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Eine Weisheit – Viele Formen

In der heutigen Geschichtsepoche ist das vergleichende Religionsstudium äußerst wichtig, weil eine aufgeschlossene Betrachtung des wahren Wertes der verschiedenen Glaubensformen viel zu jenem weltumfassenden Verstehen beitragen kann, nach dem sich die Männer und Frauen aller Länder sehnen. Von Anfang an sollte es jedoch klar sein, daß den verschiedenen Weltreligionen eine Einheit der Lehren und des Zieles zugrunde liegt, weil sie alle aus jener ursprünglichen Weisheit kommen und eine gemeinsame Inspiration haben, die das Erbe der menschlichen Rasse von Anfang an gewesen zu sein scheint. Uns ist schon lange die Bedeutung der alten Symbologie verlorengegangen, doch es ist wichtig für dieses Wissen einen Geist der Hochachtung wach zu rufen, um dadurch eine sympathische Atmosphäre zu schaffen, in der der tiefere Sinn der universalen Mythen und Symbole betrachtet werden kann.

Bis zur Zeit des Christentums war das Prinzip des Gebens und Nehmens bekannt und die essentielle Einheit hinter all den Formen wurde so allgemein anerkannt, daß ein Grieche, z. B. Plato oder Apollonius, in Ägypten oder Indien initiiert werden konnte und einfach spürte, daß er neues Licht über Dinge empfing, mit denen er bereits vertraut war. Aber in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung trat eine unglückselige Politik der Absonderung ein, die schließlich die neue Religionsform von jeder anderen, selbst von der jüdischen, trennte, obwohl einige wenige großmütige und intuitive Gemüter, wie Origines, öffentlich lehrten, daß die christliche Darstellung nur eine erneute Darlegung der alten Weisheit unter neuen Bedingungen sei. Im 4. Jahrhundert sagte Augustinus frei und offen, daß das Christentum nur eine neue Verkörperung des alten universalen Glaubens und an sich nichts Neues sei, weil das,

was heute die christliche Religion genannt wird, tatsächlich den Alten bekannt war; und nur vom Anfang der menschlichen Rasse an, bis zu der Zeit als Christus Mensch wurde...

nicht erwünscht war.

Die Neuplatoniker erkannten ebenso, daß sich die christliche Lehre in keinen wesentlichen Punkten von den alten exoterischen Religionen unterscheidet; aber nachdem die Staatskirche schließlich zu einer politischen Organisation geworden war, suchten die blinden Anhänger Rettung in der absurden Theorie, daß alle früheren Religionssysteme vom Teufel ersonnen seien, um die Auserwählten schlauerweise irrezuführen und sie daran zu hindern den orthodoxen Glauben anzunehmen. Das alles wird nicht in vorurteilsvollem Geist gegen die christliche Religion gesagt; durchaus nicht, denn jeder, der die reinen Lehren Jesu kennen lernt, kann für diese und für IHN nur die tiefste Ehrerbietung verspüren. Was jedoch nicht übersehen werden darf, ist der Geist des Sonderseins, der einige Phasen der christlichen Bewegung umschlossen hat und weiterhin sie umschließt, jene angeeignete Engherzigkeit und Überheblichkeit, die zu so viel Mißverständnis zwischen den Christen einerseits und der übrigen Welt andererseits - der alten wie der modernen - geführt hat. Dieser Geist kann nur Disharmonie hervorbringen und ist auf Einbildung und Eigendünkel gegründet. Eine Religion darf nie Engherzigkeit für sich in Anspruch nehmen.

