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Gespräche am runden Tisch: Gedankenaustausch über das Tonband

U.S.A. den 24. Oktober 1956

 

Liebe Freunde!

Das ist die "Geschichte" einer Studiengruppe. Es waren fünf Ehepaare, die sich ungefähr ein Jahr lang regelmäßig Freitag abends trafen. Wir kamen gewöhnlich im Hause des selbst-ernannten Leiters der Gruppe zusammen und außer ihm, seiner Frau und uns, waren dort noch drei weitere jungverheiratete Ehepaare. Andere kamen und gingen, doch diese waren der Kern der Gruppe. Zuerst konnte uns dieser Mann wirklich wertvolle Dinge lehren. Später versuchte er dann geheimnisvoll zu sein und den Anschein zu erwecken, daß er wissend und etwas Großes sei, wir waren jedoch zu wenig vorgeschult, um das alles zu verstehen. Wir begannen mit den "Diskussionen mit den Meistern" nach dem Buch von Georg Adamski Im Innern der Raumschiffe. Herr Adamski mag in Wahrheit vielleicht ein Schwindler sein, doch sein Buch führte auf jeden Fall zehn von uns zu einer wundervollen neuen Philosophie. Wir diskutierten viele Wochen lang über ihren Wert, ihre Gültigkeit und ihre Verwandtschaft zur Bibel.

Um diese Zeit nahm der Vorsitzende, der sagte, er sei ein ordinierter Geistlicher, der die Kanzel verlassen hatte, weil er den christlichen Dogmatismus nicht annehmen konnte, hier ein Angebot als Prediger für eine kleine nicht benannte Landkirche an. Sein Motiv war, zu versuchen, den Leuten allmählich die in der Bibel verborgenen Mysterien zu lehren. Er konnte in der einen Minute ein altmodischer Evangelist sein, der "nur buchstäbliche Interpretationen" predigte, und in der nächsten versuchte er zu beweisen, daß "Hesekiels Rad" in Wirklichkeit eine fliegende Untertasse war! Es war eine einfache, gute Landbevölkerung. Er schockierte sie und machte sie lächerlich, er peinigte und erschreckte sie mit seinem Hochschul-Vokabular und seiner "erprobten Logik". Als er mit der Reinkarnation begann, baten sie ihn schließlich, fortzugehen, da er ihren Kindern Furcht einjagte.

Das war für uns alle "der Anfang vom Ende", obgleich die Gruppe während mehrerer Monate nach diesem Ereignis noch zusammenhielt. Um diese Zeit stießen wir unvermutet auf einige Handbücher, die von der Theosophical University Press veröffentlicht wurden. Mein Mann interessierte sich sehr dafür, da sie viele Theorien, die er selbst immer vertreten hatte, ausbauten, und so schrieb er um weitere Informationen. Der Leiter dieser Gruppe hatte eine ganze Menge sogenannter okkulter Literatur erwischt, die er uns vorlas. Wir waren alle daran interessiert und planten, eine Studiengruppe zu bilden. Doch dann erklärte er, er würde für zukünftige Schüler seine eigenen Studienschriften schreiben. So wie er das anpackte, konnte keiner seine Philosophie lesen, ohne einen eindrucksvollen Titel hinter seinem Namen zu haben. Kinder, das langte mir dann aber. Wie wollte er denn versuchen, anderen etwas zu lehren, das er selbst eben erst lernte? Nebenbei dann noch persönlichen Ruhm und Geld daraus machen zu wollen, war dann eben doch zu viel. Dazu kam noch, daß ich nach drei und vier Stunden einer solchen Sitzung, in der ich anhörte, was er las, und er uns lächerlich machte, wenn wir es nicht verstanden, ganz verwirrt wurde. So gingen wir zur großen Bestürzung dieses Herrn nicht mehr hin. Er, mein Mann und ich waren oft in unserer Ansicht über die Lektüre und Beurteilung neuer Ideen uneins. Ein anderes Ehepaar, das zugleich mit uns anwesend war, blieb auch weg, obwohl zu dieser Zeit niemand von dem Entschluß des anderen wußte, und die dann noch verbliebenen Paare gingen nach kurzer Zeit auch fort.

