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Der Zauber der Glocken

Von allen Vergnügungen in Japan ist das Matsuri oder Festspiel am farbenprächtigsten und am meisten verbreitet. Es ist sowohl bei den Touristen als auch bei der einheimischen Bevölkerung sehr beliebt. Beinahe jede Gelegenheit, ob politischer, religiöser oder traditioneller Art kann der Anlaß für ein Matsuri sein. Es gibt Mondschein- und Kirschblütenfeste. In Kamakura gibt es eine alljährlich stattfindende Feier des Bogenschießens, die ziemlich mittelalterlich anmutet, und eine, um sich die Insekten anzuhören, wofür die Kinder kleine singende Insekten vorbereiten, indem sie sie in Bambuskäfige, die für diese Gelegenheit besonders angefertigt wurden, einfangen. Sie füttern sie sorgfältig mit Gurke und Eierpflanze bis zum letzten Festtag, an dem sie dann allesamt freigelassen werden, wobei alle Kinder dem Chor der summenden und zirpenden Insekten lauschen und sich darüber freuen, daß die kleinen Gefangenen wieder frei sind.

In der früheren Hauptstadt Kyoto finden ausschließlich im Oktober der Tanz der Steuerbefreiung des Landes, das Fest der günstigen Anträge, das Fest des Feuers und das Fest des Stieres statt, sowie ein Fest, das von der berühmten Geisha von Pontoche bestritten wird, die den Kyo Odori oder Tanz der Geisha von Gion zu übertreffen sucht. Viele Matsuri sind rein örtlicher Natur; einige sind vom Schintoismus, dem Nationalkult, religiös inspiriert, während andere dieser oder jener der zahlreichen buddhistischen Sekten entstammen. Alle sind farbenfreudig, voll Leben und reich an Symbolen. Sie dienten viele Jahrhunderte hindurch dazu, das Leben der schwer arbeitenden Bevölkerung in den Städten und in den außerhalb liegenden kleinen Landgemeinden aufzuheitern.

Nach dem Krieg hatten wir das große Glück, an einem der reizendsten Plätze des Landes zu wohnen. Das Japanische Reisebüro wird Ihnen sagen, daß es in Japan drei Plätze gibt, die wegen ihrer Schönheit am berühmtesten sind. Einer davon ist Matsushima. An einem solchen Platz gepflegtester Umgebung nahmen alle festlichen Gelegenheiten größeren Glanz an. Es liegt in Nord Honshu, etwa 15 Meilen von der Stadt Sendai entfernt, wo sich das Leben im kleinen Dorfzentrum, rund um den alten Buddhistischen Tempel Zuiganzi abspielt. Der ursprüngliche Tempel wurde von einem Mitglied der buddhistischen Tendai-Sekte vor etwa 1200 Jahren gebaut. Während der folgenden fünfhundert Jahre wurde der Tempel mehrmals durch Feuer, Hochwasser oder Erdbeben zerstört, so daß es schien, als müsse der Platz aufgegeben werden, aber um das Jahr 1200 n. Chr. errichtete ein Priester der Zensekte wieder das heilige Gebäude. Im Jahre 1607 wurde der Tempel vom großen Herrn von Sendai, Date Massamune, wieder aufgebaut und verschönert, und jetzt wird dieser Neubau als "Der neue Tempel" bezeichnet.

Zuiganzi bildet für viele der im Jahr stattfindenden Feste die feststehende Kulisse. Nachdem wir erst einmal in das Dorfleben mit aufgenommen waren, wurde es eines unserer größten Vergnügen, in die Arrangements einbezogen zu werden, und zwar nicht nur als Zuschauer und Photographen, sondern als Menschen, die bei den Vorgängen eine Rolle zu spielen haben und die dazu gehörten.

Anfang April 1947 wurden wir alle vom Abt von Zuiganzi eingeladen, der Feier von Buddhas Geburtstag beizuwohnen. Zur festgesetzten Stunde rief uns die große Bronzeglocke zum Tempel. Wir wurden von einem jungen Priester erwartet, der uns zu einem Platz zur Linken des hohen Altars geleitete, wo seideüberzogene Sitzkissen für uns bereitlagen. Unter uns waren die älteren Leute des Dorfes plaziert, uns gegenüber die Schulkinder, während der größte Teil der Versammelten im Hofraum und im Garten stehen blieb. Die Mitte der Halle blieb leer.

