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Von unseren Lesern

Utah, 9. Januar 1972

 

Unter Denkprozeß stelle ich mir folgendes vor: Wie bei einem großen Reservoir werden, wenn die Voraussetzung gegeben ist, durch Gedanken gewisse Tore geöffnet, wodurch bestimmte Ideen den Menschen erreichen können, der zu dieser Zeit für diese Ideen entsprechend aufnahmefähig ist. Im Januarheft von Sunrise steht in einem Artikel von J. A. Long, daß nicht nur Handlungen, sondern auch Gedanken die Grundlage für Karman sind. Das Wesentliche dabei ist, so, wie ich es wenigstens verstehe, daß eine Idee, ganz gleich, ob sie gut ist oder schlecht, irgendwann, wenn sie erst einmal aus diesem Reservoir frei geworden ist, besser in die Gemüter eintreten und eine Handlung auslösen kann.

Das ist wohl auch der Grund, weshalb Mr. Long jeden warnt, negative Gedanken zu hegen, denn wenn sie erst einmal da sind, könnte das schlechte Karman, das sich später aus der Freiwerdung dieses Gedankens ergibt, dem "Erzeuger" zugeschrieben werden, auch wenn die Auswirkungen von ihm oder von den unmittelbaren Nachkommen vielleicht gar nicht bemerkt werden.

Als ich noch ein Junge war und in der Wüste Arizonas herumtollte, respektierte ich wohl die Ermahnungen meiner Eltern, daß durch Handlungen Karman entsteht; daß es aber auch durch die Gedanken hervorgerufen wird, daran dachte ich gar nicht; ich glaube, daß ich die Macht der Gedanken überhaupt unterschätzt habe. H. P. B. schreibt darüber in ihrer Isis Unveiled (Isis entschleiert), Band I, Seite 181 (deutsche und englische Ausgabe).

... und wenn ein Gedanke von guter oder böser Art in unserem Gehirn erzeugt wird, so zieht er Impulse gleicher Natur ebenso unwiderstehlich an, wie der Magnet Eisenfeilspäne anzieht. Diese Anziehung steht auch im Verhältnis zu der Kraft, womit der Gedankenimpuls sich im Äther fühlbar macht. Deshalb wird es auch verständlich sein, daß ein Mensch auf seine Zeit einen so starken Einfluß ausüben kann, daß dieser - durch die stets wechselnden Energieströme zwischen den beiden Welten, der sichtbaren und der unsichtbaren - von einem Jahrhundert auf das nächste übergeht, bis er auf einen großen Teil der Menschheit einwirkt.

Diese Zeilen sind Anlaß für mich, innezuhalten und erneut über den Einfluß der Gedanken nachzudenken, besonders wenn ich an das sechste Gebot der Prâtimoksha Sûtra denke: "Du sollst den Tod deiner Feinde nicht wünschen" (Isis, II, 164). Oder an Thomas Wrights Worte (Isis, I, 366): "daß wir außer in unserem sichtbaren Dasein in einer Welt von geistigen Wesen leben, durch die unsere Handlungen und sogar unsere Gedanken oft geleitet werden, ..."

Ich muß gestehen, daß ich über die Gedanken, wie sie arbeiten oder wie sie mit vielen anderen Dingen verflochten sind, noch nie so richtig nachgedacht habe. Mein Problem besteht jetzt darin, daß meine Vorstellung von einem Reservoir als Quelle neuer Ideen oder Gedanken noch Bestätigung finden muß. Mir ist klar, daß Manas (das Denkprinzip) ein Sammelplatz für alle Taten, Gedanken, Erfahrungen usw. eines Menschen ist. Welcher Zusammenhang besteht nun aber zwischen der Quelle neuer Ideen und dem Menschen?