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H. P. Blavatsky und die SPR

Eine Untersuchung des Hodgson Berichts aus dem Jahre 1885

Im Dezember 1885 publizierte die Society for Psychical Research [SPR] einen 200 Seiten umfassenden Bericht von Richard Hodgson, den man nach Indien gesandt hatte, um paranormale Phänomene im Zusammenhang mit der Theosophischen Gesellschaft zu untersuchen. Der Bericht ist bestens bekannt, weil in ihm H. P. Blavatsky als eine der „gebildetsten, genialsten und interessantesten Betrügerinnen der Geschichte“ verurteilt wird. Obwohl Theosophen mehr als ein Jahrhundert lang dagegen protestierten, bleibt dieses Urteil eine der meistzitierten Einschätzungen Blavatskys und wird häufig in Enzyklopädien, Referenzbüchern und biographischen Werken angeführt.

Im April 1986 veröffentlichte das Journal der SPR eine erste kritische Analyse des Hodgsons Berichts von Dr. Vernon Harrison. Dr. Harrison kommt zu dem Urteil, der Bericht sei "durchsiebt von tendenziösen Behauptungen, mit Vermutungen, die als Tatsachen oder bewiesenes Faktum vorgebracht werden, von nicht bestätigten Aussagen ungenannter Zeugen, von Unterschlagung von Beweisen und völliger Unwahrheit".

Seither hat Dr. Harrison seine Forschungen weitergeführt, unter anderem führte er eine zeilenweise Untersuchung von 1.323 Farbdias der Mahatma Letters in der Britischen Bibliothek durch. Heute kommt er zu folgendem Schluss: "Der Hodgson Bericht ist sogar noch schlimmer, als ich gedacht hatte … Er ist mangelhaft und unzuverlässig".
H. P. Blavatsky und die SPR vereint die erste Studie von Dr. Harrison, "J’Accuse", mit einer neuen Abhandlung, die auf der von ihm weitergeführten Arbeit beruht. Des weiteren enthält das vorliegende Werk sein 'Gutachten', die ‘Stellungnahmen zu Kritikpunkten’ und eine reprografische Wiedergabe der formellen 'Eidesstattlichen Erklärung' nebst ihrer Übersetzung. In dieser Ausgabe sind auch, mit freundlicher Genehmigung der Britischen Bibliothek, auf 13 Seiten Muster der Briefe von den Mahatmas und von Blavatsky farbig abgebildet.

Im Online-Shop verfügbar

Originalausgabe:
H. P. Blavatsky and the SPR
An Examination of the Hodgson Report of 1885
© Theosophical University Press 1997
Post Office Box C, Pasadena, Kalifornien 91109-7107, USA

H. P. Blavatsky und die SPR
Eine Prüfung des Hodgson Berichts aus dem Jahr 1885
von Dr. Vernon Harrison
Mitglied der Society for Psychical Research
London, England

Alle Rechte vorbehalten

© Theosophischer Verlag der Stiftung der Theosophischen Gesellschaft Pasadena 1998

ISBN 3-930623-21-8


Über dieses Buch

Blavatsky, Helena Petrovna, geborene Helena Petrovna Hahn, 1831-1891, russische Theosophin. Sie … gründete die Theosophische Gesellschaft in New York [1875]. Ihre Vorführungen übernatürlicher Phänomene wurden von der Londoner Society for Psychical Research für betrügerisch erklärt (1885).

– Reader’s Digest Universal Dictionary,
1994 mit Berichtigungen neu gedruckt

Diese Behauptung, beispielhaft für viele, ist sachlich korrekt – was ihren Inhalt angeht. Der angerichtete Schaden liegt nicht darin, was gesagt wurde, sondern darin, was ungesagt blieb. Wie Patience Worth es treffend formulierte:

Halbwahrheit ist der Lüge Bruder.

Der „Bericht des Untersuchungsausschusses der Phänomene im Zusammenhang mit der Theosophischen Gesellschaft” erschien im Jahr 1885 in Proceedings of the Society for Psychical Research, Band 3 (Dezember 1885), S.201-400. Er wird allgemein als der „Hodgson Bericht” [Hodgson Report] bezeichnet, da der Großteil davon von R. Hodgson geschrieben wurde; seine Ansichten wurden jedoch auch von E. Gurney, F. W. H. Myers, F. Podmore, H. Sidgwick, Mrs. Sidgwick und J. H. Stack unterstützt. In diesem Bericht wurde Madame H. P. Blavatsky, die Gründerin der Theosophischen Gesellschaft, als „eine der gebildetsten, genialsten und interessantesten Betrügerinnen der Geschichte” gebrandmarkt. Diese Meinung wird auch heute immer noch vielfach übernommen, obwohl wahrscheinlich nur wenige jemals den Hodgson Bericht kritisch und im Detail gelesen haben; und noch wenigere haben je versucht, seine Feststellungen zu überprüfen. Unter vielen anderen Anschuldigungen behauptet der Hodgson Bericht, dass Madame Blavatsky gewisse Briefe, allgemein als die „Mahatma Letters” [Meisterbriefe] bekannt, mit verstellter Handschrift selbst geschrieben habe, und dass sie in einem eindrucksvollen Ausmaß in Fälschungen und Täuschungen verwickelt war.

Viel von dem Beweismaterial im Zusammenhang mit diesem Fall ging verloren und alle Zeugen sind seit langem tot. Allerdings werden einige der Briefe der Mahatmas an A. P. Sinnett in der Britischen Bibliothek aufbewahrt, wo sie zur Einsichtnahme bereitliegen. Diese Briefe bilden das Hauptbeweisstück. Ein Studium dieser Originale, ergänzt durch die detaillierte Untersuchung einer authentischen Reihe von 1.323 Farbdias, die von den Briefen angefertigt und von der Britischen Bibliothek zur Verfügung gestellt wurden, hat gezeigt, dass es in den Methoden, der Beobachtung, der Argumentation und den Schlussfolgerungen Hodgsons ernsthafte Fehler gibt.

Das vorliegende Buch ist in zwei Teile unterteilt. Teil 1 gibt meine frühere Abhandlung mit dem Titel „J’Accuse” wieder; sie wurde im Journal of the Society for Psychical Research, Band 53, Nr. 803 (April 1986), Seite 286-310, veröffentlicht und um der Klarheit willen um einige Fußnoten ergänzt. „J’Accuse” stellt hauptsächlich eine Studie des Hodgson Berichts dar, ergänzt durch eine ebenso detaillierte Studie der Meisterbriefe, wie es die Zeit und die Besuchsmöglichkeiten der Britischen Bibliothek gestatteten. Sie wird hier wiedergegeben, weil das Journal of the Society for Psychical Research außerhalb der SPR und einigen Bibliotheken nicht weit verbreitet ist.

Teil 2 beschreibt die Arbeit, die nach 1986 geleistet wurde, und zeichnet die Ergebnisse einer zeilenweisen, mikroskopischen Untersuchung von jedem einzelnen der 1.323 Farbdias aus der Serie in der Britischen Bibliothek auf. Einige dieser Dokumente sind in diesem Buch abgedruckt. Hodgson gab keinerlei Erläuterungen irgendwelcher Art über die angeblichen, belastenden Blavatsky-Coulomb-Briefe, um die er so viel Aufhebens machte. Weiter bestehen die einzigen Erläuterungen zu den in seinem Bericht angeführten Meisterbriefen aus Fragmenten, meist aus isolierten Schriftzeichen, die aus ihrem Zusammenhang herausgerissen wurden und aus Dokumenten stammen, die zum größten Teil weder identifiziert noch richtig datiert werden können.

In „J’Accuse” habe ich geschrieben: „Während Hodgson gewillt war, jeglichen Beweis zu benutzen, wie trivial und fragwürdig er auch immer sein mochte, um HPB zu belasten, ignorierte er jeden Beweis, der zu ihren Gunsten hätte heran­gezogen werden können. Sein Bericht ist durchsiebt mit tendenziösen Behauptungen, von Mutmaßungen, die als Tatsache oder bewiesenes Faktum vorgebracht werden, von nicht bestätigten Aussagen ungenannter Zeugen, von Unterschlagung von Beweisen und völliger Unwahrheit.” Wenn das übertrieben erscheint, antworte ich, dass nun – da ich die Gelegenheit hatte, den Hodgson Bericht im Lichte des eindeutigen Beweises, der uns bleibt (die Meisterbriefe in der Britischen Bibliothek), noch einmal zu lesen – der Hodgson Bericht sogar noch schlimmer ist, als ich gedacht hatte. Der Hodgson Bericht ist nicht – wie seit mehr als einem Jahrhundert angenommen wird – ein Vorbild für eine unparteiische und gewissenhafte Untersuchung: Er ist das Werk eines Mannes, der bei seiner Untersuchung frühzeitig seine Schlüsse gezogen hat und danach – Beweismittel unterschlagend und verdrehend – nicht zögerte, fehlerhafte Argumente zur Unterstützung seiner These heranzuziehen.

Meine Schlussfolgerungen aus dieser Untersuchung sind folgende:

Erstens: Der Hodgson Bericht ist keine wissenschaftliche Studie. Er ist mehr die Anklage eines Staatsanwalts, der nur an solchem Beweismaterial interessiert ist – wie dubios es auch immer sein mag –, das der Untermauerung seiner Ansichten dienen kann. Hodgson zeigt, dass er entweder die Grundprinzipien des eng­lischen Rechts nicht kannte oder es gering schätzte – und der Rest des Ausschusses erscheint nur wenig besser. Wie gesagt, er führt mündliche, nicht bestätigte Aussagen nicht genauer bezeichneter Zeugen an; er bezieht sich auf Dokumente, die in seinem Bericht weder abgedruckt noch identifizierbar sind; er gibt Mutmaßungen als fundierte Fakten aus; und er veranlasst seine Schriftsachverständigen dazu, ihre Meinung zu ändern, bis sie die von ihm gewünschte Antwort geben. Die Möglichkeit, dass jemand anderer als HPB die Meisterbriefe geschrieben haben könnte, wurde niemals in Betracht gezogen. Allein durch diese Liste von Vergehen würde sich der Hodgson Bericht für ein Gerichtsverfahren als unzulässig erweisen.

Zweitens: In solchen Fällen, wo es möglich war, die Behauptungen Hodgsons anhand dessen zu prüfen, was die noch erhaltenen Briefe in der Britischen Bibliothek direkt aussagen, erweisen sich seine Behauptungen entweder als falsch oder als in diesem Zusammenhang unbedeutend. Er macht drei Hauptaussagen, auf welchen seine gesamten Schlussfolgerungen aufgebaut sind, Madame Blavatsky habe die Meisterbriefe – mit der Absicht der Täuschung – selbst geschrieben. Diese Folgerungen fasse ich wie folgt zusammen:

(i) Dass es deutliche Anzeichen einer Entwicklung in der Handschrift von KH gibt, wodurch einige starke Ähnlichkeiten zu Madame Blavatskys gewöhnlicher Handschrift allmählich ausgemerzt wurden;

(ii) Dass besondere Buchstabenformen, die für Blavatskys gewöhnliche Schrift typisch sind, aber nicht für die Schrift von KH, gelegentlich dennoch bei letzterem auftreten;

(iii) Dass es bestimmte, sehr ausgeprägte Besonderheiten in Madame Blavatskys gewöhnlicher Schrift gibt, die auch in der Schrift von KH überall erscheinen.

Die beiden ersten Schlussfolgerungen sind nachweisbar falsch; die dritte könnte auf viele andere Schreiber ebenso zutreffen und bestimmt, unter Ausschluss aller anderen möglichen Schreiber, HPB nicht eindeutig als die Schreiberin. Diese vollständigen Unrichtigkeiten, gepaart mit den Verfahrensfehlern, machen es mir unmöglich, diese Teile des Hodgson Berichts, die ich als ursprüng­lichen Beweis nachprüfen kann, als eine faire, unparteiische Behauptung von Tatsachen anzuerkennen. Da dem so ist, wird man mir vielleicht nachsehen, dass ich den Rest des Hodgson Berichts, für den kein Beweismaterial aus erster Hand mehr vorhanden ist, mit Argwohn betrachte.

Drittens: Die Schriften von KH und M werfen unbeantwortete Fragen darüber auf, ob sie in einer gewöhnlichen Weise mit Feder und Tinte (oder blauem Farbstift) auf Papier geschrieben wurden. Diese Fragen beziehen sich auf:

(i) Die außergewöhnlichen Streifen, die mit technischer Präzision, in manchen der Briefe offensichtlich mit blauem Farbstift, gemacht wurden;

(ii) Die geringe Menge an eingedrungener Tinte, auch beim dünnsten Papier;

(iii) Ausradierungen, die anscheinend mit Tintenlöscher gemacht wurden, jedoch weder Flecken noch eine Aufrauhung des Papiers hinterlassen haben;

(iv) Die Entstellungen auf einigen der geschriebenen Seiten, die sonst alle Anzeichen der echten KH-Schrift tragen. Von diesen sind die verdächtigsten die übertriebenen T-Striche, die in einigen der späteren KH-Briefe zu sehen sind.

Alle diese Punkte legen nahe, dass die sich in unserem Besitz befindenden Briefe eher in einem unbekannten Verfahren erstellte Kopien darstellen als Originaldokumente; aber nur Laboruntersuchungen können eine Antwort bringen. Ich habe lange nach einer Lösung gesucht, nicht zerstörende Labortests machen zu lassen, aber ohne Erfolg; und ich fürchte, es ist unwahrscheinlich, dass eine Erlaubnis für eine solche Untersuchung in Zukunft erteilt werden wird.

Letztens: Ich finde keinen Beweis für den gemeinsamen Ursprung der Schriften von KH und M sowie HPBs ganz gewöhnlicher, bewusster Handschrift. Das heißt, ich finde keinen Beweis dafür, dass die Meisterbriefe von HPB zu betrügerischen Zwecken in einer verstellten Form ihrer üblichen Handschrift angefertigt wurden. Was durch ihre Hand in Trance, Verrückung oder in anderen Formen eines veränderten Bewusstseins gekommen sein mag, ist eine andere Sache; aber solcherart entstandene Schriften können weder als Betrug noch als Schwindel klassifiziert werden.

Wenn es im legalen Sinn keine ausreichenden Beweise gibt, muss die Akte geschlossen werden. Denn nach englischem Gesetz ist eine Person solange unschuldig, bis ihre Schuld erwiesen ist, und ein „nicht auf Beweisen gründender” Richterspruch ist nicht zulässig. Erinnern Sie sich daran, dass die von Hodgson gegen HPB gemachte Anklage darin bestand, dass sie eine perfekte, aber dennoch gewöhnliche Betrügerin und Schwindlerin wäre.

Getrieben von dem starken Gefühl der Notwendigkeit von Gerechtigkeit, habe ich dieses Werk verfasst. Das ist ein Konzept, das jenseits der Reichweite von einigen Parapsychologen und psychischen Forschern zu sein scheint. Mediale Menschen sind nicht einfach Gegenstände, die für „Experimente” benützt werden können. Der dauerhafte Schaden, der ihrem Leben durch ein übereiltes oder irrtümliches Urteil zugefügt werden kann, muss immer in Betracht gezogen werden.

Im Zuge meiner praktischen Arbeit sehe ich mich oft dazu genötigt, Gutachten zur Verteidigung zweifelhafter Charaktere zu erstellen, von denen einige Haftstrafen verbüßt haben. Die Tatsache, dass sie ein „Strafregister” haben, bedeutet nicht, dass sie, ipse facto, bei jeglicher Anklage, die in der Folge gegen sie vorgebracht wird, als schuldig überführt werden können. Sie können nicht „auf Verdacht” verurteilt werden. Jedes Urteil muss auf dem zu diesem Fall gehörenden, vorhandenen Beweis beruhen – und nicht zur früheren Geschichte.

H. P. Blavatsky war nicht als Kriminelle bekannt und hatte keine Haftstrafe verbüßt. Dennoch wurde es Hodgson gestattet, sowohl als Sachverständiger als auch als Belastungszeuge aufzutreten. Es gab keinen Verteidiger, kein Kreuzverhör von Hodgsons Lieblingszeugen und keine Wiederanhörung von Zeugen, die er nicht zugelassen hatte, keinen Richter, keine Jury. Der gemeinste Kriminelle in den Gerichtssälen kann eine fairere Behandlung erwarten, als Madame Blavatsky in den Händen der SPR je zugestanden wurde. Und der Hodgson Bericht wurde als eine der heiligsten aller heiligen Kühe der SPR zugelassen, wie ich heraus­gefunden habe.

Ich trat der SPR im Jahr 1937 bei und bin seither ständiges Mitglied. Das macht mich zu einem der ältesten Mitglieder der Gesellschaft. In den letzten Jahren habe ich regelmäßig Beiträge für das Journal der Gesellschaft geschrieben sowie einen Band mit Sitzungsprotokollen. Ich trat der SPR als junger Mann bei in der Hoffnung, dass sie für mich diese uralten Fragen beantworten könnte: Das Woher, das Wohin, das Warum. Ich bin dahin gekommen, die Erfahrung von Omar Khayyám zu teilen, wie sie in Fitzgeralds bekannten Zeilen zum Ausdruck kommt:

Ich selbst, als Jüngling, war häufig Stammgast bei
Doktor und Heiligem, hörte gewichtig’ Argument
Über dies und das: aber kam danach
beim selben Tor hinaus wie erst herein.
Mit ihnen säte ich die Saat der Weisheit
Mit eig’nen Händen bracht’ ich sie zum Wachsen:
Und dies ist all die Ernte, die ich eingebracht –
„Wie Wasser kam ich, und wie Wind gehe ich.”

Und doch hat mir – mit all der Trockenheit so vieler Veröffentlichungen der SPR – die Gesellschaft vier wunderbare Lehrer geboten, die meine Entwicklung in großem Ausmaß beeinflusst haben. Sie kannten mich nie, aber ich erinnere mich mit Zuneigung und Dankbarkeit an sie: C. D. Broad, H. H. Price, R. H. Thouless und G N. M. Tyrrell.

Ich bin nicht Mitglied der Theosophischen Gesellschaft, wenngleich ich die drei Prinzipien, auf denen sie gegründet ist, unterschreiben kann.1 Ich habe vieles an theosophischer Literatur gelesen, von ihren verschiedenen Arten, aber ich weiß nicht, wie viel davon wahr sein kann. Wie dem auch sei, ich habe einige theosophische Lehren als nützlich für die Erklärung von Tatsachen gefunden, die ich sonst nicht begründen kann. Einige der Vorstellungen, die ich mir zueigen gemacht habe, sind folgende: Die siebenfältige Natur des Menschen; der Unterschied zwischen Individualität und Persönlichkeit; die Fortdauer und Reaktivierung der kāma-manasischen Hüllen; sowie Karma und Wiedergeburt. H. P. Blavatsky stellt für mich eine Autorin und Quelle von Ideen dar; und sie steht in einer Linie mit George Berkeley, dem Bischof von Cloyne; mit Swedenborg; mit Swedenborgs respektlosem Schüler William Blake; und Carl Jung.

H. P. Blavatsky schrieb: „Wer hört, dass eine unschuldige Person verleumdet wird – ob Theosoph oder nicht – und nicht dessen Verteidigung übernimmt, wie er seine eigene übernehmen würde – der ist kein Theosoph” (Lucifer, November 1887). Vielleicht bin ich in dieser Hinsicht ein Theosoph.

Die Ergebnisse der gegenwärtigen Untersuchung, die sich über eine Periode von fünfzehn Jahren hinzog, werden nun in der Hoffnung vorgelegt, dass künftige Biographen Madame H. P. Blavatskys, die Verfasser von Verzeichnissen, Enzyklopädien und Wörterbüchern, wie auch die breite Öffentlichkeit, erkennen werden, dass der Hodgson Bericht kein Vorbild einer unparteiischen Untersuchung ist, wie so oft im vergangenen Jahrhundert beansprucht wurde. Er ist fehlerhaft und unglaubwürdig, und Hodgsons Beobachtungen und Schlussfolgerungen müssen mit erheblichem Vorbehalt betrachtet werden.

Der Fall Helena Petrovna Blavatsky bedarf einer neuerlichen Untersuchung in diesem Licht. Sie verdient nichts Minderes.

Vernon Harrison
21. März 1997


Danksagungen

Besondere Danksagung ergeht an die Society for Psychical Research für die Erlaubnis, „J’Accuse” als Teil 1 der gegenwärtigen Studie neu herauszugeben; und an die Britische Bibliothek für die Erlaubnis der Reproduktion von Farbfotos der Meisterbriefe (Additional MSS 45.284, 45.285, 45.286).

Die Abbildungen 5 und 8 sind mit Erlaubnis von Huntington Hartford aus You Are What you Write reproduziert worden, Herausgeber Peter Owen Limited, London, 1975.

Ich stehe in der Schuld des Treuhänders des Britischen Museums für die Erlaubnis, die Information zu zitieren, die vom Archivar über Herrn Richard Sims, ehemaliger Stabsangehöriger des Museums, zur Verfügung gestellt wurde.

Ich bin dem Botschafter John S. D. Eisenhower verbunden, der mir freund­licherweise ein schönes Muster der Handschrift des verstorbenen Präsidenten Eisenhower geliehen hat.

Ich habe wertvolle Information in privaten Briefen von Anita Atkins, des verstorbenen Walter A. Carrithers jun. und Michael Gomes erhalten. Auf ihre Beiträge wird im Text verwiesen.

Michael Gomes hat unabhängig nach den Originalen der Briefe der Blavatsky-Coulomb-Affäre geforscht und bestätigt, dass sie von Coues nie bei seiner Verteidigung benutzt wurden und nun verloren sind. Der Beweis, dass diese Briefe tatsächlich Fälschungen waren – und dass folglich die Zeugenaussage der Coulombs ziemlich unzuverlässlich war –, ist nun sehr gewichtig. Hodgson akzeptierte die Zeugenaussage der Coulombs, fast ohne sie in Frage zu stellen; und wenn diese unberücksichtigt bleiben muss, fällt der größte Teil seiner Anklage in sich zusammen.

Walter Carrithers hat sehr detailliert die widersprüchlichen Behauptungen untersucht, die Hodgson und Madame Coulomb im Zusammenhang mit dem „Schrein” und anderen Vorrichtungen gemacht haben, welche angeblich bei der Erzeugung von Phänomenen benutzt wurden; aber ich habe nicht versucht, diesen Aspekt des Falls im gegenwärtigen Werk zu untersuchen.

Ich danke dem Archivar der Theosophischen Gesellschaft Pasadena für die ausgedehnte Leihgabe der Serie von 1.323 Farbdias der Meisterbriefe, die erstmals von Trevor Barker in den 20iger Jahren unseres Jahrhunderts heraus­gegeben wurden; und der Theosophical University Press für die Publikation meiner Entdeckungen.

Zu guter Letzt bin ich Elsie, seit fast 50 Jahren meine Frau und ständige Begleiterin, außerordentlich dankbar, ohne deren Unterstützung und Verständnis diese Monografien wahrscheinlich niemals geschrieben worden wären.