Bald traten die Priester ein. Sie trugen elegante brokatseidene Roben in einfarbigen dunklen Tönen, grau und braun, hie und da mit hellen Flicken versehen, um die geflickte Robe zu symbolisieren, die Buddha der Herr trug, der, obwohl als Prinz geboren, die Armut und das bescheidene Leben erwählt hatte. Sie nahmen die Stellung der Meditation ein und verblieben gänzlich bewegungslos. Die jüngeren Priester und Schüler, in einfache, dunkelbraune Gewänder gekleidet, standen quer durch die Halle, den älteren zugewandt.

Um zehn Uhr begann jemand eine außerhalb des Eingangs befindliche große Trommel zu schlagen, zuerst ganz leise, dann lauter und lauter, bis das ganze Gebäude mit dem Ton zu schwingen schien. Ganz plötzlich hörte es auf, und als die Echos allmählich erstarben, trat der ehrwürdige, gebrechliche Abt ein, der reich mit prächtigen scharlachroten Roben angetan war, und der Gottesdienst nahm seinen Anfang.

Der Altar war mit einem schönen rot- und goldbestickten Tuch bedeckt, auf dem große Bronzevasen, mit Frühlingsblumen gefüllt, in traditioneller Form aufgestellt waren. (Natürlich kommt das gesamte, in der ganzen Welt so bekannte System japanischer Blumenanordnung aus den Tempeln.) Die Mitte des Altars zierte ein kleiner aus Blumen verfertigter Schrein. In ihm befand sich eine winzige Statue des Buddha-Kindes, das, segnend einen Arm erhoben, in einer mit Tee gefüllten Schale stand. Im Verlauf der Zeremonie ging jeder Priester nach vorn und taufte dreimal ehrerbietig den kindlichen Buddha. Sie benutzten dazu einen langen, dünnen Bambuswedel. Der Gesang von Sûtras und Kinderchören erfüllte den Raum. Am Schluß des Gottesdienstes lud uns einer der Priester ein zum Altar zu gehen, wo wir ebenfalls die kleine Figur tauften.

An jenem Nachmittag schritt eine Prozession von Dorfbewohnern, die mit ihren allerschönsten Kimonos bekleidet waren, durch die Straßen. Das Buddhakind thronte unter einem blumengeschmückten Baldachin auf einem weißen Elefanten aus Papiermaché, flankiert von jungen, lustig trommelschlagenden Knaben und von kleinen tanzenden und singenden Mädchen. Sie kamen zu unserem Haus, wo sie Blumen auf den Fahrweg streuten. Wir schlossen uns den Kindern an als sie weitergingen und jedes Haus im Namen eines kleinen Knaben segneten, der vor 2500 Jahren im fernen Indien in einem Palast geboren wurde, heranwuchs und seinen königlichen Privilegien entsagte, um den Weg der Erleuchtung zu finden und zu predigen.

Eines Tages, es war im Spätsommer, erwachten wir durch den dröhnenden Klang der großen Bronzeglocken des Tempels und der Glocken von den Schreinen und Tempeln der umliegenden Hügel. Erregung lag in der Luft. Wir wußten sofort, daß ein Anlaß zu einem Matsuri gegeben sein mußte.

Unten am Dorfplatz, der gegenüber der Bucht lag, landeten Leute mit ihren kleinen Booten und brachten bunte Papierdekorationen, Spielzeug und Speisen mit. In der Mitte des Platzes waren Zimmerleute mit der Errichtung eines Holzturmes beschäftigt. An allen Ecken und vor jedem Laden stellten die Laternenmacher ihre Ware aus. Die Laternen waren über 45 cm hoch und bestanden aus pergamentartigem Ölpapier, eingefaßt mit geflochtenem Bambus. Manche waren schmucklos und andere waren sorgfältig mit chinesischen Schriftzeichen bemalt.