Viele Wochen hindurch sahen wir die anderen selten, und wenn, dann sprachen wir nie über die Gruppe. Bildlich gesprochen "übertünchten wir unseren verletzten Stolz". Wir waren alle erstaunt darüber, daß wir uns so lange zum Narren halten lassen konnten. Es war eine Beleidigung unserer Intelligenz. Dieser Mann hatte das merkwürdigste Talent, mit Worten umzugehen, das ich jemals erlebt hatte. Und er war ein Schauspieler vom Typ eines Chamäleons, der Hollywood neidisch machen könnte - und er begann mit einem Körnchen Wahrheit. Aber ach, wie wurde es verdreht. Ich weiß, wie und warum wir ihm glaubten. Es war eine harte Lektion; aber sie wird sich lohnen, wenn wir nur gelernt haben, zukünftig seinen Typ zu erkennen. Ich erinnere mich an die Warnung "verschwende keine Zeit mit Reue." Ich fürchte, wir verschwenden gerade jetzt unsere Zeit mit Bedauern, da die vier Ehepaare, die im vergangenen Juni und Juli die Gruppe verließen, jetzt erst fähig sind, zusammen über ihre Gefühle bezüglich dieser verwirrten Verdrehungen zu diskutieren. Wir sind sogar gegeneinander vorsichtig geworden, denn wir sind jetzt unser selbst nicht mehr ganz sicher.

Seitdem wir die Gruppe fallen ließen, dachte ich immer daran, wie sehr wir es nötig hätten, offen mit jemandem über diese Dinge zu sprechen, von denen wir einen Schimmer erhalten hatten. Nachdem wir einmal begonnen hatten, Bruchstücke zu bergen, war es schwer zu erkennen, was zu behalten und was zu verwerfen war. Wir lasen begierig und fanden viel, womit wir einige Dinge, über die wir vorher diskutiert hatten, bestätigen konnten und wir klärten auch einige falsche Darstellungen auf. Doch ich glaube, wir würden vielleicht bei diesen Vorstellungen selbstzufrieden werden, da wir sie interessant aber unpraktisch fanden. Vermutlich wird alles Selbstgelehrte etwas entstellt.

Auch für unsere Freunde war es ein Segen, daß wir das Eis gebrochen hatten und wir sprachen mit ihnen über neue Gesichtspunkte der vollständigen Gedankenfreiheit. Wie bei einem gebrochenen Damm entstand eine Flut von Gesprächen. Ich bin entsetzt, wenn ich daran denke, wie intellektuell und gefühlsmäßig verkrüppelt wir als ein Resultat unserer "Erfahrung" geworden sein mögen. Wir alle fürchten uns etwas, uns weiterhin unserem eigenen Urteilsvermögen anzuvertrauen. Es schaudert mich, wenn ich an den spirituellen Schaden denke, für den sich diese Person zu verantworten haben wird.

Auf jeden Fall hatten wir mit unseren Freunden einige schöne Zusammenkünfte und erfreuten uns mancher Diskussion über Ideen und Theorien, die nicht organisiert, sondern wie eine erhebende Philosophie, ein neuer Ausblick auf das Leben und uns selbst waren. Es war wirklich schön, ihren Eifer zu sehen, in dem sie Gedanken ausdrückten, über die sie so lange allein nachgedacht hatten. Wir möchten gelegentlich (nicht regelmäßig) zusammenkommen, um über Bücher zu diskutieren und uns einfach unserer Gemeinschaft zu erfreuen und Ihnen vielleicht einige Tonbandaufnahmen über die Sitzungen zusenden. Für diesen Sonntag planen wir eine Einladung für zehn Erwachsene und neun Kinder zu einem Wiener Braten. Es wird auch eine Familie dabei sein, die nie ein Interesse an solchen Dingen geäußert hat, so daß ich annehme, daß dies eine rein soziale Angelegenheit sein wird. Doch wir müssen manchmal zusammenkommen, um die Freundschaftsbande zu festigen und den schlechten Geschmack in unserem Mund wegzuwaschen.

An diesem Punkt stehen wir also jetzt. Ich hoffe, dieser Brief wird nicht zu lang sein, aber irgendwie wollte ich versuchen, den Hintergrund hier zu erklären.