Teil 1 - J’Accuse2 - Eine Prüfung des Hodgson Berichts aus dem Jahr 1885

Qui Vult Caedere Canem Facile Invenit Fustem
[Wer einen Hund schlagen möchte, findet leicht einen Stecken]

Editorial des Herausgebers zu Vernon Harrisons Artikel „J’Accuse”

Im Dezember 1885 publizierte die Society for Psychical Research [SPR] in ihren Sitzungsprotokollen (Teil IX, Seiten 201-400) den „Bericht des Untersuchungsausschusses der Phänomene im Zusammenhang mit der Theosophischen Gesellschaft”. Der Ausschuss bestand aus: E. Gurney, F. W. H. Myers, F. Podmore, H. Sidgwick, J. H. Stack, R. Hodgson und Frau H. Sidgwick. Den größten Teil umfasste die von Richard Hodgson geschriebene Darstellung; er war auf Geheiß der Gesellschaft nach Indien gereist, um die Aktivitäten von Madame Helena Petrovna Blavatsky weiter zu untersuchen, die zusammen mit Col. H. S. Olcott im Jahr 1875 die Theosophische Gesellschaft gegründet hatte. Madame Blavatsky wurden eine Vielzahl von paranormalen Phänomenen zugeschrieben, der Ausschuss bezichtigte sie in seinen Schlussfolgerungen aber des groben Betrugs und des Schwindels. Obwohl die SPR, wie wiederholt betont wurde, keine einheitliche Meinung vertritt, wurde sie weithin als für die Billigung des „Hodgson Berichts” (wie wir uns im Folgenden auf den Bericht als Ganzes beziehen wollen) verantwortlich betrachtet, und von da an stand die SPR als Ankläger von Madame Blavatsky fest. Natürlich haben die Mitglieder der Theosophischen Gesellschaft diese Verunglimpfung des guten Rufes ihrer Gründerin bedauert und die Schlussfolgerungen des Berichts wiederholt angefochten. Walter A. Carrithers – der nicht Mitglied der Theosophischen Gesellschaft war, sondern ein langjähriges Mitglied der SPR ist, hat viele Jahre lang ausführlich über den Fall geschrieben, wovon einiges unter dem Pseudonym „Adlai Waterman” publiziert wurde. Er kämpfte darum, den Rat der SPR dazu zu bewegen, dem Bericht die Anerkennung – öffentlich – zu versagen. Herr Leslie Price, ein Mitglied des Bibliotheks-Ausschusses der SPR und seit Januar 1985 Herausgeber des vierteljährlich erscheinenden Magazins Theosophical History (Theosophische Geschichte), hielt im April 1983 einen der SPR-Vorträge mit dem Titel „Madame Blavatsky entschleiert?” (der Anfang 1986 vom Theosophical History Center publiziert wurde), in dem er auch die Methoden und Argumente von Hodgson kritisiert. In dieser Ausgabe unseres Journals, das fast genau einhundert Jahre nach der Publikation des Hodgson Berichts erscheint, freuen wir uns – im Interesse der Wahrheit und Fairness und um jegliche zugefügte Beleidigung zurückzunehmen –, hier eine solche kritische Analyse eines Schriftsachverständigen zu publizieren. Seine Expertise ist in diesem Zusammenhang von besonderer Bedeutung, da vieles im Hodgson Bericht die Urheberschaft bestimmter Briefe betrifft, von denen Hodgson behauptet, sie wären von Madame Blavatsky gefälscht. Dr. Vernon Harrison, ehemaliger Präsident der Royal Photographic Society, war zehn Jahre lang Forschungsleiter bei Thomas De La Rue, einer Druckerei für Banknoten, Pässe und Marken etc.; so gibt es wahrscheinlich nicht viel, was er nicht über Fälschungen weiß. Er ist kein Mitglied der Theosophischen Gesellschaft, aber ein langjähriges Mitglied der SPR. Ob die Leser zustimmen oder nicht, wir sind erfreut, ihm die Gastfreundschaft anzubieten, in unseren Kolumnen zu schreiben; und wir hoffen, dass in Zukunft Theosophen und wahrlich alle, denen der Ruf von Helena Petrovna Blavatsky am Herzen liegt, uns in einem etwas freundlicheren Lichte sehen werden.

Der Herausgeber [Dr. John Beloff]

Der „Bericht des Untersuchungsausschusses der Phänomene im Zusammenhang mit der Theosophischen Gesellschaft” (allgemein als Hodgson Bericht bezeichnet) ist der berühmteste und umstrittenste aller Berichte, den die Society for Psychical Research publiziert hat. Er fällt ein Urteil über Madame H. P. Blavatsky, die Gründerin der Theosophie. Und das abschließende Urteil in der „Erklärung und den Schlussfolgerungen des Ausschusses” wurde in einem Buch nach dem anderen zitiert, in einer Enzyklopädie nach der anderen, ohne einen Hinweis darauf, dass es falsch sein könnte. Es lautet:

Was uns anbelangt, wir halten sie weder für das Sprachrohr verborgener Seher, noch für eine bloße gewöhnliche Abenteurerin; wir glauben, dass sie sich ein Anrecht auf dauerhafte Erinnerung als eine der gebildetsten, genialsten und interessantesten Schwindlerinnen in der Geschichte erworben hat.

– S. 207

Jahrelang wurde Hodgson als der perfekte psychische Forscher dargestellt und sein Bericht als ein Modell dafür, wie solch ein Bericht über psychische Forschung aussehen sollte.

Ich werde im Gegensatz dazu zeigen, dass der Hodgson Bericht ein parteiisches Dokument ist, das jeglichen Anspruchs auf Unparteilichkeit entbehrt. Es ist die Rede des Anklagevertreters, der nicht zögert, Beweisstücke zu selektieren, die zu seinem Fall passen, und der dabei alles ignoriert und unterdrückt, was seiner These widerspricht. Der Verteidiger wurde nie angehört.

Ich unternehme in dieser Schrift keinen Versuch zu beweisen, dass Madame Blavatsky an den gegen sie vorgebrachten Anklagen schuldlos war. Das wäre schwierig, wenn nicht unmöglich, nachdem so viel Zeit vergangen ist , alle Zeugen tot und viele Beweisstücke verloren gegangen oder vernichtet sind. Auch versuche ich nicht, die Urheberschaft festzustellen oder den Inhalt der Meisterbriefe zu bewerten. Das zu tun, ist eine faszinierende, aber äußerst schwierige Aufgabe. Mein gegenwärtiges Vorhaben ist etwas begrenzter: aufzuzeigen, dass die Anklage gegen Madame Blavatsky im Hodgson Bericht nicht bewiesen ist – im wahrsten Sinne des Wortes.

Historisches

Madame Blavatskys Auseinandersetzungen mit den „psychical researchers” begann mit der Coulomb-Affäre. Diese ist bereits viele Male von verschiedenen Standpunkten aus beschrieben worden, und ich muss die Ereignisse hier nur umreißen. Scheinbar sind sich HPB und Madame Coulomb zum ersten Mal im Jahr 1871 in Kairo begegnet. Die Coulombs gingen bankrott, mussten Kairo verlassen und machten sich 1880 auf den Weg nach Bombay; ohne einen Pfennig Bargeld und heimatlos baten sie HPB um Hilfe. Sie gewährte ihnen Unterschlupf und gab ihnen eine vertrauensvolle Arbeitsstelle. Madame Coulomb wurde Haushälterin und ihr Mann war das „Mädchen für alles”.

Am 20.Februar 1884 brachen HPB und Colonel Olcott nach Europa auf und übergaben die Leitung der Theosophischen Gesellschaft an einen Verwaltungsrat. Im März erklärte der Verwaltungsrat die Coulombs der groben Fahrlässigkeit für schuldig. Sie wurden am 14.Mai entlassen.

Das nächste Mal hören wir im Madras Christian College Magazine von ihnen. Auszüge aus Briefen wurden veröffentlicht, die – wenn authentisch und korrekt interpretiert – eine Verschwörung zum Betrug zwischen Madame Blavatsky und den Coulombs beweisen würden. HPB behauptete, dass die Briefe, zum mindesten teilweise, Fälschungen waren. Zusätzlich taucht ein auf den 28. April 1884 datierter, gefälschter Brief – angeblich von Dr. Hartmann an Madame Coloumb geschrieben – einige Wochen später in einem Umschlag bei Colonel Olcott auf, von unbekannter Hand verfasst und mit dem Poststempel von Madras versehen; der Fälscher ist jedoch unbekannt.

Während Colonel Olcott in England war, freundete er sich mit führenden Mitgliedern der Society for Psychical Research an, die an Berichten über die von HPB hervorgerufenen Phänome interessiert waren. Im Mai 1884 bildete die SPR einen Ausschuss, um die Beweise für die angeblichen Phänomene zu prüfen. Die Mitglieder dieses Ausschusses waren: E. Gurney, F. W. H. Myers, F. Podmore, Henry Sidgwick und J. H. Stack – später noch zusätzlich Mrs. Sidgwick und R. Hodgson. Der Ausschuss war in der Lage, Madame Blavatsky, Colonel Olcott, Mohini M. Chatterji und Mr. Sinnett anzuhören. Das Ergebnis ihrer Befragung wurde im Jahr 1884 in First Report of the Committee [Erster Bericht des Ausschusses] als vertrauliche Information nur für Mitglieder der SPR herausgegeben. Ich habe keine Probleme mit diesem Bericht. Es scheint, dass die Untersuchung höflich vorgenommen wurde und dass der Ausschuss am Ende nicht wusste, was er denken sollte. Die beschriebenen Phänomene schienen so bemerkenswert und so außerhalb gewöhnlicher Erfahrungen zu sein, dass ihnen nur mit starken Vorbehalten begegnet werden konnte. Auf der anderen Seite war die Anzahl der Zeugen und die Kraft der Zeugenaussagen solcherart, dass die Beweisaufnahme nicht leichtfertig fallengelassen werden konnte. Sie beschlossen, dass es gute Gründe für weitere Untersuchungen gab.

Die weitere Untersuchung wurde von Richard Hodgson während eines dreimonatigen Besuchs in Indien vorgenommen. Der endgültige Bericht des Ausschusses, das in Proceedings [Sitzungsprotokolle], Teil IX, Dezember 1885, herausgegeben wurde, stellt den eigentlichen Bericht von Hodgson dar, da der Rest des Ausschusses keine weiteren Anstrengungen machte, als seine Schluss­folgerungen lediglich abzustempeln. Sie unternahmen keinen Versuch, die krassen Fehler des Verfahrens zu korrigieren oder die Feststellungen von Hodgson einer kritischen Betrachtung zu unterziehen.

Die Blavatsky-Coulomb-Briefe

Die Blavatsky-Coulomb-Briefe, die durch das Christian College Magazine publiziert wurden, sind von höchster Wichtigkeit, da sie – wenn sie authentisch sind und wenn sie ihrem Äußeren entsprechend aufgefasst werden können – beweisen, dass HPB in betrügerische Aktivitäten verwickelt war. Und wir müssen nicht weiter gehen. Es scheint nur zwei Möglichkeiten zu geben:

a) Dass HPB in riesigem Ausmaß in Betrug verstrickt war, eine Anzahl von Verbündeten miteingeschlossen, und dass sie von den Coulombs aus Verachtung angezeigt worden war;

b) Dass die Coulombs die belastenden Briefe fälschten, um HPB zu stürzen.

Bei einer Bewertung dieser Alternativen muss man die möglichen Motive der Teilnehmer in Betracht ziehen.

Wenn HPB in großem Maßstab an einem Betrug beteiligt war, viele Verbündete miteingeschlossen, dann musste sogar Hodgson zugeben, dass keines der gewöhnlichen Motive für Betrug zutraf. Die beste Erklärung, die er anbieten konnte, war, dass sie eine russische Agentin sei, die beauftragt war, „die Unzufriedenheit der Einheimischen gegenüber der britischen Herrschaft so weit wie möglich zu begünstigen und zu schüren”. In den 1880er Jahren, in denen russische Agenten keine Bedeutung haben, zieht diese Idee nicht: Es gibt effektivere Wege, die russischen Interessen in Afghanistan voranzutreiben, als die Isis entschleiert zu schreiben oder die Meisterbriefe zu fälschen.

Sollten andererseits die Coulombs die Briefe gefälscht haben, hätten sie ein klares Motiv: das primitive und mächtige Motiv der Rache. Unehrenhaft entlassen, hatten sie sowohl Zuhause als auch Arbeit verloren.

Der Grund, warum ich das hervorhebe, ist folgender: Wenn Madame Blavatsky verdächtig war, waren es die Coulombs ebenso. Eine korrekte Vorgehensweise würde es erfordern, dass in dem Bericht die belastenden Teile der Blavatsky-­Coulomb-Briefe zusammen mit beglaubigten Handschriftenproben von Madame Blavatsky, Mr. Coulomb und Madame Coulomb wiedergegeben sind. Das ist nicht der Fall; und dieses Versäumnis ist unentschuldbar. Wir sollten auch vermerken, dass Madame Coulomb in moderner Terminologie ein „Supergrass”3 war. Und die Zeugenaussage eines „Supergrass“ sollte mit Vorsicht genossen werden.

Es ist jetzt moralisch sicher, dass die Originale der belastenden Blavatsky-Coulomb-Briefe zerstört wurden. Sie befinden sich weder in den Archiven des Christian College of Madras, noch sind sie in den Archiven der Theosophischen Gesellschaft in Adyar. Ich stehe sehr in der Schuld von Anita Atkins von New York für die folgende Information:

Der letzte bekannte Empfänger der HPB-Coulomb-Briefe war Professor Elliott Coues, Wissenschaftler am Institut zur Förderung der Wissenschaften in Washington und Ex-Theosoph, der sich gegen HPB wandte und im Jahr 1890 in der New York Sun ein grausames, verleumderisches, siebenspaltiges Interview über sie gab. HPB klagte auf üble Nachrede; die Untersuchung der Sun und die ihrer Rechtsanwälte brachte heraus, dass HPB verleumdet worden war, und als sie starb, standen sie kurz davor, den Schaden wiedergutzumachen. Gemäß den New Yorker Verleumdungs-Gesetzen schloss das den Fall ab. Jedenfalls widerrief die Sun öffentlich und redaktionell.

Als Coues seinen Prozess führte, kaufte er die Coulomb-Briefe durch einen Händler der schottischen Missionare in Indien. Ich bin im Besitz einer Ablichtung seines Schecks. Der Scheck ist in den Coues-Archiven der State Historical Society of Wisconsin, Madison, Wisconsin. Ich habe einen Mikrofilm all seiner Papiere über Theosophie und die damit in Zusammenhang stehenden Dinge. Die Coulomb-Briefe sind NICHT in den Archiven. Nun war es Coues Absicht bei der Beschaffung der Briefe, einen Beweis für seine Verteidigung von HPBs Prozess zu erhalten, um sie als Betrügerin zu entlarven. Seine Frau war Millionärin; und damit stand ihm jegliches professionelle Mittel zur Verfügung, HPB zu stürzen, wenn diese Briefe Originale waren.

Wie auch immer, völliges Schweigen – er erwähnte niemals, sie zu besitzen. Entweder vernichtete er sie zu seinen Lebzeiten oder hinterließ Anweisungen an seine Erben, sie zu vernichten.

Walter A. Carrithers fügt dem hinzu:

Ungefähr 1948 erwarb ich eine Kopie des Testaments von Professor Coues und begann, seine noch lebenden Nachkommen ausfindig zu machen – nur um zu erfahren, dass einer von ihnen, der damals gerade verstorben war, etwas in seinem Kamin verbrannt hatte, was als „viele Briefe” bezeichnet worden war, scheinbar von Madame Blavatskys Hand geschrieben; und dabei befand sich sein Wohnsitz nur ein kleines Stück oberhalb von Fresno in Plato Alto, Kalifornien (so dass ich ihn leicht hätte besuchen und vor deren Vernichtung feststellen können, um was für Briefe es sich gehandelt hatte).

Die sich aus den Umständen ergebende Wahrscheinlichkeit, dass die Blavatsky-Coulomb-Briefe nach der Untersuchung durch einen Experten als Fälschung entlarvt worden wären, ist groß.

Kein Faksimile irgendeines der belastenden Briefe wird in dem Hodgson Bericht angeführt. Hodgson erklärt, dass er eine Auswahl (nämlich seine Auswahl) der Briefe an F. G. Netherclift zur professionellen Begutachtung geschickt hatte, bei seiner Rückkehr nach England jedoch feststellen musste, dass die Briefe bereits nach Madras zurückgesandt worden waren, so dass er keine Faksimile von ihnen anfertigen konnte. Das ist eine unentschuldbare Ausrede. Die Briefe waren ein essentieller Teil des Beweismaterials. Die Fotografie war 1884 weit fortgeschritten. Es gab in der Gegend von Madras gute Berufsfotografen, die genaue und dauerhafte Kopien dieser wichtigen Dokumente hätten anfertigen können. Die Handschrift der Coulombs wurde niemals von Netherclift oder einer anderen kompetenten Person untersucht.

Hodgson behandelt die ganze Sache sehr locker und sagt:

Ich habe nicht vor, bei der Beschreibung der Ähnlichkeiten zwischen Madame Blavatskys unzweifelhafter Handschrift und der der Blavatsky-Coulomb-Briefe in Details zu gehen. Diese Briefe wurden vor der Veröffentlichung im Christian College Magazine – wie ich gesagt habe – vom Verleger verschiedenen Herren mit Erfahrung in Sachen Handschriften vorgelegt, die einstimmig der Meinung waren, dass sie von Madame Blavatsky geschrieben waren. Dieselbe Meinung brachte auch Mr. J. D. B. Gribbel aus Madras in „Ein Bericht einer Untersuchung der BlavatskyKorrespondenz, publiziert im Christian College Magazine” zum Ausdruck. Aber das wichtigste Urteil über diesen Punkt ist das des Schriftsachverständigen Mr. F. G. Netherclift, der keinerlei Zweifel hatte, dass die umstrittenen Briefe, die ihm vorgelegt wurden, von Madame Blavatsky geschrieben worden waren. Mr. Sims vom Britischen Museum teilte diese Meinung ebenfalls.

Unter diesen Umständen muss ich nur wenig mehr sagen, als dass ich alle diese Dokumente untersucht habe und überall jene Charakteristka der Handschrift von Madame Blavatsky fand, die in dem Dokument vorhanden waren, das ich als Hauptstütze benützte, videlicet [namentlich, d.Ü.] einen Brief von Madame Blavatsky an Dr. Hartmann, in Elberfeld im Oktober 1884 geschrieben. – S. 276/277

Darauf muss ich antworten:

a) Die angeführten Meinungen bestimmter nicht genannter Herren sind kein Beweis. Gribble erzählt uns, dass die besagten Herren Erfahrung im Bankwesen, nicht in Handschriften hatten. Kein professioneller Experte war verfügbar.

b) Wir werden später sehen, dass Hodgson die Zeugenaussage von Gribble in toto zurückweist, wenn es ihm passt. Er kann aber nicht beides haben.

c) Wir haben kein einziges schriftliches Zeugnis von Mr. Sims aus dem Britischen Museum, nur Hodgsons Bericht darüber, was er sagte und dachte. Daraus folgt, dass der Bericht von Netherclift die einzige uns zur Verfügung stehende, unabhängige Zeugenaussage von Bedeutung darstellt, (teilweise) auf den Seiten 381 und 382 des Hodgson Berichts wiedergegeben.

MR. SIMS VOM BRITISCHEN MUSEUM

Mr. Sims vom Britischen Museum ist eine zweifelhafte Figur, die nur wenig mehr zu tun scheint, als die wechselhaften Meinungen von Netherclift widerhallen zu lassen. Ich bin dankbar für die folgende, vom Archivar des Britischen Museums zur Verfügung gestellte Information über ihn.

Mr. Richard Sims war der Sohn eines leitenden Beamten im Wadham College, Oxford, und wurde in der New College School (nicht dem New College selbst) erzogen. Er trat im Jahr 1841 dem festen Stab des Britischen Museums bei; im Jahr 1887 trat er wieder zurück. Er war bewandert in Latein, Griechisch, Französisch und Englisch und hatte einige Kenntnisse in Spanisch und Deutsch. Er konnte alte Schriften mit Geschick lesen. Er wurde in der Abteilung für Manuskripte zum Abschreiber ernannt und 1879 Assistent (erster Klasse). In einer Personalbeurteilung bemerkte E. A.Bond, der Verwalter der Manuskripte im Museum, dass er fähig war, Urkunden und gewöhnliche Manuskripte in Französisch und Latein zu lesen, und dass er bei der Katalogisierung von Dokumenten und bestimmten Arten von Manuskripten, wie zum Beispiel der Topographie, der Genealogie und der Heraldik, behilflich war und eingesetzt werden konnte.

Es gibt daher keinen Grund, die Kompetenz und Integrität von Sims zu bezweifeln. Aber er war kein Spezialist für Fälschungen, und die Tatsache bleibt bestehen, dass wir von ihm keine direkten schriftlichen Aussagen haben. Wir wissen nicht, ob seine Meinungen verbal oder schriftlich geäußert wurden und worüber er genau befragt wurde. Es gibt nun wenig Aussicht, dass wir seine Originalbriefe oder -berichte jemals finden werden.

NETHERCLIFTS BERICHT

Netherclifts Bericht ist in vielerlei Hinsicht ein seltsames Dokument.

a) Sein Titel lautet: „Bericht von Mr. F. G.Netherclift, Schriftsachverständiger, über die Blavatsky-Coulomb-Dokumente”. Das ist irreführend, denn Netherclift wurde nur ein Teil dieser Dokumente – Hodgsons eigene Auswahl – zugeschickt. Der Bericht selbst ist verstümmelt, ein Teil herausgeschnitten; und er trägt zwei Daten.

b) Netherclift beginnt seinen Bericht folgendermaßen: „In Befolgung Ihrer Anweisungen habe ich sorgfältig untersucht … .” Es wird uns nicht gesagt, was das für Anweisungen waren. Wurde Netherclift angewiesen, nach geschickten betrügerischen Abänderungen oder nach Einfügungen in sonst echten Briefen zu suchen? Oder machte er eine flüchtige Inspektion der Dokumente insgesamt? Wir wissen es nicht.

Netherclift erklärt lediglich ex cathedra, dass die Briefe (welche immer das auch gewesen sein mögen) alle von Madame Blavatsky geschrieben waren. Was er hätte aufzeigen sollen, mit einer detaillierten Angabe der Gründe, war, dass die belastenden Teile der Briefe in Blavatskys eigener Handschrift verfasst waren. Es gibt jedoch keinen Hinweis auf irgendwelche belastenden Teile.

c) Am schlimmsten von allem: Die Netherclift übermittelten Dokumente können nicht identifiziert werden. Das ist bemerkenswert, da ein beauftragter Richter in seinem eigenen Interesse angeben muss, was seine Anweisungen sind und wie er die ihm zur Prüfung übermittelten Dokumente klar identifizieren muss. Diese Erklärung sollte integraler Bestandteil des Berichts sein – wenn nicht ein skrupelloser Klient den Bericht dazu benutzen will, Dokumente zu verbergen, die nicht untersucht worden waren, mit möglichen rechtlichen Schwierigkeiten als Folge.

Netherclift behauptet, dass er zwei Sendungen erhalten habe. Mit Ausnahme eines beschrifteten Stückchens Papier, das mit „Damodar send me” beginnt, wurden alle die Briefe in Sendung 2 an Mr.Myers gesandt und sind nicht umstritten.

Von Sendung 1 sagt Netherclift, sie habe Folgendes enthalten:

  • (a) Einen mit 3 gekennzeichneten Umschlag mit einem Papierstreifen, mit folgenden Worten beginnend: „The Mahatma has heard …”
  • (b) Ein Telegramm in einer anderen Handschrift.
  • (c) Einen an Madame E. Coulomb adressierten Umschlag.
  • (d) Einen Brief auf grünem Papier.
  • (e) Einen Brief auf rosa Papier.
  • (f) Einen mit 7 gekennzeichneten Umschlag mit einem Fetzen linierten Papiers, das mit 10 gekennzeichnet ist und mit den Worten beginnt: „La poste …”
  • (g) Einen Umschlag, gerichtet an Madame und Monsieur Coulomb.
  • (h) Einen mit 10 gekennzeichneten Umschlag mit einem mit 2 gekennzeichneten Brief, der mit den Worten beginnt: „Ma belle chère amie …”
  • (i) Einen mit 28 gekennzeichneten Umschlag mit einem Brief mit mehreren mit violetter Tinte beschriebenen Seiten.
  • (j) Einen mit 11 gekennzeichneten Umschlag mit einem in violetter Tinte geschriebenen Brief, der beginnt: „Ma chère Madame Coulomb …”

Die Umschläge in Sendung 1 könnten alles mögliche enthalten haben und sind als Beweis nutzlos. Das Telegramm, was auch immer es war, war nicht in Blavatskys Handschrift verfasst. Auf den Seiten 211-216 des Hodgson Berichts führt Hodgson vierzehn Auszüge aus der Blavatsky-Coulomb-Korrespondenz an. Neun dieser Auszüge tragen ein Sternchen, was – wie man uns erzählt hat – bedeutet, dass „die Briefe, aus denen diese Auszüge stammen, zu den von Mr. Netherclift untersuchten gehören”. Es ist jedenfalls nicht möglich, sie mit den in Netherclifts Sendung 1 aufgezählten Dokumenten in Zusammenhang zu bringen.

Der Papierstreifen, der mit „The Mahatma has heard …” beginnt, kann identifiziert werden; der Text ist nicht belastend. Wir wissen weder, was die Briefe auf grünem und rosa Papier waren, noch an wen sie schließlich adressiert waren.

