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Innere Schönheit

Der Mensch ist als spirituelles Wesen im Innersten ein Schöpfer. Aber solange er nicht Schönheit im Denken, in Wort und Tat entwickelt, kann man von ihm nicht sagen, daß er wirklich lebt. Doch Schönheit, wie stark und echt sie auch empfunden sein mag, entzieht sich dem, der versucht ihr Ausdruck zu verleihen.

Die Meinung, daß Lebenserfahrung erlangt werden muß, indem man sie der gleichgültigen, widerspenstigen oder sogar feindseligen Natur abringt, war in den alten Schulen unbekannt. Dort bemühten sich die Schüler, durch harmonisches Leben mit der Natur zu würdigen Empfängern der Geheimnisse des Lebens zu werden. Überall wurde die Notwendigkeit des Selbststudiums betont, und zwar zu Recht, denn in dem Augenblick, in dem man versucht, der inneren Schönheit Ausdruck zu verleihen, in dem Moment, wo man versucht, das äußere Handeln zu einem Abglanz zu machen, begegnet man innerem Widerstand. In jedem Menschen sind Tendenzen, die ihn fortwährend drängen, lieber zu nehmen als zu geben und es erfordert viele Jahre des Studiums, der Achtsamkeit und ausdauernder Anstrengung, zu lernen sich selbst zu erkennen und ein gewisses Maß Harmonie im Innern zu erreichen.

Das Lebensbild, das diese alten Schulen entwarfen, war so umfassend, so voller Glanz und heiliger Erhabenheit, und der Mensch wurde als ein so majestätisches Wesen mit so unbegrenzten Möglichkeiten dargestellt, daß ich, selbst nach einem oberflächlichen Studium, auf die Jahre, in denen mir Materialismus und blosser Intellektualismus als die höchsten Ausdrücke des Lebens gelehrt wurden, zurückblickte, als hätte ich sie im Kerker verbracht. Es wurde mir klar, daß ich tatsächlich aus dem Kerker gekommen und wieder ein freier Mensch war, der in frischer Luft, stärkendem Wind und im Sonnenschein umherging.

Die Welt befindet sich gegenwärtig in einem chaotischen Zustand. Alte Werte sind wertlos geworden. Der Materialismus wurde gewogen und zu leicht befunden. Der blosse Intellektualismus wird nicht mehr angebetet, wie vor einigen Jahrzehnten. Überall herrscht Unzufriedenheit, Unruhe, ein Tasten und Suchen nach etwas Besserem, etwas Höherem.

Ich bin überzeugt, daß ein auf philosophische Überzeugung begründeter, durch jahrelanges Selbststudium gestärkter und durch eine lebenslange ernste Anstrengung allen gegenüber unsere volle Pflicht zu tun, geheiligter Idealismus von größter Wichtigkeit ist. Und ich glaube, daß es für junge Leute ein unschätzbares Privilegium ist, in einer solchen Atmosphäre von strahlendem Idealismus aufzuwachsen. Erzieher sind ausgezeichnete Idealisten, und ich fühle, daß es der Geist des Idealismus und der Schönheit sein wird, der einen Widerhall in ihren Herzen anschlagen und helfen wird die Flut der Niederlage in einen Sieg zu verwandeln.