingungsfrequenzen, die sich auch in greifbaren Formen von Ton, Farbe und so weiter manifestieren.

Die fünf Sinne und ihre Organe wurden in der Menschheit nicht gleichzeitig entwickelt, sondern erschienen nacheinander. Kurz gesagt, jede Wurzelrasse hatte gegen Ende ihres großen Zyklus einen der sieben Sinne entwickelt und zu voller Wirksamkeit gebracht. Die erste Wurzelrasse entwickelte das Gehör, die zweite fügte den Tastsinn hinzu, die dritte das Sehvermögen und die vierte den Geschmack. Unsere heutige fünfte Rasse besitzt neben den bereits erwähnten den Geruchssinn und trägt das Potential in sich, in der künftigen sechsten und siebten Wurzelrasse zwei weitere Sinne zu entwickeln.

Dass das Gehör der erste erworbene und der älteste Sinn ist, stimmt mit unserer Fähigkeit überein, Töne über elf Oktaven wahrnehmen zu können, während unsere Augen nur das Licht einer Oktave sehen können. In The Esoteric Tradition (S. 466, 467) wird darauf hingewiesen, dass sich die Radiowellen, die, soweit damals bekannt, elf oder zwölf Oktaven umfassen, als Töne manifestieren und mit unserem Gehör übereinstimmen. Wenn wir in der Skala von Oktaven zu den kürzeren Wellenlängen gehen, erreichen wir Schwingungen, die in unserer Wahrnehmung Wärme bewirken, das heißt, sie sprechen den Tastsinn an. Durch Oktaven noch kürzerer Wellenlängen fortfahrend, erreichen wir das Gebiet der sichtbaren Strahlung, hier entspricht das siebenfältige Spektrum des Lichts unserem Sehvermögen. Wenn wir noch weitergehen, durch noch kürzere Wellenlängen hindurch, betreten wir das Gebiet der ultravioletten Strahlen, das unserem Geschmack verwandt ist. Dann kommen die äußerst kurzen Wellenlängen der Röntgenstrahlen, die unserem Geruchssinn verwandt sind.

Unsere latenten sechsten und siebten Sinne werden sich nacheinander entwickeln, so wie sie durch die Entfaltung unserer höheren mentalen und spirituellen Natur hervorgerufen werden. Dann werden wir die aufbauenden und inspirierenden Kräfte von Verstand und Herz genauso natürlich ausstrahlen, wie wir jetzt unsere anderen Sinne gebrauchen. In dieser weit entfernten Zeit wird sich unser Körper zu einer feineren, geschmeidigeren und beständigeren Substanz verändert haben; der Mensch wird das Gleichgewicht zwischen den positiven und negativen schöpferischen Kräften gefunden haben, da die sexuelle Fortpflanzung nur eine vorübergehende Phase darstellt. Krankheiten werden dann unbekannt sein, da die erleuchtete Menschheit gelernt haben wird, in Übereinstimmung mit den feineren Naturkräften zu arbeiten.

Unter diesen idealen Umständen der Zukunft wird sich der Mensch auf dem aufsteigenden Bogen selbstbewusst durch Reiche des Seins entwickeln, durch die er als nicht-selbstbewusster Gottesfunken auf dem absteigenden Bogen langsam in die Materie herabgesunken war. Das kabbalistische Sprichwort vom Menschen, „der ein Stein, eine Pflanze, ein Tier, ein Mensch, ein Geist und schließlich Gott wird“, ist bezüglich der Formen richtig. In den ersten drei etherischen Runden durchlief der Mensch die vage ‘Vorlage’ dessen, was später zu den Steinen, Pflanzen und Tieren der physischen vierten Runde werden sollte. In seinem animalischen Körper benutzt er noch immer mineralische und pflanzliche Elemente. Der menschliche Embryo entwickelt sich heute durch eine Reihe von Formen, die in Zusammenhang mit Erfahrungen während der früheren Rassen stehen.

Aufgrund der während enormer Zeitalter in allen Arten und Formen von Materie durchlebten Erfahrung entwickelt sich der embryonale Körper heutzutage in neun Monaten. In den ersten Monaten ist das Geschlecht noch undeutlich und weist zunächst auf Asexualität hin, danach auf den androgynen Zustand der ersten Wurzelrassen. Ein weiteres Zeichen der Anfangsrunden ist die frühe Entwicklung und wichtige Stelle der Zirbeldrüse, die später vom embryonalen Gehirn überdeckt wird. Diese kleine Drüse – welcher die Physiologie keine Funktion zuerkennt – vertritt das einst aktive ‘dritte Auge’. Gegenwärtig ist sie ‘tief verborgen in der Gehirnhöhle’, wo sie in enger Verbindung mit allen intellektuellen, sinnlichen und psychischen Zentren steht. H. P. Blavatsky sagt, dass

… sie einst aktiv gewesen ist, denn die Natur erschafft niemals die kleinste, die unbedeutendste Form ohne irgendeinen bestimmten Zweck und zu irgendeinem Gebrauch. Sie war ein aktives Organ, sagen wir, in jenem Stadium der Evolution, als das spirituelle Element im Menschen die Oberherrschaft über die gerade entstehenden intellektuellen und psychischen Elemente hatte. Und als der Zyklus abwärts auf jenen Punkt zu lief, an dem die physiologischen Sinne durch das Wachstum und die Verfestigung des physischen Menschen entwickelt wurden und mit ihnen Schritt hielten – die unermesslichen und verwickelten Veränderungen und Drangsale der zoologischen Entwicklung –, da verkümmerte dieses mittlere „Auge“ zum Schluss zugleich mit den frühen spirituellen und rein psychischen Merkmalen des Menschen. …

Am Anfang war jede Klasse und Familie der lebenden Arten hermaphroditisch und objektiv einäugig.

The Secret Doctrine, II: 298, 299

Auch wird gesagt, dass dieses ‘Auge’ im ‘Laufe des zyklischen Kreislaufs’ des großen Gesetzes wieder funktionieren wird, wenn wir auf dem aufsteigenden Bogen erneut die spirituellen Reiche erreicht haben werden. Dann werden wir als vollkommene Menschen das irdische Leben verlassen, um zu ruhen, bevor wir als junge Götter die nächsten, höheren Runden der Existenz beginnen werden. Zwischen dem gesamten Fortgang der planetarischen Entfaltung des menschlichen Egos und dem evolutionären Lauf, welchen das Ego in einer Inkarnation durchlebt, existiert eine Analogie. Das Ego beginnt jedes Leben als kleines Kind, sammelt Erfahrungen und im Alter kreuzt sein hinausführender Weg aufs Neue einige Ebenen seines Hereinkommens. Das Neugeborene bringt den erfrischenden Geist einer anderen Welt mit sich und ist hier anfangs kaum wach; allmählich betritt das Kind eine neue Welt – glücklich, ohne Verantwortungsgefühl und voller Vertrauen. Während der sogenannten ‘zweiten Kindheit’ beginnen sich die Gezeiten der Lebenskräfte des Egos zu wenden. Mit dem Abebben der bewussten und vitalen Strömungen werden der alternde Körper und das Gehirn allmählich weniger wach, weniger aktiv. Man wird vergesslich und lebt in den Erinnerungen der Jugendjahre, ist sorglos und abhängig. Die hier abebbende Lebenskraft beginnt irgendwo anders einen neuen Zyklus. Und das Ego, das jetzt ‘heimkehrt’, kreuzt aufs Neue die inneren Ebenen, entlang derer es hierher kam. Altersschwäche bedeutet oft einen gleichzeitigen Zyklus der Wiedergeburt auf der anderen Seite des Schleiers.

Platzmangel hindert uns an einer Betrachtung der Brückenechse (Hatteria oder Sphenodon), einer alten Eidechsenart mit einem dritten Auge, die in Neuseeland gefunden wurde. Auch die Beuteltiere, die in der Fauna Australiens dominieren, stellen ein Übergangsstadium zwischen den eierlegenden und den lebend gebärenden Tieren dar. Wie können diese Tierarten anders erklärt werden als mit dem Überlappen von alten Zyklen? Offensichtlich sind sie demselben Gesetz der Verzögerung unterworfen wie die australischen Eingeborenen, die auf dem Überrest des alten Lemurien leben.

Die moderne biologische Forschung verfolgt die physiologischen Veränderungen der Zelle sozusagen von außen nach innen, bis an das Grenzgebiet der nicht materiellen Kräfte. Die okkulte Physiologie weist auf die kosmische Intelligenz der Natur als die ursächliche Kraft hin, die der Zelle vorschreibt, nur ihre eigene Form und Funktion hervorzubringen. Der unsichtbare, sich wiederverkörpernde Lebenskeim einer Pflanze und sogar eines Tieres, welcher in seiner eigenen Art von Erfahrungen uralt ist, liegt außerhalb des Bereiches eines Mikroskops. Die Experimente, die gemacht werden, indem man die natürliche Rangordnung der Chromosomen oder anderer Elemente der befruchteten Zelle verändert, beziehen sich nur auf das natürliche Vehikel oder den ‘Körper’, durch den sich die Intelligenz manifestiert. Die Resultate, wie bemerkenswert sie auch sein mögen, sind unzuverlässig, weil sie künstlich sind, und anstatt die gesuchten Antworten auf die Fragen des Lebens zu geben, werden sie verwirrend wirken.


Spuren der Zyklen auf der Erde

Es muss sowohl geologische und physische als auch intellektuelle und spirituelle Zyklen geben; sowohl Globen und Planeten als auch Rassen und Nationen werden geboren, wachsen, machen Fortschritte, werden schwächer und – sterben. Große Nationen spalten sich, zerstreuen sich in kleine Stämme, verlieren jede Erinnerung an ihre Größe, fallen allmählich in ihren primitiven Zustand zurück und – verschwinden eine nach der anderen vom Erdboden. Dasselbe geschieht mit großen Kontinenten. Ceylon muss einst Teil des indischen Kontinents gewesen sein. So war offensichtlich Spanien einmal mit Afrika verbunden und der schmale Kanal zwischen Gibraltar und Afrika war früher einmal trockenes Land.

The Theosophist, „A Land of Mystery“

Die Geologen sind auf dem Wege, immer mehr überzeugende Beweise zu finden, dass diese ‘gute Erde’ Aufzeichnungen von gewaltigen Ereignissen ihrer wunderbaren Laufbahn als menschentragender Planet bewahrt. Tatsächlich ist unser irdisches Zuhause eine sich verändernde Bühne, auf der sich das Drama des menschlichen Lebens regelmäßig abspielt – seit Millionen von Jahren immer wieder aufs Neue. Dieses planetarische Bühnenbild hat sich immer wieder verändert, jedoch stets in Übereinstimmung mit dem menschlichen Plan des sich entfaltenden rassischen Dramas, für das es als Hintergrund diente. Es stellt einen außerordentlich gut reagierenden Hintergrund dar, da auch die Erde selbst eine Wesenheit ist und eine ständige elektromagnetische Wechselbeziehung zwischen ihr und ihren Bewohnern existiert. Die Körper der Menschen sind aus demselben Stoff gemacht und sie beeinflussen die Erde mit dem, was sie denken, fühlen und tun. Die Erde ihrerseits beeinflusst die Menschen, so dass die Erde und die Menschheit gemeinsam aufstiegen und verschiedene kleinere und größere Zyklen durchliefen.