Außerdem gibt es noch ein anderes Problem, über das mein Mann und ich vor kurzem diskutiert haben, und über das wir Sie bitten möchten, einige Gedanken zu äußern. Er meint, daß ich unserer fünfjährigen Tochter zu viel sage. Wir schicken manchmal unsere beiden Mädchen zur Sonntagsschule, weil sie natürlich gern mit anderen Kindern zusammen sind, und ich lese ihr zu Hause Geschichten aus der Bibel vor. Aber, wenn sie Fragen über den Tod stellt, so muß ich ihr natürlich das, was ich glaube, in Worten, die sie verstehen kann, sagen. Überdies ist sie empfänglich dafür. Manchmal bin ich erstaunt, wenn sie über das Leben nach dem Tod spricht, und darüber, daß sie später wieder in einem anderen Körper geboren werde, wobei ich sicher bin, daß ich ihr das nie erzählt habe. Sie fürchtet den Tod nicht, aber ich glaube, sie würde es tun, wenn ich ihn ihr allein vom Glauben aus zu erklären versuchte.

Ihr Vater lehrt sie alles über die Planeten und die Sonne und die Sterne, die sie gern hat. Er fürchtet aber, daß sie als ein "Närrchen" angesehen wird, wenn sie mit ihren Freunden und Lehrern über die Wiedergeburt und dgl. spricht - und das wird sie tun! Aber sie scheint an all diesen Dingen ungewöhnlich interessiert zu sein. Wenn Karma wirklich wahr ist, muß sie in einem Heim geboren worden sein, das ihr früh den Vorteil des Verständnisses all dieser Dinge geben konnte. Ich weiß es nicht. Vielleicht überbürde ich ihr kleines Gemüt; aber sie versteht mich. Natürlich verwende ich Worte und Begriffe, die sie verstehen kann - so z.B. eine Geschichte darüber, wo der tote Vogel hingeht. Wir begruben zusammen seinen Körper und sprachen über das 'Ding', das ihn sich bewegen und fliegen und singen machte. Dieses 'Ding' ist sein Geist und dieser ist bereits gegangen, ist heimgekehrt zu Gott, dem Großen Geist. Er ist dort sehr glücklich und wird lange ausruhen. Doch eines Tages wird er wieder in ein neues kleines Vogelei zurückkommen wollen. Da sie mich fragt, fahren wir dann fort, dieses auf andere Tiere und schließlich auf die Menschen auszudehnen. Glauben Sie mir, sie kann einige gute Fragen stellen! "Ist Gott ein Mensch, Mutter?" Ich gestehe, daß ich hier etwas auswich. Ich sagte: "Nicht direkt. Er ist eher wie ein Geist." Was meinen Sie, wie man Kinder lehren soll? Ich hoffe, Sie werden schreiben und uns einige Ideen zum Nachdenken und Diskutieren zusenden.

Es ist eine schöne Aufgabe, eine Frau und Mutter zu sein, doch manchmal fühle ich, wie die Zeit vergeht und ich habe den verzweifelten Wunsch zu wachsen oder etwas zu tun, aber ich weiß nicht, was und wie, und ich muß gestehen, daß ich mich manchmal sehr einsam fühlte. Oh weh! Es ist 12,30 Uhr, und ich habe den Schreibkrampf, und ich bin sicher, daß das Lesen dieses Manuskripts Sie ermüdet hat. Ich bin neugierig, ob das Postamt mir eine "Buch-Taxe" als Postgebühr berechnen wird.

Besten Dank für alles.

Ergebenst,

...

 

 

 

 

 

Den Haag, Holland, 27. November 1956.

 

Liebe ...

Ich danke Ihnen für Ihren Brief, der mir hierher nach Holland nachgeschickt worden ist, und in dem Sie im Hinblick auf Ihre neue Erfahrung auf so wundervolle Art innerlich und äußerlich Ihre Gedanken ausdrückten.

