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Ein Universum, das denkt

Es ist eine Frage der "Energiefrequenz" - einer Energie, die den Kodex des Lebens selbst leiten kann.

Vielleicht erscheint schon im Jahre 2000 n. Chr. der bloße Materialismus wie ein schlechter Scherz.

 

 

 

Vor etwa 40 Jahren wurde ein junger Psychiater, Abraham Maslow, von einem Mädchen aufgesucht, das dauernd deprimiert und häufig versucht war Selbstmord zu begehen. Maslow war, zumindest der Ausbildung nach, ein orthodoxer Freud-Anhänger. In diesem Falle jedoch riet ihm sein Instinkt, eine andere Methode zu versuchen.

Er befragte das Mädchen über sich selbst. Es erzählte ihm, daß es in der höheren Schule eine hervorragende Schülerin gewesen sei und den Lehrberuf hatte ergreifen wollen. Es kam jedoch zum Krach an der Wallstreet, und ihr Vater und die Brüder waren plötzlich arbeitslos. Ihr wurde eine ausgezeichnete Position als Leiterin einer Kaugummifabrik angeboten, und mehr als zwei Jahre lang hatte sie ihre Familie unterstützt.

Sie verabscheute diese Arbeit, in der sie keinen Sinn sah, und das machte sie krank. Sie konnte es sich aber nicht leisten, die Stellung aufzugeben. Der Gedanke der Ausweglosigkeit, so wie sie es sah, hatte sich so in sie hineingefressen, daß sie nervlich Schaden erlitt.

Maslow fragte sie nicht einmal, ob sie ihre Mutter haßte und mit ihrem Vater schlafen wollte. Er sagte nur: "Sie sind ein intelligentes Mädchen und kommen offensichtlich nicht weiter. Wenn Sie Ihre Stellung nicht aufgeben können, warum gehen Sie dann nicht in die Abendschule?" Sie versuchte es ... und die Symptome waren nach einigen Wochen verschwunden.

Ich erwähne diese Geschichte, weil sie in konzentrierter Form die Revolution zum Ausdruck bringt, die jetzt in jeder Sparte der Wissenschaft und Philosophie stattfindet. Freud versuchte Leonardo da Vinci und Dostojewski aufgrund ihres Oedipus-Komplexes zu erklären. Maslow sah sofort, daß die Neurose des Mädchens nicht auf ihr Geschlechtsleben zurückzuführen war, sondern auf ihre unterdrückte Intelligenz, auf ihre erstickte schöpferische Gestaltungsfähigkeit.

Seit Kriegsende hat Maslow eine völlig neue Schule der Psychologie geschaffen, der die Erkenntnis zugrunde liegt, daß der Mensch ein schöpferisches Wesen ist, dessen Vorstellungskraft und Intelligenz genauso wichtig sind wie seine "tierischen Instinkte". Eines Tages kam Maslow der Gedanke, daß die Psychologie ihre Aufmerksamkeit eigentlich zu sehr dem kranken Menschen widmet und sich nie damit abgibt, gesunde Menschen zu untersuchen.

Er erfaßte alle gesunden Menschen, die er finden konnte, und studierte sie, mit dem Erfolg, daß er entdeckte, was noch niemand gefunden hatte. Fast alle auffallend gesunden Menschen sind plötzlichen Freudenausbrüchen unterworfen, einer Art Freudenexplosion. Er nannte diese Explosionen "ein bis auf's Höchste gesteigertes Erlebnis", und seit dieser Zeit sind diese Dinge zur Grundlage seiner Psychologie geworden. Er sah dadurch z. B., daß man chronische Alkoholiker durch eine Art Hypnose und ein bis zum Höhepunkt gesteigertes Erlebnis, dem sie ausgesetzt wurden, heilen konnte.

Was war geschehen? Mehr als 200 Jahre tendierten Wissenschaft und Philosophie nach der materialistischen Seite. Über Goethe und Schiller gibt es eine Geschichte: Die beiden sollen aus einer wissenschaftlichen Sitzung in Jena gekommen sein und sich gerade zum ersten Mal getroffen haben. Goethe haßte die materialistische Einstellung der Wissenschaftler und sagte zu Schiller: "Es sollte eine andere Möglichkeit geben, die Natur zu erforschen - als aktiv und lebendig..." Schiller zuckte mit den Achseln und sagte: "Das ist nicht wissenschaftlich. Das ist nur eine von Ihren Ideen." 200 Jahre lang hat die Wissenschaft mit Schiller übereingestimmt. Jetzt scheint sie erstaunlicherweise Goethe Recht zu geben.