Punkt (f), das Stückchen Papier mit den Anfangsworten ”La Poste …”, scheint Hodgsons Auszug 12 zu sein, der wie folgt lautet:

La poste part ma chère. Je n’ai qu’un instant. Votre lettre arrivée trop tard. Qui, laissez Srinavas Rao se prosterner devant le shrine et s’il demande ou non, je vous supplie lui faire passer cette reponse par K. H. car il s’y attend; je sais ce qu’il veut. Demain vous aurez une grande lettre! Grandes nouvelles! Merci. H. P.B. – S. 215

Dieser Zettel scheint nichts Schlimmeres zu enthalten, als eine flüchtige Anweisung an Madame Coulomb, nämlich Mr. Sreenevas Rao zu gestatten, dem „Schrein” seine Ehrerbietung zu erweisen und sicherzustellen, dass er den von KH dort eingeschlossenen Brief bekommt, den er erwartet. Es wird nichts Übernatürliches behauptet.

Punkt (h) kann sich auf keinen der mit Sternchen versehenen Auszüge beziehen: Keiner von ihnen beginnt mit „Ma belle chère amie …”. Punkt (i) kann nicht eindeutig identifiziert werden, aber es könnte der auf den 1. April 1884 datierte Brief sein, den Gribble als den „bei weitem längsten aller publizierten” bezeichnete und der mit purpurfarbener oder violetter Tinte geschrieben war. Wenn das so ist, war er „teilweise herausfordernd und teilweise beschwörend”, aber er enthielt kein Eingeständnis von Schuld. Punkt (j) kann nicht identifiziert werden.

Wenn wir die Briefumschläge und das Telegramm in Sendung 1 zurückweisen, verbleiben uns zwei Fetzen Papier und fünf Briefe. So verbleiben zumindest zwei der mit Sternchen versehenen Auszüge unerklärt. Diese waren vermutlich in einem nicht identifizierten „zweiten Bündel von Blavatsky-Coulomb-Briefen” enthalten, „kurz danach” an Mr. Netherclift übermittelt. Die in diesem „zweiten Bündel” gesandten Dokumente sind weder aufgelistet, noch haben wir einen offiziellen Bericht über sie. Alles, was wir haben, ist Hodgsons Versicherung, dass Netherclift sie mit einem allgemeinen Vermerk auf der Hülle zurücksandte, in der sie verschickt worden waren. Eine derartige Lässigkeit von einem professionellen Experten ist fast nicht zu glauben, denn jederzeit könnten Briefe entnommen oder dazugefügt worden sein, ohne dass die Gefahr der Entdeckung bestand.

Wir stellen weiter fest, dass von all den in Sendung 1 enthaltenen Dokumenten fünf mit Sicherheit nicht und ein sechstes wahrscheinlich nicht belastend waren. Wir fragen uns deshalb zu Recht, ob Netherclift irgendeinen der belastenden Auszüge untersucht hat, die in die ansonsten echten Briefe eingefügt worden sein könnten. Wir müssen auch fragen, warum seine Vorgangsweise so lässig und irregulär war.

DIE MEISTERBRIEFE

Die Meisterbriefe werden mehr als einem Autor zugeschrieben. Hodgson beschränkt seine Aufmerksamkeit auf die wichtigste Briefserie – die „Koot Hoomi” oder „KH” Texte – und beansprucht, er habe aufgrund seiner Untersuchungen, die von Schriftsachverständigen bestätigt wurden, festgestellt, dass HPB die Meisterbriefe geschrieben habe – mit Ausnahme jener, für die er einräumt, dass sie unmöglich von ihr geschrieben sein konnten. Diese letzteren, versichert er, wurden von Verbündeten HPBs geschrieben.

Zwei allgemeine Punkte müssen zunächst festgestellt werden. Der erste ist, dass wir kein Recht haben anzunehmen, dass ein Brief, weil er mit „K. H.” unterzeichnet ist, notwendigerweise auch von KH geschrieben wurde. Es war und ist immer noch allgemein üblich, dass ein fleißiger Mann eine Sekretärin beschäftigt. Sinnett und andere behaupten ausdrücklich, dass KH seine Briefe häufig seinen Schülern diktierte; und wenn diese Schüler die englische Schrift von ihrem Meister lernten, überrascht eine allgemeine Ähnlichkeit in der Art zu schreiben keinesfalls.4 Die in der Britschen Bibliothek aufbewahrten Texte von KH sind in verschiedenen, sehr ähnlichen, und dennoch unterschiedlichen Handschriften geschrieben.5

Zweitens legt man bei der Untersuchung verdächtiger Buchstaben oder Unterschriften keine Aufmerksamkeit auf die allgemeinen Schriftzüge, da man davon ausgehen kann, dass diese Schriftzüge – wenn die Fälschung nicht allzu plump ist – in ausreichender Qualität so ausgeführt werden, dass sie täuschend echt sind. Es sind die kleinen, unbewussten, eigentümlichen Gewohnheiten, die für sich sprechen. Gerade weil sie unbewusst sind, neigen sie dazu, viele Jahre oder sogar ein Leben lang erhalten zu bleiben; und sie sind schwierig auszumerzen. Der Schreibfluss und die beim Schreiben auftretenden Unterschiede im Druck können entscheidend sein.6

Auf den besten Fotokopien oder Fotoabzügen gehen viele essentielle Details vom Original verloren. Alle stereoskopischen Details verschwinden; und manches der feinen Details ist undeutlich oder nicht aufgezeichnet. Die Tonwerte sind verzerrt.7

DIE BILDTAFELN IM HODGSON BERICHT

Der Hodgson Bericht beinhaltet zwei Bildtafeln, die auf den ersten Blick als Fotografien von Handschriften erscheinen. Es ist wichtig zu erkennen, dass dem nicht so ist. Die Buchstabenreihe auf Bildtafel 1, die einen bedeutenden Anteil in Hodgsons Argumentation spielt, ist (ich zitiere) „von meinen eigenen Durchpausen kopiert, die von den Originaldokumenten angefertigt wurden, und deshalb weisen viele ein zittriges Aussehen auf, das für die Originalmanuskripte nicht charakteristisch ist und hätte vermieden werden können, wenn die Arbeit vollständig von einem Lithografen ausgeführt worden wäre” (Hodgson Bericht, S. 284). Sie sind demgemäß Kopien von Kopien. Mir fällt es schwer, den Grund dafür zu erkennen, da die Fotografie im Jahr 1884 weit fortgeschritten und die Fotolithografie von Zinkplatten seit zwei Jahrzehnten üblich war. Der Hinweis auf einen „lithografischen Künstler” impliziert, dass die Kopien von einem Künstler von Hand direkt auf die Platten angefertigt wurden, der das zu kopierende Material in einem Spiegel betrachtete und der eine in ölige Tinte getauchte Feder benützte – wie es in den frühen Tagen der Lithografie üblich war. Mrs. Sidgwick sagt in ihrem Anhang XV (S. 379): „Die Platten, die kurze Ausschnitte aus verschiedenen Dokumenten zeigen, bieten eine gute, allgemeine Vorstellung einer Schrift, können aber in einigen Fällen den individuellen Charakter von bestimmten Buchstaben nicht vermitteln. Doch sind sie ausreichend genau, um dem Leser dabei zu helfen, die Diskussion zu verstehen. Die von Schriften mit blauem Stift angefertigten Kopien sind, im Vergleich zu anderen, erwartungsgemäß ungenauere Faksimiles.”

Wir haben lediglich Zusicherungen von Hodgson und Mrs. Sidgwick, dass die Platten gute Darstellungen der Originale sind; aber wir können nicht abschätzen, wie groß die Abweichungen sind, die sich während des Kopiervorgangs einge - schlichen haben. Diese Platten sind jedenfalls der einzige von Hodgson gelieferte positive Beweis. Er widmet viele Seiten einer Beschreibung dessen, was er während der Untersuchung von Dokumenten gefunden hat, während er in Indien und sonstwo war, aber dafür haben wir nur sein Wort.

DER SCHRIFTSACHVERSTÄNDIGE

Als nächstes untersuche ich das außergewöhnliche Verhalten von Hodgson und den Schriftsachverständigen. Ich beginne mit Mr. J. D. B. Gribble aus Madras. In seinem „Bericht einer Untersuchung der Blavatsky-Korrespondenz, publiziert im Christian College Magazine” (Higginbotham & Co., Madras, 1884), Seiten 7-9, beschreibt er den gefälschten Hartmann-Brief mit den folgenden Worten:

Die Handschrift dieses Briefes hat nur eine sehr vage Ähnlichkeit mit der von Dr. Hartmann. Stilistisch sind die Briefe in einem Auf und Ab geschrieben und den anonymen und pseudoanonymen Briefen keineswegs unähnlich, die man so oft in diesem Lande erhält. In der Tat ist der Unterschied zwischen der Handschrift dieses Dokuments und der von Dr. Hartmann so auffällig, dass sich die eine oder die andere der folgenden beiden Annahmen sofort aufdrängt: –

(1) Entweder hat derjenige, der den Brief geschrieben hat, die Handschrift Dr. Hartmanns nie gesehen oder er hatte keine Gelegenheit, sie zu kopieren;

(2) oder der Schreiber beabsichtigte, dass der Empfänger die Fälschung sofort bemerken sollte.

Das einzige Beispiel, bei dem irgendeine Ähnlichkeit mit Dr. Hartmanns Handschrift gefunden werden kann, ist die Schreibweise des großen H. Das ist jedoch sehr schwierig und erscheint erzwungen.

Gribble bemerkt, dass er diesen Brief sehr sorgfältig untersucht hat und fügt hinzu:

Dass der Hartmann-Brief eine so ungeschickte Fälschung ist, die jeder sofort bemerken würde, der mit der Handschrift des Herrn vertraut ist.

Soweit Gribble. Lesen Sie nun, was Hodgson über denselben Brief zu sagen hat:

Die Imitation der Schrift-Charakteristika von Dr. Hartmann ist zum größten Teil äußerst genau; und in diesem Punkt muss ich völlig von Mr. Gribble abweichen, der offenbar mit Dr. Hartmanns Handschrift nicht vertraut war; … . Ich würde sagen, dass Mr. Gribble nur die Möglichkeit hatte, das Dokument während eines kurzen, etwa einstündigen Besuches an der Hauptstelle der Theosophischen Gesellschaft, sehr hastig zu untersuchen, wobei er auch andere Dokumente prüfte. Das erklärt die Fehler, die er bei seiner Untersuchung machte.

Der hier auftretende Widerspruch ist vollkommen und geht weit darüber hinaus, was man etwa einer fehlerhaften Beobachtung oder allgemeiner Ungeschicklichkeit zu schreiben könnte. Es gibt keinen Weg, die beiden Erklärungen in Einklang zu bringen. Hätte Hodgson ein Faksimile des Hartmann-Briefes vorgelegt, wären wir in der Lage gewesen zu entscheiden, wessen Beschreibung korrekt war; aber es liegt kein Faksimile vor.

Netherclift und Sims wurden aufgefordert, einige der KH-Dokumente zu untersuchen. Beide kamen zu dem Schluss, dass diese Dokumente NICHT von Madame Blavatsky geschrieben worden waren. Das entsprach Gribbles Meinung. Hodgson wollte davon nichts wissen und sagte (S. 282):

Ich hatte bereits meine eigenen Schlussfolgerungen zum Ausdruck gebracht, die ich nach einer Untersuchung der KH-Schriften in Indien getroffen hatte, dass nämlich die jenigen, die ich untersucht hatte – mit Ausnahme des K. H. (Y) –, von Madame Blavatsky geschrieben worden waren; und bei meiner Ankunft in England war ich überrascht zu entdecken, dass Mr. Netherclift in Bezug auf die ihm vorgelegten KH-Texte unterschiedlicher Meinung war.

Der Schlussbericht wurde aufrechterhalten, während weitere Exemplare empfangen wurden und (ich zitiere):

Das Ergebnis war, dass Mr. Netherclift zu der Überzeugung gelangte, dass alle diese Dokumente zweifellos von Madame Blavatsky geschrieben worden waren.

Mr. Sims vom Britischen Museum änderte seine Meinung, um sich anzupassen.

Die aufschlussreichste Passage stammt aus Hodgsons eigener Darstellung (S. 296-7):

Meine eigene Ansicht ist, dass Mr. Damodar fraglos sowohl den K. H. (Z) als auch den K. H. (Y) geschrieben hat. Mr. Netherclift hatte keine Gelegenheit gehabt, den K. H. (Y) zu sehen, der mir in Indien nur für kurze Zeit geborgt worden war, aber der K. H. (Z) wurde ihm mit den anderen KH-Dokumenten übermittelt, worauf er gebeten wurde, ein zweites Gutachten zu erstellen, unter dem zusätzlichen Licht, das uns die von Mr. Sinnett überlassenen Briefe spendeten. Mr. Netherclift vertritt in seinem zweiten Bericht die Meinung, dass es „ganz unmöglich sei, dass Damodar seinen gewöhnlichen Stil an jenen von KH angeglichen haben könnte,” … . Ich übermittelte ihm dann meine Analyse des Dokumentes; er übernahm freundlicherweise die Aufgabe, eine weitere Untersuchung durch - zuführen, und brachte dabei seine Zuversicht zum Ausdruck, dass er mir beweisen würde, dass der Schluss, den ich gezogen hatte, falsch sei. Jedenfalls war das Ergebnis eines ausgedehnten Vergleiches, den er daraufhin anstellte, dass er freimüti eingestand, dass meine Ansicht korrekt war; er sagte, dass er in der ganzen Zeit seiner langjährigen Erfahrung als Experte „niemals einen verwirrenderen Fall” angetroffen habe; dass er aber schließlich „völlig überzeugt sei, dass” der K. H. (Z) „von Damodar in einer guten Imitation des Stils geschrieben war, wie er von Madame Blavatsky in den KH-Papieren verwendet wurde.”

Als professioneller Prüfer von fraglichen Dokumenten, der gelegentlich bei Gericht im Kreuzverhör steht, beanspruche ich nicht, unfehlbar zu sein. Ich gebe ein Gutachten ab und begründe es, gestützt durch fotografische und mikrografische Beweismittel, wo immer das angebracht erscheint. Für Gerichtszwecke muss ein einmal abgegebenes Gutachten gültig bleiben. Wenn ein Klient mit meiner Feststellung nicht übereinstimmt, steht es ihm frei, sich anderweitig weitere Gutachten einzuholen. Ich bin nicht bereit gut zu heißen, dass mein Klient offen versucht, mein Urteil zu beeinflussen, und mir tatsächlich diktiert, wie mein Bericht aussehen sollte. Ich finde Hodgsons aufdringliche und erfolgreiche Bemühungen, das Urteil seiner Experten zu beeinflussen, sehr unsauber. Kein englisches Gericht würde einen Bericht akzeptieren, der bekanntermaßen unter solchen Umständen erstellt wurde.

DREI HAUPTAUSSAGEN

Ich gehe nun auf den Kern von Hodgsons Beweisführung ein. Er macht drei Hauptaussagen (S.283):

I. Dass es klare Anzeichen einer Entwicklung in der Schrift von K. H. gibt, wobei sehr starke Ähnlichkeiten zur normalen Handschrift von Madame Blavatsky allmählich eliminiert wurden.

II. Dass besondere Buchstabenformen, die für Madame Blavatskys gewöhnliche Handschrift typisch sind, aber nicht für die von K. H., gelegentlich in den letzteren auftauchen.

III. Dass es in Madame Blavatskys Handschrift bestimmte, sehr ausgeprägte Eigenheiten gibt, die überall in den K. H.-Schriften auftauchen.

Ich konzentriere mich auf die erste und dritte Aussage, da die zweite keine Bedeutung hat, wenn sich diese als falsch erweisen sollten.

ERSTE HAUPTAUSSAGE

Hodgson stützt seine These hauptsächlich auf eine Reihe von KH-Briefen, die ihm Mr. Sinnett leihweise überlassen hatte. Er bemerkt:

Faksimiles der von Mr. Sinnett ausgeliehenen Reihe von K. H.-Briefen wären vielleicht für den Leser interessant und vielsagend gewesen8 und hätten die Entwicklung der Handschrift von K. H. klar gezeigt; aber Mr. Sinnett betont eindeutig seinen Wunsch, dass von den Exemplaren, die er übermittelt hat, kein wie immer gearteter Gebrauch gemacht werden sollte, außer zum Vergleich der Handschrift; und die Erstellung eines Faksimiles von Teilen der Dokumente war natürlich ohne die Publikation – bis zu einem gewissen Ausmaß – ihres Inhalts unmöglich. Ich habe deshalb einige kleine Buchstaben – f, g, k und y – zu dem Zweck gewählt, um die von mir erwähnte Entwicklung zu illustrieren. – S. 283-4

Darauf erwidere ich, dass es leicht möglich ist, Teile eines Dokuments zu fotografieren, um die Charakteristika einer Handschrift zu zeigen, ohne irgendetwas vom Inhalt des Dokumentes zu enthüllen; und es ist interessant, darüber zu spekulieren, warum Hodgson das nicht tat.

Die Abbildungen 1a und 1b sind fotografisch aus dem Hodgson Bericht reproduziert und zeigen die für das f und g behauptete Entwicklung. Ähnliche Reihen gibt Hodgson für die Buchstaben k und y, aber hier ist die Entwicklung weniger auffällig.

Hodgson unterstreicht, dass HPBs gewöhnliche f normalerweise nur unten eine Schlinge haben und normalerweise von einem Aufwärtsstrich gefolgt sind. Die entwickelten Formen von KH haben nur oben eine Schlinge. K.H. Nr. 1 und K. H. Nr. 2 zeigen Zwischenformen. Ähnliche Bemerkungen finden auf den Buchstaben g Anwendung. Das ist der einzige verifizierbare Beweis, den Hodgson zur Unterstützung seiner Aussage erbringt. Wir betrachten die Reihen eingehender.

Die mit „B” gekennzeichnete Zeile ist den unzweifelhaften Schriften von Madame Blavatsky entnommen. Mr. Sinnet beschreibt die anderen wir folgt:

  • “Nr. 1* * * ist das erste Blatt des ersten Briefes, den ich jemals von ihm erhielt, sicherlich durch die Hand eines anderen.9
  • Nr. 2 und Nr. 3 sind eine Auswahl aus späteren Briefen der alten Serien, vor der Publikation von ‘The Occult World’ geschrieben.
  • Nr. 4 erhielt ich in London ungefähr zur Zeit, als ‘Esoteric Buddhism’ publiziert wurde.
  • Nr. 5 * * stammt aus einem Brief, sicherlich in K. H.s eigener Handschrift.“

Daraus erkennen wir, warum Sinnett ausdrücklich erklärt, dass Nr. 1 von KH stammt, jedoch nicht von ihm geschrieben wurde. Er wurde ungefähr im Oktober 1880 geschrieben. Nr. 2 und 3 datierten vor dem Juni 1881, Nr. 4 vor dem Juni 1883. Sinnett versichert, dass Nr. 5 in KHs eigener Handschrift ist, aber er gibt kein Datum an.

Wahrlich eine ausgewählte Reihe, um die fortschreitende Entwicklung derselben Handschrift über eine Periode von vier Jahren aufzuzeigen. Wir bemerken, dass das, was uns Hodgson gezeigt hat, isolierte, aus ihrem Kontext gerissene Buchstaben sind. Wenn wir Sinnett glauben, sind sie nicht alle von demselben Schreiber. Sie sind Kopien von Kopien. Wir wissen nicht, ob die ausgewählten Buchstaben in fairer Weise aus dem Manuskript entnommene Beispiele sind, oder ob sie speziell selektiert wurden, um Hodgsons Sache zu unterstützen. Es wird uns nichts über die anderen zweiundzwanzig Buchstaben des Alphabetes gesagt.

Was Hodgson nicht erwähnt, ist, dass seine Tafel 2 auch eine Reihe von KHDokumenten über dieselbe Periode abdeckt. Die Daten sind:

K. H.(i) 1. November 188010
K. H.(ii) bis (vi) 1881-1882
K. H.(vii) 1884

Wir können also durchaus erwarten, dass diese Serien eine ähnliche Entwicklung des Stils aufzeigen. Das ist nicht der Fall. K.H.(i) ist voll „ausgeprägt”, und Abbildung 2 gibt einen Teil davon direkt aus dem Hodgson Bericht wieder. Acht f werden gezeigt, die alle oben eine völlig mit K.H. Nr. 5 aus Abbildung 1a übereinstimmende Schlinge aufweisen. Dieselbe Bemerkung trifft auch auf die g zu.

Entweder bemerkte Hodgson nicht, dass der Beweis auf Tafel 2 seiner Beweisführung rundweg widerspricht, oder er entschied sich, das zu ignorieren, indem er sich auf Beispiele konzentrierte, die sorgfältig ausgewählt waren, seine Sache zu unterstützen. So viel zu seiner Unvoreingenommenheit.

ABBILDUNG 1A

Viele der KH-Briefe werden im Britischen Museum aufbewahrt, und aufgrund meiner Überprüfung komme ich zu der Überzeugung, dass eine vollständig „ausgeprägte” KH-Schrift, die in jeder Hinsicht mit den späten KH-Briefen über - einstimmt, schon am 29. Oktober 1880 erhalten wurde. Andere Briefe wurden in sehr ähnlicher Handschrift geschrieben, aber doch verschieden von KHs Schrift; und diese könnten von Schreibern erstellt worden sein.

Es gibt keinen Beweis für die „Entwicklung” in der KH-Schrift, wie es von Hodgson behauptet wird.

ABBILDUNG 1B

DRITTE HAUPTAUSSAGE

Ich zitiere Hodgson:

Das Beweisstück, das wir jetzt betrachten werden, ist meiner Ansicht nach das wichtigste für den Beweis der Tatsache,11 dass die K. H.-Schriften im Allgemeinen das Handwerk von Madame Blavatsky sind. Dieses Beweisstück hängt von Madame Blavatskys Gestaltung der Buchstabengruppe a, d, g, o und q ab. Die in diesen Briefen zum Ausdruck kommenden Eigentümlichkeiten sind sehr auffällig; sie werden hinreichend in den Exemplaren von a, d, o und q gezeigt, welche ich in Gruppe B aufgeführt habe, (aus der alle Buchstaben aus den zweifelsfreien Schriften von Madame Blavatsky entnommen sind) und die auch in den verschiedenen Gruppen von g ersichtlich sind, die ich als Manifestation der Entwicklung der Charakteristik des g von K. H. angeführt habe.

ABBILDUNG 2
ABBILDUNG 3
ABBILDUNG 4A
ABBILDUNG 4b

Die Gruppe der B -Buchstaben wird von Hodgson in Abbildung 3 wiedergegeben; und die g sind in Zeile B der Abbildung 1b wiedergegeben. Hodgson fährt fort:

ABBILDUNG 5

Eine richtig gestaltetes ‘o’ ist sowohl in Madame Blavatskys gewöhnlicher Handschrift als auch in den K. H.-Schriften unüblich. Wenn der Buchstabe am Wortanfang steht oder wenn er mit dem folgenden Buchstaben nicht verbunden ist, tendieren beide Handschriften zu einer Gestaltung, die den ersten vier gezeigten a ähnelt, den ersten drei englischen d und den ersten vier q. Wenn der Buchstabe mit dem vorhergehenden Buchstaben verbunden ist, ist die Tendenz entweder, die ‘o’-Gestaltung mit einer Schlinge hoch oben zu beginnen, wie es üblicherweise im Falle des d geschieht, wobei oben eine Lücke bleibt – oder weit unten zu beginnen, in welchem Fall die Rundung selten mit einem vollständigen Rückwärtsstrich geschlossen ist – und auf der linken Seite bleibt eine eigentümliche Lücke bestehen. Diese letztere Art der Gestaltung, die ich als Linker-Lücken-Strich bezeichnen werde, kann deutlich bei einigen q und o beobachtet werden und ist zusätzlich bei g und a noch auffälliger; von den letzteren ist es besonders die allgemeine, auffallende und höchst charakteristische Form – sowohl in Madame Blavatskys gewöhnlicher Schrift als auch in den Schriften K. H.s, die ich ihr zuschreibe. Sie ist so eigentümlich, dass sie – auch wenn sie nur manchmal in beiden Schriftreihen oder allgemein in einer und teilweise in der anderen vorkommen würde – immer noch eine ziemlich genaue Indikation der Identität des Schreibers wäre. Wenn wir jedoch finden, wie wir es schon getan haben, dass sie in beiden Schriftreihen konstant auftritt, dass irgendeine andere Form (außer der besprochenen Form des Wortanfangs) verhältnismäßig selten auftritt und dass zahlreiche Verschiedenheiten der Art in der einen Schriftenreihe genau der der anderen gleichkommen, dann gibt es, glaube ich, wenig Zweifel, dass ein und dieselbe Person überall die Feder führte.

