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Die Entstehung des Lebens

Ohne Zweifel hat jeder von uns schon den Himmel bei Nacht, wenn die Sterne leuchten, forschend betrachtet und, von der Unermeßlichkeit erfüllt, hat er sich gefragt, wie jene fernen Sonnen und Milchstraßen wohl ins Dasein traten und ob da draußen wohl noch andere Wesen existieren, deren Gedanken zu uns wandern, wie unsere zu ihnen. Die Erhabenheit und überirdische Harmonie, die wir bei dieser Betrachtung empfinden, das Gefühl der Ehrfurcht und Ehrerbietung, das über uns kommt, das unstillbare Verlangen, mehr zu wissen und mehr zu sein, das alles entspringt einer Quelle in uns, von der wir intuitiv fühlen, daß sie mit der Quelle des Alls verbunden ist.

Derartige Überlegungen wurden von den Menschen seit Tausenden von Jahren angestellt. Von Zeit zu Zeit haben einzelne, die imstande waren, größere Erkenntnisse zu erwerben, das, was für uns nur verschwommene Vorstellungen sind, in großartige Gedankensysteme übertragen, die den Aufbau und das Wirken des Universums vom spirituellen Gesichtspunkt aus darlegen. Die bemerkenswerte Ähnlichkeit der großen Religionen und Philosophien ließ viele darauf schließen, daß es eine archaische Weisheit geben muß, von der alles abgeleitet wurde, eine durch die Vorgänge der Natur bestätigte Geheimwissenschaft, die ausführlich beschreibt, wie Welten, Götter, Menschen und Atome geboren werden, leben, sterben und wiedergeboren werden. Die uns überlieferten personifizierten Mythen und oft verstümmelten Schriften sind nur die traurigen Überreste dieser frühen Religionen, die der Öffentlichkeit bekannt gegeben worden waren. Was sich hinter der äußeren Aufmachung der Mysterien verbarg und die Aufmerksamkeit einiger der hervorragendsten Köpfe, die die menschliche Rasse hervorbrachte, auf sich zog, kann nur gemutmaßt werden.

In der gegenwärtigen Zeit fällt es uns schwer zu begreifen, daß Religion etwas mehr sein kann, als überlieferte kirchliche Bräuche und moralische Ermahnungen. Die strengen theologischen Aspekte werden von vielen Menschen nicht mehr ernst genommen, und zwar hauptsächlich deshalb, weil die Fragmente, die augenblicklich Gültigkeit haben, so unbestimmt und symbolisch sind und dennoch so buchstäblich genommen werden, daß sie keinerlei Beziehung mehr zu dem Universum besitzen, das die Wissenschaftler erforschen und zu erklären versuchen. Wir haben uns deshalb der Wissenschaft zugewandt, um zu erfahren, wie die Natur aufgebaut ist, und sind nun zu dem irrtümlichen Schluß gekommen, daß die Religion über diese Dinge überhaupt nichts aussagen kann, was von Wert wäre.

Gewohnheitsmäßig haben wir mehrere Jahrhunderte hindurch Religion und Wissenschaft getrennt und beide als ganz verschiedene Materien betrachtet und dabei vergessen, daß beide im Grunde untrennbar sind. Das sichtbare Universum ist von unsichtbarem Bewußtsein, Intelligenz, Gemüt und vielen subtilen Kräften ganz und gar durchdrungen - in der Tat, können wir das eine ohne das andere richtig verstehen? In letzter Zeit ist es vielen Wissenschaftlern klar geworden, daß eine rein materialistische Auffassung die rätselhaften Vorgänge, die sich um uns ereignen, und in die wir einbezogen sind, nicht erschöpfend erklären kann. Das ist besonders in den Disziplinen zu sehen, die sich mit dem sogenannten Ursprung des Lebens befassen und mit der allmählichen Umgestaltung oder Evolution, die zu der enormen Vielfalt der Pflanzen- und Tierformen geführt hat, und die am Ende den Menschen mit seinem dominierenden Einfluß auf diesem Planeten sichtbar hervortreten ließ.

