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Eine Welt?

Lebt miteinander als Brüder, denn das Elend und die Not in der Welt haben ein größeres Gewicht als jeder wissenschaftliche Fortschritt, den man sich vorstellen kann. ... Versucht, universale Bruderschaft auszuüben, das ist die universale Pflicht aller Menschen. 

- William Q. Judge 

 

 

 

Die gemeinsamen menschlichen Erfahrungen müssen zweifellos ein Wegweiser zur praktischen universalen Bruderschaft sein. In jedem Augenblick sind Millionen von Menschen rund um die Erde damit beschäftigt, etwas Ähnliches mental oder physisch anzustreben. Daraus ist der Durchschnitt des Bewußtseinszustandes zu erkennen, der uns alle zu Menschen macht. In den Industrienationen wird jeden Tag mit dem Streß des Stadtlebens gerungen, während die Mehrheit der Weltbevölkerung in den sogenannten Entwicklungsländern oder in der "Dritten Welt" eine wahrhaft heroische Schlacht um das bloße Überleben führt. Wer kann sagen, welche Massenerfahrung härter oder leichter ist, wenn die menschliche Lebenswoge sich abmüht zu lernen, sich zu entwickeln, und die Harmonie wieder zu entdecken, die der Grundton aller Naturreiche ist außer dem menschlichen Reich? 

Es gibt ermutigende Anzeichen, daß die reichen Nationen der Welt endlich anfangen zu erkennen, daß sie und die armen Nationen voneinander abhängig sind. In den letzten Jahren fanden erleuchtende und anregende Gedanken in bezug auf Hilfe und Entwicklung Verbreitung, während noch vor knapp zehn Jahren die Industrieländer eine isolationistische und pessimistische Einstellung hatten. Zu jener Zeit mußte die Idee des gegenseitigen Interesses erst noch erdacht werden. Heute ist diese Idee der wahre Kern des "Nord-Süd-Dialoges". Wirtschaftler in aller Welt erkennen die innigen Verbindungen zwischen den Völkern und sprechen von der realen Möglichkeit, eine neue internationale Wirtschaftsordnung zu schaffen, die auf einer gerechteren Verteilung der Reichtümer und der Märkte beruht. Diese weltweite Beteiligung würde zu einer massiven Verschiebung der Reichtümer vom "Norden" zu den Entwicklungsländern der Dritten Welt des "Südens" führen, und diese mit den Mitteln versehen, die sie zur Erreichung eines höheren Lebensstandards ihrer Bevölkerung brauchen. 

Diese Ideen wurden auf internationalen Zusammenkünften wirkungsvoll verkündet, nachdem sie das erste Mal 1979 auf der UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD) in Manila, und 1980 im Bericht der Brandt-Kommission formuliert wurden. Die Konferenz im Oktober 1981 in Mexico über eine Umgestaltung der Weltwirtschaft nach diesen Richtlinien, ist ein weiteres Zeichen dafür, daß der Gedanke einer gegenseitigen Abhängigkeit der Völker die zynische und gönnerhafte Haltung verdrängt, die für die "Nord-Süd"-Beziehungen in diesem Jahrhundert lange Zeit charakteristisch war. Bemerkenswert ist die ständig zunehmende Rolle der internationalen Organisationen, die speziell gegründet wurden, um die Verbreitung dieser Ideen und die Verteilung der physischen Hilfsmittel zu fördern. Führende Persönlichkeiten der Öffentlichkeit sind dazu übergegangen, eine altruistische Gesinnung zu zeigen, um eine Saite des Verständnisses in den Herzen ihrer Wähler anzuschlagen und ihre Politik zu rechtfertigen. Auch wenn sie nicht immer nach ihren hochtrabenden Erklärungen leben, so zeigt die Praxis dennoch das essentielle Gute, das die Allgemeinheit inspiriert, die sich generell nach einer gerechteren Welt sehnt. Überall können wir das Versagen des Isolationismus beobachten, der zur Aufteilung des menschlichen Bewußtseins geführt hat - zu der Vorstellung "sie" im Gegensatz zu "uns". 

In einer Zeit, in welcher der Pessimismus über die Zukunft dieser Welt immer mehr zunimmt, sind diese Bestrebungen Zeichen dafür, daß sich ein neues Weltbewußtsein bildet, das gegenseitige Abhängigkeit und aufrichtiges Teilen besonders betont. Sicherlich entspringt der vereinte Ruf, der aus allen Richtungen des Globus zu hören ist, der Quelle der humanitären Einstellung, die in der gesamten Menschheit verbreitet ist und auf die Realität der universalen Bruderschaft hinweist. 

Wenn man sich vergegenwärtigt, daß wir mit allem was ist, eine Einheit bilden, daß Universale Bruderschaft eine Tatsache des Seins ist, wurzelnd im Herzen der Dinge, unausweichlich, nicht zu umgehen; und wenn wir erkennen würden, daß unsere Gedanken und Handlungen mit unvermeidbarer Konsequenz auf alles ein- und zurückwirken - nicht nur auf uns selbst, den Denker und Handelnden, sondern auch auf alle anderen Wesen, überall -, wie anders könnte das Leben der Menschen sein! 

- G. de Purucker 

Alle großen Religionslehrer haben ohne Ausnahme betont, daß das Elend der Menschheit endgültig überwunden wird und die Massen-Probleme verschwinden werden, wenn Bruderschaft zu einer ständigen Realität im persönlichen Bereich gemacht wird. Vielleicht sehen wir bereits den Anfang einer neuen Ordnung, in der es völlig unangemessen ist, von der "Dritten Welt" als etwas von uns Getrenntem zu sprechen, weil eine größere Erkenntnis über die "Eine Welt" des menschlichen Bewußtseins unser Leben durchdringt.