Die Erde erzählt ihre Geschichte – nicht in der Sprache einer bestimmten Zeit oder eines bestimmten Volkes, sondern in der universalen Muttersprache der Natur. Wer seine eigene zusammengesetzte Natur versteht, kann deshalb erkennen, wie die Laufbahnen der Menschheit und des Globus während aller Veränderungen auf dasselbe große Ziel des irdischen Lebens abgestimmt sind. Rassische und planetarische Zyklen haben der Erde geologische Stempel ihrer gemeinsamen evolutionären Perioden der Veränderung und des Wachstums eingeprägt. Deshalb wird der Geologe, der seine Sammlung wissenschaftlicher Daten interpretiert, im Licht der planetarischen Geschichte – wie diese in der Geheimlehre gegeben wird – auf Beweise für zyklische Perioden des Wachstums von Mutter Erde stoßen, die genauso deutlich aufgezeichnet sind, wie die Jahresringe im Querschnitt riesiger Bäume. Über Zeitalter hinweg wurden von der Weißen Bruderschaft detaillierte Aufzeichnungen angefertigt und als heilige Lehren in den Mysterienschulen aufbewahrt.

Agassiz sagte: „Die Kruste unserer Erde ist ein großer Friedhof, auf dem die Felsen die Grabsteine sind und die dort begrabenen Toten ihre eigenen Grabinschriften geschrieben haben.“ Diese ziemlich düstere Aussage vermittelt ein einseitiges Bild des menschlichen Lebens auf der Erde, es trägt dem von der Alten Weisheit betonten dauerhaften Prinzip im Menschen keine Rechnung. Denn dieselben unsterblichen Egos, die ihre vielen Erdenleben in der Zeit des „Garten Eden“ begonnen haben, haben nie aufgehört zu sein.

Es gibt eine interessante Analogie zwischen der Art, wie die Erde ihre frühen Perioden der Verkörperung durchlief und unserem eigenen physischen Anfang bei jeder neuen Inkarnation. In den Mahatma-Briefen an A. P. Sinnett schreibt der Meister KH.:

Wie Sie durch Analogie folgern können, muss jeder Globus durch eine – ebenfalls siebenfache – Formungsperiode hindurchgehen, ehe er die Zeit seines Erwachsenseins erreicht. Das Gesetz in der Natur ist einheitlich, und die Empfängnis, Formung und Geburt, das Wachstum und die Entwicklung eines Kindes unterscheiden sich von jener eines Globus nur der Größe nach. Der Globus durchläuft zwei Perioden, in welchen er zahnt und die ersten Haare verliert – seine ersten Gesteine, die er ebenfalls abschüttelt, um Platz für neue zu schaffen, und seine Farne und Moose, bevor er Wälder erhält. So wie die Atome im Körper alle sieben Jahre wechseln, erneuert auch der Globus seine Schichten nach sieben Zyklen. …

… Die Analogie zwischen einem Mutter-Globus und ihrem Menschen-Kind kann somit ausgearbeitet werden. Beide haben ihre sieben Prinzipien.

– S. 93-94, Brief XV

In The Secret Doctrine, II:149, ist zu lesen, dass die Periode der mineralischen und pflanzlichen Entwicklung nicht weniger als 300 000 000 Jahre andauerte, bevor der Mensch in seiner damaligen astralen Form seine „Kleider von Fellen“ erwarb. Als der Astralkörper physisch wurde, begann die Trennung der Geschlechter – vor ungefähr 18 000 000 Jahren. Damals wurden auch die latenten Feuer des Verstandes des Menschen entzündet, und er begann seine Kreisläufe der Erfahrung als ein selbstbewusstes menschliches Wesen.

Der aktivste Entwicklungszyklus des mineralischen und pflanzlichen Reiches fand während der ersten Runden statt, bevor der Astralkörper des Menschen physisch wurde. Heute ist die Kombination der mentalen und materiellen Natur des Menschen die vorherrschende Kraft auf der Erde, während die niederen Reiche in einem Zyklus verhältnismäßiger Ruhe verharren. Die Erschütterungen in der Natur, die für uns so beunruhigend sind – wie Erdbeben, Vulkanausbrüche und so weiter –, sind sanft im Vergleich zu den Perioden intensiver Aktivität der felsigen Erde während ihrer ersten Stadien. Die theosophische Lehre besagt, dass – obwohl die Körper der späteren dritten Wurzelrasse ausreichend physisch waren, um fossile Spuren zu hinterlassen – die heftigen Vulkanausbrüche, Erdbeben und andere Kataklysmen, die seitdem periodisch auftraten, ohne Zweifel jede Spur davon ausgelöscht haben.

Weiter sind Kontinente im Ozean versunken, und in vielen Teilen der Erde sind neue Länder aus den Wellen emporgetaucht, seit sich die Materie von ihrem ursprünglichen Zustand verfestigt hat. Der Globus selbst hat sich durch seine aufeinander folgenden Zyklen hindurch in Übereinstimmung mit dem Evolutionsprozess der verschiedenen Wurzelrassen entwickelt; und die fünfte Wurzelrasse ist jene, in der wir uns jetzt befinden.

Natürlich gibt es keine scharfe Trennung zwischen den einander folgenden Rassen oder Kontinenten, genauso wenig wie der Mensch von einem Tag auf den anderen plötzlich und vollständig seinen Körper oder seinen Charakter ändert. Es war die Rede von derselben Vermischung und Überlappung von rassischen und kontinentalen Zyklen, wie sie gegenwärtig stattfinden, obwohl schließlich gewaltige Naturkatastrophen die Oberfläche der Erde veränderten. Diese Erschütterungen löschten den degenerierten Teil einer Rasse aus. Mittlerweile hatten die würdigen Überlebenden in Ländern Zuflucht gefunden, die genauso langsam aus dem Ozean emportauchten, wie andere Teile ihrer früheren Heimat im Laufe der Zeitalter versunken waren.

Eine bleibende Erinnerung an diese wichtigen Ereignisse in der Geschichte der Rassen findet man in den übereinstimmenden Überlieferungen aller Völker. H. P. Blavatsky weist darauf hin:

Dass Welten (und auch Rassen) periodisch abwechselnd durch Feuer (Vulkane und Erdbeben) und Wasser vernichtet und wieder erneuert werden, ist eine Lehre, die so alt ist wie der Mensch. Manu, Hermes, die Chaldäer, das ganze Altertum glaubte daran. Zweimal bereits hat sich die Oberfläche des Globus durch Feuer und zweimal durch Wasser verändert, seitdem der Mensch auf ihm erschienen ist. Genau wie das Land Ruhe und Erneuerung, neue Kräfte und eine Veränderung seiner Böden braucht, benötigt es das Wasser ebenso. Daraus entsteht eine periodische Neuverteilung von Land und Wasser, eine Veränderung des Klimas usw. – alles durch geologische Umwälzungen verursacht und schließlich in einer Veränderung der Erdachse endigend. … Es gibt säkulare Änderungen in der Neigung der Erdachse, und ihre festgelegte Zeit ist in einem der großen geheimen Zyklen aufgezeichnet.

The Secret Doctrine, II: 725-726

Die enge Beziehung zwischen Mensch und Natur lässt ein so wichtiges Ereignis, wie den Anfang und das Ende eines großen Rassenzyklus, mit planetarischen Veränderungen zusammenfallen. Immer und überall wird von einer gemeinsamen Wirkung der Gesetze von Karma (Ursache und Wirkung), Wiederverkörperung und den Zyklen gesprochen. Diese Gesetze beherrschen nicht nur das menschliche Leben, sondern bestimmen ebenso die Lebensgeschichte eines jeden Atoms der Materie. Daher kommt es, dass sich die gesamte Materie ständig verändert und Modifikationen aufweist, welche den Veränderungen entsprechen, die der denkende Mensch erlebt.

Diese gleichzeitigen evolutionären Veränderungen von Geist und Materie stimmen mit der Tatsache überein, dass alle Materie lebt und in gewissem Maße bewusst ist, obwohl nur der Mensch selbstbewusst ist. Materie wird auf die eine oder andere Weise ohne Berührung durch den Kontakt mit den Zuständen des menschlichen Lebens beeinflusst. Ein greifbarer Beweis für den Einfluss des Menschen auf die irdische Materie liefert unsere heutige komplizierte materielle Zivilisation. Im Vergleich zu dem einfachen Leben unserer Vorfahren besteht ein riesengroßer Unterschied zwischen ihrer Lebensweise, zwischen ihren Bedürfnissen und unseren. Wir wollen einmal die schwachen Spuren, welche die alten Völker auf dem von ihnen bewohnten Boden hinterließen, mit dem vergleichem, was heute im selben Gebiet stattfindet. Heute hat man in der Landschaft viele Tunnel gegraben, überall sind Brücken, hier hat man einen Wald abgeholzt und dort einen Deich errichtet, der Boden und sogar das Wetter haben sich verändert, Ozeane hat man durch künstliche Kanäle miteinander verbunden, Elektrizität und Wasserkraft sind nutzbar gemacht, Autobahnen wurden angelegt und Flugwege markiert – das gesamte Bild der Natur hat sich in Übereinstimmung mit einem geänderten Zyklus des menschlichen Denkens und Empfindens verändert.