Warum? Weil wir immer mehr über das Universum erfahren und dabei entdecken, daß die alten starren, mechanischen Ideen zuviel unerklärt lassen. Als z. B. Darwin Über den Ursprung der Arten veröffentlichte, schien seine Idee von der "mechanischen" Evolution alle bekannten Tatsachen einzuschließen. Nach Darwins Theorie kann man nicht annehmen, daß die Geschöpfe sich verändern und entwickeln wollen. Das ist nicht der Fall. Doch im Verlauf der Zeit sterben die Kranken und Schwachen, weil sie nicht so befähigt sind, zu überleben, wie die Gesunden und Intelligenten. Alles geht ganz mechanisch vor sich.

Es war in der Mitte der 50er Jahre, als der Dramatiker Robert Ardrey zusammen mit Dr. L. S. B. Leakey eine schöne rosa Blume betrachtete. Leakey bewegte seine Hand; und sofort löste sich die Blume in einen Schwarm kleiner rosa Insekten auf. Wenige Minuten später ließen sich alle wieder auf dem leeren Zweig nieder, krochen über- und aufeinander - und wurden dadurch wieder zur Blumen-Imitation, deren Blüten sich von zart rosa Tönungen bis zu dunkelgrünen Farbschattierungen erstreckte.

Dieses kleine Insekt nennt sich flattid bug, und es gibt keine Erklärung, warum Hunderte von ihnen imstande sind, sich zu einer Blume zu gruppieren, jedenfalls nicht "mechanisch", wie es die Vorstellung Darwins war. Es ist anzunehmen, daß der flattid bug einfach eine Blume nachahmen wollte, um sein Leben zu retten. Er lernte es nicht nur, sondern verstand auch, das Gelernte genetisch seinen Kindern weiterzugeben - was nach der Darwin'schen Lehre unmöglich ist, weil der Verstand die Gene nicht beeinflussen kann.

In den letzten 10 Jahren gaben immer mehr Biologen zu, daß in gewissen Fällen der Verstand die Gene tatsächlich irgendwie beeinflußt, was Goethe als lebendige Natur und Shaw als Lebenskraft bezeichneten.

Kurz, die Wissenschaft und die Philosophie haben ihr Bestes getan, um das Universum mit Worten der mechanischen Grundlehren zu begründen: Nach und nach entdecken sie nun, daß das Universum viel zu kompliziert ist, um auf diese Weise erklärt werden zu können. Dabei geht es nicht um eine Revolution religiöser Außenseiter oder Mystiker, die Gott über die Hintertür hereinbringen wollen. Es sind die Wissenschaftler selbst, die langsam zugeben, daß die Dinge komplizierter sind, als sie dachten.

Es soll hier nicht über die Revolution geschrieben werden, die in der Biologie, Psychologie, Philosophie und sogar in der Linguistik stattfindet. Doch Lesern, die eine umfassendere Übersicht gewinnen möchten, empfehle ich ein Buch mit dem Titel Against Reductionism, herausgegeben von Arthur Koestler (Hutchinson, 1969), in welchem all diese Gebiete von Wissenschaftlern behandelt werden.

Worauf ich näher eingehen möchte, ist, etwas zu skizzieren, was sehr wohl als die bisher noch immer revolutionärste Idee genannt werden kann: Die Theorie vom "intelligenten Universum", die von einem Kybernetiker namens David Foster vertreten wird.

Kybernetik ist, wie die meisten meiner Leser wohl wissen, die Wissenschaft, Maschinen dazu zu bringen, selbst zu denken ... oder den Anschein zu erwecken, es sei so. Die Welt wird immer mehr mechanisiert, und eine Menge Zeit und Arbeit wird erspart, wenn man auf irgendeine Weise einen komplizierten Vorgang selbstregelnd ausführen lassen kann, denn dann braucht man niemanden, der dabeisteht und ihn beobachtet. Der automatische Pilot in einem Flugzeug ist eine kybernetische Apparatur. Dasselbe gilt für die Waschmaschine meiner Frau, nur daß sie diese anlaufen läßt, indem sie eine Kunststoffplatte mit verschiedenen "Verschlüsselungen", die an den Kanten eingestanzt sind, benützt.