Um die Beständigkeit der alten Weisheit, die die Grundlage der verschiedenen Weltreligionen bildete, hinreichend zu erklären, wäre es notwendig, die Lehren der heiligen Mysterien der verschiedenen Länder zu erforschen, und das ist unmöglich. Selbst über die äußere Form der griechischen Mysterien ist äußerst wenig bekannt, noch weniger über die von Ägypten und Indien; und ehrliche Kritiken geben zu, daß über die inneren Mysterien nichts bekannt ist. Weil wir keine bestimmten Beweise für diese verborgenen Lehren haben, wurde angenommen daß es keine gibt, aber die Tatsache, daß die weisesten der Alten mit tiefer Ehrfurcht von den Mysterien sprachen, und daß diese in Ägypten, Indien und anderswo unendliche Zeiten überdauerten, scheint Beweis genug zu sein, daß solche Lehren existierten und als äußerst wertvoll angesehen wurden. Uns wurden eine Menge Mythen und Legenden über die alten Lehrer, ihr bemerkenswertes Leben und die Wunder, die sie umgaben, überliefert. Diese Geschichten wortwörtlich zu nehmen, hieße ihre wahre Bedeutung verkennen, denn die 'Lebensbeschreibungen' dieser Gottmenschen sind von Anfang bis Ende symbolisch aufzufassen und handeln von der göttlichen Abstammung und Bestimmung des Menschen; und ohne Zweifel hat sich der nichtöffentliche Teil der archaischen Schulen um dieses heilige Thema sorgfältig bemüht.

Wahr ist, daß die ethischen Lehren der Bruderschaft, die Jesus lehrte, höchst einfach und überzeugend waren. Er verhehlte jedoch niemals die Tatsache, daß sie eine innere Bedeutung hatten, die nur den Menschen mitgeteilt wurden, die qualifiziert waren, sie zu erfahren. Jesus und Paulus erklärten beide, daß es notwendig sei ihren Jüngern 'Milch' statt 'Fleisch' zu geben, denn die strengere Kost würden sie nicht vertragen - eine Tatsache, die erkennen läßt, daß das ursprüngliche Christentum aus einer Zeit und für eine Zeit geboren wurde, die berufen war die Tradition der Mysterien aufrecht zu erhalten.

Es würde zuweit führen, wollte man die Überlieferungen aller Heilande der Welt, über die berichtet wird, wiedergeben. Wir werden jedoch einige davon streifen, um zu zeigen, wie die Darstellungen in erstaunlichster Weise einander gleichen. Unter jenen, die auf mannigfaltige Weise für die Menschheit gelitten haben, befanden sich Osiris, Horus, Krishna, Zoroaster, Tammuz oder Adonis, Mithras, Prometheus, Bacchus, Herkules, Quetzalcoatl, Baldur, Buddha und Jesus.

Was man als erstes beobachten kann, ist die unerwartete und offensichtlich unbedeutende und unsinnige Übereinstimmung, daß sie alle angeblich von Jungfrauen geboren worden sein sollen. In einigen Fällen wurde ihre Geburt vorher von Engeln verkündet! Vishnu, der Gott der Hindus, die zweite Person oder der zweite Aspekt von Trimûrti (die Dreieinigkeit der Hindus) erschien als Krishna, geboren von Devakî, die ihn von einem Gott empfangen hatte. Er wurde in einer 'Höhle' geboren, als sich seine Mutter und sein Pflegevater auf einer Reise befanden, um Steuern zu bezahlen. Ein heiliger Prophet besuchte ihn und erklärte ihm, daß er ein göttliches Wesen sei.

Ähnlich verhält es sich mit der persischen Legende von der Geburt Mithras: Dieser Gottmensch wurde am 25. Dezember geboren, von weisen Männern besucht u. s. w., und tatsächlich scheinen die Mithras Legende und das Zeremoniell die direkte Quelle für den wunderbaren und allegorischen Hintergrund zu sein, der in die persönliche Geschichte Jesu verwoben wurde. Der Mithras-Kult war von ausserordentlicher Bedeutung. Er hielt sich im Nahen Osten jahrhundertelang und gewisse Abzweigungen wurden bis in die frühen christlichen Jahrhunderte hinein beibehalten. Mithras, der Erlöser, wurde das "Lamm Gottes genannt, das der Welt Sünde trägt". Zur Feier seiner Mysterien in der Zeit der Frühlings-Tagundnachtgleiche rief der Priester: "Freuet euch, denn euer Gott ist auferstanden. Sein Tod, seine Schmerzen und seine Leiden haben uns errettet". Die Anhänger der Mithrasreligion hatten auch die Zeremonien des Abendmahles und der Taufe. Ihre Anschauungen über die Schöpfung, die Sintflut, den Krieg im Himmel und den Garten Eden zeigten größte Ähnlichkeit mit dem herkömmlichen Christentum, aber es ist bekannt, daß der Ursprung des Kultes mindestens im 6. Jahrhundert v. Chr. zu suchen ist. Eine weitere Überlieferung gibt es von Sosiosh, einem persischen Erlöser, der von einer Jungfrau geboren wurde und am jüngsten Tage wiederkehren wird, um die Welt zu erneuern, angekündigt von zwei Propheten, wie Christus und Vishnu, daß er auf einem weißen Rosse kommen wird.