Eine interessante Bemerkung über die Beziehung zwischen Mensch und Natur wird in Isis Unveiled, I: 395 gemacht, wo über die magnetischen Emanationen des Menschen gesagt wird:

„Magnetische Ströme entwickeln sich beim Verlassen des Körpers zu Elektrizitität.“

Angesichts dieser Wechselwirkung von Kräften kann man leicht verstehen, dass ein andauernder und unausgeglichener Strom bestimmter magnetischer menschlicher Emanationen periodisch einen Punkt der Spannung erreichen kann, der sich stark auf die Erde auswirkt. Die feste Masse der Erde unterliegt unentwegt dem Einfluss elektrischer und anderer Kräfte, wodurch materielle Folgen hervorgebracht werden. Der Zeitpunkt der Entladung, sozusagen, fällt mit der Veränderung eines großen Zyklus zusammen, wodurch heftige Erschütterungen in Form von Erdbeben, Überschwemmungen, Bränden und Eisbildungen hervorgerufen werden. William Q. Judge geht in seinem Buch Das Meer der Theosophie näher darauf ein, wo er sagt:

Am Schnittpunkt der großen Zyklen treten dynamische Wirkungen in Erscheinung und verändern die Oberfläche des Planeten aufgrund einer Verlagerung der Pole des Globus oder anderer Umwälzungen. Diese Theorie mag keine allgemeine Aufnahme finden, aber wir halten sie für zutreffend. Der Mensch ist ein großer Dynamo, der Energie erzeugt, aufspeichert und ausstrahlt. Und wenn große Menschenmassen eine Rasse bilden und auf diese Weise Energie erzeugen und verbreiten, dann resultiert daraus eine dynamische Wirkung auf die Substanzen des Globus, die mächtig genug ist, um Kataklysmen und andere fühlbare Störungen zu erzeugen. Dass sich in den Erdschichten bereits ungeheure und furchtbare Störungen abgespielt haben, wird allgemein zugegeben und erfordert jetzt keine Beweisführung. Diese Katastrophen entstanden, geologisch gesehen, durch Erdbeben und Eisbildung. Für die Tierformen bedeutet das zyklische Gesetz, dass bestimmte, jetzt ausgestorbene Tierformen und auch bestimmte menschliche Formen, die man heute nicht kennt, deren frühere Existenz man jedoch vermutet, mit ihrem eigenen Zyklus wiederkehren werden. …

– S. 149-150

Seit William Quan Judge das im Jahr 1893 geschrieben hat, wurden in tropischen Teilen Afrikas und anderswo alte Gebiete entdeckt, die früher mit Eis bedeckt waren, was darauf hinweist, dass sie einst Polargebiete waren. Die alten Lehren sagen, dass Katastrophen nicht nur Veränderungen in den warmen Strömungen des Ozeans und den heißen magnetischen Strömen der Erde hervorrufen, sondern auch Veränderungen an den Polen mit sich bringen, die sich schon mehrere Male gedreht haben. Das wurde jedesmal von einer völligen Veränderung der Erdoberfläche begleitet, abwechselnd durch Feuer und Wasser verursacht; und darauf beruht die biblische Erzählung über die Sintflut. Die Überlieferungen von Noah und allen Bewohnern der Arche beziehen sich auf die Überlebenden der zum Untergang verurteilten vierten Rasse, welche den Beginn der nächsten Rasse bildeten. Diese Geschichte unserer Sintflut, die aus der grauen Vergangenheit zu uns gekommen ist, ist eine universale Überlieferung. Man findet sie sowohl in den Religionen verschiedenster Nationen, wie bei den Peruanern, Azteken, Chaldäern, Chinesen, Ägyptern, Phoeniziern, Hindus und so weiter, als auch bei Naturvölkern.

Die Geologie zeigt, dass die Polargebiete einst warme und blühende Länder waren. Die Theosophie sagt uns, dass selbst der Mensch damals anwesend und verkörpert war. Arktische sowie antarktische Entdecker haben in sehr hohen Breiten Fossilien subtropischer Pflanzen und Korallen gefunden, die einst an den Küsten von Grönland und so weiter wuchsen. Große wandernde Eisflächen haben ihre Spuren auf der Erdoberfläche hinterlassen und klimatologische Veränderungen verursacht.

Die Geologie ist ein fesselndes Thema, denn weit davon entfernt, ein trockenes Studium zu sein, studiert man eine planetarische Wesenheit, die eine graphische Skizze riesiger Zyklen in unserer wunderbaren Vergangenheit bewahrt hat. Der durch diese Perioden der Erfahrung laufende evolutionäre Plan beinhaltet das Versprechen einer größeren Entfaltung in der Zukunft. Intuitive Forscher werden entdecken, dass die Phänomene der Erde und der Naturkräfte die Sprache sind, welche die Materie in dem universalen Drama des sich entfaltenden, verkörperten, zyklischen Lebens spricht.

In Kapitel 3 haben wir bereits das Thema der versunkenen Kontinente erwähnt, welche die Heimat früherer Menschenrassen waren und die im Laufe vieler Zeitalter unter der Oberfläche unserer heutigen Ozeane versanken. Die Namen Lemurien und Atlantis sind jedem bekannt, obschon man sie meistens mit legendären Erzählungen in Zusammenhang bringt, die nicht auf Wahrheit gründen.

Schon seit langem untersuchen Wissenschaftler mit Hilfe speziell ausgerüsteter Schiffe den Meeresboden. Die daraus resultierenden Entdeckungen passen oft sehr gut zu der Vorstellung von versunkenen Kontinenten, aber dennoch wird heute der Gedanke an ein Versinken und erneutes Emportauchen von Kontinenten im Allgemeinen von der Wissenschaft nicht anerkannt.

Es gab eine Zeit, da die Wissenschaft sehr wohl Wert auf diese Ansicht legte, aber die moderne Geologie akzeptiert im Moment ganz allgemein die sogenannte Schollentheorie, die besagt, dass die Erdkruste in eine Anzahl kontinentaler Schollen auseinander gefallen ist, die in früheren Perioden ineinander passten, aber von bestimmten Kräften auseinander getrieben wurden. Die alte Weisheit hält ihre Behauptung aufrecht, dass der heutige Meeresboden einst die Oberfläche mächtiger Kontinente bildete, auf denen sich die Evolution der Menschheit jener Tage vollzog.

Unterseeische Forschungsarbeiten bringen viele Veränderungen des Wasserstands zum Vorschein – ein Phänomen, das offensichtlich zu den universalen Ebbe- und Flutbewegungen der Dinge zu gehören scheint. Es ist bekannt, dass solche Veränderungen auch heute in vielen Teilen der Erde stattfinden. Einige amerikanische Küsten heben sich langsam, während andere versinken; die Berge des Himalaya und Kaliforniens heben sich ständig und so weiter. Das passt in das Bild ineinander übergehender und sich vermischender großer und kleiner Zyklen – sowohl in Bezug auf die Wurzelrassen als auch auf die Kontinente. Teile Kaliforniens, Ceylons und Australiens fallen in einen überlappenden geologischen Zyklus, der bis zur dritten Wurzelrasse zurückreicht.

Diese geologischen Anzeichen von Zuständen, die wir und Mutter Erde gemeinsam erlebten, haben mehr als nur eine wissenschaftliche Bedeutung. Zurückblickend geben sie uns eine panoramische Vision von der Reise der Seele. Der spirituelle Plan, der den Hintergrund der gesamten Vorstellung bildet, erhebt und veredelt den Pfad unseres täglichen Lebens. Die Vergangenheit, das Heute und die Zukunft sind das ewige JETZT für den inneren Menschen, der seine Zyklen außerhalb der Grenzen der Zeit – in der grenzenlosen Ewigkeit – vollendet. Zu jedem Menschen spricht Die Stimme der Stille:

Deine Schatten leben und vergehen. Das, was in dir für immer leben wird, das, was in dir weiß, weil es Wissen ist, ist nicht von flüchtigem Leben: Es ist der Mensch, der war, der ist und sein wird, für den die Stunde niemals schlägt.

– S. 48


Archäologie und die Rückkehr von Zivilisationen

Die Bewegung der physischen Erde wird, der alten Lehre zufolge, von einer gleichen Bewegung in der Welt des Intellekts begleitet – die spirituelle Evolution der Welt schreitet wie die physische in Zyklen voran.

So erkennen wir in der Geschichte einen steten Wechsel von Ebbe und Flut in den Gezeiten des menschlichen Fortschritts. Die großen Kaiser- und Königreiche der Welt sinken wieder zusammen, nachdem sie den Gipfel ihrer Größe erreicht haben, in Übereinstimmung mit demselben Gesetz, demzufolge sie emporgestiegen sind, bis die Menschheit schließlich, nachdem sie den tiefsten Punkt durchschritten hat, sich wieder aufmacht und erneut emporsteigt, wobei der Stand des von ihr Errungenen dem Gesetz der aufsteigenden zyklischen Evolution entsprechend etwas höher ist als der Punkt, von dem aus sie zuvor herabstieg.

Isis Unveiled, I: 34.

Aber diese Zyklen – Räder innerhalb von Rädern, … betreffen nicht die gesamte Menschheit zu ein- und derselben Zeit. Daraus resultiert, wie wir sehen, die Schwierigkeit, sie zu verstehen und zwischen ihnen zu unterscheiden. Das betrifft insbesondere ihre körperlichen und spirituellen Auswirkungen, wenn wir ihre Beziehung zur betreffenden Stellung der Nationen und Rassen in ihrem Schicksal und in ihrer Evolution und ihre Auswirkung auf sie nicht vollständig verstanden haben. Dieses System kann nicht verstanden werden, wenn die spirituellen Auswirkungen dieser Perioden – sozusagen vom karmischen Gesetz vorherbestimmt – von ihrem physischen Lauf getrennt betrachtet werden.

The Secret Doctrine, I: 641-642

Ein ganzes Buch könnte über die Tatsachen geschrieben werden, welche in dieser Zitatstelle dargestellt sind. Nicht einmal eine ganze Reihe von Bänden würde für dieses besonders interessante Thema ausreichen, das teilweise in diesem kleinen Buch umrissen wird. Die Lehren der Geheimlehre sind keine Theorien oder hypothetischen Halbwahrheiten. Es sind in der Tat konkrete Berichte, welche die Jahrhunderte hindurch von den am höchsten entwickelten und edelsten Menschen der Rasse aufbewahrt wurden. Diese Berichte sind sicher in den geheimen Büchern der Großen Weißen Loge der Meister aufbewahrt, die H. P. Blavatsky als Botin zu ihren Mitmenschen sandten.

Was diese alten Aufzeichnungen über die Urgeschichte erzählen, stellt alles, was historisch über die Lebensgeschichte des Menschen und der Erde bekannt ist, in den Schatten. In der großartigen Perspektive des Ganzen finden alle die verwirrenden Angaben über Evolution, Archäologie, Geologie und so weiter ihren logischen Platz und Zeitpunkt. Ein bedeutsames Beispiel in diesem Schema ist die Tatsache, dass im Prozess des menschlichen Fortschritts nicht alle Menschen gemeinsam und gleichzeitig dasselbe Niveau erreichen. Das ist eine Erklärung für die gleichzeitig in denselben geologischen Schichten auftretenden archäologischen Funde von hohen und niedrigen Zivilisationen. Das erklärt auch das Auftreten von übereinander gebauten Städten, wobei die unteren Schichten einen höheren Entwicklungsgrad aufweisen als die oberen.

In verschiedenen Teilen der Welt gab es zur gleichen Zeit Höhlenbewohner, Pfahlbauten, nomadische Jäger, Hirtenvölker und blühende Zivilisationen, die alle ihre eigene, spezielle Evolutionsphase durchliefen.