Unsere Freunde vom Tempel richteten einen Altartisch mit großen Kerzenleuchtern und Weihrauchkesseln her, die sie aus dem Zuiganzi mitbrachten. Der Platz vor dem Tempel war auf den Längsseiten von blauem und weißem Baumwolltuch eingefaßt, wodurch eine Fläche umspannt wurde, wo bevorzugte Gäste, sowie die älteren Einwohner des Dorfes während der Zeremonie sitzen konnten.

Als am Abend der runde rote Erntemond der Bucht entstieg, erhellte sein glänzender Pfad die kleinen felsigen Inseln mit ihren kräftigen windumtosten Kiefern, die grotesk zum Himmel ragten. Wieder läuteten die Tempelglocken, und das rhythmische Schlagen der großen Trommel war von Händeklatschen und hie und da von Gesang begleitet. Als wir uns eilig dem Platz näherten, fanden wir den Trommelturm fertig, der Trommler obenauf, und alle jungen Leute (einige nicht mehr ganz jung), umtanzten ihn unten mit einem Tanz, der ganz schwierigen und verwickelten Takt und Schritt hatte. Dies war, wie wir erfuhren, der Bon Odori. Er wurde genau wie seit Hunderten von Jahren an dem O Bon-Fest getanzt und war nur in Matsushima zu sehen.

O Bon, das Fest der Seelen, zuweilen Fest der Laternen genannt, ist Matsushimas herrlichstes Matsuri. Es kann mit der Feier des Allerseelentages und des Allerheiligenfestes in Europa und Amerika verglichen werden. In ganz Japan wird dieser Tag für die Verstorbenen heilig gehalten; aber jeder Ort scheint seine eigene individuelle Art der Zeremonie entwickelt zu haben. Hier riefen es die Glocken aus, die Trommel setzte ihren beharrlichen Rhythmus fort, die Kinder tanzten, die Priester sangen die heiligen Sûtras, und die Hügel, die das kleine Dorf umgeben, wurden mit winzigen flackernden Lichtern belebt, während die Landleute mit ihren Laternen ankamen, um an der Feier teilzunehmen.

Später am Abend wurden die Laternenboote zum Ufer mitgenommen, wo sie still in die Bucht hinausgesandt wurden. Und von allen bewohnten Inseln kamen weitere kleine Lichter, um sich mit ihnen zu vereinen. Während die Boote langsam auf das weite Meer hinaustrieben, fand ich, daß dies ein recht passender Brauch ist, eine Botschaft zum Gedenken derer auszusenden, die das Meer des Todes zum nächsten großen Abenteuer überschritten haben.

Kurz vor unserem Haus führt eine anmutig geschwungene rote Brücke, die Togetu-kyo oder Mondübergangsbrücke, zu der kleinen Insel von Osima. Dort befand sich einst ein altes buddhistisches Kloster, das im Jahr 1928 durch Feuer zerstört wurde. Obwohl von dem ursprünglichen Bauwerk nichts übrig geblieben ist, findet man noch hie und da Schreine, alte Buddhas aus Stein, moosbedeckte Laternen und zahlreiche Denkmäler, die auf ihrer alten Oberfläche eingravierte religiöse Verse oder kurze Gedichte tragen. Um Osima herum führen alle schmalen Bergpfade zwischen Kiefern und blühenden Büschen hindurch.

Am Eingang zur Insel ist ein kleiner Shinto-Fuchs-Schrein; hier feiern die Landleute, nachdem die Ernte eingebracht ist, das Fest der Reisprobe. Dieser Schrein ist ein unbemalter hölzerner Bau, durch die Jahre verwittert und grau, der Monotonie der ihn umgebenden Felsen und Baumstümpfen angepaßt. Er paßt dort so wunderbar hin, als sei er mit der Landschaft verwachsen. Unter einer Torii-Pforte hindurch führen alte Steinstufen zum Schrein hinauf, in den Hunderte von Füchsen aller Größen aus Porzellan und Ton, von ergebenen Bauern aus Dankbarkeit für gute Ernten gebracht waren.