Wir sind von mannigfachen Wundern umgeben, die die wissenschaftliche Auffassung als Wechselspiel physikalischer Gesetze auslegt, während sie der religiös veranlagte Beobachter als Manifestationen der Gottheit betrachtet; doch beide Anschauungen schließen einander nicht aus. Unsere menschlichen Darstellungen der Wahrheit sind unterschiedlich. Es sind nur die Institutionen, die miteinander streiten, denn Wahrheit und Wahrheit widersprechen sich niemals. Sobald Gelehrsamkeit planmäßig in Systeme geordnet wird, beginnen die Forscher, in Begriffen zu denken, die nicht mehr dem umfassenden Aufbau der Natur entsprechen, sondern ihren eigenen Vorstellungen. Daraus entsteht dann Selbstüberheblichkeit, und wir reagieren mit Mißtrauen auf alle Begriffe oder Tatsachen, die unserem starren und oft unüberprüften Glauben widersprechen oder ihn gar erweitern könnten. Das gilt für die Wissenschaft genauso wie für die Religion und ganz besonders für die zeitgenössischen Naturwissenschaften, wie man noch sehen wird.

Die moderne Wissenschaft kam im Verlauf ihrer Entwicklung zu der Behauptung, die physische Welt sei mechanistisch, das heißt, ihre Tätigkeit wird durch voraussagbare Gesetze bestimmt und nicht von übernatürlichen Elementen beeinflußt. Aus diesem Grunde wurde auch anfangs die Biologie nicht als Wissenschaft anerkannt, denn in Anbetracht dessen, daß das Leben physische Erscheinungen einschließt, nahm man an, daß es sie auch überlebt, und daß lebendige Dinge von sogenannten leblosen Dingen verschieden sind. Später entdeckte man dann, daß von den organischen Verbindungen gesagt werden kann, daß für sie die gleichen chemischen Gesetze gelten wie für die anorganische Chemie; worauf die Biologie wieder einmal in den Schoß der Wissenschaft zurückgeführt wurde. Von nun an stand fest, daß es keine außergewöhnlichen Erscheinungen des Lebens gibt, sondern daß alle durch physikalische Hilfsmittel erklärt werden können. Diese Ansicht ist immer noch weit verbreitet und beeinflußt fast das gesamte diesbezügliche Denken.

Unter den Biologen bildete sich jedoch eine gewisse Gruppe, die beharrlich annahm, daß es hinter jeder lebenden Einheit, ob Zelle oder Tier, eine vitale, treibende Energie geben muß. Diese "Vitalisten" waren überzeugt, daß die Aufwärtsbewegung der Evolution nicht verstanden werden kann, wenn man nicht eine von innen kommende, treibende, zusammenhaltende Kraft mit in Betracht zieht. Da jedoch die Wissenschaftler von rein materiellen Erklärungen immer mehr überzeugt waren, gerieten derartige metaphysischen Betrachtungen immer mehr in Mißkredit. Man nahm an, daß demnächst in den Laboratorien Leben erzeugt und so, wie die Evolution sich vollzogen hatte, tatsächlich ein physikalisch-chemischer Prozeß demonstriert werden könnte.

In neuerer Zeit hat sich jedoch wieder einmal eine Spaltung zwischen den Molekularbiologen und den Struktur- oder Evolutionsbiologen gebildet. Die ersteren glauben an rein materielle Erklärungen; die letzteren nehmen an, daß lebendige Dinge Erscheinungen hervorbringen, die nicht auf eine chemische oder physikalische Grundlage zurückgeführt werden können. Professor George Gaylord Simpson, der bekannte Harvard-Paläontologe, beschreibt in der Sommerausgabe 1967 des The American Scholar die gegenwärtige Spaltung als "Die Krise in der Biologie". Dabei weist er darauf hin, wie sie behoben werden kann und was sie bedeutet. Er glaubt, daß Darwins Theorie der natürlichen Auslese die beiden Gesichtspunkte wieder in Einklang bringt, und daß es vollauf genügt, die Frage der Anpassung und der augenscheinlichen Zweckmäßigkeit in der Evolution zu erklären. Mit anderen Worten, die Prozesse der Natur haben selbst die Materie unter Druck zum "Leben" gedrängt und danach haben sie das Wachstum begünstigt. Nach Dr. Simpson liegt der Grund für die Spaltung darin, daß die traditionelle Philosophie der Wissenschaft, deren Anschauung auf einem unbelebten Universum basiert, zu beschränkt ist und jetzt erweitert werden muß, um die speziellen Merkmale, die durch die lebendigen Dinge veranschaulicht werden, mit einzubeziehen. Er stellt die physikalische der biologischen Wissenschaft gegenüber, um die Richtung zu zeigen, nach der diese Änderung sich vollziehen muß.