Es ist völlig natürlich, dass sich Mitglieder der menschlichen Rasse entsprechend ihrer allgemeinen Evolutionsstufe zu kleineren oder größeren Gruppen zusammenschließen. Darüber hinaus ist ein gleichzeitiger Zusammenschluss von Gruppen verschiedener Stufen eine allgemeine Lebensregel. Wir müssen nur an den Schulunterricht denken, von der Grundschule bis hin zu den Universitäten sind die Schüler und Studenten in Gruppen und Klassen eingeteilt. Diese Analogie gilt für die gesamte Menschheitsfamilie als Rasse, wo wir gleichzeitig Vertreter für die Phase der Kindheit, der Jugend, das Erwachsenenalter und das Alter finden können – alle durchlaufen ihre Entwicklung gemeinsam. Die Menschheit hat und hatte immer ihre unterschiedlichen Altersgruppen evolutionären Wachstums. Jede Gruppe erarbeitet ihren rechtmäßigen ‘Platz an der Sonne’ mentaler und spiritueller Erleuchtung. Es ist alles genauso natürlich wie die Tatsache, dass an einem Ort der Tag anbricht, während die Sonne zur gleichen Zeit an einem anderen Ort hoch am Himmel steht, am nächsten Ort untergeht und schließlich an einem weiteren Platz nur schwach vom Mitternachtsmond reflektiert wird – und das alles auf dieser einen Welt.

Evolution ist nur ein anderes Wort für zyklische Gesetzmäßigkeit. Die Rasse bewegt sich nicht en masse in einer linearen Evolution. Diese Tatsache ist offensichtlich, wenn man die Gezeiten der menschlichen Entwicklung beobachtet, die an verschiedenen Orten der modernen Welt ihre Perioden von Ebbe und Flut durchläuft. Die sich gegenüberstehenden Tiden sind für den Beobachter selbstverständlich geworden, nachdem die Luftfahrt und die Medien die Welt zu einem Dorf gemacht haben. Versuchen wir uns einmal einen Piloten bei einem Flug um die Welt vorzustellen, der einen Film über die menschlichen Lebensumstände dreht. Er würde die größten Kontraste finden, lebendige Beispiele sämtlicher mentaler, moralischer und materieller Schichten – von einem barbarischen bis zum hochgebildeten Stadium. Würde diese moderne Welt plötzlich von einer Naturkatastrophe überwältigt und alles in statu quo bewahrt, wie es in Pompei der Fall war, dann würden die Archäologen einer fernen Zukunft eine begrabene, ebenso paradoxe Vergangenheit vorfinden, wie es jetzt bei Ausgrabungen geschieht.

So wie der Mensch von der rotierenden Erde in ihren Bewegungen von einem Tag zum anderen mitgeführt wird und immer wieder seine Arbeit vom vorigen Tag aufnimmt, so erscheinen und verschwinden auch ganze Zivilisationen, die eine Blütezeit erleben und verfallen. Jedes reinkarnierende Ego wird zur richtigen Zeit karmisch wieder an den Ort und zu den Umständen zur Erde hingezogen, wo es den nächsten Schritt auf dem Wege zu weiterer menschlicher Vervollkommnung machen kann. Wie schnell und wie weit ein Mensch während einer einzigen Lebensperiode geht, hängt einzig und allein von ihm selbst ab. Umstände, die für einen schwachen Charakter ein Hindernis darstellen, können für einen anderen Menschen mit einem starken Willen eine Sprosse auf der emporsteigenden Leiter bedeuten. Jeder Mensch wird mit dem Charakter geboren, den er sich selbst geschaffen hat, und jedes Leben bietet Chancen, um mehr von seiner inneren Kraft und Kenntnis hervorzubringen. Das karmische Gesetz begeht keine Irrtümer bei der Zusammenführung von Menschengruppen in einer bestimmten Phase einer Zivilisation. Ebenso wie die Durchschnittsmenschen sind die Höchsten und Niedersten mehr oder weniger eng durch persönliches, nationales und Rassen-Karma miteinander verbunden.

Die bereits weiter oben erwähnten, an verschiedenen Stellen gemachten Funde übereinander gebauter Städte unterschiedlicher kultureller Entwicklungsstufen sind der Beweis für die lebendige Ebbe und Flut des menschlichen Daseins. Die rätselhafte Situation ist ein Anzeichen für den natürlichen zyklischen Lauf der Evolution. Diese ‘Funde’ sind gewöhnlich Wohnorte von Menschen unterschiedlicher Entwicklungsstufen und wurden Schicht um Schicht durch den Staub der Jahrhunderte voneinander getrennt. Die Frage lautet nicht nur, wer diese vergessenen Menschen waren, sondern auch, warum sie alle zur selben Stelle hingezogen wurden, um sich dort niederzulassen? Vielleicht war es ein günstiger Ort für die allgemeinen Interessen einer Gemeinschaft. Möglicherweise reinkarnierten manche von ihnen in mehreren der verschiedenen Schichten. Höchstwahrscheinlich stellte jede Schicht einen kleinerer Zyklus in einem größeren Zyklus dar – mit einem für das Ganze gültigen Ziel. In diesem Fall würde die erste Stadt etwas von ihrem Einfluss hinterlassen, von dem die später kommenden Menschen unbewusst angezogen wurden, die sich dort gemeinsam niederließen. Der denkende Mensch hinterlässt nicht nur auf der materiellen Erde seinen Eindruck. Die vitalen Eindrücke seines inneren Gedanken- und Gefühlslebens spiegeln sich in dem ihn umgebenden Astrallicht wider, das alle diese Bilder festhält. So haben die Bewohner neben greifbaren Überresten in verschiedenen Schichten der Wohnorte und in der Umwelt einen Eindruck einer bestimmten psycho-magnetischen Qualität hinterlassen, die eine ungreifbare Anziehungskraft auf andere Seelen hatte.

Auf dem Gebiet der Entdeckungen dieser alten Wohngebiete ist viel geschehen, seit H. P. Blavatsky im Jahr 1888 darüber schrieb:

Die Überlieferung behauptet, und die Archäologie geht von der Richtigkeit der Legende aus, dass es mehr als eine blühende Stadt in Indien gibt, welche auf verschiedenen anderen Städten aufgebaut ist und so eine sechs oder sieben Stockwerke hohe unterirdische Stadt bildet. Delhi ist eine von ihnen, Allahabad eine andere; Beispiele finden sich selbst in Europa, wie in Florenz, welches auf verschiedenen erloschenen etruskischen und anderen Städten aufgebaut ist.

The Secret Doctrine, II: 220-221

Manche dieser versunkenen Städte haben zu der Erkenntnis beigetragen, dass vieles, was man für legendäre Ereignisse und mythische Gestalten hielt, auf Tatsachen einer ungeschriebenen Vergangenheit gründet. So wird beispielsweise berichtet, dass der oft erwähnte Hügel von Hissarlik, auf dem Troja lag, die Lage der homerischen Stadt enthüllt, „die siebente von unten in einer Gruppe von neun Städten, die zusammen den Hügel bilden“.

Dieselbe Autorin fügt noch hinzu, dass es in Amerika antike Städte gäbe, die nicht einmal eine legendäre Geschichte haben. Sie sagt darüber Folgendes:

Überall entlang der Küste von Peru, auf der ganzen Landenge und in ganz Nordamerika, in den Canyons der Cordilleren, in den unpassierbaren Schluchten der Anden und besonders jenseits des Tales von Mexiko liegen – in Ruinen und verlassen – hunderte einst mächtiger Städte, dem Gedächtnis der Menschen verloren und selbst namenlos geworden. … Bezüglich prähistorischer Bauten sind sowohl Peru als auch Mexiko Rivalen von Ägypten. Die Bauten Perus, die in ihrer Größe den zyklopenartigen Strukturen Ägyptens gleichen, übersteigen die Zahl der ägyptischen. … öffentliche Gebäude, wie Mauern, Festungen, Terrassen, Bewässerungsanlagen, Aquädukte, Brücken, Tempel, Friedhöfe, ganze Städte und vorzüglich angelegte, hunderte Meilen lange Straßen erstrecken sich in einer ununterbrochenen Linie und bedecken das Land beinahe wie ein Netz. … Über die vielen Generationen der Völker, die sie erbauten, weiß die Geschichte nichts und sogar die Tradition schweigt. … Ganze Wälder sind aus den gebrochenen Herzen der Städte emporgewachsen, und mit wenigen Ausnahmen liegt alles in Trümmern. Aber über das, was einmal war, kann man sich durch das, was noch übrig ist, ein Bild machen.

The Theosophist, „A Land of Mystery“

Es liegt ein gewisser Pathos in dem Gedanken „der gebrochenen Herzen der Städte“, in denen einst der vitale Strom menschlichen Lebens pulsierte und sich mit der Ebbe und Flut von Hoffnungen und Ängsten, Sehnsüchten und Wünschen, Freuden und Sorgen – wie unsere eigenen – bewegte. Die Archäologie ist kein trockenes Studium, wenn wir die Fortsetzungsgeschichte menschlichen Lebens auf der Erde zu lesen beginnen. Diese ausgegrabenen Häuser, Tempel und Schlachtfelder sind die zerstreuten Kapitel der Geschichte – unsere eigene Vergangenheit.

Die menschliche Natur spielt immer dieselbe duale Rolle im Drama eines Gottes, der im Körper eines Tieres wohnt. Die gewöhnlichen archäologischen ‘Funde’ sowohl von Altären als auch von Waffen sind Symbole derselben gegensätzlichen Impulse, die uns bei unseren heutigen Formen von Gottesdienst und Konflikt bewegen. Manchmal sind es nur ein paar Scherben prähistorischen Steinguts, die inmitten alter Küchen gefunden wurden, die uns etwas von der künstlerischen Seite des Lebens eines unbekannten Volkes erzählen. So sind die Kunst und die Archäologie miteinander verbunden, um einen Beweis unseres Erbes von kreativer Schönheit zu überliefern, die uns Menschen im Blut liegt. Wie könnten sonst viele von uns, die künstlerisch nicht gebildet sind, so oft durch die in Farbe, Linie oder Laut zum Ausdruck gebrachte Harmonie begeistert werden, wenn wir so etwas nicht schon früher gekannt oder empfunden hätten? Unsere angeborenen Ideale sind oft das spirituelle Aroma von Erfahrungsperioden, an die sich das innere Selbst erinnert. Das neue Gehirn, das bei jeder Inkarnation entsteht, hat daran keine Erinnerung. Aber die überdauernde Seele erntet und speichert das Beste aus jeder Runde.

Ein Gegenstand anhaltenden Interesses ist der Ort der Wiege der Menschheit. Natürlich waren die Kontinente der ersten vier Rassen verschwunden, und neue Länder lagen bereit, als die Zeit für die evolvierenden Egos unserer fünften Wurzelrasse reif war, um ihre Zyklen zu beginnen. Die wissenschaftliche Idee, dass die Zivilisation ihren Ursprung dort nahm, wo sich heute die großen Hochebenen von Zentralasien ausbreiten, und die theologische Überlieferung vom Garten Eden beziehen sich beide auf die Heimat unserer heutigen fünften Wurzelrasse. Die alten Aufzeichnungen berichten von einer ausgedehnten Heimat in Zentralasien, mit zwei weit auseinander liegenden Perioden rassischer Geschichte. Der Keim der arischen Rasse reicht weit zurück, bis zu bestimmten, damals zu atlantischen Stämmen gehörenden Egos. Dieser erste Stamm verließ den Kontinent der mächtigen Zauberer und wanderte in aufeinander folgenden Wellen, unter spiritueller Leitung, zu den sich damals erhebenden Ländern Zentralasiens, wo heute die Wüste Gobi liegt. Dieses riesige Kontinentalsystem war damals eine Sammlung wunderschöner, fruchtbarer Länder, mit einem milden und gleichmäßigen Klima und mit kleinen und großen Inseln in den umliegenden Meeren. HPB spricht von einem Binnenmeer, das für heilig gehalten und ‘der Abgrund des Lernens’ genannt wurde (The Secret Doctrine, II: 502). Die heiligen Schriften berichten von den wunderbaren Zivilisationen, die dort entstanden und jahrhundertelang blühten.