Wenn sie eine dieser Kanten in einen Schlitz einführt, wäscht die Maschine wollene Sachen und erreicht nur eine gewisse Temperatur; eine andere Kante läßt die Maschine Baumwollgewebe waschen oder dicke kleine Teppiche und Decken. Alle Computer besitzen anstelle dieser Kunststoffplatte etwas gleichwertiges. Es kann auch eine Karte mit eingestanzten Löchern sein, oder einfach ein Band.

In der Mitte der 50er Jahre begannen die Biologen zu erkennen, daß unsere Gene ebenso "verschlüsselt" sind. In diesem Falle haben wir anstatt der Kunststoffplatte eine Substanz, die Nucleinsäure genannt wird, und deren Moleküle zu einer Form verschlungen sind, die aussieht wie zwei zusammengedrehte Federn. Crick und Watson entdeckten, daß die Anordnung der Moleküle - der DNS-Code, wie er genannt wird - das Geschlecht des Menschen, seine Größe, die Farbe des Haares und der Augen und andere physische Merkmale bestimmt.

Dr. David Foster erkannte, daß wir, wenn wir die Natur ringsumher betrachten, das Ergebnis endloser "Verschlüsselungen" vor uns haben. Jeder Baum, jedes Insekt und jeder Vogel ist das Produkt einer Art Computer-Karte. Eine Eichel ist das "Programm" einer Eiche. Aber wer - oder was - programmiert den Computer?

Wir wollen uns über eines im klaren sein. In gewissem Umfang ist es möglich, die ungeheure Vielfalt aller lebenden Dinge rein mechanisch oder nach Darwinschen Begriffen zu erklären. Genauso wie man zweifellos eine Erklärung über den flattid bug, der sich in eine Blume verwandeln kann, rein nach Darwin bringen könnte. Das aber wird immer schwieriger und ist zeitweise anscheinend sogar vergebliche Mühe.

Niemand bezweifelt, daß die Muster der Schneeflocken oder Bergkristalle das Ergebnis rein mechanischer Kräfte sind; sie sind aber dann auch schön und symmetrisch. Wenn andererseits nun ich eine Mitteilung in Morseschrift weitergebe, dann sind die Töne nicht schön und symmetrisch, weil ihr Muster Information übermittelt. Jeder Punkt und jeder Strich wird dort durch meine Intelligenz eingesetzt, um etwas Bestimmtes zu übermitteln.

Der menschliche Verstand arbeitet auch durch "Wellen", die Informationen weitertragen, und es ist klar, um in Morseschrift schreiben zu können, muß der Verstand komplizierter sein als der Morse-Sendeapparat und Empfänger, genauso wie der Chef einer großen Firma sich mit geschäftlichen Dingen komplizierterer Art befassen muß als sein Angestellter, der mit Versandangelegenheiten betraut ist.

In kybernetischer Sprache heißt das, je komplizierter die Information, desto höher die Wellenlänge der Energie, welche sie weiterträgt. Diese Überlegung führte Dr. Foster zu den kühnsten Vermutungen. Er ist nämlich der Meinung, daß die meisten uns bekannten Energien auf der Oberfläche der Erde in ihrer Frequenz nicht hoch genug sind, um die Information weiterzutragen, die beim DNS-Code in Frage kommen. Ton, Licht, Wärme - sogar Röntgenstrahlen - sind zu niedrig. Und dennoch gibt es eine Menge Energien im Universum, die hoch genug sind, um die Information weitertragen zu können, und zwar sind das die verschiedensten kosmischen Strahlen, die den gesamten Raum durchdringen.

Daher lautet Dr. Fosters Schlußfolgerung, die er bei der Internationalen Konferenz für Kybernetik bekannt gab, die im letzten Jahr im Imperial College, London, abgehalten wurde: wir leben in einem "Informations-Universum", einem intelligenten Universum. Dabei deutete er an, daß das Gesamtbild einer "verschlüsselten" Natur auf eine höhere Intelligenz, welche die Verschlüsselung vornimmt, hinzuweisen scheint.

Natürlich kann das jeder Wissenschaftler als mystischen Unsinn ablehnen und behaupten, die "Verschlüsselung" der DNS geschehe ganz zufällig, so wie die Affen auf Schreibmaschinen trommeln und eventuell alle Bücher im Britischen Museum schreiben könnten.