Ich kann die Einsamkeit, die Sie fühlten, verstehen. Es entspricht der Wahrheit, daß ich es nicht wenig stark in meinem Herzen fühle, daß Sie nie mehr in diesem Sinne einsam sein werden. Wie tausend andere habe ich gefunden, daß, wenn die Menschen einmal in Kontakt mit dem wirklichen Strom der Wahrheit und des Denkens und Fühlens kommen, der hinter der alten Tradition vorhanden ist, sie niemals wieder in dem Sinn, in dem Sie es waren, einsam werden. Natürlich gibt es Zeiten, in denen wir alle uns einsam fühlen, aber nicht in der Art, wie Sie es empfanden.

Ihr Brief ist nicht nur vom richtigen Geist erfüllt, sondern auch von dieser grundlegenden Philosophie und Wahrheit, die Sie schon in früheren Jahren irgendwie erkannt hatten, aber weder die Gelegenheit noch den Ort finden konnten, um sie auszudrücken. In diesem Brief nun haben Sie sehr klar die Erfahrung dargelegt, durch die jedes ernsthafte Individuum während einer Lebenszeit hindurchgehen muß, wenn man in dem Prozeß steht, "an sich selbst zu wachsen", wie ich gelegentlich erwähnte, diese Auffassungen und Gefühle und Eigenschaften zu entwickeln, mit denen er oder sie in der Vergangenheit vertraut war. Nichts kann das sicherer bewirken als die Erfüllung unseres natürlichen Karmas, wie es sich in unseren Leben und in unseren entsprechenden Umwelten entfaltet. Immer ist es die streng orthodoxe und beschränkende Umgebung selbst, die die Umwelt und die Bindungen erzeugt hat, auf Grund derer Sie sich einsam fühlten bevor Sie zu Ihrer jetzigen Einstellung kamen. Daß ihre Arbeit jetzt getan ist, wird in den Seiten dieses Briefes vollständig gezeigt, und ich bin Ihnen sehr dankbar, daß Sie ihn geschrieben haben.

Hinsichtlich der Frage Ihrer Tochter: "st Gott ein Mensch?" lassen Sie mich sagen, daß meine natürliche Reaktion war: "Nein, aber der Mensch ist ein Gott". Ich glaube, wenn Sie mit ihr diesen Gedanken entwickeln und ihr helfen, zu verstehen, daß jeder Mann und jede Frau, jeder Junge und jedes Mädchen, eines Tages ein Gott werden kann, weil wir alle die Essenz der Gottheit, d.h. einen Funken des Göttlichen in unseren Herzen haben, glaube ich, daß sie Sie verstehen wird.

Die Sorge Ihres Mannes, daß man sie möglicherweise zu einem Närrchen machen wird, ist sicher begründet, und wir müssen sehr vorsichtig sein, wenn wir versuchen, unseren Kindern bei der Beantwortung ihrer Fragen zu helfen, die dazu dienen sollen, die weiteren Aspekte der Wahrheit und des Lebens zu verstehen. Nun, ich meine nicht, daß Sie diese Dinge Ihren Kindern nicht erklären sollten, aber Sie müssen ihnen gleichzeitig sagen, daß man in den Kirchen und Schulen diese Dinge nicht lehrt. Wenn Sie ihnen das so einfach als möglich erklären, werden sie verstehen, was Sie meinen.

Geben Sie den Kindern die Wahrheit. Nicht kaltblütig und einfältig, sondern einfach, in der Art, wie Sie es getan haben, und Sie werden es nie bereuen. Doch schützen Sie sie auch dadurch, daß Sie ihnen helfen, sich selbst zu schützen, indem sie es nicht offen allen anderen Kindern mitteilen, und darüber diskutieren, sondern es nur innerhalb der Familie behalten, zwischen ihnen, Mutter und Vater. Sie können ihnen das sagen, weil Sie das große Glück hatten, einige dieser Dinge verstehen zu können, von denen sie jetzt die Gelegenheit haben, ein größeres Bild zu erhalten. Prägen Sie ihnen aber dann ein, daß sie in der Schule nicht darüber sprechen sollen; selbst dann nicht, wenn etwas gesagt wird, das dem, was Sie ihnen sagten, vollständig entgegengesetzt ist. Sagen Sie ihnen, daß sie nicht darüber diskutieren, sondern nur versuchen sollen, ruhig zu bleiben. Sie werden überrascht sein, wie erwachsen diese Kleinen sind, wenn sie die unmittelbare Wahrheit erfahren, besonders wenn diese von ihren Eltern kommt, in die sie so viel Vertrauen und Glauben setzen.