bild_sunrise_41960_s138_1Wenden wir uns dem alten Ägypten zu, so sehen wir als erstes in der Geschichte des Osiris eine Parallele. Er wurde von der heiligen Jungfrau Neith am gleichen Dezembertag wie die andern Weltheilande geboren, während Horus mehr dem in den Geschichten über Krishna und Christus gezeigten Typ ähnlich war, denn auch er wurde am Weihnachtstag in einer 'Krippe' (d. h. an einem geheimen Ort) geboren und seine Jungfrau-Mutter war Isis. Beide, sowohl Osiris wie Horus, wurden auf mystische Weise geboren, siegten über die Versuchung und erlitten einen tragischen Tod, dem die Auferstehung folgte.

Die Ähnlichkeit zwischen den wichtigsten Ereignissen im Leben von Gautama Buddha und den Leben Jesu oder Krishnas ist unverkennbar. Buddhas ethische Lehren sind damit nahezu identisch. Frühzeitig schon diskutierte er in einer Versammlung von Weisen wo ihn seine Eltern, nachdem sie ihn vergeblich gesucht hatten, fanden. Er verläßt sein Heim und zieht sich in die Wildnis zurück, um dort zu fasten und zu meditieren. In dieser Zeit versucht Mâra, der Fürst der Finsternis, ihn mit allerlei irdischen Lockungen zu verleiten. Buddha heilt die Kranken, wurde verklärt und bei seinem Tode fährt er nieder in die Höllen, predigt den gequälten Seelen und erfüllt sie mit Hoffnung. Er lehrte in Gleichnissen und wendete oft dieselben Symbole an wie Jesus, z. B. das des verlorenen Sohnes, des Blinden, der den Blinden führt, und des Regens, der auf Gerechte wie auf Ungerechte fällt.

Herakles (Herkules) ist ein anderer Retter, auf den die Menschheit ihr Vertrauen setzte. Seine Lebensbeschreibung enthält viele wesentliche Merkmale der anderen Erlöser; denn er wurde von einer Jungfrau (Alkmene) und Zeus geboren. Der Sonnengott Bacchus, Sohn des Zeus und der Jungfrau Semele, war ein weiterer Aspekt der hellenistischen Erlöser. Die Etrusker verehrten eine jungfräuliche Mutter und ihren Sohn, und auch die Skandinavier hatten einen Sonnengott, Baldur, (Sohn von Alfader, Odin und der Göttin Frigga) dessen Fest man zur Zeit der Wintersonnenwende feierte. Die germanischen Völker huldigten einer jungfräulichen Mutter mit ihrem Kind. Ihr Name war Eostre, woher unser Wort Ostern stammt. In Finnland erwählte Ukko, der Große Geist, die jungfräuliche Marjatta zur Mutter seiner Inkarnation. Seine mystische Geburt vollzog sich in einem Stalle. Und so gibt es, ähnlich der christlichen Geschichten, Überlieferungen, die in China, Babylonien, Chaldäa, Tibet und vielen anderen Ländern, bis in undenkliche Zeiten zurückreichen.

Ebenso erstaunlich ist es, daß dieselben höchst unglaublichen Legenden für Tausende von Jahren die Grundlage religiösen Glaubens der Mexikaner, Mayas und anderer amerikanischer Nationen waren! Quetzalcoatl wurde von einer jungfräulichen Mutter geboren und durchlief die üblichen Prüfungen, starb und ist auferstanden. Als die Spanier in Mexiko einfielen, fanden sie religiöse Legenden vor wie: die Sintflut, der Turmbau zu Babel, das ursprüngliche Paradies; man glaubte an Himmel, Hölle und Fegefeuer. Alles war dem Christentum so auffallend ähnlich, daß die Spanier deshalb sich dahin äußerten, daß der Teufel es den Mexikanern zu dem Zweck gelehrt hätte, um sie irrezuführen!