Später, als die Zeitzyklen dahinrollten, erhob sich das Land, das Meer wich zurück, das fruchtbare Land wurde dürr und das Klima unerträglich. Das Volk wanderte wieder zu neu entstandenen Ländern und breitete sich nach Westen, Osten und Süden aus. Diese Zerstreuung der alten Kultur in neue Länder setzte sich tausende und abertausende von Jahren fort. Im Laufe der Zeit ging die Kenntnis über die frühen asiatischen Zivilisationen verloren, bis sogar ihre Geschichte legendär wurde. Die Emigranten waren jenes Volk, welches später die Chinesen, die Tartaren, die Hindus, die Assyrier, die Babylonier, die Perser, die Griechen, die Römer, die Kelten und die germanischen und skandinavischen Stämme hervorbrachte.

Der gegenwärtige Drang der Archäologen, diese im Halbdunkel liegenden Pfade der Vergangenheit zu untersuchen, stimmt mit dem neuen Zyklus des spirituellen Erwachens und mit dem Wiedergewinnen des heiligen Wissens über das erhabene Ziel überein, das in unzähligen Inkarnationen angestrebt wurde. Dr. de Purucker sagt in einem interessanten Artikel, dem wir die obigen Einzelheiten entnommen haben, Folgendes:

Ich glaube, dass unsere Archäologen und andere Wissenschaftler, wenn sie anfangen, in den vom Wind heimgesuchten Wüsten und den sandigen, unfruchtbaren Ebenen von Turkestan, Persien und Belutschistan zu graben, eines Tages Überreste finden werden, die zeigen, dass es eine Zivilisation gab, die dem, was wir jetzt kennen, zumindest ebenbürtig war, … .

Ein paar Jahrtausende vor der ältesten uns bekannten Geschichte von Griechenland, Kreta und Kleinasien existierte eine Zivilisation in jener Ebene, die heute dürre Gebiete Persiens darstellen. Was immer das alte Griechenland, Rom, Ägypten oder Babylon vorweisen konnte – es wäre beschämend gewesen gegenüber dieser Zivilisation, die sogar vornehmer und erhabener als unsere war. Das war das Mutterland der griechischen und römischen Völker und der Bewohner der griechischen Kolonien in Süditalien. …

Zentralasien ist nicht nur die Wiege der Zivilisation unserer fünften Wurzelrasse, sondern unser Mutterland. In den ersten Anfängen – als die fünfte Wurzelrasse sie selbst wurde, als ein von Atlantis getrennter Stamm – war es dieses Land, in das die ersten Kolonisten der fünften Rasse zogen, um sich dort niederzulassen. In jener Zeit begann sich dieses Land aus den Wassern emporzuheben. Von seinen hohen Ebenen und Plateaus aus versuchten die aufkommenden neuen Rassen sich im Laufe der Jahrhunderte von den dämonischen Praktiken ihrer eigenen atlantischen Vorfahren zu befreien, die nun ihrem Untergang entgegengingen. Dort wohnte die frühe fünfte Rasse, geschützt durch Karma, geschützt von der Loge. Eine Unterrasse folgte der nächsten, während sie langsam von Unwissenheit zu Wissen und von Wissen zu einem Hauch von Weisheit emporstiegen – und zu dessen Missbrauch, bis wir schließlich unser Kali-Yuga2 erreichten und damit begannen, die Rechnung zu begleichen. Wann werden die Menschen lernen, dass der einzige Weg zu Glück und Frieden, zu Wohlstand und größerem Besitz, sowohl spirituell als auch materiell, in Gehorsam gegenüber dem spirituellen und moralischen Gesetz und im Dienen liegt. … Selbstsucht besiegt ihre eigenen Ziele.

The Theosophical Forum, Juni 1937

Dieses Licht, das auf eine wunderbare Vergangenheit in Zentralasien geworfen wird, appelliert an unsere Intuition, da diese Ereignisse zu unserer eigenen Geschichte gehören. Die Durchschnittsmenschen, du und ich, waren ‘von Anfang an’ Egos dieser menschlichen Lebenswoge. Wenn wir zurückblicken, weitet sich unser mentaler Horizont bei dem Gedanken an das endlose Drehen von Rädern in Rädern während unserer vergangenen Leben aus. Die vielen Inkarnationen waren nichts anderes als kleine Zyklen entlang der großen Spirale dieser fünften Wurzelrasse, die noch in ihrer Blüte steht. Wir sehen in unserer Vorstellung diesen asiatischen Brennpunkt der Zivilisationen, der sein menschliches Licht und Leben mittels der wandernden Gruppen ausstrahlt, deren Kulturen zu den verschiedenen charakteristischen Nationen evolvierten. Es muss einst Berührungspunkte zwischen den Egos gegeben haben – und sie müssen auch heute noch existieren –, die von dort aus für ein oder für mehrere Leben getrennte Wege gingen.

Der chaotische Zustand einander durchdringender Einflüsse während des Verfalls des römischen Kaiserreichs könnte sehr wohl der karmischen Wiederholung alter Verbindungen zuzuschreiben sein. Zu jener Zeit kam einige Bewegung und Unsicherheit in die starren Formen von Religion und Gewohnheiten. Das sonderbare Gemisch von Denkweisen und Charakteren war ursprünglich indisch, druidisch, germanisch, syrisch, persisch und von noch anderer Art – alles typische nationale Ausdrucksformen der menschlichen Vernunft und der menschlichen Emotionen. Heute ist Amerika ein solcher ‘Schmelztiegel’ der Nationalitäten. Werden nicht auch hier jahrhundertealte Verbindungen erneuert – diesmal in dem Bewusstsein, dass wir aus alten Fehlern lernen und mit größerer Weisheit das allgemeine Wohlergehen mitaufbauen müssen? Besonders in der Neuen Welt ist das Leben der frühreifen Generationen bewegt, ruhelos, dynamisch, suchend – empfindsam für weitreichende Impulse, zum Guten oder zum Bösen.

Da der gegenwärtige Zustand der Welt vorhergesehen wurde, wurden Maßnahmen getroffen, um das befreiende Licht der Wahrheit so scheinen zu lassen, dass wir gemäß den Zeichen der Zeit zu verstehen beginnen, worum es in Wirklichkeit geht. Die große Weiße Loge, die Lehrer sandte, um unsere junge Rasse von dem zum Untergang verurteilten Atlantis in die asiatischen Länder zu führen, sandte H. P. Blavatsky mit dem Alten Wissen, damit wir mit dessen Hilfe einen ‘Ausweg’ aus dem Labyrinth unserer selbstsüchtigen Fehler ‘finden’. Unsere Menschheit ist ihrem unverantwortlichen Kindheitsstadium entwachsen, und sie muss diesen zyklischen Wendepunkt mit selbstbewusstem Willen und den richtigen Motiven in Angriff nehmen.

Es war ein Teil des großen Plans für Universale Bruderschaft, dass das frische Land der Neuen Welt der Geburtsort der Theosophischen Gesellschaft sein sollte. Es war kein Zufall, dass hundert Jahre zuvor dem Siegel der Vereinigten Staaten die Inschrift eingraviert wurde: Annuit coeptis. Novus ordo seclorum (Er [Gott] hat unser Unterfangen begünstigt. Die neue Ordnung der Zeitalter). Damals nahm eine neue Ordnung der Zeitalter auf ihrer großartigen Reise entlang des aufsteigenden Bogens ihren Anfang. Es war ein Teil der Arbeit, die am Ende eines jeden Jahrhunderts für die Menschheit geleistet wird und die ihren Ausgangspunkt ‘hinter den Kulissen’ hat. Auch in Europa wurden rechtzeitig Anstrengungen unternommen, um die Machthaber vor den bevorstehenden Katastrophen zu warnen. Die Boten versuchten jene Menschen, die geheime Methoden zur Erlangung von Reichtum, Macht und langem Leben anwendeten, wachzurütteln und sie darauf hinzuweisen, dass der wahre ‘Stein der Weisen’ in unserer eigenen spirituellen Natur verschlossen liegt. Aber die Warnungen und die edlen und außergewöhnlichen Werke von Cagliostro, Mesmer und Saint-Germain wurden nur von ‘den Wenigen’ verstanden.

Es ist bedeutungsvoll, dass die äußere Arbeit der Großen Loge am Ende des neunzehnten Jahrhunderts von der Theosophischen Bewegung in das 20. Jahrhundert hinüber getragen wurde. Zum ersten Mal seit dem vierzehnten Jahrhundert wurde das ‘Licht aus dem Osten’ im Westen heller und stärker. Es wird von immer mehr vorwärts strebenden Menschen erkannt. Wir finden Hinweise für die wichtigeren Kernfragen, die tief in dem sich ändernden Lauf der Dinge liegen. Zum Beispiel:

… die Okkulte Philosophie lehrt, dass sich sogar jetzt, gerade unter unseren Augen, die Entstehung einer neuen Rasse und neuer Rassen vorbereitet, deren Umwandlung in Amerika stattfinden wird und die bereits im Stillen begonnen hat.

Reine Angelsachsen vor kaum dreihundert Jahren, sind die Amerikaner der Vereinigten Staaten bereits eine Nation für sich geworden; und infolge einer starken Beimischung verschiedener Nationalitäten und von Mischehen sind sie beinahe zu einer Rasse sui generis geworden, nicht nur mental, sondern auch physisch. …

So sind die Amerikaner innerhalb von nur drei Jahrhunderten eine „ursprüngliche Rasse“ geworden, pro tem., bevor sie eine Rasse für sich und streng getrennt von allen anderen jetzt existierenden Rassen werden.

The Secret Doctrine, II: 444


Zyklen der Sprache

… So wie Sprachen ihre zyklische Entwicklung haben, ihre Kindheit, Reinheit, ihr Wachstum, ihren Fall in die Materie, ihre Vermischung mit anderen Sprachen, ihre Reife, ihren Verfall und schließlichen Tod, so verfiel die ursprüngliche Sprache der höchstzivilisierten atlantischen Rassen – jene Sprache, welche in alten Sanskritwerken als „Rākshasi-bhāshā“ bezeichnet wird – und starb fast aus. Während die „Auslese“ der vierten Rasse immer mehr dem Höhepunkt physischer und intellektueller Evolution zustrebte und so der entstehenden fünften (arischen) Rasse die flektierenden, hochentwickelten Sprachen als Erbe hinterließ, verfielen die agglutinierenden und blieben als ein bruchstückhaftes fossiles Idiom zurück, das jetzt zerstreut und nahezu auf die eingeborenen Stämme Amerikas beschränkt ist.