Nun, über die wissenschaftlichen Tatsachen, über den Himmel und die Sterne und die Planeten und die ganze Art und Weise dieser Dinge ist es sicher gut, mit anderen Kindern zu sprechen. Aber, wenn es zur Philosophie ihres Denkens kommt, sagen Sie Ihrer Tochter, es sei das Beste, wenn sie es für sich behält! Wenn Sie ihr erklären, warum, und daß es die anderen Kinder falsch verstehen werden und denken, sie wisse nicht, worüber sie spricht, wenn sie aber ihrer Sache sicher ist, genau wie Sie wissen, daß Ihre Empfindungen richtig sind, dann, glaube ich, werden Sie finden, daß alles viel besser geht. Probieren Sie es auf jeden Fall aus, und ich werde mich freuen, zu erfahren, wie erfolgreich Sie waren.

In diesem Zusammenhang ist es sehr, sehr wichtig, Ihre Tochter nicht zum Lernen zu drängen. Sie werden finden, daß es viel besser ist, wenn Sie den natürlichen karmischen Gelegenheiten folgen. Damit meine ich, lassen Sie sie "ihre Pfeile abschießen", lassen Sie sie ihre Fragen stellen. Wenn sie die Unterhaltung beginnt, dann ist es die natürliche Zeit, ihr das zu geben, wonach sie frägt - nicht mehr und nicht weniger. Geben Sie es ihr, so gut Sie können, doch sagen Sie z.B. nicht: "Nun, Liebling, komm' her, ich möchte Dir über dieses und jenes erzählen". Das ist falsch. Wenn sie aber im Verlauf von Ereignissen zu Ihnen sagt: "Mutti, Vati, wie ist das oder jenes?" - dann ist es Zeit, mit allem anderen aufzuhören und ihr aus den Tiefen Ihrer Seele das Beste zu geben, das Sie geben können. Aber, wenn Sie zu ihr sagen: "Hier ist etwas, das Du wissen solltest, und ich will Dir alles darüber sagen", dann ist das Kind dafür nicht offen und wird das, was Sie sagen, intuitiv nicht vollständig erfassen, und Sie selbst werden nicht fähig sein, es ihr intuitiv zu geben, wie Sie es automatisch sein werden, wenn sie es durch ihre natürlichen Fragen hervorrufen wird.

Hier machen die meisten Erwachsenen ihre größten Fehler: sie versuchen, ihre Gedanken in die Kinder hineinzustopfen; die Kinder denken noch eine Weile daran, und dann vergessen sie alles. Doch wenn sie zu den Eltern kommen, dann sind ihre kleinen Gemüter und Seelen und Herzen weit offen, um gerade das zu empfangen, was sie brauchen, und sie werden es nie vergessen.

Ich bin sicher, daß Sie auf diese Art fähig sein werden, nicht nur weit größeres Vertrauen und Achtung von den Kindern zu gewinnen, sondern Sie werden auch die Seelensubstanz in ihnen blühen und die Weisheit sich festsetzen sehen, so daß, wenn sie älter sind, sie nicht so viel umzulernen haben werden, wie Sie und Ihr Mann und die meisten von uns umzulernen hatten. So viel zu dieser Frage.

Nun habe ich mich entschlossen, zu versuchen, einige Gedanken auf das Tonband zu übertragen, damit Sie diese mit Ihren Freunden teilen können, wenn immer Sie mit diesen zwanglos zusammenkommen, um über irgendwelche Dinge des Tages, die Sie beschäftigen mögen, zu diskutieren. Wenn ich versuche, in mir ein Bild davon zu schaffen, wie ich diese Tonbandaufnahme gestalten soll, ist es nicht schwer für mich, die Kraft der suchenden Herzen zu fühlen, die über den Horizont ihrer Alltagsleben hinausschauen, in der Hoffnung, für die vielen, vielen Widersprüche und Fragen, die sich erheben, irgendeine Grundlage der Erklärung zu finden.