Dr. Foster wäre nicht grundsätzlich anderer Meinung, sondern würde nur darauf hinweisen, daß wenn die Affen zufällig alle Bücher im Britischen Museum schreiben könnten, dann dazu mehr Zeit gebraucht würde als für die aufgezeichnete Geschichte des Universums. Das Gleiche gilt für die komplizierten "Bücher", in denen über Giraffen, Elefanten und das, was man menschliche Wesen nennt, Rechenschaft in Begriffen des reinen Zufalls abgegeben wird. Auch dafür würde sich die bekannte Zeitskala des Universums, von der Erde ganz abgesehen, weit ausdehnen.

Wer oder was sind diese höheren Intelligenzen? Es hat offensichtlich keinen Zweck, diese Frage zu stellen, da wir keine Möglichkeiten haben, die Antwort darauf zu geben. Der Einfachheit halber entschließt auch Dr. Foster sich, sie Gott zu nennen; aber nur rein aus Gründen der Zweckmäßigkeit. Seine Argumente "beweisen" die Existenz Gottes nicht. Sie zeigen nur, daß angesichts der komplizierten Situation, in der wir uns befinden, es keinesfalls so abwegig ist anzunehmen, daß die Energiewellen, die durch das Universum fließen, Informationsträger sind, so wie der Morse-Code.

Hat er aber recht, wenn auch nur zum Teil, dann ist die alte Epoche des wissenschaftlichen Materialismus endgültig zu Ende, denn von nun an untersuchen wir den Himmel und die Moleküle der organischen Materie in der Annahme, daß sie einen Informations-Code und nicht nur rein mechanische Gesetze der Natur wiedergeben. Religion braucht damit nichts zu tun zu haben, aber der Begriff des Zwecks.

Abschließend noch eine, vielleicht etwas gewagte Spekulation. Die Alten glaubten, das Universum sei von allerlei seltsamen, unsichtbaren Kräften durchdrungen, die die Indianer in Amerika Orenda nannten, die Peruaner Huaca und die Berber Jinn. Im Verlaufe der Zeit bewies die Wissenschaft, daß fast jegliche Magie mit logischen Begriffen erklärt werden kann. Der Blitz war kein Gott, sondern statische Elektrizität usw. Gold kann nicht aus Blei hergestellt werden, weil die Anzahl der Elektronen und Protonen verschieden ist und durch reine chemische Verfahren nicht geändert werden kann.

Das stimmt alles. Traf die Wissenschaft jedoch auf Dinge, die sie nicht erklären konnte, - das zweite Gesicht, Telepathie, Kenntnis zukünftiger Ereignisse - dann tat sie das als Aberglaube ab. Sie mußte es, weil keine Möglichkeit bestand, das alles in das Universum der mechanischen Gesetze einzureihen.

Nun aber ist selbst die Wissenschaft gezwungen, die Grenzen zu erweitern, um die seltsamen, aber völlig natürlichen Phänomene erklären zu können - wie den DNS-Code und den angeborenen Instinkt der Vögel und Fische. Und deshalb braucht man nun auf einmal nicht mehr übersinnliche Wahrnehmung, das zweite Gesicht und alles andere abzutun. Nun ist es möglich anzuerkennen, daß der Bereich unserer Sinne und unseres unterbewußten Wissens weiter reicht als wir vermuten. Wenn das Universum ein "Informationsuniversum" ist und alle lebenden Wesen wie Radioempfänger an Radiogeräten sind, dann kann man nicht wissen, welche Stationen Ihr Radio zufällig empfangen kann.

Ich bin überzeugt, daß um das Jahr 2000 herum, der starre wissenschaftliche Materialismus des neunzehnten Jahrhunderts ein Ding der Vergangenheit sein wird, eine interessante und notwendige Phase in der menschlichen Entwicklung - genauso wie der starre, enge, religiöse Codex der Juden eine lebenswichtige Phase in der Entwicklung des menschlichen religiösen Bewußtseins war. Ich glaube aber auch, daß all das mit leichter Verwunderung und Erheiterung betrachtet werden wird, als nichts weiter als eine der albernen Manifestationen des menschlichen Geistes.

 

 

Mit Erlaubnis aus The Illustrated London News, Ausgabe vom 20. Juni 1970.