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Die grosse Töpferscheibe

Wenn wir den Tumult in der Welt betrachten, dann erhebt sich in uns die Frage: Wo ist der Einfluß jener ethischen und philosophischen Prinzipien geblieben, die die Quelle für Stärke und Fortschritt der Menschheit bildeten? Wie konnte es geschehen, daß die Reinheit des Buddhismus und Hinduismus, des Islam und Judaismus und nicht zuletzt des Christentums, um nur einige zu erwähnen, so tief hinter den zahlreichen Fassaden des Sektierertums verborgen wurde, so daß die meisten von uns geneigt sind zu glauben, die ursprünglichen Werte würden nicht mehr gelten? Warum sind die Anführer der Sekten und Glaubensrichtungen der ganzen Welt in den Untiefen des Zweifels, der verwirrenden Widersprüche und sogar des Unglaubens gefangen? Warum und wie kam es, daß die ursprüngliche Inspiration ignoriert wurde, und warum wurde sie durch konfessionelles Beiwerk und das verpflichtende Dogma des Separatismus gefesselt?

Vor allem müssen wir uns bei diesen Fragen ins Gedächtnis rufen, daß weder der Gott des Judaismus noch der des Christentums, weder der Allah des Islam noch der Buddha oder Krishna Indiens je ein Wort dessen niedergeschrieben haben, was später als die heiligen Schriften der Religionen bekannt wurde. Diese Schriften sind nicht mehr und nicht weniger als die Darstellungen verschiedener Jünger, die sich bemühten, das zu schildern und anderen mitzuteilen, von dem sie glaubten, daß es die Botschaft jenes Großen sei, dem sie gefolgt waren.

Im unerbittlichen Ablauf der Zeit wird durch Erosion die äußere Erscheinung unseres physischen Planeten verändert. Genauso ist auch die Zeit Zeuge einer Zersetzung der Schöpfungen des Menschen, seien diese materieller oder geistiger Natur, wenn diese im Verlaufe der Zeitalter die innere Qualität, die sie ins Leben rief, nicht mehr widerspiegeln können. Jedoch den inneren Kern unseres Globus hat die Erosion nicht zerstört und wird ihn auch nicht zerstören. Der innere Geist des Menschen und was er als unmittelbares Bild des Höchsten repräsentiert, kann ebenfalls keine Erosion erleiden, und auch nicht von seiner Quelle abgetrennt werden.

Aufgeschlossene Menschen mit guter Unterscheidungskraft erkennen schon langsam in den vielen heiligen Schriften einen gemeinsamen goldenen Faden der ursprünglichen Weisheit. Diese Vorläufer eines Denkens, das dem einundzwanzigsten Jahrhundert vorbehalten ist, leisten damit - wie unbekannt sie der Menge auch sind und wie wenig diese auch von ihnen hört, und ohne daß es ihnen vielleicht selbst bewußt wird - einen lebensnotwendigen Dienst für den Meister des Formens, indem sie die Menschen aufrütteln, damit diese die Notwendigkeit erkennen, ihre Gemüter und Herzen für die vor ihnen liegende Aufgabe umzuformen.

Auf diese Weise wird das Ziel dieses Jahrzehnts immer klarer definiert. Irgendwie müssen wir die Verhältnisse, in denen wir uns befinden, in die richtige Perspektive bringen. Einer Sache können wir sicher sein: Die inspirierenden Wahrheiten, die die langen Zyklen der Erfahrung hindurch das Fundament des Fortschritts der Menschheit bildeten, haben sich um kein Jota geändert. Aus dem Verstehen oder Nichtverstehen dieser Wahrheiten kommt das menschliche Dilemma. Seitdem wir denkende, mit Willensfreiheit begabte Wesen geworden sind, waren wir uns selbst überlassen und haben seitdem Gelegenheit, den Kurs für unsere Lebensreise selbst zu planen. Das Höchste, von dem in jedes Menschenwesen ein Teil Intelligenz und Weisheit eingehaucht wurde, wird uns nicht im Stiche lassen. Aber wir selbst müssen durch unsere Entscheidungen, die wir Tag für Tag treffen, selbstbewußt in unserem Charakter mehr und mehr von der göttlichen Essenz, von der wir ein Teil sind, zum Ausdruck bringen.

Daher besteht die Notwendigkeit, neue Perspektiven zu gewinnen, die Schleier der äußeren Erscheinungen zu durchdringen und die Grundlagen zu erforschen, auf denen die Seele des Menschen beruht. Erscheinungen täuschen zum größten Teil. Gewißheit besteht allein im Herzen dessen, der die Reaktion auf die Offenbarungen der Wahrheit erkennt und spürt, die durch seine Bestrebungen hervorgerufen wird.

Der Lohn der Erleuchtung muß verdient werden. Nicht nur durch Taten, sondern durch sein - nicht nur, um in den Augen unseres Nachbarn als gut zu erscheinen, sondern indem man die spirituelle Qualität lebt, die wir im innersten Selbst sind. Dann wird der Geist unseres Bemühens, und nicht unsere Worte und Taten, in allen unseren Beziehungen automatisch auf unsere Mitmenschen übermittelt werden. Wir sind der Meinung, daß das die Lösung der Verwirrung dieses Jahrhunderts und die Rechtfertigung für das Suchen der Seele, das unsere Zeit kennzeichnet, ist.

Ich bin überzeugt, daß von der heutigen Jugend und den kommenden Generationen eine genügende Anzahl die Schlüssel zur glanzvollen Veränderung finden wird, die sie sucht. Eine negative Einstellung wird das nie herbeiführen. Ein gesunder Skeptizismus wird jedoch die Illusionen des gegenwärtigen Zustandes überschauen und schließlich die schöpferischen Werte neu hervorbringen, die von einem zu lange akzeptierten Buchstabenglauben und veralteten Traditionen überkrustet waren. Ein derart positiver Angriff wird jung und alt gleichermaßen anregen, einen neuen und belebenden Pfad in das nächste Jahrhundert zu beschreiten.

Wir wollen deshalb, so viel wir nur können, jenen Vorläufern helfen, die in allen Schichten und Altersgruppen des Lebens zu finden sind und die ihr inneres und äußeres Leben so gestalten, daß sie damit ein göttliches Selbstvertrauen bekunden und somit beitragen, den wahren Charakter des Menschen zu gestalten, wie der Meister der Formkunst ihn sich vorstellte.