The Secret Doctrine, II: 199

… Aber eine Sprache, die zyklisch fortschreitet, ist nicht immer geeigent, spirituelle Gedanken zum Ausdruck zu bringen.

– Ebenda, Fußnote

Das Gehör war der erste der fünf Sinne der Menschheit, die sich entwickeln sollten. Die Sprache war dazu bestimmt, ihre wichtige Rolle in den immer wiederkehrenden ‘Ereignissen’ des sich auf der Erde entfaltenden Lebens zu spielen. Da Sprache gleichrangig mit dem Verstand ist, ähnelten die Laute, welche die ersten Rassen hervorbrachten, bevor das Feuer des Denkens von den Sonnengöttern entzündet wurde, mehr Naturlauten als einer artikulierten Sprache. Die letzten Unterrassen der dritten Rasse, die unter der Leitung ihrer göttlichen Lehrer ganze Städte bauten und Zivilisationen entstehen ließen, benutzten nur eine einsilbige Sprache.

Selbstverständlich hielt die Entwicklung der Stimme als Mittel zum Ausdruck menschlicher Gedanken und Gefühle mit der zyklischen Ausweitung des Bewusstseins Schritt. Während der Mensch seine menschliche Natur mehr und mehr entwickelte, eignete er sich allmählich die Mittel an, die ihn befähigten, seine Sprache zu erweitern. Zur Zeit der späten Vierten Rasse hatten sich die ersten flektierenden Sprachen entwickelt. Diese Sprachen – von der überlappenden frühen fünften Wurzelrasse übernommen – wurden die Wurzel des Sanskrit. Die Devanāgarī-Schrift wurde von den Kabiri erfunden (siehe The Secret Doctrine, II: 364).

H. P. Blavatsky sagt über ihr großes Werk Die Geheimlehre:

Der Versuch, in einer europäischen Sprache das große Panorama des ewig periodischen Gesetzes darzustellen – das dem plastischen Denkvermögen der ersten mit Bewusstsein begabten Rassen von jenen eingeprägt wurde, die es aus dem Universalen Denken reflektierten –, ist ein Wagnis, denn keine menschliche Sprache, ausgenommen Sanskrit – welches die Sprache der Götter ist –, vermag das auch nur annähernd.

The Secret Doctrine, I: 269

Der antike Ursprung des Sanskrit wird in einem Artikel mit dem Titel „War das Schreiben vor Pānini bekannt?“ dargestellt, den man in Five Years of Theosophy finden kann (Ausgabe 1885, S. 419-20). In diesem von einem ‘Chela’ geschriebenen Artikel wird erklärt, dass das klassische Sanskrit nicht von dem berühmten Grammatiker Pānini erschaffen, sondern lediglich von ihm verbessert und möglicherweise vervollkommnet wurde. Diese Sprache hatte bereits seit vielen Zyklen existiert und würde auch weiterhin eine Rolle spielen. Der Autor fährt fort:

Jeder sieht – muss es einfach sehen und wissen –, dass eine Sprache, die so alt und so vollkommen ist wie das Sanskrit, um als einzige unter allen Sprachen zu überleben, Zyklen der Vervollkommnung und Zyklen des Verfalls durchlebt haben muss. Und mit ein wenig Intuition kann man erkennen, dass das, was man eine „tote Sprache“ nennt, als etwas Abnormales, etwas Unnützes, in der Natur nicht überlebt hätte, auch nicht als „tote“ Sprache, wenn sie nicht ihren bestimmten Zweck im Reich der unveränderlichen zyklischen Gesetze hätte. Das der Welt beinahe verloren gegangene Sanskrit breitet sich nur langsam wieder in Europa aus und wird eines Tages wieder dieselbe Verbreitung haben wie vor vielen Jahrtausenden – die einer universalen Sprache. Dasselbe gilt für Griechisch und Latein: Es kommt die Zeit, in der das Griechisch des Aischylos (und in seiner künftigen Form sogar perfekter als heute) in Südeuropa von allen gesprochen werden wird, während Sanskrit in seinem periodischen Pralaya ruhen wird; und die attische Sprache wird später vom Latein des Virgil gefolgt werden.

In Übereinstimmung mit den oben gegebenen Informationen sollte diese heilige Sprache – die aus dem nach innen gekehrten und philosophischen Osten gebracht wurde – erhalten bleiben und gemeinsam mit der Alten Weisheit einen neuen Aufstieg erleben. Als die Theosophische Gesellschaft im Jahr 1875 gegründet wurde, waren die Lehren für den prosaischen Westen so neu, dass man oft keine geeigneten Worte fand. So wurden zur Erklärung von tiefgehenderen oder universaleren Begriffen in der Literatur und in Vorträgen Sanskritworte gebraucht. Das Wort Karma (oder besser Karman, obwohl beide Wörter gebraucht werden) mit der Bedeutung ‘Handlung’, ‘Folge’ oder ‘Ursache und Wirkung’ wurde bald allgemein gebraucht, besonders in Zusammenhang mit dem menschlichen Leben. Dieses eine Wort beinhaltet die Bedeutung des biblischen Satzes: „Was der Mensch sät, das wird er ernten.“ Außerdem wurde der logische Vorgang des Erntens durch die periodische Aufeinanderfolge von Reinkarnationen erklärt, obwohl die Lehre von den Zyklen damals weniger betont wurde als heute, wo sie sowohl in der Wissenschaft als auch in der Philosophie anerkannt wird. Anfangs jedoch stießen die Fremdwörter auf viel Kritik, wie sich aus W.Q. Judges prophetischer Anwort an einen Reporter ersehen lässt:

Das Sanskrit wird einst wieder die Sprache sein, die von den Menschen auf der Erde angewendet wird – zunächst in der Wissenschaft und Metaphysik und später auch im täglichen Leben. Selbst der geistreiche Autor der Sun wird es noch erleben, wie die Ausdrücke, die jetzt in dieser edelsten der Sprachen erhalten sind, in die Literatur und Tagespresse Einzug halten, wie sie in Artikeln aufkreuzen und in verschiedenen Büchern und Vorträgen erscheinen. … So wird diese neue Sprache … eine Sprache sein, die in allem, was eine Sprache ausmacht, wissenschaftlich ist und die von Zeitaltern des Studiums der Metaphysik und wahrer Wissenschaften angereichert wurde.

The Path, I, 58

Das Vertrauen, das William Quan Judge in die Aufnahme von Sanskrit-Begriffen in westliche Sprachen hatte, wurde ganz und gar gerechtfertigt. Sie treten nicht nur in der Presse und der heutigen Literatur auf, sondern an den Universitäten erfreuen sich Sanskrit-Lehrgänge einer wachsenden Popularität. Das bedeutet mehr als bloßes literarisches „Licht aus dem Osten“ zu erhalten. Es zeigt eine wachsende Notwendigkeit für Begriffe, um größeren Idealen und tieferen Gefühlen von Männern und Frauen, die nach Wahrheit und Licht suchen, Worte zu verleihen. Diese Suchenden sind es, die den Kern einer Unterrasse des neuen Zyklus mit seiner Unterströmung natürlicher Mystik bilden und dabei ihr eigenes, schlummmerndes Bewusstsein einer inneren Realität erwecken werden.

Die Wiederbelebung dieser alten Sprache bewirkt eine bessere Beziehung zwischen der denkenden Welt des mystischen, nach innen gewandten Ostens und dem praktischen, intellektuellen Westen. Beide Welten haben einander viel Wertvolles zu schenken und können gegenseitig davon profitieren. H. P. Blavatskys Verständnis für die inneren Schätze der Wahrheit, die im Besitz gelehrter indischer Pandits war, sicherte ihr und ihrer Arbeit die Unterstützung einiger der besten indischen Gelehrten und gebildetsten Bürger. Sie beteiligte sich schon bald an der Gründung von Schulen für indische Jungen und später für Mädchen, an denen Sanskrit unterrichtet wurde – zu jener Zeit etwas völlig Neues. Diese Arbeit, die in den frühen Ausgaben ihres Magazins The Theosophist beschrieben wird, ist typisch für ihre Methoden, einen Kern für eine universale Bruderschaft zu bilden. Anstatt den verschiedenen Völkern eine neue Religion oder eine fremdartige Philosophie zu bringen, richtete sie ihren Appell an jeden einzelnen, um sie alle auf die verborgenen und befreienden Wahrheiten in ihren eigenen Lehren zu verweisen. Die Vibrationen ihres Leitgedankens des internationalen Verständnisses sind seitdem lebendig geblieben und klingen heute stärker und klarer als je zuvor – ein hoffnungsvoller Beginn der Harmonie in einer chaotischen Welt.

Worte sind lebendige Dinge. Eine Sprache spiegelt die Zeit, die Ereignisse und den Charakter des Volkes wider, in dem sie als Mittel zum Austausch von Gedanken und Gefühlen gebraucht wird. Ein fast alltägliches Beispiel liefern neue Worte und Schlagworte, die auf typische Weise entstehen, eine Spiegelung des modernen Lebens mit seiner Unruhe und seinen Spannungen darstellen und nach einiger Zeit ihren Platz im offiziellen Sprachgebrauch einnehmen.

Die Sprache ist einer der wertvollen Schlüssel der Ethnologen. Manche von ihnen, die die Evolution als eine mehr oder weniger durchgehende Bewegung sehen, können nicht verstehen, dass bestimmte barbarische und wilde Stämme auftreten, die – wenn auch unvollkommen – sowohl dem Wortschatz als auch dem Satzbau nach eine komplizierte Sprache sprechen. Würden diese Völker einem affenartigen Urahnen näher stehen als einem Europäer, wäre ihre Sprache dementsprechend primitiv und einfach. Dieser scheinbare Widerspruch erweist sich jedoch als ein Paradoxon, das durch das Gesetz der Zyklen erklärt werden kann. Diese Fälle bilden einen deutlichen Beweis für den spiralförmigen Verlauf der Evolution, dem die großen Runden und Rassen folgen. Diese Völker befinden sich auf der letzten Umdrehung eines Rades von unsagbarem Alter.

Man weiß zum Beispiel, dass australische Ureinwohner „eine komplizierte Grammatik mit drei Geschlechtern gebrauchen“. Einige dort lebende Weiße, die Sympathie und Verständnis für die einheimischen Menschen haben, sind der Auffassung, dass ihre Natur Wesenszüge aufweist, die sie in die Lage versetzt, äußerst dürftigen äußeren Umständen die Stirn zu bieten und zu überleben. Jedem Menschen ist es bestimmt, letztendlich Vollkommenheit zu erreichen. Die Natur arbeitet getreu dem Universalplan, damit wir dieses Ziel selbstbewusst erreichen.