Wenn ich den Zustand Ihres Bewußtseins durch mein eigenes Erleben in einer ähnlichen Zeit beurteilen kann, dann kann ich nur sagen, daß ich gut nachfühlen kann, was Sie empfunden haben, wie groß Ihre Enttäuschungen waren, und wie verbittert Sie tatsächlich hätten werden können über das, was in Wirklichkeit die fundamentale Wahrheit allen Lebens ist. Die große Schwierigkeit, die Sie erfahren haben, ist, daß sich heute so viele, viele Organisationen zu Autoritäten über diesen oder jenen Gegenstand erklären, Autoritäten für die Wahrheit, Autoritäten für das Rechte, Autoritäten für das Falsche. Offen gestanden sind alle diese Dinge für mich nicht mehr als ausgesprochener Unsinn. Es gibt niemanden in der Welt, der als letzte Autorität über Wahrheit sprechen kann. In Wirklichkeit ist es so, daß jeder von Ihnen mit der höchsten Autorität denken kann, doch diese Autorität kommt aus Ihren eigenen Herzen. Falls Sie diese Autorität dann anwenden, wenn Sie mit anderen sprechen, dann werden Sie irren, weil, was durch die natürlichen karmischen Erfahrungen zu Ihnen persönlich kommt, nur für Sie allein bestimmt ist, und wenn Sie sich bemühen, es in derselben Weise, wie Sie es erhielten, mit einem anderen zu teilen, werden Sie das nicht erreichen, was Sie zu verwirklichen hofften.

Wenn aber im Verlauf der Zeit dieses Empfinden der Wahrheit, das Sie als ein Resultat Ihrer eigenen Erfahrung besitzen, weggefeilt wird, nicht vorsätzlich mit Ihrem Gemüt, sondern als eine Erfahrung in Ihrem Herzen und vergessen wird, dann wird, wenn ein Bekannter, ein Freund, oder sogar ein Fremder zu Ihnen spricht und eine Frage stellt, oder irgendeinen Beistand sucht, dieser durch seine Frage, Haltung und Aufrichtigkeit aus Ihrem Vorratslager der Erfahrung die richtige Antwort, die er braucht, hervorrufen - und nicht das, was Sie denken, daß er haben sollte, oder was Sie als Antwort auf seine Frage schon vorbereitet haben mögen. Auf diese Weise wirkt das natürliche Gesetz und wir können ihm nicht befehlen. Die einzige Art, in der die richtige Antwort zu jedem Menschen kommen wird ist - durch die natürlichen Vorgänge seiner eigenen karmischen Entwicklung in Verbindung mit den Beziehungen und den Kontakten, die als Resultat der Erfüllung seiner Pflicht kommen. Ich benütze dieses einfache Beispiel aus unseren eigenen Leben, um die offenkundige Lüge desjenigen aufzudecken, der erklärt, ein Lehrer oder Meister dieses oder jenes Gegenstandes zu sein und seine Waren, was immer sie auch sein mögen, als die Antwort auf unsere Probleme anbietet. Für mich ist es das erste Zeichen von Falschheit, Mißverständnis wird zu Unwissenheit oder zu einem echten Versuch, zu betrügen. Das wird durch Ihre eigene Erfahrung bestätigt.

Jemand, der wirklich etwas zu verteilen hat, wird niemals seine Waren verschleudern. Er wird sie verteilen wie Karma und die natürliche Gelegenheit ihm die Chance verschafft, die gerade richtig und natürlich ist, und durch andere hervorgerufen wird.

Es ist sehr bedauerlich, daß der wirklichen Sache der Wahrheit und dem Fortschritt der Aufklärung des Menschen über seine Unwissenheit durch die sogenannten Lehrer und Übermittler okkulter Lehre und der Mysterienschulen, auf die sie sich beziehen, die aber in Wirklichkeit keine Mysterienschulen sind, so viel Schaden zugefügt wird. Sie stellen in 99 % der Fälle die degenerierten und exoterischen Überreste dessen dar, was einst die wahre Mysterienschule war, die aber vollständig verschwand und in einem gewissen Sinne des Wortes unterging, sobald das erste Geheimnis irrtümlich und exoterisch verraten worden war. Die wirkliche Schule hat immer existiert, seitdem der Mensch zum Menschen wurde und wird existieren, so der Mensch ein Mensch bleibt und vielleicht sogar noch darüber hinaus.