Es ist nicht genau bekannt, wie der Fuchs zum Symbol des Reisgewinnes geworden ist, der in der damaligen Wirtschaft zeitweise Symbol für finanziellen Wohlstand war, wo Reis als Reichtum galt und Transaktionen in Reisabschlüssen gemacht wurden. Eine Geschichte aus alter Zeit besagt, daß die Göttin der Fruchtbarkeit durch ihren sie begleitenden Fuchs von Korea aus Reis zum Inselreich Japan bringen ließ, wobei der Fuchs die Reiskörner im Maul über die See trug.

Das Fest der Reisprobe wird im ganzen Land gewissenhaft gefeiert. Auf Osima ist es eine anspruchslose Angelegenheit. Aber ich bezweifle, ob bei einem großen und farbenprächtigen Matsuri ein ehrerbietigerer Geist der Dankbarkeit gefunden werden kann, als jener, den das einfache Volk zum Ausdruck bringt, das meilenweit herpilgert, um seine dürftigen Reisgaben am Tor des Schreines unter den boshaften Augen einer Anzahl keramischer Füchse niederzulegen.

Der Wohlstand Japans bestand für viele Jahrhunderte in der Förderung seines Landvolkes, das ein Kaiser aus alter Zeit "Der große Schatz" nannte. Der große Schatz ging Generation um Generation daran, die Nahrung für die Nation zu pflanzen und zu ernten und legte seinen Stolz in die Arbeit und die Fähigkeit zu schaffen. Die Natur, in vieler Hinsicht so grausam, brachte Taifune, Erdbeben und Überschwemmungen und vernichtete damit die Arbeit der menschlichen Hände, aber die japanische Ehrfurcht der Natur gegenüber wurde niemals gemindert. Ihr Empfinden für das Land kommt im Lied, Bild und Gedicht, sowie in den festlichen Tänzen zum Ausdruck. Damit werden die wachsenden Dinge, der Wandel der Jahreszeiten, leise Brisen und wilde Stürme symbolisch dargestellt.

Ganz plötzlich wurden wir nach Hause gebeten. Als die Zeit unserer Abreise näher kam, rief uns der oberste Priester vom Zuiganzi an. Er sagte, daß sich die Beamteten des Tempels entschieden hätten, zu Ehren meines Mannes ein Fest zu veranstalten, ehe wir Japan verließen. Unser Dolmetscher erklärte uns, daß das Fest, so wie er es übersetzen könne, das Fest des Trostes heißen solle. In feudalen Zeiten, als die Kriegsherren und ihre Samurai im ganzen Land kämpften, und wenn sich ein Eroberer im Staat festsetzte und hierauf mit dem Volk weise und gerecht verfuhr, konnte ihm der Tempel das Fest des Trostes als ein Zeichen der Würdigung bieten. Hundertfünfzig Jahre sind vergangen seit eine Feier dieser Art im Zuiganzi stattfand.

Als wir uns am verabredeten Tag dem Tempel näherten und zwischen den langen Reihen blütenloser Bäume dahinschritten, bemerkten wir, daß das große Haupttor weit geöffnet war, so daß wir die Haupthalle sehen konnten. Auf dem Altar brannten Kerzen, die von Kranichen aus Bronze gehalten wurden. Diese standen auf Schildkröten, was langes Leben und Glückseligkeit bedeutet. Dunkel gekleidete Priester standen in Reihen auf einer Seite des Raumes. Ihr feierlicher Gesang wurde vom Klang der Gongs unterbrochen. Wir wurden zum Teehaus des Tempels geführt, das einen kleinen Garten auf der Rückseite des Gebäudes überragt.