Dr. de Purucker schreibt über die Hinweise, die wir in den Sprachen gewisser Völker auf verlorene Zivilisationen finden, in The Esoteric Tradition (S. 403, Fußnote Nr. 177):

Der springende Punkt ist dabei nicht, dass der Wilde oder Barbar diese Begriffe seiner Sprache versteht, sondern dass er sie nicht versteht, da es Wörter oder Namen aus der Vorgeschichte seiner Sprache sind. Seiner Auffassung nach sind sie entweder völlig unerklärlich oder es handelt sich um Wörter, die bei mystischen Stammes-Zeremonien gebraucht wurden, oder bei Stammes-Einweihungen, oder die in der Mythologie der Stämme zur Bezeichnung ihrer Gottheiten oder der Kräfte, Werkzeuge oder Instrumente der Götter benutzt wurden. Die Wörter wurden überliefert, aber ihre wirkliche Bedeutung geriet völlig in Vergessenheit.

Man darf aber nicht übersehen, dass solche linguistischen Fossilien außergewöhnlich selten vorkommen, soweit es sich um Dinge oder Ereignisse rein physischen oder materiellen Charakters handelt. Sehr zahlreich sind aber jene Fossilien, die mehr von abstrakten Dingen handeln, von solchen, die der Philosophie, der Religion, der Mystik und dergleichen angehören. Der Grund dafür ist, dass Wörter, die physische Dinge betreffen, eher und wahrscheinlicher aussterben und zwar mit dem Verschwinden der Dinge selbst, wenn diese nicht mehr in Gebrauch sind; dagegen bleiben Wörter der Religion oder Mystik erhalten.

Diese unglücklichen Mitmenschen liefern unbewusst den Beweis, dass etwas anderes als das menschliche Gehirn sich tatsächlich an die vergangenen Leben erinnert. Keiner kann seinen Prozess des ‘Werdegangs des Selbst’ in der astralen Schrift auf dem Bildschirm der Zeit ausradieren. Ebenso wenig kann ein Mensch ‘rückgängig’ machen, was er aus sich gemacht hat. Nur eine primitive oder verarmte Phantasie kann sich keine Vorstellung von der Allgegenwärtigkeit einer mystischen Realität machen. Die kulturellen Echos im Leben dieser Völker datieren sowohl aus der Zeit ihrer früheren Erfahrungen in Zyklen, in denen die Weisheit zunahm, als auch aus Perioden, in denen man sich der üblen Magie hingab.


Kreisläufe in Mensch und Kosmos

Die Sonne ist das Herz der Sonnenwelt (des Sonnensystems) und ihr Gehirn ist hinter der (sichtbaren) Sonne verborgen. Von da wird Empfindung in jedes Nervensystem des großen Körpers ausgestrahlt; und die Wogen der Lebensessenz strömen in jede Arterie und Vene … . Die Planeten sind ihre Glieder und Pulsschläge.

… es findet eine regelmäßige Zirkulation des Lebensfluidums durch unser ganzes System statt, von dem die Sonne das Herz ist – so wie die Zirkulation des Blutes im menschlichen Körper – während der manvantarischen Sonnenperiode oder Lebenszeit; die Sonne zieht sich bei jeder Rückkehr davon rhythmisch zusammen, so wie es das menschliche Herz tut.

The Secret Doctrine, I: 541

Der kursiv geschriebene Teil dieses Zitats ist ein Kommentar aus den Archaischen Aufzeichnungen, ‘gesammelt von Generationen von Adepten’. Da die Geheimlehre auf diesen Aufzeichnungen basiert, wird die auffallende Ähnlichkeit zwischen dem Herzen der Sonne und dem des Menschen dort als ein logischer Teil der einen universalen Evolution dargestellt. Als das Buch herausgegeben wurde – ungefähr sieben Jahre vor der Entdeckung der Röntgenstrahlen –, prophezeite H. P. Blavatsky, dass man – könnte das lebendige und pochende Herz leuchtend und sichtbar gemacht werden – das Phänomen der Sonnenflecken sehen könnte, das sich in jeder Sekunde wiederholt. Später öffneten das wachsende Interesse und ein vertiefendes Studium von Sonnenflecken und elektromagnetischen und anderen Einflüssen der Himmelssphären den Weg zu immer weiteren alten Lehren, die den Menschen in Zusammenhang mit der universalen Natur bringen.

Unser Sonnensystem mit seiner Sonne und seinem Mond, mit älteren und jüngeren Planeten, Kometen, Nebelflecken und so weiter – sichtbar und unsichtbar – ist eine große kosmische Familie. Jeder leuchtende Globus verkörpert ein intelligentes Wesen, eine Gottheit bestimmten Grades, die ihren eigenen Zyklus von Erfahrung und Wachstum durchläuft. Auch unsere Erde verkörpert eine planetarische Wesenheit; und auch die Menschheit hat ihren gesetzmäßigen Platz in der Sonnenfamilie, denn

… die „Schlangen der Weisheit“ haben ihre Berichte wohl aufbewahrt, und die Geschichte der menschlichen Evolution ist am Himmel ebenso verzeichnet wie auf unterirdischen Mauern. Die Menschheit und die Sterne sind unauflöslich miteinander verbunden – wegen der Intelligenzen, welche die letzteren beherrschen.

The Secret Doctrine, II: 352

Diese „Schlangen der Weisheit“ sind die wenigen am höchsten entwickelten spirituellen und intellektuellen Menschen jeder aufeinanderfolgenden Runde und Rasse. Durch Initiation in den Mysterienschulen lernten sie, die inneren Lehren über den Menschen und das Universum zu belegen. Die göttlichen Lehrer der jungen Menschheit führten den menschlichen Geist zur Erfindung aller Künste und Wissenschaften, durch welche der kreative Impuls wieder zum Vorschein kommt und in wiederkehrenden Zivilisationen tätig ist. Diese Lehren umfassten unter anderem Gesetze und Gesetzgebung, Architektur, Metallurgie, Landwirtschaft, die medizinische Anwendung von Pflanzen, verschiedene Arten der Magie, Astronomie und so weiter. Echos all dieser Dinge wurden in der inneren Atmosphäre der Erde aufbewahrt und bilden die Quelle angeborener Ideen, die das Denken der Menschen durchziehen. Jedes Ego muss seinen Teil des Zyklus von aufbauendem Wissen durchlaufen, indem es sich dessen in seinem Inneren bewusst wird. Es wird gesagt:

Was geschehen ist, wird wieder geschehen, was man getan hat, wird man wieder tun: Es gibt nichts Neues unter der Sonne.

Das Buch Kohelet, 1, 9

Jeder Mensch hat eine ewige Vergangenheit und eine grenzenlose Zukunft. Dass wir alle bei der majestätischen Prozession anwesend waren, die mit dem Lebenszyklus unserer Erde begann, bedeutet, dass wir das menschliche Stadium erreicht haben. Dies war der Moment, als „die Morgensterne zusammen sangen und alle Kinder Gottes vor Freude jauchzten“. Unter denen, die sich über die Geburt der jungen Menschheit freuten, waren unsere spirituellen Ahnen, die ihren eigenen menschlichen Zyklus vor sehr langer Zeit vollendet hatten. Sie sind sich eines karmischen Bandes mit uns bewusst, das nach ihrer Unterstützung ruft, damit wir ihnen auf dem vorbestimmten Pfad folgen.

Wie die Erde entlang ihrer zyklischen Bahn fortschreitet, so machen die Astronomen Fortschritte in ihrem Wissen. Die Technik hat sie dazu befähigt, in neue Gebiete des Universums vorzudringen. Sie entdeckten viele außergalaktische Systeme, die offensichtlich alle ihren eigenen Bahnen und ihrer eigenen Evolution folgen. Auch das deutet auf eine intelligente Leitung und ein gemeinsames Ziel hin. Schon der Gedanke an diese Tatsache erweitert das Denken, das hierin die Wirkung des Universalgesetzes zu erkennen vermag. Die harmonischen und geordneten Beziehungen zwischen den zahllosen Himmelskörpern zeigen den essentiellen Charakter von Zusammenarbeit und Ethik im Universum.

Die Bahnen der Himmelskörper bilden Spiralen von sehr komplizierter Art. Außerdem bringt die Sonne, indem sie ihre eigene Bahn beschreibt, die ganze Familie der sich drehenden Globen in neue Gebiete des Raums, wo sie nie zuvor waren und wohin sie auch nie wieder zurückkehren werden. Neue Bedingungen von Geist und Materie und ihrer Einflüsse nehmen ihren Anfang und vermischen sich mit denen der entschwindenden Vergangenheit.

Wir kommen auf den zuvor erwähnten Zyklus von 25 920 Jahren zurück, während dessen die Sonnenfamilie den Tierkreis durchläuft. Jedes Zeichen des Tierkreises hat einen anderen Einfluss auf die Erde und auf uns. H. P. Blavatsky sagte im Jahr 1887 darüber, dass – wenn wir in einigen Jahren in das Zeichen des Wassermanns eintreten – „die Psychologen zusätzliche Arbeit bekommen und die psychischen Eigenarten der Menschen am Anfang einer großen Veränderung stehen würden“ (Lucifer, I: 174). Ihre Worte haben sich durch die Zunahme von Geistes- und Nervenkrankheiten, die Sucht nach psychischen Phänomenen, die Anzahl sensitiver und mediumistisch veranlagter Menschen und so weiter bewahrheitet. Vor etwa hundert Jahren kamen diese Zustände viel seltener vor als heute.

Am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts wurde die Gedankenwelt von den gegensätzlichen Kräften eines wissenschaftlichen Materialismus und einer unlogischen Theologie beherrscht. Keine dieser beiden Kräfte war den Problemen der sich entfaltenden Natur des zusammengesetzten Menschen gewachsen, der in seiner Essenz mit dem Universum verbunden ist. Genauso wenig waren sie der psychologischen Phase der evolvierenden Menschheit gewachsen, die sich jetzt in den Störungen äußert, mit denen sich Ärzte, Politiker, Publizisten und auch der individuelle Mensch und Völker im Allgemeinen konfrontiert finden. Kurz gesagt, der selbstsüchtige, egozentrische Standpunkt der Menschen und Nationen liegt auf derselben Wellenlänge wie der mittelalterliche Glaube an eine flache Erde als dem Mittelpunkt einiger sie begleitender Globen. Die moderne Welt zeigt überdeutlich, wie sehr sie der praktischen Hilfe der Mystik der Alten bedarf. Unsere Staatsmänner könnten den Lauf der Geschichte ändern, wenn sie die Bedeutung sich wiederholender Ereignisse verstünden. Ein solches Wissen ist genauso wissenschaftlich wie die Voraussage eines kommenden Kometen oder Sterns. Wenn wir zum Beispiel auf die Zeichen des Jahres 1888 zurückblicken, lesen wir:

Es sind einfach Wissen und mathematisch korrekte Berechnungen, wodurch die WEISEN MÄNNER DES OSTENS zu der Vorhersage befähigt sind, dass zum Beispiel England am Vorabend dieser und jener Katastrophe steht; dass Frankreich sich einem solchen Punkt in seinem Zyklus nähert; und dass Europa im Allgemeinen von einer verheerenden Katastrophe bedroht ist oder vielmehr am Vorabend derselben steht, zu der es sein eigener Zyklus von Rassen-Karma geführt hat.