Es gibt für Sie einen Test, den Sie in diesen Dingen immer anwenden können: Wenn Sie jemanden finden, der das, was er spricht oder schreibt, als absolut autoritär und als "letztes Wort" hinstellt, dann wissen Sie, daß der Autor in seinem Wissen über das, was Wahrheit ist, sehr, sehr begrenzt ist.

Jene von uns, die sich die Finger verbrannt haben - und ich war einer davon, wie es viele, viele andere auch waren - sind zu der Erkenntnis gekommen, daß der Pfad des Suchens nach dem Leuchtfeuer der Göttlichkeit, die im Herzen eines jeden von uns wohnt, manchmal ein dorniger Pfad ist. Wir alle mußten in viele Sackgassen gehen und wiedor umkehren. Ich kenne aber keine Ausnahme: sobald sie den fundamentalen Strom der Erkenntnis und des Verständnisses gefunden hatten, der sie durch die natürlichen Vorgänge ihres Herzens und Bewußtseins erreichte, verfehlte kein einziger von ihnen, ihn zu erkennen und ebenso zu erkennen, daß seine Autorität nicht von jenem stammte, dessen Schriften sie gelesen und dessen Reden sie gehört hatten, sondern aus den tiefen Bereichen ihres eigenen Herzens und Bewußtseins kamen.

Deshalb rate ich allen, mit denen ich von Zeit zu Zeit spreche, dem, was irgend jemand sagt, keine Bedeutung zuzumessen, es sei denn, die Glocke der Wahrheit erklinge in ihrem eigenen Herzen. Halten Sie daran fest und Sie werden nie mehr in eine Sackgasse gehen. Mehr als einmal werden Sie, wie man zu sagen pflegt, den Teufel um den Busch herum jagen müssen, doch Sie werden den Teufel um den Busch herum jagen, und nicht er wird Sie jagen - und darin liegt ein großer Unterschied.

Ich konnte in der ganzen Welt mit ähnlichen Gruppen wie die Ihrige zusammensitzen und darüber nachdenken, mit Individuen, die inmitten der Unwissenheit, des Dogmatismus und der Kristallisation geboren und aufgezogen worden waren. Ich kann Ihnen versichern, daß Sie sehr viel lernen werden, wenn Sie in Ihrer von Zeit zu Zeit stattfindenden Diskussion aufgeschlossen sind und in Ihrer ungezwungenen Art Ihre Herzen jedem anderen öffnen und Ihre Gedanken mit ihm teilen. Tun Sie es nicht in der Absicht, weitere und weisere Informationen zu erhalten, sondern nur, um die Gedanken miteinander zu teilen, und warten Sie ab, was dabei herauskommt. Sie werden überrascht sein, wie eine bestimmte unsichtbare, doch erkennbare Hilfe kommen wird, wenn zwei oder drei, oder mehr in dem richtigen Geist versammelt sind, nicht in irgendeiner selbstsüchtigen, ehrgeizigen Art, sondern in einfacher, brüderlicher Weise, um Gedanken zu teilen und Ideen auszutauschen. Es spielt keine große Rolle, was Sie lesen, Sie werden fähig sein, die wahre Einstellung von der falschen zu unterscheiden; und Sie werden finden, daß das, was in Ihren Diskussionen natürlich und ungezwungen erscheint, das Aufklärendste sein wird.

Ich habe die Form der Ungezwungenheit sehr gern, das vollständige Fehlen von Organisation und eines regelmäßigen Vorsitzenden - gerade so, als wenn Sie zu einer Tasse Kaffee zusammen kämen und beginnen, über das Wetter zu sprechen. Wenn Sie dann dem jeden Einzelnen verbundenen Geist erlauben, in natürlicher Offenheit seinen Weg und Schwung zu finden, wird eines zum anderen führen.