Er weist darauf hin, daß selbst die einfachsten Organismen weit komplizierter sind als sogenannte leblose Verbindungen. Aus diesem Grunde können wir aus dem bloßen Vorhandensein von Atomen und Molekülen nicht schon Leben ableiten, genausowenig wie wir das Fernsehen verstehen könnten, wenn wir nur die Drähte und Transistoren untersuchen würden. "Und dabei ist ein Fernsehgerät unvergleichlich, ja beinahe unermeßlich einfacher als eine Bakterie, eine Rose oder ein Mensch." Deshalb ist es unmöglich, eine Philosophie der Wissenschaft auf einem anorganischen System aufzubauen und dann zu erwarten, daß sie auf biologischer Ebene angewandt werden kann.

Professor Simpson sagt weiterhin, daß bei den biologischen Wissenschaften ein bedeutender Umstand mitwirkt, der bei der Physik, Astronomie und Chemie etc. fehlt. In den letzteren sind Gesetze wie die Schwerkraft oder chemische Reaktionen, unveränderlich und "ins Unendliche wiederholbar." Die Wissenschaftler möchten nun gern diese exakten Prinzipien auch in der Biologie "gleichermaßen gelten lassen, damit sie 'wirklich' eine Wissenschaft ist", aber zu dieser Anschauung steht Dr. Simpson in Widerspruch. Er hält daran fest, daß die Axiome der materiellen Wissenschaften für einige der wichtigeren Phasen der Biologie nicht angewandt werden können, weil es nicht zwei Organismen gibt, die vollkommen gleich sind; jeder Organismus ist das einzigartige Produkt seines eigenen individuellen und rassischen Werdegangs, der durch den "schnellen und unaufhörlichen Wechsel" in der Natur beeinflußt wird. So liegen die Möglichkeiten für eine Voraussage "praktisch jenseits menschlicher Erkenntnis."

Der letzte, von dem Professor hervorgehobene Gegensatz ist noch eindrucksvoller: die physikalischen Wissenschaften schlossen die Teleologie, die Idee, daß Zweck oder Nützlichkeit ein Teil des universalen Prozesses sind, in ihren Erklärungen strikt aus. Dadurch wird auch eine Überlegung solcher Fragen wie "warum" oder "zu welchem Zweck" automatisch ausgeschlossen. So ist es zum Beispiel völlig richtig, wenn man erklärt, Wasserstoff und Sauerstoff verbinden sich, um Wasser zu bilden, aber nicht richtig wäre es zu sagen, daß Wasser gebildet wurde, um den Durst zu stillen. In der Biologie müssen wir aber in Betracht ziehen, daß die Tiere Wasser trinken, um ihren Durst zu stillen, und daß ihr ganzes physiologisches System auf dieser Notwendigkeit und ihrer Befriedigung aufgebaut ist. Wir müssen deshalb folgern, daß die Natur lebende Geschöpfe mit Substanzen versorgt, die sich als nützlich erweisen und für ihr Wohlbefinden tatsächlich entscheidend wichtig sind. Diese wirksame Partnerschaft kann auch durch die vollständigste Aufzählung ihrer rein chemischen Bestandteile weder verstanden noch erklärt werden.

Dabei weist Dr. Simpson noch auf die Psychologie, die, wie er darlegt, unter der gleichen Spaltung leidet wie die Biologie. Auf der einen Seite stehen jene "Verhaltensforscher", deren beschreibende und objektive Methoden "tatsächlich die Psyche von der Psychologie ausschließen." Das Resultat sind "ungemein mangelhafte" Erklärungen. Auf der anderen Seite stehen jene, die "Individualität, Persönlichkeit, Einflüsse aus der Vergangenheit oder der bisherigen Entwicklung, und Zweck", in Betracht ziehen und bedeutungsvollere Diagnosen stellen.

Nach Entdeckung der DNS waren viele der Meinung, daß wir damit in die letzte Phase biologischer Forschung eintreten, daß bald alle Rätsel über das Leben weitgehend gelöst werden würden. Die nachfolgenden Bemerkungen von Professor Simpson sollten uns in dieser Hinsicht beruhigen:

"Die DNS ist das Geheimnis des Lebens", ist weniger wahr (wie einer der Außenseiter in der Biologie zu sagen pflegt), wie die Behauptung, das Leben sei das Geheimnis der DNS. ...

Selbst wenn DNS die Sprache des Lebens ist - wir können sie noch nicht lesen. Es ist als hätten wir endlich, aber noch etwas unsicher, ein Alphabet gelernt und könnten nun vielleicht ein oder zwei Worte lesen, hier ein "und" und dort ein "oder". Das ist aber noch eine recht kindliche Fähigkeit und weit davon entfernt, eine Botschaft zu lesen. Wenn wir sie einmal werden lesen können, dann dürfen wir an richtige Fragen herangehen: Woher kam diese Botschaft und was bedeutet sie?