Ein Zweig der vergleichenden Mythologie entnimmt daraus, daß diese christlichen Mythen vom Lauf der Sonne durch die zwölf Tierkreiszeichen, vom Monat Dezember an bis Juni und zurück zum Dezember, hergeleitet sind. Die mystische Geburt in einer Höhle stellt das Hervortreten der Sonne aus der Dunkelheit der Nacht und des Winters dar. Der König, der das Leben des kleinen Kindes bedroht, ist die tiefste Dunkelheit im Winter, die von den Sonnenstrahlen besiegt wird. Die Jungfrau ist das mitternächtliche Sternbild am Weihnachtsabend, mit dem das neue Jahr seinen Anfang nimmt. Der Lauf der Sonne durch das Jahr könnte, wenigstens für die Bewohner der nördlichen Länder, die physische Bedeutung der Geschichte sein. Jedoch der Gedanke, daß sonst nichts weiter dahinter steckt, muß auf das Entschiedenste zurückgewiesen werden. Das Universale der Legenden kann auf diese Weise sicherlich nicht erklärt werden. Wenn auch hundert unterschiedliche Legenden erdacht worden sein könnten, um ein und dieselbe Erscheinung zu beschreiben, so verbliebe dennoch die ungeklärte Frage, wieso die gleiche Geschichte auf der ganzen Erde vorgefunden wird, selbst in jenen Gebieten, wo es weder strenge Winter noch auffallende Unterschiede zwischen den Jahreszeiten gibt. Es ist undenkbar, daß eine weltweite Gründung, wie die Mysterien, die die ganze menschliche Geschichte hindurch existierte, ein Betrug oder womöglich eine bloße Wiedergabe der allgemeinen Naturtatsachen als Schauspiel sein könnte!

bild_sunrise_41960_s140_1Weiter haben wir das Tau oder Kreuz oder Swastika, das in der einen oder anderen Form auf der ganzen Erde vorgefunden werden kann und tatsächlich ein universales Symbol von mehr als nur einer Bedeutung ist. Wir sehen es eingraphiert an den Tempeln des prähistorischen Amerika und an den geheimnisvollen Kolossalfiguren der Osterinsel weit draußen im Stillen Ozean. Es ist den Indianern Nordamerikas ebenso vertraut wie den Chinesen oder den alten Skandinaviern. Seltsamerweise unterstützte die Kirche die Anbetung des Kreuzes anfänglich nicht. Erst nachdem mehrere Jahrhunderte vergangen waren, wurde es allgemein üblich. Die christlichen Sakramente waren auch im Altertum wohlbekannt, besonders der Abendmahlsbrauch von Brot und Wein - oder Wasser - der sehr alt ist. In seiner naturalistischen Bedeutung stellt der Wein Bacchus dar, den befruchtenden Einfluß der Sonne, und das Brot, Ceres, die Erdsubstanz. Aber der tiefere übertragene Sinn war das Eintreten des höheren oder spirituellen Selbstes in die Materie, um deren latente innere Kraft zu beleben.

Die verschiedenen Rassen hatten alle weise Lehrer und Führer, die ein erhabenes Wissen besaßen, und diese gaben den Anstoß für die Mythen, die sich so lange halten konnten und sich kaum wesentlich verändert haben. Überdies scheint es eine Regel der Natur zu sein, daß die Älteren und Erfahreneren die Jüngeren unterrichten müssen. Und obwohl der Mensch stets dagegen angegangen ist, herrschte doch dieses Gesetz bei der Entwicklung der Menschheit, wenn es auch von den Geschichtsschreibern wenig beachtet worden ist. Jede Rasse hatte ihre weisen Menschen, die eine spirituelle Botschaft brachten, und viele Beweise gibt es dafür, daß Inhalt und Geist dieser Botschaft bei allen Völkern gleich waren. Es ist daher keineswegs erstaunlich, wenn man entdeckt, daß selbst die Form, in der die Heilige Weisheit niedergelegt wurde, in der ganzen Welt ähnlich ist. Es wäre sonderbar, wenn es anders wäre, stimmen doch die zugrundeliegenden Wahrheiten, die übermittelt werden sollen, offensichtlich überein.