Hodgson beendet den Absatz folgendermaßen:

Wenn ich im Detail all die wirbelnden Tricks und fantastischen Missbildungen der Krümmungen vergleiche, die diese Reihe annimmt und gleichzeitig dem Eindruck zu widerstehen versuche, dass dieselbe Person sie alle ausführte – dann muss es für jeden schwierig sein, diesen Linken-Lücken-Strich überall in einer Reihe von Madame Blavatsky zugeschriebenen Schriften aufzuspüren und ebenso in einer Reihe, von der ich glaube, dass es sich um ihre K. H.-Schriften handelt.

ABBILDUNG 6
ABBILDUNG 7
ABBILDUNG 8
ABBILDUNG 9
ABBILDUNG 10A
ABBILDUNG 10B

Die angeführten Punkte sind in den Abbildungen 4a und 4b gut gezeigt, welche mit Abbildung 3 und 1b verglichen werden sollten. In Abbildung 4a passt das o von „of” genau zum o in der vierten Zeile von Abbildung 3, fünfter Buchstabe von links. Es wird von dem typischen f von Blavatsky gefolgt. Das o in „other” kann in der vierten Zeile, siebenter Buchstabe von links, gesehen werden, in derselben Abbildung. Das q in der zweite Zeile von Abbildung 4a passt genau zum q in Abbildung 3, dritte Reihe, neunter Buchstabe von links. In der zweiten Zeile von Abbildung 4b zeigt das Wort „aged” alle Charateristika von Blavatsky. Das a kann in Abbildung 3, Zeile eins, dritter Buchstabe von links, gefunden werden. Madame Blavatsky schreibt eine merkwürdige Mischung von g, aber das eine in Abbildung 4b liegt eindeutig zwischen dem sechsten und achten Buchstaben von links in der obersten Zeile von Abbildung 1. Das d gleicht dem zweiten Buchstaben von links in der zweiten Reihe von Abbildung 3.

Es ergab sich, dass die Teile der Schrift, die in Abbildung 4a und 4b dargestellt sind, nicht von Madame Blavatsky, sondern von MARK TWAIN geschrieben sind; und das wird sicherlich die Nutzlosigkeit des Versuchs zeigen, gültige Schlüsse aus einer Prüfung von Buchstaben zu ziehen, die aus dem Zusammenhang gerissen sind. Das Stück Schrift, zu dem 4a und 4b gehören, wird in Abbildung 5 wieder dargestellt, die interessant ist, da sie zeigt, dass Mark Twain – wie Madame Blavatsky – das benützt, was Hodgson unkritisch als die deutschen und englischen Arten von f bezeichnet. Natürlich ist Mark Twains Schrift nicht dieselbe wie die HPBs, aber sie enthält so viele Züge wie die Blavatskys, dass man bei Verwendung der Methoden von Hodgson beweisen könnte, dass HPB Huckleberry Finn geschrieben hat.

Abbildungen 6 und 7 geben zwei der Faksimiles von HPBs beglaubigter Schrift wieder, die in Tafel 1 des Hodgson Berichts erscheinen. Vergleichen Sie die in Abbildung 8 gezeigte Schrift mit diesen Abbildungen. Die Neigung ist dieselbe. Die Abstände sind dieselben. Der Rhythmus ist derselbe. Die Gestaltung der wichtigen Buchstaben f, g, h, m, n, und t ist – so weit wie irgendmöglich – die gleiche. Das a von „regard” in Zeile zwei von Abbildung 8 ist ein gutes Beispiel für die linken Lücken bei Blavatsky. Jedenfalls wurden die Zeilen in Abbildung 8 nicht von Madame Blavatsky, sondern von PRÄSIDENT EISENHOWER geschrieben. Die Ähnlichkeit seiner Schrift mit der von HPB ist wahrlich außergewöhnlich. Mit der Genehmigung von Botschafter John S. D.Eisenhower war ich in der Lage, einen der späteren persönlichen Briefe des Präsidenten zu prüfen, der an der Front, ungefähr am Ende des Zweiten Weltkrieges, geschrieben wurde. Abbildung 9 zeigt einen kleinen, vergrößerten Ausschnitt. Beachten Sie dieses schöne Beispiel für den Linken-Lücken-Strich. Unter Benützung von Hodgsons Methoden könnte ich „ohne Zweifel” beweisen, dass Die Geheimlehre von Dwight D. Eisenhower geschrieben wurde.

Schließlich bin ich Mr.Michael Gomes sehr verbunden für eine Fotokopie des einzigen Briefes, der ihm von den Coulombs in den Archiven der Theosophischen Gesellschaft in Adyar in die Hände gefallen ist. Er ist von Mr. Coulomb, in dem er HPB anfleht, ihn nicht aus dem Bungalow zu vertreiben, und in dem er sagt, dass sie alles erklären könnten, sobald sie ankommt. Da er auf dünnem Papier geschrieben ist, ist die Schrift auf der Rückseite zu sehen; und beide Seiten sind in der Fotokopie angeführt, wie in den Abbildungen 10a und 10b gezeigt wird. Trotzdem sind einige Teile der Schrift deutlich genug. Abbildung 10a beginnt:

Chère Madame
Ma femme vient d’arriver elle me porte un petit paragraphe qui vous concerne et moi en amitié je vous l’envoie elle me dit …

Abbildung 10b beginnt:

C’est vous qu’on attaque
Et tout ce que l’on fait c’est pour se rendre maître de la situation et vous faire tomber …

Beachten Sie die bemerkenswerte linke Lücke bei

  • q von „qui” in Zeile 4 von Abbildung 10a,
  • qu in Zeile 1, Abbildung 10b, und
  • que in Zeile 2 von Abbildung 10b;

und vergleichen Sie diese mit den q von Abbildung 3. Beachten Sie auch die Konstruktion der a in

  • amitié in Zeile 4 von Abbildung 10a,
  • attaque in Zeile 1 von Abbildung 10b und
  • situation in Zeile 3 von Abbildung 10b;

und vergleichen Sie diese mit den a von Abbildung 3.

Diese Beispiele reichen sicherlich aus, um zu zeigen, dass die in Abbildung 3 und der ersten Zeile von Abbildung 1b dargestellten Buchstaben nicht einmalig charakteristisch sind. Das Vorhandensein des Linker-Lücken-Strichs beweist nicht, dass H. P.Blavatsky die Schreiberin war.

Hodgsons dritte Hauptaussage ist falsch.

Abbildungen 10a und 10b zeigen, dass Coulomb – der HPBs Schrift genau kannte und Zugang zu ihren Schriften hatte, und der auch die Grundvoraussetzung erfüllte, eine in wichtigen Bereichen der ihren ähnliche Schrift zu besitzen – ohne große Probleme in ihre eigenen Briefe Passagen hätte einfügen können.12

Warum hat Hodgson nicht einmal diese Möglichkeit bedacht? Warum wurden keine Proben von Mr. Coulombs Handschrift zu unabhängiger Untersuchung eingesandt?

Gribble sagt in seinem „Bericht”, dass – wenn Madame Blavatsky die belastende Korrespondenz nicht selbst geschrieben habe – die einzigen anderen Verdächtigen die Coulombs waren (zugegeben: sie hatten ein mehr als ausreichendes Motiv). Er bemerkt, dass Madame Coulombs Schrift der Blavatskys sehr unähnlich war (das kann sein). Er fährt jedenfalls fort, indem er Mr. Coulomb mit der außergewöhn lichen Aussage entlastet:

Mr. Coulomb kann sofort von jeglichem Verdacht befreit werden. Er ist nur mangelhaft mit dem Englischen vertraut, und es wäre unmöglich für ihn gewesen, diese Briefe geschrieben zu haben.

Man fühlt sich genötigt zu fragen, warum um Himmels willen? Die meisten der belastenden Abschnitte wurden nicht in Englisch, sondern in Französisch geschrieben – und schlechtes Französisch noch dazu. Ein Fälscher muss ein scharfes Auge und ein Gedächtnis für Umrisse und Geschick bei der Führung seiner Feder haben; er muss die Sache, die er fälscht, nicht selbst erstellen. Madame Coulomb hätte das für ihn tun können.

WAS HODGSON NICHT ERWÄHNT

Es ist nun überraschend herauszufinden, dass es systematische Unterschiede zwischen der Schrift in den KH-Texten und HPBs beglaubigter Schrift gibt, was Hodgson nicht erwähnt. Ich nehme drei der wichtigeren Briefe.

Die „entwickelten” KH-Texte (die, wie ich sagte, schon im Oktober 1880 beginnen) weisen eine bemerkenswerte Gestaltung des Buchstabens p auf: Der Hauptabstrich und der zurückführende Aufstrich sind weit voneinander getrennt, und die abschließende Schlinge ist nach unten gerichtet. Beispiele, die klar zeigen, was ich meine, sind in Abbildung 2 zu finden:

  • in Zeile 1 – „except”
  • in Zeile 3 – „copy”
  • in Zeile 6 – „especially,” und
  • in Zeile 11 – „aspirations.”

Bei HPB überschneiden sich der Hauptabstrich und der zurückführende Aufstrich gewöhnlich auf die normale Art. Beispiele sind zu sehen in:

  • Abbildung 6, Zeile 4 – „hope”
  • Abbildung 6, Zeile 6 – „unexpeted” und „praised”
  • Abbildung 6, Zeile 7 – „hope”
  • Abbildung 7, Zeile 1 – „person” und
  • Abbildung 7, Zeile 4 – „up.”

Der Unterschied tritt immer auf und ist signifikant.

h In den KH-Texten sind der Anfangsstrich und der Hauptabstrich in einer durchgehenden Bewegung gemacht, und der Abstrich ist konkav nach rechts. Der abschließende „Buckel” ist niedrig und stark schräg nach rechts geneigt. Gute Beispiele sind gezeigt in:

  • Abbildung 2, Zeile 3 – „tho”
  • Abbildung 2, Zeile 7 – „thought”
  • Abbildung 2, Zeile 9 – „habits” und
  • Abbildung 2, Zeile 10 – „clashing.”

Das h in HPBs Schrift hat einen Abstrich, der entweder gerade oder leicht konkav nach links geneigt ist, und der „Buckel” ist viel weniger schräg. Beispiele sind zu finden in:

  • Abbildung 6, Zeile 3 – „hear”, „when”, „had”
  • Abbildung 6, Zeile 4 – „hope”
  • Abbildung 6, Zeile 7 – „hope,”, „that”
  • Abbildung 6, Zeile 8 – „have.”

Der Unterschied tritt immer auf und ist signifikant.

n und m Der Wortanfang n in den KH-Texten entspricht gewöhnlich dem griechischen Buchstabe „my” mit einem langen Anfangsstrich. Beispiele sind:

  • Abbildung 2, Zeile 1 – „need”
  • Abbildung 2, Zeile 5 – „not”
  • Abbildung 2, Zeile 10 – „not.”

Innerhalb eines Wortes ist ein geringer Unterschied zwischen n und u. Der Buchstabe m weist dieselben Eigenheiten auf. Beispiele sind:

  • Abbildung 2, Zeile 2 – „mere”
  • Abbildung 2, Zeile 7 – „modes”
  • Abbildung 2, Zeile 8 – „meddle”
  • Abbildung 2, Zeile 12 – „modes”

HPBs m und n folgen einem Sägezahn-Muster, wobei die Aufstriche ca. 30° und die Abstriche 80° zur Horizontalen liegen. Beispiele werden gezeigt in:

  • Abbildung 6, Zeile 8 – „musicians”, „not”
  • Abbildung 7, Zeile 1 – „moment”
  • Abbildung 7, Zeile 3 – „nonsense”

Der Unterschied tritt immer auf und ist signifikant.

Ich glaube nicht, dass es notwendig ist, weiter fortzufahren. Wenn HPB die Meisterbriefe geschrieben hat, perfektionierte sie ihren Stil nicht schrittweise, wie Hodgson behauptet. Sie musste es richtig machen, von Anfang an. Jedesmal, wenn sie ein f, ein g, ein h, ein p, ein n oder ein m machte, musste sie daran denken, die richtigen Umrisse zu machen und gleichzeitig den Schreibfluss beizubehalten und jeden Rückfall zu ihrem normalen Stil zu vermeiden. Die KH-Dokumente, die ich in der Britischen Bibliothek geprüft habe, sind flüssig in ihrer Ausführung und weisen kein Zeichen von Zögern auf. Ich kann keine klaren Beweise finden, dass HPB sie schrieb, finde jedoch signifikante Beweise dafür, dass sie es nicht tat. Ich weiß nicht, wer die Meisterbriefe schrieb, aber ich finde es nicht plausibel anzunehmen, dass Madame Blavatsky sie schrieb – zumindest was den größten Teil davon anbelangt.

Das ist mein professionelles Gutachten.

DIE SCHRIFT IN DEN BRIEFEN

Die Meisterbriefe weisen einige sonderbare Merkmale auf. Ich sage nicht, dass sie außergewöhnlich sind, aber sie erregen zumindest Interesse. Im Allgemeinen scheinen die Dokumente entweder mit schwarzer Tinte geschrieben zu sein, oder aber mit blauem oder rotem Farbstift – auf irgendeinem Stückchen Papier, das gerade greifbar war. Ich sage „scheinen geschrieben zu sein”, weil ich gerne die Bestätigung eines Labors hätte, dass die schwarzen Zeichen mit Schreibtinte jener Zeit verfasst sind; und ich würde gern die Machart der Bleistifte kennen – wenn Bleistifte benützt wurden.

Ich nehme zuerst jene Dokumente, die offensichtlich mit Farbstift geschrieben sind. Bei vielen, wenn auch nicht bei allen, ist die Schrift nicht aus normalen Bleistiftstrichen aufgebaut, sondern aus dünnen parallelen Linien, mit einem Abstand von ungefähr einem vierzigstel Zoll [0,6 mm] und einer Neigung von ungefähr dreißig Grad zur Horizontalen. Das setzt sich Seite um Seite mit der größten Regelmäßigkeit fort. Die Linien sind scharf gekennzeichnet, und die Abstände zwischen ihnen sind entweder ohne Farbe oder von einem einheitlichen blassblauen oder -rosa Farbton ausgefüllt. Wenn die Zwischenräume zwischen den Zeilen klar sind, sieht die Schrift aus, als wäre sie mit einem modernen Tintenstrahldrucker hergestellt worden, der an einen elektronischen Scanner angeschlossen ist.13

Dieser Effekt kann teilweise dadurch erzeugt werden, dass das beschriebene Papier auf einer Unterlage aus geripptem Buchleinen liegt; und Madame Coulomb bestätigte, dass die Schrift so entstand. Warum jemand eine so unbequeme Unterlage ohne offensichtlichen Grund benützen sollte, wird nicht erklärt.

Ich habe eine große Sammlung von farbigen Künstler-Zeichenstiften vier verschiedener Marken, neben Conté Ölkreiden, Carbon-, Graphit- und Chinagraphstiften. Ich habe mit einer Auswahl von diesen auf verschiedenen Papieren, die auf gerippten Buchumschlägen aus meiner Bibliothek lagen, experimentiert; den sauberen, scharfen Effekt kann ich jedoch nicht erzielen, der auf vielen der Mahatma-Bleistifttexte erscheint. Zeichen von Bleistiftschmutz, Abrieb zwischen den Zeilen und Unregelmäßigkeit im Umriss und beim Zeilenabstand sind immer erkenntlich. Das bedeutet nicht, dass der Effekt nicht erzielt werden kann; es bedeutet lediglich, dass ich bisher dazu nicht in der Lage war, trotz einiger Anstrengung.

Die Dokumente, die in schwarzer Tinte geschrieben zu sein scheinen, sind gleichermaßen faszinierend. Die dunklen Zeichen scheinen eher im Papier zu sein, als auf der Oberfläche. Es ist nun schwierig, sich dessen sicher zu sein, weil die gebundenen Briefe zwischen Archivpapier geschichtet wurden, um sie zu schützen. Man muss deshalb zwischen den Fasern des Schutzgewebes und den Fasern des Briefpapiers selbst unterscheiden.

Sicher ist, dass die Korrekturen im Text mit großer Sorgfalt durchgeführt wurden, indem Worte oder ganze Sätze ausradiert und die Korrekturen über die Ausradierungen geschrieben wurden. Diese Ausradierungen wurden nicht durch Reiben mit einem harten Radiergummi oder Schaben mit einem Messer ausgeführt, denn es gibt keine örtliche Beschädigung des Papiers. Es scheint, dass ein chemischer Tintenlöscher verwendet wurde; aber das Auftragen von flüssigen Reagenzen beschädigt normalerweise die Oberflächenfaser des Papiers und hinterlässt blasse Flecken, die schwer zu entfernen sind. Spuren davon sind nicht sichtbar. Es wäre interessant, aus Labortests zu erfahren, ob sich in diesen Teilen des Papiers Spuren von chemischen Rückständen befinden; wenn es sie nicht gibt, kann es sein, dass die Korrekturen auf Originalen gemacht wurden, von denen die jetzt in der Britischen Bibliothek aufbewahrten Dokumente Kopien sind.

Es ist unmöglich, diese Fragen unter den im Leseraum gegebenen Voraussetzungen zu beantworten, lediglich mit einem Taschen-Mikroskop ausgerüstet. Man kann nur hoffen, dass eines Tages die Erlaubnis für die notwendige (nicht zerstörerische) zu leistende Labor-Arbeit erteilt wird.

SCHLUSSFOLGERUNGEN

Ich habe mich auf den Handschriften-Aspekt des Hodgson Berichts konzentriert, teilweise weil er einen Hauptteil der These bildet und ich mich hier in meinem Fachgebiet bewege; zum anderen aber, was noch wichtiger ist, weil alles, was ich behaupte, unabhängig geprüft werden kann. Wir müssen uns nicht auf die Zeugenaussage von langverstorbenen Zeugen verlassen. Der Zeuge hier – und ein vielsagender – ist der Hodgson Bericht selbst.

Wenn man mit der Untersuchung dieses Berichts fortfährt, wird man sich mehr und mehr bewusst, dass Hodgson – während er willens war, jegliches Beweismittel zu benützen, wie trivial oder fragwürdig auch immer es war, um HPB zu belasten – gleichzeitig sämtliche Beweismittel ignorierte, die zu ihren Gunsten verwendet werden könnten. Sein Bericht ist durchsiebt mit tendenziösen Aussagen, mit Vermutungen, die zur Tatsache oder wahrscheinlichen Tatsache erhoben werden, mit nicht bestätigten Zeugenaussagen ungenannter Zeugen, mit selektierten Beweisstücken und glatter Unwahrheit.

Als Untersuchungsbeamter wird Hodgson unter die Lupe genommen und für fehlerhaft befunden. Sein Fall gegen Madame Blavatsky ist nicht bewiesen.

Ich kann den Ausschuss der SPR nicht von dem Tadel freisprechen, diesen absolut schlechten Bericht veröffentlicht zu haben. Sie scheinen wenig mehr getan zu haben, als Hodgsons Bericht abzustempeln; es wurde kein ernsthafter Versuch unternommen, seine Feststellungen zu überprüfen oder auch nur seinen Bericht kritisch zu lesen. Wenn sie das getan hätten, wären seine Irrtümer in der Vorgehensweise, seine Widersprüchlichkeiten, seine falschen Schlussfolgerungen und seine Befangenheit, seine Feindseligkeit der Thematik gegenüber und seine Verachtung für die „Einheimischen” und andere Zeugen offenkundig geworden; und der Fall wäre zurückverwiesen worden, um neu untersucht zu werden. Madame H. P. Blavatsky war die wichtigste Okkultistin, die jemals der SPR zu Forschungszwecken zur Verfügung gestanden hätte; niemals zuvor wurde eine Gelegenheit so vergeudet.

Auch den ehemaligen Rat der Theosophischen Gesellschaft kann ich nicht von dem Versagen freisprechen, ihrer Gründerin eine faire Verteidigung zukommen zu lassen. Anscheinend waren sie nur besorgt, ihren eigenen Ruf zu retten. Ob sie eine Betrügerin war oder nicht – HPB hatte ein Anrecht auf eine faire Vernehmung. Sie hat sie nie bekommen. Hätte man ihr die legale und sachkundige Hilfe, um die sie bat, zugebilligt, hätten sich sowohl Hodgson als auch die Society for Psychical Research in den größten Schwierigkeiten befunden.

Es ist eine höchst verwunderliche Sache, dass Hodgson nicht nur Netherclift und Mr. Sims vom Britischen Museum, sondern auch Männer und Frauen vom Format eines Myer, Gurney und einer Mrs. Sidgwick so völlig irreführen konnte – ganz zu schweigen von mehreren Generationen von „psychical researchers”, seit der Bericht von 1885 publiziert wurde.

Am 14. Januar 1886 schrieb Madame Blavatsky:

Mr. Hodgsons sorgfältige, aber fehlgeleitete Erkundigungen, seine vorgetäuschte Genauigkeit – die eine unendliche Geduld für Nebensächlichkeiten aufbringt, wichtigen Fakten gegenüber jedoch blind ist –, sein widersprüchliches Denken und seine mannigfaltige Unfähigkeit, mit solchen Aufgaben, wie er sie hier zu lösen versuchte, umzugehen, all das wird zur rechten Zeit von anderen Autoren enthüllt werden. Daran habe ich keinen Zweifel.

– H. P. BLAVATSKY, Collected Writings, 7:9

Ich entschuldige mich bei ihr, dass es einhundert Jahre gedauert hat zu zeigen, dass sie unschuldig war.


Teil 2 - J’Accuse d’autant plus14 - Eine weitere Studie des Hodgson Berichts

Der Sachverständige

Ich beginne diesen Teil mit der Beschreibung der Arbeit des Sachverständigen, wie sie im Englischen Gericht üblich ist, besonders bei Schriftsachverständigen.

Der Sachverständige unterstützt das Gericht in solchen Fällen, wo das Wissen eines Spezialisten für einen beliebigen Gegenstand benötigt wird. Er sollte niemals versuchen, als Fürsprecher zu handeln, und er erfüllt seine erste Pflicht immer dem Gericht gegenüber und nicht gegenüber dem Verteidiger oder der Person oder der Organisation, die ihn beauftragt hat. Wenn er von der Verteidigung beauftragt wird und herausfindet, dass er ein Gutachten zu Gunsten der Anklage abgeben muss, dann soll es so sein. Er sollte niemals seine Meinung unter dem Zwang seines Auftraggebers ändern.

Um bei Gericht anerkannt zu werden, müssen Berichte von Zeugen normalerweise die Form der Zeugenaussage haben, wie in Kapitel 9 des Strafgesetz­buches von 1967 vorgeschrieben. Es beginnt mit der eidesstattlichen Erklärung:

Diese Aussage, bestehend aus … Seiten, jede von mir unterschrieben, ist wahr, nach bestem Wissen und Gewissen, und ich erkläre, dass, wenn sie als Beweis zugelassen ist, ich der Anklage gegenüber haftbar bin, wenn ich dabei willentlich irgendetwas ausgesagt habe, wovon ich weiß, dass es falsch ist, oder wovon ich nicht glaube, dass es wahr ist.

Diese Beteuerung muss unterschrieben, datiert und bezeugt sein. Nach der Beteuerung beginnt der Bericht gewöhnlich folgendermaßen.

Es gibt zwei Hauptteile des Berichts. Teil A enthält vier Abschnitte. Der erste bietet einen Überblick über die Qualifikationen und Erfahrung des Sachverständigen in Bezug auf die Aufgabe. Er ist haftbar, darüber bei Gericht vernommen zu werden. Der zweite Teil muss eine präzise Identifikation der zur Prüfung erhaltenen Dokumente enthalten. Beispielsweise sollte hier für einen Brief (wenn bekannt) das Datum angegeben werden, an wen und von wem der Brief geschrieben wurde und die einleitenden und abschließenden Sätze. „Ein auf grünem Papier geschriebener Brief“ reicht als Identifikation nicht aus. Der dritte Teil sollte die Anweisungen des Sachverständigen darstellen – was genau zu tun er beauftragt wurde. Er wird sich gewöhnlich innerhalb dieser Anweisungen bewegen. Der letzte Abschnitt sollte das Gutachten des Sachverständigen vorbringen, basierend auf dem Beweisstück, das ihm gegeben wurde, und einen Hinweis auf die Aussagekraft dieses Gutachtens. Die Beurteilung reicht hierbei von „mit annähernder Sicherheit für“ bis zu „mit annähernder Sicherheit gegen“ das Beweisstück – bis hin zu einer neutralen Stellungnahme oder „ich weiß nicht“.

Ein Gutachten ist eine formale Erklärung der Begründung für ein abgegebenes Urteil – ein Urteil, das oft auf unzureichend beweisbaren Grundlagen basieren muss. Die Aussage sollte so knapp und klar wie möglich sein, die detaillierten Gründe gehören in Teil B des Berichts. Ein einmal gemachtes Gutachten muss bestehen bleiben, wenn nicht neue Beweisstücke ans Tageslicht kommen, die eine Revision notwendig machen.