Diese Gedanken sind sehr einleuchtend. Enttäuschend ist jedoch, daß jemand, der solcher Gedanken fähig ist, in einem anderen Teil des gleichen Artikels jene mit Entschiedenheit zurückweist, die im Entwicklungsprozeß ein spirituelles Element sehen. Erst deutet er auf Mysterien hin, die außerhalb unseres Gesichtskreises liegen, und dann sagt er:

Bei Organismen finden sich tatsächlich charakteristische Merkmale und Vorgänge, die in der Verbindung mit anorganischen Materialien und Reaktionen nicht vorkommen. Jene, die an ein für Organismen eigentümliches vitales, nicht materielles Element glaubten, hätten somit ganz recht. Was aber das Element selbst betreffe, so hätten sie nicht recht. Da ist es lediglich Organisation. Es ist die Komplexität und die Art der strukturellen und funktionellen Zusammensetzung in lebendigen Organismen, die sie von leblosen Systemen unterscheiden. (Kursiv vom Autor)

Diese Behauptung erklärt in Wirklichkeit nichts. Alles, was der Professor getan hat, ist, sich an ein Wort zu klammern. Dem Sinne nach sagt er, "Die Organismen sind hochgradig organisiert und diese Organisation ist der Grund, daß sie ganz hervorragend organisiert sind"! Wir müssen sicherlich tiefer eindringen.

Die Wissenschaft ist ihrer eigenen selbstauferlegten Begrenzung zum Opfer gefallen. Nachdem sie eine beschränkte Definition des Lebens angenommen hat, muß sie nun klarmachen, wie das Lebendige aus dem Leblosen entstand (wenn es tatsächlich daraus entstanden ist). Sie hat den Einfluß der spirituellen Kräfte und Wirkungen in der physischen Welt ignoriert und ist nun am Ende mit ihren bedeutsamen Ideen, mit denen sie die wahre Natur des Lebens und des Entwicklungsprozesses erklären möchte. Viele beginnen jedoch, das Bewußtsein als Urheber und die Materie nur als Instrument zu sehen. Sir Alister Hardy, früher Professor der Zoologie an der Universität Oxford, stellt in der Nummer vom Winter 1966/67 von The Hibbert Journal in dieser Hinsicht ein paar einschlägige Fragen:

Warum wird gerade das Bewußtsein, in dem all unsere Werte enthalten sind, bei der individuellen Beurteilung des Lebens außer acht gelassen? Wie kann der Begriff des Wahrnehmungsvermögens ohne die Anerkennung des essentiellen Dualismus von Wahrnehmer und Wahrgenommenem aufrecht erhalten werden? Warum wird die Geist-Körper-Beziehung beständig ignoriert?

Ich bin ein überzeugter Anhänger der Wissenschaft und der wissenschaftlichen Methoden, aber ebenso stark beklage ich die falschen Behauptungen, wenn die Wissenschaft das Geheimnis der Geist-Körper-Verwandtschaft für irrelevant erklärt und das Bewußtsein als nebensächliche Illusion betrachtet. Ein so dogmatischer Materialismus könnte in Zukunft eine Welt gestalten, in der es noch schrecklicher wäre als in der Welt, die durch den Geist des Mittelalters geschaffen wurde.

Das moderne Christentum ist größtenteils nicht imstande, auf die Wissenschaft aufklärend einzuwirken, denn die kosmologischen Aspekte seiner Lehren wurden zugunsten der psychologischen Doktrin umgangen. In diesem modernen Christentum ist das Universum unbeseelt oder seelenlos, und es behauptet, daß das ungeheure unbelebte Weltall von einem formlosen Wesen regiert wird, das Gott genannt wird, gleichzeitig aber irgendwie unendlich und dennoch persönlich ist. Doch auf diesem kleinen Körnchen, das wir Erde nennen, gibt es den Menschen, von dem das Christentum nun wiederum sagt, daß er eine Seele hat, die Gott speziell für ihn schuf, eine Seele, die früher nie existierte, aber für immer leben wird. Kein Wunder, daß die Wissenschaft von dieser Art Theologie nichts hält und vorzieht, den Menschen lieber seelenlos zu sehen, als solchen anthropomorphen Erklärungen zuzustimmen, die auf guten Glauben hin akzeptiert und en masse angenommen werden müssen. Vielleicht hat diese Spaltung aber auch etwas für sich, denn bei der Umstellung zu einer mehr religiösen Wissenschaft und einer mehr wissenschaftlichen Religion müssen die verbrauchten Worte und Axiome beider Disziplinen neuen, lebendigen Begriffen weichen, die tiefer eindringen und nicht gar zu ehrfurchtsvoll sind. Es hat keinen Zweck die alten aufzupolieren, denn sie sind voll von einschränkenden Nebenbedeutungen. Das Wort Gottes bedeutet für hundert Menschen hundertmal etwas Verschiedenes; und der Ausdruck Evolution wird oft nur übernommen und so dogmatisch angewandt wie die Artikel vieler Glaubensbekenntnisse.