Wenn man bedenkt, daß diese weisen Menschen die Aufgabe hatten, edelste Vorbilder der Menschheit zu sein, drängt sich die Frage auf: Ist diese alte Weisheit, die sie lehrten und die die verschiedenen Weltreligionen durchdringt, eine wahre Beschreibung des Universums und des Menschen? Wenn man auch impulsiv mit einem unmittelbaren Ja antworten möchte, so stellen sich doch gewisse Schranken des Zweifels als Antwort auf diese Frage in den Weg. Vor allen Dingen besitzen wir nur noch verstreute Bruchstücke dessen, was früher eine umfassende religiöse Philosophie gewesen ist. Und, wie gesagt, wir haben fast alle Schlüssel zum Verständnis der symbolischen Bedeutung der alten Schriften verloren. Außerdem halten die zuständigen Personen, an die man sich wegen einer genaueren Auslegung wenden könnte, die Theologen, fieberhaft am toten Buchstaben fest. Auch die weitverbreitete Ansicht der Kritiker herrscht vor, die die alten Religionen so betrachten, als seien sie nur phantastische Versuche des primitiven Menschen gewesen, um die Naturkräfte, wie Dämmerung und Sonnenuntergang, Regen und Wind, zu personifizieren und um die dahinter vermuteten Mächte günstig zu stimmen. All das läßt die Wahrscheinlichkeit einer inneren oder ursächlichen Welt völlig außer acht, die die frühen Rassen viel klarer erkannten als wir und die ihre Lehrer erklärten, indem sie als beste Illustration die Naturerscheinungen benutzten.

Die immer noch unbewiesene Theorie, daß der Mensch vom Tier abstammt, stellt die 'unübertroffene Persönlichkeit' des zwanzigsten Jahrhunderts auf eine hohe Warte des Eigendünkels, wenn er seine sorgfältig ausgearbeitete Zusammenstellung von Tatsachen und Statistiken mit dem vergleicht, was die Alten besaßen und wovon er glaubt, daß es unklare Berichte und mangelhafte Kenntnis gewesen seien. Dies ist das natürliche Ergebnis dieses beschränkten Begriffs vom Universum, der so weitverbreitet ist und der keinen Gegenstand als der Beachtung wert anerkennt, der nicht mit den Sinnen oder materiellen Instrumenten behandelt oder geprüft werden kann. Zum Glück für die Menschheit sind bereits Anzeichen einer erweiterten Gedankenatmosphäre zu erkennen. Die Anzahl der Menschen nimmt zu, die die spirituelle Entwicklung, auch wenn sie mit äusserster Einfachheit des Lebens verbunden ist, als höheren Beweis der Zivilisation betrachtet, als den mehr intellektuellen und materiellen Fortschritt, der für die Menschheit eine ebenso große Gefahr, wie die alte theologische Bigotterie sein kann.

Viele hervorragende Denker merken es, daß spirituelle Prinzipien notwendig sind, um die gegenwärtige Weltlage zu retten. Vor undenklichen Zeiten wurden diese Prinzipien von Leitern und Lehrern bekanntgegeben, die in jeder Rasse geboren wurden und deren Weisheit über sich widersprechende Glaubensbekenntnisse und wetteifernde Nationalitäten hoch erhaben ist. Diese Weisheit beschreibt in symbolischer Form das innere Leben des Menschen sowie des göttlichen Universums, daß ihm zur Geburt verhalf; sie lehrt ferner, daß die Menschen einer großen Familie angehören, ganz gleich auf welchem Erdteil sie wohnen; und sie zeigt, daß der Weg zu Frieden und Bruderschaft in Selbstdisziplin und Selbstvergessen liegt.

Dem heutigen Leben fehlt die Kenntnis der spirituellen Naturgesetze und die Überzeugung, daß diese Gesetze ebensowenig außer acht gelassen werden können, wie das Gesetz der Schwerkraft oder der Maße. Allein diese Überzeugung würde unserer Kultur, die sich am Rande der Selbstzerstörung befindet, die Richtung geben. Wenn das unparteiische Licht des vergleichenden Studiums auf die Weltreligionen ausgebreitet würde, würden die scheinbaren Unterschiede, die uns trennen, verschwinden und es würde offenbar werden, daß die spirituelle Welt ohne Ausnahme auf diejenigen herniederscheint, die wissen, wie sie zu betrachten ist.