Ich will bei dieser Tonbandaufnahme nicht versuchen, Ihnen etwas zu erzählen, denn wenn ich irgendeine Anstrengung machen würde, Ihnen eine Anzahl von Gedanken meiner eigenen Auffassung zu senden, damit Sie darauf hören und darüber diskutieren, dann wäre ich bestimmt unkonsequent, denn es wäre genau das Gegenteil von dem, über das ich gesprochen habe. Ich finde jedoch, daß wir manchmal anderen etwas behilflich sein können, sich selbst zu helfen, wenn wir auf ganz natürliche Weise über einige dieser Fragen diskutieren können. Wenn Sie bei einigen Ihrer kleinen Zusammenkünfte etwas haben, von dem Sie wünschen, daß wir versuchen sollten, es mit Ihnen zu überlegen - dann bitten Sie Ihren Mann, sein Tonbandgerät einzustellen. Wir werden alles tun, was wir können, doch kann ich nicht versprechen, daß wir sofort und mit der nächsten Post antworten, weil wir noch andere Dinge zu tun haben.

Ich sitze gerne mit Leuten zusammen, die aufrichtig daran interessiert sind, die dunkle Wolke der Unwissenheit zu verbannen, die den Menschen gefangen hielt und unfähig machte, den einfachsten Erfordernissen des Lebens gegenüberzutreten. Mit einem etwas größeren Verständnis einiger fundamentaler Prinzipien des Lebens - warum wir hier sind, wohin wir gehen und welche Verantwortlichkeit wir tragen - wird das Leben viel wertvoller; und unsere Tage werden nicht mehr traurig und stumpf sein, sondern eine neue Bedeutung annehmen und lebensvoller werden, und wir gehen an sie heran, um sie zu durchleben und nicht, um mit ihnen eben nur fertig zu werden.

Ich weiß, es mag zuerst und später noch manchmal schwierig sein, doch das wird nicht immer so bleiben, wenn Sie nichts überstürzen, sich Zeit lassen und versuchen, der Natur ihren Lauf zu lassen. Auf jeden Fall hoffe ich, daß diese wenigen völlig zwanglosen Gedanken, die ich, während ich in meinem Zimmer in Den Haag sitze, aufkommen ließ, vielleicht als Anregung für Ihre Diskussionen dienen werden; und gleichzeitig bin ich für die Gelegenheit dankbar, diese ferne Bekanntschaft mit Ihnen zu machen. Ich hoffe, daß Sie diese Übertragung noch vor Weihnachten erreichen wird, doch - gleichgültig, ob sie früher oder später ankommen wird - nehmen Sie bitte auf jeden Fall von meinem Stab und mir hier die besten Wünsche für recht fröhliche und glückliche Feiertage und für ein gutes Neues Jahr entgegen, das den Beginn eines offeneren Weges anzeigen wird, um den Weg zur Wahrheit zu beschreiten.

Ich will nun meine kleine Plauderei schließen, indem ich Ihnen die Grüße zur Heiligen Jahreszeit übermittle, die ich vorbereitet habe, um sie unseren Freunden in der ganzen Welt zu senden:

 

"Während ich hier mit dem Blick auf den Friedenspalast in Den Haag, Holland, diese Botschaft schreibe, ist die Welt Zeuge der Wehen einer neuen Geburt. Die Seelenqual eines einst freien Volkes ist bis auf den Grund des Weltbewußtseins eingedrungen und entlarvte offensichtlich die Treulosigkeit einer zerstörend tätigen Bruderschaft.

Jene von uns, die nur die Freiheit kennen, haben zu lange vergessen, daß die Seiten der Geschichte rotbefleckt von den Wunden sind, die von den arglistigen Dolchen jener herrühren, welche sich der Aufklärung der Menschheit entgegen stellen. Wir müssen unser "Vogel-Strauß-gleiches Denken" aufgeben und unsere Ansichten von Bruderschaft zu einer dynamischen spirituellen Tätigkeit werden lassen.

Das augenblickliche Karma ruft nach äußerster Anstrengung. Alle Menschen, ob frei oder unterdrückt, müssen mit der Kraft ihrer höchsten Ideale zum Schutze dieses erwachten Geistes beitragen.

Deshalb laßt uns in dieser Heiligen Jahreszeit nicht unnütz Plattheiten austauschen, sondern gebt den Wächtern der Rasse uneingeschränkte Unterstützung und helft ihnen, ein neues Bewußtsein in den Herzen der Menschen zur vollen Geburt zu bringen."

 

Gute Nacht und Ihnen allen viel Glück.

J. A. L.