Bei dieser Umstellung scheinen die Wissenschaftler den Weg zu weisen und nicht der Klerus. Gedanken von Sir Alister bestätigen es:

... zwischen der Macht, die wir Gott nennen, und dem Evolutionsprozeß mag wohl eine grundlegende Verbindung bestehen. ... der lebendige Strom der Evolution ist in der Natur ebenso göttlich wie physikalisch, denn, was ich die göttliche Flamme nenne, ist ein integraler Teil des schöpferischen Evolutionsprozesses, den der Mensch mit seinen größeren Wahrnehmungsfähigkeiten jetzt erst anfängt zu bemerken. ... Da der Mensch ein Teil des lebendigen Stromes ist, möchte ich den Biologen vorschlagen, wir sollten seine eigenen Erfahrungen und sein Verhalten nicht ignorieren, da dadurch möglicherweise ein Grundprinzip in der Natur der lebendigen Dinge erklärbar werden könnte, was nicht offenbar werden kann, wenn wir uns gänzlich auf die objektive Prüfung der anderen Arten, nämlich der Tiere beschränken. Das Studium des Menschen selbst in all seinen Aspekten ist tatsächlich ein wichtiger Teil einer alles umfassenden Biologie.

Fast alle alten religiösen und philosophischen Systeme setzten voraus, daß auf der einen Seite Geist oder Bewußtsein und auf der anderen Seite Materie die ewige Dualität des geoffenbarten Daseins bilden, wobei der Geist immer durch die Materie wirkt. Eine solche Auffassung beseitigt sofort die künstliche Teilung des Universums in lebendige und leblose Bestandteile. Jede Einheit, vom winzigsten Elektron, das auf seiner Bahn um seine protonische Sonne wirbelt, bis zum größten Nebel im Kosmos, mit seinen Milliarden, in den Tiefen des Raumes verstreuten Sonnen, ist die Verkörperung von Bewußtsein, das sich auf irgendeiner Stufe selbst zum Ausdruck bringt. Wenn wir diese grundlegende Voraussetzung weiter verfolgen, so stellen die Einheiten zwischen den kosmischen und den atomistischen Welten in ähnlicher Weise Stufen in der Entwicklung verschiedener Klassen von Wesen dar, ob wir uns nun auf die primitive Zelle beziehen oder auf größere Wesen, deren Körper die Zelle aufbauen hilft. Alle sind von Göttlichem Leben erfüllt und jedes einzelne ist ein einmaliger Ausdruck davon. Diese Idee eines von Wesen überfluteten Kosmos führte ohne Zweifel zu der archaischen Auffassung einer Vielzahl von Göttern, deren Funktion darin bestand, das harmonische Funktionieren des Kosmos zu unterstützen.

So ist "Die Entstehung des Lebens" tatsächlich eine urtümliche Bezeichnung, wenn wir annehmen, daß Bewußtsein wie auch Materie von Anfang an existieren. "Leben" ist kein ausgefallenes Nebenprodukt materieller Verbindungen, denn es war immer gegenwärtig. Es belebt alles, aber unser Verständnis über das, was es ist, muß erweitert werden: wir werden zu der Annahme gelangen müssen, daß jede Welt ein Wesen ist, in dem Heere anderer Wesen leben und sich bewegen. Auch Intelligenz muß seit Beginn des Universums vorhanden gewesen sein und den Prozeß durchdrungen und geleitet haben. Die wahre Herkunft des Menschen und seiner Zivilisationen kann etwas ganz anderes sein als wir bisher annahmen. Möglicherweise war auch der Mensch dabei, "als die Morgensterne gemeinsam sangen und alle Söhne Gottes vor Freude jauchzten."