Es war eine formelle Teezeremonie geplant. Diese Art der Bewirtung ist ausgesprochen japanisch. Unser japanischer Lehrer erzählte uns, daß die Teezeremonie in Verbindung mit einem Blumenarrangement, Gartengestaltung und viel des berühmten schwarzen und weißen Strauchwerks, ein wesentlicher Beitrag des Buddhismus für das kulturelle Leben des Volkes war. Er legte Gewicht darauf, daß diese natürlichen Merkmale nur dann wahrhaft gewürdigt sein könnten, wenn man einen Begriff von dem gewonnen hätte, was er die große Heiterkeit nannte. Sollte jemand zu einer Cha-no-yu oder Teefeierlichkeit gehen und heitere Unterhaltung, Gelächter, Musik und das Geklapper von Teetassen erwarten, so würde er enttäuscht sein. Denn der ganze Zweck des Cha-no-yu ist der, daß man aufgerichtet und im Geist erneuert werden sollte, damit man ein Gefühl der Heiterkeit mit fortnehmen könne.

Die Zeremonie ist gewöhnlich für nicht mehr als fünf zusammenpassende Gäste eingerichtet und wird in einer Atmosphäre ritueller Einfachheit durchgeführt. Während der Zubereitung des Tees wird kaum ein Wort gesprochen. Der Teemeister hat die alte Kunst so sorgfältig gelernt, daß jede der stilvollen Bewegungen vollkommen ist. Die Geräte sind einfach, sogar ländlich in der Form, aber von künstlerischer Ausführung. Übertriebene Aufmachung wird als äußerst schlechter Geschmack angesehen, weil niemand von der nachdenklichen Stimmung abgelenkt werden soll. Pulverisierter Tee wird in die Teeschale gegeben, aus einem eisernen Kessel kochendes Wasser hinzugefügt und die Mischung mit einem Bambusschläger zu einer dicklichen grünen Flüssigkeit geschlagen. Jede Person wird gesondert bedient. Die erste Schale empfängt der Ehrengast. Sie wird hierauf dem Teemeister zurückgegeben und in kochendem Wasser ausgespült. Eine zweite Schale wird für den nächsten Gast gefüllt. Wenn alle Anwesenden bedient worden sind findet eine ruhige Unterhaltung statt.

Zu dieser Veranstaltung wurde der Ober-Teemeister von Sendai gebeten den Vorsitz zu übernehmen. In direkter Abstammung gehörte er der vierzehnten Generation der alten Familie der Teemeister an, die etwa dreihundert Jahre lang jenen Teil von Nord Honshu bis zur Wiedererrichtung der kaiserlichen Macht im Jahre 1868 regierte. Für unsere Feier wurden die alten Erbstücke in Gebrauch genommen. Man zeigte uns die kostbaren Stücke und schilderte die historischen Anekdoten, die mit ihnen verbunden sind; woher sie gekommen sind und welche Künstler sie geschaffen haben.

Unser eigenes, besonderes Fest oder Matsuri dauerte bis kurz vor Sonnenuntergang. Es war ein schöner Nachmittag, der zu unserem Andenken veranstaltet wurde. Wir waren traurig gestimmt als wir zu all den vornehmen und gütigen Freunden im Tempel Lebewohl sagten. Als wir am Eingang zur Haupthalle verweilten, die, abgesehen von den flackernden Altarkerzen, dunkel war, erkannten wir, daß wir im Innern jenes schatzerfüllten Raumes, der durch auswechselbare Täfelungen von alten Kano-Malereien abgegrenzt war, jene essentiellen Qualitäten gefunden hatten, die die Zeitalter, sowie die vielen Veränderungen in Japan überdauert haben. Durch irgendeinen außergewöhnlich großen Glücksumstand wurde uns das Vorrecht zuteil an einem Rhythmus des Lebens teilzuhaben, das uns bisher nicht bekannt war; und wir empfanden, daß wir einen Teil der Großen Heiterkeit mit uns nehmen durften.

Als wir uns anschickten, die lange, baumbepflanzte Allee hinunterzugehen, erscholl der Klang der großen Bronzeglocke, der ein Chor kleinerer Glocken und Gongs folgte. Von den umliegenden Hügeln hallte es wider und wider, so daß es schien, als ob die ganze Erde in einem mächtigen Ausbruch von Tönen lebendig würde.

Als wir durch den herrlichen Aufruhr der Töne gebannt still standen, sagte mein japanischer Freund: "dies wird der Zauber der Glocken genannt. Damit wünschen wir Ihnen eine glückliche Heimreise und eine baldige Rückkehr nach dem Zuiganzi."