The Secret Doctrine, I: 646

Die Meister der Weisheit lassen sich nicht auf Politik ein. Ihre Warnung betraf das, was in dieser durcheinander gebrachten Welt allmählich deutlich wird. Ihr rascher Fortschritt hat alle materiellen und spirituellen Interessen so miteinander verwoben und vermischt, dass die Welt ohne die brüderliche Sorge um das Wohlergehen der gesamten Menschheit nicht weitermachen kann. Die Meister, die den Zuständen in der Welt und den Einflüssen der Sterne so viel Beachtung schenken, kennen die Perioden des Tierkreises, in denen ihre Hilfe gebraucht wird. Darüber lesen wir:

Diesen Zyklus von 2 160 Jahren nennt man den Messianischen Zyklus – ein moderner Ausdruck, den man der Arbeit der Theosophischen Gesellschaft verdankt –, weil er die wiederkehrende Zeitperiode darstellt, zu deren Anfang oder Ende die Große Bruderschaft eine neue, ganz besondere spirituelle und intellektuelle Anstrengung macht und eine Anstrengung in der Öffentlichkeit unternimmt. Es darf ebenfalls offen ausgesprochen werden, dass H. P. Blavatsky ein Bote war und einen solchen Messianischen Zyklus einleitete, sowie dass der vorangegangene Messianische Zyklus etwa vor 2 160 Jahren endete – oder ein neuer begann –, ungefähr mit dem Leben und dem Werk des Avatāra, den das Abendland unter dem Namen Jesus der Christus kennt.

– G. DE PURUCKER, The Esoteric Tradition, S. 1058

Diese Verbindung der siderischen Zyklen mit dem Menschen war bei den Alten der esoterische oder heilige Teil der Astronomie. Für sie war die Astrologie genauso eine Wissenschaft wie die Astronomie; und das ist auch heute noch so. Die geheimen Aufzeichnungen gehen bis zu jenen des großen atlantischen Astronomen Asuramāyā zurück. Es wird erzählt, dass die atlantischen Aufzeichnungen nicht irren können, weil sie unter der Führung der göttlichen Lehrer (in Astronomie) der frühen Menschheit zusammengestellt wurden. Was bis heute davon übrig und sogar allgemein bekannt ist, bildet nur einen Bruchteil der umfangreichen und edlen Wissenschaft der alten Astrologie. Die Alten betrachteten alle Himmelskörper als Vehikel intelligenter Wesenheiten.

Das moderne Horoskop kann, wenn es auch in mancher Hinsicht richtig sein mag, eher zum Nachteil als zur Hilfe geraten. Der Mensch, der den Inhalt des Horoskops als unvermeidlich betrachtet, ist weniger dazu geneigt, seinen spirituellen Willen anzuwenden, um seinen Schwierigkeiten zu begegnen und diese unpersönlich zu verarbeiten. Unvorteilhafte Ereignisse nur als in Widerspruch zu unseren persönlichen Wünschen und Plänen zu betrachten, bedeutet den Verlust der Möglichkeit, karmische Erfahrung als ein Mittel zu Selbsterkenntnis und Charakterstärke zu erlangen. Wir können unsere vergangene Saat unglücklicher Ursachen nicht ändern. Aber wie wir der Ernte der Wirkungen begegnen und damit umgehen, liegt in unserer Macht. „Die Sterne machen geneigt, aber sie zwingen nicht.“

Die Alten wussten, wie das menschliche Leben durch die Berechnungen der kosmischen Natur-Uhr – die unfehlbar ist – reguliert werden kann.

Diese Uhr ist das Himmelsgewölbe; und die Sonne, der Mond, die sieben Planeten (wie die Alten sie berechneten) und die Sterne sind die „Hände“, welche die Zeitzyklen anzeigen.

– PURUCKER, Fundamentals of the Esoteric Philosophy, S. 206

Alle esoterischen Höhepunkte des Jahres, wie die vier heiligen Jahreszeiten – Winter- und Sommersonnenwende und die Frühlings- und Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche – beruhen auf der Wissenschaft, die das Schicksal der Menschen mit dem Lauf der Himmelskörper in Zusammenhang bringt. Der Mensch ist ein Kind der spirituellen Sonne, und sein Körper und sein ganzes Leben auf der Erde werden von der Sonnen-Vitalität unterstützt. Der Mensch ist ein werdender Gott. Die Götter waren einst in ihrem äonenlangen Zyklus des ‘Selbst-Werdens’ Menschen. Der Geist beseelt alle sich manifestierenden Formen der Materie – von der geringsten bis zur größten in der Einen Großen Runde.


Schluss

Abschließend müssen wir erwähnen, dass die Lehre von den Zyklen, wie sie in diesem kleinen Buch für Interessenten erklärt wird, keineswegs vollständig abgehandelt ist. Ein weiteres theosophisches Studium, das auf unterschiedlichen Aspekten dieses Themas in den verschiedenen Kapiteln beruht, ist von Interesse, weil die Lehre von den Zyklen die wissenschaftliche, philosophische und religiöse Basis für eine allumfassende Lebensphilosophie bildet. Je tiefer man eindringt, um so deutlicher zeigt sich die mystische und vitale Einheit von Mensch und Natur. In den periodisch wiederkehrenden Verkörperungen wird der Mensch seine inneren Kräfte entwickeln. Schließlich wird er ein Stadium erreichen, das über das menschliche Stadium hinausgeht. Er wird dazu angespornt, weil er Leben um Leben die Folgen seiner früheren Gedanken und Taten erntet, wodurch er seine Kräfte und Möglichkeiten besser anwenden wird.

Jeder Mensch befindet sich als selbstbewusste Einheit an seinem eigenen Platz im allgemeinen Strom der menschlichen Rasse, die sich mit Durchschnittsgeschwindigkeit vorwärts bewegt, um ihr Dasein auf diesem Planeten während der sieben Zeitalter des Erdenlebens zu erfüllen. Aber jeder Mensch hat die Möglichkeit, sich selbst so zu schulen, dass er dem Durchschnittstempo vorauseilt. Das Ergebnis dieser selbstgeleiteten Versuche sehen wir rund um uns, in verschiedenen Abstufungen. Es sind alle diejenigen, die sich über den Durchschnitt erheben, auf welchem Gebiet auch immer – wie Genies, Meister und Heilande. Irgendwann in der Zukunft werden wir in dieser Rasse den ‘Augenblick der Wahl’ erreichen, dessen Ergebnis bestimmen wird, ob wir fortschreiten und die große Planetenrunde auf dem aufsteigenden Bogen vollenden können. Wenn wir ungenügend vorbereitet sind, um mit den Aufwärtssteigenden Schritt halten zu können, werden wir zurückbleiben und auf einer Sandbank der Zeit stranden. Dort müssen wir auf ein nächstes Manvantara warten, um die Evolution mit der langsamen Entfaltung einer neuen Rasse fortzusetzen. Die Sache ist die, dass die göttliche treibende Kraft, die sich überall im Kosmos manifestiert, auf Fortschritt eingestellt ist. Der Mensch als integraler Teil des Universums muss mitgehen, wie lange er auch zögert und sich selbst dadurch Schaden zufügt. Der ‘Zyklus der Notwendigkeit’ ist unvermeidbar. Der Ursprung der Ethik ist also keine von Menschen aufgestellte Regel, sondern eine Wirklichkeit, die mit dem Gewebe des Universums verwoben ist.

Um dem Naturgesetz gerecht zu werden, ist der schließliche ‘Augenblick der Wahl’ nur die Aufrechnung und das Ausgleichen der täglichen Wahl des Menschen zwischen Gut und Böse während seiner vielen Leben, in denen er seinen freien Willen als ein selbstbewusstes Wesen gebraucht hat. Im jetzigen Evolutionsstadium ist der Mensch der Kampfplatz seiner eigenen dualen Natur, die einerseits für selbstsüchtige, persönliche Ambitionen und Wünsche und andererseits für spirituelles Denken und unpersönliches Handeln kämpft. Wir haben alle unsere kleinen Schwächen, die unserer guten Eigenschaften eigentlich unwürdig sind. Der allgemeine Trend unserer dualen Gedanken und Impulse scheint eine automatische Wirkungen auf unser Denken und Empfinden zu haben, weil jeder eine zyklische Wiederholung eigener Art darstellt. Es sind die Elemente unseres selbstgemachten Charakters. Jeder Gedanke und Impuls schöpft aus unserer eigenen Lebenskraft und gewinnt jedesmal an Stärke, wenn er zurückkehrt und ihm freie Hand gewährt wird. Wenn unsere Gedanken und Gefühle kleinmütig und egoistisch sind, wird unsere Reaktion ihre Qualität von Eifersucht, Neid, Wut, Hass, Argwohn, Betrug und so weiter sowohl unsere neuen als auch alten Assoziationen und Zustände färben. Instinktiv bringen wir unseren Charakter zum Ausdruck.

Wenn wir die entgegengesetzten Eigenschaften von Großherzigkeit, Freundlichkeit, Sympathie, Liebe, Vertrauen, Aufrichtigkeit und dergleichen mehr verstärkt haben, kehren auch diese auf ihrer zyklischen Runde zu uns zurück. Unsere dualen Impulse benützen beide den Verstand, um im inneren Streit zwischen dem Gewissen und unseren Wünschen über Gut und Böse zu urteilen. Wenn wir die richtige Entscheidung treffen, verliert unsere niedere Natur an Kraft und die bessere Seite wird gestärkt. Wenn wir diese Möglichkeit erkennen, dass wir – Stufe um Stufe – einen edleren Charakter formen können, ergeben sich auch die Gelegenheiten, die es uns tagtäglich ermöglichen, einen kleinen Schritt vorwärts zu kommen. Diese scheinbar so kleinen Siege vereinen ihre Kraft und bewirken, dass wir den Problemen, die unsere Seele auf eine harte Probe stellen, gewachsen sind. Sogar ein Versagen kann mitunter als Erfolg gelten, denn wenn wir weiterkämpfen, bauen wir an unserer moralischen Kraft und können so zu einer helfenden Kraft werden.

Jeder Tag ist für alle ein Neubeginn, was auch immer in der Vergangenheit geschehen sei. Entfaltung, Fortschritt, ‘Werden’ ist in allem und in jedem ein lebendiger Impuls. Ein äußerlich mühseliges und schwieriges Leben kann ein Zyklus der Gelegenheiten für den inneren Menschen sein, der damit seinen Mut und seine unpersönliche Kraft beweisen kann.

Die Seele kennt nur die Seele; das Netz der Geschehnisse ist die fließende Tracht, in welche sie gekleidet ist.

– Emerson

Fußnoten

1. Siehe das Buch Karma aus dieser Reihe. [back]

2. Kali-Yuga, eine der vier Rassenperioden, oft ‘Eisernes’ oder ‘Schwarzes’ Zeitalter genannt. [back]