Teil B des Berichts enthält die detaillierten Gründe für das Gutachten des Sachverständigen, die er bei Gericht verteidigen muss, wenn der Bericht angefochten wird (was oft geschieht). In diesem Fall muss er als Zeuge aussagen, als Person und unter Eid. Er muss darauf vorbereitet sein, einem strengen Kreuzverhör „von der anderen Seite“ standzuhalten; und vor allem muss er sein Temperament zügeln. Gerichtliche Vernehmungen sind in hohem Maße widrig, aber gewöhnlich nicht von persönlichem Hass erfüllt. Sie sind weit entfernt von akademischen Diskussionen.

Manchmal ist die „Kapitel 9“-Zeugenaussage nicht ausreichend; und der Bericht muss mittels einer schriftlichen eidesstattlichen Erklärung vorgelegt werden, von einem Verteidiger aufgesetzt, unterschrieben und vor einem Verteidiger beeidigt; und mit einem blauen Band hübsch zusammengebunden.

Der Sachverständige sollte immer daran denken, dass er nicht beschreibt, was geschieht, wenn Schwefelsäure auf Zink gegossen wird; vielmehr er hilft dabei, über einen anderen Menschen ein Urteil zu fällen, dessen Leben tiefgreifend und auf Dauer betroffen werden kann, wenn seine Aussage sorglos, tendenziös oder fehlerhaft ist. Es ist eine schreckliche Verantwortung, besonders wenn das vorhandene Beweismaterial dürftig oder widersprüchlich ist. Ich wünschte, Parapsychologen würden daran denken, dass sie sich in derselben Position befinden können.

Ich erwähne all das, weil es offensichtlich ist, dass sich Hodgson – wie auch Gallion15 – um keines dieser Dinge kümmerte. Ich gebe zu, dass das Gerichtsverfahren weniger streng war als heutzutage (obwohl ich mir da nicht sicher bin), aber die Methoden Hodgsons sind unentschuldbar unklar und würden jetzt niemals bei Gericht standhalten.

Untersuchungsmethoden

Untersuchungsmethoden unterscheiden sich im Detail je nach Untersuchungsrichter, aber einige Grundprinzipien sind den meisten gemeinsam.

Zunächst ist da der „Eindruck“ der Schrift als Ganzes. Hodgson bemerkt:

Jedem, der in irgendeiner Art mit dem Vergleichen von Handschriften zu tun hat, ist hinreichend bekannt, dass dem allgemeinen Erscheinungsbild eines schriftlichen Dokuments eine geringfügige Bedeutung zugemessen werden kann. – S.283

Das wird von Charles Hamilton strikt zurückgewiesen, der einige Erfahrung bei der Untersuchung von Dokumenten für sich beanspruchen kann (In the Search of Shakespeare: A Study of the Poet’s Life and Handwriting, Robert Hale, London, 1986, S.7-8):

Der Eindruck einer Handschrift ist nichts weiter als die unmittelbare Wirkung, die er auf ein geschultes Auge ausübt. Er beruht tatsächlich auf der Gesamtsumme des Wissens des Betrachters, auf der Verschmelzung von Intuition und einer enormen Erfahrung und ist weit davon entfernt, lediglich eine formlose Authentizitäts-Prüfung darzustellen. Nachdem der Sachverständige einen ersten Eindruck von einem Manuskript hat, kann er seinen in Sekundenbruchteilen entstandenen Eindruck durch eine detaillierte Untersuchung der Schrift in feste Formen fassen. …

Dieser Eindruck ist der Schlüssel beim Vergleich von Texten und bei der Beurteilung der Authentizität. Ein ungeübter Prüfer von fragwürdigen Hand­schriften mag seinen Empfindungen gegenüber taub sein. Ihm bleibt das fleißige Studium des Aufbaus individueller Buchstaben. …

Einige der Faktoren, die zum Eindruck eines Manuskripts beitragen, sind: die Größe des Abstands zwischen Wörtern und Zeilen; die Größe der Schrift; die Lockerheit oder der Mangel an Lockerheit, mit der die Schrift fließt; der Federdruck bei der Bildung von Strichen, besonders der Unterlängen; die Länge der Unterlängen, wie in y und g; die allgemeine Lesbarkeit der Schrift; die Positionierung der Punkte über den i und die Querstriche auf den t; die Stärke der Federstriche; und die Eile oder Nicht-Eile, mit der die Wörter und Buchstaben gebildet wurden. …

Wenn ein Manuskript die Prüfung des ersten Eindrucks passiert hat, ist eine sorgfältige Untersuchung der einzelnen Wörter und Buchstaben an der Reihe.

Zu Hamiltons Liste würde ich gern hinzufügen: relative Größe der Großbuchstaben zu Kleinbuchstaben; relative Länge von Ober- und Unterlängen zum Hauptteil der Kleinbuchstaben; außergewöhnliches Zusammendrängen oder Ausdehnen von Wörtern; mit Abständen oder zusammenhängender Stil; Stetigkeit und Schreibfluss.

Wenn eine Schrift falsch aussieht, ist sie wahrscheinlich falsch; aber eine detaillierte Untersuchung kann erforderlich sein, um festzustellen, warum sie falsch ist. Der „Eindruck“ entsteht ausschließlich durch die Erfahrung.

Nach der Prüfung des ersten Eindrucks beginnt der zweite Schritt der Untersuchung, wobei der Text vergrößert betrachtet wird, Wort für Wort, Buchstabe für Buchstabe. Man trachtet danach, die Methoden der Ausführung individueller Buchstaben zu ermitteln, die Anordnung der Federstriche und die Druckschwankungen. Makroaufnahmen, mit einer vierfachen Vergrößerung angefertigt, geben oft Aufschluss und sind hilfreich. Man sollte daran denken, dass Unterschiede genau so wichtig sind wie Ähnlichkeiten, manchmal sogar noch wichtiger.

Zuletzt kommt die Suche nach auffallenden Eigenheiten, gewöhnlich unbewusst entstanden, die helfen können, die Identifizierung eines Schreibers abzu­sichern. Solche Eigenheiten können so minimal sein wie die Art, den Punkt über dem Buchstaben i zu machen. Bei meiner eigenen Handschrift sind die Schlingen der Buchstaben a, g, o und q alle mittels einer kontinuierlichen Bewegung der Feder im Uhrzeigersinn gemacht. Das ist selten und nicht sofort ersichtlich.

Ich schließe diesen Abschnitt mit einigen wichtigen Beobachtungen. Es ist oft relativ einfach, eine Unterschrift mit freier Hand und aus dem Gedächtnis zu fälschen. Es ist viel schwieriger, einen einseitigen Originalbrief in einer vor­getäusch­ten Handschrift zu schreiben, ohne irgendwann in seine eigene, gewöhnliche Schreibweise zurückzufallen. Es ist noch schwieriger, mehrere Seiten eines Originalschriftstücks als Antwort auf besondere Fragen in vorgetäuschter Handschrift und in einem bestimmten literarischen Stil zu schreiben, ohne in die gewöhnliche Schreibweise zurückzufallen. Ein oder zwei der KH-Briefe umfassen 16.000 Wörter, und sie behandeln ungewöhnliche Themen.

Vom Standpunkt eines Untersuchungsrichters aus ist es oft recht einfach zu sagen, dass ein Schriftstück gefälscht wurde: Es ist bei weitem schwieriger zu sagen, von wem es gefälscht wurde. Festzustellen, dass eine bestimmte Person verantwortlich war, unter Ausschluss aller anderen, kann sehr riskant sein.

Erst unlängst wurde ich in meiner eigenen Praxis gebeten, die Handschrift eines Drohbriefes zu untersuchen, der beim höchsten Gericht eine Rolle spielte. Wie das bei Vorlagen von Dokumenten beim höchsten Gericht üblich ist, wurde der Brief in einen transparenten Umschlag gesteckt, an den ein Identifikationskärtchen geheftet worden war. Die Details wurden vom Polizeibeamten aufgenommen, der den Zeugen vernommen hatte, welcher das Beweisstück zur Verfügung gestellt hatte; und der Zeuge hatte das Kärtchen unterschrieben, um es rechtskräftig zu machen. Ich fand zu meiner Überraschung, dass die Handschrift des Polizeibeamten mit der Schrift auf dem Drohbrief fast identisch war; aber es war unwahrscheinlich, dass der Polizeibeamte für das Verbrechen verantwortlich war und die Ähnlichkeit der Schrift war zufällig. Es ist völlig falsch und gefährlich, unter Ausschluss aller anderen Möglichkeiten einen Verdächtigen herauszupicken und dann nach Beweisen zu suchen, die diesen einen Verdächtigen belasten. Das ist es, was Hodgson getan hat; und ich halte sein Verhalten für unentschuldbar.

Der Hodgson Bericht

Die „Phänomene“

Über den ersten Abschnitt (bei weitem der längste) des Hodgson Berichts habe ich wenig zu sagen. Ich habe keine Mittel festzustellen, ob irgendwelche der HPB zugeschriebenen „Phänomene“ echt waren oder nicht. Ich war zu der Zeit nicht da; alle Zeugen der Phänomene sind seit langem tot; und jedes greifbare Beweisstück wie der „Schrein“ ist verloren oder zerstört. Die ganze Angelegenheit ist in die Nebel der Vergangenheit und der Legende gehüllt; und es scheint jetzt unwahrscheinlich, dass irgendein neues Beweisstück zum Vorschein kommen könnte. Die „Phänomene“ könnten mit der Geschicklichkeit der Hände hervorgebracht worden sein: Ich bin nicht in der Lage zu sagen, ob das der Fall war. Ich bin deshalb in dem von T. H. Huxley geprägten Sinne agnostisch: „Ich weiß es nicht.“ Glücklicherweise hängt der überdauernde Wert von HPBs Schriften nicht von „Phänomenen“ ab.

Obwohl ich das sage, bemerke ich Hodgsons Feindseligkeit gegenüber HPB und die Geringschätzung, mit der, bis auf zwei Ausnahmen, alle Zeugen abgelehnt werden, oft aus lächerlichen Gründen.16 Die beiden einzigen Zeugen, deren Wort Hodgson ohne Frage akzeptiert, sind die Coulombs; und wenn sie sich als unglaubwürdig herausstellen, bricht Hodgsons Gebäude zusammen.

Die Handschrift

Die Blavatsky-Coulomb Briefe

Diese Briefe sind von entscheidender Wichtigkeit, da sie – wenn die belastenden Teile echt sind – zeigen, dass HPB in betrügerische Praktiken verwickelt war. Wenn sie andererseits Fälschungen darstellen – ganz oder zum Teil –, waren die einzigen anderen Verdächtigen die Coulombs; und die Fälschungen würden bedeuten, dass die Coulombs gelogen haben und ihren Beweisstücken in anderen Fällen nicht vertraut werden könnte.

Seit ich „J’Accuse“ geschrieben habe, habe ich den Vorteil von Michael Gomes sorgfältiger Forschung in der Coulomb-Affaire17 und seiner wertvollen, mit Kommentaren versehenen Bibliographie18 genossen, von der Kapitel 8 für die gegenwärtige Studie besonders relevant ist. Die Arbeit Beatrice Hastings19 über das Coulomb Pamphlet20 ist nicht ohne weiteres erhältlich, stellt aber essentielles Material dar.

Unglücklicherweise scheint es so, dass diese entscheidenden, wichtigen Briefe zerstört wurden. Was wir von ihnen wissen, kann folgendermaßen zusammengefasst werden:

Einige der Briefe von HPB an Emma Coulomb (welche zahlreich gewesen sein müssen) enthielten kurze Abschnitte, angeblich Instruktionen an EC zur Hervorbringung von betrügerischen Phänomenen.

Sehr wenigen Theosophen (nicht einmal HPB selbst) war es gestattet, diese Briefe zu untersuchen. Maj. Gen. H. R. Morgan, der einen sich auf ihn beziehenden Brief inspizierte, erklärte ihn als Fälschung.21

Kein Faksimile dieser Briefe wurde von Hodgson publiziert, der die fadenscheinigsten Gründe dafür angab, es nicht getan zu haben.

Der Schlüsselzeuge hier ist Netherclift, dessen Qualifikationen und Vergangenheit ich nicht aufspüren konnte. Sein Bericht, wie von Hodgson publiziert, ist verstümmelt, ein Teil herausgeschnitten; und er trägt zwei Daten. Wie erklärt, können einige der Dokumente, die Netherclift auflistet, nicht identifiziert werden, und jene, die identifiziert werden können, sind nicht belastend. Einige sind nur Umschläge. In seinem Bericht gibt Hodgson einigen Auszügen von Dokumenten „Hauptrollen“, und angeblich hat er sie Netherclift zur Untersuchung geschickt; es ist jedoch schwierig, diese mit der Liste von Netherclift in Übereinstimmung zu bringen.

Ein zweites Bündel nicht identifizierter Dokumente wurde an Netherclift gesandt, der sie mit einem Vermerk auf demselben Umschlag, der sie enthalten hatte, zurücksandte – der Vermerk besagte, dass alle enthaltenen Briefe in der Handschrift von HPB verfasst waren. Der Umschlag hätte HPBs Wäschelisten enthalten können, nach allem, was wir an Widersprüchlichem kennen.

Ich habe einige Informationen über Mr. Sims vom Britischen Museum.22

Er scheint nicht mehr getan zu haben, als Netherclift exakt nachzuahmen. Kein schriftlicher Bericht von ihm wird von Hodgson wiedergegeben.

Es scheint, dass Hodgson niemals die Handschrift von Alexis Coulomb untersuchte. Sie war der HPBs sehr ähnlich.23 Zur Zeit, als ich „J’Accuse“ schrieb, war mir nicht bewusst, dass das bei Theosophen wohl bekannt war. Es wird erzählt, dass zumindest bei einer Gelegenheit Coulomb „zum Spaß“ betrügerische Anweisungen von HPB verfasste.24

Der letzte bekannte Empfänger der Briefe war Elliott Coues, der sie für seine Verteidigung in einem Gerichtsverfahren kaufte.25 Wären sie echt, hätten sie vernichtendes Beweismaterial zu seinen Gunsten geboten. Er benützte sie nicht. HPBs Tod beendete den Prozess, aber ein Jahr später publizierte die New Yorker Sun einen Widerruf des Herausgebers.26

Der Scheck für die Briefe ist in Coues’ Papieren6 aufbewahrt, die Briefe selbst wurden jedoch nicht gefunden, trotz der von Anita Atkins und anderen durch­geführten eifrigen Suche.27

Nach Coues Tod wurde eine Menge von Blavatsky-Korrespondenz von den Coues-Erben verbrannt.28

Nun ist es unwahrscheinlich, dass wir jemals in der Lage sein werden, die belastenden Teile dieser Briefe einer unabhängigen Untersuchung vorzulegen, aber der durch Umstände bedingte Beweis, dass sie Fälschungen von Alexis Coulomb waren, ist stark. Er hatte sowohl ein Motiv als auch die Fähigkeit, das zu tun. Ich kann nicht glauben, dass Coues die Briefe nicht benützt hätte, um HPB zu schädigen, wenn sie echt gewesen wären. Vielleicht zog es Coues – in der Erkenntnis, dass sie für ihn nutzlos waren – vor, sie zerstören zu lassen, ehe sie ihren Weg ins Lager von Blavatsky finden würden.

Die Meisterbriefe

Glücklicherweise wird der größte Teil der Meisterbriefe in der Britischen Bibliothek aufbewahrt, wo sie von Sinnetts Testamentsvollstrecker hinterlegt wurden. Sie sind auf Anfrage im Department of Manuscripts (Additional MSS 45284, 45285 und 45286) erhältlich. Sie sind Hauptbeweismittel. In Bezug auf die Art ihrer Untersuchung gibt es in der Britischen Bibliothek jedoch Schwierigkeiten. Die Briefe selbst sind in zwei schwere und voluminöse Bände gebunden, so dass ein Vergleich verschiedener Briefe Seite um Seite oft schwierig oder unmöglich ist. Aus verständlichen Gründen ist es nicht erlaubt, im Leseraum Feder, Bleistift oder Zeicheninstrumente zu benützen. Fotografieren ist verboten. Nur der Gebrauch einer Handlupe ist gestattet. Sogar ein Miniatur-Taschenmikroskop mit einer 30-fachen Vergrößerung wurde von den Bibliotheksaufsehern misstrauisch betrachtet und musste diskret in meiner Manteltasche verschwinden. Für diejenigen, die außerhalb Londons wohnen, kann die Arbeit in der Britischen Bibliothek sowohl zeitraubend als auch teuer sein.

Dank an die Theosophische Gesellschaft mit der internationalen Hauptstelle in Pasadena, Kalifornien – sie stellte mir für mehrere Jahre eine wertvolle Reihe von 1.323 Farbdias der vollständigen Sammlung der Meisterbriefe aus dem Britischen Museum leihweise zur Verfügung, die mir ein Studium im Detail gestattete, so lange als ich es für nötig hielt. Ich kann heute viel mehr über die Briefe sagen, als in „J’Accuse“ möglich war.

Der Text der Briefe wurde von Barker29 publiziert. Das betrifft Briefe, Fragmente und Vermerke von KH (108), M (26), HPB (9), Subba Row (3, plus einen weiteren mit von KH hinzugefügten Kommentaren), A.O.Hume (2), A.P.Sinnett (2), den „Disinherited“ [Enterbten] (1), Stainton Moses (1) und Damodar (1). Die Briefe sind es wert, um ihrer selbst willen gelesen zu werden, aber man kann ihnen schwer folgen, weil die Themen in keiner besonderen Ordnung aufgeführt sind; aber sie können Antworten auf nicht aufgezeichnete Fragen enthalten. KH neigt dazu, langatmig und weitschweifend zu sein; und er kann oft damit beginnen, eine Frage zu beantworten und, bevor er weit kommt, abzuschwenken, um eine andere (nicht gestellte) Frage zu beantworten.

Die Betrachtung der Dias war ermüdend und zeitraubend. Um die nötigen Details zu erhalten, wurde jedes der 1.323 Dias unter einem Mikroskop mit einer 50-fachen Vergrößerung geprüft, wobei der Objektträger des Mikroskops dazu benutzt wurde, den Text Zeile um Zeile zu prüfen. Nach einer Stunde Arbeit dieser Art musste man eine Pause einlegen.

Jedes gerade zur Verfügung stehende Fetzchen Papier scheint als Briefpapier verwendet worden zu sein. Gemäß KH war Papier knapp, und alle verfügbaren Stückchen wurden benutzt, sogar die von einem vorhergehenden Korrespondenten leer gelassenen Teile. Selbst Papier in der Stärke von „Reispapier“ wurde verwendet.

Die Tinte wirft einige Probleme auf. Sie ist nicht auf die Weise der gewöhnlichen Schreibtinten der damaligen Zeit verblasst, die im Lauf eines Jahrhunderts von braun zu gelb und bis zu völliger Unsichtbarkeit verblassen. Diese Briefe sind lesbar geblieben und sehen aus, als würden sie sich auf eine dünne Schicht an der Oberfläche des Papiers beschränken. Es gibt nur einen geringen „Durchschlag“. Das ist ein von Druckern verwendeter Ausdruck, um ein Durchdringen der Tinte durch die Poren des Papiers auf die Rückseite zu bezeichnen. Viktorianische Schreibtinten drangen durch dünnes Papier und machten das Schreiben auf der Rückseite unmöglich (siehe Teil 1, Abbildungen 10a und 10b).

Verhandlungen mit den Treuhändern der Briefe, diese Tinten von einer Universität zerstörungsfrei auf ihre chemische Zusammensetzung untersuchen zu lassen, blieben ohne Ergebnis; und nun, da die Papiere durch Einwickeln in Archiv-Gewebe verstärkt sind, kann sich eine weitere Erforschung dieser Frage bald als unmöglich herausstellen.

Blauer Farbstift: Ein kniffliges Problem ist die Schrift, die mit blauem Farbstift oder Buntstift geschrieben zu sein scheint. Große Teile dieser Schrift (aber nicht alle) haben eine saubere, scharf umrissene, linierte Struktur, die an Schäfchenwolken erinnert. Es scheint, als wären sie von einem modernen Präzisions-Zeilenscanner erzeugt worden (siehe Abbildung 11). Für mich bleibt der Grund für diese Art der Erstellung ein Mysterium. Von Emma Coulomb wird berichtet, sie habe gesagt, dass der Effekt dadurch entstand, dass man beim Schreiben eine Buchleinwand als Unterlage verwendete. Ich kann nicht verstehen, warum jemand mit Buchleinwand als Unterlage schreiben wollte; jedenfalls kann ich den Effekt nicht erzielen, wenn ich auf diese Weise schreibe. Die Unregelmäßigkeiten der Buchleinwand und das Hineinziehen von Pigment in die Streifen, die klar bleiben sollten, sind unmittelbar erkenntlich. Dieses bemerkenswerte Schriftmerkmal der Meisterbriefe wurde vom Großteil der Schriftsteller, auf die ich gestoßen bin, ignoriert.

Korrekturen: Ein weiteres Merkmal der KH-Briefe ist, dass Text-Korrekturen mit viel Sorgfalt ausgeführt wurden. Diese Korrekturen erfordern oft das Ausradieren ganzer Wörter oder sogar ganzer Sätze, und dass die Korrekturen über die Ausradierung geschrieben werden. Die Ausradierungen sind nicht durch Reiben mit einem harten Gummi oder durch Schaben mit einem Messer entstanden, denn es gibt keine örtliche Beschädigung des Papiers. Es sieht so aus, als wäre chemischer Tintenlöscher benutzt worden; aber das Auftragen von flüssigen Reagenzien beeinträchtigt gewöhnlich die Oberflächenstruktur des Papiers und hinterlässt blasse Flecken, die schwer zu entfernen sind. Es wäre hilfreich, durch Labortests herauszufinden, ob es Spuren von chemischen Rückständen an diesen Stellen gibt. Wenn es sie nicht gibt, bestünde die Möglichkeit, dass die Korrekturen auf Originalen gemacht wurden, von denen die in der Britischen Bibliothek erhaltenen Briefe Abschriften sind. Ohne etwas über die Übermittlung dieser Briefe zu wissen, weiß ich nicht, ob der Vorschlag plausibel ist.

Die Geschichte dieser Briefe und reichliche Referenzen wurden von Gomes gegeben.30 Den letzten Brief, von dem man glaubt, er sei von KH gekommen, erhielt Annie Besant im Jahr 1900. Ich habe jetzt eine Fotokopie dieses Briefes und meiner Meinung nach ist er eine gute Simulation von KHs Handschrift, aber trotzdem eine Fälschung. Der literarische Stil ist dem von KH nicht ähnlich.

Die Qualifikationen von Hodgson, Netherclift und Sims

An dieser Stelle ist es angemessen zu fragen, welche Qualifikationen und welche Erfahrungen Hodgson als Prüfer fragwürdiger Dokumente hatte. Aus den Berichten geht nicht klar hervor, dass er entweder Qualifikationen für oder Praxis in dieser Arbeit hatte. Im Gegenteil, seine Methoden legen nahe, dass er nicht geschult war und unlogisch vorging, mit wenig Sinn für Gerechtigkeit. Madame Blavatsky bringt das sehr gut zum Ausdruck, wenn sie sich darauf bezieht:

Mr. Hodgsons sorgfältige, aber fehlgeleitete Erkundigungen, seine vorgetäuschte Genauigkeit – die eine unendliche Geduld für Nebensächlichkeiten aufbringt, wichtigen Fakten gegenüber jedoch blind ist –, sein widersprüchliches Denken und seine mannigfaltige Unfähigkeit, mit solchen Aufgaben, wie er sie hier zu lösen versuchte, umzugehen, all das wird zur rechten Zeit von anderen Autoren enthüllt werden. Daran habe ich keinen Zweifel.

– H. P. Blavatsky, Collected Writings, 7:9

Die vorgelegten Gutachten von Netherclift und Sims müssen insofern außer Acht gelassen werden, weil sie sich nur auf die Meisterbriefe beziehen. Ich wiederhole: Wir haben keinen schriftlichen und unterschriebenen Bericht von einem der beiden, lediglich Hodgsons Version dessen, was er behauptet, es sei ihm von ihnen gesagt worden. Die ihnen übermittelten Dokumente können nicht identifiziert werden. Sie änderten ihre Meinung unter der Nötigung von Hodgson. Schließlich und – am wichtigsten – wurde außer HPB kein Verdächtiger in Betracht gezogen. Kein Gericht würde eine solche Zeugenaussage akzeptieren.

Die KH-Texte

Werfen wir nun einen Blick auf die Hauptmerkmale dieser Reihe von Texten.

Allgemeine Merkmale: Die folgenden allgemeinen Merkmale werden überall in der ganze Reihe gefunden:

  • - Die Schrift hat eine Vorwärtsneigung von ungefähr 30° zur Senkrechten.
  • - Die Höhe des Hauptteils der kleinen Buchstaben (unter Ausschluss von Ober- und Unterlängen) ist bemerkenswert einheitlich. Wir wollen diese Höhe mit H bezeichnen.
  • - Die Oberlängen reichen bis zu einer Höhe von ungefähr 2H über der Grundlinie, und die Unterlängen erstrecken sich ungefähr 1H unter die Grundlinie.
  • - Der Abstand zwischen den Zeilen beträgt ungefähr 31/2H.
  • - Die Höhe der Großbuchstaben ist ungefähr 3H.
  • - Der Abstand zwischen Worten beträgt ungefähr 2H.
  • - Die Schrift ist flüssig, nicht hastig und sorgfältig ausgeführt.
  • - Der Federdruck ist von Wort zu Wort gleichmäßig.
  • - Die Querstriche der t sind ein auffallendes Merkmal. Sie sind lang, manchmal außergewöhnlich lang, mit einem leichten Anstieg nach rechts.
  • - Die Punkte über den i sind sorgfältig platziert, im Bereich der Verlängerung des Grundstrichs des i nach oben.

Gleichbleibende Buchstaben, die überall in der Reihe vorkommen: Es gibt wenige besonders charakteristische Buchstaben, die von Anfang an gefunden werden und durch die ganze KH-Reihe hindurch weiterbestehen. Es sind:

  • h das aussieht wie li ohne Punkt, so .
  • p das gewöhnlich wie eine Haarnadel aussieht, mit einer verkürzten rechten Spitze, und das eine kleine, abwärts gerichtete Kurve aufweist, die an den Fuß angefügt wird, so .
  • n mit seiner tief nach unten hängenden „Girlanden“-Form, die es von u nicht unterscheidbar macht, und
  • x das die elisabethanische Form annimmt: .

Variierende Buchstaben in den frühesten Texten: Die übrigen Buchstaben sind ziemlich gleichförmig, mit Ausnahme von fünf: f, g, k, t, und y. Diese zeigen eine Vielfalt von Formen in den frühen Briefen, aber sie stabilisieren sich rasch im Laufe einiger Wochen.

Ich rufe nun Hodgsons Erste Hauptaussage ins Gedächtnis zurück:

Dass es klare Anzeichen einer Entwicklung in der Schrift von KH gibt, wobei sehr starke Ähnlichkeiten zur normalen Handschrift von Madame Blavatsky allmählich eliminiert wurden. – S.283

Über den frühesten Brief, den Mr. Sinnett erhielt (Barkers Brief 1, unsere Abbildung 12), bemerkt Hodgson:

In diesem Brief, der ungefähr im Oktober 1880 empfangen wurde, waren die Spuren von Madame Blavatskys Handwerk zahlreich und verdächtig; und von da an wurden die allmähliche Entwicklung der üblichen KH-Buchstaben und das allmähliche Eliminieren vieler Eigenheiten von Madame Blavatsky deutlich sichtbar. Die KH-Texte, die an Mr. Netherclift übermittelt worden waren [zur Prüfung], wurden von Madame Blavatsky geschrieben, nachdem sie jahrelange Übung hatte. – S.282-3

Diese Behauptungen stehen rundweg im Widerspruch zu den direkten uns erhaltenen Beweisen, den Hodgson Bericht miteingeschlossen. Wir betrachten nun einige der KH-Briefe im Detail.

Abbildung 12 Brief 1
Barker, S.5 Dia Nr. K36.015
Erhalten in Simla am oder ungefähr am 15.Oktober 1880

Bildtafeln

Abbildungen 11-22

Reproduziert mit Genehmigung der Britischen Bibliothek,
Additional MSS 45284, 45285, 45286 (Mahatma Papiere)

ABBILDUNG 11
Brief 20c, empfangen im August 1882, KH Handschrift, ungefähr 8 1/4 x 5 1/2 (90% der Originalgröße), siehe Seiten 31, 45, 68
ABBILDUNG 11 (VERGRÖSSERTES DETAIL) Brief 20c, empfangen im August 1882, KH Handschrift, etwa 270% der Originalgröße, siehe Seiten 31, 45, 68.
ABBILDUNG 12 Brief 1, empfangen etwa am 15. Oktober 1880, KH Handschrift, 8 1/4 x 10 1/4 (65% der Originalgröße), siehe Seite 48.
ABBILDUNG 13 Brief 2, empfangen am 19. Oktober 1880, KH Handschrift, 8 1/4 x 10 1/4 (65% der Originalgröße), siehe Seite 49.
ABBILDUNG 14 Brief 3c, empfangen etwa am 20. Oktober 1880, KH Handschrift, 4 1/8 x 71/2 (100% der Originalgröße), siehe Seite 49.
ABBILDUNG 15 Brief 4, datiert 29. Oktober 1880, KH Handschrift, 8 1/4 x 10 1/4 (65% der Originalgröße), siehe Seite 50
ABBILDUNG 16 Brief 6, empfangen etwa 10. Dezember 1880, KH Handschrift, 8 1/4 x 10 1/2 (100% der Originalgröße), siehe Seite 51.
ABBILDUNG 17 Brief 8, empfangen etwa 20. Februar 1881, KH Handschrift, 8 1/2 x 10 1/2 (63% der Originalgröße), siehe Seite 51.
ABBILDUNG 18 Brief 25, empfangen 2. Februar 1883, KH Handschrift, 8 1/4 breit (85% der Originalgröße), siehe Seite 51
ABBILDUNG 19 Brief 29, undatiert, M Handschrift, ungefähr 100% der Originalgröße, siehe Seite 54.
ABBILDUNG 20 Brief 134, datiert mit „Dehra Dun Friday 4th“, HPB Handschrift, 51/4 x 81/4 (89% der Originalgröße), siehe Seite 55.
[„Dehra Dun“ ist der Name einer Stadt; d. Ü.]
Brief 20b, empfangen August 1882, Sinnetts Handschrift, 8 1/4 x 5 1/4 (97% der Originalgröße), siehe Seite 57.
ABBILDUNG 22 Brief 136, datiert 17. März, HPB Handschrift, ungefähr 80% der Originalgröße), siehe Seite 55.

0. TAG

Das ist eine Seite aus dem ersten Brief, den Sinnett in Simla am oder um den 15.Oktober 1880 empfangen hat – identifiziert als der eine, auf den im Hodgson Bericht als KH Nr.1 Bezug genommen wird. Die Schrift ist etwas unordentlicher und ein wenig schwieriger zu lesen als in den folgenden KH-Briefen. Es gibt einen bemerkenswerten Unterschied des „Eindrucks“ im Vergleich zu der späteren Schrift. Die Buchstaben sind weniger abgerundet und regelmäßig, aber die allgemeinen Merkmale und die stabilen Charaktere sind von Anfang an da. Was die veränderlichen Buchstaben betrifft, so finden wir:

  • f Dieses ist nur mit der unteren Schlinge oder mit überhaupt keiner Schlinge gemacht.
  • g Dieses nimmt eine Vielfalt von Formen an. In Abbildung 12 finden wir einige andere Formen treten in den Seiten des Briefes auf, die nicht abgebildet sind Wir werden später sehen, dass keine dieser Formen typisch für Blavatsky ist, mit Ausnahme von und . Weit davon entfernt,lediglich für Blavatsky typisch zu sein, ist die erste der beiden Formen durchaus üblich und die zweite von uralter Abstammung, üblich in der Sekretär-Schrift des Elisabethanischen Zeitalters.
  • y Dieses kommt in den Formen vor. Die zweite davon ist die von Blavatsky genutzte Form, aber daran ist nichts Ungewöhnliches.

Es sollte an diesem Punkt erwähnt werden, dass es häufig der Fall ist, dass Schreiber dieselben Buchstaben offensichtlich planlos in zwei oder mehreren unter­schiedlichen Formen benutzen. Viele Schreiber machen den Buchstaben e in der Form und ; und d in der Form und ; die Alternativen können auf derselben Seite oder sogar innerhalb desselben Wortes gefunden werden.

Abbildung 13 Brief 2
Barker, S.8 Dia Nr. K36.023
Empfangen in Simla am 19.Oktober 1880

4. TAG

Dieser kam nur vier Tage später als Brief 1 an; und er ist schon in einer eleganteren Schrift verfasst. Wir finden:

  • f erscheint entweder nur mit der unteren Schlinge oder mit beiden Schlingen.
  • g Die Form wird überall in dem Ausschnitt bevorzugt.
  • y und werden immer noch bevorzugt, aber und treten auf.

Abbildung 14 Brief 3c
Barker, S.11 Dia Nr. K36.034
Erhalten ungefähr am 20.Oktober 1880

5. TAG

  • ftritt entweder nur mit der unteren Schlinge oder mit beiden Schlingen auf.
  • g Die Formen und tauchen auf.
  • y Die Form wird bevorzugt, aber wir haben auch und .

Abbildung 15 Brief 4
Barker, S.16-17 Dia Nr. K36.050
Datiert mit 29.Oktober 1880

14. TAG

  • f erscheint nur mit der oberen Schlinge.
  • g Nimmt die Formen an.
  • y und werden bevorzugt, aber tritt jetzt zum ersten Mal auf.

So gelangen wir innerhalb von vierzehn Tagen sehr nahe an die voll „entwickelte“ KH-Schrift.

Abbildung 2, Teil 1
Datiert mit 1.November 1880

Das ist Teil von Hodgsons KH (i), aus einem Brief an Mr. A. O. Hume. Er wird bei Barker nicht gefunden, auch nicht in der Sammlung der Britischen Bibliothek. Die Illustration ist nur ein „Faksimile“ des Originals, aber es zeigt deutlich:

  • f tritt ausschließlich mit der oberen Schlinge auf.
  • g Nimmt die Formen und an.
  • y Bevorzugt sind die Formen und , aber und tauchen ebenfalls auf.

Das ist annähernd die endgültige Form der Schrift, nur vierzehn Tage nach der Ankunft von Brief 1 datiert. Das ist dem Hodgson Bericht selbst entnommen. So viel zu HPBs „Jahren der Übung“.

Betrachteten Gurney, Myers & Co und die folgenden Generationen den Hodgson Bericht niemals kritisch?

Abbildung 16 Brief 6
Barker, S.24 Dia Nr. K36.070
Erhalten ungefähr am 10.Dezember 1880

56. TAG

  • f erscheint nur mit oberer Schlinge.
  • g wird bevorzugt, aber und sind ebenso zu finden.
  • y Die Formen und sind zu finden.

Abbildung 17 Brief 8
Barker, S.26 Dia Nr. K36.078
Erhalten ungefähr am 20.Februar 1881

107. TAG

  • f erscheint nur mit oberer Schlinge oder mit beiden Schlingen.
  • g Es wird fast ausschließlich die Form verwendet.
  • y Die Formen und sind zu finden.

Das ist ein ausgezeichnetes Beispiel für die KH-Schrift mit langen Querstrichen auf den t.

Ich schließe dieses Kapitel mit einem von einem späteren Datum stammenden Beispiel ab.

Abbildung 18 Brief 25
Barker, S.191-2 (2.Auflage), 189 (3.Auflage)
Erhalten am 2.Februar 1883 Dia Nr. K36.496

840. TAG

Die Querstriche der t sind mehr hervorgehoben als in Brief 8, ansonsten unterscheidet sich die Schrift nicht davon, außer in Detailpunkten.

Der Übergang von der Uneinheitlichkeit der Form der frühesten KH-Schrift zu einer stabilen Schrift ist immer noch ein anderes rätselhaftes Merkmal dieser Texte und der Grund dafür ist nicht klar; aber er war sicherlich nicht „allmählich“. Der Übergang war beinahe innerhalb von vierzehn Tagen vollendet. Ich finde nirgends „zahlreiche und verdächtige Spuren von Madame Blavatskys Handwerk“. Auch ist nicht „offensichtlich“, dass „Madame Blavatskys Eigenheiten“ während eines Prozesses allmählicher Entwicklung der Schrift eliminiert wurden. Um sicher zu sein: Eine Anzahl der Formen von g und y verschwanden nach den ersten, wenigen Wochen, in denen Texte empfangen wurden, sie waren aber keine typischen Blavatsky-Formen.

Nach Brief 7 treten Variationen in der KH-Schrift nicht häufiger auf, als man es bei Schriften vom gleichen Schreiber bei Verwendung verschiedener Federn und Stifte und bei unterschiedlichen Stimmungen und verschiedenen Gesundheitszuständen erwarten würde. Die auffälligsten Variationen in späteren Briefen sind die Längen der Querstriche auf den t, die grotesk lang sind und die sonst anmutige und leserliche Schrift stören.

Wir kommen zu Hodgsons ZWEITER HAUPTAUSSAGE:

Dass besondere Buchstabenformen, die für Madame Blavatskys gewöhnliche Handschrift typisch sind, aber nicht für die von K. H., gelegentlich in den letzteren auftauchen.

Diese Behauptung hat nicht viel Gewicht. Hodgson bezieht sich vage auf Beispiele, die er in den sich in seinem Besitz befindlichen Dokumenten gefunden hat, aber ich fand es unmöglich, sie ausfindig zu machen; und es werden keine Beispiele angeführt.

Es gibt viele Ausradierungen und Korrekturen in den Briefen, aber diese sind das Werk eines Schreibers, der über ein Wort oder einen Satz nochmals nachdenkt, die ganze Seite nicht noch einmal schreiben wollte und keine Textverarbeitung hatte. Man wird vieles von dem finden, was Hodgson als „Hinzufügungen, Umgestaltungen, Überschreibungen und Ausradierungen“ in meiner eigenen Handschrift bezeichnet.

Hodgson behauptet auf Seite 287 seines Berichts:

Der Buchstabe e in Madame Blavatskys gewöhnlicher Handschrift ist einheitlich dem allgemeinen Typ entsprechend gemacht, wie es uns allen in Übungsheften gelehrt wird; wenn jedoch ein Wort in den K. H.-Schriften mit e beginnt, wird es auf dieselbe Art wie Madame Blavatskys großes E in ihrer gewöhnlichen Handschrift gebildet. Und doch gibt es in den frühen K.H.-Dokumenten viele Stellen, an denen das kleine e am Anfang zunächst auf die übliche Weise gebildet und dann durch Hinzufügung einer zweiten Rundung an der Spitze zu dem anderen Typ ver- ändert wurde; es gibt Beispiele, bei denen die Veränderung nie ausgeführt wurde und das Anfangs-e des üblichen Typs immer noch erhalten bleibt.

Ich habe einige Beispiele dieses Veränderungstyps in den Dias beobachtet, aber ich muss sagen, dass die Verwendung beider Typen von e weit verbreitet ist. E ist der gebräuchlichste Buchstabe in der englischen Sprache; und e erlaubt weniger Variationsmöglichkeiten als die meisten anderen Buchstaben des Alphabets. Es gibt bei diesen e nichts Besonderes, was für HPB speziell charakteristisch ist. Welche mögliche Rechtfertigung hatte Hodgson, sie HPB unter Ausschluss aller anderen zuzuschreiben? Sie hätten von fast jedermann gemacht werden können, KH selbst miteingeschlossen.

Hodgson macht viel aus ein oder zwei missgestalteten x, die er in seinen Dokumenten gefunden hat. Ich kann diese Dokumente in den Dias nicht identifizieren, aber in dem Wort „Quixottes“ ist ein unförmiges x zu finden, das in K. H. (v) auf Bildtafel 3 seines Berichts zu sehen ist. Diese Form erinnert an HPBs x, aber ich kann auf ein isoliertes Beispiel nicht viel Gewicht legen. KH könnte leicht einen falschen Anfang eines elisabethanischen x gemacht haben, das er normalerweise benützt, und sich dann entschieden haben, dass es sowohl einfacher als auch schöner wäre, das x in der Art Blavatskys zu durchkreuzen, um den Brief zu beenden.

Hodgson weist auf einige Ähnlichkeiten der Großbuchstaben hin, die von KH und HPB benutzt wurden; aber die Ähnlichkeiten sind nicht sehr groß, und die benutzten Formen sind ausreichend verbreitet. Ich glaube nicht, dass sie irgendwelche Bedeutung haben.

Hodgsons DRITTE HAUPTAUSSAGE ist:

Dass es in Madame Blavatskys Handschrift bestimmte, sehr ausgeprägte Eigenheiten gibt, die überall in den K.H.-Schriften auftauchen. – S. 283

Ich halte diese Behauptung ausdrücklich für falsch; und da ich mich damit ausführlich in Teil 1 auseinandergesetzt habe, gibt es keinen Grund zu wiederholen, was ich geschrieben habe. Während meiner Überprüfung der 1.323 Farbdias richtete ich auf jene besondere Aufmerksamkeit, die Beispiele von HPBs Handschrift zeigten. Ich konnte kein einziges Merkmal ihrer Handschrift entdecken, das – wäre es in einem Manuskript zu finden – ihre Autorschaft über jeden berechtigten Zweifel hinaus beweisen würde. Was Hodgson als den „Linken-Lücken-Strich“ bezeichnet, ist auch bei anderen Schreibern zu finden und hat weit weniger Bedeutung, als Hodgson dachte.

Die M-Texte

An diesem Punkt ist es angemessen, die M-Reihe der Briefe zu beschreiben, die Hodgson ignorierte. In der Sammlung der Britischen Bibliothek befinden sich 26 davon – eine kleinere Anzahl als bei den KH-Briefen, aber mehr als genug, um von Bedeutung zu sein. Die M-Briefe unterscheiden sich sowohl der Schrift nach als auch vom literarischen Stil her auffällig von den Briefen von KH und HPB. KH schreibt in einer individuellen Schrift, die – abgesehen von einigen der ersten Briefe – anmutig, leserlich und leicht erkennbar ist. Sein Stil ist aristokratisch, höflich, eher formell und reserviert, diskursiv und mitunter recht langatmig; aber er ist nicht ohne gelegentlichen Anflug von Humor. Die Schrift von M ist davon sehr verschieden. Er zieht gewöhnlich rote Tinte vor. Er schreibt ungern und sagt das. Er ist direkt, kurz und bündig, sagt, was er zu sagen hat und macht Schluss. M ist erdverbundener als KH; und, wenn er schreibt, ist ein Lächeln immer spürbar. Sowohl die Texte von KH als auch die von M sind weit entfernt von HPBs explosiven Ausbrüchen, die an ein meteorologisches Amt erinnern, das vor dem herannahenden Wirbelsturm Helena warnt.

Da nur wenige die Briefe Ms gesehen haben, gebe ich ein typisches Beispiel in Abbildung 19 wieder. Das wird ausreichen, da Ms Schrift bei weitem nicht so variiert wie die von KH in seinen frühesten Briefen.

ABBILDUNG 19 BRIEF 29
Barker, S. 227-8 (2. Auflage), 225 (3. Auflage)
UNDATIERT Dia Nr. K36.592

Es handelt sich dabei um die letzte Seite eines langen Briefes.

HAUPTMERKMALE VON Ms SCHRIFT

Allgemeines

  • - Das auffälligste Charaktermerkmal der Schrift Ms ist die „regelmäßige Unregelmäßigkeit“ der kleinen Buchstaben. Manche, wie r, sind beständig größer als der Durchschnitt, während andere, vor allem e, kleiner sind als der Durchschnitt. Es ist deshalb schwierig, die Durchschnittshöhe (H) des Hauptteils der kleinen Buchstaben zu schätzen. Sie passen nicht exakt zwischen zwei parallele Linien, wie das bei den Buchstaben von KH der Fall ist. Dieses Merkmal verleiht der Schrift eine sehr individuelle Charakteristik.
  • - Die Neigung der Schrift ist gleichförmig und beträgt ungefähr 40° zur Senkrechten vorwärts, auffallend größer als bei KHs Schrift.
  • - Trotz der Verschiedenheit der kleinen Buchstaben stehen sie gewöhnlich auf der Grundlinie.
  • - Die Schrift ist sorgfältig ausgeführt und fließend; aber nicht alle Buchstaben innerhalb eines Wortes sind verbunden.
  • - Die Höhe der Großbuchstaben ist ungefähr 2 1/2 H.
  • - Der Zeilenabstand ist geringer als der in KHs Schrift – ungefähr 3H.
  • - Der Federdruck ist gleichmäßig von Wort zu Wort.

Einige charakteristische Buchstaben. Einige Buchstabenformationen von besonderem Interesse sind:

a
d
h
M (Wortanfang)
N (Wortanfang)
p
r
s
ss
W (Wortanfang)
x

Zusätzlich sind g und y oft unproportional klein.

H. P. Blavatskys Schrift

Ich nehme jetzt zwei Auszüge aus den Briefen von HPB zur Prüfung, die in der Sammlung der Britischen Bibliothek aufbewahrt sind. Die Besonderheiten sind:

ABBILDUNG 20 BRIEF 134
Barker, S. 463-4 (2. Auflage), 456-7 (3. Auflage)
DATIERT: Dehra Dun Freitag, 4. Dia Nr. K37.262

ABBILDUNG 21 BRIEF 136
Barker, S. 466 (2. Auflage), 458-9 (3. Auflage)
DATUM: 17. März Dia Nr. K37.268

HAUPTMERKMALE VON HPBS SCHRIFT

Allgemeines

  • - Die Schrift weist einen kraftvollen Schwung auf. Sie ist schnell, aber meist leserlich, wenngleich man sich mehr auf den inhaltlichen Zusammenhang verlassen muss als in den Texten von KH und M. Es gibt große Unterschiede im Druck, der mit der Feder ausgeübt wird; und ein starker Abwärtsdruck ist besonders auffallend bei den Buchstaben wie d und p. Das kann sogar in den Dias festgestellt werden. Die Wirkung des Drucks geht in den Faksimiles von Hodgsons Bildtafel 2 völlig verloren, die dadurch einen irreführenden Eindruck der Schrift als Ganzes vermitteln.
  • - Die Neigung der Schrift ist ungefähr 45° von der Senkrechten nach rechts. Sie misst mitunter 50°.
  • - Der Hauptteil der Kleinbuchstaben ist klein (manchmal verschwindend klein) verglichen mit den Abständen.
  • - Verglichen mit der Höhe des Hauptteils sind die Ober- und Unterlängen der kleinen Buchstaben lang. Unterlängen können 6H erreichen, Oberlängen 4H.
  • - Die Höhe der Großbuchstaben wird mit ungefähr 3H geschätzt und der Abstand zwischen den Linien mit 3H.

Einige charakteristische Buchstaben. Bemerkenswert sind:

b
d
g
h
m
n
p
x

Siehe auch die Vergleichsbildtafel von Buchstabenformationen, Seite 59

Vergleich von Texten von KH, M und HPB. Ich finde keinen Beweis gemeinsamer Autorschaft der KH, M und HPB Texte. Ein Vergleich ihrer allgemeinen Merkmale, was Hodgson ignoriert, und auch die detaillierte Bildung von individuellen Buchstaben zeigt, dass es sich um drei verschiedene Schriften handelt. Ich schreibe sie verschiedenen Schreibern zu

A. P. Sinnetts Schrift

Bei seinen Bemühungen, HPB zu belasten, scheint es Hodgson niemals in den Sinn gekommen zu sein, dass man die Schrift anderer möglicher Verdächtiger beachten sollte, bevor man Schlüsse zieht. Ein möglicher Verdächtiger ist A. P. Sinnett selbst. Seine beiden Bücher The Occult World und Esoteric Buddhism erwiesen sich als Bestseller; und man könnte argumentieren, dass er die Meisterbriefe fälschte, um seinem Werk eine Pseudo-Autorität zu verleihen. Das ist jedenfalls ein plausibleres Motiv als Hodgsons Behauptung, dass HPB die Briefe fälschte, um einen Aufstand in Britisch-Indien zu schüren.

Sinnetts Schrift wird in Abbildung 22 gezeigt und die Besonderheiten sind:

ABBILDUNG 22 BRIEF 20b
Barker, S. 125 (2. Auflage), 121-2 (3. Auflage)
DATUM: Simla, 25. Juli Dia Nr. K36.266
EMPFANGEN im August 1882

Wenn wir Sinnetts Schrift in Abbildung 22 mit der Schrift KHs in Abbildung 17 vergleichen, sehen wir, dass es zahlreiche Ähnlichkeiten gibt. Sinnetts Schrift ist eckiger als die KHs; und sie ist mehr in horizontaler Richtung gestreckt. Wie dem auch sei, sie ist im Stil der Schrift KHs viel näher als der HPBs.

HAUPTMERKMALE VON A. P. SINNETTS SCHRIFT

Allgemein

  • - Die Neigung ist ungefähr 30° zur Vertikalen, vorwärts.
  • - Die Höhe des Hauptteils der Kleinbuchstaben (H) ist recht einheitlich.
  • - Die Oberlängen reichen bis ungefähr 13/4H über die Grundlinie, und die Unterlängen tauchen bis zu 2H unter die Grundlinie. Sie sind weniger auffällig als in der Schrift KHs.
  • - Die Höhe der Großbuchstaben ist ungefähr 2H.
  • - Der Abstand zwischen den Zeilen ist ungefähr 3H, und der Abstand zwischen den Worten ist ungefähr gleich groß.

Diese groben Maßangaben und der allgemeine „Eindruck“ der Schrift reichen aus, um zu zeigen, dass es für Sinnett viel einfacher gewesen wäre, seine Schrift dem KH-Stil anzupassen, als das für HPB möglich gewesen wäre.

Vergleich von individuellen Buchstaben mit denen von KH. Vergleichen Sie Folgendes:

BuchstabeKHs Schrift (Abbildung 4) 
c (Zeile 5) received (Zeile 3) once
  (Zeile 7) currents (Zeile 9) covers
d (Zeile 1) production (Zeile 8) dear
g (Zeile 3) receiving (Zeile 2) began
th (Zeile 14) there (Zeile 4) this
n (Zeile 3) not (Zeile 3) once
      (Zeile 7) tangle
p (Zeile 4) reply (Zeile 4) appear
  (Zeile 8) production    
x s. Abb. 15, Z. 18 expressing (Zeile 5) next

Wenn man diese Ähnlichkeiten akzeptiert, alle Unterschiede zurückweist und den Buchstaben p mit der Wichtigkeit von Hodgsons „Linker-Lücken-Strich“ versieht, könnte ich einen Rechtsfall für Sinnetts Autorschaft der Meisterbriefe vorbringen. Das illustriert die Wichtigkeit, die Handschrift so vieler Verdächtiger wie möglich zu betrachten, bevor man ein Urteil abgibt. Hodgson zog niemals irgendeinen Verdächtigen außer HPB in Betracht.

Wie dem auch sei, Sinnet mag in Frieden ruhen. Seine Schrift ist nicht dieselbe wie die KHs, trotz der Ähnlichkeiten.

Fehler bei der Rechtschreibung, Silbentrennung und beim Satzbau

Auf den Seiten 306 und 307 seines Berichts versucht Hodgson, seinen Fall durch das Anführen von Fehlern in Rechtschreibung, Grammatik, Stil und Silbentrennung – sowohl auf den Seiten KHs als auch HPBs – zu bekräftigen. Ich finde diesen Abschnitt in keiner Weise überzeugend. Diese Fehler zeigen höchstens, dass die beiden Schreiber mit der englischen Sprache nicht ganz vertraut waren. Wir wussten das bereits. Da die Fehler allgemein und weit verbreitet sind, zeigen sie daher nicht die Identität zwischen KH und HPB.

Vergleichsbildtafel zu Buchstabenformen, gefunden in Texten von KH, M, HPB und APS
Man sollte immer daran denken, dass sowohl die Schrift als Ganzes als auch die Bildung der individuellen Buchstaben wichtig ist, wenn man einen Teil einer Handschrift beurteilt.

Es gibt beim Handwerk des Schreibens nur wenige Aspekte, die von Autoren weniger verstanden werden als die der Silbentrennung am Ende der Zeile. Ausführliche Regeln für Silbentrennung sind in der Einleitung zu Webster’s New International Dictionary von 1928 zu finden, aber ich kann sie mir nie merken. Darüber mache ich mir keine Sorgen, weil – wenn meine Arbeit publiziert werden soll – die Silbentrennung, wenn nötig, vom Schriftsetzer oder einem Computer gemacht wird, unabhängig davon, was ich schreibe. Die Fehler bei der Silbentrennung – wie sie auf Seite 306 des Hodgson Berichts als Beweis für die Identität von KH und HPB gezeigt werden – hochzuspielen, ist lächerlich.

HPB hat ziemlich spät in ihrem Leben damit begonnen, in Englisch zu schreiben, und sie tat das, weil sie dachte, dass ihre Arbeit in dieser Sprache mehr gelesen würde. Sie brauchte zunächst Hilfe. Es ist nicht überraschend, dass ihr früheres Werk in Englisch einen französischen Einfluss aufweist.

Ich weiß nicht, was KHs linguistischer Hintergrund ist, aber auch er zeigt einen französischen Einfluss. Da Französisch eine Weltsprache war und noch immer ist, beweist das nicht viel.

Hodgson lässt keine Gelegenheit aus, HPBs Englisch zu verhöhnen. Man könnte seinen Bemerkungen entnehmen, dass sowohl KH als auch HPB in einer Art Pidgin-English schrieben. Dem ist nicht so. KHs Stil ist, wenn auch ein wenig förmlich, im Allgemeinen gut, und seine gelegentlichen Fehler übersteigen nicht das Maß dessen, was die meisten von uns von Zeit zu Zeit beim ersten Entwurf eines Schriftstücks machen. Er selbst machte viele Korrekturen in seinen Briefen in Bezug auf Wortwahl und Stil.

Nachdem ich die ursprünglichen, nicht editierten, eigenhändig geschriebenen Briefe von KH gelesen habe, finde ich diesen Abschnitt des Hodgson Berichts ziemlich erbärmlich. Er illustriert Argumente durch Unterstellung.


Stellungnahmen zu Kritikpunkten

Während ich diese Arbeit zur Herausgabe vorbereitete, erhielt ich Kommentare und Kritiken, für deren Beantwortung mir die Dialogform angemessen erscheint.

KRITIK: Wenn man Olcotts Old Diary Leaves betrachtet, findet man umfangreiche Beweise dafür, dass HPB wie ein Medium handelte, das in Trance versetzt wird, etc., und dass sie außerdem gewöhnt war, lange, ja tatsächlich sehr lange Passagen in Handschriften zu schreiben, die sich von ihrer normalen Handschrift sehr unterscheiden. Weil das so ist, verstehe ich nicht, wie Sie überhaupt die Eigenständigkeit der Handschriften von KH, M und HPB nur aufgrund der Analyse einiger weniger Beispiele von HPBs „gewöhnlicher“ Handschrift begründen können.

VH Lassen Sie mich zunächst daran erinnern, dass Hodgsons ganze These darin bestand, HPB sei eine raffinierte, aber gewöhnliche Betrügerin und Schwindlerin, ohne irgendwelche übernatürlichen Kräfte. Die KH-Briefe seien in einer entstellten Form ihrer gewöhnlichen Handschrift verfasst, eine Verstellung, die sie durch Übung über Jahre hinweg erworben habe. Solche Briefe in der Absicht der Täuschung zu schreiben, kann – und tut das normalerweise auch – eine kriminelle Handlung darstellen. Automatisches Schreiben, in Trance, im Schlaf etc., der bewussten Persönlichkeit solange unbewusst, bis er oder sie es liest, hat mit Irreführung nichts zu tun und stellt keine schuldhafte Handlung dar, obwohl es als ein Fall für psychiatrische Untersuchung angesehen werden könnte. Das ist ein Riesenunterschied, den Sie übersehen.

Zweitens, die „wenigen“ Exemplare von HPBs „gewöhnlicher“ Handschrift, auf die Sie sich beziehen, sind neun Briefe, die in der Britischen Bibliothek aufbewahrt sind. Alle sind Originale, keine Abschriften oder Faksimiles. Alle sind vollständig und unterschrieben oder paraphiert von HPB. Alle sind ziemlich genau zur gleichen Zeit wie die Meisterbriefe geschrieben worden. Alle sind konstant, sowohl in der Schrift als auch im literarischen Stil. Der Brief 138 umfasst 4.000 Worte und ist HPBs Abschiedsbrief, geschrieben de profundis an Mr. und Mrs. Sinnett. Ich habe allen Grund zu glauben, dass es sich dabei durchwegs um gut Beispiele ihrer gewöhnlichen, normalen Handschrift jener Zeit handelt, mit bewusstem Willen hervorgebracht, eine Schrift, die sie bei der Korrespondenz mit Freunden, bei der Erstellung ihrer Wäschereiliste und beim Erteilen von Anweisungen an die Coulombs benutzte.

Die KH, M und HPB Texte sind recht unterschiedlich; und wenn sie in irgendeinem gewöhnlichen Rechtsstreit auftauchen würden, würde ich sie mit Sicherheit verschiedenen Personen zuordnen. Ob Trance-Persönlichkeiten von den bewussten Persönlichkeiten unabhängig sind, ist eine andere Sache.

Drittens, wenn wir Olcotts Aussage als Beweis akzeptieren, dass HPB in veränderten Bewusstseinszuständen schreiben konnte, akzeptieren wir dann seine weitere Aussage in Old Diary Leaves (3. verbesserte Auflage, 2:365-7), dass sie – als Antwort auf eine aus einer plötzlichen Eingebung heraus gestellten Frage – einen Brief erhielt, der plötzlich auf einem leeren Blatt Papier erschien, das sie in ihren Händen hielt, von einer Person, die sie nicht kannte und in einer ihr unbekannten Schrift? Akzeptieren wir das; und wenn wir es nicht tun, mit welcher Begründung? Ich sehe nicht ein, dass Sie Beweismittel beliebig auswählen oder ablehnen können, um Ihre Argumentation zu unterstützen: Wir sind keine Politiker. Olcotts Aussage lautet, dass HPB psychische Kräfte in Hülle und Fülle besaß. Sie können nicht sowohl Olcott als auch Hodgson akzeptieren.

Ich bitte in Erinnerung zu behalten, dass ich – wann immer ich in der Lage war, Hodgsons Behauptungen mit der unmissverständlichen Aussage der uns in der Britischen Bibliothek erhalten gebliebenen Originaldokumente zu vergleichen – Hodgsons Behauptungen als falsch erkannt habe; und ich habe meine Gründe für das Warum angegeben. Hodgsons Behauptungen wären auch dann immer noch falsch, wären die Meisterbriefe von Helena Petrovna Blavatsky oder Assurbani-pal geschrieben. Sie wären falsch, ganz gleich, ob die Briefe bei normalem Bewusstsein, in Trance, im Schlaf, automatisch oder in irgendeinem anderen ver- änderten Bewusstseinszustand geschrieben worden wären. Diese Unwahrheiten sind nicht trivial: Sie liefern die Lüge für die drei Hauptaussagen, auf denen Hodgsons These in Bezug auf die Meisterbriefe beruht.

KRITIK: Es ist notwendig, dass solche Vergleiche von Experten ausgeführt werden, von denen man annehmen kann, dass sie keine vorgefassten Meinungen haben, und die nicht wissen, was die „richtige“ Antwort ist. Ich glaube nicht, dass irgendjemand auf irgendeinem Gebiet der Wissenschaft völlig immun gegen den Einfluss von früheren Erwartungen und Hoffnungen ist; und ich glaube, dass Doppelblindstudien durchgeführt werden sollten, wo immer dies möglich ist.

VH: Wenn wir darum gebeten würden zu beurteilen, ob das „Sophie Menter“ Klavierkonzert nicht von Sophie Menter geschrieben wurde, sondern von Liszt komponiert und von Tschaikowsky orchestriert wurde, würde ich mit Ihnen übereinstimmen. Hier jedoch klassifizieren wir die geometrischen Umrisse bestimmter individueller Buchstaben mit Kriterien, die in Begriffen der Differential-Geometrie definiert werden können.

Wenn ich Ihnen und anderen eine Auswahl von fünfhundert verschiedenen Dreiecken gäbe und Sie bitten würde, sie in gleichseitige, gleichschenkelige, rechtwinkelige und ungleichseitige zu sortieren, würde ich ein großes Maß an Übereinstimmung der von Ihnen erzielten Resultate erwarten. Sogar Tante Mathilde würde zu demselben Ergebnis gelangen, wenn man ihr zeigt, worauf sie zu achten hat.

Hier ersuche ich Sie, die geometrischen Formen bestimmter Buchstaben in Übereinstimmung mit bestimmbaren Charakteristika zu klassifizieren. Beim Buchstaben g können wir erkennen, ob er einen „Kringel“ hat oder mit einem geraden Abwärtsstrich endet; wenn er einen „Kringel“ hat, ist er nach links gebogen oder nach rechts; bildet er eine offene oder geschlossene Schlinge; ist die Breite der Schlinge größer oder kleiner als ihre Höhe? Haben wir anstatt einer schwungvollen Schlinge einen „Kringel“, der aus zwei oder drei Bögen gebildet wird, die sich treffen, um eine scharfe Spitze (Scheitelpunkt) zu bilden? Oder haben wir einen Buchstaben, der ohne scharfe Richtungsänderung vollständig aus einem kontinuierlichen, ununterbrochenen Bogen gebildet ist?

Würde eine Anzahl von Beobachtern gebeten, den Buchstaben g mittels dieses Schemas zu klassifizieren, gehe ich davon aus, dass keine wesentlich verschiedenen Ergebnisse auftreten würden, außer bei einigen Grenzfällen. Wenn ein Beobachter Resultate erzielen würde, die von den anderen sehr verschieden sind, würde ich danach fragen, was er falsch macht. Sie müssen mir nicht glauben. Ich ersuche Sie, die Originale dieser Briefe in der Britischen Bibliothek zu untersuchen, sie Seite für Seite in chronologischer Reihenfolge durchzusehen und in direkter Beobachtung zu entscheiden, ob es Beweise für folgende Behauptungen gibt:

Würde eine Anzahl von Beobachtern gebeten, den Buchstaben g mittels dieses Schemas zu klassifizieren, gehe ich davon aus, dass keine wesentlich verschiedenen Ergebnisse auftreten würden, außer bei einigen Grenzfällen. Wenn ein Beobachter Resultate erzielen würde, die von den anderen sehr verschieden sind, würde ich danach fragen, was er falsch macht. Sie müssen mir nicht glauben. Ich ersuche Sie, die Originale dieser Briefe in der Britischen Bibliothek zu untersuchen, sie Seite für Seite in chronologischer Reihenfolge durchzusehen und in direkter Beobachtung zu entscheiden, ob es Beweise für folgende Behauptungen gibt:

(a) Eine allmähliche Entwicklung des KH-Stils über einen Zeitraum von mehreren Jahren, und gleichzeitig ein Ausmerzen der Merkmale von Blavatskys Handschrift (Hodgson), oder

(b) dass die Formen einiger Buchstaben in den wenigen erhaltenen frühen Meisterbriefen deutlich variieren, Unterschiede, die im Verlauf der ersten vierzehn Tage ohne offensichtliches Ausmerzen der von Blavatsky verwendeten Formen (laut Harrison) zum größten Teil korrigiert wurden.

Wer hat recht: Hodgson oder ich?

KRITIK: Ist die zentrale Aussage Ihrer Studie, dass Sie behaupten, aus einer Analyse der „gewöhnlichen“ Handschrift von Madame Blavatsky ableiten zu können, dass sie nicht für die KH-Briefe verantwortlich gewesen sein konnte?

VH: Nein. Die Hauptaussage ist, dass der Hodgson Bericht ein SCHLECHTER Bericht ist, der niemals publiziert hätte werden sollen, was auch immer sein Gegenstand war. Er ist unglaubwürdig. Wenn Sie fragen, welche Bedeutung das nach Ablauf von mehr als einem Jahrhundert hat? Dann antworte ich: eine ganze Menge. Der Hodgson Bericht wird immer noch von vielen Verfassern von Enzyklopädien und Lexika als das letzte Wort über Madame Blavatsky akzeptiert.

KRITIK: Da bekannt ist, dass HPB neben ihrer eigenen Handschrift vielfach in anderen Handschriften schrieb, wird Ihre zentrale These zwangsläufig zusammenbrechen, wenn Sie nicht entweder (a) Exemplare der anderen Schriften finden oder sie analysieren; oder (b) plausible Gründe für die Ablehnung finden können, dass irgendjemand – entweder als Resultat von Übung oder in Trance (es ist gleichgültig, was) – einen Schreibstil entwickeln kann, der von der gewöhnlichen Schrift so verschieden ist, dass ein Sachverständiger (wenn ich dieses Wort gebrauchen darf, obwohl Sie auch zu bestreiten scheinen, dass es irgendwelche gibt!) dabei versagen würde, ihren gemeinsamen Ursprung aufzuspüren.

VH: Ich behaupte, dass Hodgson, Netherclift und Sims als Sachverständige eine Menge zu wünschen übrig ließen, und ich habe meine Gründe für diese Meinung angegeben. Es gibt gute Sachverständige und Sie können die Namen und Adressen einiger derzeit praktizierender im UR Register of Expert Witnesses (JS Publications, Newmarket, Suffolk) finden.

Wir wissen lediglich durch die Aussage von Augenzeugen, die Hodgson als leichtgläubig und unverlässlich abtat, dass HPB vielfach mit einer anderen Handschrift schrieb. Führend unter diesen ist Olcott. Wenn Sie Olcotts Wort akzeptieren, ist es klar, dass HPBs Schrift in anderen Stilarten übernatürlich war, nicht gewöhnlicher Betrug und Schwindel; und es gab Beweismaterial für HPB, das eine ernsthafte Untersuchung verdient hätte.

Natürlich kann man sich vorstellen, dass HPB in der Lage gewesen sein könnte, Schreib- und Aufbaustil mit viel Mühe und Praxis zu vervollkommnen, wobei jeder Beweis für ihre Autorschaft verloren ginge. Ich wiederhole, dass es keinen Beweis für einen gemeinsamen Ursprung der Schriften von KH, M und HPB gibt; und das bedeutet genau das, was es aussagt. Verdächtigungen und weit hergeholte, hypothetische und unbegründete Möglichkeiten sind kein Beweis. Sie können einen Menschen nicht ohne zwingenden Beweis der Fälschung überführen; und im englischen Gesetz wird ein Mensch solange als unschuldig betrachtet, bis seine Schuld erwiesen ist. Ein „nicht bewiesener“ Schuldspruch ist nicht zulässig. Hodgson behauptete, umfangreiche Beweismittel für den gemeinsamen Ursprung der Texte von HPB und KH zu haben, und ich verlange immer noch zu wissen, welche das sind.

Bei allen diesen Fragen, die das wirkliche Leben beeinflussen (und nicht nur akademischer Zeitvertreib sind), müssen wir unterscheiden zwischen dem, was erfassbar möglich ist – wie wenig plausibel und weit hergeholt es auch immer sein mag –, und dem, was „verdammt unwahrscheinlich“ ist – um in Eliza Doolittles klassischen Worten zu sprechen.

Bitte erinnern Sie sich daran, dass es Briefe gibt, die – wie sogar Hodgson zuzugeben gezwungen war – HPB unmöglich geschrieben haben konnte, da sie zu der Zeit zu weit weg war und die Verkehrsverbindungen schlecht waren. Um diese Schwierigkeit zu umgehen, müsste HPB (gemäß Hodgson) Damodar und vielleicht auch andere darin unterweisen, ebenso flüssig im KH-Stil zu schreiben und während ihrer Abwesenheit passende Briefe für sie zusammenzustellen. Darüber hinaus müsste sie die vollkommen andere M-Schrift meistern und die ausgeprägten Unterschiede im literarischen Stil zwischen den KH-Briefen, den M-Briefen und ihren eigenen beibehalten. Sie hätte in der Lage sein müssen, originale und gleichmäßige KH-Briefe mit 16.000 Worten Umfang in einem Zug, ohne nennenswerte Rückfälle in ihren normalen Stil zusammenzustellen, als Antwort auf spezifische Fragen zu ungewöhnlichen Themen.

Und sie tat all dies (gemäß Hodgson), um Unruhen gegen die britische Herrschaft in Indien zu schüren.

GLAUBEN SIE DAS WIRKLICH? ICH NICHT


Gutachten

Auf der Grundlage des Hodgson Berichts selbst und der mir zur Verfügung stehenden primären Beweismittel erstatte ich folgendes GUTACHTEN:

1) Beim Hodgson Bericht handelt es sich nicht um eine wissenschaftliche Studie. Er liest sich wie ein Auszug aus einer gerichtlichen Untersuchung, dokumentiert jedoch lediglich das Plädoyer des Anklagevertreters. Es findet sich kein Plädoyer eines Verteidigers, kein Kreuzverhör des Hauptbelastungszeugen, kein erneuter Aufruf von Entlastungszeugen, die von der Anklagevertretung abgelehnt wurden, und keine Rechtsbelehrung durch einen Richter.

2) Entweder war Richard Hodgson mit den grundlegenden Prinzipien des englischen Rechts nicht vertraut oder er missachtete diese. Kein Gericht würde seine Zeugenaussage akzeptieren.

3) In den Fällen, in denen es möglich war, Hodgsons Aussagen anhand des direkten Zeugnisses von Originaldokumenten zu überprüfen, werden seine Aussagen entweder für falsch oder als im betreffenden Zusammenhang bedeutungslos befunden. Das gilt insbesondere für die Drei Hauptaussagen, an denen er seine gesamte Behauptung aufhängt, dass die Meisterbriefe von Madame Blavatsky in betrügerischer Absicht mit verstellter Handschrift selbst geschrieben wurden.

4) Die Lektüre der handschriftlichen Meisterbriefe hat bei mir den starken Eindruck hinterlassen, dass es sich bei den Autoren KH und M um real existierende und über einen unverwechselbaren Stil verfügende menschliche Wesen handelte. Sie hatten ihre Vorurteile und waren von der Sichtweise ihrer Zeit beeinflusst.

5) Wer nun hinter dem Kürzel KH steckt, ist mir nicht bekannt, jedoch bin ich der Meinung, dass alle Briefe in der Britischen Bibliothek, die mit den Initialen KH versehen sind, aus der Feder dieser Person stammen. Die grundlegenden Charakteristika seiner Handschrift sind in allen seinen Briefen zu finden, jedoch lassen sich insbesondere in den frühesten Briefen Variationen und Abwandlungen einiger Buchstaben feststellen. Diese Variationen tragen nicht den Stempel einer angehenden Fälscherin.

Ich bin überzeugt, dass die Meisterbriefe nicht Chelas diktiert und von diesen in ihrer eigenen Handschrift niedergeschrieben wurden. Es wird jedoch in den Briefen selbst gesagt, dass viele von ihnen von Chelas in KHs Handschrift übermittelt wurden, wobei „Materialisation“ oder eine Art menschliches FAX-Verfahren verwendet wurde. Wenn diese Vermutung plausibel ist, könnte es sein, dass die Chelas zunächst Probleme mit dem System hatten, das „entstört“ werden musste. Die meisten dieser „Entstörungsarbeiten“ müssen innerhalb von vierzehn Tagen erfolgt sein.

6) Ich weise auf seltsame und ungeklärte Eigenheiten der KH-Briefe hin, nämlich auf die klaren, regelmäßigen Streifen eines Teils der Schrift, die anscheinend mit blauem Farbstift gemacht wurden (Abb. 11), die geringe Menge eingedrungener Tinte selbst bei Benutzung von dünnem „Reis“papier, die ungeklärten Eigenheiten der Radierungen, die anscheinend mit einem Tintenlöscher vorgenommen wurden, ohne jedoch das Papier zu verfärben oder aufzurauhen, die Variabilität einiger (jedoch nicht aller) Buchstaben und die (bisweilen) grob übertriebenen t-Striche. Diese Eigenheiten legen die Vermutung nahe, dass es sich bei den in der Britischen Bibliothek erhaltenen Dokumenten möglicherweise um durch irgendein unbekanntes Verfahren gefertigte Abschriften von Originalen handelt, die wir nicht besitzen.

7) Es ist nahezu sicher, dass die belastenden Blavatsky-Coulomb Briefe verlorengegangen oder zerstört worden sind, jedoch gibt es zwingende Indizien dafür, dass es sich bei diesen Briefen um von Alexis und Emma Coulomb – die hierfür triftige Beweggründe und reichliche Mittel hatten – angefertigte Fälschungen handelte.

8) Ich habe keinen Beweis dafür gefunden, dass die Meisterbriefe – wie von Richard Hodgson behauptet – von Helena Blavatsky wissentlich und vorsätzlich in einer von ihr über mehrere Jahre hinweg entwickelten, verstellten Form ihrer eigenen Handschrift geschrieben wurden. Das heißt, ich finde keinen Beweis für einen gemeinsamen Ursprung der Schriften von KH, M und HPB. In jedem gewöhnlichen Rechtsstreit würde ich diese Schriften als unterschiedliche Schriften betrachten und sie unterschiedlichen Autoren zuschreiben.

9) Sollte irgendeine der Schriften von KH und M der Hand von Madame Blavatsky entsprungen sein, während sie sich in einem Trance- oder Schlafzustand oder in sonstigen, Psychologen und Psychiatern bekannten, veränderten Bewusstseinszuständen befand, so könnten KH und M als Unterpersönlichkeiten von Helena Blavatsky verstanden werden. Inwieweit diese Unterpersönlichkeiten selbständig sind, bleibt zu diskutieren; in keinem Fall jedoch würde es sich um wissentlichen Betrug oder Schwindel handeln. Darüber hinaus lässt sich durch diese Vermutung auch nicht die Problematik umgehen, dass es KH-Briefe gibt, bei denen selbst Hodgson einräumen musste, dass sie unmöglich von Madame Blavatsky hätten geschrieben werden können, da sie sich zum betreffenden Zeitpunkt zu weit entfernt befand und die Verkehrsverbindungen schlecht waren.

10) Es ist mir nicht möglich, ein Gutachten über die im ersten Teil des Hodgson Berichts beschriebenen „Phänomene“ zu erstatten. Alle Augenzeugen und Beweismittel aus erster Hand sind nicht mehr existent, und ich habe keine Möglichkeit zu überprüfen, ob die berichteten „Phänomene“ echt waren. Da ich jedoch auch Hodgsons Methoden untersucht habe, kann ich mittlerweile seiner Darstellung und Erklärung dieser „Phänomene“ keinen Glauben mehr schenken.

11) H. P.Blavatsky war als höchst komplexe und schwer zu verstehende Persönlichkeit bekannt. Zu ihrem Leben und Werk gibt es nach wie vor viele unbeantwortete Fragen. Dennoch bin ich der Ansicht, dass bei einer zukünftigen Beur - teilung ihrer Person der im Jahre 1885 von der Society for Psychical Research veröffentlichte „BERICHT DES UNTERSUCHUNGSAUSSCHUSSES DER PHÄNOMENE IM ZUSAMMENHANG MIT DER THEOSOPHISCHEN GESELLSCHAFT“ mit großer Vorsicht benutzt, wenn nicht sogar außer Acht gelassen werden sollte. Er ist mit schweren Mängeln behaftet.

DIES ZU BEURKUNDEN HABE ICH MIT DATUM VOM 27. FEBRUAR 1997 MEINE EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG ABGEGEBEN, DIE NUN BEI DER INTERNATIONALEN HAUPTSTELLE DER THEOSOPHISCHEN GESELLSCHAFT IN PASADENA, KALIFORNIEN, USA, HINTERLEGT IST. EINE ABSCHRIFT DIESER ERKLÄRUNG IST AN DIE SOCIETY FOR PSYCHICAL RESEARCH IN LONDON, ENGLAND, ÜBERSANDT WORDEN.

VERNON HARRISON


Eidesstattliche Erklärung

EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG

Ich, VERNON GEORGE WENTWORTH HARRISON, wohnhaft SOLE FARM HOUSE, 51 CHURCH ROAD, GREAT BOOKHAM, LEATHER - HEAD, KT23 3PQ, Surrey, England, Bachelor of Science, Doktor der Philosophie, zugelassener Physiker und zugelassener Ingenieur, Mitglied des Institute of Physics, Ehrenmitglied und früherer Präsident der Royal Photographic Society of Great Britain, Mitglied der Chartered Institution of Building Services Engineers, Mitglied der Royal Society of Arts und seit zwanzig Jahren sachverständiger Prüfer fraglicher Dokumente,

GEBE HIERMIT UNTER EID FOLGENDE ERKLÄRUNG AB:

HELENA PETROVNA BLAVATSKY, geb. HAHN, (1831 – 1891), Mitbegründerin der Theosophischen Gesellschaft, wurde im Jahr 1885 in dem von der Society for Psychical Research in ihren Proceedings, Band 3, Seiten 201 -400 (1885), veröffentlichten „BERICHT DES UNTERSUCHUNGSAUSSCHUSSES DER PHÄNOMENE IM ZUSAMMENHANG MIT DER THEOSOPHISCHEN GESELLSCHAFT“, gemeinhin – da er zum größten Teil von Richard Hodgson geschrieben wurde – als der Hodgson Bericht bezeichnet und im Folgenden so genannt, als „eine der geschicktesten, genialsten und interessantesten Schwindler - innen der Geschichte“ bezeichnet.

Dieser Hodgson Bericht genießt seit mehr als einem Jahrhundert bei Biographen und Verfassern von Nachschlagewerken breite Anerkennung als Nachweis dafür, dass diese Helena Petrovna Blavatsky wissentlich in beeindruckendem Umfang betrügerischen Praktiken nachgegangen ist.

Bezüglich dieser Sache sind noch gewisse primäre Beweismittel übriggeblieben, nämlich die in der Britischen Bibliothek erhaltenen Mahatma Letters to A. P. Sinnett (Additional MSS 45.284, 45.285 & 45.286), anhand derer einige der von Richard Hodgson im Hodgson Bericht gemachten Aussagen kritisch überprüft werden können.

Diese Meisterbriefe in der Britischen Bibliothek umfassen handschriftliche Briefe von den folgenden Autoren: ‘KH’ (einhundertacht), ‘M’ (sechsundzwanzig), Helena Blavatsky (neun), Subba Row (drei, darunter einer mit Anmerkungen von ‘KH’), A. O. Hume (zwei), A. P. Sinnett (zwei), ‘The Disinherited’ (einer), Stainton Moses (einer) und Damodar(einer).

Ich habe den Hodgson Bericht als juristisches Dokument untersucht und habe besagte Meisterbriefe nicht nur in Form der in der Britischen Bibliothek erhaltenen Handschriften, sondern auch in Form der von der Britischen Bibliothek erstellten und als Satz von 1.323 Farbdias zur Verfügung gestellten Reproduktionen dieser Handschriften geprüft. Ich habe jedes einzelne dieser 1.323 Dias, die ich als vollständigen Satz vorgefunden habe, mikroskopisch untersucht und habe die Schrift, wo immer dies sachdienlich war, gelesen, indem ich sie bei 50-facher Vergrößerung Zeile für Zeile genau betrachtet habe.

ICH BIN ZU FOLGENDEM ERGEBNIS GEKOMMEN UND BEKRÄFTIGE DIESES UNTER EID:

(1) Beim Hodgson Bericht handelt es sich nicht um eine wissenschaftliche Studie. Er liest sich mehr wie ein Auszug aus einer gerichtlichen Untersuchung, dokumentiert jedoch lediglich das Plädoyer eines Anklagevertreters, der sich bereits zu Beginn der Untersuchung seine Meinung gebildet hat und danach nur noch an Beweismitteln interessiert ist, gleichgültig wie zweifelhaft diese sind, die zur Untermauerung seines Standpunkts dienen können. Es findet sich kein Plädoyer eines Verteidigers, kein Kreuzverhör des Hauptbelastungszeugen, kein erneuter Aufruf von Entlastungszeugen, die von der Anklagevertretung abgelehnt wurden, und keine Rechtsbelehrung durch einen Richter.

(2) Entweder war Richard Hodgson mit den grundlegenden Prinzipien des Englischen Rechts nicht vertraut oder er missachtete diese. Er zitiert mündliche und unbestätigte Aussagen nicht genannter Zeugen. Er führt Dokumente an, die weder in seinem Bericht abgedruckt sind noch identifiziert werden können. Er stellt Mutmaßungen als feststehende Tatsachen dar. Er setzt seinen Schriftsachverständigen solange zu, bis er von diesen die von ihm gewünschten Antworten erhält. Die Möglichkeit, dass die Meisterbriefe von einer anderen Person als Helena Blavatsky geschrieben worden sein könnten, wurde nie in Erwägung gezogen.

(3) In den Fällen, in denen es möglich war, Hodgsons Aussagen anhand des direkten Zeugnisses von Originaldokumenten zu überprüfen, werden seine Aussagen entweder für falsch oder für im betreffenden Zusammenhang nicht von Bedeutung befunden. Dieses gilt insbesondere für die Drei Hauptaussagen,an denen er seine gesamte Behauptung aufhängt, dass die Meisterbriefe von Helena Blavatsky in betrügerischer Absicht mit verstellter Handschrift selbst geschrieben wurden.

(4) Die Lektüre der Meisterbriefe hat bei mir den starken Eindruck hinterlassen, dass es sich bei den Autoren ‘KH’ und ‘M’ um real existierende und über einen unverwechselbaren Stil verfügende menschliche Wesen handelte, und nicht um Halbgötter oder ‘Hüllen’. Sie haben ihre Vorurteile und sind von der Sichtweise ihrer Zeit beeinflusst.

(5) Ich bin der Meinung, dass alle mit den Initialen ‘KH’ versehenen Briefe aus seiner Feder stammen. Die grundlegenden Charakteristika seiner Handschrift sind in allen seinen Briefen vorhanden, jedoch lassen sich insbesondere in den frühesten Briefen Variationen und Abwandlungen einiger Buchstaben feststellen. Diese Variationen tragen nicht den Stempel einer angehenden Fälscherin. Sie scheinen durch das (unbekannte) Übermittlungsverfahren der Briefe eingebracht worden zu sein.

(6) Ich weise auf seltsame und ungeklärte Eigenheiten der Schrift der Meisterbriefe hin, nämlich auf die regelmäßigen, klaren Streifen eines Teils der Schrift, die anscheinend mit blauem Farbstift gemacht wurden; die geringe Menge eingedrungener Tinte selbst bei Benutzung von dünnem „Reis“papier, die ungeklärten Eigenheiten der Radierungen, die anscheinend mit einem Tintenlöscher vorgenommen wurden, ohne jedoch das Papier zu verfärben oder aufzurauhen, die Variabilität einiger (jedoch nicht aller) Buchstaben und die (bisweilen) grob übertriebenen t-Striche. Diese Eigenheiten legen die Vermutung nahe, dass es sich bei den in der Britischen Bibliothek erhaltenen Dokumenten möglicherweise um durch irgendein unbekanntes FAX-Verfahren gefertigte Abschriften von Originalen handelt, die wir nichtbesitzen. Laborarbeiten an diesen Schriften sind wünschenswert.

(7) Es ist nahezu sicher, dass die belastenden Blavatsky-Coulomb Briefe, um die Hodgson in seinem Bericht viel Aufhebens macht, verlorengegangen oder zerstört worden sind. Nur wenige Menschen haben diese Briefe jemals zu Gesicht bekommen. Helena Blavatsky wurde der Zugang zu ihnen verwehrt. Hodgsons Bericht enthält keine Abbildungen von ihnen. Es war mir nicht möglich, eine verlässliche Reproduktion oder auch nur ein Faksimile eines dieser Briefe ausfindig zu machen. Es gibt zwingende Indizien dafür, dass es sich bei diesen Briefen (oder zumindest bei ihren belastenden Teilen) um von Alexis und Emma Coulomb – die hierfür sowohl triftige Beweggründe als auch reichliche Mittel hatten – angefertigteFälschungen handelte.

(8) Ich habe keinen Beweis dafür gefunden, dass die in der Britischen Bibliothek erhaltenen Meisterbriefe – wie von Richard Hodgson behauptet – von Helena Blavatsky wissentlich und vorsätzlich in einer von ihr über mehrere Jahre hinweg gepflegten, verstellten Form ihrer eigenen Handschrift geschrieben wurden. Das heißt, ich finde keinen Beweis für einen gemeinsamen Ursprung der Schriften von ‘KH’, ‘M’ und ‘HPB’. In jedem gewöhnlichen Rechtsstreit würde ich diese Schriften als unterschiedliche Schriften betrachten und sie drei verschiedenen Personen zuordnen.

(9) Sollte irgendeine der Schriften von ‘KH’ oder ‘M’ der Hand von Helena Blavatsky entstammen, während sie sich in einem Trance- oder Schlafzustand oder einer multiplen Persönlichkeit oder in sonstigen, Psychologen und Psychiatern bekannten, veränderten Bewusstseinszuständen befand, so könnten ‘KH’ und ‘M’ als Unterpersönlichkeiten von Helena Blavatsky verstanden werden. Inwieweit diese mutmaßlichen Unterpersönlichkeiten selbständig sind, bleibt zu diskutieren; in keinem Fall jedoch würde es sich um wissentlichen Betrug oder Schwindel handeln. Darüber hinaus lässt sich durch diese Vermutung auch nicht die Problematik umgehen, dass es ‘KH’-Briefe gibt, bei denen selbst Richard Hodgson einräumen musste, dass sie unmöglich von Helena Blavatsky geschrieben sein konnten, da sie sich zum betreffenden Zeitpunkt zu weit entfernt befand und die Verkehrsbedingungen schlecht waren.

(10) Es ist mir nicht möglich, ein Gutachten über die im ersten Teil des Hodgson Berichts beschriebenen „Phänomene“ zu erstatten. Alle Zeugen und Beweismittel aus erster Hand sind nicht mehr existent, und ich habe keine Möglichkeit zu überprüfen, ob die berichteten „Phänomene“ echt waren. Da ich jedoch auch Hodgsons Methoden untersucht habe, kann ich mittlerweile seiner Darstellung und Erklärung dieser „Phänomene“ keinen Glauben mehr schenken.

Helena Petrovna Blavatskys Mitarbeiter und Bekannte bezeugen, dass sie eine höchst komplexe und schwer zu verstehende Persönlichkeit war. Zu ihrem Leben und Werk gibt es nach wie vor viele unbeantwortete Fragen.

ES SEI DAHER KUND UND ZU WISSEN, dass es meine aus einem Studium dieser Sache über einen Zeitraum von mehr als fünfzehn Jahren hinweg gewonnene, sachverständige MEINUNG ist, dass zukünftige Historiker und Biografen dieser Helena Petrovna Blavatsky, die Verfasser von Nachschlagewerken, Enzyklopädien und Wörterbüchern sowie die breite Öffentlichkeit endlich erkennen sollten, dass der im Jahre 1885 von der Society for Psychical Research veröffentlichte „BERICHT DES UNTERSUCHUNGSAUSSCHUSSES DER PHÄNOMENE IM ZUSAMMENHANG MIT DER THEOSOPHISCHEN GESELLSCHAFT“ mit großer Vorsicht gelesen, wenn nicht sogar außer Acht gelassen werden sollte. Er ist bei weitem nicht das Musterbeispiel einer unparteiischen Untersuchung, als das er seit mehr als einem Jahrhundert so oft bezeichnet wurde, sondern ist mangelhaft und unzuverlässig.

Ich beabsichtige, diese eidesstattliche Erklärung zur sicheren Verwahrung bei der Internationalen Hauptstelle der Theosophischen Gesellschaft in Pasadena, Kalifornien, USA, und eine beglaubigte Abschrift dieser Erklärung bei der Society for Psychical Research in London, England, zu hinterlegen.

VOR MIR BESCHWOREN von besagtem VERNON
GEORGE WENTWORTH HARRISON

in The Georgian House,
Swan Mews, High Street,
Leatherhead, Surrey, England,
am 27. Februar 1997

[Unterschrift: Vernon Harrison]

[Unterschrift: J.M. H. Graham]
J.M. H. Graham
Anwalt mit Vereidigungsbefugnis

J.M. H. GRAHAM
SOLICITOR
THE GEORGIAN HOUSE
SWAN MEWS, HIGH STREET
LEATHERHEAD, SURREY


Über den Autor

VERNON GEORGE WENTWORTH HARRISON wurde im März 1912 in Sutton Coldfield, Warwickshire, England, geboren. Sein Vater war Schullehrer mit dem Hauptfach Französisch. Vernon wurde in der Bishop Vesey’s Grammar School, Sutton Coldfield und an der Universität von Birmingham ausgebildet, wo er die Fächer Physik, Chemie und Mathematik belegte. Nach seinem Abschluss studierte und forschte er noch drei weitere Jahre an der Fakultät für Physik. Bei diesem Studium spielte die Verwendung der Fotografie und Fotomikrografie als Mittel für Aufzeichnungen eine wichtige Rolle.

Nachdem er seinen Doktortitel erhalten hatte, wurde er als Forschungs-Physiker in der Printing & Allied Trades Research Organisation (PATRA) angestellt, die damals Laboratorien in London unterhielten. Seine Arbeit bei PATRA hatte gerade begonnen, als der Krieg ausbrach und er zum Kriegsdienst für das Versorgungs-Ministerium verpflichtet wurde. Die PATRA verlor während des letzten großen Luftangriffs auf London ihre gesamten Aufzeichnungen und die wissenschaftliche Ausrüstung; erst 1947 konnte die Belegschaft in neue Laboratorien nach Leatherhead, ungefähr zwanzig Meilen südlich von London, umziehen. Hier konnte er schließlich mit der Arbeit an den optischen Eigenschaften von Papier, Farbdruck und der Qualität der Halbton-Reproduktion beginnen. 1957 wurde er in dem mittlerweile auf 120 Mitarbeiter angewachsenen Institut zum Director of Research of PATRA ernannt und war für die Personalverwaltung verantwortlich.

Im Jahr 1967 wechselte er in das Forschungszentrum der Thos. De La Rue & Co. in der Funktion des Research Managers, damals mit Sitz in Maidenhead. De La Rue druckt Banknoten (Geldscheine), Briefmarken, Aktienzertifikate, Pässe und andere Arten von Sicherheitsdokumenten; ein wichtiger Teil der Arbeit des Forschungszentrums war das Studium der Methoden von Nachahmungen und Fälschungen und die Erfindung von Methoden zur Verbesserung der Sicherheit der Produkte der Firma.

Durch diese Arbeit entstand ein Interesse für gefälschte Drucksachen und Schriftstücke im Allgemeinen, so dass er bei seiner Pensionierung im Jahr 1977 in der Lage war, eine Privatpraxis als Prüfer von fraglichen Dokumenten einzurichten. Als Unabhängiger kann er entweder für die Anklage oder die Verteidigung arbeiten. Er ist es gewöhnt, als Zeuge bei Gericht aufzutreten und sich einem Kreuzverhör zu stellen. Seine Arbeit der letzten Jahre befasste sich mit vielfältigen Aufgabengebieten – von zweifelhaften elisabethanischen Dokumenten bis zu Graffiti auf Mauern, zweifelhaften Testamenten, gefälschten Pfandbriefen und Finanzdokumenten in Hülle und Fülle, anonymen und verleumderischen Briefen, Drohbotschaften, einem Spionagefall, Prüfung nachgedruckter Banknoten und illegaler Druckmaschinen, Identifikation von in Abwässerkanälen gefundenem Banknotenpapier und dem zweifelsfreien Wert von Fotografien. Er betrachtet diese Periode als die interessanteste und vielleicht die nützlichste in seinem Leben.

Während seines ganzen Lebens war er an Fotografie interessiert, und von 1974 bis 1976 war er Präsident der Royal Photographic Society of Great Britain. Ebenso interessierte er sich sein Leben lang für die Musik von Franz Liszt und ist der letzte lebende Mitgründer und ehemalige Vorsitzende der (englischen) Liszt-Gesellschaft.

Der Autor beschreibt sich selbst als einen Menschen, der „die Gleichungen von Schrödinger und Dirac mit den Augen von Francis Thompson liest“.


Fussnoten

1.) Einen Kern Universaler Bruderschaft der Menschheit zu bilden, ohne Unterschied von Rasse, Glauben, Geschlecht, Kaste oder Hautfarbe;

2.) Alte und moderne Religionen, Philosophien und Wissenschaften zu studieren und die Wichtigkeit eines solchen Studiums aufzuzeigen;

3.) Die nicht erklärten Naturgesetze und die im Menschen latenten Fähigkeiten zu erforschen.

4.) „J’Accuse“ – der Titel von Emile Zolas bekanntem offenen Brief an den Präsidenten der Französischen Republik zur Dreyfus-Affäre.

5.) [“Grass”: Britischer Dialekt. Ein Informant, besonders ein Polizei-Informant. „Supergrass”: Ein Mitglied einer kriminellen Bande, die Polizei-Spitzel auf andere lenkt und im Gegenzug Zugeständnisse erwartet. – V.H.]

6.) William Blake lehrte seine Frau das Schreiben; und ihre Schrift ist von seiner fast nicht zu unterscheiden.

7.) [Das war meine Ansicht zu jener Zeit, als ich das schrieb, siehe jedoch Kapitel „Gutachten“, Seite 67 – V.H.]

8.) [Siehe Teil 2, Kapitel „Untersuchungsmethoden“, Seite 39 – V.H.]

9.) [Die Qualität von Fotokopien wurde während der letzten Jahrzehnte wesentlich verbessert, aber wann immer es möglich ist, sollte eine Untersuchung anhand des Originals gemacht werden. – V.H.]

10.) Das wären sie wirklich. – V.H.

11.) [Eine Fotografie der ganzen Seite ist in Abbildung 12 reproduziert. – V.H.]

12.) [Im Detail in Teil 2, Seite 50, erwähnt. – V.H.]

13.) Es war keine Tatsache, dass die KH-Schriften das Werk von Madame Blavatsky waren; es war nur Hodgsons Hypothese, dass dem so wäre. – V.H.

14.) [Siehe Teil 2, Seite 43, zweiter Absatz. – V.H.]

15.) Siehe Abbildung 11 der Farbtafeln (gegenüber Seite 48). Die außergewöhnliche Regelmäßigkeit der Streifenbildung kann von den Linealen und dem Winkelmesser eines technischen Zeichners geprüft werden.

16.) Ich klage umso mehr an.

17.) Apostelgeschichte 18:17

18.) Der erste bekannte KH-Brief wurde von einem „mysteriösen Fremden“ überbracht, gemäß der Aussage von Madame Fadeyef etwa im Jahr 1870. Diese Aussage wird von Hodgson mit der Begründung zurückgewiesen, dass „wir uns erinnern sollten, dass sie eine Russin ist und die Tante von Madame Blavatsky; und dass Madame Blavatsky bei der Gründung der Theosophischen Gesellschaft durch politische Motive beeinflusst gewesen sein mag.“ Ich halte es für möglich, dass gelegentlich sogar russische Damen die Wahrheit sagen können. Das Zitat stammt von Seite 292 des Hodgson Berichts; und die ganze Fußnote verdient es, als ein Beispiel für Hodgsons Beweisführung studiert zu werden.

19.) Michael Gomes „The Coulomb Case 1884-1984“, The Theosophist, Dezember 1984, Januar 1985; Februar 1985, S.95-102, 138-147, 178-186.

20.) Michael Gomes, Theosophy in the Nineteenth Century: An Annotated Bibliography, Garland Reference Library of Social Sciences, Band 532 (Religious Information Systems, Band 15), Garland Publishing, New York & London, 1994.

21.) Beatrice Hastings, Defence of Madame Blavatsky, Band 1 & 2, The Hastings Press, Worthing, England, 1937.

22.) Emma Coulomb, Some Account of My Intercourse with Madame Blavatsky from 1872-1884, Higginbotham & Co., Madras 1884.

23.) Reply by H. R. Morgan to a Report of an Examination of the Blavatsky Correspondence by J. D. B.Gribble, Ootacamund, 1884.

24.) Siehe Teil 1, S. 9

25.) Siehe Teil 1, S. 27-28

26.) Sylvia Cranston, HPB: The Extraordinary Life and Influence of Helena Blavatsky, Jeremy P.Tarcher/Putnam, New York, 1993, S.270.

27.) Michael Gomes, „Witness for the Prosecution: Annie Besant’s Testimony on behalf of H. P. Blavatsky in the New York Sun / Coues Law Case“, Occasional Paper, Theosophical History, Fullerton, CA, 1993.

28.) Der Text des Widerrufs ist in Cranston, HPB, S.377, abgedruckt.

29.) Cranston, HPB, S.271.

30.) Information von Anita Atkins, siehe Teil 1, S. 7

31.) Information von Walter A. Carrithers, siehe Teil 1, S. 8

32.) A. Trevor Barker, Herausgeber, The Mahatma Letters to A. P. Sinnett, Faksimile, 2.Ausgabe (1926), Theosophical University Press, Pasadena, 1994; dritte und verbesserte Auflage, The Theosophical Publishing House, Adyar, Madras, 1962.

33.) Michael Gomes, „The Coulomb Case 1884-1984“, The Theosophist, Dezember 1984, Januar 1985, Februar 1985; S. 95-102, 178-186.